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RE: Der erschaffene Mensch: Einheit von Seele und Leib

in Leben und Sterben 26.08.2018 23:41
von Kleine Seele • 425 Beiträge

Naturwissenschaft und Offenbarung

Bernhard Philberth

Diesen Vortrag hielt Bernhard Philberth auf der religiösen Arbeitstagung des Malteser-Ritter-Orderns in
Bad Wimpfen a. Necker (5. bis 7. April 1963).

© Karl Philberth

Sehr ge­ehr­te Damen und Her­ren!

Die­ser erste Vor­trag be­han­delt das Thema « Na­tur­wis­sen­schaft und Of­fen­ba­rung »; ins­be­son­de­re das Ver­hält­nis des Na­tur­wis­sen­schaft­lers zum Glau­ben an die gött­li­che Of­fen­ba­rung. Die­ses Thema ist ak­tu­ell in­so­fern, als heute viel­fach die An­sicht ver­tre­ten wird – vor allem auf Sei­ten des dia­lek­ti­schen Ma­te­ria­lis­mus, des « Dia­mat » –, daß es bei dem fort­ge­schrit­te­nen Stand der Na­tur­wis­sen­schaf­ten einem ge­bil­de­ten Men­schen un­mög­lich sei, an Gott, an die Of­fen­ba­rung der Bibel und an die Sen­dung der Kir­che zu glau­ben. Diese An­sicht war vor ei­ni­gen Jahr­zehn­ten in den hö­he­ren Ge­sell­schafts­schich­ten Mode, gilt aber heute bei den Ex­po­nen­ten der Na­tur­wis­sen­schaft als über­holt. Je­doch in der all­ge­mei­nen Be­völ­ke­rung, die gleich­sam mit einem Pha­sen­ver­zug re­agiert, ist diese über­hol­te An­sicht mitt­ler­wei­le zu einer mehr oder we­ni­ger be­wuß­ten Grund­hal­tung ge­wor­den. Man hält die Tech­nik für die Rea­li­tät schlecht­hin, wel­che man als prak­ti­sche Aus­wir­kung der Phy­sik und all­ge­mein der Na­tur­wis­sen­schaft be­trach­tet. Unter den Ge­ge­ben­hei­ten der mo­der­nen In­dus­trie­ge­sell­schaft be­stimmt immer mehr der In­ge­nieur und der Na­tur­wis­sen­schaft­ler – vor allem durch den Phy­si­ker – das Ge­fü­ge der Um­welt und damit auch die all­ge­mei­ne Geis­tes­struk­tur; ohne daß er dafür ei­gent­lich zu­stän­dig wäre und ohne daß er es ei­gent­lich woll­te.

Es ist des­halb ein Gebot der Zeit, über das Ver­hält­nis der Na­tur­wis­sen­schaft zur Of­fen­ba­rung zu spre­chen.

Was ist Na­tur­wis­sen­schaft? Wie schon der Name sagt, schafft sie Wis­sen über die Natur, über die phy­si­ka­li­schen, che­mi­schen und bio­lo­gi­schen Dinge der Welt. Ge­gen­stand der Na­tur­wis­sen­schaft ist also das ma­te­ri­el­le Da­sein. Aber auch die Na­tur­wis­sen­schaft kann das ei­gent­li­che Wesen der Ma­te­rie, des Rau­mes und der Zeit nicht er­klä­ren. Sie kann immer nur Phä­no­me­ne, Er­schei­nungs­for­men auf­ein­an­der zu­rück­füh­ren und der prak­ti­schen Be­herr­schung durch den Men­schen etwa in der Tech­nik zu­füh­ren. Die Na­tur­wis­sen­schaft kann die Man­nig­fal­tig­keit der che­mi­schen Ver­bin­dun­gen auf Bin­dun­gen von we­ni­gen Ato­m­ar­ten zu­rück­füh­ren, kann die Atome als krei­sen­de Sys­te­me von Ele­men­tar­teil­chen dar­stel­len, kann die Ele­men­tar­teil­chen als wech­seln­de Er­schei­nungs­for­men eines En­er­gie­fel­des be­schrei­ben, sie kann über die Ent­ste­hung der Erde und ihrer Le­be­we­sen, ja sogar über Ent­ste­hen und Ver­hal­ten des Welt­alls Aus­kunft geben. Die Na­tur­wis­sen­schaft kann Na­tur­ge­set­ze ent­de­cken und damit all dies er­klä­ren und eine gi­gan­ti­sche Macht­ent­fal­tung be­grün­den, kraft der wir das Atom spal­ten und hin­ter den Mond ge­lan­gen kön­nen. Diese na­tur­wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis und die dar­aus ge­folg­te prak­ti­sche Be­herr­schung der Natur hat zwar un­ge­heu­er­li­che For­men an­ge­nom­men. Aber die ei­gent­li­chen Seins­grün­de der Natur blei­ben der Na­tur­wis­sen­schaft ver­schlos­sen. Es bleibt ihr ver­schlos­sen, woher eben diese groß­ar­ti­gen Ge­set­ze kom­men, die die­ses er­staun­li­che, un­vor­stell­bar ge­wal­ti­ge Ent­ste­hen und Ge­sche­hen er­mög­li­chen. Warum letzt­lich Raum, Zeit und Ma­te­rie so sind, wie sie eben sind, und nicht ein­fach ir­gend­wie ganz an­ders sind, warum Raum, Zeit und Ma­te­rie das­ind und nicht nicht-da-sind, bleibt der Na­tur­wis­sen­schaft grund­sätz­lich ver­schlos­sen; so­weit sie auch immer ge­lan­gen mag. Erst recht sind der Na­tur­wis­sen­schaft Dinge ver­bor­gen, die jen­seits ihres For­schungs­be­rei­ches und au­ßer­halb ihrer Me­tho­dik lie­gen; ins­be­son­de­re die Be­rei­che des Glau­bens, der gött­li­chen Of­fen­ba­rung, über­haupt der Über­na­tur in all ihren Be­rei­chen. Frü­her glaub­te man, mit Fort­schrei­ten der Na­tur­wis­sen­schaf­ten die Welt er­klä­ren und die « Hy­po­the­se Gott » ent­wer­ten zu kön­nen. Zwin­gen­de Be­wei­se für oder gegen Gott er­ge­ben sich aus der Na­tur­wis­sen­schaft nir­gends. Aber je tie­fer man in die Phy­sik, in die Na­tur­wis­sen­schaft ein­dringt, um so über­wäl­ti­gen­der wird die Sinn­haf­tig­keit und Groß­ar­tig­keit der Welt – und um so ein­dring­li­cher deu­ten die Dinge auf einen all­ge­wal­ti­gen Gott hin.

