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#1031

RE: Der Heilsplan Gottes für den Menschen - Die rettende Botschaft für alle

in Wenn etwas der Klärung bedarf 08.06.2019 18:38
von Blasius • 3.929 Beiträge




Der Heilsplan Gottes für den Menschen
Gott offenbart seinen „gnädigen Ratschluß“

Liebe Leserinnen und Leser,

Veni, Sancte Spiritus!

"Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.

Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt."

1 Kor 12,4.7

Die Pfingstsequenz Veni Sancte Spiritus ist eine lateinische Dichtung,
an die erste Herabkunft des Heiligen Geistes erinnert und an die Gaben des Heiligen Geistes.

Der Text wird Stephen Langton (um 1150-1228) zugeschrieben.

Ich habe nachgeschaut, welche Anregungen zu diesem wunderbaren, viel bedachten Text sich im Internet finden ließen. Dabei stief ich unter anderem auf einen Beitrag in der wikipedia. Hier findet sich außer der Übetragung von Heinrich Bone auch eine wörtliche Übersetzung von Martin Bachmaier, mit der man dem lateinischen Originaltext folgen kann; eine interessante Anregung für die Meditaiton, finde ich:

Der Text der Pfingstsequenz
Latein

Wörtliche Übersetzung

(von Martin Bachmaier) Heinrich Bone 1847


Veni, Sancte Spiritus,
Et emitte caelitus
Lucis tuae radium.

Veni, pater pauperum,
Veni, dator munerum,
Veni, lumen cordium.

Consolator optime,
Dulcis hospes animae,
Dulce refrigerium.

In labore requies,
In aestu temperies,
In fletu solacium.

O lux beatissima,
Reple cordis intima
Tuorum fidelium.

Sine tuo numine
Nihil est in homine,
Nihil est innoxium.

Lava quod est sordidum,
Riga quod est aridum,
Sana quod est saucium.

Flecte quod est rigidum,
Fove quod est frigidum,
Rege quod est devium.

Da tuis fidelibus
In te confidentibus
Sacrum septenarium.

Da virtutis meritum,
Da salutis exitum,
Da perenne gaudium.

Amen. (Alleluia.)
-
Komm, heiliger Geist,
Und sende himmlisch
Deines Lichtes Strahl aus.

Komm, Vater der Armen,
Komm, Geber der Gaben,
Komm, Licht der Herzen.

Bester Tröster,
Süßer Gast der Seele,
Süße Erfrischung.

In der Mühe bist du Ruhe,
In der Hetze Mäßigung,
Im Weinen Trost.

O seligstes Licht,
Erfülle das Herzensinnere
Deiner Gläubigen.

Ohne deinen Wink
Ist nichts im Menschen,
Ist nichts unschuldig.

Wasche, was schmutzig ist,
Bewässere, was trocken ist,
Heile, was verwundet ist.

Beuge, was starr ist,
Wärme, was kalt ist,
Lenke, was vom Weg weg ist.

Gib deinen Gläubigen,
Die auf dich vertrauen,
Die siebenfache heilige Gabe.

Gib der Tugend Verdienst,
Gib des Heiles Ausgang (Erfolg),
Gib beständige Freude.

Amen. (Alleluja!)
-
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!

Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!

Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!

In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.

O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!

Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.

Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.

Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.

Heil'ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.

Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.

Amen. (Alleluja!)


Gebet um den Heiligen Geist für Eheleute

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Der Benediktiner P.Bernhard Sirch aus Achenkirch hat in seiner
Predigt diese Verse auf die Ehe bezogen:

Er fordert dazu auf, immer wieder zu prüfen, was erstarrt ist:

"Immer wieder müssen die Eheleute zum Heiligen Geist rufen:

Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.

Diese Frage muss sich auch jeder Mensch stellen, der sich ganz Gott hingegeben hat. Wir sollen uns an unsere anfängliche Liebe erinnern, wo unser ganzer Kopf davon erfüllt war, wie ich dem Geliebten, der Geliebten eine Freude machen kann. Wie viel ist von dieser anfänglichen Liebe geblieben?"

P. Bernhard fordert auf, sich zu erinnern, wie schön und erfüllt die Zeit des Verliebtseins war. Das kann man auf den Ehepartner beziehen, aber auch auf die Begeisterung für Gott und den Glauben: Es geht um die Kraft, die dazu führt(e), dass einem nichts zu viel ist, was aus Freude von innen heraus um des anderen willen geschieht.

