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RE: Lehre von der Tradition
in Wenn etwas der Klärung bedarf 08.12.2017 13:51von Blasius • 3.922 Beiträge
Auszug, Zitat:
FSSPX
Die zwölf Artikel des Glaubens
Im Verlauf der kommenden Monate veröffentlicht fsspx.de zwölf Beiträge zu den zwölf Artikeln des Glaubensbekenntnisses, des Credo. Die Beiträge werden von Pater Matthias Gaudron verfasst.
1. Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde
In der Artikelserie, die mit diesem Beitrag beginnt, wollen wir die zwölf Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses betrachten. Wenn es in seiner heutigen Textgestalt auch erst seit dem beginnenden 8. Jh. bezeugt ist, so gilt es doch „mit Recht als treue Zusammenfassung des Glaubens der Apostel“ und hat seinen Ursprung im alten Taufbekenntnis der Kirche von Rom, über das Ambrosius schreibt: „Es ist das Symbolum, das die römische Kirche bewahrt, wo Petrus, der erste der Apostel, seinen Sitz hatte und wohin er die gemeinsame Glaubenslehre gebracht hat.“1 Wie das nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis, das wir an Sonn- und Festtagen in der hl. Messe beten, hat es eine trinitarische Struktur. Der christliche Glaube ist der Glaube an den Vater, den Sohn und den Heilligen Geist, wobei zu jedem der drei Glieder noch einige Erweiterungen kommen.
Was heißt „glauben“?
In der Umgangssprache wird das Verb „glauben“ oft im Sinne von „meinen“ oder „vermuten“ genommen, womit man zum Ausdruck bringt, dass man sich einer Sache nicht völlig sicher ist. Manchmal hat es auch die Bedeutung einer subjektiven Überzeugung, z. B. wenn jemand sagt, er glaube, dass Mozart der größte Komponist gewesen sei.
Dies ist jedoch nicht das, was gemeint ist, wenn ein Christ sagt: „Ich glaube.“ Näher kommen wir der christlichen Bedeutung des Wortes „glauben“, wenn wir die Wortverbindung „jemandem glauben“ betrachten. Hier hat das Wort die Bedeutung von „etwas auf das Zeugnis eines anderen hin für wahr halten“. In der Tat gibt es viele Dinge, die wir nicht wissen, sondern für wahr halten, weil sie uns jemand bezeugt hat. Entscheidend für unseren Glauben ist dabei vor allem die Glaubwürdigkeit des Zeugen. Einer Person, die uns als wahrhaftig und sachlich bekannt ist, werden wir normalerweise Glauben schenken, wenn sie uns etwas berichtet; bei einer anderen Person, die wir als lügnerisch, übertreibend oder mit einer blühenden Phantasie begabt kennengelernt haben, werden wir dagegen vorsichtig sein.
Beim christlichen Glauben ist es nun Gott selbst, dem wir Glauben schenken. Gott hat sich im Alten und Neuen Testament geoffenbart. Im Glauben nehmen wir diese Offenbarung an. Da Gott weder sich selbst noch andere täuschen kann, gibt es von dieser Seite keinen Grund zur Unsicherheit. Unsicherheit kann es nur in Bezug auf die Frage geben, ob Gott wirklich hinter dem steht, was die Heilige Schrift und die Tradition lehren und die Kirche uns zu glauben vorlegt. Hier spielen nun die Wunder, die im Laufe der Kirchengeschichte immer geschehen sind (man denke nur an das Turiner Grabtuch, das wunderbare Bild der Muttergottes in Guadalupe, die Heilungen in Lourdes usw.), eine wichtige Rolle, aber auch die innere Schönheit und Stimmigkeit der christlichen Lehre, ihre schnelle Ausbreitung trotz vieler Verfolgungen, die vielen Märtyrer und die großen Werke der Nächstenliebe, die sie hervorgebracht hat. Das alles beweist, dass es rational ist, zu glauben.
Allerdings kann auf diese Weise nur eine menschliche Sicherheit erreicht werden. Die apologetischen Argumente können zeigen, dass es vernünftig ist, zu glauben, ja sogar, dass es unvernünftig ist, nicht zu glauben. Die felsenfeste Zustimmung, die der christliche Glaubensakt fordert, ist aber nicht ohne die Hilfe Gottes möglich. So lehrt das Erste Vatikanische Konzil:
Wenn aber auch die Zustimmung zum Glauben keineswegs eine blinde Regung des Herzens ist, so kann dennoch niemand der Verkündigung des Evangeliums zustimmen, wie es nötig ist, … ohne Erleuchtung und Einhauchung des Heiligen Geistes, der allen die Freude (suavitas) verleiht, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben“ (DH 3010).
