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#221

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 07.08.2025 18:57
von Aquila • 7.442 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !

Der Mensch ist von Gott auf Gott hin erschaffen und somit zur Vollkommenheit / Heiligkeit berufen. Wer nicht heilig werden will, kann auch keinen Anteil haben am Heiligen Ewigen Göttlichen Dreifaltigen Leben. In jeder hl. Messe lobpreisen wir den Dreieinen Gott mit dem dreifachen "Heilig, Heilig, Heilig".
Oft schreckt der Mensch vor dem Streben nach Heiligkeit mit der Begründung zurück, dass es zu schwierig sei, dies verwirklichen zu können. So mag ein Mensch denken, der der fälschlichen Meinung ist, der Erfolg es läge alleine in seinen Kräften, ohne zu verinnerlichen, dass es unser Herr und Gott Jesus Christus ist, der uns nicht nur zum Streben nach Vollkommenheit beruft sondern dieses auch als unser Heiland mit seinen Heilmitteln trägt.


So schreibt der hl. Josefmaria Escriva (1902-1975) denn auch Tröstliches und Erbauliches bez. des Strebens nach Heiligkeit / Vollkommenheit:
-

Heilig sein heißt so leben, wie unser Vater im Himmel es will.
Ihr werdet einwenden, das sei schwierig.
Ja, das Ideal ist sehr hoch.
Aber gleichzeitig ist es leicht: es liegt in Reichweite.
Wenn jemand krank wird, kommt es manchmal vor, daß man das richtige Medikament nicht findet.
Ganz anders ist es im Übernatürlichen; die Medizin ist immer nahe:
Jesus Christus, gegenwärtig in der heiligen Eucharistie
, der uns darüber hinaus seine Gnade in den anderen Sakramenten schenkt, die er für uns eingesetzt hat.

Wiederholen wir in Worten und Werken:
Herr, ich vertraue auf Dich, mir genügt Deine allgemeine Vorsehung, Deine tägliche Hilfe.
Nicht große Wunder sollen wir von Gott erbitten - warum auch? -,
wohl aber, daß Er unseren Glauben vermehre, unseren Verstand erleuchte und unseren Willen stärke.
Jesus bleibt immer bei uns und verhält sich als der, der Er ist.

Seit Beginn meiner Seelsorge habe ich euch vor einer falschen Vergöttlichung gewarnt.
Laß dich nicht dadurch verwirren, daß du weißt, aus welchem Stoff du bist: aus Lehm.
Das soll dich nicht bekümmern, denn du und ich,
wir sind Kinder Gottes
- darin besteht die gute Vergöttlichung -,
auserwählt durch den Ruf Gottes seit Ewigkeit:

In Ihm hat Er uns schon vor Erschaffung der Welt auserwählt,
daß wir heilig und untadelig vor Ihm seien

(Eph 1,4).
Gott besonders zugehörig, werden wir als seine Werkzeuge, trotz unserer Erbärmlichkeiten, wirksam sein, wenn wir unsere eigene Schwäche, deren Ausmaß in den Versuchungen zur Sünde spürbar wird, niemals vergessen.

Wenn ihr euch angesichts einer vielleicht besonders lebendigen Erfahrung eurer eigenen Mittelmäßigkeit entmutigt fühlt, dann ist der Augenblick gekommen, sich ganz den Händen Gottes zu überlassen.

Selbst in den Augenblicken, da wir unsere Begrenztheit besonders eindringlich spüren,
können und müssen wir zu
Gott dem Vater,
Gott dem Sohn
und Gott dem Heiligen Geist

aufschauen, denn wir sind Teilhaber am göttlichen Leben
.
Niemals gibt es einen berechtigten Grund zurückzublicken (Vgl. Lk 9,62):
Der Herr steht an unserer Seite.
Wir müssen treu und loyal sein, unseren Pflichten nachkommen und in Jesus die Liebe und den Ansporn dazu finden, die Fehler der anderen zu verstehen und unsere eigenen Fehler zu überwinden.
Und so wird selbst noch alle Verzagtheit - deine, meine und die aller Menschen -
das Reich Christi tragen helfen.

Erkennen wir unsere Krankheiten an, aber bekennen wir die Macht Gottes.
Der Optimismus, die Freude, die feste Überzeugung, daß der Herr sich unser bedienen will, müssen das Leben eines Christen prägen.
Wenn wir uns als Teil dieser heiligen Kirche fühlen, wenn wir uns vom festen Felsen Petri getragen und durch das Wirken des Heiligen Geistes gestützt wissen, dann werden wir uns dazu entscheiden, die kleinen Pflichten jedes Augenblicks zu erfüllen:
jeden Tag ein wenig zu säen.
Und die Ernte wird die Scheunen bis zum Bersten füllen.

[....]
Bemühen wir uns darum, in der Tiefe unseres Herzens ein starkes, überwältigendes Verlangen nach Heiligkeit zu erwecken, auch wenn unsere Elendigkeit uns noch so klar vor Augen steht.
Seid deswegen ohne Sorge; die persönlichen Fehler werden um so deutlicher, je mehr man auf dem Weg des inneren Lebens fortschreitet.
Dies rührt daher, daß die Gnade Gottes wie ein Vergrößerungsglas wirkt und Winziges
- ein Staubpartikel oder ein Sandkorn - riesengroß erscheinen läßt;
denn die Seele erlangt ein hohes Feingefühl für das Göttliche, und das Gewissen, das nur die Reinheit Gottes stillen kann, stößt sich bereits am leisesten Schatten...

