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RE: Stufen zur Vollkommenheit
in Leben und Sterben 25.11.2023 14:28von Aquila • 7.243 Beiträge
Gelobt sei Jesus Christus !
So wie der hl. Johannes vom Kreuz (1542-1591; Kirchenlehrer) und die hl. Theresa von Avila (1515-1582; Kirchenlehrerin) gehört auch die hl. Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit (1880-1906) zu den grossen Persönlichkeiten des Karmelordens.
Die karmelitische Spiritualität lehrt und lebt die behutsame und doch entschlossene Erklimmung der Stufen zur Vollkommenheit durch Läuterung der Sinne und des Geistes bis hin zur möglichen - soweit von der Gebrechlichkeit des menschlichen Wesens erfahrbaren - Gotteinung schon im irdischen Lebens.
Wie ein roter Faden zieht sich denn auch die Ausformung einer sich immer vertiefenderen Gottes-Beziehung durch die karmelitische Lehre....einem Leben mit, durch und in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Alleine das Fleisch gewordene Wort Gottes, - unser Herr und Gott Jesus Christus - vermag als zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit einer Seele den Zugang zum innergöttlich dreifaltigen Leben gewähren.
Der in Seinem Namen vom Vater gesandte Heilige Geist ist es, der eine Seele kraft der vor Ihm geschenkten Gnaden nach und nach in das bräutliche Hochzeitskleid kleiden will.
Durch das innere Gebet verweilt die Seele in beständiger Gegenwart Gottes.
Die hl. Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit - eine grosse Verehrerin der Alerheiligsten Dreifaltigkeit - über das beständige Verweilen in unserem Herrn als Zugang zum göttlichen dreieinigen Wesen:
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"Bleibt in mir (1 Joh 4,6)
– Es ist das Wort Gottes, das dieses Gebot gibt und darin Seinen Willen ausdrückt.
Bleibt in mir, nicht nur für einige Augenblicke, für ein paar vorübergehende Stunden,
sondern bleibt … in einer beständigen, andauernden Form. Bleibt in mir, betet in mir, betet in mir an, liebt in mir, leidet in mir, arbeitet, wirkt in mir.
Bleibt in mir, damit jeder und jedes es sehen kann, dringt immer weiter in diese Tiefe vor.
Dort ist wahrhaft die Einsamkeit, in die Gott die Seele führen will, um mit ihr zu sprechen., wie der Prophet singt.
Aber um dieses ganz geheimnisvolle Wort zu vernehmen, darf man sich nicht sozusagen an der Oberfläche aufhalten, sondern man muss durch die Sammlung immer mehr in das göttliche Wesen eindringen."
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Wer mehr über die karmelitische Spiritualität erfahren möchte, wird auf der Seite des österreichischen Karmelitenordens sicherlich fündig:
https://www.klosterladen-linz.at/10-buecher
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RE: Stufen zur Vollkommenheit
in Leben und Sterben 05.12.2023 15:48von Aquila • 7.243 Beiträge
Gelobt sei Jesus Christus !
Die hl. Adventszeit lädt uns besonders zur inneren Einkehr in Stille ein.
So wie der Fleisch gewordene eingeborene Sohn Gottes - das Ewige Wort- unser Herr und Gott Jesus Christus in der Abgeschiedenheit und Stille des Stalles zu Bethlehem in diese Welt eingetreten ist, so sollen auch unsere Seelen Ihm in stiller Anbetung begegnen.
Gott ist Geist....Ihn wahrhaft anbeten vollzieht sich denn auch alleine in Geist und Wahrheit.
Durch das Streben nach Vollkommenheit erfahren unsere Seelen die notwendige Läuterung, um diese Anbetung zum beständigen inneren Gebet werden zu lassen.