Es gibt ein geheimnisvolles Glaubenslicht (lumen fidei), in dem der Gläubige erkennt, dass die Lehren des Christentums wahr und zu glauben sind2. Der christliche Glaube ist darum auch nicht nur irgendein diffuses Gefühl oder eine verschwommene Öffnung gegenüber einer nicht näher bestimmten Transzendenz, wie bisweilen behauptet wird, sondern er hat konkrete Inhalte, die der Gläubige für wahr hält, der Un- oder Irrgläubige dagegen nicht.
Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater
Wenn wir bekennen, an Gott zu glauben, meinen wir damit mehr, als dass wir die Existenz eines höchsten Wesens annehmen. Die Existenz eines solchen Wesens ist eine Forderung der gesunden Vernunft und darum immer auch von vielen Menschen erkannt worden, die keinen Kontakt mit der Offenbarung hatten oder ihr nicht zustimmten. Wenn der Christ seinen Glauben an Gott bekennt, dann ist das der Glaube an den Gott, der zu uns Menschen gesprochen hat, der sich gegenüber Moses, den Propheten und durch Jesus Christus geoffenbart hat.
Diesen Gott nennen wir „Vater“. „Vater“ ist der Eigenname der ersten göttlichen Person, da sie den Sohn zeugt. Die Offenbarung sagt uns, dass es in Gott einen Vater und einen Sohn gibt, die gemeinsam die eine göttliche Natur besitzen und darum nicht zwei Götter sind. Der Vater war auch nicht zuerst allein und zeugte später den Sohn, denn dann wäre er am Anfang nicht Vater gewesen, sondern es erst später geworden. Es ist eine ewige, d. h. zeitlose Zeugung, durch die der Sohn aus dem Vater hervorgeht.
Da wir durch die Gnade Kinder Gottes und damit Brüder und Schwestern Jesu Christi geworden sind, dürfen auch wir Gott als unseren Vater ansprechen, wie es uns Jesus im Vaterunser gelehrt hat. Wir sollen überzeugt sein, dass Gott uns mehr liebt und besser für uns sorgt, als es der beste irdische Vater tun könnte, vorausgesetzt, dass wir uns seiner Sorge nicht entziehen, indem wir uns von ihm abwenden.
Da der Vater der Urquell der Gottheit ist, wird ihm die Allmacht zugeschrieben, obwohl diese allen drei göttlichen Personen zukommt, wie es im Ps.-Athanasischen Glaubensbekenntnis heißt: „Allmächtig der Vater, allmächtig der Sohn, allmächtig der Heilige Geist; und dennoch nicht drei Allmächtige, sondern ein Allmächtiger.“ Da Gott das unbegrenzte Sein ist, unterliegt alles Mögliche, d. h. alles, was sein kann, seiner Macht. „Bei Gott ist kein Ding unmöglich“, sagt darum der Engel zu Maria (Lk 1,37).
Schöpfer des Himmels und der Erde
Auch die Schöpfung wird dem Vater zugeschrieben, obwohl natürlich alle drei göttlichen Personen die Welt geschaffen haben. Man kann auch sagen, dass der Vater durch den Sohn3 im Heiligen Geist die Welt geschaffen hat.
Gott hat dies getan, um seine Herrlichkeit auch nach außen zu offenbaren und um noch weiteren Personen die Möglichkeit zu geben, an seinem Glück teilzunehmen. Unsere Welt und wir selbst sind also kein Zufallsprodukt, sondern „aus der mit dem Schlüssel der Liebe geöffneten Hand Gottes sind die Geschöpfe hervorgegangen“, wie Thomas im Prolog zum 2. Teil seines Sentenzenkommentars sagt.
Quelle: Distrikt Deutschland
http://fsspx.de/de/news-events/news/die-...-glaubens-34010
RE: Lehre von der Tradition
in Wenn etwas der Klärung bedarf 08.12.2017 22:21von Blasius • 3.922 Beiträge
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8. Dezember - Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariae
Am heutigen 8. Dezember feiert die Kirche eines der höchsten Marienfest, das Fest der Unbefleckten Empfängnis.
Das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis wurde vom seligen Papst Pius IX. (1846 - 1878) am 8. Dezember 1854 feierlich verkündigt. Dies bestätigend erschien die Muttergottes vier Jahre darauf zu Lourdes als Unbefleckte Empfängnis (siehe 11.2.).
