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#211

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 30.01.2025 19:35
von Aquila • 7.316 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !

So wie der hl. Johannes vom Kreuz (1542-1591; Kirchenlehrer) und die hl. Theresa von Avila (1515-1582; Kirchenlehrerin) gehört auch die hl. Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit (1880-1906) zu den grossen Persönlichkeiten des Karmelordens.

Die karmelitische Spiritualität lehrt und lebt die behutsame und doch entschlossene Erklimmung der Stufen zur Vollkommenheit durch Läuterung der Sinne und des Geistes bis hin zur möglichen - soweit von der Gebrechlichkeit des menschlichen Wesens erfahrbaren - Gotteinung schon im irdischen Lebens.

Wie ein roter Faden zieht sich denn auch die Ausformung einer sich immer vertiefenderen Gottes-Beziehung durch die karmelitische Lehre....einem Leben mit, durch und in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Alleine das Fleisch gewordene Wort Gottes, - unser Herr und Gott Jesus Christus - vermag als zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit einer Seele den Zugang zum innergöttlich dreifaltigen Leben gewähren.
Der in Seinem Namen vom Vater gesandte Heilige Geist ist es, der eine Seele kraft der vor Ihm geschenkten Gnaden nach und nach in das bräutliche Hochzeitskleid kleiden will.
Durch das innere Gebet verweilt die Seele in beständiger Gegenwart Gottes.


Die hl. Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit - eine grosse Verehrerin der Alerheiligsten Dreifaltigkeit - über das beständige Verweilen in unserem Herrn als Zugang zum göttlichen dreieinigen Wesen:
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"Bleibt in mir (1 Joh 4,6)
– Es ist das Wort Gottes, das dieses Gebot gibt und darin Seinen Willen ausdrückt.
Bleibt in mir, nicht nur für einige Augenblicke, für ein paar vorübergehende Stunden,
sondern bleibt … in einer beständigen, andauernden Form. Bleibt in mir, betet in mir, betet in mir an, liebt in mir, leidet in mir, arbeitet, wirkt in mir.

Bleibt in mir, damit jeder und jedes es sehen kann, dringt immer weiter in diese Tiefe vor.
Dort ist wahrhaft die Einsamkeit, in die Gott die Seele führen will, um mit ihr zu sprechen., wie der Prophet singt.
Aber um dieses ganz geheimnisvolle Wort zu vernehmen, darf man sich nicht sozusagen an der Oberfläche aufhalten, sondern man muss durch die Sammlung immer mehr in das göttliche Wesen eindringen."

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Wer mehr über die karmelitische Spiritualität erfahren möchte, wird auf der Seite des österreichischen Karmelitenordens sicherlich fündig:

https://www.klosterladen-linz.at/10-buecher

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#212

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 04.02.2025 18:11
von Aquila • 7.316 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !

Gegen den Willen zum Streben nach Vollkommenheit steht eine hartnäckige "Rebellin" entgegen; die immer aufbegehrende überbordende Eigenliebe.
Die Wurzel derselben hat sich tief im Seelenleben ausgebreitet und herrscht somit über die Sinne und den Geist.

Erinnern wir uns wieder dem angestrebten Ziel mittels der jeweiligen Läuterungsstufen:

- Der Geist regiert über die Sinne
- die Seele regiert über den Geist
- Gott regiert über die Seele


Der Kartäuser-Pater Jean-Baptist Porion (1899-1987) hat in seiner Schrift
"Im Banne der Dreieinigkeit" in Bezug auf ein gutes Gelingen des geistlichen Lebens auf die Notwendigkeit der beständigen Anstrengung hingewiesen, um nicht die den Tücken der Eigenliebe zu erliegen. Gleichzeitig verweist er auch auf die schon mehrfach angedeutete doppelte Läuterung; der Sinne und je nach Gottes Ratschluss auch des Geistes.
Geistliche Ratschläge nicht nur für Kartäuser:

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"Auf der ersten Stufe des geistlichen Lebens müssen wir uns durch steten Kampf von allen Formen der Eigenliebe befreien.
Denn die Sünde hat die Harmonie der Natur zerstört.
Das ist nicht das Werk eines einzigen Tages.
Eine ununterbrochene Anstrengung ist notwendig, um uns zu reinigen.
Und selbst dann, wenn wir glauben, den Sieg errungen zu haben, müssen wir uns immer noch in beständiger Kontrolle halten.