Sage jetzt dem Herrn aus deinem tiefen Herzensgrunde:
ja, Herr, ich will heilig werden, ich will Dein würdiger Jünger sein und Dir bedingungslos folgen. Und nimm dir zugleich vor, die herrlichen Ideale, die du in diesem Augenblick empfindest, jeden Tag zu erneuern.
[....]
Die "große" Heiligkeit besteht im Erfüllen der "kleinen Pflichten" jeden Augenblicks.
[....]
Der Weg zur Heiligkeit ist ein Weg des Gebetes; und das Gebet muß nach und nach in der Seele Wurzeln schlagen, so wie ein kleines Samenkorn, das sich später in einen dichtbelaubten Baum verwandelt."

-

Der Monat August ist dem Unbefleckten Herzen Mariens gewidmet:
Gedenk- und Weihemonate (16)

Im Streben nach Vollkommenheit ist uns eine mächtige Fürsprecherin und Mittlerin aller Gnaden gegeben;
die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria, die Mutter unseres Herrn, die Er auch uns zur Mutter geschenkt hat.
Sie ist der schnellste und sicherste Weg zu ihrem göttlichen Sohn.
Durch Maria zu Jesus !

Pater Alexander Metz von der Petrus-Bruderschaft:

_
[....]
"Warum ist Maria das Ideal aller, die nach Vollkommen￾heit streben? – Weil kein Mensch einen solchen Einfuss
auf das Herz eines Kindes hat wie seine Mutter, weil kein Mensch die Gesinnung eines Kindes so zu prägen vermag wie diejenige Frau, die es empfangen hat.

Darum hängt die Fruchtbarkeit unseres Christenlebens entscheidend

von der Lebendigkeit unserer Verbindung zu unserer himmlischen Mutter ab.

Wie Maria
uns einst die Taufgnade erbeten hat,
so will sie fortan unablässig die Gesinnung ihres Sohnes
in uns ausbilden.
Was Maria als Mutter des Hohenpriesters leiblich an Christus getan hat,
will sie als
unsere Mutter geistig an uns vollziehen, indem sie uns zu vollkommenen Abbildern ihres Sohnes formen will....


Heilige Maria, Du unsere gute Mutter, bitte für uns! "

_


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#222

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 12.08.2025 21:13
von Aquila • 7.442 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus!


Das Streben nach Vollkommenheit bedarf der Läuterung in Geduld, dem Gebet der Hingabe und der beständigen Ausrichtung auf unseren Herrn und Gott Jesus Christus und Seiner Lehre, die eins ist mit derjenigen der Heiligen Mutter Kirche, Seiner Braut ! Durch sie führt Er Sein Erlösungswerk kraft der hll. Sakramente auf Erden fort.

Bezugnehmend auf die Werke des hl. Johannes v. Kreuz (1542-1591)
zeigt Hw Peter Dyckhoff in seinem Buch "365 Tage im Licht der Liebe" die Stufen der Seelen-Läuterung bis hin zur möglichen Gotteinung auf:

-
"Der wirkliche Fortschritt im geistlichen Leben besteht nicht nur darin, dass uns zu strömende Gute anzunehmen, sondern auch bei weichender Gnade Geduld zu bewahren und die täglichen Aufgaben zu erfüllen.
Viele werden ungeduldig, wenn es nicht nach ihnen Vorstellungen geht. Sie verlangenen Zeichen oder geben gerade ihr Gebetsleben auf. Wir sollten weder göttliche Offenbarung verlangen noch dem Schöpfer den Rücken kehren. Wenn wir uns gegen ihn entscheiden, bleiben Leiden nicht aus, und andererseits lässt es sich zu nichts bringen.
Das Leben und der Weg eines jeden Menschen liegen in der Hand Gottes. Er nimmt und gibt - ganz wie er will.
Doch allzu oft nur können wir die Gründe nicht einsehen. Wichtig ist, dass wir in Geduld die uns eigene Gangart einhalten
. Wer dagegen gewaltsam über sich hinauswachsen möchte, läuft Gefahr, die ihm zukommende Gnade zu verlieren.
[....]
Um offen zu sein für die Liebe Gottes, die in uns Wandlung zum Besseren bewirken möchte, müssen bestimmte Vorbedingungen erfüllt sein.
Hierzu gehört das wachsende frei sein von Unvollkommenheiten und Fehlhaltung.
Falsche, aus reinem Egoismus getroffene Entscheidungen haben im Nervensystem und in der Seele des Menschen nicht nur erhebliche Spuren eingraviert, sondern auch unverarbeitete Rückstände hinterlassen, die das Fliessen der Liebe Gottes hemmen, ja, sogar aufhalten.
Vornehmliche Aufgabe eines jeden geistlichen Weges besteht darin, alle Hindernisse zu beseitigen, Widerstände abzubauen, negative Spuren zu tilgen und Wunden zu heilen.
Wenn wir im Gebet der Hingabe schweigend vor Gott treten und uns ihm ganz übereignen, wird er uns seine Liebe schenken und in die Bereiche unserers Seins strömen lassen, die der Heilung und der Stärkung bedürfen.