Wenn die Na­tur­wis­sen­schaft nicht in der Lage ist, an die Grund­la­gen des Seins her­an­zu­rei­chen, kann man dann nicht die Na­tur­wis­sen­schaft bei der Be­trach­tung der Of­fen­ba­rung ein­fach bei­sei­te las­sen? Diese Fol­ge­rung ver­fehlt die tie­fe­re Be­deu­tung der Na­tur­wis­sen­schaft gänz­lich.

Na­tur­wis­sen­schaft und Of­fen­ba­rung ist kein Ge­gen­satz. Im Grun­de be­steht zwar keine Be­zie­hung zwi­schen der Na­tur­wis­sen­schaft und der Of­fen­ba­rung der­art, daß etwa der Glau­be an die gött­li­che Of­fen­ba­rung des Wis­sens der Na­tur­wis­sen­schaft be­dür­fe. Aber wenn auch die Schöp­fung eine ge­wal­ti­ge Hier­ar­chie mit sehr ver­schie­de­nen Ebe­nen, mit sehr ver­schie­de­nen Seins­mäch­tig­kei­ten dar­stellt, so ist sie doch ein Gan­zes. Des­halb hat die Phy­sik eben­so wie die Theo­lo­gie ihre Auf­ga­be von vor­ne­her­ein ver­fehlt, wenn sie – das an­de­re miß­ach­tend – ein Ei­gen­le­ben in­ner­halb die­ser Schöp­fung in­stal­liert. Dies führt zu jener furcht­ba­ren Schi­zo­phre­nie der Geis­tes­welt, die un­se­re Ge­gen­wart kenn­zeich­net.

Schus­ter bleib bei dei­nen Leis­ten!? Gewiß ist es rich­tig, daß man von einem Phy­si­ker kein Ur­teil über theo­lo­gi­sche Pro­ble­me er­war­ten kann, das die Fach­theo­lo­gen be­frie­digt – und gewiß sind auch von einem Theo­lo­gen keine Ur­tei­le über phy­si­ka­li­sche Pro­ble­me zu er­war­ten, die den Phy­si­ker be­frie­di­gen. Gewiß ist es für einen Phy­si­ker be­que­mer und we­ni­ger ris­kant, sich als Phy­si­ker nicht mit Fra­gen der Theo­lo­gie ab­zu­ge­ben – und gewiß ist es für einen Theo­lo­gen be­que­mer und für sein Pres­ti­ge we­ni­ger ris­kant, sich von allem ängst­lich fern­zu­hal­ten, was mit Phy­sik ir­gend­wie zu­sam­men­hängt. Aber damit ist er den Ge­fah­ren nicht ent­kom­men. Ohne den ord­nen­den Geist einer auf die Of­fen­ba­rung ge­grün­de­ten Theo­lo­gie führt die Na­tur­wis­sen­schaft zu jener hem­mungs­lo­sen, phy­si­ka­lisch-tech­ni­schen Macht­ent­fal­tung, die heute alles Leben mit der Ver­nich­tung be­droht. Und in Ab­lö­sung von den phy­si­ka­li­schen, che­mi­schen, bio­lo­gi­schen Fak­ten der Na­tur­wis­sen­schaft er­gibt sich jene welt­frem­de, ste­ri­le Theo­lo­gie, die in der mo­der­nen In­dus­trie­ge­sell­schaft kei­nen Boden und keine Glaub­wür­dig­keit fin­det. Nicht die Di­let­tan­ten, son­dern die Spe­zia­lis­ten be­dro­hen heute unser Sein in sei­nen ma­te­ri­el­len wie geis­ti­gen Grund­la­gen.

In der Phy­sik und in der Theo­lo­gie sind Geis­tes­wel­ten ent­stan­den, die durch trost­lo­ses Nie­mands­land ge­trennt sind; mit vie­len Zöll­nern und ohne Rei­sen­de. Gewiß be­steht die Ge­fahr von Grenz­über­schrei­tun­gen mit fol­gen­schwe­ren Fehl­ur­tei­len, wenn Fach­leu­te in eine an­de­re Geis­tes­welt ein­drin­gen, denn jede Wis­sen­schaft hat ihre Gren­zen, die durch ihre be­son­de­re Me­tho­dik und ihren be­son­de­ren For­schungs­ge­gen­stand ge­ge­ben sind. Aber nicht mit Scheu­klap­pen wird die­ser Ge­fahr be­geg­net, son­dern mit ge­wis­sen­haf­ter Prü­fung der an­de­ren Wis­sen­schaft. Dies er­mög­licht dem Phy­si­ker ein ver­ant­wort­li­ches Wert­ur­teil über die Aus­sa­gen der Theo­lo­gie – und dem Theo­lo­gen ein ver­ant­wort­li­ches Wert­ur­teil über die Aus­sa­gen der Phy­sik. Aber nur mit einem kla­ren Wert­ur­teil kön­nen wir heute dem be­ängs­ti­gen­den Auf­lö­sungs­pro­zeß be­geg­nen.

