Gelobt sei Jesus Christus !
Zum 1. Advent, der immer auch der Beginn eines neuen Kirchenjahres ist
- dieses Jahr am 29.11. -
eine besinnliche Abhandlung
von Pater Engelbert Recktenwald von der Petrus-Bruderschaft:
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“Wie der Hirsch verlangt nach dem Wasser der Quelle, so verlangt, o Gott, meine Seele nach dir” (Ps 42,2).
Der Advent ist die Zeit der Sehnsucht.
Der Zyklus des Kirchenjahres, der mit dem Advent beginnt,
lädt uns ein,
den großen Gang der Heilsgeschichte nachzuvollziehen,
das Schicksal des Menschengeschlechtes in unserem eigenen Leben wiederzuleben,
noch einmal Zeugen zu sein der Erbarmungen des Herrn.
Advent ist die Zeit der Sehnsucht,
des Harrens auf die Erlösung, auf das Erscheinen des Herrn, auf Weihnachten.
Und nur nach dem Maße unserer Sehnsucht wird uns
die Gnade des Herrn,
die Freude von Weihnachten zuteil.
Wir sind zur Sehnsucht berufen!
Zu jener Sehnsucht nach dem Herrn,
von der die Patriarchen und Propheten beseelt waren.
Und die ihre Erfüllung findet an Weihnachten.
Aber nach Weihnachten ist die Sehnsucht nicht abgeschafft.
Sie bleibt bestehen. Sehnsucht ist die Existenzform wie des Gerechten des Alten Bundes,
so auch noch viel mehr die des Christen.
Aber durch das erste Weihnachten, als die Fülle der Zeit gekommen,
hat diese Sehnsucht eine neue Qualität und Intensität empfangen.
Die Sehnsucht des Alten Bundes war ausgespannt
zwischen
Verheißung und Erfüllung,
Finsternis und Licht (cf. Eph 5,8),
zwischen Hören und Sehen:
im Alten Bund hörten die Israeliten von dem Wort Gottes,
das an die Propheten ergangen war.
Im Neuen Bund ist das Wort Gottes Fleisch geworden
und sichtbar unter uns erschienen (cf. 1 Joh 1).
Deshalb ist die Sehnsucht des Christen
ausgespannt
zwischen
Anfang (der Erfüllung) und Vollendung (der Erfüllung),
zwischen
Licht und Licht, zwischen Sehen und Sehen:
zwischen
dem Licht, das in unserem Herzen aufgestrahlt ist (2 Kor. 4,6),
und dem unzugänglichen Licht, in dem Gott wohnt (1 Tim 6,16);
zwischen
dem Sehen wie im Spiegel und in Rätseln (1 Kor 13,12)
und dem Sehen von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt schon sehen wir den Herrn:
sich verbergend in der entstellten Gestalt des Geringsten seiner Brüder (Mt 25,40);
sich gleichzeitig verbergend und offenbarend hinter dem Schleier der Liturgie
und Seiner Kirche;
sich verbergend und hingebend unter den Gestalten von Bort und Wein.
So sehen wir den Herrn,
und unsere Sehnsucht ist nicht bloß ahnende Sehnsucht aus der Verheißung,
sondern sehende Sehnsucht aus der Erfüllung.
Aber was wir von ihm sehen, ist noch nicht ER selbst.
“Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes.
Und was wir einmal sein werden, ist noch nicht offenbar.
Wir wissen aber, wenn es sich offenbart,
dass wir ihm gleich sein werden;
denn wir werden ihn sehen, wie er ist” (1 Joh 3,2).
Dieses Sehen steht uns noch bevor, und darauf hin spannt sich unsere Sehnsucht.
Das also ist unsere Sehnsucht:
sehnendes Sehen und sehendes Sehnen.
Trinken und Dürsten, Dürsten und Trinken.
“Wer von mir trinkt, den dürstet noch mehr” (Sir 24,21).