Der Osten feierte das Fest an manchen Orten seit dem 10. bis 12. Jahrhundert als Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch Anna, im Westen führte es Anselm von Canterbury um 1100 für seine Diözese ein. 1477 führte Papst Sixtus IV. das Hochfest in Rom ein. 1708 wurde das Fest als Mariä Empfängnis durch Clemens XI. für die ganze katholische Kirche vorgeschrieben.
Papst Pius IX. schließlich verkündete am 8. Dezember 1854 in seiner Bulle (auch Päpstliche Bulle) Ineffabilis Deus (‚Der unbegreifliche Gott') das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariens:
„Zur Ehre der Heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit, zur Zierde und Verherrlichung der jungfräulichen Gottesgebärerin, zur Erhöhung des katholischen Glaubens und zum Wachstum der christlichen Religion, in der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und der Unseren erklären, verkünden und bestimmen Wir in Vollmacht unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und in Unserer eigenen: Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben. Wenn sich deshalb jemand, was Gott verhüte, anmaßt, anders zu denken, als es von Uns bestimmt wurde, so soll er klar wissen, dass er durch eigenen Urteilsspruch verurteilt ist, dass er an seinem Glauben Schiffbruch litt und von der Einheit der Kirche abfiel, ferner, dass er sich ohne weiteres die rechtlich festgesetzten Strafen zuzieht, wenn er in Wort oder Schrift oder sonstwie seine Auffassung äußerlich kundzugeben wagt."
Tota pulchra es Maria,
et macula originalis non est in te.
Tu gloria Ierusalem.
Tu laetitia Israel.
Tu honorificentia populi nostri.
Tu advocata peccatorum.
O Maria,
o Maria,
virgo prudentissima,
mater clementissima,
ora pro nobis,
intercede pro nobis ad Dominum Iesum Christum.
Amen
Ganz schön bist du, Maria,
keine Makel der Erbschuld ist an dir.
Du bist der Ruhm Jerusalems,
du die Freude Israels.
Du bist die Ehre unseres Volkes,
du die Fürsprecherin der Sünder.
O Maria,
o Maria,
du weiseste Jungfrau,
du mildeste Mutter,
bitte für uns,
tritt ein für uns bei unserem Herrn Jesus Christus.
Amen
(Grenoble, 1402)
Am 8. Dezember wird ebenfalls der hll. Sabina, Alfreda bzw. Elfriede und Editha gedacht. Diese drei Frauen wurden 819 von ins Land einfallenden Normannen im flämischen Hennegau umgebracht (vgl. 21.10.). - Seit dem Überfall auf das schottische Kloster Lindisfarne im Jahre 793 suchten die heidnischen Wikinger bzw. Normannen plündernd und raubend die Reiche des zu jener Zeit entstehenden Abendlandes heim. Auch das Frankenreich hatte unter ihnen stark zu leiden, insbesondere im 9. Jahrhundert (vgl. 2.2.). In Caestre bei Hazebrouck wurden Sabina, Alfreda und Editha beigesetzt. Von diesem Ort aus verbreitete sich ihre Verehrung.
Predigt zum Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariä
Quelle: District des Benelux
http://fsspx.de/de/news-events/news/8-de...is-mariae-34104
RE: Lehre von der Tradition
in Wenn etwas der Klärung bedarf 13.12.2017 23:28von Blasius • 3.922 Beiträge
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12. Dezember, 2017 Distrikt Deutschland
Glauben. Weitergeben.
Der hl. Papst Pius X. über den Katechismus
Der hl. Papst Pius X. (1835–1914), der glorreiche Patron der Priesterbruderschaft, hat zu Beginn seines Pontifikates im Jahr 1903 ein „Pastoralprogramm“ formuliert, das bis heute ungeschmälerte Gültigkeit besitzt.
«Wir müssen die menschliche Gesellschaft, welche den Pfad der Weisheit Christi verloren hat, zum kirchlichen Geist zurückführen. Die Kirche wird sie Christus unterwerfen, Christus aber Gott.
Wenn wir das mit Gottes Gnade erreichen, dann werden wir uns freudig sagen dürfen, dass die Bosheit der Gerechtigkeit Platz gemacht hat. Unser Ohr wird „die starke Stimme vom Himmel“ beglücken, „die da spricht: Jetzt ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten erfüllt worden“. [Offb 12,10] – Die Erfüllung dieser Wünsche setzt aber die bis zur Wurzel dringende Ausrottung des ungeheuerlichen und verabscheuungswürdigen Frevels unserer Zeit, der Selbsterhebung des Menschen als Gott, voraus. An jener müssen wir mit Anspannung aller Kräfte arbeiten.
