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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 04.07.2023 09:42von Blasius • 3.929 Beiträge
Gottes Dasein
Gott, Herr und Schöpfer der Natur,
Dich beten alle Wesen an;
Du leitest sie auf ihrer Bahn;
Und alle zeigen deine Spur.
1. Herr, mein Gott, was tut der Mensch, der dem Menschen das Dasein der Sonne beweisen will! Und erniedrigt nicht die Vernunft des Menschen, wer das Dasein des Schöpfers der Sonne ihm beweisen wollte? Dennoch ist die Welt voll der Gottlosen, die in ihrem Herzen sprechen: "Es gibt keinen Gott!" Wer kann je das Auge zu deiner wundervollen Schöpfung erheben, die höchst geordnete Abstufung so zahlloser Wesen schauen, den Glanz der unermesslichen Gestirne des Firmaments, ihren regelmäßigen Lauf, und die erstaunliche Übereinstimmung der Natur in allen ihren Teilen betrachten, die so wundersam verschieden, und dennoch durch das innigste Band vereint sind, - ohne dich, ihren allmächtigen Urheber, zu erkennen?
2. Ein lauter Schrei der Natur ist dies, der durch alle Gemüter dringt, und alle von deinem glorreichen Dasein überzeugt. Denn aus allen diesen wunderbaren Werken leuchtet eine unendliche Allmacht und Weisheit. Woher kommt auch alles Gute, Schöne, Liebliche in der Natur, vom glänzendsten Gestirn des Himmels bis zur letzten Blume des Feldes, wenn nicht aus dem lebendigen Urquell aller Güte, Schönheit und Lieblichkeit? Alle Werke deiner grenzenlosen Schöpfung preisen dich, o Gott, als den Ursprung ihres Daseins, als den König der Ewigkeit, als die unendliche Allmacht, Weisheit, Güte und Gerechtigkeit.
3. Wie also, mein Gott, spricht der gottlose Tor in seinem Herzen: "Es gibt keinen Gott!" Doch spricht dies auch sein Herz, so spricht es doch nimmermehr sein Verstand. Ja selbst sein Herz straft ihn Lügen, da auch er in plötzlichen Schrecknissen, auf Antrieb der Natur selbst, zu dir aufschreit. Bittere Pein ist ihm dein göttliches Dasein, weil er allen Lastern und Ausschweifungen sich überlassen will, und das innerste Bewusstsein deiner Gerechtigkeit ihn foltert und zu dem Wunsch verleitet, dass es keinen Gott gibt, der seine Verbrechen sieht und bestraft. So wie aber dieser Glaube an dich, mein Gott, den er vergeblich sich bemüht zu ersticken, die peinlichste Folter des Gottlosen ist, also ist er die schönste Freude deiner Diener. Psalm 90,2: "Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit .
RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 29.07.2023 07:50von Blasius • 3.929 Beiträge
Von der Kleinmütigkeit
Siehst du nicht die Himmelskrone winken,
Die vollauf belohnt den tapfern Streit?
Und du lässest dir den Mut entsinken,
Noch zu kämpfen eine kurze Zeit?
Steht nicht Gottes Gnade dir zur Rechten
Dir den Sieg im Kampfe zu erfechten?
1. Warum verzagst du so kleinmütig, als würde die Vollkommenheit deines Standes deine Kräfte übersteigen? Entweder gab es eine Zeit, in der du ein frommes Leben geführt hast, dann aber würdest du dir selbst widersprechen, wenn du sagst, die Heiligkeit ist eine unmögliche Sache. Oder aber du hast niemals fromm gelebt, und dann würdest du etwas ablehnen, wovon du weder Kenntnis noch Erfahrung hast. Danach also ist bloß deine Feigheit die Ursache deiner Kleinmütigkeit. Hätten die Heiligen auf solche eingebildeten Schwierigkeiten gehört, Jesus hätte nicht einen einzigen Jünger bekommen. Nur an gutem Willen fehlt es dir. Willst du ernsthaft den Weg gehen, so ist bereits der halbe Weg getan. Auf denn, die Gnade drängt dich, dein Gewissen schreit, und dein Heil hängt an deinem Entschluss.
2. Gewiss ist es, dass Gott uns die Gnade verleiht, in der Ordnung, die unserem Stand gemäß ist, uns zu heiligen, und dass diese Gnade mit uns wirkt, und die Ausübung aller unserer Pflichten uns erleichtert. Wie auch sollte Gott, der da will, dass wir vollkommen und heilig werden, die notwendigen Mittel uns dazu versagen? Wäre er dann nicht, was ewig fern sei, ein Herr ohne Einsicht und Gerechtigkeit? Philipper 4,13: "Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt." spricht der Apostel, und alle wahren Diener Gottes sprechen dies mit ihm. So klage denn nicht über die Härte des Gesetzes, noch über Gottes Güte, sondern über deine Trägheit. Sie ist das einzige Hindernis, und nur du kannst es überwinden.
