Über die
Gewalt der Sündenvergebung alleine durch den röm. katholischen Priester:
Fürsterzbischof Johannes Katschthaler von Salzburg,
Kardinalpriester, Primas von Deutschland,
Legatus natus des Apostolischen Stuhles,
in einem Hirtenbrief vom 2. Februar 1905
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Ihr wisst es, Geliebteste, der katholische Priester hat die Gewalt die Sünden zu vergeben.
"Empfanget den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet,
denen sind sie nachgelassen";
sprach Christus zu Seinen Aposteln [Johannesevangelium 20,20.23].
Und diese Worte gelten, wie Ihr alle wisst,
nicht den Aposteln allein,
sondern auch den rechtmäßigen Nachfolgern derselben,
den Bischöfen und Priestern der katholischen Kirche.
[....]
Ja, wahrhaft ein göttlicher Akt ist die Nachlassung der Sünden,
nicht bloß ein gewöhnliches Werk göttlicher Macht, sondern das größte Werk Gottes.
— Gewiss! Gott ist allmächtig,
Und wenn ich auf seine Macht sehe, ist ihm ja nichts schwer.
Aber wenn ich auf die Objekte, die Gegenstände sehe!
Sehet, das Nichts, aus dem Gott die Welt erschaffen hat
und etwa neue Welten schaffen würde,
setzt seinem heiligsten Willen keinen Widerstand entgegen.
Aber bei der Rechtfertigung des Sünders,
ist da nicht auch der böse Wille zu überwinden, der böse Wille,
in dem der Sünder Gott widersteht?
Den Willen des Menschen,
ohne dass die Freiheit desselben im mindesten verletzt wird,
so beeinflussen, so lenken, dass derselbe freiwillig sich von der Sünde ab
- und zu Gott hinwende, dass er fortan das liebe,
was er früher gehasst, das verabscheue, was er früher geliebt hat,
mit einem Worte:
dass er sich bekehre
— das ist wirklich mehr als neue Welten aus dem Nichts hervorbringen,
das ist das größte Werk des Allerhöchsten.
Und sehet, Geliebteste,
bei diesem großen Akte Gottes wirkt der
katholische Priester mit,
ja was sage ich, wirkt der Priester mit?
Das Wort des Priesters selbst, das Wort:
"Ich spreche dich los von deinen Sünden" bewirkt die Vergebung derselben.
Dieses Wort kündigt nicht allein an, sondern bewirkt die Nachlassung der Sünden,
die Rechtfertigung des Sünders, wie der hl. Kirchenrat von Trient lehrt.
Gott hat gleichsam seine Allmacht für diesen Zweck,
für diesen Augenblick
an seinen Stellvertreter auf Erden, den bevollmächtigten Priester, abgetreten.
Nein, nicht ein leeres Wort ohne Kraft ist das "Ich spreche dich los von deinen Sünden",
sondern ein Wort von göttlicher Kraft, ein Wort, das selbst vor dem Throne des Allerhöchsten volle Geltung hat,
ein Wort, auf das hin
die Ketten, mit denen der Teufel die Seelen gebunden hatte, zerspringen,
obwohl sie hart wie Diamant waren,
ein Wort, auf das hin
die Gerechtigkeit Gottes das Schwert in die Scheide steckt,
auf das hin die bösen Geister fliehen,
auf das hin die unersättlichen Flammen,
welche für diesen Sünder in der Hölle schon bereitet waren, erlöschen. —
Freilich nicht aus sich hat der Priester diese ganz und gar wunderbare Gewalt,
sondern kraft der Weihe
und der Ermächtigung hiezu durch die heilige Kirche. —
Geliebteste!
Wo auf der ganzen Erde ist eine Gewalt, welche dieser Gewalt gleichkommt?
Die Gewalt der Fürsten und Könige?
O, die Gewalt des katholischen Priesters steht nicht hinter derselben,
sondern übersteigt und übertrifft sie vielmehr!
Die Macht der irdischen Kaiser und Könige
erstreckt sich ja nur auf die Leiber und keineswegs auf die Seelen,
ist nur auf gewisse Länder der Erde beschränkt,
die Gewalt des Priesters, loszusprechen,
ist aber auf der ganzen bewohnten Erde in Tätigkeit,
ja, was der Priester löset und bindet,
hat nicht bloß auf Erden,
sondern auch im Himmel Geltung.
Wo, Geliebteste, ist selbst im Himmel eine solche Gewalt?
Wenn du dort dich umschauest,
so siehst du die Schar der Patriarchen und Propheten,
der Märtyrer und Blutzeugen und die Scharen der hl. Jungfrauen
und dann die Engel und Erzengel und die Throne und Herrschaften,
können sie dich lossprechen von deinen Sünden?
Nein.
Die Patriarchen mit all ihrem Glauben,
die Propheten mit all ihrer Wissenschaft, die Einsiedler mit all' ihrer Strenge,
die Jungfrauen mit all ihrer Reinheit, sie vermögen es nicht.
Die hocherhabenen Geister des Himmels, die Engel und Erzengel und Herrschaften,
die Cherubim und Seraphim,
obwohl sie die hochgestellten Geister im Reiche des Himmels sind,
sie können den Herrn der Gewalten nur bitten,
dass er unsere Sünden lösen möge;
selbst aber dieselben lösen können sie nicht.
Ja noch mehr! Selbst Maria, die Gottesmutter,
die Königin des Himmels, sie kann es nicht,
obwohl sie die Braut des heiligen Geistes, die Herrin des Weltalls ist,
sie kann für uns nur bitten, dass uns die Lösung der Schulden zuteil werde;
selbst sie zu lösen, das vermag auch sie nicht.
Geliebteste!
Merket ihr nun, wie hoch, wie erhaben,
wie ganz wunderbar die Gewalt des Priesters, Sünden zu vergeben, ist!
des katholischen Priesters, sage ich nochmals;
die protestantischen Pastoren haben die Priesterweihe nicht,
durch welche diese so hohe Gewalt nach der Anordnung Christi übertragen wird.
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