Ferner muss den heiligen Satzungen und Räten des Evangeliums die alte Würde zurückgegeben und die kirchlich überlieferte Wahrheit, die Lehre von der Heiligkeit der Ehe, von der Jugenderziehung und -schulung, vom Eigentum und Gebrauch der irdischen Güter und von den Untertanenpflichten, gegen die Staatslenker gründlich dargestellt werden.
Endlich ist jenes Gleichgewicht unter den verschiedenen Ständen des Staates wiederherzustellen, welches christlicher Sitte und Satzung entspricht. – Das sind die Ziele, die Wir im Gehorsam gegen Gottes Willen Unserer päpstlichen Amtswaltung gesteckt, und Wir werden sie tatkräftig erstreben.» (Antrittsenzyklika „E supremi apostolatus“)
Der Biograph Nello Vian kommentiert dieses päpstliche Regierungsprogramm so: «Das Pontifikat Papst Pius’ X. mit seinen bis auf den Grund religiös erfassten und durchdrungenen Wegen und Zielen ist der Ausdruck des unbeugsamen Willens, alles zu Christus zu führen, um Christus den Vorrang in der Welt einzuräumen, der Ihm gebührt. ...»
Der heilige Papst schärft den Katholiken in derselben Enzyklika ein unabdingbares Heilmittel ein, nämlich die Vermittlung der katholischen Glaubenslehre.
«Ist nicht unverkennbar ... der Unterricht in der Religion hauptsächlich der Weg, die Menschen, die eben von Vernunft und Freiheit sich leiten lassen, unter Gottes Herrschaft zurückzuführen?
Zahlreiche hassen Christus und schrecken vor Evangelium und Kirche mehr aus Unwissenheit als innerer Verkehrtheit zurück. Man kann von ihnen mit Recht sagen: „Sie lästern, was sie nicht verstehen“ [Jud 2,10].
Nicht allein im Volk oder gar in den untersten Schichten kommt dies vor, wo der Irrtum unter den herrschenden Verhältnissen leicht obsiegt, sondern auch bei den gebildeten Ständen, sogar bei solchen, die im Übrigen über ein hervorragendes Wissen verfügen.
Aus diesen Ursachen ist bei den meisten das Daniederliegen des Glaubens zu erklären. Kein Fortschritt der Wissenschaft werde als Gefahr für das Glaubenslicht betrachtet, sondern vielmehr der Mangel an Kenntnissen. Je größer deshalb irgendwo die Unwissenheit ist, desto weiter greift der offene Abfall vom Glauben um sich. Aus diesem Grunde ist den Aposteln von Christus der Auftrag gegeben worden: „Gehet und lehret alle Völker“ [Mt 28,19].»
Und der heilige Pius X. – dem doch ganz zu Unrecht der Ruf eines „strengen“ Papstes anhaftet – sagt auch etwas zu der notwendigen Grundvoraussetzung jeder Glaubensvermittlung:
«Die erhoffte Frucht eifriger Lehrtätigkeit zur Reife zu bringen und Christus in allen zu gestalten, dazu ist nun, wie man ... warm beherzigen muss, nichts so mächtig wie die Liebe. ... Umsonst hoffte man die Herzen durch ein strengeres Auftreten für Gott zu gewinnen. Es bringt sogar manches Mal mehr Schaden als Nutzen, wenn man die Irrtümer mit harten Vorwürfen zurückweist und die Fehler zu scharf tadelt. Den Timotheus mahnte der Apostel wohl: „Überführe, bitte, strafe!“, aber er fügte noch bei: „in aller Geduld“ [2 Tim 4,2]. – Gewiss will Christus hier unser Vorbild sein. „Kommet“, so sprach er nach der Schrift [Mt 11,28], „kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Unter den Mühseligen und Beladenen verstand er aber keine anderen als jene, welche die Banden der Sünde und des Irrtums tragen. Welche Sanftmut im göttlichen Lehrmeister! Welche Milde, welches Erbarmen gegen die Bedrängten jeder Art!
... Diese Liebe muss „geduldig und gütig“ [1 Kor 13,4] auch jene umfassen, welche unsere Widersacher sind oder uns feindselig verfolgen.»