Bezugnehmend auf die Werke des hl. Johannes v. Kreuz (1542-1591)
zeigt Hw Peter Dyckhoff in seinem Buch "365 Tage im Licht der Liebe" (Media Maria Verlag, Illertissen, 2013) die Stufen der Seelen-Läuterung bis hin zur möglichen Gotteinung auf:
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"'Das Wort war das wahre Licht, das Menschen erleuchtet, es kam in die Welt. Er kam in sein Eigentum, und die Seinigen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben' (Johannes 1,9 11-12).
Alle, die in glaubender Erwartung und in inneren Sammlung das Kommen Gottes in seinem Sohn Jesus Christus aufnehmen, geraten in ein grosses Staunen.
Das Staunen über die Menschwerdung Gottes führt uns zu einer immerwährenden Anbetung, die sich bis in das Geheimnis der Eucharistie hinein vollzieht.
'Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten' (Johannes 4,24).
Dies geschieht am innigsten an einem einsamen Ort und indem wir demütig den letzten Platz einnehmen, wie es Jesus Christus bei seinem Kommen in diese Welt getan hat.
Diese seine Armut verweist auf die Armut im Geist, die die Zurückstellung unseres Ichs und aller Dinge beinhaltet und aus der wir betend Gott anrufen und ihn verherrlichen".
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O magnum mysterium, et admirabile sacramentum,
ut animalia viderent Dominum natum, iacentem in praesepio!
Beata Virgo, cujus viscera meruerunt portare Dominum Iesum Christum.
Alleluja!
O großes Geheimnis und wunderbares Sakrament,
daß die Tiere den neugeborenen Herrn in einer Krippe liegen sehen!
Gesegnet ist die Jungfrau, deren Schoß würdig war, den Herrn, Jesus Christus, zu tragen
Halleluja!
Gerade auch in der hl. Adventszeit....
In der Stille lernen wir auf die Stimme Gottes zu hören....zur Busse und Umkehr.
Pater Tarcisius Seeanner vom Kreuzorden:
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"Durch die Stille lernen wir nämlich, zu unterscheiden zwischen dem, was bleibt, und dem, was vergänglich ist.
Und dabei merken wir, dass dem Geistlichen in unserem Dasein der Vorrang gebührt vor dem Irdischen.
Aus Schweigen heraus werden wir befähigt, uns für das Wertvollere zu entscheiden.
In der heutigen Welt gibt es viele Dinge, die mit grellen Farben und lauten Tönen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.
Doch hinter der lockenden Oberfläche findet sich nichts wirklich Grosses.
Um den wahren Gehalt einer Sache zu entdecken, müssen wir sie in Ruhe betrachten und in stiller Erwägung prüfen. Der Lärm und die auf uns niederprasselnden Sinnesreize lassen dies jedoch kaum zu.
Erst der Abstand und die Stille ermöglichen uns, die Dinge im richtigen Licht zu sehen, sie aus einem neuem Blickwinkel zu betrachten.
Vor allem sollen wir lernen, alles nach dem Gesichtspunkt zu beurteilen, den der hl. Aloisius zur Richtschnur seines kurzen Lebens gemacht hat:
'Was nützt mir das für die Ewigkeit?'
[....]
Der Gabe der Unterscheidung baut auf einem lebendigen Glauben auf, der sich durch Gebet und geistliche Lektüre ernährt.
Der Nährboden, auf dem ein fruchtbares Glaubensleben wachsen kann, ist die Stille.
Nur im Schweigen lernen wir, auch auf die Stimme Gottes zu hören.
Gebet ist nämlich kein Selbstgespräch, sondern Zwiegespräch, beiden beide Seiten sowohl dem Anderen ihre Aufmerksamkeit zuwenden, als auch die Möglichkeit haben, ihr eigenes Herz auszuschütten.
Gott hat uns schon in seinem Sohn in konzentrierter Weise alles mitgeteilt, was sein liebendes Vaterherz uns mit auf den Weg geben wollte.
Deshalb geht jedes Gebet vom Wort Gottes aus und wird vom Heiligen Geist getragen.
