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19. März: Hochfest des hl. Josef, Bräutigam der allerseligsten Jungfrau Maria. Bekenner

#16

RE: Die Kraft des Gebetes

in Ausdauer im Gebet 15.04.2017 18:14
von Andi • 1.077 Beiträge

Mein Respekt Bruno, denn viele hätten da schon längst die Flinte ins Korn geworfen.

Das mit dem Gebet ist einfach und doch gleichzeitig sehr schwer. Man betet betet betet und passieren tut nichts nichts nichts denkt man oft. Betet man für eine Sache die doch im Sinne Gottes wäre und es passiert trotzdem nichts dann kommt man schon mal in Zweifel zwischendurch. Oder gehts einem schlecht und nimmt das für sein Seelenheil an, weiß man trotzdem nicht ob das nun Strafe - Läuterung oder sonstwas ist. Oder sieht man die Gottlosen wie gut es denen geht, die nie ein einziges Gebet sprachen und nie eine Kirche von innen gesehen haben, dann muß man trotzdem standhaft bleiben was aber nicht immer leicht ist. Letztendlich sage ich mir, das alles seinen Sinn hat und das man eben Gottes Willen respektieren muß, wie es einem auch geht, ob gut oder schlecht.

Sein Wille geschehe heißt es ja im Vater unser.


Philipper 2,10
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt:,Jesus Christus ist der Herr, - zur Ehre Gottes, des Vaters.

zuletzt bearbeitet 15.04.2017 18:15 | nach oben springen

#17

RE: Die Kraft des Gebetes

in Ausdauer im Gebet 10.08.2017 00:36
von Aquila • 7.027 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !

Gerade beim Gebet des Rosenkranzes stellen sich mannigfaltige Zerstreuungen in den Weg.



Der hl. Ludwig Maria Grignion v. Montfort nennt gar das gute Beten des Rosenkranzes als das schwierigste überhaupt aber auch das verdienstvollste:

-

[....]
"Du kannst in Wahrheit den Rosenkranz nicht ohne irgendwelche unfreiwillige Zerstreuungen beten;
es ist sogar schwer, ein Ave Maria zu beten, ohne dass deine stets bewegliche Einbildungskraft dir etwas von der Aufmerksamkeit raube;
aber du kannst ihn ohne freiwillige Zerstreuung beten, und du musst allerlei Mittel anwenden, um die unfreiwilligen zu vermindern und deine Phantasie zu fesseln.

Wie es kein für die Seele verdienstreicheres Gebet gibt,
als den gut gebeteten Rosenkranz, so bietet auch kein Gebet mehr Schwierigkeit, es gut zu verrichten und darin auszuharren
,
namentlich wegen der Zerstreuungen, die bei einer so häufigen Wiederholung desselben Gebetes von selber kommen. [/blau]
Was die Schwierigkeiten erhöht, ist unsere Einbildungskraft, die so flüchtig ist,
dass sie fast keinen Augenblick ruhig bleibt,
und die Bosheit des Teufels, der unermüdlich uns zu zerstreuen und am Gebet zu hindern sucht.
Durch solche Listigkeit erzielt der Teufel oft,
dass jemand den Rosenkranz ganz oder teilweise aufgibt, oder ihn gegen andere Gebete vertauscht oder ihn verschiebt
.
Dein Rosenkranz ist umso besserte verdienstreicher er ist; er ist umso verdienstreicher, je beschwerlicher; er ist umso beschwerlicher je weniger er der Seele natürlicherweise angenehm und je mehr er von diesen erbärmlichen kleinen Fliegen und Ameisen belästigt ist,
die gegen unseren Willen in der Phantasie hin- und herlaufen und der Seele keine Zeit lassen, das Gebet zu kosten und in Frieden zu ruhen.
.

„Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Grösseren getreu“ (Lk. 16,10). Nichts ist so gewiss, wie dies; denn der Heilige Geist selbst hat es gesagt.

Mut also, getreue Diener und Dienerinnen Jesu Christi und seiner heiligsten Mutter, die ihr den Entschluss gefasst habt, den Rosenkranz täglich zu beten!
Die Menge der Fliegen, so nenne ich die Zerstreuungen, die während des Gebetes gegen euch ankämpfen, sollen es nicht zustande bringen, dass ihr die Gesellschaft Jesu und Maria, in der ihr euch während des Rosenkranzgebetes befindet, feige verlasset."

