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RE: Von der Luthermesse zum Neuen Messritus
in Diskussionsplattform Kirche 18.09.2017 09:40von Mariamante • 391 Beiträge
@Kristina: Ecclesia semper reformanda est. Die Kirche ist der fort- lebendende Christus. Weil die Kirche lebendig ist, gibt es auch in der Liturgie Entwicklungen und Veränderungen. Dass aus der alten Liturgie Heilige und Martyrer hervor gegangen sind, sehe ich differenziert: Denn die heiligste Jungfrau Maria, der hl. Josef, die hl. Martyrer der ersten Jahrtausende haben bekanntliche KEINE tridentinsiche hl. Messe mitgefeiert- und sind doch größte Heilige. Die Heiligkeit eines Menschen hängt NICHT davon ab, dass er nur die tridentinische hl. Messe mitfeiert. Es ist daher wohl nicht die spezifische Liturgie, welche Menschen heiligt. Es kann jemand täglich die tridentinische hl. Messe mitfeiern- wenn er Menschen verachtet, im Ehebruch lebt, unversöhnlich und voller Groll und Zorn ist- wird er nicht nur nicht heilig, sondern könnte sogar in der Hölle landen.
Was schwer einzusehen war und ist, war z.B. nach der Einführung des neuen Messritus ein allgemeines Verbot des tridentinischen Messritus. Aber da in der Kirche m.W. schon jeher verschiedene Mess- Riten existierten - sehe ich kein Problem darin, den einen wie den anderen Ritus als Form der Begegnung mit dem LEBENDIGEN GOTT und dem sakramental gegenwärtigen göttlichen Heiland zu sehen. Die heilige Mutter Kirche sieht auch in ihrem liturgischen Reichtum und liturgischer Vielfalt ein Abbild der Größe und Weitherzigkeit Gottes.
Gelobt sei JESUS CHRISTUS
RE: Von der Luthermesse zum Neuen Messritus
in Diskussionsplattform Kirche 18.09.2017 20:31von Aquila • 7.220 Beiträge
Heute wird immer wieder von der "Neue Messe" als "vom Konzil gewollt" geredet,
was natürlich wie bereits mehrfach gezeigt grundfalsch ist !
Von der Luthermesse zum Neuen Messritus (5)
( Überhaupt:
Warum wird immer von "d e m" Konzil in Zusammenhang mit dem Vaticanum II. geredet....als ob es in der 2000 jährigen Kirchengeschichte keine anderen Konzile gegeben hätte !?)
Es war das Werk kleiner, aber hyperaktiver liberal-progressivistischer nachkonziliärer Gruppierungen.
Diese waren bereits vor dem Vaticanum II. aktiv und bestellten bez. der Liturgiekonstitution gleich sieben protestantische "Theologen-Berater" ein !
Heute sehen wir die Folgen !
Ähnliche Gruppierungen sind heute in anderen Bereichen wieder hyperaktiv.
Als damaliger Kardinal Ratzinger hat sich Papst Benedikt XVI.
über das Vaticanum II. und gerade auch über die Liturgie"reform" geäussert:
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"Das Zweite Vatikanische Konzil behandelt man nicht als Teil der lebendigen Tradition der Kirche, sondern direkt als Ende der Tradition undso, als fange man ganz bei Null an.
Die Wahrheit ist, daß das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewußt in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte;
trotzdem interpretieren es viele,als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt.
Dieser Eindruck wird besonders durch Ereignisse des täglichen Lebens verstärkt.
Was früher als das Heiligste galt - die überlieferte Form der Liturgie - scheint plötzlich als das Verbotenste und das Einzige, was man mit Sicherheit ablehnen muß...
Das führt bei vielen Menschen dazu,daß sie sich fragen, ob die Kirche von heute wirklich noch die gleiche ist wie gestern, oder ob man sie nicht ohne Warnung gegen eine andere ausgetauscht hat.“
Joseph Kardinal Ratzinger, Rede vor den Bischöfen von Chile vom
13.7.1988, Der Fels 12/88, S.343
"Daß die negativen Seiten der Liturgischen Bewegung hernach verstärkt wiederkehren und geradezu auf die Selbstzerstörung der Liturgie hindrängen würden,
habe ich nicht vorauszusehen vermocht.