Jegliche Bindung an uns selbst, Unruhe, Ungeduld und jeder Erwartung stehen dem heilenden Wirken Gottes und der Einigung mit ihm im Weg.
[....]
Durch Christus haben wir "im Glauben Zutritt zu dieser Gnade, in der wir stehen, erlangt (Römer 5,2). Von da aus, wo wir gerade stehen, setzen wir unseren Weg mit Jesus Christus fort. Seine Liebe, seine Gnade und seine Lehre begleiten uns und führen uns sicher. Der Boden, auf den wir stehen, ist uns bisher gelebtes Leben mit seinem verstehbaren und unverstehbaren Inhalten.... Entscheidung, Traurigkeiten, Hoch-Zeiten und Tragiken.
Auf der Grundlage unserer bisher gelebten Religiosität, der uns offenbarten inneren Wahrheit, unserer Erkenntnis aus den Heiligen Schriften und der Begegnung mit Gott nahe Menschen richten wir uns immer wieder neu auf Jesus Christus aus.
Durch ihn, die Quelle des Lichtes und der Liebe, haben wir auch Zugang zu der nicht sichtbaren Dimension des Lebens. Aus ihr schöpfen wir Wasser, das nicht mehr durstig macht, Kraft und Wissen, die unsere Schwachheit und Unwissenheit aufheben, und ewiges Leben."

-


zuletzt bearbeitet 12.08.2025 21:14 | nach oben springen

#223

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 18.08.2025 15:37
von Aquila • 7.442 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !


Die hl. Theresa v. Avila und der hl. Johannes v. Kreuz - beide Kirchenlehrer - stehen im Zusammenhang mit der "Brautmystik" - d.h. der Kontemplation im Sinne der - steten - innig(st)en Einung der menschlichen Seele - der Braut - mit ihrem Bräutigam - Gott in Seiner Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Der Stufe der Gotteinung muss eine - in der Regel zeitlich lange - tiefe Läuterung der Sinne und des Geistes vorangehen, wobei anzumerken ist, das letztere - die Läuterung des Geistes - nur in dem Masse, als es das Fassungsvermögen des Menschen zulässt, greifen kann, sodass es alleine Gottes Fügung ist, wem diese höchste Stufe der Vollkommenheit zuteil werden kann und soll.
Wir dürfen uns nicht ob der Bezeichnung "Gotteinung" erschrecken lassen, als ob dies lediglich etwas "Erdachtes" sei; nein, schon hier in diesem unseren irdischen Leben ist es uns - soweit das Fassungsvermögen reicht - gegeben, in einer intim(sten) Gottes-Beziehung einzutreten.
Grundvoraussetzung ist eine tiefe aufrichtige Sehnsucht nach Gott als der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, eine im Einklang mit der Grundtugendhaltung der Demut stehende Sehnsuch, die in eine innige personale Liebesbeziehung münden kann und wird, sofern der Mensch bereit ist, sich der Läuterung der Sinne und - wie erwähnt je nach Gottes Fügung - auch des Geistes. Die Beide Läuterungsstufen sind schmerzlich, denn sie legen die Axt an die Wurzel tiefsitzender Fehlhaltungen, Anhänglichkeiten....die sich gerade im Geiste gleichsam festgekrallt haben.
Ja, diese Liebes-Läuterung hier auf Erden kann gar die Vorwegnahme der läuternden Leiden des Fegefeuers sein !
Das beständige Gebet - gerade auch das innere Gebet - und die Gnadenfülle der hll. Sakramente sind gleichsam die sicheren Handreichungen Gottes im Erklimmen der Stufen zur Vollkommenheit.


Der hl. Johannes v. Kreuz war denn auch im Mittelpunkt in nachfolgender Rede von Papst Benedikt XVI aus dem Jahre 2011 mit einer sehr lehrreichen Kurzzusammenfassung seines - auch leidvollen - Lebens, seiner vier Haupt-Werke und seiner Lehre;
einige Aspekte dieser Rede sind in diesem Thread bereits vertieft worden;
nachfolgend nun die segensreiche Rede:

-

BENEDIKT XVI.
GENERALAUDIENZ
Audienzhalle
Mittwoch, 16. Februar 2011



Hl. Johannes vom Kreuz

Liebe Brüder und Schwestern!

Vor zwei Wochen habe ich die Gestalt der großen spanischen Mystikerin Theresia von Jesus vorgestellt.
Heute möchte ich über einen weiteren wichtigen Heiligen aus jenem Land sprechen, einen geistlichen Freund der hl. Theresia, der gemeinsam mit ihr die karmelitische Ordensfamilie reformiert hat:
den hl. Johannes vom Kreuz, der 1926 von Papst Pius XI. zum Kirchenlehrer erhoben wurde und traditionell den Beinamen »Doctor mysticus« – »Lehrer der Mystik« – trägt.

Johannes vom Kreuz wurde 1542 in dem kleinen Dorf Fontiveros bei Ávila in Altkastilien geboren, als Sohn von Gonzalo de Yepes und Catalina Alvarez.
Die Familie war sehr arm, weil der Vater, der toledanischem Adel entstammte, von zu Hause verjagt und enterbt wurde, da er Catalina geheiratet hatte, eine einfache Seidenweberin.
Bereits in zartem Alter verlor er seinen Vater und zog mit neun Jahren mit seiner Mutter und seinem Bruder Francisco nach Medina del Campo bei Valladolid, ein Handels- und Kulturzentrum.
Hier besuchte er das »Colegio de los Doctrinos« und erledigte auch einige einfache Arbeiten für die Ordensschwestern des Konvents bei der Kirche »Santa María Magdalena«.
Dann wurde er dank seiner menschlichen Eigenschaften und schulischen Erfolge zunächst als Krankenpfleger im Hospital »Inmaculada Concepción« und dann in das Jesuitenkolleg aufgenommen,
das in Medina del Campo gerade gegründet worden war:
Hier trat Johannes mit 18 Jahren ein und studierte drei Jahre lang Humanwissenschaften, Rhetorik und klassische Sprachen.
Am Ende der Ausbildung hatte er seine Berufung ganz deutlich vor Augen:
das Ordensleben, und unter den vielen Orden, die in Medina anwesend waren, fühlte er sich in den Karmel berufen.