-


zuletzt bearbeitet 10.08.2017 00:37 | nach oben springen

#18

RE: Die Kraft des Gebetes

in Ausdauer im Gebet 16.08.2017 15:37
von Aquila • 7.027 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !




Die hl. Theresa v. Avila (1515-1582) über die seelnheilsnotwendige Wirkung des beharrlichen Gebetes:


-

"Wer das Gebet übt, bleibt nicht lange in der Sünde.
Denn entweder wird er das Gebet oder die Sünde lassen,
weil Gebet und Sünde nicht nebeneinander bestehen können."





Gleichsam an die Worte anknüpfend umschreibt es der
hl. Alphons Maria v. Ligouri (1696-1787) so:



-

"Gebet ist zur Seligkeit nicht bloß nützlich, sondern notwendig;
daher legt es uns Gott, der uns alle selig haben will, als Gebot auf: Petite et dabitur vobis:
“Bittet, so wird euch gegeben werden” (Mt 7, 7).
[....]
Der Grund dieser Notwendigkeit, sich oft Gott zu empfehlen,
liegt in unserer Unfähigkeit, aus eigener Kraft ein gutes Werk zu verrichten und einen guten Gedanken zu fassen:
“Ohne mich könnt ihr nichts tun” (Joh 15, 5);
“Nicht als wären wir vermögend, von uns selbst etwas zu denken, als aus uns selbst” (2 Kor 3, 5).
Darum sagte der heilige Philipp Neri, er verzweifle an sich selber.
Andererseits will zwar Gott nach der Lehre des heiligen Augustinus seine Gnaden uns mitteilen, gibt sie aber nur dem, der darum bittet:
Deus dare vult, sed non dat, nisi petenti (In ps. 102); insbesondere wird nach der Erklärung dieses heiligen Lehrers
die Gnade der Beharrlichkeit nur denen, die darum bitten, gegeben.

Weil ferner der Teufel unablässig umhergeht, uns zu verschlingen,
so müssen auch wir notwendig uns unablässig mit dem Gebet verteidigen:
Necessaria est homini jugis oratio:
“Es ist dem Menschen ein unablässiges Gebet notwendig”,
sagt der heilige Thomas (III q. 39.art. 5); und vor ihm sagte Jesus Christus:
“Man muß allezeit beten und nicht nachlassen” (Lk 18, 2).
Wie könnten wir sonst den beständigen Versuchungen der Welt und des Teufels widerstehen?
Auch ist es ein von der Kirche verworfener Irrtum des Jansenius, zu behaupten, die Beobachtung einiger Gebote sei uns unmöglich, auch fehle manchmal die Gnade, welche die Beobachtung ermöglicht.
Gott ist getreu, schreibt der heilige Paulus, Er läßt uns niemals über unsere Kräfte versucht werden. “Gott aber ist getreu, Er wird euch nicht über euere Kräfte versuchen lassen” (1 Kor 10, 13).
Aber Er will, daß wir in den Versuchungen zu Ihm eilen, um Kraft zum Widerstand zu erlangen.
[....]
Sonach will der Herr uns mit aller Geneigtheit seinen Beistand zur Überwindung der Versuchungen gewähren, verlangt aber als Bedingung seiner Hilfe, daß wir zur Zeit der Versuchungen unsere Zuflucht zu Ihm nehmen;
dies gilt besonders von den Versuchungen gegen die Keuschheit nach den Worten des weisen Mannes:
“Nachdem ich wußte, daß ich nicht anders enthaltsam sein könnte, es würde mir denn von Gott gegeben..., so trat ich vor den Herrn und bat Ihn” (Weish 8, 17).
Seien wir überzeugt, daß wir die Fleischeslust nicht zu überwinden vermögen, nisi Deus det, wenn Gott uns seine Gnadenhilfe nicht verleiht;
Er wird sie uns aber nicht verleihen, wenn wir nicht beten; beten wir aber, so erhalten wir sie gewiß, und wir werden dann der ganzen Hölle widerstehen können in der Kraft Gottes, der uns stärkt, nach den Worten des heiligen Paulus:
“Ich vermag alles in dem, der mich stärkt” (Phil 4, 13).

