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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 09.09.2024 08:24von Blasius • 3.922 Beiträge
Vom Gebot der heiligen Gottesliebe
Die Liebe ist, mein Schöpfer, dein Gebot,
Die Liebe ist das Leben meiner Seele;
Und du, Herr, drängest noch mich durch Befehle.
Bin ich denn ohne Liebe nicht im Tod?
1. Betrachte die wunderbare Gnade und Zuneigung unseres Gottes, dass er uns befiehlt, ihn zu lieben. Wäre es nicht schon überaus große Gnade gewesen, wenn die unendliche Majestät uns schnöden Geschöpfen auch nur erlaubt hätte, sie zu lieben. Ist es aber andererseits nicht eine Schmach für uns, ja in gewisser Hinsicht sogar für Gott selbst, dass er uns befehlen musste, ihn zu lieben? Durch ein Gebot musste er uns verpflichten, ja zwingen musste er gleichsam uns undankbare Geschöpfe, die wir, ungeachtet zahlloser Ursachen, welche zu seiner Liebe uns drängen, dennoch gleichgültig in den Tag lebten, ohne seiner zu gedenken, geschweige denn, dass wir ihn liebten.
2. Gott befiehlt dem Menschen, ihn zu lieben. Ja es ist dies das erste und größte aller Gebote, das er ihm erteilt. Worüber muss man hier mehr staunen: dass Gott, der in seiner unendlichen Glückseligkeit sich selbst genügt, alles aufbietet, den Menschen zu seiner Liebe zu verpflichten, so als ob er ohne diese Liebe nicht vollkommen glückselig wäre, oder darüber, dass alle seine Geschenke und Gebote beinahe fruchtlos sind? Es liegt wahrhaftig etwas ganz Unbegreifliches sowohl in dem dringenden Verlangen Gottes nach der Liebe des Menschen, als in der Härte des menschlichen Herzens, dass sich diesem Verlangen widersetzt. Offenbar sehen wir hier die tiefe Wunde, die die Sünde unserem Herzen schlug, da wir diesem ersten aller Triebe widerstreben, in dessen Erfüllung unsere einzige und allerhöchste Glückseligkeit besteht.
3. Herr, ruft der große Heilige Augustinus aus, du befiehlst mir, dich zu lieben, und bedrohst mich mit ewigem Elend, wofern ich dich nicht liebe, als ob ein größeres Elend möglich wäre, als dich nicht zu lieben. Trostlos fürwahr wäre jede edle Seele, wenn sie Gott nicht lieben dürfte, ja es wäre ihr auch nicht möglich, ihm zu gehorchen, wenn er es ihr verwehrte, ihn zu lieben. Was aber sollen wir sagen? Herr, der du mir befiehlst, dich zu lieben, gib mir auch die Gnade dazu: denn ohne dich kann ich wohl dich beleidigen und dir missfallen, nie aber auf würdige Weise dich lieben. Römer 13,10b: "Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 12.09.2024 08:01von Blasius • 3.922 Beiträge
Von der Verehrung
der allerseligsten Jungfrau
Maria, süße Mittlerin
Bei Jesus, deinem Sohne.
O sprich in mildem Muttersinn
Für mich an seinem Throne.
All meine Hoffnung ruht auf dir,
O neige huldreich dich zu mir.
1. Zahllose Tempel und Altäre, die der glorreichen Gottesgebärerin Maria in der ganzen heiligen Kirche errichtet stehen, beweisen die Wahrheit ihres prophetischen Ausspruchs: "Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig." So Großes tat der Allmächtige an ihr, dass Himmel und Erde darüber erstaunen, denn er verlieh ihr, ein und denselben Sohn mit ihm gemeinsam zu haben, den alle Engel anbeten. Wer vermag es demnach, die Würde der Mutter Gottes auszusprechen, in deren Lob alle heiligen Väter sich erschöpften, und die die Kirche als die Zuflucht der Sünder und als die Hilfe der Christen anruft?
2. Die Gemeinschaft der Heiligen ist ein Artikel unseres heiligen Glaubens. Nimmermehr aber ist diese himmlische Gemeinschaft müßig. Die glorreiche Kirche des Himmels bittet für die streitende Kirche auf Erden. Es sehnen sich die Heiligen, dass die Anzahl der Anbeter Gottes im Reich seiner Glorie vermehrt werde. Beteten schon die Heiligen des alten Bundes für ihre streitenden Brüder auf Erden (2. Makkabäer 15): wie weit mehr die Heiligen in der glorreichen Anschauung, und wie ohne Vergleich mehr die Königin aller Heiligen, die den unendlichen Wert der Seelen unter dem Kreuz kennen lernte, als ihr göttlicher Sohn sein Blut bis auf den letzten Tropfen vergoss, vom ewigen Tod sie zu erlösen.