"Ich bin überzeugt, daß die Kirchenkrise, die wir heute erleben,
weitgehend auf dem Zerfall der Liturgie beruht, die mitunter sogar so konzipiert wird
«etsi Deus non daretur»."
( Uebersetzt: "Als wenn es keinen Gott gäbe")
Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S.64 u. 174
"...die Ächtung der bis 1970 gültigen Form von Liturgie muß aufhören.
Wer sich heute für den Fortbestand dieser Liturgie einsetzt oder an ihr teilnimmt,
wird wie ein Aussätziger behandelt; hier endet jede Toleranz...
Derlei hat es in der ganzen Geschichte nicht gegeben, man ächtet damit ja auch die ganze Vergangenheit der Kirche.
Wie sollte man ihrer Gegenwart trauen, wenn es so ist?
Ich verstehe, offen gestanden, auch nicht, warum so viele meiner bischöflichen Mitbrüder sich weitgehend diesem Intoleranzgebot unterwerfen, das den nötigen inneren Versöhnungen in der Kirche ohne einsichtigen Grund entgegensteht."
Joseph Kardinal Ratzinger, Gott und die Welt - Glauben und Leben in
unserer Zeit, Ein Gespräch mit Peter Seewald, 2. Aufl., München 2000,
S.357
"An die Stelle der gewordenen Liturgie hat man die gemachte Liturgie
gesetzt.
Man wollte nicht mehr das organische Werden und Reifen des durch die Jahrhunderte hin Lebendigen fortführen, sondern setzte an dessen Stelle - nach dem Muster technischer Produktion - das Machen, das platte Produkt des Augenblicks."
Gedenkschrift für den verstorbenen Liturgiewissenschaftler Msgr. DDr. Klaus Gamber
-
Klare und unmissverständliche Worte.
Sie dürften auch die Beweggründe für sein als Papst Benedikt XVI. erlassenes
"motu proprio summorum pontificum" gewesen sein.
Die gleichsam über Nacht einem Handstreich gleich Einführung bzw. Aufzwingung einer ang. Liturgie"reform" ohne erkennbare katholische Identität mehr ist bezeichnend.
Dass dabei die seit über 1500 Jahre ununterbrochen überlieferte Form der Liturgie
- die Alte Messe - unter eine Ächtung fiel, ist ein einziger (gewollter) Skandal !
Martin Mosebach bringt es auf den Punkt:
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"Die Rücksichtslosigkeit, mit der man einst Verehrtes, das nun nicht mehr verehrt werden soll,
profaniert, ausrangiert, abschafft, wegwirft, einschmilzt und verhökert....ist vulgär""
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RE: Von der Luthermesse zum Neuen Messritus
in Diskussionsplattform Kirche 18.09.2017 20:50von Blasius • 3.922 Beiträge
Dass dabei die seit über 1500 Jahre ununterbrochen überlieferte Form der Liturgie
- die Alte Messe - unter eine Ächtung fiel, ist ein einziger (gewollter) Skandal !
