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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 08.01.2023 15:46von Blasius • 3.929 Beiträge
- Quellen des Unglaubens
Sieh, ohne Unterlass ergießt
Die Sonne ihr geliebtes Licht.
Doch wenn dein Auge sich verschließt
Und sagt, es seh` die Sonne nicht,
Und glaube nicht an ihren Schein:
Willst dann nicht selber blind du sein?
1. Woher der Schwindel so vieler, die mit einem Unglauben prahlen, der alle Vernunft beleidigt? Haben sie etwa mit ernsthaftem Nachdenken geforscht, und die Religion falsch befunden? Haben sie die unerschütterlichen Grundfesten untersucht, auf denen das Christentum ruht, das das Götzentum stürzte, die scharfsinnigsten Geister überzeugte, die Welt sich unterwarf, und während der Dauer von zwei Jahrtausenden so viele Erderschütterungen, Throne, Regierungen, Diktaturen und Revolutionen überlebte? Nein! Warum denn sind sie ungläubig? Darum, weil es bequemer ist, nicht zu glauben, als die Sitten nach dem Glauben zu ordnen.
2. Wer war je ungläubig, um besser zu werden? Wen führte je das Verlangen nach Wahrheit und Gottesfurcht zum Unglauben? Fragen wir die meisten Ungläubigen, wann das große Licht der Aufklärung anfing ihnen aufzugehen, so erfahren wir, dass dies zur Zeit geschah, als die Liebe zur sinnlichen Lust in ihnen erwachte, als sie ihren Leidenschaften freien Zügel ließen. Peinlich war ihnen damals das Joch des Glaubens, man musste es also abwerfen und Mittel suchen, das schreiende Gewissen zu beschwichtigen, dazu aber bot der Unglaube das trefflichste Mittel. Man suchte Bücher und Freunde, in diesem Unglauben sich zu stärken, und fand beide, und so wurde die blinde Leidenschaft die Führerin, der man blindlings folgt.
3. Viele indessen tragen eigentlich mehr die Larve des Unglaubens. Gern zwar fänden sie alles unwahr, was in ihrer Leidenschaft sie stört. Auch ist aller seichte und lügenhafte Spott irreligiöser Schriftsteller ihnen willkommen. Dessen ungeachtet aber ist der Glaube in ihrem Herzen, wie das Feuer unter der Asche verborgen. Manche Gelegenheit versetzt sie in Angst und Schrecken und zeigt ihnen, dass sie mehr Glauben haben, als sie meinen. Möchten sie doch bedenken, wohin dieser Unglaube sie führen wird. Wer befolgte je die Lehren des Glaubens getreu, und hätte dies auf seinem Totenbett bereut? Oder wer hätte diesem Glauben damals abgeschworen, um Gott zu gefallen? Sollte dies aber nicht allein genügen, alle Ungläubigen zum Glauben zurückzuführen! "Bekehrt euch zu mir, so wird euch Heil widerfahren." (Jesaja 45,22)
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 14.01.2023 20:04von Blasius • 3.929 Beiträge
Über die Einheit der Kirche
Herr, du gabst der Einen Kirche
Einen Glauben, der nicht irrt.
Lass dies Eine Licht den Blinden,
Die da irren, endlich finden:
Dich zu suchen, guter Hirt.
1. Ich preise dich, o Jesus, Sohn Gottes, Hirt deiner Herde, dass du in deine eine Kirche mich berufen hast, die mit denjenigen begann, die von Anfang an bei dir waren, die so zahllose Völker aus allen Zonen und Zungen vereint, von den apostolischen Zeiten an, in einem Glauben an deine göttlichen Offenbarungen, durch alle Jahrhunderte unter der Leitung eines sichtbaren Hauptes fortschritt, und ohne Unterbrechung bis auf unsere Zeit gelangte, ob auch in allen Jahrhunderten die mächtigsten Feinde sich gegen sie verschworen, und ihr mit dem Untergang drohten. Fürwahr, mein Heiland, dein Gepräge ist dies, das Gepräge deiner Gottheit, die Verbürgung deines Wortes, dass die Pforten der Hölle sie niemals überwältigen werden.
2. Noch deutlicher wirst du das Wunder dieser Einheit erkennen, wenn du die zahllosen Gesellschaften betrachtest, die beinahe in allen Zeiten von dieser Kirche sich losrissen, ihr feindlich gegenüber traten, die allein wahre Kirche sich nannten, und alle nacheinander verschwanden, indes diese heilige Kirche immer siegreich aus ihren schwersten Kämpfen hervorging. Ja auch die eine Gesellschaft, die am letzten von ihr sich lostrennte, zerfiel bereits in so viele Parteien, dass ihre Namen kaum sich zählen lassen, und die nur eins miteinander gemein haben, nämlich gegen diese Eine heilige Kirche sich zu vereinigen: der Unbesiegbarkeit derselben Zeugnis zu geben.