3. Unsere heilige Vorzeit, die von Liebe zu dieser Gebärerin unseres Heils durchdrungen war, sprach mit wunderbarer Salbung und Lieblichkeit von der Größe und Herrlichkeit der jungfräulichen Mutter Gottes. Unsere überweise Zeit hingegen, ängstlich, ja nicht zu viel zu sagen, verlor über dieser Ängstlichkeit die Andacht zu Maria und die Früchte, die durch sie zu uns Menschen kommen. Wie wohlgefällig aber die Andacht zu seiner hochgebenedeiten Mutter dem Herrn ist, dies beweisen, wenn auch alle Zungen schwiegen, die Steine so vieler Gnadenorte, und die Geschichten aller christlichen Nationen. Verehren wir diese unsere liebevolle Fürsprecherin bei ihrem göttlichen Sohn, und rufen wir täglich zu ihr, wie die vom Heiligen Geist erleuchtete Kirche und lehrt: "Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 18.09.2024 07:50von Blasius • 3.922 Beiträge
- Die Mittel,
die Reinheit des Herzens zu erlangen
Mein Gott, erhöre mein Verlangen,
Und lass mich Reinheit erlangen,
Durch die mein Herz sich frei erhebt,
Und bis zu dir, mein Schöpfer, schwebt.
1. Ein reines Herz ist ein Herz, das von den Geschöpfen und von sich selbst gelöst ist, und im Umgang mit der Welt sich unbefleckt erhält. Das ist eine so edle als seltene, aber allen Auserwählten notwendige Tugend. Um diese Reinheit des Herzens zu erlangen, ist die tägliche Betrachtung des Todes überaus wirksam. Denn betrachtest du oft und ernsthaft die Asche und Fäulnis des Grabes in der Nähe, in die alles zerfällt, was Ruhm, Lust und Herrlichkeit der Welt genannt wird, unfehlbar werden dann die Augen über diese vorüber fliehenden Schatten dir aufgehen. Lösen werden sich die Bande, die an diese gebrechlichen Dinge dich fesseln, und ausrufen wirst du mit den Weisen: "O Eitelkeit der Eitelkeiten, und alles ist Eitelkeit."
2. Betrachtest du überdies dich selbst jeden Tag, als würdest du bereits auf dem Totenbett liegen, dann wird die Torheit dir fühlbar werden, dein Herz an ein scheinbares Nichts zu heften, das gleich einer Seifenblase sich auflöst. Worin liegt der Grund deiner beständigen Angst, deiner Täuschung und Verunreinigung durch den Zauber der Welt und deiner Leidenschaften? Darin, dass du des Todes nicht eingedenk bist, der bereits den Pfeil an seinen Bogen gelegt hat, nach dir zu zielen, und nicht bedenkst, dass der Gerechte, ungeachtet seiner Wachsamkeit und seiner Tugenden, kaum selig wird. Diese Dinge führe jeden Tag ernsthaft zu Gemüte, und die Täuschung wird von dir fliehen, lösen werden sie allen Zauber, und dein Herz von allen unreinen und sündhaften Gedanken und Begierden befreien.
3. Endlich müssen wir, uns rein zu erhalten, vor allem gefährlichen Umgang gleich dem Aussatz fliehen. Wie ist es je möglich, sinnlicher Gedanken sich zu erwehren, wenn wir oft in gefährlicher Gesellschaft sind? Wachen müssen wir und unsere Sinne bezähmen, sonst ist keine Reinheit möglich. Durch Abtötung müssen wir unseren Körper dem Geist unterwerfen. Ohne Salz geht das Fleisch in Fäulnis über, und ohne Abtötung wird der Leib dem Geist nimmermehr gehorchen. Anhaltendes und eifriges Gebet aber wird uns die Kraft zu diesen heiligen Übungen vom Herrn erbitten. Matthäus 26,41: "Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 19.09.2024 05:22von Blasius • 3.922 Beiträge
Die Unmöglichkeit, zwei Herren zu dienen
Dir, Herr, will ungeteilt ich dienen,
Der du zu deinem Dienst mich schufest.
Wie selig ist, wen du berufest.
Denn Liebe ist dein Dienst und süße Rast,
Der Dienst der Welt ist schwere, bittre Last.
1. "Niemand", spricht der Herr, "kann zwei Herren dienen", zumal wenn jeder dieser Herren verlangt, was mit dem Dienst des andern sich nicht vereinbaren lässt. Nur ein Herz haben wir, dies aber kann nicht zugleich dem Schöpfer und dem Geschöpf, dem Himmel und der Erde, der Frömmigkeit und der Begierlichkeit dienen. Notwendig müssen wir dem einen anhängen, und das andere verschmähen. Wie auch kann je, wer in Überfluss und Glanz, in Ehren und Lüsten lebt, ein armes, demütiges, verborgenes, abgetötetes Leben lieben? Torheit ist so ein Leben in seinen Augen, und er verachtet diejenigen, die es führen.