Und Pius X. fährt fort, indem er apostolische Demut einschärft:
«Man „schmäht uns, und wir segnen,“ bekannte Paulus [1 Kor 4,12] von sich, „man verfolgt uns, und wir dulden, man lästert uns, und wir beten.“ Sie scheinen vielleicht schlechter, als sie sind. Der Umgang, Vorurteile, Zureden und Beispiele anderer, zuletzt verführerische Menschenfurcht hat sie in das Lager der Gottlosen hinübergeführt. Doch ihr Wille ist nicht so verdorben, wie sie glauben machen möchten. Sollen wir nicht hoffen, dass die Flamme christlicher Liebe von ihren Seelen die Finsternis vertreiben und Gottes Licht und Frieden ihnen bringen werde?»
Glaubenslehre oder staatsbürgerliche Ethik?
In der Folge der sog. „italienischen Einigungsbewegung“ kam es im neuen liberalen Königreich Italien zu einer immer weiteren Reduzierung des Religionsunterrichtes an den Schulen.
Der Katechismus wurde durch Inhalte einer staatstragenden bürgerlichen Ethik ersetzt. Als Beispiel soll die heute weltbekannte Figur des Pinocchio des liberalen Schriftstellers Carlo Collodi (eigentlich Carlo Lorenzini, 1826–1890) angeführt werden. Diese auf den ersten Blick harmlose märchenhafte Geschichte einer zum Leben erwachten Schnitzfigur, die im Laufe der Erzählung einen moralischen Reifungsprozess durchmacht, bevor sie sich eines Tages zu einem richtigen Jungen aus Fleisch und Blut wandelt, war eine der Schullektüren, die die „Doktrin der Pfaffen“ ablösen sollte. Den Kindern sollten nur noch ethische Haltungen vermittelt werden, z. B.: Faulheit, Lügen und Ungehorsam werden nicht ohne Folgen bleiben. Diese und andere in der Schule benutzten Texte waren nicht weniger als der Ausdruck einer „laikalen Weltanschauung“, die die „Errungenschaften“ des „Fortschritts“ mit bürgerlicher Wohlanständigkeit zu verbinden suchte. Der Gott der Offenbarung spielte keine Rolle. An seine Stelle sollte der Vernunftgott der Aufklärung treten.
Ist das nicht auch das Problem des heutigen schulischen Religionsunterrichtes, auch wenn er noch kirchlich „verantwortet“ wird?
In diesen Kämpfen um die kulturelle Hegemonie in den Schulen kam es zu einer ungeheuren Anstrengung zur Verbesserung des katholischen Religionsunterrichtes. Abzulesen ist dies nicht nur an dem starken Ansteigen von Ordensleuten in den Erziehungskongregationen, sondern am Erscheinen des „Kompendiums der christlichen Lehre“ im Jahr 1905 und an der Enzyklika „Acerbo nimis“ im gleichen Jahr, die sich der Förderung des Religionsunterrichtes gezielt annahm.
Die „Magna Charta“ des Katechismusprogramms
Pius X., „dessen ganzes Wesen auf das Übernatürliche eingestellt war ..., veröffentlichte eine Reihe von Anweisungen über die Belehrungen in Fragen der Religion. Seine größte Aufmerksamkeit galt dem Katechismusunterricht.“ (Vian)
Diese große Katechismus-Enzyklika beginnt mit einer sehr pessimistischen Bestandsaufnahme. Eine große Zahl von Christen – Gebildete und Ungebildete – seien „in vollständiger Unwissenheit über das zum Heile notwendig zu Wissende“:
«Es ist schwer zu sagen, in welcher Verfinsterung diese oft leben. Dabei fühlen sie, was am meisten zu beklagen ist, keinerlei Beunruhigung. An den Allerhöchsten, den Schöpfer und Lenker aller Dinge, Gott, an die weisen Lehren des christlichen Glaubens kommt ihnen kein Gedanke. Daher haben sie keine Kenntnis von der Menschwerdung des göttlichen Wortes noch von der Erlösung des menschlichen Geschlechtes durch dasselbe. Sie wissen nichts von der Gnade, die das vorzüglichste Hilfsmittel zur Erlangung des ewigen Lebens ist, nichts vom hehren Opfer der heiligen Messe und von den Sakramenten, den Bringern der Gnade. Keine Erwägung erinnert sie an die Nichtswürdigkeit und Hässlichkeit der Sünde, keine Beängstigung treibt zur Meidung derselben oder zur Losschälung von ihr. So geht es fort bis zur Todesstunde, und der Priester muss dann Sterbende, um die Hoffnung auf Rettung nicht zu verlieren, notdürftig über die Religion unterrichten, anstatt diese kostbaren Augenblicke, wie es sein sollte, zur Erweckung der göttlichen Liebe hauptsächlich zu benützen. Ja es wird fast Gewohnheit, dass Sterbende in einer solchen schuldbaren Unwissenheit sich befinden, dass sie auf den priesterlichen Beistand gar nichts geben und ohne jegliche Versöhnung mit Gott den furchtbaren Weg in die Ewigkeit ruhigen Herzens glauben betreten zu dürfen.»
