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#1

Das beharrliche Gebet

in Ausdauer im Gebet 14.07.2013 20:38
von Aquila • 7.219 Beiträge

Liebe Mitglieder, liebe Mitleser

Oft werden Menschen im Streben nach Heiligkeit / Vollkommenheit rasch mutlos,
weil sie subjektiv der Meinung sind,
im Gebetsleben keine Fortschritte, ja gar Rückschritte zu machen.
Dieser Einschätzung liegt jene Fehldeutung des Gebetsleben vor,
der viele "Anfänger/Anfängerinnen" im unabdingbaren Läuterungsprozess der Seele erliegen.
Sie meinen denn, dass
nur dann, wenn sie einen geistlichen Trost / ein spürbares Wohlgefühl während dem Gebet erfahren,
dass nur dann das Gebet "richtig" verrichtet worden ist.

So fallen sie denn schnell auch der
Versuchung
anheim, nur noch dann zu beten, wenn es ihnen "danach ist",
sprich, wenn sie sich geistig in Freude versetzt sehen.
Derartige Gebete sollen denn eigentlich die eigenen Sinne befriedigen helfen....
sprich sie sollen dazu dienen, das eigene Wohlbefinden herbeizuführen.

Sicherlich ist es nicht etwa so, dass derartige Gebete keinen seelischen Nutzen erzielen würden.
Freilich bleiben sie aber an der Oberfläche hängen und stossen ( noch )
nicht in die
Tiefe der Gebets-Kraft vor.
Um in diese Tiefen vorstossen zu können,
bedarf es denn des seelischen Fortschrittes durch ein
ausdauerndes, beharrliches Gebet
unabhängig des eigenen Befindens.

Ja, mehr noch, die
sel. Angela von Foligno erwähnt gar, dass unseren HERRN und GOTT JESUS CHRISTUS
besonders jene Gebete erfreuen, die gleichsam
unter einer grossen Willensanstrengung entgegen der Sinneslust verrichet werden.
Damit meint sie denn auch dies, was alle grossen Mystiker so gelehrt haben / lehren;

Das Gebet in der Zeit von seelischer Trockenheit, Drangsale, Verlassenheitsgefühlen
( oft gar mit dem Gefühl auch der Gottverlassenheit ), Versuchungen
.....
ist denn ein
viel grösserer LIEBES-BEWEIS für unseren HERRN und GOTT JESUS CHRISTUS

als dasjenige, das aus einer "guten Befindlichkeit" heraus gesprochen wird.

Denn
ein vom WILLEN gleichsam erkämpftes Gebet ( gegen die ihn daran hindern wollenden Einflüsse )

ist in der Art ein Hymne auf die MACHT und die HERRLICHKEIT der allerheiligsten Dreifaltigkeit, GOTTES
als es davon kündet, dass der im wahren Glauben fussende Geist
die Einflüsterungen des bösen Feindes zum Nachgeben an die Begierlichkeiten des Fleisches
sowie den Verlockungen der vergänglichen Welt
zu besiegen weiss !

Hierzu auch der
hl. Franz von Sales:
-

"Unser Gebet ist trotz unserer Zerstreutheit Gott nicht weniger angenehm und uns nicht weniger nützlich.
Es hat vielleicht gerade deshalb,
weil wir uns Plagen müssen, mehr Wert,
als wenn wir mit Tröstungen überhäuft wären."


-


Welches Ziel muss denn jegliches beharrliche-beständige Gebet haben ?

Zur Beantwortung sehr hilfreich sind die wunderschönen
Gebete des
hl. Franziskus von Assisi.
Er sieht denn auch das Gebet als
die Gabe der Bitte nach dem Erkennen- und Erfüllenkönnens
des hochheiligen Willens der allerheiligsten Dreifaltigkeit, GOTTES.....

und dieser hochheilige Wille alleine ist denn immer verbunden mit dem
Erlangen des Seelenheiles !

Der
heilige Franziskus hat dies in seinem sehr schönen Gebet vor dem Kreuzbild in San Damiano so ausgedrückt:
-

"Höchster, glorreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens,
und schenk mir rechten Glauben,
feste Hoffnung und vollkommene Liebe
Gib mir, Herr,
Gespür und Erkennen,
dass ich erfüllen möge
Deinen heiligen und wahrhaften Aufrag."