Ein kräftiges Hilfsmittel zur Erlangung der göttlichen Gnaden ist auch die
Anrufung der Heiligen, die bei Gott viel vermögen, namentlich zugunsten ihrer besonderen Verehrer.
Es ist dies nicht etwa bloß eine willkürliche, sondern eine pflichtmäßige Andacht; denn, wie der heilige Thomas (In 4. Sent. Dist. 45. q. 3. art. 2) lehrt,
verlangt es die von Gott gesetzte Ordnung, daß wir Sterbliche mittelst der Gebete der Heiligen die zum Heile notwendigen Gnadenhilfen erlangen.
Dies ist aber in ganz vorzüglichem Grade von der Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, deren Bitten die aller Heiligen an Wirksamkeit übertreffen,
zu verstehen, um so mehr, weil wir, wie der heilige Bernhard sagt, durch Maria Zutritt haben zu Jesus Christus, unserem Mittler und Heiland:
“Durch dich haben wir Zutritt zum Sohne, daß durch dich uns aufnehme, der durch dich ist uns gegeben .”
Ich glaube sowohl in meinem Werke von den “Herrlichkeiten Mariä”, (Hauptst. 5. §. 1 u. 2) als auch in meinem Buche “Von dem Gebet” (Hauptst. 1) zur Genüge die Lehre bewiesen zu haben, welche viele Heilige, insbesondere der heilige Bernhard, und viele Gottesgelehrte, z.B. P. Alexander und P. Contenson festhalten, die Lehre nämlich,
daß alle Gnaden, welche wir von Gott erhalten, uns durch die Vermittlung Mariä zuteil werden.
Dieser Lehre fügt der heilige Bernhard die Mahnung bei:
“Suchen wir die Gnade, aber suchen wir sie durch Maria; denn sie findet, was sie sucht, und kann keine Bitte abschlagen.”
Auf dieselbe Weise sprechen sich der heilige Petrus Damiani, der heilige Bonaventura, der heilige Bernhardin von Siena, der heilige Antoninus und andere aus.

Beten wir also und beten wir mit Vertrauen, nach der Mahnung des Apostels:
“Darum lasset uns mit Zuversicht hinzutreten zum Throne der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden, wenn wir Hilfe nötig haben” (Hebr 4, 16).
Jetzt sitzt Jesus Christus auf einem Throne der Gnaden, um alle, die zu Ihm ihre Zuflucht nehmen, zu trösten, und spricht: “ Bittet, und es wird euch gegeben werden.”
Am Gerichtstage wird Er auch auf einem Throne sitzen, aber auf einem Throne der Gerechtigkeit:
wie groß wäre die Torheit desjenigen, der statt zu Jesus jetzt, wo er Gnaden anbietet, zu gehen und sich so von seinem Elende zu befreien, erst dann zu Jesus gehen wollte, wenn Er als Richter kommt und keine Barmherzigkeit mehr übt?
Jetzt beteuert Er uns, alles solle uns gewährt werden, um was wir Ihn vertrauensvoll bitten: “Was immer ihr im Gebet begehrt, glaubt nur, daß ihr es erhaltet, und es wird euch zuteil werden” (Mk 11, 24). Welch anderes Anerbieten kann ein Freund dem anderen zum Beweise seiner Liebe machen als dieses: Bitte, um was du willst, ich will es dir geben?
[....]
Hören wir auf, zu beten, so sind wir verloren.
Beten wir für uns, und beten wir auch für die Sünder, was Gott so wohlgefällt!
Beten wir auch jeden Tag für die heiligen Seelen im Fegfeuer!
Diese heiligen Gefangenen zeigen sich gegen jeden, der für sie betet, überaus dankbar.
[....]
Mein Gott, die Gnade, um welche ich Dich heute vor allem um der Verdienste Jesu Christi willen bitte, ist diese:
verleihe mir, daß ich allezeit in meinem Leben und vorzüglich zur Zeit der Versuchung mich Dir empfehle und von Dir um Jesu und Mariä willen Hilfe hoffe.
Heilige Jungfrau, erwirke mir
diese Gnade, von der mein Heil abhängt."


-

Die vollständige Abhandlung auf der Seite der Petrus-Bruderschaft:
http://www.kath-info.de/beten.html


Siehe bitte auch:
Maria- Vermittlerin aller Gnaden

Verführungen der Welt / Versuchungen



-


zuletzt bearbeitet 16.08.2017 15:51 | nach oben springen

#19

RE: Die Kraft des Gebetes

in Ausdauer im Gebet 20.01.2018 14:14
von Aquila • 7.027 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !

Segens- und hilfreiche Darlegungen von Hw Prof. Georg May in einer Predigt aus dem Jahre 1998 über die Elemente des Gebetes.
Hw May ist auch ein eifriger Verfechter der hl. Tradition.



-

"Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geistes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Die wesen­tliche Aus­wirkung der Gottes­ve­r­ehrung ist das Gebet.
Das Gebet hat fünf Strukt­u­re­lemente, die wir uns heute vor Augen führen wollen.


Erstens muß ein Gebet inne­rlich sein,
d.h. das Gebet muß aus dem Herzen kommen. Es muß mit dem Geiste Gott darge­b­racht wer­den und nicht nur mit den Lip­pen. „Die­ses Volk ehrt mich mit den Lip­pen, aber ihr Herz ist fern von mir.“ So heißt es beim Prop­heten Isaias.
Unser Hei­land hat die­ses Wort aufgegr­i­ffen und es auf seine Zeitge­n­o­s­sen ang­e­wen­det: „Die­ses Volk ehrt mich nur mit den Lip­pen, aber ihr Herz ist fern von mir.“
Ein Lip­peng­ebet ist sinn­los, ver­une­hrt Gott und sch­adet dem Mens­chen.
Ein bloßes Lip­peng­ebet ist sinn­los, weil Gott nicht nur mit den Lip­pen, sondern mit dem Herzen ver­ehrt wer­den will. Es ver­une­hrt Gott, weil wir Gott im Lip­peng­ebet, im bloßen Lip­peng­ebet nur Worte anbieten, statt ihm unser Herz zu sche­nken.
Das Lip­peng­ebet sch­adet dem Mens­chen mehr als es ihm nützt, weil er sich nämlich über sich sel­bst täuscht. Er meint, er habe gebetet; in Wirklichkeit hat er gepla­p­pert. Das muß also die erste Ford­erung an unser Gebet sein: Es muß von innen kommen, es muß unsere Seele im Gebet laut wer­den, es muß das Herz dabei sein.