Lieber Aquila,
es war einmal: Vorkonziliar „ein fast paradiesischer Zustand"
40 Jahre nach der Liturgiekonstitution des II. Vatikanums:
Die überlieferte Liturgie der hl. Messe steht überall wieder auf der Tagesordnung
1973, zehn Jahre nach der Liturgiekonstitution des II. Vat. Konzils, schien das Schicksal der 1500 Jahre alten überlieferten lateinischen Liturgie besiegelt zu sein. Sofort nach der Verabschiedung begannen fast überall willkürliche Liturgieexperimente, 1970 folgte dann der „Novus Ordo Missae", der sich - z.T. zu Unrecht — auf jene Konstitution berief. Prominente Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler hatten gemahnt und gewarnt: vergebens. Abermillionen von Gläubigen fühlten sich ihrer geistlichen Heimat beraubt: man ging mit beispielloser Unbarmher-zigkeit über ihre Empfindungen hinweg. Ja, sie mußten sich von Karl Rahner beschimpfen und verhöhnen lassen, (vgl. S.3) Und 2003? Alle führenden Zeitungen Deutschlands geben zu erkennen, daß die Liturgiereform gescheitert ist, daß sie nicht zu „neuen Aufbrüchen" oder gar zu einem „neuen Pfingsten" sondern zu einer pastoralen Katastrophe geführt hat. Die überlieferte hl. Messe steht überall wieder auf der Tagesordnung, nicht zuletzt in Rom selbst. Nur der Hirtenbrief der Deutschen Bischofskonferenz versucht noch, diese Liturgie als nostalgisches Bedürfnis einiger älterer Katholiken darzustellen. Während in der Schweiz das Netz der Seelsorgstationen mit der überlieferten hl. Messe immer enger geknüpft wird und sich auch in Österreich neue Entwicklungen anbahnen, halten die meisten deutschen Bischöfe an ihrer Verweigerungshaltung fest. (vgl. S.2f)
Die „Welt": „Neue Sehnsucht nach dem alten Ritus"
„Neue Sehnsucht nach dem Alten Ritus" hat die „Welt" ihren Artikel vom 4.12. getitelt, in dem es u.a. heißt: „Tatsächlich haben die katholischen Gruppierungen, die den liturgischen Veränderungen mit Skepsis oder sogar mit Ablehnung gegenüberstehen, Zulauf. 1998 hat Kurienkardinal Joseph Ratzinger die Bischöfe aufgefordert, die Feier der Messe in lateinischer Sprache 'wieder zu entdecken'. Ratzinger will das Rad nicht zurückdrehen, aber er scheute sich nicht zu sagen, daß die 'wilde Kreativität' nach dem Konzil 'das Mysterium des Heiligen zunichte gemacht habe'. Mehrmals plädierte er für eine 'liturgische Versöhnung'. Die alte Liturgie sei kein schrecklicher Traditionalismus, sondern in Wirklichkeit der Wunsch, 'an der Göttlichkeit teilzuhaben'. Dennoch kommt es immer wieder zu grotesken Vorgängen. In der römischen Basilika (Fortsetzung Seite 2) Santa Maria Maggiore zelebrierte Kurienkardinal Castrillon Hoyos vor 3000 Katholiken eine Messe nach dem alten Ritus, in Fulda, am Grab des heiligen Bonifatius, wurde dies einer Pilgergruppe verwehrt. Man fürchtete einen 'Präzedenzfall'."
FAZ: Vorkonziliar „ein fast paradiesischer Zustand"
Zwar meint der römische Korrespondent der FAZ (4.12., S.10), die Liturgiekonstitution sei notwendig gewesen, muß aber zugeben, vier Jahrzehnte danach gehe der Streit kaum darum, ob deren Ziele erreicht, „sondern nurmehr darum, warum sie verfehlt wurden". Die römische Kirche sei Ende der fünfziger Jahre „nach allen meßbaren Kriterien wie dem sonntäglichen Meßbesuch oder der Priesterzahl, nach Sakramentenempfang und Vertrauen in die Hierarchie in einem fast paradiesischen Zustand" gewesen. „Also hätte man nach den gängigen Regeln gar nichts oder so wenig wie möglich ... ändern müssen". Das Kirchenvolk sei damals „ziemlich zufrieden" gewesen. „Deshalb mußten Bischöfe, Theologen und eifrige Laien nach 1963 dem nur teilweise vorbereiteten, in der Mehrheit eher verdutzten Kirchenvolk erklären, was für eine großartige Sache das Konzil sei und daß man nur dann ein guter Katholik sein könne, wenn man die angeordneten Veränderungen getreulich und begeistert mitvollziehe." Dann wurde „das geächtet, was kurz zuvor noch gut katholisch war. Nicht nur Reaktionäre waren darüber verärgert. ... Je schärfer die Reformer ... 'die aktive Beteiligung aller' forderten, desto 'gefolgsunwilliger' wurde das Kirchenvolk."