-

Oder wie es der
hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort
geschrieben hat:
-

"Wer bei seinen Gebeten
nicht Gott,
sondern sich selber sucht, wird
nicht erhört werden,

wohl aber derjenige,
der in seinen Gebeten
nur Gott und dessen heiligsten Willen sucht."


-

Und dieser hocheilige Wille der allerheiligsten Dreifaltigkeit, GOTTES....
ruft zur Reue über die begangenen Sünden vor der BARMHERZIGKEIT CHRISTI auf...
zur Busse und zur UMKEHR !

Niemand findet zum Seelenheil, der seinen eigenen Willen tun will !.


Sehr schön hat auch der
hl. Pater Pio
die zeitlose Wirkung des beharrlichen Gebetes ausformuliert.
-

„Die Gebete der Heiligen im Himmel
und der guten Seelen hier auf Erden
sind ein Duft,
der nie verlorengeht."


-

Und so müssen und können wir denn auch dem
hl. Augustinus
beipflichten:
-

"Gütig ist der Herr, wenn er uns auch oftmals das nicht gibt, was wir wollen,
damit er uns das zuteilen kann, was wir lieber wollen sollten.
Gott erhört dich vielleicht nicht nach deinem Willen, aber
Er erhört dich zu deinem Heil."




Das
beharrliche Gebet
ist der
"Sauerstoff" für die Seele und im Streben nach Heiligkeit
- zusammen mit dem Schild des wahren Glaubens -
die unabdingbare Waffe gegen die Nachstellungen des Bösen.

Oft aber ergeben sich Situationen und Begebenheiten im Leben, die es
schlicht verunmöglichen, sich im gewünschten Rahmen dem beharrlichen Gebet hinzugeben.

Aber auch ein über diesen Umstand
schmerzlich empfundenes

B e d a u e r n....

ist auch schon ein Gebet;

ein unserem HERRN und GOTT JESUS CHRISTUS wohlgefälliges
Herzens-Gebet.

Oft ist es uns im Alltag oder in Krankheit nicht gegeben, so zu beten
wie wir es möchten bzw. gewohnt sind.
Doch gerade in diesen Situationen
- aber auch bei anderen Gelegenheiten - dürfen wir
das innere Gebet, das Herzensgebet pflegen....
ja, dieses ist das unserem Herrn und Gott Jesus Christus wohl am Wohlgefälligsten...
Warum dies so ist, belegen die Worte der
hl.Theresia v. Avila:.....
sie bekräftigen auch die zitierten Aussagen des hl. Augustinus:
-

"Die Seele kann sich Christum den Herrn vergegenwärtigen,
und sich gewöhnen, seine heilige Menschheit recht innig zu lieben,
stets mit ihm zu wandeln, mit ihm zu reden, ihm ihre Bedürfnisse vorzutragen,
ihm ihre Widerwärtigkeiten zu klagen.

Man braucht hiezu keine besonderen Gebetelein,
sondern man spricht nur solche Worte, die dem inneren Verlangen
und den Bedürfnissen entsprechen.

Man gewinnt durch diese vortreffliche Weise in kurzer Zeit sehr viel.
[....]
In der Krankheit und unter den Geschäften wird in Wahrheit gebetet,
wann die Gott liebende Seele alles
Gott aufopfert und erwägt,
wem zu Gefallen sie leidet und wie sie sich und alles Vorkommende
gänzlich
dem Willen Gottes anheimstellen soll

[....]
Es ist zum innerlichen Gebete die Einsamkeit durchaus nicht so notwendig,
daß man es außer ihr nicht üben könnte.
[....]
O der großen Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes!
Wie sieht er doch so gar nicht auf die Worte,
sondern nur auf das Verlangen und den Willen, womit man zu ihm redet
.



Siehe dazu bitte auch hier:

Mt, 7,7 "Bittet, dann wird euch gegeben"


Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 16.03.2023 20:08 | nach oben springen

#2

RE: Das beharrliche Gebet

in Ausdauer im Gebet 28.11.2013 13:22
von Aquila • 7.219 Beiträge

Wir haben im Eingangsbeitrag die Notwendigkeit des
beharrlichen Gebetes näher erläutert.