3. Bist du etwa allein schwach? Wie viele Heiligen, die in dem besagten Stand lebten, in dem du lebst, hatten weniger glückliche Anlagen, und heftigere Leidenschaften, schwerere Krankheiten und Versuchungen zu ertragen? Dennoch versanken sie darüber nicht in Kleinmut, wie du. Durch die Gewalt, die sie sich antaten, gelangten sie zur Heiligkeit, und du könntest nicht dahin gelangen? Hättest du etwa nicht ähnliche Gründe, und ähnliche Mittel? Oder hättest du größere Hindernisse zu besiegen? "Wach auf du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein." (Epheser 5,14b) "Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn!" (Psalm 27,14)
https://www.marianisches.de/heilige-des-tages/
RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 10.09.2023 08:20von Blasius • 3.929 Beiträge
Vom Adel der christlichen Nächstenliebe
Komm, süße Liebe, komm vom Himmel,
Und kehre in die Herzen ein.
Dass mild des Bruders Leid wir wenden,
Und Liebe, Trost und Hilfe spenden,
Auf dass wir Jesus ähnlich sei`n.
1. Hast du je über den Adel der christlichen Nächstenliebe nachgedacht? Eine wunderbare Tugend ist diese Liebe. Sie ist das eigentliche Gepräge unserer heiligen Religion, die Grundfeste, die Stütze, der Schmuck und der Geist. Sie erhebt unser Herz bis in Gottes Schoß, wo sie ihre Regungen schöpft, und von wo sie Frieden, Eintracht und alle Tugenden zurückbringt. Sie kommt vom Himmel und führt zum Himmel. Sie ist der Geist des Evangeliums, die Erfüllung des ganzen Gesetzes.
2. O heilige Nächstenliebe, komm und nimm Besitz von meinem Herzen, denn du, liebliche Freundin Jesu Christi, bedeckst die Menge der Sünden. Ein göttliches Gesetz bist du, das Lieblingsgebot unseres Herrn, das neue Gebot, das er vor seinem Tod uns zum Andenken hinterließ und mit seinem Blut besiegelte. Johannes 13,34: "Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben." Dieses Gebot empfahl er uns als das Gebot seines Herzens: "Dies ist mein Gebot." Du also, heilige Nächstenliebe, bist das Band, das alle Auserwählten verknüpft, und zumal im Anbeginn deine Kraft alle getreuen Gläubigen zu einem Herzen und zu einer Seele wundersam verknüpfte.
3. So notwendig ist uns diese göttliche Nächstenliebe, dass wir ohne sie keine wahre Tugend besitzen. Sie ist das eigentliche Merkmal des Jüngers Jesu, und unterscheidet ihn von denjenigen, die es nicht sind. Denn er selbst sprach in Johannes 13,35: "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt." Der Jünger seiner Liebe aber in 1. Johannes 3,14b: "Wer nicht liebt, bleibt im Tod." Besäßen wir alle Kenntnisse der Menschen und Engel, und hätten wir einen Glauben, der Berge versetzen könnte, so würde es ohne die Liebe uns nichts nützen. 1. Johannes 4,7+8: "Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe."
https://www.marianisches.de/heilige-des-tages/
RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 29.09.2023 12:13von Blasius • 3.929 Beiträge
Von der Pflicht,
Gott immer eifriger zu dienen
Dir will ich leben, o mein höchstes Gut.
Es dringe deines heil`gen Eifers Glut
Tief bis in meines Herzens letzte Falte,
Dass bis ans Ende nimmer sie erkalte.
1. Je länger wir in diesem Tal des Kampfes pilgern, umso mehr sollen wir an Frömmigkeit und Eifer zunehmen. Denn größer sind nun unsere Kenntnisse und Erfahrungen, deutlicher sehen wir das Nichts und die Vergänglichkeit irdischer Dinge ein, und milder auch wurden durch das Alter unsere Leidenschaften, so dass es uns nun auf gewisse Weise leichter wird, Gott zu dienen, als in jüngeren Jahren. Überdies nahm auch die Anzahl der göttlichen Wohltaten mit unserem Leben zu, was uns nicht nur anregen soll, Gott inniger zu danken, sondern auch zu bedenken, dass von dem, dem viel gegeben wurde, auch mehr wird gefordert werden.
