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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 04.03.2024 19:29von Blasius • 3.929 Beiträge
Über den Missbrauch der Gnade
Mein Gott, in bittrer Reue
Erscheint vor dir mein Herz,
Gelobt dir feste Treue,
Und fleht zu dir in Schmerz:
Vergib mir, Herr, die schwere Schuld,
Und zeige deine Vaterhuld.
ü
1. Betrachte mit frommer Aufmerksamkeit den hohen Wert der göttlichen Gnade, denn nichts ist uns notwendiger, die ewige Seligkeit zu erlangen. Gibt es aber je etwas, das wir so sehr vernachlässigten, als dies himmlische Licht? Höheren Wert hat die Gnade, als alle Schätze der Welt, ja als die ganze Schöpfung des Himmels und der Erde. Denn nur ein Wort kostete es den Allmächtigen, und die Schöpfung stand im Dasein. Die Gnade aber, die uns zur Seligkeit führt, ist die Frucht des Todes seines Eingeborenen. Und diese göttliche Frucht wird nicht nur oft unnütz für uns, sondern wir wandeln diese so höchst wirksame Arznei unseres Heils durch unsere Verachtung in die Ursache unserer Verdammnis um.
2. Wir verachten aber diese himmlische Gabe, wenn wir taub und fühllos zu den geheimen Strafreden unseres Gewissens sind, wenn wir diese heilsamen Vorwürfe ersticken, wenn wir Gottes drängenden Mahnungen das Ohr unseres Herzens, dem lebendigen Licht, wodurch er seinen Willen uns kund gibt, das Auge unseres Geistes verschließen, und seine heiligen Einflößungen in den Wind schlagen. Hüten wir uns vor diesem Frevel, vor dieser Verachtung und Beleidigung der Gnade, denn oft folgt dieser Empörung die Strafe Gottes auf dem Fuß nach. Er entfernt sich von der ungelehrigen Seele, und lässt sie in gänzlicher Blindheit und Taubheit versinken.
3. Willst du den unendlichen Wert dieser göttlichen Gnade erkennen, so blicke im Geist hinab in die Kerker der ewigen Gerechtigkeit. Dort heulen nun ewig die Verworfenen, dass sie diese Gnade verachteten, die Gott in der Zeit ihnen angeboten hatte, dass sie ihr Herz ihr starrsinnig verschlossen, und diese vergebliche Reue ist ihre Verzweiflung, sie ist jener entsetzliche Wurm, der ewig an ihnen nagt. Wenn du ernsthaft darüber nachdenkst: würdest du je den drängenden Ermahnungen deines Gottes widerstehen? Und wie lange schon drängt dich seine Gnade, zu tun, was du bis zur Stunde noch nicht ausgeführt hast? Zittere vor diesem schrecklichen Kaltsinn, und eile noch heute seiner Stimme zu folgen. "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht!" (Psalm 95,7+8)
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 07.03.2024 07:10von Blasius • 3.929 Beiträge
Vom Andenken an das Leiden Jesu
Dein Leben, Jesus, ist ein Feuer,
Die Herzen zu entzünden.
Denn deines Blutes Purpurflut
Erfüllt das Herz mit Liebesglut,
Und nimm hinweg die Sünden.
1. Unterlassen wir keinen Tag, das bitterste Leiden unseres Herrn in Andacht zu verehren. Keines unter den göttlichen Werken zeigt die unendliche Liebe unseres Gottes in so deutlichem Licht. Keines auch ist geeigneter, uns zu einer feurigen Liebe Gottes zu erwecken, als die Anschauung einer so unermesslichen Barmherzigkeit. Denn, wie der heilige Bernhard spricht: "Anschaulich wird das Herz unseres göttlichen Heilandes durch seine Wunder!" Welches Herz könnte auch je so eisern sein, nicht vor innigstem Dankgefühl zu zerfließen, wenn es die namenlosen Schmerzen betrachtet, durch die unser Jesus vom ewigen Tod uns erlöst hat. Und wer könnte sich verwehren, ihn zu lieben, der sein blühendes Leben für uns Sünder opfert.