Bis ins Mit­tel­al­ter be­herrsch­te die Theo­lo­gie prak­tisch un­ein­ge­schränkt den geis­ti­gen Raum. Es war eine Geis­tes­welt ent­stan­den, aus der sich un­ver­meid­lich schwe­re Zu­sam­men­stö­ße mit den auf­kom­men­den Na­tur­wis­sen­schaf­ten er­ga­ben und heute noch er­ge­ben. Be­son­ders be­deu­tungs­voll war vor ei­ni­gen Jahr­hun­der­ten die Fes­ti­gung des ko­per­ni­ka­ni­schen Welt­sys­tems, war vor ei­ni­gen Jahr­zehn­ten die Ent­de­ckung der Ent­wick­lungs­ge­schich­te der Men­schen­ge­stalt – und sind heute die re­vo­lu­tio­nä­ren quan­ten- und in­va­ri­an­ten-phy­si­ka­li­schen Er­kennt­nis­se. Bei die­sen dra­ma­ti­schen Zu­sam­men­stö­ßen ist viel zer­schla­gen wor­den. Aber man soll­te heute mehr die se­gens­rei­chen Fol­gen aus die­sen Kämp­fen und Kon­flik­ten sehen. Wir haben viel dar­aus ge­lernt. Die Na­tur­wis­sen­schaft hat ihre Schran­ken er­kannt und es ist eine ge­läu­ter­te Theo­lo­gie dar­aus her­vor­ge­gan­gen. Die Theo­lo­gie, die viel von ihrem mensch­li­chen Bei­werk ver­lo­ren hat, ist eben da­durch be­fä­higt wor­den, heute um so kla­rer und wirk­sa­mer ihrer Auf­ga­be zu die­nen. Ich habe den Ein­druck, daß eben jene Zu­sam­men­stö­ße schließ­lich zu einer ge­gen­sei­ti­gen Er­gän­zung von Na­tur­wis­sen­schaft und Theo­lo­gie und zu frucht­ba­rer Zu­sam­men­ar­beit füh­ren wer­den. Ich habe den Ein­druck, daß wir noch mit gro­ßen Er­kennt­nis­sen der Theo­lo­gie rech­nen kön­nen, viel­leicht auf einer neuen Ebene.

Be­trach­ten wir kon­kret die Be­deu­tung des ko­per­ni­ka­ni­schen Welt­sys­tems mit sei­ner Fort­ent­wick­lung zur mo­der­nen As­tro­no­mie im Ver­hält­nis zur Of­fen­ba­rung. Frü­her – bis ins Mit­tel­al­ter – dach­te man sich die Erde als fla­che Schei­be, über wel­che sich der Him­mel an dem Ende der Erd­schei­be auf­ge­stützt spann­te. In die­sem alten Welt­sys­tem war die Erde selbst­re­dend der ein­zi­ge Raum ir­di­schen Ge­sche­hens. Die Vor­stel­lung fand einen « Raum » für die Hölle unter die­ser Erd­schei­be und einen « Raum » für den « Wohn­sitz » Got­tes über die­sem Him­mels­zelt. Mit dem ko­per­ni­ka­ni­schen Welt­sys­tem wurde die Erde als eine ver­hält­nis­mä­ßig klei­ne, ro­tie­ren­de Kugel fest­ge­stellt, die mit vie­len an­de­ren Pla­ne­ten die Sonne um­kreist. Heute hat man die phy­si­ka­lisch-as­tro­no­mi­sche Welt als ge­krümm­ten end­li­chen Raum er­kannt mit ei­ni­gen Mil­li­ar­den Licht­jah­ren Durch­mes­ser und er­füllt mit Tril­li­ar­den son­ne­n­ähn­li­cher Fix­ster­ne und ge­wal­ti­gen kos­mi­schen Staub- und Gas­mas­sen.

Nach neu­es­ten For­schun­gen ist das Welt­all nicht nur räum­lich und in sei­ner Masse end­lich, son­dern auch zeit­lich end­lich. Es ist vor ei­ni­gen Mil­li­ar­den Jah­ren ent­stan­den. Die Ma­te­rie, die all­ge­mein-re­la­ti­vis­tisch als Krüm­mung des Raum-Zeit-Kon­ti­nu­ums be­schreib­bar ist, ist nicht in den lee­ren Raum und in eine leere Zeit hin­ein­ge­stellt wor­den, son­dern zu­sam­men mit Raum und Zeit ent­stan­den. Gleich­sam in der ers­ten Welt­se­kun­de war der Welt­raum und die Welt­mas­se noch sehr klein und haben sich mit der Zeit lau­fend ver­grö­ßert; der­art, daß die Ge­samt­ener­gie zu allen Zei­ten immer Null war.