Im Sommer 1563 begann er das Noviziat bei den Karmeliten der Stadt und nahm den Ordensnamen Johannes vom hl. Matthias an.
Im folgenden Jahr wurde er an die berühmte Universität von Salamanca geschickt, wo er drei Jahre lang die Freien Künste und Philosophie studierte.
1567 wurde er zum Priester geweiht und kehrte nach Medina del Campo zurück,
um umgeben von der Liebe seiner Angehörigen seine erste heilige Messe zu feiern.
Hier kam es zur ersten Begegnung zwischen Johannes und Theresia von Jesus.
Die Begegnung war für beide entscheidend: Theresia erläuterte ihm ihren Plan zur Reform des Karmels
auch für den männlichen Zweig des Ordens und schlug Johannes vor, sich ihm »zur größeren Ehre Gottes« anzuschließen.
Der junge Priester war von Theresias Ideen so fasziniert, daß er zu einem großen Befürworter des Plans wurde.
Die beiden arbeiteten einige Monate lang zusammen und teilten einander Ideale und Vorschläge mit,
um so schnell wie möglich das erste Haus der Unbeschuhten Karmeliten zu eröffnen:
Die Eröffnung fand am 28. Dezember 1568 in Duruelo statt, einem einsamen Ort in der Provinz Ávila.
Zusammen mit Johannes bildeten drei weitere Gefährten diese erste reformierte männliche Gemeinschaft.
Bei der Erneuerung ihrer Ordensprofeß nach der ursprünglichen Regel nahmen die vier einen neuen Namen an:
Johannes hieß jetzt »vom Kreuz«, wie man ihn später weltweit kennen wird. Ende 1572 wurde er auf Bitte der hl. Theresia Beichtvater und Kaplan des Klosters der Menschwerdung in Ávila, wo die Heilige Priorin war.
Es waren Jahre enger Zusammenarbeit und geistlicher Freundschaft, die beide bereicherte.
Auf diese Zeit gehen auch die wichtigsten Theresianischen Werke und die ersten Schriften des Johannes zurück.

Die Mitwirkung an der Reform des Karmelordens war nicht leicht und brachte für Johannes auch schwere Leiden mit sich.
Das traumatischste Ereignis, im Jahre 1577, war seine Entführung und seine Kerkerhaft im Konvent der Karmeliten der Alten Observanz in Toledo infolge einer falschen Anklage. Der Heilige blieb monatelang eingekerkert und war physischen und seelischen Entbehrungen und Nötigungen ausgesetzt.
Hier verfaßte er zusammen mit anderen Gedichten den berühmten Geistlichen Gesang.
In der Nacht vom 16. auf den 17. August 1578 gelang ihm schließlich eine abenteuerliche Flucht;
er fand Zuflucht im Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen der Stadt.
Die hl. Theresia und die reformierten Gefährten feierten seine Befreiung mit großer Freude. Nach einer kurzen Zeit der Erholung wurde Johannes, um wieder zu Kräften zu kommen, nach Andalusien gesandt,
wo er zehn Jahre in verschiedenen Klöstern verbrachte, vor allem in Granada.
Er übernahm immer wichtigere Aufgaben im Orden, bis hin zum Provinzvikar, und vollendete seine geistlichen Abhandlungen.
Dann kehrte er in seine Heimatregion zurück als Mitglied der Generalleitung der Theresianischen Ordensfamilie, die nunmehr völlige rechtliche Autonomie genoß.
Er wohnte im Karmel von Segovia, wo er das Amt des Oberen der Gemeinschaft innehatte.
1591 wurde er aller Verantwortungen enthoben und sollte in die neue Ordensprovinz Mexiko entsandt werden.
Während er sich mit zehn weiteren Gefährten auf die lange Reise vorbereitete, zog er sich in ein einsames Kloster in Jaén zurück, wo er schwer krank wurde.
Johannes nahm große Leiden mit vorbildlicher Ruhe und Geduld auf sich.
Er starb in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 1591, während seine Mitbrüder die Matutin beteten.
Er verabschiedete sich von ihnen mit den Worten:
»Heute gehe ich im Himmel das Offizium beten

Seine sterblichen Überreste wurden nach Segovia überführt.
Er wurde 1675 von Clemens X. selig-, und 1726 von Benedikt XIII. heiliggesprochen.

Johannes gilt als einer der bedeutendsten lyrischen Dichter der spanischen Literatur.
Seine vier Hauptwerke sind:
Aufstieg auf den Berg Karmel,
Die dunkle Nacht,
Der geistliche Gesang
und
Die lebendige Flamme der Liebe.