SZ: Kirche heute „inmitten einer existentiellen Krise"
Die linksliberale Süddt.Ztg. (4.12.): „Wenn Kinder im Altarraum ein Lied singen, wenn Frauen dort tanzen, Männer zur Gitarre greifen, wenn Laien predigen, Fürbitten vortragen, Hostien verteilen und sich ständig die Hände schütteln - dann weiß der Traditionalist, wie sehr die Liturgiereform mißlungen ist.. Längst sind es nicht mehr nur Sektierer.., die die Rückkehr zur tridentinischen Messe fordern. Bereits zum vierten Mal neu aufgelegt wurde das Ende 2002 erschienene Plädoyer Martin Mosebachs. Sein Urteil ist vernichtend. Das nachkonziliare Reformwerk habe der Liturgie alle Schönheit ausgetrieben, und während 'das Häßliche sonst nur auf das Unwahre schließen läßt, bedeutet es im Bereich der Religion die Anwesenheit des Satanischen.' Ein anderer Vorwurf kommt von theologischer Seite. Eine Klerikali-sierung der Laien habe stattgefunden, die anstelle des Priesters omnipräsent seien, rastlos Liedtexte verteilten, Besinnungsworte sprächen. Sollten die Beobachtungen der Kritiker zutreffen, dann steht die kath. Kirche inmitten einer existenziellen Krise. Denn was soll der Gottesdienst sein, wenn nicht ein Einspruch gegen den überall sonst triumphierenden Geist des Machens und Modelns. Der idealistische Kern der Messe würde beschädigt, ... wenn die Konkurrenzsituation sich bruchlos fortsetzte im Wettstreit um die phantasievollste Fürbitte, das modernste Lied, den witzigsten Einfall.(..)
Wer heute eine Kirche betritt, blickt sofort auf das dauerhafteste Ergebnis der Liturgiereform: den 'Volksaltar'. Der Priester zelebriert hinter dem Altar, 'wie hinter einer Theke, sieht seine zum Publikum gewordene Gemeinde an, singt ihr mit froh geöffnetem Mund ins Gesicht' (Mosebach). ... Weihbischof Max Ziegelbauer formuliert den von Mosebach und Ratzinger geteilten Einwand: 'Wenn man sich während der Messe ständig gegenseitig in die Augen schaut, besteht die Gefahr, denjenigen aus den Augen zu verlieren, dem der göttliche Kult dargebracht wird.' Jesu Worte beim letzten Abendmahl sind das Fundament der Liturgie. Laut kath. Lehre ist Jesus bei jeder Eucharistiefeier in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig. Wo dieses Mysterium im Christus-hat-uns-alle-lieb-Gestus verplaudert wird, hat die Kirche aufgehört, Kirche zu sein. Sie wäre eine Sinnagentur mit religiöser Rhetorik geworden".
Die Schlußfolgerungen der deutschen Bischöfe:
„Niederschwellige Angebote, weniger Ansprüche"
Ebenfalls zum 40. Jahrestag haben die deutschen Bischöfe in einem Pastoralschreiben an die Mitarbeiter in der Seelsorge ihre Schlußfolgerungen aus der Situation gezogen. Darin wird u.a. „gottesdienstliche Offenheit" gefordert: „Immer mehr Menschen haben keine gottesdienstlichen Grunderfahrungen, an die sie in Stunden der Krise und der Sinnsuche anknüpfen können", deshalb reiche es heute häufig nicht mehr, „wenn wir sie einladen, an den großen Gottesdiensten unserer Tradition teilzunehmen." Ebenso müßten „für Kinder, Schul- und Jugendgottesdienste gelegentlich offenere Formen des Gottesdienstes gewählt werden". Es sei darüber hinaus Ausdruck diakonaler Grundhaltung, „wenn wir bereit sind, auch dort solidarisch zu beten und Gottesdienst zu feiern, wo wir zumindest im Moment nicht davon ausgehen können, daß die Menschen mit uns Kirche sein wollen." So werde es darum gehen, „Formen zu finden, bei denen der Zugang den kirchlich nicht Beheimateten leichter fällt. Solche niederschwelligen Angebote stellen an die Teilnehmenden weniger Ansprüche, erlauben ihnen, gleichsam als Gäste und Beobachter dabei zu sein und können so erste Glaubenserfahrungen ermöglichen. ... Eine diakonische und missionarische Funktion haben in gewisser Weise auch viele Gottesdienste, die bei wichtigen gesellschaftlichen Anlässen und Ereignissen in der Regel in ökumenischer Trägerschaft gefeiert werden". Hingewiesen wird auch auf „multireligiöse Feiern", die zwischen Christen, Juden und Moslems gefeiert werden können.
