@Andi: Zuerst einen gnadenvollen Festtag MARIA GEBURT.
Dank und Vergelts Gott für die Ausführungen. Möge der HEILIGE GEIST uns beistehen, damit wir das sagen, denken und tun was Gott wohlgefällig ist.
Dass das AT vollkommen überholt sei würde ich nicht sagen- auch wenn z.B. ein "altes Testament" durch ein "Neues Testament" geändert oder aufgehoben werden könnte. Bei der hl.Schrift ist es sicher nicht so. Aber so wie es im Leben eines Menschen der Gott sucht ein Wachstum und Reifen im Glauben gibt, so ist es auch auch mit der Gotteserkenntnis in der Schrift so.
Die Menschen zur Zeit JESU sahen in Gott eher ein Art Richter und Herrscher. Daher war das zärtliche, vertrauensvolle Wort für Gott "Abbas" ein Ärgernis. Das alttestamentliche Bild zeigt eher einen Rache- Gott, der strafend mit Sintflut und Feuerregen (Sodom und Gomorrah) dreinschlägt. In Sprüche 20/10 finde ich folgende Übersetzung: "Blutige Striemen läutern den Bösen und Schläge die Kammern des Leibes" - das erinnert mich an ein Wort des NT: "Ihr habt der Sünde noch nicht bis auf´s Blut Widerstand geleistet". Es kann nicht darum gehen, bei anderen das Böse mit roher Gewalt auszutreiben. Denn wer andere schlägt, wird geschlagen. Und Gewalt ruft immer nur neue Gewalt hervor. Es geht darum, das Böse aus dem eigenen Herzen auszutreiben- und da stimmt das Wort: "Das Himmelreich leidet Gewalt"- aber nicht Gewalt, die wir anderen antun, sondern Gewalt die wir bei uns selbst anwenden sollten, um dem Bösen zu widerstehen.
Wenn JESUS bei der Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel als göttlicher Heiland für die Ehre Gottes eifert, sollten wir nicht übersehen: WIR sind nicht Gott und unser angeblicher Eifer für Gott ist oft sehr von Eigenliebe und menschlichen Verirrungen geprägt. Das beste Beispiel ist Saulus, der auch meinte, er verfolge die Christen zur höheren Ehre Gottes mit aller ihm möglichen Gewalt. Gottlob hat sich dieser Eiferer erleuchten lassen. Ein Priester hat mal interessant gepredigt, dass jene Gewalt, die er anderen antat, auf ihn zurück gekommen ist: Er hatte dann auch selbst alle möglichen Leiden zu ertragen. Die göttliche Gerechtigkeit funktioniert schon- wir brauchen da erst gar nicht eingreifen oder meinen, Gottes Sache in die Hand zu nehmen- das endet meist fatal (siehe IS- Fanatiker).
Was die Worte Jesu angeht, dem anderen die Wange hinzuhalten ist klar, dass das nicht wörtlich zu nehmen ist. Sonst müssten wir uns ja auch Augen ausreissen. Es geht darum, dass wir auf Gewalt nicht mit Gegengewalt reagieren sollten, dass wir keine feindlichen Gesinnungen pflegen sollten, wenn man uns ungerecht behandelt.
Was die Kirche angeht: Ich bin fest überzeugt, dass Gott NICHT will, dass die Kirche HEUTE so sein soll wie im 15. Jahrhundert. Da wären nämlich alle Interventionen des Himmels die letzten paar hundert Jahre (ob es Maria Margarethe Alacoque oder eine Sr. Faustina ist) vergeblich. Aber wir können und dürfen Gott nicht daran hindern, seine Kirche in die jeweilige Zeit durch den Heiligen Geist zu führen. Wer z.B. einen 15jährigen so behandelt wie einen 70jährigen, der gerät ins Unrecht. Und so wäre es auch Unrecht zu verlangen, die Kirche solle heute so sein wie im 15. Jahrhundert oder vor 1800 Jahren.
Es gibt in der Kirche Unveränderliches wie die Gebote Gottes - und Veränderliches wie z.B Pastoral oder Liturgie. Andernfalls könnte auch jemand verlangen (und diese fadenscheinigen Manöver gibt es ja von Modernisten) dass die Kirche so werden soll wie bei den Urchristen. Und so wie die Modernisten die Hand- Kommunion damit verteidigen, und die Hierarchie ablehnen, so wäre es auch eine Form der Selbstrechtfertigung eines festgefahrenen Kirchenverständnisses, das eine Kirche des 15. Jahrhunderts will, die sich in keiner Weise weiter entwickeln oder ändern darf. Dass das nicht möglich ist, werden die meisten einsehen.
Was die Feinde der Kirche angeht: Die schlimmsten Feinde sind m.E. jene, die Gottes Gebote mit Füssen treten, unter dem Deckmantel der Religion ihre eigenen Macht- und anderen Gelüste ausleben und sich dabei gut katholisch geben. Wir vergessen nur zu gerne, dass sich sehr viele deswegen von der Kirche abwenden, weil angeblich glaubenstreue Katholiken oder auch Kleriker durch ihr persönliches Verhalten Ärgernis geben: Wenn ein Bischof, Priester, Laie noch so orthodox in der Lehre sein mag- wenn er ein Lüsting, ein Knabenschänder oder Mörder ist - wenn er Gewalt ausübt und in seinem Verhalten unbarmherzig ist, dann ist ein solcher "Rechtgläubiger" womöglich ein schlimmerer Feind als jene Atheisten oder Kirchenfeinde die offen zugeben, dass sie die Kirche ablehnen.
Wenn Gott z.B. einen Saulus sofort liquidiert hätte, als er die junge Kirche zu vernichten suchte- dann hätten wir keinen hl. Paulus. Wie können wir als irrende Menschen konkret und absolut sicher feststellen, dass dieser oder jener Häretiker, Ketzer oder Kirchenfeind es auf Dauer bleibt? Könnte ja sein, dass dieser Ketzer sich bekehrt. Wenn jemand durch sein kirchen- glaubenszerstörerisches Verhalten die Gemeinschaft stört, gibt die Bibel selbst ja die Schritte an: Aussprache unter 4 Augen- unter Zeugen, vor der Gemeinde - -und letztlich Ausschluß aus der Gemeinde. Von physischer Gewalt oder einer Beseitigung von Ketzern durch Tötung kann nicht die Rede sein.
Das Vertrauen, dass Gott seine Kirche so formen wird, wie ER es will- darf uns schon erfüllen. Das heisst aber keineswegs, dass wir nicht mit aller Kraft an der Heiligung dieser Kirche arbeiten sollen. Aber wir müssen damit m.E dort beginnen, wo wir konkret den Auftrag haben: An unserer eigenen Heiligung. Die Hauptaufgabe kann zumindest nach den Weisungen JESU nicht darin liegen, den Splitter im Auge des Bruders zu sehen und herauszuziehen- sondern immer an der eigenen Besserung und Heiligung zu arbeiten. DANN wird auch die Kirche jene Gestalt annehmen, die Gott ihr geben will.