Es erinnert mich an Esra, der im Buch Nehemia (8,10) dem gläubigen Volk sagt:

"Macht euch keine Sorgen, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke"

Die Freude am Herrn ist unsere Kraft!

Diese Erfahrung kann man bei jeglichem Engagement machen, das von gutem Geist erfüllt ist, sei es in der partnerschaftlichen Liebe, sei es beim Einsatz für den Glauben: Die Gabe des Heiligen Geistes ist die Liebe. Sie gibt die Kraft, um die in der Pfingstsequenz auch gebetet wird, wenn es heißt:
Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.

Mit Dank aus:

http://www.vom-lektorat-zum-buch.de/blog/pfingsten.php


Liebe Grüße und ein gesegnetes Pfingstfest, Blasius


zuletzt bearbeitet 08.06.2019 18:47 | nach oben springen

#1032

RE: Der Heilsplan Gottes für den Menschen - Die rettende Botschaft für alle

in Wenn etwas der Klärung bedarf 14.06.2019 23:39
von Blasius • 3.929 Beiträge



Der Heilsplan Gottes für den Menschen
Gott offenbart seinen „gnädigen Ratschluß“

Liebe Leserinnen und Leser,

Drei göttliche Personen ein Gott

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung
§ 2. Die heiligste Dreieinigkeit

Die heiligste Dreieinigkeit drei göttliche Personen
Suchen wir uns nunmehr den Inhalt dieser geheimnisvollen Lehre soweit als möglich klar zu machen.

Ist eine jede dieser drei Personen Gott?

Ja, der Vater ist wahrer Gott, der Sohn ist wahrer Gott, und der Hl. Geist ist wahrer Gott. Doch sind diese drei Personen nur ein Gott.

Nicht bloß der Vater, sondern auch der Sohn und der Hl. Geist besitzen die ganze göttliche Natur und Wesenheit samt allen göttlichen Vollkommenheiten; sonach kommt jeder dieser drei Personen der Name Gott im vollsten Sinne zu. (1) Daher die Erklärung des Konzils von Toledo (J. 675), daß „jedwede Person im vollen Sinne Gott (plenus Deus) sei“. Gleichwohl gibt es nicht drei Götter, sondern die drei Personen sind nur ein Gott, wie der Katechismus sagt.

Warum sind die drei Personen nur ein Gott?

Die drei Personen sind nur ein Gott, weil alle drei Personen die eine göttliche Natur gemeinsam besitzen.

Die drei göttlichen Personen dürfen wir uns nicht vorstellen nach Art von menschlichen Personen. Drei menschliche Personen haben notwendig auch drei menschliche Naturen; denn jeder Mensch hat seine eigene Natur, d. h. seinen eigenen Leib und seine eigene Seele. Die unvollkommene menschliche Natur ist gar nicht derart, daß eine einzige drei Personen eigen sein könnte. Ganz anders verhält es sich mit der unendlich vollkommenen Natur Gottes. Zunächst gibt es nur eine einzige, völlig unteilbare göttliche Natur; diese göttliche Natur ist aber wegen ihrer unendlichen Vollkommenheit so beschaffen, daß mehrere Personen sie zugleich voll und ganz besitzen können. Weil nun die drei göttlichen Personen in Wirklichkeit die eine unteilbare Natur oder Wesenheit gemeinsam besitzen, darum gibt es nicht drei Götter, sondern nur einen Gott.

Ist eine Person älter oder mächtiger als die andere?

Nein, alle drei Personen sind von Ewigkeit her, alle sind gleich mächtig, gut und vollkommen, weil alle drei ganz dieselbe göttliche Natur oder Wesenheit haben.

Die göttlichen Vollkommenheiten sind untrennbar von der göttlichen Natur oder Wesenheit, ja sie sind streng genommen ein und dasselbe mit ihr; denn die göttliche Natur ist, obgleich unendlich vollkommen, doch zugleich durch aus einfach. Da nun die drei göttlichen Personen ein und dieselbe göttliche Natur besitzen, so besitzen sie selbstverständlich auch ganz dieselben Vollkommenheiten. Jede derselben ist ewig, unveränderlich, allgegenwärtig, allwissend, allweise, allmächtig, unendlich heilig und gerecht, unendlich gütig und barmherzig, unendlich wahrhaft und getreu.

Ist also gar kein Unterschied zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist?

Der Person nach sind sie unterschieden, aber in der Wesenheit sind sie eins.