2. Noch anschaulicher wird diese Unmöglichkeit, wenn wir die Gesetze betrachten, die diese beiden Herren uns vorschreiben, und die einander geradezu widersprechen. Die Habgier verschlingt alle Gedanken des Geizigen: wann also wird er das Gesetz der Nächstenliebe und des Almosens befolgen? Unbekannt sind dem Ehrgeizigen die Vorschriften der Sittsamkeit: wird er also das Gebot der Demut nicht verlachen? Achtet etwa der Wollüstige das Gesetz der Sittlichkeit? Wie also wird er dem Gesetz der Buße und Abtötung sich unterwerfen? Woher auch unser eigener Missmut und die so vielfältigen Gedanken, die uns sogar im Gebet zerstreuen? Daher, weil wir das Unmögliche, weil wir zwei Herren dienen wollen. Dienten und liebten wir Gott allein, dann wäre unser Herz ruhig, und unser Leben friedlich und selig.
3. Wir klagen zuweilen, dass wir keinen Geschmack im innerlichen Gebet empfinden, dass unsere Andachtsübungen uns nicht ansprechen, dass wir trockenen Herzens sind, und halten dies für eine Prüfung. Gehen wir dem Übel auf den Grund, so werden wir finden, dass unser Herz zwischen zwei Herren geteilt ist, und dass wir abwechselnd bald dem einen, bald dem anderen dienen wollen. Entsagen wir den Eitelkeiten der Welt, unserer Anhänglichkeit an vergängliche Dinge, unseren Leidenschaften und uns selbst, und wir werden die größte Freude im Dienst Gottes finden. 2 Korinther 6,14: "Beugt euch nicht mit Ungläubigen unter das gleiche Joch. Was haben denn Gerechtigkeit und Gesetzwidrigkeit miteinander zu tun? Was haben Licht und Finsternis gemeinsam?"
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 21.09.2024 18:20von Blasius • 3.922 Beiträge
Von den überflüssigen Sorgen des Lebens
Du gabst mir, Herr, dies Pilgerleben
Zur Reise in die Ewigkeit.
Wie solltest du nicht auch mir geben,
Was ich bedarf in dieser Zeit.
Du nährst und führest, was da lebt:
Dies ist´s, mein Gott, was mich erhebt.
1. Die übertriebene Sorge um die Bedürfnisse dieses Lebens entspringt dem Blödsinn eines undankbaren Herzens, das alle früheren Wohltaten Gottes vergisst, und nicht einsieht, dass sie ein Unterpfand sind, dass Gott auch in Zukunft für uns sorgen wird. Wie können wir je fürchten, dass Gott, der uns das Leben selbst gegeben hat, uns die Mittel versagen wird, es auch zu erhalten. Wie auch kann je ein Herz, das die Wunder der Vorsehung betrachtet, einer solchen Ängstlichkeit Raum geben. Täglich empfangen die Vögel des Himmels ihre Speise aus der Hand der Vorsehung, in wunderbarer Pracht stehen die Blumen des Feldes geschmückt, und unser himmlischer Vater sollte uns vergessen, die wir durch ihn im Dasein sind. Eine Gotteslästerung ist ein solcher Gedanke.
2. Einem heidnischen Herzen, das Gott nicht kennt, ist so ein Misstrauen natürlich, denn die Götzen der Heiden sind blind, gefühllos und ohne Leben. Teilen aber wir, die wir durch unseren göttlichen Mittler Kinder Gottes wurden, und Gott täglich unseren Vater nennen, nicht dieses Misstrauen mit den Heiden, wenn wir fern von den Gesinnungen sind, die sich für wahre Kinder gehören? Und was hilft uns unsere Besorgnis? Hilft sie etwa unserer Not ab? Erkennen wir unser Unvermögen und die Allmacht und liebevolle Fürsorge Gottes, der die Welt erschaffen hat und regiert. Er, der für alle Wesen sorgt, wird mit Liebe für uns sorgen, wenn wir ihm in Liebe dienen.
3. Hüten wir uns vor diesem sündhaften Misstrauen. Suchen wir, nach der Ermahnung unseres Herrn, vor allem das Reich Gottes. Arbeiten wir nach seinem Willen in unserem Beruf, und es wird uns alles gegeben werden, was wir für dieses Leben brauchen. Sind wir bedacht, durch Werke der Gerechtigkeit das Reich Gottes zu verdienen und an himmlischen Gütern reich zu werden, nie wird es uns dann an irdischen fehlen. Nie verarmt, wer gute Werke tut, wohl aber verarmen oft diejenigen, die allzu reich werden wollen in dieser Welt. Psalm 37,25: "Einst war ich jung, nun bin ich alt, nie sah ich einen Gerechten verlassen noch seine Kinder betteln um Brot."
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