In einem Hirtenwort aus gleichem Anlaß wurde u.a. behauptet, die Liturgiereform habe den „Schatz der Liturgie neu zum Leuchten" gebracht. Und das „Leitprinzip der tätigen Teilnahme" habe „als großartiger Impuls gewirkt".
Ein Zwischenruf: Erinnerungen an die Wirklichkeit
Auf die gegenwärtige Liturgiemisere und ihre Ursachen gehen die Bischöfe in ihren Schreiben mit keiner Zeile ein. Kein Wort zu den vielen blasphemischen Meßfestivals, den Karnevals-, Jecken und Schwulenmessen, den „besonderen Gottesdiensten" mit unzähligen Gags von peinlicher Albernheit, den Tischmessen, vor allem in Seminaren, und den massenhaften Kommunionen, welche ihren Grund vornehmlich in der Demontage des Glaubens an die Realpräsenz haben. Das theatralische Bemühen um Abwechslung im Gottesdienst wäre nicht möglich, wenn die „Gläubigen" wieder von der Realität des gewaltigen Schauspiels der Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Herrn durchdrungen wären. Überflüssig wäre auch die ganze „Beschäftigungstherapie". Zur wirklich aktiven und andächtigen Teilnahme ist vielmehr notwendig, daß der Einzelne sich kontemplativ in die Geheimnisse des Lebens und Sterbens Christi vertieft. Auf diese Weise vereinigt er sich mit ihm ungleich inniger, als es die heutige liturgische Geschäftigkeit vermag. Die bischöfliche Empfehlung von mehr „gottesdienstlicher Offenheit" gar rechtfertigt nicht nur die immer weiter ausufernden „kreativen" Jugendmessen, sondern ermuntert geradezu, den Gottesdienst zum Spielplatz für ein gesteigertes Gemeinschaftserlebnis der Teilnehmenden zu machen.
Von Heranführung junger Menschen an das „Mysterium fidei" kann doch wohl keine Rede sein, zumal sie hier kein metaphysisches Geheimnis, sondern meist ein profanes Happening erleben. Ähnliches gilt für die „niederschwelligen Gottesdienstangebote", welche nach Meinung der Bischöfe den der Kirche Fernstehenden als Türöffner dienen und erste „Glaubenserfahrungen" ermöglichen sollen. Vergleichsweise war es in der Kirche der Antike aus Sorge vor einer Profanierung strengstens verboten, Außenstehende zu den christlichen Mysterien zuzulassen. Eigene Türhüter (Ostiarier) hatten die Eingänge zu bewachen, damit sich kein Unbefugter zur Opferfeier der Christen Zutritt verschaffen konnte. Zum Thema überlieferte Liturgie schreiben die Bischöfe: „Es dürfen jedoch auch jene Gläubige nicht übersehen werden, denen die früheren Formen Beheimatung bedeuteten und die daher unter den Veränderungen leiden." Man sieht darin offenbar zurückgebliebene Nostalgiker in vorgerücktem Alter, deren Gefühle und Empfindungen aus seelsorglichen Gründen zu berücksichtigen sind. So weit geht die Rücksichtnahme freilich nicht, daß man den immer wieder vorgebrachten Anliegen dieser Menschen wenigstens so weit entgegen käme wie den Aktivisten all jener zerstörerischen Unternehmungen. (Cl)
Was Karl Rahner 1966 schrieb:
In der Humanität gescheiterte tragikomische Randfiguren