3. Erfreue dich und danke der Gnade deines Erlösers, dass er, ohne dein Verdienst, in diese Arche des Heils dich aufgenommen hat. Bitte auch aus ganzem Herzen ihn, dass er die Augen so vieler Irrenden erleuchte, damit sie endlich erkennen, dass die Wahrheit nur Eine ist, nur Eine sein kann, die vom Himmel kam, deren Stimme von Anbeginn ertönte, und die einfach und auf geradem Weg durch die Zeiten bis zur Vollendung fortschreitet, indes der Irrtum gleich dem Unkraut wuchert und auf unzähligen Wegen von der Wahrheit abirrt. Ach, sollte denn nicht schon diese Betrachtung genügen, sie zu heilen. Psalm 13,4: "Erleuchte ihre Augen, Herr, dass sie nicht im Tod entschlafen."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 18.01.2023 06:43von Blasius • 3.929 Beiträge
Von erlaubten Unterhaltungen
Herr, in Freuden wie in Leiden
Ziele unser Herz nach dir.
O lass nichts uns von dir scheiden;
Denn für dich ja leben wir.
1. Unser Gott, der uns zu einer ewigen Glückseligkeit in seinem Schoß erschaffen hat, gestattet uns auch gern Erholungen von den Arbeiten und Mühsalen dieses Lebens, da solche Vergnügungen Mittel sind, den Überdruss zu heben, Leib und Seele zu erquicken, und aufs neue zu arbeiten und uns in seinem Dienst zu kräftigen. Indessen verbietet sein heiliges Gesetz uns nicht nur Missbrauch und Sünde, sondern heiligen auch sollen wir nach seiner Absicht sogar das unschuldige und erlaubte Vergnügen. Darum spricht die Schrift: "Es sollen die Gerechten sich freuen", fügt aber alsbald bei: "Vor dem Anblick Gottes." (Psalm 68,4-5) Denn dieser heilige Anblick kann allein uns vor den Fehlern bewahren, die bei Unterhaltungen so leicht unterlaufen.
2. So wie wir jeden Augenblick Atem holen müssen, die natürliche Hitze zu dämpfen, also ist auch die beständige Erinnerung an Gottes heilige Gegenwart uns notwendig, die Glut unserer ungeordneten Neigungen zu dämpfen, die selbst bei dem unschuldigsten Vergnügen uns unaufhörlich zur Sünde reizen. Fordert der Wohlstand von dir, dass du einem Gastmahl, einer häuslichen Unterhaltung oder einem Freudenfest beiwohnst, so stelle dir die Sittsamkeit vor Augen, mit der Maria und Jesus selbst der Hochzeit zu Kana beiwohnten. Ebenso erwäge die Weisheit seiner Worte, wenn er sich herabließ, bei einem Pharisäer zu speisen, und betrachte seinen liebevollen Ernst. Denn Jesus, sprechen die Väter, begab sich dahin nur, uns zu lehren, wie wir sogar unsere Unterhaltungen heiligen sollen.
3. Bedenke, dass die Augen des Herrn immer auf dir ruhen. Er liebt dich, und er hört es mit Wohlgefallen, wenn du ihm oft und wiederholt beteuerst, wie innig du ihn liebst. Sage ihm also mitten unter dem Gewirr, dass du ihn als den Urquell aller Freuden liebst. Gedenke seiner Güte, die das Elend der Menschen durch so freundliche Arzneien mildert. Und der Anblick dieser irdischen Freuden erinnere dich an die Freuden des himmlischen Jerusalems. Also pflegten die Heiligen den Unterhaltungen beizuwohnen, dass sie beim Weggehen von ihnen getrost hätten vor Gottes Richterstuhl erscheinen dürfen. Habakuk 3,18: "Dennoch will ich jubeln über den Herrn, und mich freuen über Gott, meinen Retter."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 25.01.2023 06:14von Blasius • 3.929 Beiträge
Bekehrung des heiligen Paulus
O Paulus, der, von Christo selbst belehrt,
Zahllose Völker du zu ihm bekehrt,
O lehre mich zerknirscht und heilig leben,
Und meinem Heiland ewig mich ergeben.
1. Jesus Sirach 5,5+6: "Verlass dich nicht auf die Vergebung, füge nicht Sünde an Sünde, indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, er wird mir viele Sünden verzeihen. Denn Erbarmen ist bei ihm, aber auch Zorn, auf den Frevlern ruht sein Grimm." Hat auch Gott deine Sünden barmherzig dir verziehen, so weißt du dennoch nicht, ob du des Hasses oder der Liebe würdig seist (Kohelet 9,1), und hast immerhin Ursache, dich in heilsamer Furcht und Demut zu bewahren. Denn durch die Verzeihung deiner begangenen Sünden wurde deine natürliche Gebrechlichkeit nicht gehoben. Und betrachtest du nicht beständig den Abgrund, aus dem Gottes Barmherzigkeit dich gerettet hat, so kannst du leicht abermals, und zwar noch tiefer fallen. Darum sei wachsam, demütige dich ohne Unterlass vor dem Herrn, und flehe ihn um seine Gnade an, die allein vor Sünden dich bewahrt.