Im Geistlichen Gesang
legt der hl. Johannes den Weg der Reinigung der Seele dar, also den allmählichen freudigen Besitz Gottes, bis die Seele schließlich spürt, daß sie Gott mit derselben Liebe liebt, mit der sie von ihm geliebt wird.

Die lebendige Flamme der Liebe
fährt in dieser Perspektive fort und beschreibt detaillierter den Zustand der umwandelnden Vereinigung mit Gott.
Als Vergleich gebraucht Johannes stets das Feuer:
Je mehr das Feuer brennt und das Holz verzehrt, desto mehr glüht es auf und wird schließlich zur Flamme.
Ebenso erleuchtet und erwärmt der Heilige Geist, der in der dunklen Nacht die Seele reinigt und »läutert«,
diese mit der Zeit, als wäre sie eine Flamme.
Das Leben der Seele ist ein ständiges Fest des Heiligen Geistes,
das die Herrlichkeit der Vereinigung mit Gott in der Ewigkeit erkennen läßt.


Der Aufstieg auf den Berg Karmel
zeigt den geistlichen Weg unter dem Aspekt der allmählichen Reinigung der Seele, die notwendig ist, um zum [blau]höchsten Punkt der christlichen Vollkommenheit zu gelangen, symbolisiert durch den Gipfel des Berges Karmel.

Diese Reinigung ist als ein Weg dargestellt, den der Mensch unternimmt, indem er mit dem göttlichen Wirken zusammenarbeitet, um die Seele von jeder Anhänglichkeit oder Zuneigung, die dem Willen Gottes entgegensteht, zu befreien.
Die Reinigung, die vollkommen sein muß, um zur liebenden Vereinigung mit Gott zu gelangen,
beginnt bei der des sinnlichen Lebens und wird fortgesetzt durch die, die man durch die drei göttlichen Tugenden erlangt – Glaube, Hoffnung und Liebe –, die das Streben, das Gedächtnis und den Willen reinigen.

Die dunkle Nacht
beschreibt den »passiven« Aspekt, also das Wirken Gottes in diesem Prozeß der »Reinigung« der Seele.

Die menschliche Anstrengung allein ist nämlich unfähig, bis zu den tiefsten Wurzeln der Neigungen und der schlechten Gewohnheiten der Person zu gelangen:
Sie kann sie nur zügeln, aber nicht völlig ausrotten.
Um das zu tun bedarf es des besonderen Wirkens Gottes, der den Geist bis auf den Grund reinigt und ihn für die liebende Vereinigung mit ihm bereitmacht.
Der hl. Johannes bezeichnet diese Reinigung als »passiv«, denn obgleich die Seele sie annimmt, wird sie umgesetzt durch das geheimnisvolle Wirken des Heiligen Geistes, der wie eine Feuerflamme jede Unreinheit vertilgt.
In diesem Zustand wird die Seele allen möglichen Prüfungen unterzogen, als befände sie sich in einer dunklen Nacht.

Diese Angaben zu den Hauptwerken des Heiligen helfen uns, uns den wesentlichen Punkten seiner umfassenden und tiefen mystischen Lehre zu nähern, deren Ziel es ist, einen sicheren Weg darzulegen, um zur Heiligkeit zu gelangen, dem Zustand der Vollkommenheit, zu dem Gott uns alle beruft.
Johannes vom Kreuz zufolge ist alles, was existiert, was von Gott geschaffen ist, gut.
Durch die Geschöpfe können wir den entdecken, der in ihnen eine Spur seiner selbst hinterlassen hat.
Der Glaube ist jedoch die einzige Quelle, die dem Menschen geschenkt ist, um Gott so kennenzulernen, wie er in sich selbst ist, als den einen und dreifaltigen Gott.

Alles, was Gott dem Menschen mitteilen wollte, hat er in Jesus Christus gesagt, seinem fleischgewordenen Wort. Jesus Christus ist der einzige und endgültige Weg zum Vater
(vgl. Joh 14,6).
Alles Erschaffene ist nichts im Vergleich zu Gott, und nichts hat Wert außer ihm:
Folglich muß jede andere Liebe, um zur vollkommenen Liebe Gottes zu gelangen, sich in Christus der göttlichen Liebe angleichen.

Daher besteht der hl. Johannes immer wieder auf der Notwendigkeit der Reinigung und der inneren Entäußerung, um mit Gott, dem einzigen Ziel der Vollkommenheit, gleichgestaltet zu werden.
Diese »Reinigung« besteht nicht einfach nur in der physischen Abwesenheit der Dinge und ihres Gebrauchs; was die Seele rein und frei macht, ist vielmehr
die Beseitigung jeder ungeordneten Abhängigkeit von den Dingen.
Alles muß in Gott als Mittelpunkt und Ziel des Lebens hineingestellt werden.