Was be­deu­ten diese Fak­ten in Hin­sicht auf die Of­fen­ba­rung? Der mo­der­ne Wis­sen­schaft­ler ist ge­neigt zu sagen: « Gar nichts ». Aber was haben sie in der Vor­stel­lungs­welt der frü­he­ren Theo­lo­gen be­deu­tet? Man war be­fan­gen in der räum­li­chen Vor­stel­lung des Him­mels, des Wohn­sit­zes Got­tes und man war be­fan­gen in der Vor­stel­lung, daß die über­welt­li­che Größe der Heils­ge­schich­te im räum­li­chen Mit­tel­punkt der Welt statt­fin­den müsse. So sehr waren die Theo­lo­gen und mit ihnen alle Schich­ten der Be­völ­ke­rung in die­sen Vor­stel­lun­gen be­fan­gen, daß die Er­kennt­nis des Welt­raums den Zu­sam­men­bruch der theo­lo­gi­schen Aus­sa­gen schlecht­hin zu be­deu­ten schien: Wo ist in die­sem Welt­sys­tem der Raum für Him­mel und Hölle ge­blie­ben? Was be­deu­tet diese win­zi­ge Erde, ir­gend­wo­hin ge­wor­fen in einen un­vor­stell­bar gro­ßen, aber end­li­chen Raum? Wo wohnt Gott? An Stel­le einer Be­sin­nung wurde ein Kampf gegen phy­si­ka­li­sche Fak­ten auf­ge­nom­men, der von vor­ne­her­ein zum Schei­tern ver­ur­teilt war.

Heute schließt kein Ver­nünf­ti­ger mehr aus die­sen phy­si­schen Fak­ten, daß es kei­nen Gott, kei­nen Him­mel und keine Hölle gäbe. Und je wei­ter die Phy­sik fort­schrei­tet, um so we­ni­ger wird durch sie ein Da­sein Got­tes aus­ge­schlos­sen. Ge­ra­de die In­va­ri­an­ten­phy­sik, die Re­la­ti­vi­täts­theo­rie, die Raum und Zeit in Kor­re­spon­denz mit der Ma­te­rie als struk­tu­riert und re­la­ti­viert fest­stellt, läßt über sich ein macht­vol­les Da­sein ganz an­de­rer Art ahnen: Gott ist Geist, er ist als Schöp­fer der Ma­te­rie auch der Schöp­fer von Raum und Zeit; Er ist also selbst nicht ein Ein­woh­ner in den von Ihm ge­schaf­fe­nen Räu­men und Zei­ten, son­dern der über­räum­li­che und über­zeit­li­che Herr. Das Da­sein Got­tes ist eben ein ganz an­de­res Sein als das Da­sein alles Ge­schaf­fe­nen; über Raum, Zeit und Ma­te­rie und nicht in Raum, Zeit und Ma­te­rie. Er hält gleich­sam mit der Ge­walt sei­nes all­mäch­ti­gen Schöp­fer­wil­lens alle Räume, Zei­ten und Mas­sen im Da­sein.

Die Phy­sik, die Na­tur­wis­sen­schaft, hat also nicht nur keine Ent­wer­tung der Theo­lo­gie ge­bracht, son­dern sie viel­mehr ge­zwun­gen, zu einer groß­ar­ti­ge­ren Schau Got­tes zu ge­lan­gen. Aber diese groß­ar­ti­ge Schau bringt für die Theo­lo­gie eine neue Ge­fahr gleich­sam in der ent­ge­gen­ge­setz­ten Rich­tung: Zu weit­ge­hend in diese Über­räum­lich­keit und Über­zeit­lich­keit Got­tes und Sei­nes Rei­ches aus­zu­wei­chen – und damit den Boden des All­ta­ges zu ver­lie­ren. Gewiß hat auch die Heils­ge­schich­te auf der Erde ir­gend­wie Teil an die­ser Über­räum­lich­keit und Über­zeit­lich­keit des Geis­tes. Aber das ir­di­sche Ge­sche­hen un­ter­liegt den­noch der Skla­ve­rei des Rau­mes und der Zeit und knüpft sich an die Ma­te­rie, an Fleisch und Blut. Mag un­se­re Erde noch so win­zig und ver­lo­ren im Raum des Welt­alls krei­sen: Sie ist als von Gott er­wähl­ter Ort Sei­nes Heils­pla­nes der Mit­tel­punkt der Ge­schich­te. Der Mensch, der zu Gott « Vater » sagt, ist so für Gott mehr als alle Mas­sen des Welt­alls. Um den Glanz Sei­ner Herr­lich­keit, Sei­ner Liebe und Sei­nes Frie­dens in diese un­se­re Zeit, in die­sen un­se­ren Raum und in diese un­se­re greif­ba­re Ma­te­rie her­ein­zu­tra­gen, ist Chris­tus zu einer ganz be­stimm­ten Zeit vor 2000 Jah­ren, an einem be­stimm­ten Ort in Pa­läs­ti­na und in einer ganz be­stimm­ten Fa­mi­lie in diese un­se­re Welt her­ein­ge­tre­ten. Es be­steht heute die Ge­fahr, die­sen an­de­ren As­pekt der kon­kre­ten Ein­ord­nung des Heils­ge­sche­hens in die Zeit der Mensch­heits­ge­schich­te zu über­se­hen.