„Der Vater ist eine Person, der Sohn ist eine andere Person, und der Hl. Geist wieder eine andere Person.“ (Athanasianisches Glaubensbekenntnis) Nur so ist es möglich, daß die zweite Person unsere menschliche Natur annehmen konnte, ohne daß die erste und die dritte sie annahmen; nur so konnte der Sohn den Vater bitten; denn niemand bittet sich selbst; nur so konnte der Hl. Geist vom Vater und Sohn gesandt werden; denn keiner sendet sich selbst. Es wäre demnach eine Ketzerei zu behaupten, die drei göttlichen Personen seien eigentlich nur drei verschiedene Benennungen ein und derselben Person, im Grunde bestände nur insoweit ein Unterschied, als sich uns die eine göttliche Person bald als Schöpfer, bald als Erlöser, bald als Heiligmacher offenbarte. Eine solche Auffassung wäre ein ebenso großer Irrtum, als wenn man behauptete, es gebe drei Götter; denn es ist ebenso wahr, daß in Gott drei verschiedene Personen sind, als daß nur ein Gott ist.

Wiewohl die Personen voneinander unterschieden sind, so sind sie doch in keiner Weise als getrennt oder trennbar zu denken. „Die göttliche Weisheit (der göttliche Sohn) ist der Abglanz des ewigen Lichtes (Weish. 7, 26) Wie wir nun wahrnehmen, daß der Glanz vom Licht unzertrennlich ist, so bekennen wir auch, daß der Sohn vom Vater nichtgetrennt werden kann.“ So spricht sich das Konzil von Toledo in dem von ihm verfaßten Symbolum aus. (J. 675)-
aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 1. Band Lehre vom Glauben, 1911, S. 166-168

Mit Dank aus:
https://katholischglauben.info/drei-goet...sonen-ein-gott/

Liebe Grüße, Blasius

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#1033

RE: Der Heilsplan Gottes für den Menschen - Die rettende Botschaft für alle

in Wenn etwas der Klärung bedarf 15.06.2019 07:08
von benedikt • 3.365 Beiträge

Lieber Blasius, das hast Du sehr schön erklärt! Ich danke Dir!

Zitat:
Der Person nach sind sie unterschieden, aber in der Wesenheit sind sie eins.Zitatende

Könnte man hier auch sagen: Person = zum Verständnis aus mennschlicher Sicht, was ihre Handlungsweisen anbetrifft?
Wesenheit = göttliche Sicht, was ihre Gleichheit und Vollkommenheit anbetrifft?Aber auch, was ihre Gnadengaben anbetrifft!?

Ich glaube, daß Beispiel mit der Flamme verdeutlicht die GöttlicheDreifaltigkeit sehr zutreffend:

"Drei Dorte und eineFlamme."

Herzliche Grüße, benedikt


Gott ist die Liebe,
und wer in der Liebe bleibt,
bleibt in Gott,
und Gott bleibt in ihm.

1. Joh 4,7 - 16

zuletzt bearbeitet 15.06.2019 07:13 | nach oben springen

#1034

RE: Der Heilsplan Gottes für den Menschen - Die rettende Botschaft für alle

in Wenn etwas der Klärung bedarf 19.06.2019 22:20
von Blasius • 3.929 Beiträge



Der Heilsplan Gottes für den Menschen
Gott offenbart seinen „gnädigen Ratschluß“

Liebe Leserinnen und Leser,

Hl. Theresia Benedicta a Cruce [Edith Stein] (1891-1942)
Karmelitin, Märtyrerin, Mitpatronin Europas


„Ich bleibe bei Euch …“ (16. Juni 1938), 11–20; in: Edith-Stein-Gesamtausgabe,
Band 20, Geistliche Texte II, 3. Teil 6, S. 98

„Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben“

Dies Herz, es schlägt für uns im kleinen Zelt,
Wo es geheimnisvoll verborgen weilt,
In jenem stillen, weißen Rund.

Das ist Dein Königsthron, o Herr, auf Erden,
Den sichtbar Du für uns errichtet hast,
Und gerne siehst Du mich ihm nah’n.

Du senkst voll Liebe Deinen Blick in meinen
Und neigst Dein Ohr zu meinen leisen Worten
Und füllst mit Frieden tief das Herz.

Doch Deine Liebe findet kein Genügen
In diesem Austausch, der noch Trennung lässt:
Dein Herz verlangt nach mehr.