Das
beharrliche Gebet ist ein Quelle der Gnaden und des Segens.
Unterlassen wir es denn auch nicht....
unter keinen noch so widrigen äusseren oder inneren Umständen.
Durch das beharrliche Gebet
- als der "Waffe" nebst dem "Schild" des wahren Glaubens -
halten wir die Mächte der Finsternis auf Distanz !

Der heilige Franz von Salesschreibt:
-

1.
"Nichts ist geeigneter, unseren Verstand von Unwissenheit
und unseren Willen von seinen verderbten Anhänglichkeiten zu reinigen, 
als
das Gebet,
das unseren Verstand in die Helle göttlichen Lichtes rückt
und unseren Willen der Wärme göttlicher Liebe aussetzt.
Das Gebet ist die segensreiche Quelle, deren belebende Wasser die Pflänzchen unserer guten Wünsche zum Grünen und Blühen bringen, jeden Makel von unserer Seele hinwegspülen und das von Leidenschaft erhitzte Herz abkühlen.


2.
Vor allem aber empfehle ich dir
das Gebet des Geistes und des Herzens,
ganz besonders jenes,
das zum Gegenstand das Leben und Leiden des Heilands hat.
Wenn du ihn oft betrachtest,
wird
deine Seele von ihm erfüllt, du lernst seine Art und Weise kennen und deine Handlungen nach den seinen formen.
"

-

Lassen wir uns denn nicht von den - oft drückenden - Sorgen niederringen.

Seien wir in der steten Gewissheit als treugläubige Katholiken, dass 
unser HERR und GOTT JESUS CHRISTUS alles jenen zum Guten wendet, die IHN lieben !

Der hl. Augustinus:
-

"Denen,
die Gott lieben, verwandelt er alles in Gutes,
auch ihre Irrwege und Fehler lässt Gott ihnen zum Guten werden.
Denn die Liebe verlieren: das ist dein Tod. "

-

Tun wir selber soviel wir können....
bleiben wir standhaft im wahren Glauben;
empfangen wir die uns durch die heiligen Sakramente geschenkten unermesslichen Gnaden
und bewahren wir v.a. stets auch das beharrlichen Gebet
....
und überlassen wir dann unsere Sorgen IHM .....
im Vertrauen auf Seine gütig-barmherzige Vorsehung !

Die Vorsehung Gottes

SEINE Hilfe kommt immer zur rechten Zeit !
Immer zum Wohle unseres Seelen-Heiles !

Wieder der hl. Augustinus:
-

"Gütig ist der Herr,
wenn er uns auch oftmals das nicht gibt was wir wollen,
damit er uns das zuteilen kann,
was wir lieber wollen sollten.
Gott erhört dich
vielleicht nicht nach deinem Willen,
aber
Er erhört dich zu deinem Heil
."

-

Nähern wir uns also der allerheiligsten Dreifaltigkeit,
indem wir den uns
vom HERRN geschenkten Frieden
- einen Frieden, den die Welt niemals geben kann -
nicht durch die zeitlichen Sorgen nehmen lassen.

Eingedenk der Worte des
hl. Antonius von Padua:
-

"Kommt der Geist eines Menschen
vor zeitlichen Sorgen nicht zur Ruhe,
so kann er Gott nicht näher kommen."


-

Unser Herr und Gott Jesus Christus :

-
Mt 6,19
Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen,
Mt 6,20
sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.
Mt 6,21
Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Mt 6,22
Das Auge gibt dem Körper Licht.
Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein.
Mt 6,23
Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein.
Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!
Mt 6,24
Niemand kann zwei Herren dienen;
er wird entweder den einen hassen und den andern lieben
oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.
Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.
Mt 6,25
Deswegen sage ich euch:
Sorgt euch nicht um euer Leben und darum,
dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum,
dass ihr etwas anzuziehen habt.
Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung
und der Leib wichtiger als die Kleidung?
Mt 6,26
Seht euch die Vögel des Himmels an:
Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen;
euer himmlischer Vater ernährt sie.
Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Mt 6,27
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben
auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?

Mt 6,28
Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung?
Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen:
Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
Mt 6,29
Doch ich sage euch:
Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Mt 6,30
Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet,
das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird,
wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Mt 6,31
Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht:
Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
Mt 6,32
Denn um all das geht es den Heiden.
Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Mt 6,33
Euch aber muss es zuerst um sein Reich
und um seine Gerechtigkeit gehen;
dann wird euch alles andere dazugegeben.