Be­trach­ten wir kon­kret die Pro­ble­me der Ent­ste­hung des Men­schen:

Die Er­kennt­nis­se der Che­mie und der Bio­che­mie ma­chen es immer wahr­schein­li­cher, daß die Ent­ste­hung des Le­bens durch au­to­ka­ta­ly­ti­sche Auf­schau­ke­lung aus or­ga­ni­schen Ver­bin­dun­gen er­klär­bar ist; aus etwa den Ami­no­säu­ren und Py­ri­din­ba­sen, die durch elek­tri­sche Ent­la­dun­gen in der Was­ser­dampf-Me­than-Am­mo­ni­ak-Ur­at­mo­sphä­re ent­stan­den sind. Auch die Ent­ste­hung der leib­li­chen Ge­stalt des Men­schen aus dem Tier­reich in spä­te­ren Epo­chen der Erd­ge­schich­te wird immer wahr­schein­li­cher. Daß ver­schie­de­ne prä­his­to­ri­sche Af­fen­ar­ten dem Men­schen bio­lo­gisch au­ßer­or­dent­lich nahe ver­wandt sind, wird immer deut­li­cher. Die Bio­lo­gie, die Na­tur­wis­sen­schaft, ist in der Lage, Aus­kunft über die Zei­ten und Wege die­ser na­tür­li­chen Ent­wick­lung zu geben – und kann in die­ser Hin­sicht theo­lo­gi­sche Aus­sa­gen kor­ri­gie­ren. Aber so in­ter­es­sant dies alles sein mag und so auf­schluß­reich dies über die leib­li­che Her­kunft des Men­schen ist, so wenig sagt dies aber über das ei­gent­li­che, geis­ti­ge Wesen des Men­schen etwas aus. Alle be­wun­ders­wer­te Wis­sen­schaft­lich­keit der Bio­lo­gie endet vor der ent­schei­den­den Frage, vor der Kar­di­nal­fra­ge, ob der Mensch al­lein das Er­geb­nis bio­lo­gi­scher Ent­wick­lung ist oder ob im Men­schen durch einen neuen Schöp­fungs­akt eine aus na­tür­li­cher Evo­lu­ti­on ent­stan­de­ne Ge­stalt zum Trä­ger einer ganz neuen Seins­mäch­tig­keit ge­wor­den ist; in einem An­ge­ru­fen­sein, als Geist vom Geis­te des le­ben­di­gen Got­tes. Ja, es ist für diese ent­schei­den­de Frage sogar gleich­gül­tig, ob die Schaf­fung des Men­schen als geis­ti­ges Wesen spon­tan er­folgt ist oder sich gleich­sam einer fort­schrei­ten­den Evo­lu­ti­on der Men­schen­ge­stalt an­ge­paßt hat. Somit ist diese ent­schei­den­de Frage, ob der Mensch nur na­tür­li­che Evo­lu­ti­on oder in be­son­de­rer Weise von Gott an­ge­ru­fen ist, bis in die letz­te Kon­se­quenz der Zu­stän­dig­keit der Bio­lo­gie ent­rückt. Diese Frage kann nur die gött­li­che Of­fen­ba­rung be­ant­wor­ten, wel­che uns von der Theo­lo­gie er­klärt wird. Die Theo­lo­gie lehrt uns aber, daß in der Ge­ne­sis ein be­son­de­rer Schöp­fungs­akt Got­tes ge­of­fen­bart ist. Nur dem Leibe nach ist der Mensch Tier; sei­nem Geis­te nach, mit dem er von den Gren­zen des Ato­ma­ren bis an die Gren­zen des Kos­mi­schen die Welt er­ken­nend durch­dringt, mit dem er Gut und Böse un­ter­schei­det und zum Schöp­fer des All « Vater und Herr » spricht, ist er über das Tier er­ha­ben und « nur wenig unter die Engel ge­stellt ». In einem rich­ti­gen theo­lo­gi­schen Ver­ständ­nis der Of­fen­ba­rung der Ge­ne­sis wird die Theo­lo­gie von der Bio­lo­gie nicht be­rührt. Aber die Bio­lo­gie, die Na­tur­wis­sen­schaft, hat den­noch dazu bei­ge­tra­gen, die Theo­lo­gie zu einem bes­se­ren und tie­fe­ren Ver­ständ­nis der Of­fen­ba­rung hin­zu­füh­ren.

Die Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Bio­lo­gie und Theo­lo­gie in Fra­gen der Evo­lu­ti­on hat vor ei­ni­gen Jahr­zehn­ten die Ge­mü­ter er­hitzt. Heute ist die Kamp­fes­hit­ze ins Leere ver­pufft, nach­dem die Schein­pro­ble­ma­tik sicht­bar wurde. Aber in einem ganz ana­lo­gen Zu­sam­men­hang tritt heute eine ganz ähn­li­che Pro­ble­ma­tik in Er­schei­nung; in der Frage über das Wesen der End­zeit­re­den Chris­ti und der Ge­hei­men Of­fen­ba­rung, des letz­ten Bu­ches des Neuen Tes­ta­ments der Bibel.

Man­che Ex­ege­ten mei­nen heute noch, man könne das ei­gent­li­che Wesen der Ge­hei­men Of­fen­ba­rung durch Be­trach­tung der Vor­ge­schich­te der alt­tes­ta­men­ta­ri­schen und ori­en­ta­li­schen Sprach- und Bild­ge­stal­ten und durch Be­trach­tung der li­te­ra­ri­schen Gat­tun­gen äu­ßer­lich ähn­li­chen Schrift­tums wie etwa der Hen­noch-, Ba­ruch- oder Es­ra-Apo­gry­phen er­fas­sen. Aber his­to­ri­sche und li­te­ra­ri­sche Be­trach­tun­gen ver­mö­gen ihrem Wesen nach nicht mehr als die äu­ße­re Form zu be­ur­tei­len. Mit den glei­chen Sprach- und Bild­ele­men­ten kön­nen eben­so my­tho­lo­gi­sche, ro­man­haf­te mensch­li­che Schrift­wer­ke ge­stal­tet wer­den – wie auch un­mit­tel­ba­re Of­fen­ba­run­gen des le­ben­di­gen Got­tes. Auch eine Of­fen­ba­rung Got­tes kann die ge­ge­be­nen Sprach- und Bild­for­men be­nut­zen, wenn sie nicht ganz neue For­men er­fin­den will, die die Of­fen­ba­rung noch un­ver­ständ­li­cher er­schei­nen las­sen wür­den. Ob eine Schrift ir­gend­wel­cher Kri­tik un­ter­werf­bar ist, oder ob eine Schrift un­mit­tel­ba­re Of­fen­ba­rung Got­tes ist, ist al­lein da­durch be­stimmt, ob Gott eine Nie­der­schrift mit dem Geist Sei­ner Pro­phe­tie zu er­fül­len be­lieb­te oder nicht. Dies ist also al­lein eine Sache des sou­ve­rä­nen Schöp­fer­wil­lens Got­tes, der grund­sätz­lich über jeder wis­sen­schaft­li­chen Kri­tik steht, ja sogar selbst erst die Grund­la­ge jeg­li­cher wis­sen­schaft­li­chen Ur­teils­mög­lich­keit be­grün­det.