Du kommst als Frühmahl zu mir jeden Morgen,
Dein Fleisch und Blut wird mir zu Trank und Speise
Und Wunderbares wird gewirkt.

Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen,
Und Deine Seele eint sich mit der meinen:
Ich bin nicht mehr, was einst ich war.

Du kommst und gehst, doch bleibt zurück die Saat,
Die Du gesät zu künft’ger Herrlichkeit,
Verborgen in dem Leib von Staub.

Es bleibt ein Glanz des Himmels in der Seele,
Es bleibt ein tiefes Leuchten in den Augen,
Ein Schweben in der Stimme Klang.

Es bleibt das Band, das Herz mit Herz verbindet,
Der Lebensstrom, der aus dem Deinen quillt
Und jedes Glied belebt.

Wie wunderbar sind Deiner Liebe Wunder,
Wir staunen nur und stammeln und verstummen,
Weil Geist und Wort versagt.

Liebe Grüße, Blasius


zuletzt bearbeitet 19.06.2019 22:21 | nach oben springen

#1035

RE: Der Heilsplan Gottes für den Menschen - Die rettende Botschaft für alle

in Wenn etwas der Klärung bedarf 20.06.2019 09:32
von Blasius • 3.929 Beiträge




Der Heilsplan Gottes für den Menschen
Gott offenbart seinen „gnädigen Ratschluß“

Liebe Leserinnen und Leser,

Hochfest des Leibes und Blutes Christi


Der deutsche Name des Festes "Fronleichnam" gibt die ursprüngliche lateinische Bezeichnung wieder: "Festum Ss. Corporis Christi" - Fest des Allerheiligsten Leibes Christi. Fron (oder vron) ist eine altdeutsche Bezeichnung für Herr und lichnam bedeutet lebendiger Leib, so dass das Fest Fronleichnam das Fest des Leibes des Herrn ist.

In der Neufassung des Messbuches nach dem 2. Vatikanum heißt es "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". Damit soll deutlich werden, dass die Verehrung des Leibes Christi im Allerheiligsten Sakrament auch die Verehrung des Kostbaren Blutes Christi einschließt. Dieser Gedanke findet sich auch schon in den Texten zur Einführung des Festes, so dass diese Umbenennung durchaus dem ursprünglichen Sinn des Festes entspricht.

-
Die Visionen der heiligen Juliana von Lüttich

Große Heilige werden von der Kirche manchmal nicht mit offenen Armen empfangen, besonders dann nicht, wenn sie sich auf besondere Offenbarungen berufen. So war auch ein großer Teil des Lebens der heilige Juliana ein Leidensweg mit der Kirche. Doch ihre Standhaftigkeit und Gottverbundenheit haben der Kirche ein Geschenk gebracht, das sie bis heute in Ehren hält: das Fronleichnamsfest.

Der Beginn des 13. Jahrhunderts, die Zeit, in der Juliana lebte, war geprägt von einer tiefen eucharistischen Frömmigkeit. Besonders die Diözese Lüttich, die Heimat Julianas, zeigte sich zu jener Zeit als ein wirklicher "eucharistischer Abendmahlssaal" (Benedikt XVI.). Dort haben berühmte Theologen den hohen Wert der Eucharistie erläutert und es gab Gruppen von Frauen unter der Leitung frommer Priester, die sich für die eucharistische Anbetung und den würdigen Empfang der Kommunion einsetzten.
Im Alter von fünf Jahren zur Waisen geworden, wird Juliana in einem Frauenkloster erzogen, in das sie dann auch selbst eintritt. Besonders innig erfuhr sie die Gegenwart Christi in der Eucharistie, die für sie die Worte Jesu lebendig werden ließen:

Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28,20)

Mit sechzehn Jahren, im Jahr 1209, hatte sie ihre erste Vision, die sich dann mehrfach während der eucharistischen Anbetung wiederholte. Sie sah den Mond in seinem vollen Glanz, jedoch entstellt von einem dunklen, diagonal darüber verlaufenden Riss (oder dunklen Fleck). Lange wusste sie diese Vision nicht zu deuten und auch niemand, dem sie davon erzählte, hatte eine Erklärung dafür.
Erst nach langem Beten gab der Herr ihr Jahre später die Bedeutung dieser Erscheinung zu verstehen. Der Mond steht für das liturgische Kirchenjahr, das aber noch einen Schatten aufweist, weil ein eigenes Fest zu Ehren des allerheiligsten Sakraments des Altares im Zyklus des Kirchenjahres fehlt. Zwar ist der Gründonnerstag ein besonderer eucharistischer Tag, aber er steht schon im Österlichen Triduum, so dass die Verherrlichung der Eucharistie wegen des Gedenkens des Leidens und Sterbens Jesu Christi nicht in der vollen Freude möglich ist. Juliana sollte sich für ein eigenes Fest zu Ehren des allerheiligsten Sakraments des Altares einsetzen.