Durch die Hl. Schrift lernen wir, wie wir mit Gott sprechen können, und Jesus zeigt uns, dass wir ihn 'Vater' nennen dürfen.
[....]
Im Schweigen finden wir Gott.
Sei es in der Stille vor dem Tabernakel oder in der Stille unseres Herzens,
das sich wie ein Kind in den Armen des Vaters geborgen weiss und zu ihm aufblickt."
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(Entnommen aus dem "St. Josephsblatt", CH-9403 Goldach)
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RE: Stufen zur Vollkommenheit
in Leben und Sterben 11.01.2024 19:30von Aquila • 7.243 Beiträge
Gelobt sei Jesus Christus !
In diesem Thread haben wir bereits Einiges über die verschiedenen Stufen zur Vollkommenheit dargelegt.
Sie führen über die schmerzliche Läuterung der Sinne und - für diejenigen, die es Gottes Auserwählung will - über die noch schmerzlichere des Geistes, denn diese führt durch das Einströmen des Göttlichen Lichtes in die Seele in die "dunkle Nacht" des Geistes.
So wie bei einem direkter Blick in erschaffene Sonne das Auge verdunkelt wird, so vermag eine noch nicht vollständig geläuterte Seele das Einströmen dieses Göttlichen Lichtes noch nicht zu fassen; alleine durch die Mitarbeit an den geschenkten Gnaden des Heiligen Geistes wird das Fassungsvermögen der Seele erweitert und geweitet bis hin zur im irdischen Leben höchstmöglichen Gotteinung.
Aller Anfang ist schwer; dies gilt auch für den Mut zur Demut, den Willen zum Streben nach Vollkommenheit.
Die Karmelitin hl. Theresa v. Avila (1515-1582, sie wurde 1970 von Papst Paul VI. zur ersten Kirchenlehrerin ernannt) ermutigt in ihrer "Vida" ("Das Buch meines Lebens") zu diesem seelenheilenden und -heiligenden ersten Schritt des Mutes zur Demut.
Sie betont, dass es Gott selbst ist, der in seinem Erbarmen einem Menschen guten Willens die notwendigen Gnaden zu diesem mutigen Entschluss schenkt und ihn auch im Durchhalten stärkt, gerade auch gegen die Nachstellungen des Teufels:
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"Ganz grosses Erbarmen erweist Gott einem, dem er Gnade und Mut gibt, um sich zum Entschluss durchzuringen, dass er sich mit allen Kräften um dieses Gut bemüht; denn wenn er durchhält, verweigert Gott sich keinem.
Nach und nach wird er seinen Mut befähigen, um diesen Sieg zu erringen.
Ich sage Mut, denn so vieles führt der Böse den Anfängern vor Augen, damit sie diesen Weg erst gar nicht richtig einschlagen, wie einer, der um den Schaden weiss, der ihm dadurch entsteht, weil er nicht nur diese Seele, sondern viele verliert.
Wenn ein Anfänger sich mit Gottes Hilfe bemüht, den Gipfel der Vollkommenheit zu erreichen, dann kommt er, glaube ich nie allein in den Himmel, sondern zieht immer eine ganze Menge nach sich.
Wie einem guten Heerführer schenkt Gott ihm Leute, die in seiner Gesellschaft mitziehen.
Der Böse aber führt ihnen so viele Gefahren und Schwierigkeiten vor Augen, dass es keines geringen, sondern eine sehr grossen Mutes und grosser Hilfe von Gott bedarf, um nicht umzukehren."
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Zitate der hl. Theresa v. Avila
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RE: Stufen zur Vollkommenheit
in Leben und Sterben 15.01.2024 19:40von Aquila • 7.243 Beiträge
Gelobt sei Jesus Christus !
In diesem Thread über die Stufen zur Vollkommenheit bilden v.a. die Lehren der hl. Theresa v. Avila und des hl. Johannes' v. Kreuz gleichsam das Gerüst.
