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#181

RE: Vom Reich Gottes

in Wort- und Begrifferklärungen 10.11.2024 12:10
von Blasius • 3.922 Beiträge





Von der Barmherzigkeit



Barmherzigkeit, dich liebt mein Herz,

Denn du bist Gottes Siegel;

Du linderst mild des Armen Schmerz

Und sperrst der Hölle Riegel.

Du gingst von Jesu Herzen aus,

Und kehrest reich ins Vaterhaus.



1. Keine Tugend macht uns Gott so ähnlich, als die Barmherzigkeit. Darum ermahnt sein eingeborener Sohn uns zu dieser Lieblingstugend seines Herzens durch die Worte: "Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!" (Lukas 6,36) So wohlgefällig ist diese Tugend vor den Augen unseres Gottes, dass er durch den Mund des Propheten spricht: "Barmherzigkeit will ich, nicht Schlachtopfer." (Hosea 6,6a); und durch einen anderen Seher: "Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade. Der Herr ist gütig zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken." (Psalm 145, 8-9) Was anderes auch war das ganze Leben Jesu, als ein beständiger Akt der Barmherzigkeit.



2. Durch wie viele Beispiele, Ermahnungen, liebevolle und erschreckende Parabeln auch drängt er uns zu dieser so göttlichen Tugend. Sogar mit der ewigen Verdammnis bedroht er diejenigen, die sie nicht üben. "Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben . . . usw." (Matthäus 25) Darum auch war Barmherzigkeit die Tugend aller Auserwählten. Alle wahrhaft frommen und gottseligen Menschen waren überaus mildherzig. Viele spendeten den Armen mit großer Liebe. Andere scheuten keine Arbeit, keine Schwierigkeit, kein Opfer, dem bedrängten Nächsten zu helfen oder seine Not zu lindern. Noch andere verkauften sogar ihre liebste Habe, Armen, Kranken oder Leidenden dadurch beizustehen. Welche großen Schätze hinterlegten sich diese liebreichen Seelen im Himmel. Wie wohlgefällig wurden sie dadurch dem göttlichen Vaterherzen. Wahrlich, kluge Kaufleute waren sie, die dem ewigen König auf reiche Zinsen borgten.



3. Wie sicher wirst du auf deinem Totenbett sein, wenn du in deinem Leben Barmherzigkeit geübt hast. Schrecklich ist diese Stunde für den Unbarmherzigen, "denn das Gericht ist erbarmungslos gegen den, der kein Erbarmen gezeigt hat. Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht." (Jakobus 2,13) Hast du aber den Geist Jesu, den Geist der Barmherzigkeit, dann erfreue dich in jener Stunde. Er selbst nämlich spricht: "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden." (Matthäus 5,7) Bist du also mildherzig und liebreich, dann wirst du einen mildherzigen und liebreichen Richter an ihm finden. Matthäus 7,2: "Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden."

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zuletzt bearbeitet 10.11.2024 12:10 | nach oben springen

#182

RE: Vom Reich Gottes

in Wort- und Begrifferklärungen 11.11.2024 19:08
von Blasius • 3.922 Beiträge



Von Gottes barmherziger Strenge



Barmherzig bist du, Herzergründer.

Schlägst du, so heilst du den Sünder;

Denn träfen ihn nicht deine Pfeile,

Er käme nimmermehr zum Heil.



1. Gott folgt dem Menschen, der durch die Sünde ihn verlässt, überall nach, und seine Barmherzigkeit ist es, die ihm die Hindernisse in den Weg legt, die seine sündhafte Lust stören und verbittern. Denn verleiden will er ihm die Sünde und zur reinen und wahren Freude ihn zurückführen. Wären die falschen Freuden dieser Welt nicht von Dornen durchflochten, würde der Sünder, der ihnen nachjagt, nicht dabei verwundet und gepeinigt. Wären ihre Früchte nicht so bitter und brächte ihr Genuss nicht Ekel und Überdruss hervor, so wäre die Rückkehr zu Gott gleichsam unmöglich, weil der Leidenschaft eine Art unvermischter Glückseligkeit innewohnte.



2. Gott jedoch hat barmherzige Absichten mit dem Sünder. Er weckt ihm Hindernisse, Kummer, Verlegenheiten und Verdruss aller Art, damit er einsehen lerne, dass die Glückseligkeit nicht dort ist, wo er sie sucht, und von seinen Verirrungen zurückkehrt. Wäre der verlorene Sohn nicht nahe daran gewesen, vor Hunger und Elend zu verschmachten, er wäre weder in sich gegangen, noch in das väterliche Haus zurückgekehrt. Das gegenwärtige Elend weckt die Erinnerung an den früheren Wohlstand, sowie die Hoffnung, wieder dazu zu gelangen. Und dies ist es, was die meisten zurückführt. Ich war glücklich, spricht der Sünder, als ich unschuldig war, und war elend, als ich mich strafbar machte. So kehren wir denn zu Gott zurück.



3. Gottes Absicht ist keineswegs, uns alle Freuden zu entziehen, sondern uns zur Einsicht zu führen, dass die wahre Freude von einem reinen und frohen Gewissen ausgeht, das nur in seinem Dienst erlangt wird, und dass alles Vergnügen, das die Vernunft missbilligt und die Religion verdammt, immer mehr Bitterkeit als Süße in sich fasst. Davon auch überzeugt uns selbst unser innerstes Bewusstsein. Wie also können wir noch warten, zur Ordnung Gottes zurückzukehren, die der unversiegbare Quell einer reinen, heiteren, lieblichen Freude ist, da alle Leidenschaften der Vernunft, die Vernunft aber Gott unterworfen ist und ihn besitzt, einer Freude, die keinen Überdruss, keine Angst, keine Reue kennt? Psalm 32,11: "Freut euch am Herrn und jauchzt, ihr Gerechten, jubelt alle, ihr Menschen mit redlichem Herzen!"

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zuletzt bearbeitet 11.11.2024 19:09 | nach oben springen


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