Der Geist weht wo er will – und keine Ana­ly­se der äu­ße­ren Form und ihrer Her­kunft reicht hin, die Reich­wei­te der gött­li­chen Of­fen­ba­rung ab­zu­gren­zen. Die Phi­lo­lo­gie kann und muß die Be­deu­tung der Wör­ter und Be­grif­fe klä­ren und die Ge­schichts- und Li­te­ra­tur­for­schung kann und soll die Her­kunft und Ent­wick­lung der Sprach- und Bild­ge­stalt auf­de­cken. Und in die­sem Um­fang sind diese Wis­sen­schaf­ten von einer Be­deu­tung, die nicht hoch genug ge­schätzt wer­den kann und alle Mühe und Sorg­falt recht­fer­tigt. Aber die Frage, wel­che Of­fen­ba­rungs­mäch­tig­keit Gott kraft Sei­nes all­mäch­ti­gen Wil­lens einem Schrift­werk über eben diese geis­tes­ge­schicht­li­che Ent­wick­lung hin­aus einer nie­der­ge­schrie­be­nen Of­fen­ba­rung zu geben be­lieb­te, ist über­haupt keine Frage der Ge­schichts- und Li­te­ra­tur­for­schung und einer sich dar­auf stüt­zen­den Ex­ege­se.

Wir sehen ein er­staun­li­ches Ana­lo­gon, des­sen ge­naue Prü­fung lohnt: Wie ehe­dem Bio­lo­gen – in einer un­zu­läs­si­gen Grenz­über­schrei­tung des bio­lo­gi­schen As­pek­tes – die leib­li­che Ab­stam­mung des Men­schen zum Kri­te­ri­um für das ei­gent­li­che Wesen des Men­schen mach­ten, so wird eben manch­mal noch heute von Ex­ege­ten die Sprach- und Bild­ge­stalt der Ge­hei­men Of­fen­ba­rung als hin­rei­chen­des Kri­te­ri­um für die Be­ur­tei­lung ihres wah­ren We­sens an­ge­nom­men. Dies er­scheint heute als eine Grenz­über­schrei­tung des his­to­ri­schen und li­te­ra­ri­schen As­pek­tes. Wie die Bio­lo­gie – ihrem Wesen nach – nicht mehr zu er­klä­ren ver­mag als die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der leib­li­chen Ge­stalt des Men­schen aus den bio­lo­gi­schen Ge­ge­ben­hei­ten der Um­welt, so ver­mag die ex­ege­ti­sche Ge­schichts- und Li­te­ra­tur­for­schung ihrem Wesen nach nicht mehr zu er­klä­ren, als die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der äu­ße­ren Sprach- und Bild­ge­stalt der Ge­hei­men Of­fen­ba­rung aus den Ele­men­ten des Alten Tes­ta­ments, aus dem all­ge­mei­nen Volks­be­wußt­sein und aus der wei­te­ren ori­en­ta­li­schen Geis­tes­welt. Wie es al­lein vom Schöp­fer­wil­len Got­tes ab­hän­gig war, wenn Er einen Tier­kör­per als Gefäß und eine na­tür­li­che Evo­lu­ti­on als In­stru­ment für die Schaf­fung eines geister­füll­ten Men­schen be­nutz­te, so ist es auch al­lein vom Of­fen­ba­rungs­wil­len Got­tes ab­hän­gig, wenn Er die Ele­men­te alt­her­kömm­li­cher und durch die alten Pro­phe­ten vor­be­rei­te­ter Sprach- und Bild­ge­stal­ten für eine Of­fen­ba­rung ganz neuer Qua­li­tät zu be­nut­zen be­lieb­te. Eine Ex­ege­se, die sich die­ser Mög­lich­keit einer un­be­ding­ten Of­fen­ba­rung des le­ben­di­gen Got­tes ver­schlös­se, blie­be von vor­ne­her­ein im Äu­ßer­li­chen und buch­stäb­lich For­ma­len haf­ten. Bei aller be­wun­de­rungs­wür­di­gen Wis­sen­schaft­lich­keit und Sorg­falt wäre eine sol­che Ex­ege­se ge­ra­de in der ent­schei­den­den Hin­sicht gäh­nend leer.