Denn die inneren Kräfte unserer Natur sind stets zum Aufruhr bereit.
Und nach einem Augenblick der Erschlaffung sehen wir, wie sie von neuem ihre Herrschaft über uns anstreben.
Unsrer Körper ist allerdings nicht unser hartnäckigster Feind.
Die Sünde ist viel tiefer in uns eingedrungen.
Sie hat ihren Stachel bis in den Mittelpunkt unseres Herzens eingesenkt.
Da verbirgt die Eigenliebe ihre unfassbaren Wurzelfasern.
Und selbst, wenn wir glauben, äußerlich abgestorben zu sein, müssen wir nur allzu oft erkennen, dass der Keim des Bösen in uns an Kraft garnichts eingebüßt hat."

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Der hl. Karmeliter-Pater Johannes v. Kreuz (1542-1591) schreibt in "Die Dunkle Nacht" über den ungeläuterten Geist als "Nistplatz" ungeordneter Begierden und Leidenschaften:

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"Alle Unvollkommenheiten und Unordnungen im Sinnenbereich beziehen ihre Kraft und ihre Wurzeln aus dem Geist, wo, sich die guten und schlechten Gewohnheiten einnisten;
und so können die Auflehnungen und Unarten des Sinnenbereichs nicht richtig geläutert werden, solange es jene nicht sind."

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Das schwierige Erklimmen der Stufen zur Vollkommenheit darf nicht zur Entmutigung führen...
dazu der hl. Josefmaria Escriva (1902-1975):
-
Schäme dich nicht, wenn du in deinem Herzen den "fomes peccati",
den Hang zum Bösen entdeckst.
Du wirst ihn verspüren, solange du lebst; niemand ist frei von dieser Last.

Schäme dich nicht, denn der allmächtige und barmherzige Herr hat uns alle erforderlichen Mittel gegeben, damit wir diese Neigung zum Bösen in uns überwinden können:
die Sakramente,
Die heiligen Sakramente; die Heilmittel für die Seele
das Gebetsleben,
Das beharrliche Gebet
die Gott dargebrachte Arbeit.


Nutze diese Mittel beharrlich, mit der Bereitschaft, immer wieder zu beginnen, ohne den Mut zu verlieren."

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#213

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 20.02.2025 20:40
von Aquila • 7.316 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !


Gerade im Anfang des Strebens nach Vollkommenheit / Heiligkeit ist es wichtig, nicht ungeduldig werden zu wollen.
Der hl. Franz v. Sales mahnt in seinem Werk "Philothea", uns im Streben nach Vollkommenheit zunächst geduldig im Kleinen - im Alltäglichen - zu bewähren.
Nur so kann uns unser Herr auch über Grosses setzen:

-

"Sei also bereit, große Leiden, ja selbst den Martertod für den Herrn auf dich zu nehmen; sei entschlossen, ihm das Kostbarste zu opfern, wenn er es verlangen sollte: Vater, Mutter, Bruder, Gatten oder Gattin und Kinder, deine Augen sogar und dein Leben; dies alles hinzugeben, soll dein Herz bereit sein.
Da dir aber die göttliche Vorsehung nicht so schmerzliche und große Prüfungen schickt, da sie nicht die Augen von dir fordert, so gib ihr wenigstens deine Haare, d. h. ertrage gelassen die kleinen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten, die kleinen alltäglichen Opfer.
Mit jedem dieser kleinen Geschenke kannst du seine Liebe gewinnen, wenn du in sie viel Liebe und Hingabe hineinlegst.
Diese täglichen kleinen Liebesdienste, das Kopfweh und die Zahnschmerzen, das Geschwür und die üble Laune des Mannes oder der Frau, ein zerbrochenes Glas, ein geringschätziges oder unwilliges Wort, der Verlust eines Ringes oder Taschentuchs, die kleine Unbequemlichkeit, früh schlafen zu gehen, um früh zu Gebet und Kommunion aufzustehen, die Scheu, gewisse Übungen der Frömmigkeit öffentlich zu verrichten, kurz alle diese kleinen Leiden in Liebe angenommen und ertragen, erfreuen die göttliche Güte überaus, die für ein einziges Glas Wasser das Meer der Seligkeit den Gläubigen versprochen hat (vgl. Mt 10,42).
Da sich solche Gelegenheiten sehr oft bieten, können wir durch sie große geistliche Reichtümer anhäufen, wenn wir sie gut benützen.

