Liebe Kristina!
Zwischen dem göttlichen Willen, den Zulassungen Gottes, den Folgen des freien Willens, dem Wirken der Dämonen und des Teufels zu unterscheiden ist sowieso nicht immer leicht. Schwerwiegend wird es dann aber, wenn sich irgendwelche Leute anmaßen ohne eine besondere Offenbarunge zu "wissen", warum diese oder jene Katastrophe passiert, und dass sie eine Strafe für diese oder jene Sünde sei. Mit solchen konkreten Aussagen ohne eine besondere Offenbarung richten manche großen Schaden an, weil sie einen strafenden, rächenden Gott verkünden.
Dem Priester Don Ottavio wurde dazu folgendes eingegeben:
die Vernichtung Sodomas und Gomorrhas kam nicht von Gott, kein Übel ist jemals von Gott gekommen, es stammt immer und allein aus der Hölle und der Mitschuld und Liederlichkeit der Menschen. Sodoma und Gomorrha und andere, unzählbare Züchtigungen waren Strafen, die nicht veranlasst, sondern zugelassen wurden von Gott, um in den Menschen Reue zu erwecken. Sogar die allgemeine Sintflut wurde von der Hölle und der Mitschuld der verdorbenen Menschen ausgelöst. Sohn, noch einmal will ich dir wiederholen, dass gerade die von mir Auserwählten, das Licht der Welt, das Salz der Erde das wirkende Ferment zu sein, fürchterlich von der Finsternis befallen sind, weil ihnen der Geist der Demut mangelt. Darum sehen sie nicht und verstehen sie die Wahrheiten und die geistlichen Wirklichkeiten nicht, die sie deutlich kennen und mit starkem Glauben und brennender Liebe und großem Eifer leben und anderen übertragen müssten.
Du hast richtig geschrieben, dass es ZULASSUNGEN Gottes sind. Aber diese "Strafen" sind nicht von Gott gewollt und primär ausgelöst, sondern Folgen der Sünde, Zerstörung der Ordnung der Schöpfung durch die Sünde und den Teufel. Es ist also gefährlich von einem strafenden Gott zu sprechen, da eigentlich wir selbst, die Sünde und Satan zu diesen Katastrophen führen- und die schlimmste Katastrophe ist ja die Sünde, die Abkehr vom Lebendigen Gott.
Ich stimme dir zu, dass Umkehr und Reue der Weg sind- aber das Ziel und die Essenz ist DIE LIEBE. Wir sollen Gott nicht aus Angst vor "Strafen" dienen - sondern aus Liebe. Und wenn immer wieder und besonders betont der strafende, rächende und strenge Gott verkündet wird, dann ist die Gefahr groß, dass die Menschen nicht aus LIEBE zu Gott kommen- sondern aus einer Haltung der Angst, der Skrupel und der egoistisch verfärbten Sorge um das eigene Seelenheil und das eigene Wohlergehen oder dem Glauben überhaupt den Rücken kehren, weil ein strafender- rächender Gott wenig anziehend wirkt.
Die Gottesfurcht, welche die Grund- Tugend ist, hat m.E. nicht mit Angst und einer Haltung der "Furcht" zu tun, wie das Wort missinterpretiert wird- sondern mit der Ehr- furcht, d.h. der Sensibilität und Sorge, Gott Kummer zu bereiten.
Wenn wir nicht um unser eigenes Ego auch im egozentrischen Heilsstreben besorgt sind- sondern wenn es uns um GOTT geht, dann finden wir zur göttlichen Liebe:
Diese Haltung der Liebe habe ich in einem Gebet einer arabischen Mystikerin in besonderer Weise auf den Punkt gebracht gefunden:
Gebet der arabischen Mystikerin Rabi `äh al Adawiya:
Oh Gott, was du mir von der Welt geben willst- gib es deinen Feinden, und was du mir im Himmel geben willst- gib es deinen Freunden, denn du selbst genügst mir.
Oh Gott, wenn ich dich aus Furcht vor deiner Hölle anbete, so verbrenne mich in deiner Hölle, und wenn ich dich deines Paradieses wegen anbete, dann verschließe mir dessen Tür.
Aber wenn ich dich nur deiner selbst willen anbete, dann beraube mich nicht des Schauens deines Angesichts.