Pius X. war klarsichtig. Nur die Einprägung des Glaubenswissens in die Herzen der Katholiken kann die tragfähige Basis sein, um „alles in Christus zu erneuern“. Die christliche Heilslehre «... befiehlt uns zugleich Gott, den Allerhöchsten, durch die Akte des Glaubens im Geiste, die Akte der Hoffnung im Willen und der Liebe im Gemüte zu verehren. Den ganzen Menschen unterwirft sie dadurch dem Höchsten, als Schöpfer und Leiter.
Gleicherweise erschließt nur die Lehre Jesu Christi die angestammte und vortreffliche Würde des Menschen, dass er ein Kind des ewigen Vaters im Himmel ist, nach seinem Bild erschaffen, bestimmt, mit ihm in Ewigkeit voll Seligkeit zu leben. Auf diese Würde und die Offenbarung derselben baut aber Christus auch die Verpflichtung, dass die Menschen sich gegenseitig wie Brüder lieben und hier ein Leben führen, wie es sich für die Kinder des Lichtes geziemt, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Schlafkammern und Unzucht, nicht in Zank und Neid [Röm 13,13]. Ebenso befiehlt er uns, alle unsere Sorge auf Gott zu werfen, weil Er über uns wacht; den Durstigen sollen wir mitteilen; Gutes tun denen, die uns hassen; die ewigen Güter der Seele höher stellen als die vergänglichen Schätze dieser Welt. Wird, um nicht alles einzeln zu berühren, gegenüber dem stolzen Wagemut nicht gerade durch Christi Gesetz die Demut, die Grundlage des wahren Ruhmes, empfohlen und zur Pflicht gemacht? Wer immer sich demütigt, der ist der Größte im Himmelreich [Mt 18,4]. – Die Demut muss uns die Klugheit des Geistes lehren, damit wir uns hüten vor der Klugheit des Fleisches; die Gerechtigkeit, durch die wir jedem das Seine geben; die Stärke, die uns bereit macht, alles zu dulden, und in der wir ungebeugten Mutes alles für Gott und die ewige Seligkeit erdulden; endlich die Mäßigkeit, die uns um des Himmels willen auch die Armut lieben lehrt, ja selbst den Ruhm des Kreuzes in Verachtung der Schmach der Welt. Es steht also fest, dass nicht nur unser Geist von der christlichen Offenbarung Licht empfängt, um zur Wahrheit zu gelangen, sondern auch der Wille zum feurigen Antrieb, der uns zu Gott erhebt und uns mit ihm durch das Tugendleben vereint.»
Die Forderungen des Papstes
Der Papst erinnerte in seinem Rundschreiben an die Erbsünde und die mit ihr verbundenen Folgen, die uns einen realistischen Blick auf den Menschen, seine Vernunft- und Willensfähigkeit, haben werfen lassen.
Es sind die Priester, für die es keine „schwerere Pflicht“ gebe als die Glaubensunterweisung. Zwei Aufgaben seien vom Konzil von Trient den Seelsorgern auferlegt worden. Die eine, dass sie an den Feiertagen vor dem Volk über religiöse Gegenstände predigen; die andere, dass sie die Kinder und alle Ungebildeten über die Grundlehren des Glaubens unterrichten sollen. Kanzel und Katechismus sind getrennte Wirklichkeiten und getrennt zu behandeln.
Wiedergeboren aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste trägt doch der Getaufte in sich die eingegossene Tugend des Glaubens. Aber er bedarf der Anleitung durch die Kirche, wenn diese Gottesgabe genährt und gekräftigt werden soll.
