
25. März - Das Fest Mariä Verkündigung
Erlauchte Jungfrau, hehr und groß,
Ein Lilienbettlein ist dein Schoß,
Worin als Kind, aus deinem Blut,
Der Sohn des Allerhöchsten ruht.
1. Begib dich im Geist der Andacht in die stille Kammer der Jungfrau zu Nazareth, die im Gebet heiliger Beschauung den Herrn dringend um das Heil der Welt anfleht, das er in allen Jahrhunderten durch Mose, David, Jesaja und alle Propheten hatte weissagen lassen. Noch ist sie in diesem feurigen Gebet begriffen, als der Engel des Allerhöchsten vor ihr steht, ihr zu verkündigen, sie selbst sei die, von Ewigkeit in Gottes Ratschluss erkorene Jungfrau, die den Sohn Gottes in ihrem keuschesten Leib empfangen und gebären soll. Die demütige Gottesmagd erschrickt, denn gleich der schneeigen Lilie, die ihre eigene Schönheit nicht kennt, erstaunt sie über diese unerhörte Botschaft.
2. Vieles spricht der Bote des Allerhöchsten zu der fleckenlosen Taube von den hocherhabenen Vorzügen des himmlischen Königs, ihres künftigen Sohnes. Doch nur überaus wenig die weise, sittsame, an Geist und Körper heilige Jungfrau, die, die Erste und Einzige im Alten Bund, ohne Vorbild und ohne Rat, auf innerliche Eingebung dem Herrn als beständige Jungfrau sich geweiht hatte. Erst als der heilige Engel sie versichert, sie werde die Mutterkrone mit dem Jungfraukranz vereinigen, und, nach Art und Weise der Propheten, ihr ein Beispiel der göttlichen Allmacht anführt, spricht sie, ganz in Gehorsam, Demut und Liebe aufgelöst: Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort."
3. O glorreiche Jungfrau, welche Seligkeit liegt in deinem Ausspruch. Jubelnd vernehmen deine Worte die heiligen Altväter und Mütter in der Tiefe, jubelnd die in Finsternisse versunkene Welt, ja freudig auch eilt der Himmelsbote zum Allerhöchsten mit deiner Antwort. Nimmermehr jedoch dringt ein Sterblicher, ja nimmermehr auch ein Engel in den besiegelten Abgrund der großen Dinge, die der Herr an dir, o Jungfrau der Jungfrauen, getan hat. Nur schweigen und anbeten können wir die Gnadenfülle, die Überschattung der Kraft des Allerhöchsten, die jungfräuliche Fruchtbarkeit, die Menschwerdung des ewigen Wortes in deinem Schoß. Von dieser Stunde an verehren die Engel dich als ihre Königin, und preisen dich selig alle Geschlechter. "Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes." (Lukas 1,42)
Zur Geschichte des Festes
Mariä Verkündigung ist eines der ältesten Marienfeste. Wurzelt es doch in dem bedeutsamsten Geschehen unserer Heilsgeschichte: der Menschwerdung des Sohnes Gottes, des göttlichen Wortes. Dreimal am Tag dankt die katholische Welt dem himmlischen Vater beim Aveläuten für dieses kostbare Geschenk, für die Menschwerdung seines vielgeliebten Sohnes. Durch die Festfeier am 25. März will die Liturgie sagen: noch neun Monate, und wir dürfen niederknien vor Gott in Menschengestalt.
Es ist darum begreiflich, dass dieses Fest bis in die ältesten Jahrhunderte zurückreicht. Die stadtrömische Liturgie feiert es am Mittwoch der Adventsquatember. Als eigener Festtag ist es historisch nachweisbar zunächst im Orient, und zwar schon im 5. Jahrhundert, im Abendland im 7. Jahrhundert. Leo XIII. erhob es zu einem Doppelfest erster Klasse.
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