Der hl. Johannes v. Kreuz war denn auch im Mittelpunkt in nachfolgender Rede von Papst Benedikt XVI aus dem Jahre 2011 mit einer sehr lehrreichen Kurzzusammenfassung seines - auch leidvollen - Lebens, seiner vier Haupt-Werke und seiner Lehre;
einige Aspekte dieser Rede sind in diesem Thread bereits vertieft worden;
nachfolgend nun die segensreiche Rede:
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BENEDIKT XVI.
GENERALAUDIENZ
Audienzhalle
Mittwoch, 16. Februar 2011
Hl. Johannes vom Kreuz
Liebe Brüder und Schwestern!
Vor zwei Wochen habe ich die Gestalt der großen spanischen Mystikerin Theresia von Jesus vorgestellt.
Heute möchte ich über einen weiteren wichtigen Heiligen aus jenem Land sprechen, einen geistlichen Freund der hl. Theresia, der gemeinsam mit ihr die karmelitische Ordensfamilie reformiert hat:
den hl. Johannes vom Kreuz, der 1926 von Papst Pius XI. zum Kirchenlehrer erhoben wurde und traditionell den Beinamen »Doctor mysticus« – »Lehrer der Mystik« – trägt.
Johannes vom Kreuz wurde 1542 in dem kleinen Dorf Fontiveros bei Ávila in Altkastilien geboren, als Sohn von Gonzalo de Yepes und Catalina Alvarez.
Die Familie war sehr arm, weil der Vater, der toledanischem Adel entstammte, von zu Hause verjagt und enterbt wurde, da er Catalina geheiratet hatte, eine einfache Seidenweberin.
Bereits in zartem Alter verlor er seinen Vater und zog mit neun Jahren mit seiner Mutter und seinem Bruder Francisco nach Medina del Campo bei Valladolid, ein Handels- und Kulturzentrum.
Hier besuchte er das »Colegio de los Doctrinos« und erledigte auch einige einfache Arbeiten für die Ordensschwestern des Konvents bei der Kirche »Santa María Magdalena«.
Dann wurde er dank seiner menschlichen Eigenschaften und schulischen Erfolge zunächst als Krankenpfleger im Hospital »Inmaculada Concepción« und dann in das Jesuitenkolleg aufgenommen,
das in Medina del Campo gerade gegründet worden war:
Hier trat Johannes mit 18 Jahren ein und studierte drei Jahre lang Humanwissenschaften, Rhetorik und klassische Sprachen.
Am Ende der Ausbildung hatte er seine Berufung ganz deutlich vor Augen:
das Ordensleben, und unter den vielen Orden, die in Medina anwesend waren, fühlte er sich in den Karmel berufen.
Im Sommer 1563 begann er das Noviziat bei den Karmeliten der Stadt und nahm den Ordensnamen Johannes vom hl. Matthias an.
Im folgenden Jahr wurde er an die berühmte Universität von Salamanca geschickt, wo er drei Jahre lang die Freien Künste und Philosophie studierte.
1567 wurde er zum Priester geweiht und kehrte nach Medina del Campo zurück,
um umgeben von der Liebe seiner Angehörigen seine erste heilige Messe zu feiern.
Hier kam es zur ersten Begegnung zwischen Johannes und Theresia von Jesus.
Die Begegnung war für beide entscheidend: Theresia erläuterte ihm ihren Plan zur Reform des Karmels
auch für den männlichen Zweig des Ordens und schlug Johannes vor, sich ihm »zur größeren Ehre Gottes« anzuschließen.
Der junge Priester war von Theresias Ideen so fasziniert, daß er zu einem großen Befürworter des Plans wurde.