2. Es wirkt aber auch die Betrachtung dieses heiligsten Geheimnisses mächtig, von Sünden uns abzuschrecken. Denn am Kreuz sehen wir die unendliche Gerechtigkeit Gottes anschaulich, die ein solches Opfer für die Sünde forderte. Darum auch sprach unser Erlöser selbst: "Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?" (Lukas 23,31) Ebenso spricht auch der heilige Apostel Petrus: "Da Christus im Fleisch gelitten hat, bewaffnet auch ihr euch mit diesem Gedanken: Wer im Fleisch gelitten hat, für den hat die Sünde ein Ende." (1. Petrus 4,1) nämlich die Waffen der Buße zur Tilgung der Sünde ergreifen; nicht aber die Ursache dieses bittersten Leidens durch abermalige Sünden erneuern.
3. Eine wunderbare Kraft auch wohnt dieser heiligen Betrachtung inne, unsere Schwäche zu stärken und in allen Trübsalen uns zu trösten. Denn was ist je wirksamer, den Druck so mannigfaltiger Drangsale und Bitterkeiten dieses Lebens zu lindern, und mit Kraft uns aufzurichten, wenn irgend Schweres oder Schmerzliches sich ergibt, als die andächtige Betrachtung der bittersten Leiden, die unser gebenedeiter Heiland mit so namenloser Liebe für uns erduldet hat? Wie, mein göttlicher Heiland, könnte ich je bei dem Anblick deines Kreuzes zagen oder mich weigern, dir Liebe für Liebe zu erwidern? 2. Korinther 5,15: "Er ist aber für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 16.03.2024 12:24von Blasius • 3.929 Beiträge
Vom verlorenen Sohn
Es seufzt in fremdem Lande
Mein Herz betrübt in mir.
O löse seine Bande
Und zieh` es, Herr, zu dir.
Denn meiner Seele Flügelkraft
Ist, ach, gelähmt in bittrer Haft.
1. Betrachte das Elend einer Seele, die Gottes liebreichen Führungen sich entzieht, den Täuschungen ihrer Sinnlichkeit zu folgen. Was bewegt wohl den edlen Sohn des liebevollsten Vaters, das Vaterhaus zu verlassen, wo alle seine billigen Wünsche mit Liebe erfüllt werden? Er sagt es nicht, denn er müsste darüber erröten. Der Vater indessen lässt ihn ziehen, denn keiner Seele tut der himmlische Vater Gewalt an. Er zieht also, alle ehrbaren Freunde scheuend, fort in ein fernes Land. Dort nun genießt er seine volle Freiheit, das heißt, er lässt seinen Leidenschaften freien Zügel und stürzt sich in die Pfütze aller Laster. Erkennst du hier nicht dein eigenes Bild? Und gewährten diese Lüste dir Ersatz für den Frieden der göttlichen Liebe?
2. Doch wann hat je die Sünde eine Seele beglückt, zumal wenn sie früher gekostet hat, wie lieblich der Herr ist? Mitten in ihren Lüsten fühlt sie oft ihr Elend, ihre Verlassenheit, die seufzt sogar darüber, und dennoch ist sie als Sklavin gleichsam genötigt, mit dem verlorenen Sohn unreine Schweine zu hüten. Ja Gott selbst ängstigt sie zum Erschrecken des Gewissens, und vergällt ihre Lust ihr so bitter, dass ihre Angst, ihre Schande und ihr Elend ihr wahrhaft unerträglich werden. Fürwahr, bittere Hungersnot herrscht in diesem Land.
3. Horch, welche Stimme aus der Ferne! "Vater, ich habe gesündigt vor dem Himmel und vor dir!" Die Stimme der Gnade ist es, die ihn drängt, zurück zu kehren. Lange schon drängt sie ihn, denn sie folgte ihm bis in sein äußerstes Elend nach, und sie verlässt ihn nicht, bis er ihrem Ruf, wenn auch spät, dennoch endlich gehorcht. Folgst du nun dem verlorenen Sohn in seinen Verirrungen nach, so folge ihm denn auch in seiner Bekehrung, und du wirst, wie er, liebevollste Aufnahme beim himmlischen Vater finden. Denn er ist der Vater des Erbarmens, und kommt barmherzig allen entgegen, die ihn suchen. Jeremia 3,22: "Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne, ich will eure Abtrünnigkeit heilen. Da sind wir, wir kommen zu dir; denn du bist der Herr, unser Gott."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 16.03.2024 23:10von Blasius • 3.929 Beiträge
Von der Abtötung
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst." (Matthäus 16,24)
"Mehr nimmt in einem Monat zu an Tugenden, wer seine Leidenschaften beständig abtötet, als wer jahrelang strenge Bußwerke verrichtet; an denen nicht selten die Eigenliebe großen Anteil hat." (Der heilige Johannes vom Kreuz)
Zu der Zeit als die heilige Magdalena von Pazzi Novizenmeisterin war, besprach sie sich oftmals mit den Novizinnen über die Notwendigkeit, seinen natürlichen Neigungen entgegen zu wirken, wenn man in der Tugend fortschreiten will; und sorgsam benützte sie die Veranlassungen, sie auf diesem Weg zu heiligen. Die von den Jungfrauen, die großen Geschmack an der Frömmigkeit fanden, verwendete sie zu mühsamen Übungen, die anderen dagegen, die gerne viel arbeiteten, hielt sie zu Übungen der Frömmigkeit an. Schwere Demütigungen ließ sie über die kommen, die sich darüber entsetzten; und als sie wahrnahm, dass eine von ihnen besondere Vorliebe für ein Büchlein hatte, das sie selbst geschrieben hat, befahl sie ihr, es ins Feuer zu werfen. Die Novizinnen aber, die überzeugt waren, dass ihre Meisterin nur ihre Vollkommenheit beabsichtigte, kamen durch treuen Gehorsam zu einer großen Heiligkeit.