Es ist nicht unwichtig, sich wieder in Erinnerung zu rufen, was Karl Rahner 1966 im hunderttausendfach verbreiteten „Kleinen Konzilskompendium" (Herder-Verlag, a.a.O. S.40) schrieb. Seine Schüler haben schließlich inzwischen die Bischofsstühle und theologischen Lehrstühle besetzt. Zwar erinnert das Handeln kirchlicher Behörden oft an die Geisteshaltung Rahners, aber kaum jemand hat menschenverachtende Äußerungen so unverblümt zu Protokoll gegeben wie diese theologische Leitfigur des 20. Jahrhunderts:
„Die vom Konzil weitergeführte und auch für die Zukunft weiter gewünschte Liturgiereform ist in manchen Kreisen der Kirche auf Befremden und Widerstände gestoßen, wobei deren Ausmaß freilich übertrieben dargestellt wurde. Befremdet, nicht eigentlich verwirrt waren jene Schichten des vielzitierten und vielfach überschätzten 'gläubigen Volkes', die Liturgie primär als Brauchtum und Folklore ansehen und den direkten religiösen Anspruch einer erneuerten Liturgie als lästig empfinden. Es handelt sich um jene Schichten, denen die Heilssorge der Kirche zwar immer zu gelten hat. die aber keinesfalls zum Maßstab kirchlichen Selbstvollzugs gemacht werden dürfen, da sie ohnedies aus eingewurzelter Trägheit nie zum Selbstvollzug der Kirche beitragen (es sei denn als Staffage bei Massendemonstrationen).
Die das konkrete Dasein der Kirche tragenden Schichten haben die Liturgiereform überall als längst fällige Besinnung und als Anerkennung ihrer eigenen christlichen Reife begrüßt. Widerstände erheben sich aus sogenannten akademischen Kreisen, deren Angehörige ihre Unfähigkeit zur Kommunikation, ihren Bildungsdünkel und ihr steriles Verhältnis zur Geschichte hinter dem Anspruch besonderer Kirchlichkeit zu tarnen suchen, indem sie ihre Ressentiments als Maßstab des Katholischen ausgeben. Dem Konzil war es leichter, als dies einzelnen Bischofskonferenzen und Bischöfen geworden wäre, diese wortstarken und teilweise einflußreichen, aber in der Humanität gescheiterten tragikomischen Randfiguren der Kirche völlig außer acht zu lassen."
Seit 1965 zwei Drittel weniger Gottesdienstbesucher
Bei ihrer positiven Sicht der Wirkungen der Liturgiereform haben die deutschen Bischöfe die Statistiken auf ihrer eigenen Internetseite (dbk.de) offenbar nicht zur Kenntnis genommen. Danach besuchten 1950 50,4% der deutschen Katholiken die Sonntagsmesse. Diese Zahlen sanken bis 1965 auf 45,1%. Nach weiteren 15 Jahren, also 1980, nach der Liturgiereform, waren es 29,1%. Nach weiteren 15 Jahren, also 1995, waren es noch 18,6%. 2002 noch 15,2%.
Ähnlich entwickelten sich die Zahlen der Wiederaufnahmen und Übertritte (WÜ) in die Kirche einerseits und der Austritte (A) aus ihr andererseits. 1950 standen 30.674 WÜ 33.536 A gegenüber. 1965 lautete das Verhältnis 14.214 WÜ zu 22.791 A. 1980, also nach der Liturgiereform, 7733 WÜ zu 66.438 A. 1995: 10.141 WÜ zu 168.244 A und 2002 12.576 WÜ zu 119.405 A.