Der Pontifex wahrte allerdings auch einen realistischen Blick auf den zu erwartenden Eifer des geistlichen Standes. Seine Mahnung ist deshalb deutlich und ohne große Rücksichtname gegenüber fehlendem klerikalem Eifer: «Vielen ist, wie Wir wissen, die Abhaltung des katechetischen Unterrichtes zuwider, steht er doch beim Volke weniger in Ansehen und ist zugleich nicht geeignet, das Haschen nach Lob von Seiten des Volkes zu befriedigen. ... Jene täuschen sich sicherlich, die auf die Unkenntnis und Schwerfälligkeit des Volkes rechnen und meinen, diese Angelegenheit nachlässig behandeln zu können. Im Gegenteil, je ungebildeter die Zuhörer sind, desto mehr Studium und Sorgfalt bedarf es, um die höchsten Wahrheiten, die dem gewöhnlichen Verständnis so fernliegen, dem stumpfen Sinn der Ununterrichteten verständlich zu machen, und diese müssen dieselben zur Erlangung der Seligkeit ebenso wohl kennen wie die Gelehrten.»
Am Ende seiner Enzyklika gibt Pius X. sechs konkrete Anweisungen, die – obwohl später oberhirtlich modifiziert – doch in ihrem Geist bestimmend bleiben sollten:
I. Alle ... mit der Ausübung der Seelsorge betrauten Geistlichen sollen an allen Sonn- und Festtagen des ganzen Jahres, ohne Ausnahme, während einer vollen Stunde die Knaben und Mädchen über das, was sie zur Erlangung des Heiles glauben und tun müssen, nach dem Katechismus unterrichten.
II. Dieselben sollen zu festgesetzten Zeiten im Jahr die Knaben und Mädchen zum würdigen Empfang der Sakramente der Buße und der Firmung in einem durch eine Reihe aufeinanderfolgender Tage fortgesetzten Unterricht vorbereiten.
III. Desgleichen sollen sie mit besonderer Sorgfalt an sämtlichen Werktagen der heiligen Fastenzeit und, wenn es nötig ist, auch noch an den auf das Osterfest folgenden die männliche und weibliche reifere Jugend durch angemessene Unterweisung und Erbauung anleiten zum würdigen erstmaligen Empfang des Allerheiligsten Sakramentes des Altares.
IV. In jeder einzelnen Pfarrei soll die Vereinigung kanonisch erreichtet werden, welche unter dem Namen Kongregation der christlichen Lehre [congregatio doctrinae christianae] bekannt ist. Dieselbe wird, zumal wo die Zahl der Priester klein ist, aus der Laienwelt Hilfskräfte für die katechetische Belehrung stellen, welche diesen Unterricht übernehmen, sowohl aus Eifer für die Ehre Gottes, als auch um die Ablässe zu gewinnen, welche die Römischen Päpste so reichlich dafür gewährt haben.
V. In größeren Städten, insbesondere dort, wo Universitäten, Lyzeen und Gymnasien sich befinden, sollen Religionsschulen [scholae religionis] zum Unterricht der Jugend in den Glaubenswahrheiten und in der christlichen Lebensführung gegründet werden, soweit in den öffentlichen Schulen, welche die Jugend besucht, die Gegenstände der Religion keine Berücksichtigung finden.
VI. Da aber, besonders bei der gegenwärtigen misslichen Zeitlage, das reifere Alter der religiösen Unterweisung nicht weniger bedarf als die Jugend, sollen alle Pfarrer und sonstigen Seelsorger außer der üblichen Homilie über das Evangelium, die an allen Gott geweihten Tagen mit der Pfarrmesse zu verbinden ist, zu einer für den Besuch von Seiten des Volkes am günstigsten gelegenen Stunde, die aber nicht mit der Stunde der Jugendkatechese zusammenfallen darf, in leichtverständlicher und volkstümlicher Sprache eine Katechese für die Gläubigen halten. Dabei ist der vom Tridentiner Konzil verordnete Katechismus zu gebrauchen, und zwar dergestalt, dass sie in einem Zeitraum von vier bis fünf Jahren den ganzen Inhalt desselben durchnehmen, der das Glaubensbekenntnis, die Sakramente, die Zehn Gebote Gottes, das Gebet und die Kirchengebote umfasst.
So weit die Anweisungen des Papstes.
Die Enzyklika „Acerbo nimis“ bleibt die Richtschnur für den Glaubensunterricht. Sie ist der Referenzpunkt, an dem sich jede katechetische Seelsorge messen lassen muss. Da der schulische und pfarrliche Katechismus heute „unter die Räuber“ (d. i. die Modernisten) gefallen ist, ist die Rückkehr zu den Mahnungen des heiligen Papstes wohl ohne Alternative.