O gib mir, Herr, die Gnade, mir selbst auf solche Weise zu entsagen, und nicht das Lob der Menschen, sondern Deinen Beifall durch meine Handlungen zu beabsichtigen! Lass mich aufmerksam sein auf die Regungen Deiner Gnade, und ihr allein folgen, ohne der Forderungen meiner Sinnlichkeit zu achten! Amen.
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 20.03.2024 08:28von Blasius • 3.929 Beiträge
Von der wahren und falschen Freude
Die wahre Freude kennt nicht diese Welt,
Wo Bitterkeit die kurze Lust vergällt,
Hoch thront sie über diesen niedern Sphären,
Das Herz muss sie durch reinen Schmerz gebären.
1. Niemand liebt uns inniger als Jesus, unser liebevoller Erlöser, der sogar sein blühendes Leben opferte, eine unendliche Freude uns zu erkaufen. Er kennt das lebendige Verlangen unseres Herzens nach Freude. Weil er aber uns unaussprechlich liebt, warnt er uns, diesen Hunger nicht mit giftigen Speisen zu sättigen, die uns den ewigen Tod bringen würden, und erhebt unser Verlangen zu wahren und ständigen Freuden. "Ihr werdet weinen," spricht er, "und die Welt wird sich erfreuen, . . . aber eure Traurigkeit wird sich in Freude verwandeln." Und in welche Freude! "Wahrlich, keines Vergleiches sind alle Trübsale der Erde gegen die unendliche Freude der Ewigkeit wert."
2. Umgekehrt geht die Freude der Welt, die bei der Fröhlichkeit beginnt, und mit diesem Leben endigt, in ein ewiges Elend über. Darum spricht die ewige Wahrheit warnend: "Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet weinen!" Denn was anders sind die Freuden dieser ungläubigen Welt, als eine Verkettung von sündhaften Torheiten und Lastern. Sie spottet jetzt der Kinder Gottes und nennt ihr Leben Torheit. Sind wir aber getreu, dann wird sie über ein Kleines bei unserem Anblick ausrufen: "Dies sind jene, die einst die Zielscheibe unseres Spottes waren. Wir Unbesonnenen hielten ihr Leben für Unsinn. Sieh, wie sie nun den Kindern Gottes beigezählt sind, und ihr Los unter den Heiligen haben." (Weisheit 5,4-5)
3. "Ihr seid tot," spricht der Apostel, "und euer Leben ist mit Christus in Gott verborgen." (Kolosser 3,3) Ein Beispiel dieses Todes, der voll des Lebens im Innern ist, sehen wir an den Bäumen, die zur Winterzeit erstarrt scheinen, so wie der Frühling erscheint, in voller Kraft Laub und Früchte treiben. Lässt aber unser Gott seine Auserwählten hienieden ohne Freude? Ist ja doch das Reich Gottes Friede und Freude im Heiligen Geist. (Römer 14) Und so groß ist diese Freude, dass fromme Menschen selbst ihre bittersten Trübsale nicht für die rauschendsten Freuden der Welt hingeben möchten. So warten wir denn in heiliger Geduld, "denn Besseres hat Gott für uns aufbewahrt!" (Hebräer 11,40) "Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!" (Philipper 4,4)
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