Wieder vergehen einige Jahre, bis Juliana den Mut findet, sich an den Bischof zu wenden. Mittlerweile hat sie zwei heiligmäßige Frauen als Freundinnen und Mitstreiterinnen gefunden, die sie zu diesem Schritt ermutigt haben. Sie alle verbindet eine tiefe Verehrung des Herrn in der Eucharistie, der Wunsch nach häufiger Kommunion und die stille Anbetung vor dem Allerheiligsten.

Zunächst bekommt Juliana viel Zustimmung von Seiten der Kirche. Bischof Robert von Thourotte, Priester und theologische Berater setzen sich für das Fronleichnamsfest ein, das erstmals 1246 in der Diözese Lüttich begangen wird. Nach dem Tod des Bischofs jedoch steht dessen Nachfolger diesem Fest ablehnend gegenüber. Schon vorher hat es an Kritikern nicht gefehlt, die sich gegen die Einführung eines neuen Festes ausgesprochen haben. Diese gewinnen nun die Oberhand, Juliana muss mit einigen Gefährtinnen aus Lüttich fliehen und verbringt die letzten zehn Jahre in verschiedenen Klöstern. Sie starb am Ostertag des Jahres 1258, während sie in einem letzten Aufschwung der Liebe den eucharistischen Herrn betrachtete, den sie immer geliebt, verehrt und angebetet hatte.

-
Fronleichnam
Einführung des Festes

Nach Julianas Tod setzte sich ihre Freundin und Verbündete Eva weiter mit aller Kraft für die Feier des Fronleichnamsfestes ein und gewann mit Jacques von Troyes, Archidiakon in Lüttich, einen eifrigen Unterstützer. Als dieser 1264 Papst wurde und den Namen Urban IV. annahm, setzte er das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche als vorgeschriebenes Fest ein, das am Donnerstag der zweiten Woche nach Pfingsten (die Woche nach Pfingsten war durch die Pfingstoktav belegt) begangen werden sollte.
In der Einführungsbulle "Transiturus" spricht Papst Urban auch die mystischen Erfahrungen Julianas an und bestätigt damit deren Echtheit:

Auch wenn die Eucharistie täglich gefeiert wird, halten wir es für richtig, dass ihrer wenigstens einmal im Jahr feierlich und mit besonderer Verehrung gedacht wird. Die anderen Dinge, derer wir gedenken, erfassen wir mit dem Geist und mit dem Verstand, doch sie werden uns deswegen nicht real präsent. In diesem sakramentalen Andenken Christi jedoch ist Jesus Christus - wenn auch in anderer Form - in seiner Substanz gegenwärtig und mit uns. Denn während er zum Himmel auffuhr sagte er: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20).
Juliana wurde erst 1869 offiziell heiliggesprochen, die Seligsprechung Evas erfolgte 1902. Letztlich sind beide ganz hinter ihrer Berufung zurückgetreten. Das Fronleichnamsfest jedoch trat seinen Siegeszug in der Kirche an.
1264 feierte der Papst selbst in Orvieto das Fronleichnamsfest. Auf seine damalige Anordnung hin wird dort bis heute im Dom der Stadt das berühmte Korporale mit den Spuren des eucharistischen Wunders aufbewahrt, das im Jahr zuvor, 1263, in Bolsena erfolgt war. Ein Priester war, während er Brot und Wein konsekrierte, von starken Zweifeln über die reale Präsenz des Leibes und des Blutes Christi im Sakrament der Eucharistie ergriffen worden.
Auf wunderbare Weise begannen einige Blutstropfen aus der konsekrierten
Hostie zu fließen und bestätigten auf diese Weise, was der Glaube bekennt.