Die beiden arbeiteten einige Monate lang zusammen und teilten einander Ideale und Vorschläge mit,
um so schnell wie möglich das erste Haus der Unbeschuhten Karmeliten zu eröffnen:
Die Eröffnung fand am 28. Dezember 1568 in Duruelo statt, einem einsamen Ort in der Provinz Ávila.
Zusammen mit Johannes bildeten drei weitere Gefährten diese erste reformierte männliche Gemeinschaft.
Bei der Erneuerung ihrer Ordensprofeß nach der ursprünglichen Regel nahmen die vier einen neuen Namen an:
Johannes hieß jetzt »vom Kreuz«, wie man ihn später weltweit kennen wird. Ende 1572 wurde er auf Bitte der hl. Theresia Beichtvater und Kaplan des Klosters der Menschwerdung in Ávila, wo die Heilige Priorin war.
Es waren Jahre enger Zusammenarbeit und geistlicher Freundschaft, die beide bereicherte.
Auf diese Zeit gehen auch die wichtigsten Theresianischen Werke und die ersten Schriften des Johannes zurück.
Die Mitwirkung an der Reform des Karmelordens war nicht leicht und brachte für Johannes auch schwere Leiden mit sich.
Das traumatischste Ereignis, im Jahre 1577, war seine Entführung und seine Kerkerhaft im Konvent der Karmeliten der Alten Observanz in Toledo infolge einer falschen Anklage. Der Heilige blieb monatelang eingekerkert und war physischen und seelischen Entbehrungen und Nötigungen ausgesetzt.
Hier verfaßte er zusammen mit anderen Gedichten den berühmten Geistlichen Gesang.
In der Nacht vom 16. auf den 17. August 1578 gelang ihm schließlich eine abenteuerliche Flucht;
er fand Zuflucht im Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen der Stadt.
Die hl. Theresia und die reformierten Gefährten feierten seine Befreiung mit großer Freude. Nach einer kurzen Zeit der Erholung wurde Johannes, um wieder zu Kräften zu kommen, nach Andalusien gesandt,
wo er zehn Jahre in verschiedenen Klöstern verbrachte, vor allem in Granada.
Er übernahm immer wichtigere Aufgaben im Orden, bis hin zum Provinzvikar, und vollendete seine geistlichen Abhandlungen.
Dann kehrte er in seine Heimatregion zurück als Mitglied der Generalleitung der Theresianischen Ordensfamilie, die nunmehr völlige rechtliche Autonomie genoß.
Er wohnte im Karmel von Segovia, wo er das Amt des Oberen der Gemeinschaft innehatte.
1591 wurde er aller Verantwortungen enthoben und sollte in die neue Ordensprovinz Mexiko entsandt werden.
Während er sich mit zehn weiteren Gefährten auf die lange Reise vorbereitete, zog er sich in ein einsames Kloster in Jaén zurück, wo er schwer krank wurde.
Johannes nahm große Leiden mit vorbildlicher Ruhe und Geduld auf sich.
Er starb in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 1591, während seine Mitbrüder die Matutin beteten.
Er verabschiedete sich von ihnen mit den Worten:
»Heute gehe ich im Himmel das Offizium beten.«
Seine sterblichen Überreste wurden nach Segovia überführt.
Er wurde 1675 von Clemens X. selig-, und 1726 von Benedikt XIII. heiliggesprochen.
Johannes gilt als einer der bedeutendsten lyrischen Dichter der spanischen Literatur.
Seine vier Hauptwerke sind:
Aufstieg auf den Berg Karmel,
Die dunkle Nacht,
Der geistliche Gesang und
Die lebendige Flamme der Liebe.
Im Geistlichen Gesang
legt der hl. Johannes den Weg der Reinigung der Seele dar, also den allmählichen freudigen Besitz Gottes, bis die Seele schließlich spürt, daß sie Gott mit derselben Liebe liebt, mit der sie von ihm geliebt wird.
Die lebendige Flamme der Liebe
fährt in dieser Perspektive fort und beschreibt detaillierter den Zustand der umwandelnden Vereinigung mit Gott.