Das zwe­ite Strukt­u­re­lement des Gebetes ergibt sich aus den drei göttlichen Tuge­n­den.
Die drei göttlichen Tuge­n­den sind ja die Grun­d­lage für das ganze religiöse Leben; sie sind auch die Grun­d­lage des Gebetes.
Aus die­sen drei göttlichen Tuge­n­den erge­ben sich best­im­mte Eigens­ch­aften, die dem Gebet nicht feh­len dürfen.
Das Gebet muß vertrauens­voll sein, d.h. man darf nicht zwe­i­feln.
Man muß Hoff­nung auf Gottes Erhörungs­wi­l­len set­zen, und diese Hoff­nung nährt sich von den göttlichen Tuge­n­den.
Wir gla­uben an ihn und des­we­gen auch an seine Macht und Güte und Treue.
Wir hoffen auf ihn und darum auch auf die Erhörung unse­rer Gebete.
Wir lieben ihn, und er liebt uns. Wir stehen in einem Fre­un­dsch­afts­verhältnis zu Gott, und was kann ein Fre­und einem Fre­unde abs­ch­la­gen? Unser Gebet muß also vertrauens­voll sein.
Es muß beh­arrlich sein.
Gott erhört nicht immer gleich. Wie sagt einmal der baye­rische Dichter Waggerl: „Gott erhört das Gebet immer, aber er kommt manch­mal eine Viertelst­unde später, um uns­e­ren Gla­uben zu erpr­oben.“ Wir sind oft nicht dis­po­ni­ert, d.h. wir haben nicht die genügende Empfänglichkeit für das Gebet, für die Erhörung des Gebetes. Gott war­tet zu, bis wir mit größerer Inni­gkeit beten.
Er ste­llt uns auf die Probe, so wie die kananäische Frau. Diese rief hinter ihm her, daß er ihre Tochter hei­len sollte. Er tat so, als ob er es nicht hörte. Die Jünger wurden unwi­l­lig. „Sie schr­eit ja hinter uns her!“ Dann hat er sie ang­esprochen und gesagt:
„Es ist nicht rich­tig, daß man den Kindern das Brot nimmt und es den Hun­den vorwirft.“ Da sagte die Frau ein Wort, das den Herrn überwältigt hat:
„Aber die Hündlein essen von dem, was vom Tische ihrer Herren fällt.“
„O Frau“, sagte der Herr, „dein Gla­ube ist groß!“
Und er machte ihre Tochter gesund. Also, unser Gebet muß beh­arrlich sein.
Wir müssen aus­dau­ern im Gebet sein und dürfen nicht Gott eine Frist setzen. Gott erhört uns und läßt sich erbitten, aber er läßt sich nicht zwin­gen. Unser Gebet muß würdig sein. Es ist würdig, wenn wir aus rei­nem oder wen­ig­stens reumütigem Herzen beten. Sel­bst­verständlich soll auch der Sünder beten, aber er soll aus einem bußfer­tigen Herzen beten. Unser Gebet soll aus einem rei­nen, wen­ig­stens aus einem bußfer­tigen Herzen kommen, damit es würdig ist; sonst ist es nicht würdig, d.h. es ist nicht wert, von Gott ang­e­sehen und erhört zu wer­den.
Unser Gebet muß woh­lgeo­rdnet sein. Wir müssen die Rang­o­rdn­ung der Werte beachten, die Rang­o­rdn­ung der Güter im Auge beh­alten.
Das ober­ste Gut ist Gottes Ehre und unsere Sel­i­gkeit. Alles andere kommt dan­ach, und des­we­gen dürfen wir nicht geringere Güter den größeren Gütern vorans­et­zen. Wir müssen die Ordn­ung der Güter im Gebet beachten. Wenn wir um ird­ische Dinge beten, was gestat­tet ist, dann sollen wir immer sagen:
„Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Und damit ist Gott die Ehre gegeben.
Das Gebet soll demütig sein, d.h. es muß im Bewußtsein unse­rer Sündh­af­tigkeit, unse­rer Erbärmlichkeit vor Gott darge­b­racht wer­den. Demütig ist ein Gebet, wenn der Beter auf seine eigene Schwäche und auf die Majestät Gottes sieht. Wir können Gott nicht stolzen Sin­nes um etwas bitten, sondern wir müssen uns ihm beugen, und der Beter beugt sich vor Gott, wenn er demütig, im Bewußtsein sei­ner Unwürdi­gkeit betet. Das Gebet muß gott­erge­ben sein.
Wir müssen auf die Vorsehung Gottes vertrauen, die weiter sieht und tie­fer bli­ckt, als wir es vermögen. Die Vorsehung Gottes hält die Fäden, die oft ver­wir­r­en­den Fäden des Welt­ge­sche­hens, auch unse­res persönlichen Lebens in der Hand. Und so muß bei jedem Gebete auch der Gedanke bet­ei­ligt sein: Gott weiß es bes­ser als ich. „Was du mit mir tust, kann nicht anders als gut sein“, steht in der „Nachfolge Chr­isti“.


Das dritte Strukt­u­re­lement des Gebetes ist die Abs­icht.
Wir müssen die Abs­icht haben, zu beten, und diese muß man erwe­cken. Wir müssen einen Wil­lens­en­tschluß fas­sen, jetzt zu beten, mit Gott in Verkehr zu treten, mit Gott zu spre­chen. Diese Abs­icht muß während des ganzen Gebetes fest­geh­alten wer­den; sie darf nicht aufge­geben wer­den. Wir müssen wissen, was wir wollen, und wir müssen wollen, was wir tun. Die Abs­icht gehört unbe­dingt zum Gebete, damit das Gebet ein tuge­n­dh­after Akt wird, damit es ein echter mens­chlicher Akt wer­den kann.