Der lange und mühsame Prozeß der Reinigung erfordert natürlich die persönliche Anstrengung, aber der wahre Hauptakteur ist Gott:
Alles, was der Mensch tun kann, ist, sich »bereit« zu machen, für das göttliche Wirken offen zu sein und ihm keine Hindernisse entgegenzustellen.
Indem er die göttlichen Tugenden lebt, erhebt sich der Mensch und verleiht seinen eigenen Bemühungen Wert.
Der Rhythmus, in dem der Glaube, die Hoffnung und die Liebe wachsen, geht im Gleichschritt einher mit der Reinigung und der allmählichen Vereinigung mit Gott bis hin zur Gleichgestaltung mit ihm.
Wenn man zu diesem Ziel gelangt, dann wird die Seele in das dreifaltige Leben hineingenommen:
So sagt der hl. Johannes, daß sie dahin gelangt, Gott mit derselben Liebe zu lieben, mit der auch Er sie liebt, denn er liebt sie im Heiligen Geist.
Daher hält der Kirchenlehrer der Mystik daran fest, daß es keine wahre liebende Vereinigung mit Gott gibt, die nicht in der dreifaltigen Vereinigung ihren Höhepunkt findet.
In diesem erhabenen Zustand erkennt die heilige Seele alles in Gott und muß nicht mehr den Weg über die Geschöpfe gehen, um zu ihm zu gelangen.
Die Seele fühlt sich nunmehr von der göttlichen Liebe überflutet und erfreut sich völlig in ihr.

Liebe Brüder und Schwestern, am Ende bleibt die Frage:
Hat dieser Heilige mit seiner hohen Mystik, mit diesem mühsamen Weg zum Gipfel der Vollkommenheit auch uns etwas zu sagen, dem gewöhnlichen Christen in den heutigen Lebensverhältnissen, oder ist er nur ein Beispiel, ein Vorbild für wenige auserwählte Seelen, die diesen Weg der Reinigung, des mystischen Aufstiegs wirklich unternehmen können?
Um die Antwort zu finden, müssen wir uns vor allem vor Augen halten, daß das Leben des hl. Johannes vom Kreuz kein »Schweben auf mystischen Wolken« war, sondern ein sehr hartes, sehr praktisches und sehr konkretes Leben – als Reformator des Ordens, wo er vielen Widerständen begegnete, als Provinzoberer und auch im Kerker seiner Mitbrüder, wo er unglaublichen Schmähungen und physischen Mißhandlungen ausgesetzt war.
Es war ein hartes Leben, aber gerade in den Monaten, die er im Kerker verbrachte, hat er eines seiner schönsten Werke geschrieben.
Und so können wir verstehen, daß der Weg mit Christus, das Unterwegssein mit Christus –
dem »Weg« – keine Last ist, die der Mühsal unseres Leben, die schon hart genug ist, noch zusätzlich aufgebürdet wird, daß es nichts ist, was diese Mühsal noch schwerer macht,
sondern etwas ganz anderes:
ein Licht, eine Kraft, die uns hilft, diese Mühsal zu tragen.


Wenn ein Mensch alle Beschwernisse des Lebens leichter, weil er dieses große Licht in sich trägt.
Das ist der Glaube: von Gott geliebt zu sein und sich von Gott in Jesus Christus lieben zu lassen.
Dieses Sich-Lieben-Lassen ist das Licht, das uns hilft, die tägliche Mühsal zu tragen.
Und die Heiligkeit ist nicht unser Werk, ein sehr schwieriges Werk, sondern sie ist genau diese »Öffnung«:
die Fenster unserer Seele zu öffnen, damit das Licht Gottes eintreten kann, Gott nicht zu vergessen, denn gerade in der Öffnung gegenüber seinem Licht findet man Kraft, findet man die Freude der Erlösten.
ensch eine große Liebe in sich trägt, dann verleiht diese Liebe ihm gleichsam Flügel, und er erträgt
Bitten wir den Herrn, daß er uns helfen möge, diese Heiligkeit zu finden, sich von Gott lieben zu lassen, was unser aller Berufung ist und die wahre Erlösung.
Danke.
[....]

-


zuletzt bearbeitet 18.08.2025 15:46 | nach oben springen

#224

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben 20.08.2025 18:53
von Aquila • 7.442 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !

Neben dem hl. Johannes v. Kreuz und der hl. Teresa v. Avila sind auch die mystischen Schriften

des hl. Bernhard v. Clairvaux (1090-1153) ( dessen Gedenktag wir heute feiern ) eine segensreiche Quelle bez. des Strebens nach Vollkommenheit bis zur schon hier auf Erden möglichen Gotteinung ( nach menschlichem Fassungsvermögen)

In wunderbaren Worten umschreibt der hl. Bernhard v. Clairvaux das Wirken des EINEN Gottes in Seinen Drei WESENSGLEICHEN PERSONEN:

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"Siehst du, wie DER SOHN zunächst die Menschen durch sein WORT und BEISPIEL in die Demut führt;
wie darauf DER GEIST über sie die LIEBE ausgiesst;
und wie sie dann DER VATER in Seiner HERRLICHKEIT aufnimmt."

-


Im Streben nach Heiligkeit wird der Mensch von dem DREIEINEN GOTT unter Wahrung der EIGENART DER DREI PERSONEN auf diesen drei Stufen geführt.
Der hl. Bernhard weiter:

-
"Und weil ganz richtig nicht nur der Sohn, sondern auch der Vater und der Heilige Geist als WAHRHEIT bezeichnet werden, ergibt sich daraus, dass ein und dieselbe Wahrheit und der Wahrung der Eigenart der Personen diese drei Wirkungen auf den drei Stufen hervorruft: Zuerst unterweist sie als Lehrmeister, dann tröstet sie wie ein Freund oder Bruder, und schliesslich zieht sie an ihr Herz wie ein Vater seine Söhne."