Als Vergleich gebraucht Johannes stets das Feuer:
Je mehr das Feuer brennt und das Holz verzehrt, desto mehr glüht es auf und wird schließlich zur Flamme.
Ebenso erleuchtet und erwärmt der Heilige Geist, der in der dunklen Nacht die Seele reinigt und »läutert«,
diese mit der Zeit, als wäre sie eine Flamme.
Das Leben der Seele ist ein ständiges Fest des Heiligen Geistes,
das die Herrlichkeit der Vereinigung mit Gott in der Ewigkeit erkennen läßt.
Der Aufstieg auf den Berg Karmel
zeigt den geistlichen Weg unter dem Aspekt der allmählichen Reinigung der Seele, die notwendig ist, um zum [blau]höchsten Punkt der christlichen Vollkommenheit zu gelangen, symbolisiert durch den Gipfel des Berges Karmel.
Diese Reinigung ist als ein Weg dargestellt, den der Mensch unternimmt, indem er mit dem göttlichen Wirken zusammenarbeitet, um die Seele von jeder Anhänglichkeit oder Zuneigung, die dem Willen Gottes entgegensteht, zu befreien.
Die Reinigung, die vollkommen sein muß, um zur liebenden Vereinigung mit Gott zu gelangen,
beginnt bei der des sinnlichen Lebens und wird fortgesetzt durch die, die man durch die drei göttlichen Tugenden erlangt – Glaube, Hoffnung und Liebe –, die das Streben, das Gedächtnis und den Willen reinigen.
Die dunkle Nacht
beschreibt den »passiven« Aspekt, also das Wirken Gottes in diesem Prozeß der »Reinigung« der Seele.
Die menschliche Anstrengung allein ist nämlich unfähig, bis zu den tiefsten Wurzeln der Neigungen und der schlechten Gewohnheiten der Person zu gelangen:
Sie kann sie nur zügeln, aber nicht völlig ausrotten.
Um das zu tun bedarf es des besonderen Wirkens Gottes, der den Geist bis auf den Grund reinigt und ihn für die liebende Vereinigung mit ihm bereitmacht.
Der hl. Johannes bezeichnet diese Reinigung als »passiv«, denn obgleich die Seele sie annimmt, wird sie umgesetzt durch das geheimnisvolle Wirken des Heiligen Geistes, der wie eine Feuerflamme jede Unreinheit vertilgt.
In diesem Zustand wird die Seele allen möglichen Prüfungen unterzogen, als befände sie sich in einer dunklen Nacht.
Diese Angaben zu den Hauptwerken des Heiligen helfen uns, uns den wesentlichen Punkten seiner umfassenden und tiefen mystischen Lehre zu nähern, deren Ziel es ist, einen sicheren Weg darzulegen, um zur Heiligkeit zu gelangen, dem Zustand der Vollkommenheit, zu dem Gott uns alle beruft.
Johannes vom Kreuz zufolge ist alles, was existiert, was von Gott geschaffen ist, gut.
Durch die Geschöpfe können wir den entdecken, der in ihnen eine Spur seiner selbst hinterlassen hat.
Der Glaube ist jedoch die einzige Quelle, die dem Menschen geschenkt ist, um Gott so kennenzulernen, wie er in sich selbst ist, als den einen und dreifaltigen Gott.
Alles, was Gott dem Menschen mitteilen wollte, hat er in Jesus Christus gesagt, seinem fleischgewordenen Wort. Jesus Christus ist der einzige und endgültige Weg zum Vater (vgl. Joh 14,6).
Alles Erschaffene ist nichts im Vergleich zu Gott, und nichts hat Wert außer ihm:
Folglich muß jede andere Liebe, um zur vollkommenen Liebe Gottes zu gelangen, sich in Christus der göttlichen Liebe angleichen.