Be­trach­ten wir noch die we­sent­li­chen Er­geb­nis­se der mo­der­nen heu­ti­gen Phy­sik, die sehr weit­ge­hend die Ein­stel­lung des Phy­si­kers und Na­tur­wis­sen­schaft­lers zur Of­fen­ba­rung be­stim­men und sehr weit­ge­hen­de Kon­se­quen­zen für die Theo­lo­gie er­ge­ben. Ich will diese Er­geb­nis­se nur an­deu­ten:

Von grund­le­gen­der Be­deu­tung wurde die In­va­ri­an­ten­phy­sik, die re­la­ti­vis­ti­sche Phy­sik. Die re­la­ti­vis­ti­sche Phy­sik ist die Phy­sik des räum­li­chen, zeit­li­chen und ma­te­ri­el­len Da­seins, der Raum-, Zeit- und Mas­se­grö­ßen, der mög­li­chen phy­si­ka­li­schen Zu­stän­de, der so­ge­nann­ten phy­si­ka­li­schen Sys­te­me. Die re­la­ti­vis­ti­sche Phy­sik ist der es­sen­ti­ell-phy­si­ka­li­sche As­pekt der Welt. Die wich­tigs­ten Er­geb­nis­se sind die Re­la­ti­vi­tät und End­lich­keit von Raum, Zeit und Ma­te­rie; fer­ner die Struk­tu­riert­heit des Raum-Zeit­kon­ti­nu­ums in Wech­sel­wir­kung mit der Ma­te­rie und mit ma­te­ri­el­len Er­eig­nis­sen. Die Phy­sik ist grund­sätz­lich nicht in der Lage, über das Über­welt­li­che Aus­sa­gen zu ma­chen. Aber es er­ge­ben sich dar­aus den­noch über­aus in­ter­es­san­te Aus­bli­cke auf die Mög­lich­kei­ten eines über­räum­li­chen und über­zeit­li­chen Da­seins und las­sen ge­wis­se theo­lo­gi­sche Pro­ble­me – etwa über die Prä­des­ti­na­ti­on – in einer über­ra­schen­den Weise als Schein­pro­ble­me of­fen­kun­dig wer­den. Diese Aus­bli­cke er­ge­ben sich im Sinne von Ab­schät­zun­gen. Man kann Wesen mit über­ma­te­ri­el­lem Sein min­des­tens den Grad von räum­li­cher und zeit­li­cher Macht und Frei­heit zu­bil­li­gen, wie es der Ma­te­rie oder etwa dem Lich­te zu­kommt. Man kann fer­ner an­neh­men, daß die Gren­zen der An­wend­bar­keit un­se­res lo­gi­schen Den­kens auf phy­si­ka­li­sche Sys­te­me erst recht Gren­zen der An­wen­dung un­se­res Den­kens auf über­phy­si­ka­li­sches Sein dar­stel­len; auf Seins­mäch­tig­kei­ten jen­seits des Ma­te­ri­el­len, die uns si­cher we­ni­ger greif­bar sind, als das gleich­sam unter uns ste­hen­de Ma­te­ri­el­le. Die Theo­lo­gie er­fährt hier­durch keine Ein­schrän­kung ihrer Ent­fal­tung, son­dern eine Be­rei­che­rung.

Eine eben­so ein­schnei­den­de Be­deu­tung hat die Quan­ten­phy­sik er­langt. Die Quan­ten­phy­sik ist die Phy­sik der Re­ak­tio­nen der ma­te­ri­el­len Kör­per im Raume und in der Zeit. Die Quan­ten­phy­sik ist der ak­tu­ell-phy­si­ka­li­sche As­pekt der Welt. Die wich­tigs­ten Er­geb­nis­se sind die Fest­stel­lung be­stimm­ter Gren­zen lo­gi­schen Den­kens. Die Phy­sik kann Gott nicht be­wei­sen und nicht wi­der­le­gen – und sie kann weder die Wun­der noch die Frei­heit des Men­schen er­klä­ren. Aber sie kann die Groß­ar­tig­keit der Schöp­fung of­fen­kun­dig ma­chen. Sie kann das Bild einer Schöp­fung ent­wer­fen, in wel­cher sich Ge­setz und Wun­der zwang­los ver­ei­ni­gen; eine Schöp­fung, die – gleich­sam wie die Ma­schi­ne eines guten In­ge­nieurs – selb­stän­dig zu funk­tio­nie­ren ver­mag, aber zu­gleich zwang­los und ohne in ihrer we­sens­ei­ge­nen Funk­ti­on durch­bro­chen wer­den zu müs­sen, dem Wil­len des Schöp­fers immer und über­all offen steht. Die Phy­sik, ob­gleich selbst das Pro­dukt un­ver­gleich­lich nüch­ter­nen und kla­ren lo­gi­schen Den­kens, hat heute die Gren­zen un­se­res an der nä­he­ren Um­welt ap­pro­bier­ten Den­kens of­fen­kun­dig wer­den las­sen – und somit den Blick auf geis­ti­ge Ord­nun­gen ganz an­de­rer Art frei­ge­ge­ben. Sie hat of­fen­kun­dig ge­macht, daß die ge­schaf­fe­ne Rea­li­tät – schon im Be­rei­che des Ma­te­ri­el­len – die Mög­lich­kei­ten des Men­schen­den­kens grund­sätz­lich über­steigt und hat damit eine Ab­schät­zung der Gren­zen jeg­li­cher Wis­sen­schaf­ten ge­ge­ben. Wir kön­nen eben nicht er­war­ten, daß Gott der Herr und Schöp­fer der Welt mit Ge­dan­ken­ope­ra­tio­nen er­faß­bar ist, die schon nicht mehr auf die Fer­mi­sta­tis­tik der Me­tall­elek­tro­nen an­wend­bar ist. Ge­ra­de je mehr man von der Theo­lo­gie und ihrem Ar­beits­ge­biet hält, um so ein­schnei­den­der tritt diese Gren­ze in Er­schei­nung.