-


Der hl. Bernhard v. Clairvaux geht dann auch noch ausführlicher auf die einzelnen Stufen, indem er die "Brautmystik" in wunderschöne Bilder und Worte fasst, die ich hier nicht vorenthalten will:

-
"DER SOHN GOTTES, das Wort und die Weisheit des Vaters, findet zunächst jenes Vermögen unserer Seele, das wir die Vernunft nennen, vom Fleisch niedergedrückt vor, von der Sünde gefesselt, durch Unwissenheit blind und an äussere Dinge ausgeliefert. Er reicht ihr voll Güte die Hand, richtet sie kraftvoll auf , unterweist sie voll Klugheit und führt sie in ihr Inneres. Es gelingt ihm wunderbar, sie als seine eigenen Stellevertreterin einzusetzten und sie als Richterin über sich selbst zu bestellen. Sie wird dann aus Ehrfurcht vor DEM WORT, mit dem sie vermählt ist, ihre eigene Anklägerin, Zeugin und Richterin und wird zur Sachwalterin der Wahrheit gegen sich selbst. Aus dieser ersten Vermählung des WORTES mit der Vernunft wird die Demut geboren.

Einen anderen Teil der Seele nennt man Willenskraft. Sie ist vom Gift des Fleisches angesteckt, ist aber bereits von der Vernunft untersucht worden. Nun kommt DER HEILIGE GEIST mit seiner GNADE zu ihr, läutert sie behutsam und steckt sie mit der Glut seiner Liebe an, so dass sie barmherzig wird. Sie ist wie eine Haut, die man einsalbt und dadurch elastisch wird. Mit er himmlischen Salbe des Heiligen Geistes behandelt, dehnt sie sich in Zeuneigung bis zu ihren Feinden hin aus. Und so kommmt aus dieser zweiten Vermählung, derjenigen des HEILIGEN GEISTES mit der Willenskraft des Menschen, die Liebe zur Welt.

Beide Teile, die Vernunft und die Willenskraft; die eine vom Wort unterwiesen, die andere vom Geist der Wahrheit angeweht; jene mit dem Hyssop der Demut besprengt, diese vom Feuer der Liebe entflammt; beide also stellen eine vollkommene Seele dar, die infolge ihrer Demut ohne Makel, infolge ihrer Liebe ohne Runzel ist und in der weder die Willenskraft gegen die Vernunft aufbegehrt noch die Vernunft die Wahrheit verkennt; diese Seele drückt DER VATER als herrliche Braut ganz fest an sich".

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zuletzt bearbeitet 20.08.2025 19:28 | nach oben springen

#225

RE: Stufen zur Vollkommenheit

in Leben und Sterben Gestern 20:15
von Aquila • 7.442 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !



Die hl. Theresa v. Avila (1515-1582) hat uns besonders das innere Gebet als DAS Heilmittel auf dem Weg zur Vollkommenheit ans Herz gelegt.
Selbstredend verstand sie dieses Heilmittel immer einhergehend mit dem Empfang Gnadenmittel der hll. Sakramente der Beichte und der Eucharistie.


In ihrer "Vida" - "Das Buch meines Lebens" - beschreibt sie das innere Beten mit diesen Worten:
-
"Ueber das, was ich aus Erfahrung weiss, kann ich sprechen.
Und das ist, dass jemand, der mit dem inneren Beten begonnen hat, es ja nicht mehr aufgeben soll, mag er noch so viel Schlechtes tun, denn es ist das Heilmittel, durch das er sich wieder bessern kann, während ohne es sehr viel schwieriger wird.
Wer aber noch nicht mit dem inneren Beten begonnen hat, den bitte ich um der Liebe des Herrn willen, sich ein so grosses Gut sich doch nicht entgehen zu lassen.
Hier gibt es nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen.
Denn wenn er auch nicht vorankommen und sich Mühe geben sollte, so vollkommen zu werden, so wird er doch schon nach einem noch so kleinen Gewinn, den Weg zum Himmel erkennen.
Denn meiner Meinung nach, ist das innere Beten das Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach, um bei Ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass Er uns liebt.

-


Nachfolgender Auszug aus "Zeit für Gott - Führer für das Innere Gebet" von Pater Jacques Philippe; hilft zum besseren Verstehen des von der hl. Theresa ans Herz gelegten Zuganges zum Inneren Gebet durch die Menschheit Jesu:

-
"Wenn wir das Innere Gebet ausüben, so geschieht dies, um in Gemeinschaft mit Gott einzutreten.
Aber niemand kennt Gott.
Was ist also das Mittel, um Gott zu begegnen, ist es die Meditation?
Es gibt einen einzigen Mittler, das ist Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.
Es ist die Menschheit Jesu, die Menschheit des Sohnes, der für unsere Meditation der verfügbare Stützpunkt ist, durch den wir mit Sicherheit Gott begegnen und uns mit ihm vereinen können.
Der hl. Paulus sagt tatsächlich:
'Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.'
Die Menschheit Jesu ist das wichtigste Sakrament, denn durch sie hat Gott dem Menschen Zugang zu sich gegeben.
Wir sind Wesen von Fleisch und Blut, und wir brauchen fühlbare Träger, um Zugang zu den spirituellen Realitäten zu haben.
Gott weiss das, und das erklärt das ganze Mysterium der Inkarnation.
Wir haben es nötig, zu sehen, zu berühren, zu fühlen.
Die fühlbare konkrete Menschheit Jesu ist für uns der Ausdruck der wunderbaren Herablassung Gottes, der weiss, aus was wir gebildet sind, und der uns eine Möglichkeit gibt, einen menschlichen Zugang zum Göttlichen zu haben und das Göttliche mit menschlichen Mitteln zu berühren.
Das Spirituelle ist fleischlich geworden, Jesus ist für uns der Weg zu Gott:
'Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen', sagt Jesus zu Philippus, der ihn bittet:
'Herr, zeige uns den Vater, das genügt uns!' (Joh 14,8-9).
Das ist ein sehr schönes und sehr grosses Geheimnis.
Die Menschheit Jesu ist in allen Aspekten, selbst in den demütigsten und zweitrangigsten nach dem äusseren Anschein, ein enormer Raum der Gemeinschaft mit Gott!
Jeder Aspekt dieser Menschheit, jede seiner Spuren, selbst die kleinsten und verstecktesten, jedes seiner Worte, seiner Taten, seiner Glesten, jede Etappe seines Lebens,
von der Empfängnis im Schosse Mariens bis zur Himmelfahrt,
bringt uns in Gemeinschaft mit dem Vater, wenn wir sie im Glauben aufnehmen.
Indem wir durch diese Menschheit wandern wir durch eine Landschaft, die uns gehört, wie ein Buch, das in unserer Intention geschrieben ist, eignen wir es uns in Glaube und Liebe an.
Wir hören nicht auf zu wachsen in der Gemeinschaft mit dem unzugänglichen und unergründlichen Geheimnis Gottes.
Das bedeutet, dass das Innere Gebet des Christen immer in einer gewissen Beziehung zur Menschlichkeit des Erlösers begründet sein soll.
Der verschiedenen Formen des Inneren Gebetes finden als ihre theologische Rechtfertigung und haben ihren gemeinsamen Nenner darin, dass sie zur Gemeinschaft mit Gott führen mit dem Mittel und Aspekt der Menschheit Jesu.
Die Menschheit Jesu ist das Sakrament, das wirksame Zeichen für die Vereinigung des Menschen mit Gott.
Es genügt uns, im Glauben in der Verbindung mit der Menschheit Jesu zu sein, um zur Gemeinschaft mit Gott zu gelangen.
[....]
Es gibt tausend Möglichkeiten, um in Kontakt mit der Menschheit Jesu zu sein;
seine Taten und Gesten zu betrachten, seine Worte und Handlungen zu meditieren, jedes Ereignis seines irdischen Lebens in unserem Gedächtnis zu bewahren, sein Antlitz auf den Bildern anzuschauen, ihn in seinem eucharistischen Leib anzubeten, seinen Namen mit Liebe auszusprechen und in unserem Herzen zu bewahren usw.
Das alles erlaubt uns in das Innere Gebet einzutreten, unter der einen Bedingung, dass diese Aktivität nicht eine intellektuelle Neugier ist, sondern ein liebendes Suchen:
'Ich suchte den, der meine Seele liebt.' (Hld 3,1).

So ist tatsächlich das, was uns voll von der Menschheit Jesu Besitz ergreifen lässt und uns reale Gemeinschaft mit dem unauslotbaren Geheimnis schenkt, nicht die intellektuelle Spekulation, sondern der Glaube, der Glaube als göttliche Tugend, d.h. der Glaube der alleine durch die Liebe angeregt ist.
Sie allein
, so betont der heilige Johannes vom Kreuz sehr, hat die Macht, die notwendige Stärke, uns real in den Besitz des Mysterium Gottes einzuführen, durch die PERSON Christi.
Sie allein lässt
uns Gott erreichen in der Tiefe seines Mysteriums.
Der Glaube , der die volle Übereinstimmung des ganzen Seins mit Christus ist und in dem Gott sich uns gibt.

Der Konsequenz davon, wie wir schon gesagt haben, ist, dass die vorzüglichste Art des Inneren Gebetes für den Christen jene ist, an der Menschheit Jesu teilzuhaben.
Das ist in gewisser Weise Sinn und Methode des Inneren Gebetes' durch den Gedanken, durch einen Blick, durch Bewegung des Willens auf verschiedenen Wegen, so wie es dem einzelnen entspricht.[/blau][/b]

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Noch eine Anmerkung zur PERSON Christi:
Wir bekennen in der PERSON Christi das menschgewordene WORT Gottes die ZWEITE GÖTTLICHE PERSON der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch.....
das Konzil von Chalkedon (451) lehrt,
"unseren Herrn Jesus Christus als ein und denselben Sohn zu bekennen; derselbe ist vollkommen in der Gottheit und derselbe ist vollkommen in der Menschheit....die Vereinigung der beiden Naturen ist als unvermischt, unveränderlich, ungetrennt und unteilbar zu verstehen"

aber Er ist NUR EINE PERSON, GÖTTLICH !

Dazu ein Auszug aus einer Darlegung auf der Seite des "Opus Dei":
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"Doch musste die Kirche jeweils daran erinnern,
dass die menschliche Natur Christi der GÖTTLICHEN PERSON DES SOHNES angehört, von der sie angenommen worden ist. Alles, was Christus in seiner Person ist und tut, ist und tut ‚einer der Dreifaltigkeit’.
Der Sohn Gottes teilt also seiner Menschennatur seine eigene, persönliche Daseinsweise in der Trinität mit.
In seiner Seele wie in seinem Leibe bringt folglich Christus das Leben der heiligsten Dreifaltigkeit menschlich zum Ausdruck
(
vgl. Joh 14,9-10)“ (KKK, 470).

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