Lege die Hand an Großes, übe dich im innerlichen Gebet, in der Betrachtung, empfange die Sakramente, flöße anderen die Liebe zu Gott ein, senke in ihre Herzen gute Regungen, wirke Großes und Wichtiges je nach deinem Beruf;
darüber aber vergiss nicht deinen Spinnrocken und deine Spindel, d. h. übe die kleinen und bescheidenen Tugenden, die wie Blumen am Fuß des Kreuzes wachsen: Armendienst, Krankenbesuche, gewissenhafte Sorge für die eigene Familie mit allem, was dazu gehört, fleißige Arbeit, die dich nie müßig sein lässt.
[....]
Die großen Gelegenheiten, Gott zu dienen, sind selten: kleine gibt es immer.
Wer aber im Kleinen treu ist, sagt der Heiland, den wird man über Großes setzen (Mt 25,21).
Verrichte also alles im Namen Gottes (Kol 3,17) und es wird gut getan sein.
Ob du isst oder trinkst (1 Kor 10,31), dich erholst oder am Herd stehst: wenn du deine Arbeit gut verrichtest, wirst du großen Nutzen vor Gott haben, wenn du alles tust, weil Gott es von dir verlangt.
[....]
Sehne dich nur in dem Maß nach Kreuzen, als du jene gut getragen hast, die dir bisher auferlegt wurden.
Es ist ein Unfug, sich nach dem Martertod zu sehnen, wenn man nicht den Mut hat, eine Beleidigung zu ertragen.
Der böse Feind flößt uns eine mächtige Sehnsucht nach fernen Dingen ein, die niemals geschehen werden, um unseren Geist von dem abzulenken, was wir jetzt zu tun haben oder was uns viel nützen könnte, wenn es auch unscheinbar ist.
Wir kämpfen in der Phantasie gegen die afrikanischen Ungeheuer und lassen uns von den kleinen Schlangen am Weg töten, weil wir ihrer nicht achten.
Wünsche dir keine Versuchungen; das wäre Anmaßung.
Begnüge dich damit, sie mutig zu erwarten und dich gegen sie zu wehren, wenn sie kommen.

Vielerlei Speisen, besonders wenn sie in großen Mengen genossen werden, beschweren den Magen; wenn er schwach ist, geht er daran zugrunde.
Beschwere auch deine Seele nicht mit vielerlei Wünschen, sie schaden ihr nur; nicht einmal mit geistlichen Wünschen, denn sie hemmen deinen Fortschritt."

-

Siehe bitte auch:
Zitate des hl. Franz v. Sales

-


zuletzt bearbeitet 20.02.2025 20:42 | nach oben springen

#214

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 27.02.2025 19:27
von Aquila • 7.316 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !


Als Menschen mit Seele und Leib sind unsere Sinneswahrnehmungen Teil unserer Natur.
Sie in rechter Form zu verinnerlichen heisst sie dem Geist untertan zu machen; dies
ist auch der Zweck ihrer Läuterung als erste zu erklimmende Stufe zur Vollkommenheit.

So muss im Streben nach Vollkommenheit gerde auch die Beherrschung der Augen gefestigt werden.
Durch die Macht des Auges wird das Herz erreicht und so auch der Wille beeinflusst.
"Was das Auge sieht, das denkt das Herz" !

In "Vollständiges Lexikon für Prediger und Katecheten, in welchem die katholischen Glaubens- und Sitten-Lehren ausführlich betrachtet sind" (1845)
wird dieser wichtige Aspekt vertiefter beleuchtet:

-

[....]
"Wie mächtig die Augen das Herz und den Willen nach sich ziehen, sehen wir in dem Beispiele der Eva.
Woher wußte sie, daß die verbotene Frucht gut schmecke, da sie doch noch nie davon gegessen hatte?
Die Augen überredeten sie dazu.
Weil sie die Frucht wohlgesällig anschaute, bekam sie Lust, davon zu essen, und die Lust machte ihr die Frucht wohlschmeckend, ehe sie noch davon gegessen hatte.
Das Auge hat Gott und die Natur dem Menschen zur Leuchte und zum Führer gegeben .
Ohne Auge ist das Herz gleichsam blind;
es hat eben deßwegen auch weniger Begierden; denn was man nicht kennt, darnach verlangt man auch nicht.
Wie also der Mensch in der Finsterniß dem vorausgehenden Lichte folgt, wohin es ihn immer führt, so folgt sein Herz dem Auge.
Wohin immer das Auge sich richtet, wendet sich auch das Herz.
Ruhet jenes auf verbotenen Gegenständen, so ist natürlich auch dieses auf die Sünde gerichtet.
Der Seele bleiben aber die berührten Gegenstände nicht lange fremd;
sie nimmt sie in sich auf.
Wie die Biene aus den Blumen, auf welchen sie sich niederläßt, den Honig sammelt,
so saugt das Herz aus den Gegenständen, auf welchen das Auge ruht, Gutes oder Böses.
Von Dornhecken lassen sich aber nicht Trauben pflücken; so kann auch das Herz aus unreinen Blicken nichts Gutes in sich aufnehmen.
[....]
Was das Auge sieht, das denkt das Herz.
Wenn unreine Vorstellungen durch die Augen in die Seele hineingetragen werden, so ist es natürlich, daß auch die Gedanken befleckt seien.
Die Augen sind die Fenster des Leibes.
Daher sagt Jesus :
Ist dein Auge einfältig, so wird dein ganzer Leib licht sein. Mtth. 6, 22.
Eine entgegengesetzte Ursache hat aber auch eine entgegengesetzte Wirkung.Ist das Auge unrein, so wird es auch das Herz, sein.
Wenn die Fenster des Hauses bei jedem Wetter offen bleiben, so wird durch
dieselben Nässe und viel Unrath in die Wohnungen hineindringen.
Auf gleiche Weise wird viel Unreinigkeit in die Seele gerathen, wenn die Augen immer offen stehen, wenn sie zügellos auf allen Gegenständen herumschweisen.
Darum sagt der hl. Ephrem :
Wenn du deine Augen abwendest, daß sie die Eitelkeit nicht sehen, so wird nichts Böses in deinen Gedanken sein.
Jesus Christus sagt, wir sollen im verschloffenen Kämmerlein beten. Mtth. 6, 6.
Dies hat einen geistigen Sinn.
Unter der Kammer, welche man schließen soll, werden unsere Augen verstanden.
Denn er verlangt ein gesammeltes Gebet.
„Im Geiste und in der Wahrheit sollst du Gott anbeten."
Die Bewachung der Augen ist aber das kräftigste Mittel, den Geist zu sammeln.
Darum nennt ein Geisteslehrer die Augen die zwei Herzenspförtchen, und verlangt diese zu schließen, wenn man den Geist in der Sammlung erhalten will.
— Wenn Elias in innige Vertrautheit mit Gott trat, heißt es von ihm, daß er sein Angesicht mit dem Mantel bedeckte. 3. Reg. 19, 13.
Damit ist angedeutet, daß der Geist um so mehr von irdischen Dingen getrennt, und auf Gott gerichtet ist, je weniger die Augen die Außenwelt schauen.
Der selige Laurentius Justinianus, sagt von ausschweifenden Augen:
Sie verscheuchen die guten Gedanken, zerstreuen den Geist, erkalten die Liebe, schwächen die Zerknirschung, beflecken die Andacht, stören den Frieden und trüben den geistigen Blick mit den Staubwolken
der Vergänglichkeit
.
Keine Zunge, fährt der Nämliche fort, kann es sagen, wie viel Schaden die vernachlässigte Bewachung der Augen dem innern Menschen bringt.
Wer seine Augen bewacht, gleicht einem Menschen, der vor die Schwelle seiner Hausthür sich stellt, und jedem verdächtigen Fremden den Eintritt versagt.
Unter diesen verdächtigen Fremden werden im geistigen Sinne die zweideutigen Gedanken verstanden, welche in der Seele in Folge der äußern Anschauung entstehen würden.
Wer hingegen seine Augen frei herumfahren läßt, von dem sagt der heil. Chrysostomus, daß er in seiner Seele sich selbst einen Gluthofen der Leidenschaft bereitet.
Deswegen wird uns mit Recht so viel Vorsicht in Bezug auf die Augen anempfohlen...."

[....]
-


zuletzt bearbeitet 27.02.2025 19:35 | nach oben springen


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