Mt 6,34
Sorgt euch also nicht um morgen;
denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

-



-


zuletzt bearbeitet 26.02.2019 23:08 | nach oben springen

#3

RE: Das beharrliche Gebet

in Ausdauer im Gebet 16.04.2014 01:01
von Aquila • 7.219 Beiträge

Der hl. Josef Maria Escriva ( Gründer des "Opus Dei")
gibt segensreiche Ratschläge für das beharrliche Gebet:

-

"Du weißt nicht, wie man beten soll?
- Besinne dich auf die Gegenwart Gottes,
und kaum daß du sagst:
"Herr, ich kann nicht beten",
kannst du gewiß sein,
daß du schon mitten im Gebet bist.



Du hast mir geschrieben:
"Beten ist Sprechen mit Gott. Aber wovon?"
- Wovon?
Von Ihm und von dir,
von Freude und Kummer,
von Erfolgen und Mißerfolgen,
von hohen Zielen und alltäglichen Sorgen...
Von deinen Schwächen!
Danksagungen und Bitten.
Lieben und Sühnen.

Kurz, Ihn erkennen und dich erkennen:
Beisammen sein!



"Et in meditatione mea exardescit ignis."
Wenn ich betrachte, beginnt ein Feuer zu lodern.
- Das ist der Sinn deines Gebetes:
ein Feuer zu werden, lebendiges Glühen,
das Wärme und Licht verbreitet.



Wenn du nicht mehr weiterkommst,
wenn du merkst, daß du erlischst,
wenn du keine wohlriechenden Scheite mehr nachlegen kannst,

dann wirf die Zweige und das Reisig der
kleinen mündlichen Gebete und der Stoßgebete hinein,
damit sie das Feuer weiter nähren.
- Du wirst die Zeit gut genützt haben.



Wenn du das Gebet beginnst, sei dein fester Vorsatz:
niemals länger, wenn Tröstung;
niemals kürzer, wenn Trockenheit.



Verlange von Jesus nicht Trost im Gebet.
- Gibt Er ihn dir, sei dankbar.
- Bitte Ihn immer um Beharrlichkeit.


Harre aus im Gebet.
- Harre aus,
wenn auch dein Mühen fruchtlos scheint.
- Das Gebet bringt immer Frucht.



Dein Verstand ist stumpf, träge.
Du machst vergebliche Anstrengungen,
deine Gedanken in der Gegenwart des Herrn zu sammeln:
es will dir nicht gelingen
.
Zwinge dich nicht, sorge dich nicht.
- Glaube mir: es ist die Stunde des Herzens.

-


zuletzt bearbeitet 16.04.2014 01:04 | nach oben springen

#4

RE: Das beharrliche Gebet

in Ausdauer im Gebet 07.09.2014 00:32
von Aquila • 7.219 Beiträge

Empfehlungen zum richtigen Gebet von Hw Scopuli
aus
"Der geistliche Kampf" (1934):
-

Vom Gebet

Wie notwendig das Mißtrauen gegen sich selbst,
das Vertrauen auf Gott und die Übung in diesem Kampfe sind,
wurde bisher dargelegt.
Aber viel notwendiger ist das Gebet
— die vierte oben angegebene Kunst und Waffe —
, womit wir nicht nur die genannten Fertigkeiten,
sondern auch alles andere Gute von unserem Herrgott erlangen können.
Das Gebet ist nämlich das Werkzeug, um alle Gnaden zu erlangen,
die aus der Quelle der göttlichen Güte und Liebe auf uns herabfließen.
Durch das Gebet wirst du — wenn du dich seiner wohl zu bedienen weißt —
Gott das Schwert in die Hand drücken, mit dem er für dich kämpft und siegt.
Um sich seiner aber mit Nutzen bedienen zu können,
mußt du dich gewöhnen und bemühen, folgende Fertigkeiten zu besitzen:

Erstens
sollst du beständig von einem lebhaften Verlangen durchdrungen sein,
der göttlichen Majestät in allem und so, wie es ihr am wohlgefälligsten ist, zu dienen.