Daher besteht der hl. Johannes immer wieder auf der Notwendigkeit der Reinigung und der inneren Entäußerung, um mit Gott, dem einzigen Ziel der Vollkommenheit, gleichgestaltet zu werden.
Diese »Reinigung« besteht nicht einfach nur in der physischen Abwesenheit der Dinge und ihres Gebrauchs; was die Seele rein und frei macht, ist vielmehr
die Beseitigung jeder ungeordneten Abhängigkeit von den Dingen.
Alles muß in Gott als Mittelpunkt und Ziel des Lebens hineingestellt werden.
Der lange und mühsame Prozeß der Reinigung erfordert natürlich die persönliche Anstrengung, aber der wahre Hauptakteur ist Gott:
Alles, was der Mensch tun kann, ist, sich »bereit« zu machen, für das göttliche Wirken offen zu sein und ihm keine Hindernisse entgegenzustellen.
Indem er die göttlichen Tugenden lebt, erhebt sich der Mensch und verleiht seinen eigenen Bemühungen Wert.
Der Rhythmus, in dem der Glaube, die Hoffnung und die Liebe wachsen, geht im Gleichschritt einher mit der Reinigung und der allmählichen Vereinigung mit Gott bis hin zur Gleichgestaltung mit ihm.
Wenn man zu diesem Ziel gelangt, dann wird die Seele in das dreifaltige Leben hineingenommen:
So sagt der hl. Johannes, daß sie dahin gelangt, Gott mit derselben Liebe zu lieben, mit der auch Er sie liebt, denn er liebt sie im Heiligen Geist.
Daher hält der Kirchenlehrer der Mystik daran fest, daß es keine wahre liebende Vereinigung mit Gott gibt, die nicht in der dreifaltigen Vereinigung ihren Höhepunkt findet.
In diesem erhabenen Zustand erkennt die heilige Seele alles in Gott und muß nicht mehr den Weg über die Geschöpfe gehen, um zu ihm zu gelangen.
Die Seele fühlt sich nunmehr von der göttlichen Liebe überflutet und erfreut sich völlig in ihr.
Liebe Brüder und Schwestern, am Ende bleibt die Frage:
Hat dieser Heilige mit seiner hohen Mystik, mit diesem mühsamen Weg zum Gipfel der Vollkommenheit auch uns etwas zu sagen, dem gewöhnlichen Christen in den heutigen Lebensverhältnissen, oder ist er nur ein Beispiel, ein Vorbild für wenige auserwählte Seelen, die diesen Weg der Reinigung, des mystischen Aufstiegs wirklich unternehmen können?
Um die Antwort zu finden, müssen wir uns vor allem vor Augen halten, daß das Leben des hl. Johannes vom Kreuz kein »Schweben auf mystischen Wolken« war, sondern ein sehr hartes, sehr praktisches und sehr konkretes Leben – als Reformator des Ordens, wo er vielen Widerständen begegnete, als Provinzoberer und auch im Kerker seiner Mitbrüder, wo er unglaublichen Schmähungen und physischen Mißhandlungen ausgesetzt war.
Es war ein hartes Leben, aber gerade in den Monaten, die er im Kerker verbrachte, hat er eines seiner schönsten Werke geschrieben.
Und so können wir verstehen, daß der Weg mit Christus, das Unterwegssein mit Christus –
dem »Weg« – keine Last ist, die der Mühsal unseres Leben, die schon hart genug ist, noch zusätzlich aufgebürdet wird, daß es nichts ist, was diese Mühsal noch schwerer macht,
sondern etwas ganz anderes:
ein Licht, eine Kraft, die uns hilft, diese Mühsal zu tragen.
Wenn ein Mensch alle Beschwernisse des Lebens leichter, weil er dieses große Licht in sich trägt.
Das ist der Glaube: von Gott geliebt zu sein und sich von Gott in Jesus Christus lieben zu lassen.