Das vierte Strukturelement des Gebetes ist die Auf­erksamkeit. Die Auf­m­erks­amkeit besteht in der Hinwen­dung zum Inh­alt des Gebetes und in der Abwen­dung von allem, was sich mit dem Gebet nicht ver­ei­nbaren läßt.
Wir müssen alle äußeren und inne­ren Zer­streu­un­gen mei­den. Die äußeren Zer­streu­un­gen gefährden das Gebet von außen, die inne­ren gefährden es von innen. Bei­den Gefahren müssen wir durch Auf­m­erks­amkeit auf den Geb­ets­inh­alt bege­gnen. Diese Auf­m­erks­amkeit kann nach dem hei­li­gen Tho­mas von Aquin eine drei­fa­che sein.
Erstens, man kann auf die einze­l­nen Worte achten.
Vater unser, der du bist in dei­nem Himmel.“ Jedes Wort kann man glei­ch­sam verkosten. Daß Gott ein Vater, und was für ein Vater ist; daß er unser Vater ist; daß wir also zu ihm gehören; daß er aber nicht ein Vater ist wie die Väter auf Erden, sondern ein Vater im Jens­eits, ein Vater der Weltüberle­gen­heit, ein Vater unaussprechlicher Majestät. Also, man kann die einze­l­nen Worte glei­ch­sam verkosten.
Die zwe­ite Weise, die Auf­m­erks­amkeit zu gewährleisten, besteht darin,
daß man den Sinn der Worte beach­tet, den Zus­ammen­h­ang,
den Text­zu­s­ammeh­ang sich vor Augen führt und an ihm sich zu Gott emp­orr­ankt.
Diese Geb­et­s­weise ach­tet nicht so sehr auf die einze­l­nen Worte als auf die Sätze.
Es ist eine gute Weise, den Sinn der Worte im Auge zu beh­alten und sich so Gott zuzu­wen­den. Schließlich gibt es nach Tho­mas noch eine dritte Weise, die Auf­m­erks­amkeit zu bew­ahren, nämlich indem man allein auf das Ziel des Gebetes schaut, also auf Gott, auf die Gla­ubensw­ahr­heit. Das ist die Geb­et­s­weise, die wir beim Rosenkra­nzgebet pfl­e­gen. Da achten wir nicht so sehr auf die einze­l­nen Worte, die sich fünfzig- oder noch mehr mal wiede­r­holen, sondern wir achten auf das Leben Jesu.
„Den du, o Jun­gf­rau, vom hei­li­gen Geiste empfan­gen hast.“
„Den du, o Jun­gf­rau, zu Elisabeth get­ragen hast.“
Da ste­llen wir uns vor, wie der Bote Gottes kommt und wie er bei Maria eint­ritt und wie er sie ans­pri­cht und wie er ihre Antwort ent­ge­gen­n­i­mmt. Das ist eine vorzügliche Weise, die Auf­m­erks­amkeit beim Gebet zu bew­ahren.

Sel­bst­verständlich kommen jedem Mens­chen beim Gebet Zer­streu­un­gen.
Unfrei­wi­l­lige Zer­streu­un­gen sind keine Sünde. Frei­wi­l­lige Zer­streu­un­gen sind eine läßliche Sünde. Nur wenn man Pflichtgebete ganz zer­streut, frei­wi­l­lig ganz zer­streut beten würde, wäre es wohl nicht ohne schwere Sünde möglich.
Im allge­mei­nen sind die Zer­streu­un­gen unfrei­wi­l­lig. Sie kommen, wenn wir uns mit schwe­ren Befürch­t­un­gen bela­stet sehen; sie kommen, weil dring­ende Geschäfte uns bev­orstehen; sie kommen, weil erschütte­rnde Erle­b­nisse uns nicht los­la­s­sen. Wenn sol­che Zer­streu­un­gen kommen,
dann gibt es zwei Mittel, ihnen zu bege­gnen.
Erstens, indem man sie abschüttelt.
Man sagt:
Mein Gott, ich bin jetzt für dich da, und du bist für die Dinge da, die mir oblie­gen. Ich kümmere mich jetzt um deine Sache und deine Ehre, und du kümmerst dich um meine Pläne und Sorgen.
Das zwe­ite Mittel besteht darin,
daß man die zer­streu­en­den Gedanken ins Gebet hine­inholt
, daß man also gerade dafür betet, was einem so zu sch­affen macht; daß man diese bela­st­e­n­den und belästigen­den Gedanken ins Gebet einführt, um Gott auf die Gefahren, Sorgen, Ängste hinzu­l­enken, die uns nicht los­la­s­sen. Man soll sich auch auf das Gebet vorb­e­reiten. Das geschieht dadu­rch, daß man sich sammelt, daß man die fre­mden Gedanken abweist, daß man sich in die Gegen­wart Gottes ver­setzt und daß man den Hei­li­gen Geist bit­tet, das Gebet mit sei­nem unaussprechlichen Seu­fzen zu begleiten.
Man soll sich fernh­alten von allem, was das Gebet stören könnte, also sich möglichst in die Eins­amkeit begeben, sich an die Geb­et­sgebräuche und Geb­et­sf­ormeln der Kirche halten. Auf diese Weise ist es möglich, den Zer­streu­un­gen zu bege­gnen.