Seit 1986 60% weniger Theologiestudenten in Bayern
Seit 1986 ist die Zahl der Theologiestudenten an den kath.-theol. Fakultäten in Bayern um 60% zurückgegangen (Diplom-, Lizentiats- und Promotionsstudiengänge). Der Oberste Rechnungshof hat deshalb die „üppige Ausstattung" der Fakultäten gerügt. (Augsbg. Allg. 18.12., S.6) „Mittlerweile entfalle in Bayern auf eine Professorenstelle jährlich nur eine Abschlußprüfung." Allein zwischen den Wintersemestern 97/98 und 02/03 veränderten sich die Zahlen wie folgt: München von 521 auf 285 Studenten, Würzburg von 512 auf 189, Regensburg k.A. auf 133, Passau von 308 auf 87, Bamberg von 118 auf 84 und Augsburg von 104 auf 82. In diesen Zahlen sind allerdings die Studenten für das Lehramt an Gymnasien, Real-, Haupt- und Grundschulen nicht enthalten. Lehramtsstudiengänge gibt es auch an den Universitäten Erlangen/Nürnberg und Bayreuth. Ferner kann man an den nichtstaatlichen Hochschulen Benediktbeuern (Salesianer) und Eichstätt (Kath. Universität) Theologie studieren. Die bayrische Rektorenkonferenz möchte im Zuge der Sparbemühungen die Zahl der staatlichen kath.-theol. Fakultäten auf drei reduzieren. (FAZ 18.12., S. 4)
Liturgie für Konkursverwalter
Die Situation der Kirche in Deutschland schafft neue Tätigkeitsfelder für Ordinariatsbedienstete und liturgische Institute: Die letzte Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe hat eine Handreichung für die „Umnutzung von Kirchen" genehmigt, die im Anhang einen speziellen „Ritus anläßlich der Profanierung einer Kirche" empfiehlt, (vgl. Pressestelle Bistum Trier. 13.11.)
Joachim Kaiser: Verwässerungen bedrohen Kirche
Bei einem Vortrag nahm der bekannte Musikkritiker Joachim Kaiser kritisch Modernisierungen und Aktualisierungen der Klassiker unter die Lupe, die ihnen den Gehalt nähmen. Grund dafür sei zum einen die Angst vor Konventionen, zum ändern die Furcht vor allzu hohem Niveau. In der anschließenden Diskussion kam er auf ein ähnliches Phänomen in der katholischen Kirche zu sprechen:
„Wenn die Kirche weiter Verwässerungen mit Aktualisierungen macht, dann wird es sie bald nicht mehr geben.
Hoffentlich habe ich unrecht." (Augsbg. Allg. 27.11.03)
aus: Pro Sancta Ecclesia, Initiative kath. Laien u. Priester e.V., St.-Georg-Str. 7, D 86833 Siebnach
www.pro-sancta-ecclesia.de
Aus: http://ppio.de/Apostolat-hm/Kirche/Liturgie/40Jahre.htm
Liebe Grüße, Blasius
RE: Von der Luthermesse zum Neuen Messritus
in Diskussionsplattform Kirche 20.09.2017 09:31von alfredus • 15 Beiträge
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind ... Das waren die meistgebrauchten Vokabeln aus der Hl.Schrift, die man nach dem Konzil in den Predigten zu hören bekam. Damit wurde gleichsam der neue Glaube und die neue Lehre begründet. Sofort bildeten sich Laiengruppen wie : Pfarrgemeinderäte und andere Laienverbände, Kommunionhelfer und zu diesen wurde Gemeindereferenten bestellt. Stehender Kommunion-Empfang, zu dem später die Handkommunion kam. Damals war der Glaube noch so, dass man dem Priester und den Bischöfen aufs Wort glaubte. Deswegen gab es kaum Widerstand und die Einführung des Volks- Altares, war nur eine Formsache. Es wurde nie bekannt, wie viele Priester deswegen gelitten haben, als sie über Nacht die " Neue Messe " lesen mussten und das geliebte Latein in der Regel, öffentlich nicht gebrauchen durften. Die Gemeindereferenten/innen wurden immer dominierender, bis sie nicht nur am Altar standen, sondern auch noch am Tabernakel hantieren konnten. Oft ist es so, dass der Priester auf dem Priestersitz platz nimmt, während die Laien die Kommunion austeilen, die heiligen Geräte purifizieren und den Altar abräumen. Ist es da ein Wunder, wenn die Sakralität nicht mehr erfahrbar ist und die Andacht so verloren geht ?