Dieses Sich-Lieben-Lassen ist das Licht, das uns hilft, die tägliche Mühsal zu tragen.
Und die Heiligkeit ist nicht unser Werk, ein sehr schwieriges Werk, sondern sie ist genau diese »Öffnung«:
die Fenster unserer Seele zu öffnen, damit das Licht Gottes eintreten kann, Gott nicht zu vergessen, denn gerade in der Öffnung gegenüber seinem Licht findet man Kraft, findet man die Freude der Erlösten.
ensch eine große Liebe in sich trägt, dann verleiht diese Liebe ihm gleichsam Flügel, und er erträgt
Bitten wir den Herrn, daß er uns helfen möge, diese Heiligkeit zu finden, sich von Gott lieben zu lassen, was unser aller Berufung ist und die wahre Erlösung.
Danke.
[....]
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RE: Stufen zur Vollkommenheit
in Leben und Sterben 23.01.2024 21:08von Aquila • 7.243 Beiträge
Gelobt sei Jesus Christus !
Eine Beständigkeit im Gebetsleben ist Grundvoraussetzung für das Voranschreiten im Streben nach Vollkommenheit.
betont in ihren Werken stets die Notwendigkeit einer innigen Beziehung mit unserem Herrn und Gott Jesus Christus.
Nebst äusseren Gebeten und Andachten müsse v.a. das Herzensgebet - das innere Gebet - gepflegt werden.
Unser Herr und Heiland ist das Fleisch gewordene Ewige Wort Gottes, der zur Sühne der Sünden der Welt Mensch gewordene in Ewigkeit gezeugte Sohn Gottes....Gott selbst.
Er hat die Knechtschaft des Fleisches angenommen und ist uns in allem gleich geworden, ausser der Sünde!
Die hl. Theresa rät daher eindringlich dazu, gerade auch die heilige Menschheit unseres Herrn innig zu lieben, um so nach und nach durch das innere Gebet zu einer innigen Beziehung mit Ihm zu gelangen;
also mit Ihm zu reden, Sorgen und Nöte mit Ihm teilen, Ihm Dank zu sagen für seine Güte und Barmherzigkeit.....kurz mit Ihm durchs Leben zu wandeln, denn Er ist auferstanden und lebt !
Unser Herr und Gott Jesus Christus ist eine PERSON und diese ist alleine Göttlich als die zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Doch um uns näher sein zu können als wir es uns selbst sind, hat Er die Knechtschaft unseres Fleisches angenommen, ist Mensch geworden, und ist uns somit ein treuer Begleiter durch unser irdisches Leben.
Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben und durch Ihn finden wir Einlass zur Anteilhabe am Göttlichen Leben der allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Hören wir, was die hl. Theresa dazu schreibt:
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"Die Seele kann sich Christum den Herrn vergegenwärtigen, und sich gewöhnen, seine heilige Menschheit recht innig zu lieben, stets mit ihm zu wandeln, mit ihm zu reden, ihm ihre Bedürfnisse vorzutragen, ihm ihre Widerwärtigkeiten zu klagen.
Man braucht hiezu keine besonderen Gebetelein, sondern man spricht nur solche Worte, die dem inneren Verlangen und den Bedürfnissen entsprechen.
Man gewinnt durch diese vortreffliche Weise in kurzer Zeit sehr viel.
[....]
In der Krankheit und unter den Geschäften wird in Wahrheit gebetet, wenn die Gottliebende Seele alles Gott aufopfert und erwägt, wem zu Gefallen sie leidet und wie sie sich und alles Vorkommende gänzlich dem Willen Gottes anheimstellen soll.
[....]
Es ist zum innerlichen Gebete die Einsamkeit durchaus nicht so notwendig, daß man es außer ihr nicht üben könnte.
[....]
O der großen Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes!
Wie sieht er doch so gar nicht auf die Worte, sondern nur auf das Verlangen und den Willen, womit man zu ihm redet".
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