2. Ein leuchtendes Vorbild hierin ist der heilige Apostel Paulus, dessen Bekehrung die Kirche heute feiert. Lange Jahre nach seiner Bekehrung sprach er noch: "Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der erste." (1. Timotheus 1,15b) Er sagt nicht: deren erster ich war, denn noch immer betrachtet er sich als den größten Sünder. Ja er war von dieser Überzeugung so sehr durchdrungen, dass er die Sünden aller Menschen für unbedeutend gegen die seinigen hielt. Also dachte dieser große Apostel, also auch dachten die größten Heiligen von sich. Du aber hast kaum eine kurze Beicht deiner Sünden abgelegt, als du derselben auch schon vergessen hast, und dich für vollkommen gerecht hältst.
3. Es ließ aber dieser große Apostel es nicht dabei bewenden, dass er seine früheren Vergehen schmerzlich bereute. Sie waren ihm aber auch ein mächtiger Antrieb, sie durch Werke des flammensten Eifers aufzuwägen. Nicht nur arbeitete er allein mehr als alle übrigen Apostel, sondern er litt auch wegen des Evangeliums Hunger und Durst, Kälte und Blöße, wurde dreimal gegeißelt, einmal gesteinigt, bekam fünfmal Stockstreiche, schwebte in beständigen Gefahren zu Land und zu Meer, ohne von vielen anderen bitteren Drangsalen zu sprechen. Und dennoch vermochte nichts von der Liebe Jesu ihn zu trennen, noch seinen unermesslichen Liebeseifer zu mindern. Wie sehr ist dies Beispiel geeignet, dich zu beschämen. Dies also bedenke, und "bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt". (Matthäus 3,8)
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 26.01.2023 08:06von Blasius • 3.929 Beiträge
Ergebung in Krankheiten
Deinen Willen, nicht den meinen,
Lass, mein Gott, an mir vollbringen.
Hilf mir die Natur bezwingen,
Die da zittert vor den Peinen;
Da sie, blind, das Opfer flieht,
Weil den Kampfpreis sie nicht sieht.
1. "Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir?" (Psalm 42,12a) Sind wir nicht des Herrn, ob wir leben oder sterben? Sieh, nun ist die Stunde erschienen, deinem Gott die Treue zu bezeigen, die du so oft ihm versprochen hast. Weichen wir also nicht zurück, sondern sprechen wir aus freiem, aufrichtigem Gemüt: "Herr, dein Wille geschehe!" Welche sichere Zufluchtsstätte in allen unseren Schmerzen ist diese heilige Ergebung in den Willen unseres Gottes. Kein größeres Opfer können wir ihm bringen, als wenn wir seinem heiligsten Willen uns auf Leben und Tod übergeben. Ein vollkommenes Opfer ist dies, das er mit wunderbaren Gnaden und himmlischen Belohnungen aufwägt.
2. Nicht verwehrt zwar ist der Natur die Klage über ihr Leiden. Ja erlaubt auch ist ihr selbst die Bitte um Entfernung des bitteren Kelches, wenn anders sie mit Unterordnung unter den Willen ihres Schöpfers klagt und bittet. Niemand liebt uns inniger als er. Niemand weiß besser, was uns heilsam ist. Niemand auch ist bereitwilliger, uns zu helfen, wenn wir wahrhaftes Vertrauen zu seiner väterlichen Güte haben. Will er aber durch Trübsale uns heimsuchen, und für unsere Sünden als ein milder Vater uns bestrafen, so umfangen wir seine Strafrute mit Danksagung und Liebe, "denn weit weniger fordert er von uns, als unsere Missetaten verdienen".
3. Hefte den Blick fest auf deinen göttlichen Heiland, der in allen Mühsalen seines sterblichen Lebens aufs Innigste mit dem Willen seines himmlischen Vaters vereint war. Er sah in seinem heiligen Todeskampf das ganze abgrundtiefe Leiden vor sich, das ihm bereitet war, und seine menschliche Natur entsetzte sich darüber bis zu blutigem Schweiß. Dennoch aber siegte seine vollkommene Gleichförmigkeit mit dem Willen seines himmlischen Vaters, und er sprach: "Nicht wie ich will, sondern wie du!" Wie lieblich tönt dieser Gesang in den Ohren Gottes. Wie leicht ist das Reinigungsfeuer der Krankheit für eine Gott vollkommen ergebene Seele. Denn wenig oder nichts mehr bringt sie zur Reinigung in die Ewigkeit mit. Matthäus 26,42: "Dann ging er zum zweiten mal weg und betete: Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille."
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