Die liturgischen Texte zum Fronleichnamsfest hat einer der größten Theologen der Geschichte, der heilige Thomas von Aquin, verfasst. Er begleitete zu jener Zeit den Papst und war mit ihm zusammen in Orvieto. Diese Texte, die bis heute in der Kirche verwendet werden, sind Meisterwerke, in denen sich Theologie und Dichtung vereinen. Sie bringen "die Saiten des Herzens zum Schwingen, um dem Allerheiligsten Sakrament Lob und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, während der Verstand, der voller Erstaunen in das Geheimnis eindringt, in der Eucharistie die lebendige und wahrhaftige Präsenz Jesu erkennt, seines Liebesopfers, das uns mit dem Vater versöhnt und uns das Heil schenkt." (Benedikt XVI.)

Nach dem Tod Urbans IV. ging die Verbreitung des Fronleichnamsfestes zunächst zurück und seine Feier blieb auf einige Gebiete Frankreichs, Deutschlands, Ungarns und Norditaliens beschränkt. Einige der folgenden Päpste kümmerten sich nicht weiter darum. Erst Papst Clemens V. und das Konzil von Vienne im Jahr 1311/12 und Papst Johannes XXII. im Jahr 1317 haben mit ihrem Einsatz die Feier des Fronleichnamsfestes schließlich in der Gesamtkirche fest verwurzelt. Von da an entwickelte sich das Fest auf wunderbare Weise und es erfreut sich bei den Christen immer noch großer Beliebtheit.

-
Fronleichnamsprozession
Wir finden bei den ersten Fronleichnamsfeiern 1246 und 1264 noch keinen Hinweis auf eine Prozession mit dem Allerheiligsten. In einem ersten Rundschreiben zu diesem Fest heißt es, die Gläubigen sollen sich "am Vortag durch Fasten, Gebet, Nachtwachen, Almosen und andere gute Werke vorbereiten, so dass sie am Fest selbst das süße Sakrament empfangen können, wenn sie bereit und bewährt sind und wenn Gott ihre Herzen berührt." Es wird also auf die Notwendigkeit eines würdigen Empfangs der Eucharistie hingewiesen.
Bereits in den Jahren 1274 und 1279 hören wir aber erstmals in Köln von einer Prozession am Fronleichnamstag. Im 14. Jahrhundert schließlich findet diese Form der Verehrung des Allerheiligsten eine begeisterte Aufnahme in den meisten Ländern. Dabei wurde die konsekrierte Hostie zunächst verhüllt, später dann sichtbar in der Monstranz mitgetragen, wie wir es bis heute kennen.
Traditionell kennt die Fronleichnamsprozession vier festlich geschmückte Altäre, an denen jeweils das Allerheiligste Sakrament während der Prozession besonders verehrt wird. Dabei wurden ursprünglich die Anfänge der vier Evangelien in die vier Himmelsrichtungen hinaus verkündet und Bittgebete gesprochen, gefolgt vom sakramentalen Segen.

Papst Johannes Paul II. schreibt in der Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia":

An vielen Orten findet die Anbetung des heiligsten Sakramentes täglich einen weiten Raum und wird so zu einer unerschöpflichen Quelle der Heiligkeit. Die andächtige Teilnahme der Gläubigen an der eucharistischen Prozession am Hochfest des Leibes und Blutes Christi ist eine Gnade des Herrn, welche die teilnehmenden Gläubigen jedes Jahr mit Freude erfüllt. Man könnte noch andere positive Zeichen des Glaubens und der Liebe zur Eucharistie erwähnen.
-
Fronleichnam
Preise, Zunge, das Geheimnis
dieses Leibs voll Herrlichkeit
und des unschätzbaren Blutes,
das, zum Heil der Welt geweiht,
Jesus Christus hat vergossen,
Herr der Völker aller Zeit.

In der Nacht beim Letzten Mahle
saß er in der Jünger Schar.
Als nach Vorschrift des Gesetzes
nun das Lamm genossen war,
gab mit eigner Hand den Seinen
er sich selbst zur Speise dar.

Und das Wort, das Fleisch geworden,
schafft durch Wort aus Brot und Wein
Fleisch und Blut zur Opferspeise,
sieht es auch der Sinn nicht ein.
Es genügt dem reinen Herzen,
was ihm sagt der Glaub' allein.

Lasst uns tiefgebeugt verehren
ein so großes Sakrament,
dieser Bund wird ewig währen
und der alte hat ein End'.
Unser Glaube soll uns lehren,
was das Auge nicht erkennt.

Aus dem "Pange lingua"
des hl. Thomas von Aquin.

Liebe Grüß, Blasius


zuletzt bearbeitet 20.06.2019 09:35 | nach oben springen


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