Um dieses Verlangen anzufachen, beherzige wohl:
daß Gott um seiner überaus bewundernswerten Erhabenheit,
Güte, Majestät, Weisheit, Schönheit willen und wegen seiner anderen unendlichen Vollkommenheiten jeden Dienstes und aller Ehre unaussprechlich würdig ist;
daß er selbst, um dir zu dienen, dreiunddreißig Jahre litt
und sich abmühte und deine häßlichen, durch die Bosheit der Sünde vergifteten Wunden nicht mit Öl, Wein und Leinwandfetzen behandelte und heilte, sondern mit dem kostbaren Naß, das aus seinen heiligen Adern und seinem reinsten, von Geißeln, Dornen und Nägeln zerrissenen Fleische geflossen ist. Überdies bedenke, wie überaus nutzbringend dieser Dienst ist, daß wir Herr über uns selbst, Sieger über den bösen Feind und Kinder Gottes selber werden.

Zweitens:
Sei auch von einem lebendigen Glauben und Vertrauen beseelt,
daß der Herr dir alles zu seinem Dienste und zu deinem Wohle Erforderliche zu geben bereit ist
.
Dieses gottgefällige Vertrauen ist das Gefäß,
das der liebe Gott mit dem Schatz seiner Gnade anfüllt.
Und je größer und weiter dieses ist, umso reicher kehrt das Gebet in unser Inneres zurück.
Wie könnte auch der getreue und allmächtige Gott es versäumen,
uns seiner Gnadengeschenke teilhaftig zu machen,
da er doch selbst das Gebet um dieselben befohlen hat und uns den Heiligen Geist versprach, wenn wir mit Glauben und Beharrlichkeit darum bitten würden?

Drittens:
Widme dich dem Gebet immer in der reinen Absicht,
nicht deinen Willen, sondern den Willen Gottes allein zu begehren,
und dies in deinen Bitten wie in der Erfüllung deines Flehens.

Denn Gottes Wille muß dich zum Beten antreiben und dein Verlangen nach Erhörung,
soweit er selbst will, wecken.
Deine Absicht soll mit einem Worte darauf gerichtet sein:
deinen Willen mit dem Willen Gottes (und nicht umgekehrt den göttlichen Willen mit deinem) zu vereinen.
Da dein Wille von der Eigenliebe angesteckt und verdorben ist,
verirrt er sich häufig und weiß nicht, um was er bittet.
Der göttliche Wille hingegen ist mit unaussprechlicher Güte verbunden
und kann niemals irren.
Darum steht er als König und Gebieter über jedem Willen;
als würdige Richtschnur, der alle folgen und sich fügen müssen.
Deshalb sollen wir stets auch nur das erbitten,
was mit dem göttlichen Wohlgefallen im Einklang steht.
Zweifelst du einmal, ob dies wirklich der Fall ist,
dann darfst du das Betreffende nur unter der Bedingung begehren,
wenn Gott damit einverstanden ist, daß du es erlangst.
Wovon du aber überzeugt bist, daß es Gott gefällt,
wie zum Beispiel die Tugenden, das erflehe mehr, um Gott zu gefallen und dienen zu können,
als wegen eines anderen, wenn auch geistigen Zweckes oder Nutzens.

Viertens:
Geh zum Gebet, mit Werken geschmückt,
die mit deinen Bitten übereinstimmen, und nach dem Gebet bemühe dich noch eifriger,
dich für die Gnade und die gewünschte Tugend empfänglich zu machen.

Die Übung des Gebetes soll aber derart von der Übung der Selbstüberwindung begleitet sein,
daß eine Übung der anderen abwechselnd folgt.
Denn um eine Tugend beten und sich um ihren Besitz nicht bemühen,
das hieße nichts anderes als Gott versuchen.

Fünftens
sollen den Bitten meistens Danksagungen für empfangene Wohltaten
auf diese oder ähnliche Weise vorausgehen:

„O mein Gott, der du mich aus Güte erschaffen und erlöst und mich unzählige Male ohne mein Wissen aus den Händen meiner Feinde errettet hast, eile mir auch jetzt zu Hilfe und schlage meine Bitte nicht ab, obschon ich mich immer widerspenstig und undankbar dir gegenüber erwiesen habe."
Betest du um eine besondere Tugend und stehst du gerade unter dem Druck einer Widerwärtigkeit, dann vergiß nicht, für die Gelegenheit, die dir geboten wird,
zu danken; denn auch diese ist kein geringer Gunsterweis.