Das fünfte Strukturelement des Gebetes ist die Frömmi­gkeit.
Sie besteht darin, daß der Wille auf Gott gerich­tet ist. Frömmi­gkeit ist Hing­abe an Gott, ist Ganzhing­abe an den großen, gewal­t­igen Schöpfer und Herrn. Wenn wir in die­ser Weise beten, dann beten wir fromm. Wenn wir mit rei­nem Herzen und im Gnadenstande beten, wer­den die Gebete zu einem fro­mmen Gesche­hen, das uns zu Gott führt.
Manch­mal beoba­ch­tet man, daß Mens­chen, die in der Sünde sind, die in der Sünde versinken, über denen die Sünde zus­ammens­chlägt, das Gebet aufgeben. Nichts ist schädlicher, nichts ist gefährlicher als das Gebet aufgeben, wenn man in Sünde gefa­l­len ist. Da muß man gerade zum Gebet seine Zuf­lucht nehmen. Auch das Gebet des Sünders ist Gott woh­lgefällig. Die Kirche hat die Irr­lehre der Jans­en­isten ver­u­rteilt, die lehrten, das Gebet eines Sünders sei eine Sünde.
Nein, gerade der Sünder soll beten. Er soll freilich zuerst und zuoberst beten, aus der Sünde hera­u­sg­e­rissen zu wer­den.
Aber eines
soll er niemals tun: das Gebet aufgeben. Sagen Sie es, meine lieben Fre­unde, sagen Sie es den Sündern:
Hört nicht auf zu beten! Gebt das Gebet nicht auf! Laßt den Ret­tungs­anker nicht fallen! Zer­sch­ne­i­det nicht das Seil, das euch mit Gott ver­bindet! Bleibt und ver­h­arret im Gebet!


Fromm sollen wir beten. Das heißt eben, mit wirklicher Hin­ri­ch­tung auf Gott, mit wirklicher Wil­lenshing­abe an Gott und mit wahrer, persönlicher Gesin­nung der Gotte­s­liebe. „Deus non vocis, sed cordis audi­tor est“, sagt der hei­lige Cyprian.
Gott hört nicht auf die Worte, sondern auf das Herz. Wir beten fromm, wenn wir das Herz zu Gott erhe­ben, wenn wir ihm den Wil­len überge­ben, wenn wir ent­sch­los­sen sind, ihm das ganze Leben zu wei­hen.

Beten lernt man nur durch Beten.
Es ist wie mit allen Beschäftig­un­gen: Übung macht den Meister. Je häufiger jemand betet, um so lieber wird ihm das Gebet. Und je selt­e­ner jemand betet, um so alb­er­ner und törichter kommt es ihm vor. Meine lieben Fre­unde, wir haben für alles Zeit. Wir haben Zeit für Gespräche, wir haben Zeit für Ferns­ehen, wir haben Zeit für Reisen. Haben wir auch Zeit für das große Gespräch mit Gott? Betet, Brüder, damit unser Opfer woh­lgefällig werde bei Gott, dem allmächtigen Vater.

Amen."

-

Viele weitere segensreiche Predigten des mittlerweile 90 jährigen Hw Georg May siehe bitte hier:
http://www.glaubenswahrheit.org
-


zuletzt bearbeitet 20.01.2018 14:31 | nach oben springen

#20

RE: Die Kraft des Gebetes

in Ausdauer im Gebet 21.01.2018 18:49
von benedikt • 3.365 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus.

Danke, lieber Aquila, für Deinen Beitrag, der mich sehr erfreut, und in dem ich mich an vielen Stellen wiedergefunden habe.
Ich kann nur bestätigen, daß ein Gebet grundsätzlich aus dem Herzen kommen muß. Es muß tief verinnerlicht und wie eine" Liebeserklärung" sein.
Um die tiefe Verinnerlichung des Gebetes zu erreichen, sollte man es langsam beten, so langsam, bis sich im Herzen eine gewisse Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit eingestellt hat...
Ich glaube, daß dann das Gebet seinen Empfänger erreicht hat...

Es grüßt Dich herzlich und wünscht Dir Gottes Segen,
Dein Bruder im Glauben, benedikt


Gott ist die Liebe,
und wer in der Liebe bleibt,
bleibt in Gott,
und Gott bleibt in ihm.

1. Joh 4,7 - 16
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