Wehe dem, den nicht dürstet!
Wehe dem, den nicht nach dem Ewigen, nach der Schau des Ewigen dürstet,
weil er im Vergänglichen sein Genügen findet.
Wen nicht dürstet, der wird verdursten.
Er kann nicht empfangen jenes “Wasser, das ins ewige Leben sprudelt” (Joh 4, 14).
Advent: Zeit der Sehnsucht; Zeit, wie Daniel ein “vir desideriorum”,
ein Mann der Sehnsüchte (Dan. 10, 11) zu werden!
“Es dürstet nach Gott meine Seele, nach dem lebendigen Gott;
wann darf ich kommen und schauen das Angesicht Gottes?” (Ps. 42, 3).
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Die Adventszeit
ist also die Zeit des sehnsüchtigen Harrens
auf die Geburt unseres Erlösers und Heilandes....
unseres Herrn und Gottes Jesus Christus
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Rorate caeli desuper,
et nubes pluant iustum:
aperiatur terra,
et germinet Salvatorem.
Tauet Himmel von oben,
ihr Wolken, regnet den Gerechten:
Es öffne sich die Erde
und sprosse den Heiland hervor ....
RORATE CAELI....
Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Tauet Himmel von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten.
Ne irascaris Domine,
ne ultra memineris iniquitatis.
ecce civitas Sancti facta est deserta,
Sion deserta facta est.
Ierusalem desolata est. domus sanctificationis tuac et gloriae tuae, ubi laudaverunt te patres nostri.
Zürne nicht länger, Herr,
nicht länger gedenke unserer Missetaten.
Siehe, die Heilige Stadt ist zur Wüste geworden,
Sion ist zur Wüste geworden.
Jerusalem ist verödet, das Haus Deiner Heiligung und Deiner Herrlichkeit,
wo Dich gepriesen haben unsere Väter.
Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Tauet Himmel von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten.
Peccavimus, et facti sumus tamquam immundus nos, et cecidimus quasi folium universi, et iniquitates nostrae quasi ventus abstulerunt nos.
abscondisti faciem tuam a nobis, et allisisti nos in manu iniquitatis nostrae.
Wir haben gesündigt und sind unrein geworden
und sind gefallen wie ein Blatt, und unsere Missetaten haben uns wie der Wind fortgetragen.
Du hast Dein Antlitz verborgen vor uns
und uns zerschmettert durch die Wucht unserer Schuld.
Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Tauet Himmel von oben,
ihr Wolken, regnet den Gerechten.
Vide, Domini, afflictionem populi tui, et mitte quem missurus es, emitte Agnum dominatorem terrae, de Petra deserti montem filiae Sion: ut auferat ipse iugum captivatis nostrae.
Sieh an, Herr, die Betrübnis Deines Volkes,
und sende, den Du senden willst.
Sende aus das Lamm, den Beherrscher der Erde,
vom Felsen der Wüste zum Berg der Tochter Zion,
dass es hinwegnehme das Joch unserer Knechtschaft.
Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Tauet Himmel von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten.
Consolamini, consolamini, popule meus:
cito veniet salus tua.
quare moerore consumeris, quia innovavit te dolor? Salvabo te, noli timere: ego enim sum Dominus Deus, tuus, Sanctus Israel, Redemptor tuus.
Ihr werdet getröstet, ihr werdet getröstet, mein Volk.
Bald wird kommen Dein Heil.
Warum verzehrst Du Dich in Trauer, weil sich erneuert hat dein Schmerz?
Ich werde Dich retten, fürchte Dich nicht.
Denn ich bin der Herr, Dein Gott,
der Heilige Israels, Dein Erlöser.
Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum.
Tauet Himmel von oben,ihr Wolken, regnet den Gerechten.
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Sehr schön gesungen hier:
http://www.youtube.com/watch?v=-EjHCYLuk...be_gdata_player
Siehe bitte auch:
blog-e3658-Advent.htm
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