Für die dies­seits ori­en­tier­ten Ideo­lo­gi­en, die auf Ge­deih und Ver­derb von den in Raum, Zeit und Ma­te­rie ver­haf­te­ten Vor­aus­set­zun­gen und von der grund­sätz­li­chen Zu­stän­dig­keit mensch­li­chen Den­kens ab­hän­gen, sind diese Er­geb­nis­se töd­lich. Der stärks­te Feind des dia­lek­ti­schen Ma­te­ria­lis­mus, des Dia­mat, ist die Phy­sik. Ohne jede Po­le­mik von Sei­ten der Phy­si­ker – gleich­sam als Be­gleit­erschei­nung – wird der dia­lek­ti­sche Ma­te­ria­lis­mus von der Phy­sik Jahr um Jahr zu immer ver­nich­ten­de­ren Rück­zü­gen ge­zwun­gen.

Auch die Theo­lo­gie wird von die­ser ab­schät­zen­den Grenz­zie­hung nicht be­rührt, so­lan­ge sie sich auf die gött­li­che Of­fen­ba­rung selbst stützt. Die gött­li­che Of­fen­ba­rung steht über der Reich­wei­te jeg­li­cher Na­tur­wis­sen­schaft, jeg­li­cher Phi­lo­so­phie und Logik, und auch über jeg­li­cher Theo­lo­gie. Die immer mehr sicht­bar wer­den­den Gren­zen im mensch­li­chen Den­ken über­haupt, die für die dies­seits ori­en­tier­ten Ideo­lo­gi­en töd­lich sind, tra­gen in der Theo­lo­gie nur dazu bei, das mensch­li­che Bei­werk ab­zu­schä­len und die Ge­walt und Groß­ar­tig­keit der gött­li­chen Of­fen­ba­rung um so kla­rer und leuch­ten­der her­vor­tre­ten zu las­sen.

In dem Maße, als die Phy­sik im Hin­blick auf die Theo­lo­gie ihre Gren­zen er­kennt – und um­ge­kehrt die Theo­lo­gie im Hin­blick auf die Phy­sik ihre Gren­zen er­kennt –, wer­den sich diese Wis­sen­schaf­ten in ge­gen­sei­ti­ger Be­fruch­tung be­geg­nen. Ich bin der Über­zeu­gung, daß dies bald sein wird. Die Theo­lo­gie – eben­so wie die Phy­sik – ist Wis­sen­schaft, ist letzt­lich Mach­werk mensch­li­cher Er­kennt­nis. Pau­lus sagt im « Hohen Lied der Liebe »:

All unser Er­ken­nen ist Stück­werk; Voll­kom­men­heit al­lein ist in der Liebe und Hin­ga­be.

Eben in der Hin­ga­be an das Wort Got­tes. Gott selbst sagt uns:

Der Wei­sen Weis­heit mache ich zu­nich­te, ver­wer­fe der Ver­stän­di­gen Ver­stand.

Und Chris­tus preist Gott Vater ju­belnd: Herr, Vater, Schöp­fer des Him­mels und der Erde, ich prei­se Dich, daß Du dies vor Klu­gen und Wei­sen ver­bor­gen, Klei­nen aber of­fen­bar ge­macht hast. Ja, Gott, so war es Dir wohl­ge­fäl­lig.

Wel­cher Theo­lo­ge und wel­cher Phy­si­ker darf es wagen, sich und seine Wis­sen­schaft über diese Worte zu stel­len.

Die Of­fen­ba­rung steht über allem. Kein mensch­li­cher Be­weis ver­mag sie zu stür­zen oder sie um­ge­kehrt zu un­ver­lier­ba­rem Be­sitz der Men­schen zu ma­chen. Zwin­gen­de Be­wei­se gibt es nicht. Aber je mehr und tie­fer man die Schöp­fung be­trach­tet, um so kla­rer wird dem­je­ni­gen der Schöp­fer darin er­kennt­lich, der Gott er­ken­nen will. Gott hat uns bis zum Letz­ten Frei­heit ge­ge­ben. Er zwingt nie­man­den. Aber Er tritt immer und über­all sicht­bar vor uns.
© 2010-2018 Dr. Jens Müller | Datenschutzerklärung
http://www.philberth.de/vortraege_und_in...offenbarung.php


zuletzt bearbeitet 26.08.2018 23:42 | nach oben springen

#62

RE: Der erschaffene Mensch: Einheit von Seele und Leib

in Leben und Sterben 26.08.2018 23:45
von Blasius • 3.922 Beiträge

-


zuletzt bearbeitet 27.08.2018 14:50 | nach oben springen

#63

RE: Der erschaffene Mensch: Einheit von Seele und Leib

in Leben und Sterben 26.08.2018 23:52
von Aquila • 7.220 Beiträge

Liebe Kleine Seele

Schreibt Adolf Povel im Auftrage der Kirche ?

Nein!
Eine weitere pseudowissenschaftliche Abandlung auf Grundlage eigener Theorien.


Freundliche Grüsse und Gottes Segen

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#64

RE: Der erschaffene Mensch: Einheit von Seele und Leib

in Leben und Sterben 26.08.2018 23:56
von Aquila • 7.220 Beiträge

Lieber Basius


Lies Mal die Genesis, Kapitel 1 !
Dann erübrigen sich die Fragen.



Freundliche Grüsse und Gottes Segen

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#65

RE: Der erschaffene Mensch: Einheit von Seele und Leib

in Leben und Sterben 26.08.2018 23:58
von Kleine Seele • 425 Beiträge

Benedikt XVI., Anwalt der Vernunft:
http://www.kath-info.de/anwalt.html

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