2. Je näher ein Körper seinem Mittelpunkt kommt, umso mehr beschleunigt er seinen Lauf. Also soll auch, je näher wir dem Ziel unseres Lebens kommen, unsere Frömmigkeit umso mehr an Innigkeit zunehmen. Bald werden wir vor Gott erscheinen, ihm Rechenschaft über unser ganzes Leben zu geben. Welcher mächtige Antrieb ist dieser Gedanke, uns beständig wachsam zu erhalten. Ist jede Stunde unseres Lebens kostbar, so sind nun, wo wir unserem Ziel mit jedem Tag näher kommen, unsere noch übrigen Stunden umso kostbarer, als sie nur noch in geringer Anzahl sind. So eilen wir denn, diese Stunden auf den Dienst unseres Gottes zu verwenden, und unsere himmlische Glorie zu vermehren.
3. Wie traurig ist es, Greise zu sehen, die, wie man sprichwörtlich zu sagen pflegt, bereits mit dem einen Fuß im Grab stehen, und noch immer mit allen ihren Gedanken nach höheren Ehren, nach Vermehrung ihrer zeitlichen Güter zielen, und so gierig an diesem Leben hängen, als sollte es ewig dauern. Ängstlich entfernen sie jeden Gedanken an den Tod und leben in beständiger Täuschung, bis der Tod sie plötzlich aus dem Leben ruft. Wie schrecklich aber wird ihr Erwachen in der Ewigkeit sein. Darum leben wir jetzt schon mit unseren Gedanken in der Ewigkeit, und verleben wir jeden Tag, als wäre er unser letzter, denn nicht lange, und unser letzter Tag wird wirklich erscheinen. Offenbarung 16,15: "Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wach bleibt."
RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 21.12.2023 17:07von Blasius • 3.929 Beiträge
Von den Fehlern des verflossenen Lebens
O Gott, erleuchte meinen Sinn,
Mich selbst zu schauen, wie ich bin;
Dass dies Gesicht mich Demut lehre,
Und sich mein Herz zu dir bekehre.
1. Wenn du dem Dienst Gottes dich ergeben hast, so verzage nicht beim Anblick der Fehler deines verflossenen Lebens. Denn es wird nicht selten geschehen, dass alte Sünden und lasterhafte Gewohnheiten, Unrecht und Grausamkeiten, Unbesonnenheiten und Torheiten in deiner Erinnerung aufsteigen und dich nicht nur tief beschämen, sondern auch zur Verzweiflung reizen werden, als wäre es unmöglich, dass du Gott gefallen kannst, und als sei alles verloren. Dies kommt teils aus dem Schmerz der Eigenliebe, die Großes auf sich hielt, und nun genötigt ist, ihre Armseligkeit in ihrer ganzen Blöße zu schauen. Teils kommt es auch vom alten Widersacher, der den Menschen in Kleinmut zu stürzen sucht, um ihn in seine vorigen Laster zurückzustürzen.
2. Darum, wenn derlei Versuchungen dich bedrängen, so preise die ewige Güte, die ungeachtet so schwerer Unreinheiten, durch die du dein Leben befleckt hast, dennoch so sehr dich liebte, dass sie durch Einflößungen ihrer Gnade dich berief und auf den Weg des Lebens versetzte. Bedenke mit dankbarem Gemüt, wie lange und wie geduldig diese ewige Güte in Fehlern dich ertrug, bei deren Anblick du dir selbst unausstehlich bist. Und da die göttliche Langmut, die noch gar vieles andere in dir sieht, das dir verborgen ist, dich mit so großer Geduld ertrug, so lerne denn auch du selbst mit Geduld dich ertragen.
3. Bitter zwar und beschämend ist ein solcher Anblick, aber der Schmerz dieser Wunden ist ein Anzeichen baldiger Gesundheit. So lange der Mensch außerhalb seiner selbst umherschweift, sieht er den Schaden nicht, der unterdessen in seinem inneren Haus geschieht. Kehrt er aber in sich ein, und sieht sein Haus in dieser schmählichen Zerrüttung, dann sucht er alles auf die beste Weise wieder zu ordnen. Notwendig auch ist diese bittere Arznei, weil ohne sie der Mensch niemals zur wahren Demut gelangte. Wer aber auf solche Weise sich selbst wahrhaft erkennt, den wird das Lob der ganzen Welt nicht zu eitlem Wohlgefallen an sich verleiten. "Herr, deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet. Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg." Psalm 139,16+24
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