Grüß Gott und Gottes Segen !
RE: Von der Luthermesse zum Neuen Messritus
in Diskussionsplattform Kirche 20.09.2017 10:47von Mariamante • 391 Beiträge
Zu den Ausführungen möchte ich mir denn doch ein paar Anmerkungen gestatten:
Verfolge die Predigten zwar erst seit dem Jahr 1981- aber dass die meistgebrauchten Vokabel jene gewesen wären ("Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt bin") konnte ich bisher nicht feststellen. Es wurde in den meisten Predigten immer auf das jeweilige Sonntagsevangelium Bezug genommen- eventuell auch auf die Lesungen.
Einen neuen Glauben und eine neue Lehre gibt es meiner Einschätzung nach nicht. Allerdings gibt es unter manchen einen Mangel an Unterscheidungsfähigkeit für das, was in der Kirche veränderbar ist (z.B. Pastoral, Liturgie) und dem Unveränderlichen ( Gebote Gottes, Dogmen).
Die Bevormundung der Priester durch Pfarrgemeinderäte, Laienverbände und Kommunionhelfer ist tatsächlich ein Ärgernis- vor allem wenn auf das Betreiben von Pfarrgemeinderäten Priester die der Tradition sehr verbunden sind "hinauskomplimentiert" oder versetzt werden. Allerdings gibt es auch Priester (und diese Aussage habe ich von einem Dorfpfarrer selbst vernommen) die meinen, in ihrer Pfarre sind sie Papst- und daher entsprechend "unfehlbar" agieren - egal ob es berechtigte Kritik geben mag oder nicht. Hier denke ich schon an das Wort der Schrift, dass die Hirten Diener der ihnen anvertrauen Gemeinde sein sollten und nicht Herren und Gewaltherrscher.
Dass der Wechsel von der lateinischen Feier der tridentinischen hl. Messe von manchen Priestern schweirig war, hängt mit unterschiedlichen Faktoren zusammen. Es gibt zwar viele die behaupten, die neue Messe wäre ein Torso, ungültig und abzulehnen- aber wer z.B. beobachtet hat, wie ein älterer Priester die tridentinische Messfeier im Schnellzugtempo herunterrasselt- und eine Feier nach dem NOM mitfeiert, wo der Priester wirklich glaub- würdig und mit Andacht die Feier der hl. Geheimnisse vollzogen hat, der wird dem nicht a priori zustimmen können.
Dass manche Mess- Veranstaltungen zu Mess- Verunstaltungen werden und sich zu viele Laien "einbringen" wollen- sehe ich durchaus auch kritisch. Denn die Unruhe die in die Feier der hl. Messe kommt, wenn der eine die Lesung, der andere den Zwischengesang, ein Dritter die Fürbitten, ein Vierter das Hallelujah darbringt- und unnötige Kommunionspender zum Altar eilen- dort ist tatsächlich Kritik angebracht. Wenn der zelebrierende Priester nicht aus Gebrechlichkeitsgründen und Tremor der Hände die hl. Kommunion selbst austeilen kann- dann ist die Einsetzung von Laien zur Purifizierung der hl. Geräte tatsächlich ein Missbrauch- den aber die Kirchze nirgends vorschreibt. Man kann also Missbräuche (z.B. den Einsatz von Kommunionhelfern bei einem gesunden Priester und nur 20 anwesenden Gläubigen bei einer hl. Messe) durchaus kritisch anmerken und sich dagegen wehren.
Die Erfahrung der Sakralität hängt allerdings nicht nur von der Feier der hl. Liturgie ab. Denn wer die tridentinische hl. Messe mitfeiert- aber im Alltag und im Leben nichts vom Glanz der Himmlischen Herrlichkeit aufscheinen lässt- wessen Leben nicht ausstrahlt, dass er vom Heiligen Geist und der Liebe zu Gott erfüllt ist- der lebt auch nicht jene Spiritualität, die rom.kath. Christen zum "Licht der Welt" machen sollte.
Gelobt sei JESUS CHRISTUS
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