Sechstens:
Da das Gebet seine Stärke und Kraft, Gott zur Erfüllung unserer Wünsche zu bewegen,
aus seiner Wesensgüte und Barmherzigkeit
und aus den Verdiensten des Lebens und Leidens seines eingeborenen Sohnes schöpft,
wie auch aus den gegebenen Versprechen, uns zu erhören
,

so beschließe deine Bitte mit einer oder mehreren der folgenden Anrufungen:

„Gewähre mir, o Gott, diese Gnade um deiner übergroßen Milde willen!" — „Mögen die Verdienste deines Sohnes die Erhörung meiner Bitte erwirken!" — „Gedenke, o mein Gott, deiner Verheißungen und erhöre gnädig mein Gebet!"
Ein anderes Mal
bitte auch um Gnade durch die Verdienste der allerseligsten Jungfrau Maria
und anderer Heiligen
,
die bei Gott viel vermögen und bei ihm hoch in Ehren stehen,
da sie seine göttliche Majestät in diesem Leben verherrlichten.

Siebtens
ist es notwendig, ohne Unterlaß zu beten;
denn die demütige Beharrlichkeit überwindet selbst den unüberwindlichen Gott.
Wenn die Ausdauer und Zudringlichkeit der Witwe im Evangelium den verruchten und ungerechten Richter zur Gewährung ihrer Bitte zu rühren vermochte (Lk 18,2-8),
sollten unsere Bitten nicht den viel mehr rühren, in dem die ganze Fülle der Güte wohnt?
Sollte der Herr nach deinem Gebet noch zögern, dich heimzusuchen und zu erhören,
ja selbst das Gegenteil zum Ausdruck bringen,
so fahre trotzdem im Gebete fort und bewahre ein unerschütterliches und lebendiges Vertrauen auf seine Hilfe!
Es fehlen ihm keineswegs die Mittel, die in unendlicher Fülle alles Maß übersteigen,
um allen die notwendigen Gnaden zu schenken.
Liegt der Fehler nicht auf deiner Seite, dann sei überzeugt,
daß du demnach alles, was du erbittest, oder aber etwas anderes,
was dir viel nützlicher ist, oder sogar beides zugleich erhalten wirst.
Je mehr du dich zurückgewiesen glaubst, desto tiefer erniedrige dich vor dir selber.
Erinnere dich deiner Vergehen, und unverwandten Blickes auf die göttliche Liebe stärke
dein Vertrauen auf dieselbe immer mehr.
Bleibt es fest und unerschütterlich, umso wohlgefälliger ist es dem Herrn,
je stärker es angefochten wurde.
Erweise dich allezeit dadurch dankbar,
daß du seine Güte, Weisheit und Liebe stets anerkennst,
auch dann,
wenn er deine Bitte abschlägt, gerade wie wenn er sie gewährt hätte,
und daß du bei jedem Ereignis standhaft und freudig in demütiger Unterwerfung
unter seiner göttliche Vorsehung verbleibst.


-


zuletzt bearbeitet 07.09.2014 00:33 | nach oben springen

#5

RE: Das beharrliche Gebet

in Ausdauer im Gebet 15.11.2014 12:55
von Aquila • 7.219 Beiträge

Die hl. Theresia von Avila
hat in sehr schön gleichsam in einem Satz
das Wesen des Gebetes zusammengefasst.
Sowohl das mündliche Gebet als auch das Herzensgebet
- wobei Letzteres oft zu Ersterem gleichsam drängt
und dieses somit inniger werden lässt -
sollen Dank- und Lobpreis für die Güte der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Gottes sein.
So umschliessen sie auch
das wahre Verständnis der Bittgebete
als im Einklang stehende mit dem Willen Gottes,
Der alleine zum Seelenheil führt,
denn zu diesem findet niemand, der seinen eigenen Willen tut.

-

Für mich ist das
Gebet ein
Schwung des Herzens,
ein einfacher Blick zum Himmel empor,
ein Schrei der Dankbarkeit und der Liebe,
aus der
Mitte der Prüfung
wie aus der Mitte der Freude;

kurz, es ist etwas Grosses, Übernatürliches,
das mir die Seele ausweitet
und mich mit Jesus vereint.
.

-

Siehe bitte auch:

Die Vorsehung

-

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