Quelle: Distrikt Deutschland
http://fsspx.de/de/news-events/news/die-...arstellen-34210
RE: Lehre von der Tradition
in Wenn etwas der Klärung bedarf 15.12.2017 11:01von Blasius • 3.922 Beiträge
Ein Rückblick:
Lehre von der Tradition
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Hauptgegner Modernismus
Pius X.: "Vorahnung eines gigantischen Glaubensabfalls?"
Der Hauptgegner, dem der heilige Pius X. entgegentreten mußte, hatte einen Namen, mit dem ihn auch der Papst benannte: Modernismus.
Der schonungslose Kampf gegen den Modernismus zeichnet sein Pontifikat auf unvergängliche Weise aus und stellt das entscheidende Element seiner Heiligkeit dar.
„Die Klarheit und die Standhaftigkeit, mit der Pius X. seinen siegreichen Kampf gegen die Irrtümer des Modernismus führte, belegen, in welch heroischem Tugendgrad der Glaube in seinem heiligen Herzen brannte (…)“, so Pius XII. in seiner Rede zur Heiligsprechung von Pius X.
Dem Modernismus, der als „weltweite Apostasie vom Glauben und der Ordnung der Kirche“ auftrat, stellte der heilige Pius X. eine echte Erneuerung der Kirche entgegen, deren Kern die vollständige Bewahrung und Weitergabe der katholischen Wahrheit bildete.
Die Enzyklika Pascendi dominici gregis (1907), mit der er die Irrtümer des Modernismus zerschmetterte, ist das bedeutendste theologische und philosophische Dokument, das die Kirche im 20. Jahrhundert hervorbrachte.
Der heilige Pius X. beschränkte sich nicht darauf, das Böse nur in den Ideen zu bekämpfen, als würden sie losgelöst von den Menschen in der Geschichte existieren. Er mußte auch die Träger dieser Irrtümer bekämpfen, indem er die kirchliche Zensur und Überwachung von Seminaren und päpstlichen Universitäten anordnete und von allen Priestern die Ablegung eines Antimodernisteneides verlangte.
Auszug, Info aus:
https://www.katholisches.info/2014/08/di...n-papst-pius-x/
RE: Lehre von der Tradition
in Wenn etwas der Klärung bedarf 18.12.2017 08:24von Blasius • 3.922 Beiträge
FSSPX
Exerzitien: Es gibt noch freie Plätze
15. Dezember, 2017 Distrikt Deutschland
Für die beliebten ignatianischen Exerzitien zwischen den Feiertagen, die in den vergangenen Jahren oft Wochen im Voraus ausgebucht waren, gibt es in diesem Jahr noch einige, wenige freie Plätze – zumindest in Zaitzkofen.
Für die ignatianischen Exerzitien im Priesterseminar in Zaitzkofen in der Nähe von Regensburg gibt es noch freie Plätze. Kurzentschlossene können sich daher noch anmelden. Die Exerzitien finden statt vom 26. Dezember bis zum 31. Dezember. Exerzitienprediger ist der Regens des Priesterseminars, Pater Franz Schmidberger.
Die Exerzitien dauern im Allgemeinen fünf Tage und folgen den Leitgedanken des großen Seelenkenners: des heiligen Ignatius von Loyola. Ignatius ist der Gründer der Jesuiten und nach ihm wurde diese Form der Exerzitien benannt (ignatianische Exerzitien). Personen die erstmals Exerzitien machen möchten, empfehlen wir besonders diese Form der Exerzitien.
Ignatius von Loyola schöpft sein Wissen aus der Weisheit des christlichen Abendlandes. Durch ihn kommen die großen Lehrer der Christenheit ins Bewusstsein des heutigen Menschen zurück.
Dementsprechend einzigartig sind diese seine „Geistlichen Übungen“, die unter der Leitung eines erfahrenen Exerzitienmeisters vollzogen werden.
Eine Woche lang kann der Mensch Hektik und Gedränge des Alltages vergessen: Inmitten der herrlichen Natur werden die drückenden Sorgen immer kleiner. Jesus selber sagt zu seinen Jüngern: „Ziehet euch zurück an einen einsamen Ort und ruhet ein wenig aus“ (Mk 6,31). Und an einer anderen Stelle: „Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid und ich will euch erquicken!“ (Mt 11,28).
Anmelden können Sie sich hier. Sie bekommen nach der Anmeldung weitere Informationen z.B. über die Anreise.
http://fsspx.de/de/news-events/news/exer...ätze-34326
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