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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 23.11.2022 06:53von Blasius • 3.922 Beiträge
Wie fromme Seelen den Tod erwarten sollen
O Tod, du milder Trost der Frommen.
Du stillest ihrer Sehnsucht Pein;
Sie heißen freudig dich willkommen,
Du führst sie in den Himmel ein.
1. Eine vollkommene Seele fürchtet den Tod nicht mehr: "die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht." (1. Johannes 4,18) Sie betrachtet den Tod als eine Pforte, die sie zu Gott, ihrer ewigen Liebe, führt, nach dem sie Tag und Nacht seufzt. Was auch würde sie mit diesem Leben verlieren? Einen Stand beständiger Gefahren, einen Weg, auf dem zahllose Feinde lauern, und wo sie von ihrer eigenen Gebrechlichkeit und von der Arglist des Teufels viel Böses zu fürchten hat, und daher in beständiger Angst schweben muss, von körperlichen Leiden und Drangsalen nicht zu sprechen: wie also sollte sie sich nicht erfreuen, von so vielem Elend befreit zu werden?
2. Warum fürchtest du denn den Tod? Was kann er dir hinwegnehmen, wenn du nichts Vergängliches liebst? Denn liebst du Gott allein, so gelangst du durch den Tod zu ihm. Ängstigt dich die Furcht, ob du zur Ruhe oder zur Strafe des Reinigungsfeuers in die Ewigkeit eingehst? Doch dies zu wissen, kommt dir nicht zu. Zagt auch die Natur, so vertraue darum nicht weniger lebend und sterbend auf deinen Gott. Aus dir selbst vermagst du es allerdings nicht, gut zu sterben. Gott aber, der dir verlieh, fromm zu leben, wird dir umso viel mehr verleihen, fromm zu sterben, als er dies fromme Leben dir nur wegen eines frommen Todes verlieh.
3. So wirf denn alle deine Sorgen auf Gott. Er, der im Leben deine Versuchungen dir überwinden hilft, wird auch im Tod dir beistehen. Eins nur ist furchtbar: die Sünde, die Ursache aller Übel in Zeit und Ewigkeit. Ist aber dein Herz rein von Sünden, und lebst du in der Gnade und Liebe deines Gottes, mit dem festen Willen, seine göttliche Liebe niemals zu beleidigen, dann wird kein Tod dir schaden, auch wenn er dich plötzlich überraschte, und du wirst ein mildes Gericht erfahren. Lukas 12,36-37a: "Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt. Amen.
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 27.11.2022 08:34von Blasius • 3.922 Beiträge
Von der christlichen Wachsamkeit
Willst du um den Himmel ringen,
Hüte wachsam dich vor Schlingen.
Weh dem Menschen, der nicht wacht,
Er versinkt in Todesnacht.
1. Oft und dringend ermahnt der Herr seine Jünger zur Wachsamkeit, und damit wir nicht etwa meinen, diese Ermahnung gehe sie allein an, fügt er bei: "Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!" (Markus 13,37) Unser himmlischer Lehrer kannte den Menschen. Er wusste, dass er über seinen wesentlichsten Pflichten gern einschlummert, dass er der Wachsamkeit und Anstrengung bald überdrüssig wird, dass nur Drohungen oder Furcht vor einem entsetzlichen Übel ihn aufschrecken, und nur die Hoffnung auf irgend ein großes Gut ihn wachsam erhält. Damit wir aber, wenn die ewigen Gegenstände dieser Furcht und Hoffnung verzögert werden, nicht in Gleichgültigkeit und Schlafsucht versinken, und diese großen Wahrheiten nicht mehr auf uns einwirken, sprach er oftmals warnend: Wachet und betet!"
2. Beherzigen wir diese Worte unseres Herrn, und lassen wir uns von den Kindern dieser Welt nicht beschämen. Schläft etwa der Geizige, wenn er durch seine Wachsamkeit einen großen Schatz gewinnen kann? Oder schläft der Ehrsüchtige, der nach einer Ehrenstelle ringt, die er sicher ist zu erlangen, für die er Fleiß, Sorgfalt und Wachsamkeit anwendet? Oder aber schläft, nach dem Gleichnis des Herrn, ein Hausvater, wenn er weiß, dass Diebe bei ihm einbrechen wollen? Wie weit mehr Ursache haben wir zu wachen, die wahren Güter unserer Seele, die Güter der Gnade, zu bewahren und zu vermehren.
3. Alle Schmach verdient ein Held, der ein Königreich erobern will, wozu alle Mittel ihm zu Gebote stehen, wenn er es aus Nachlässigkeit und Schlafsucht verliert. Verdienen aber wir selbst nicht ewige Schmach, die wir ein ewiges Reich erobern sollen, das zu erlangen Gott alle Mittel uns gegeben hat, wenn wir, statt zu kämpfen, vor Überdruss einschlafen, zumal da wir wissen, dass wir, wofern wir dies Reich nicht erobern, ewig unglücklich sein werden? So wachen wir denn und sind wir unablässig auf unserer Hut, da zahllos die Feinde sind, die an der Eroberung dieses himmlischen Reiches uns hindern wollen. 1. Thessalonicher 5,4+6: "Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern, so dass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 02.12.2022 05:41von Blasius • 3.922 Beiträge
Der Verlust Gottes ist die größte Strafe der Verdammnis
O meine Seele, suche Gott von Herzen
In dieser kurzen Lebenszeit.
Sonst seufzest du vergeblich einst in Schmerzen
Um die verlorne Seligkeit.
1. Die schrecklichste Strafe der Verdammnis ist Gottes ewiger Verlust. Unsere Seele hat eine unermessliche Auffassungskraft, die nur Gott allein erfüllen kann, doch wird sie in diesem Leben vielfältig zerstreut. Sie fühlt sich gewaltsam und unüberwindlich zu Gott hingezogen; doch wird diese Anziehung hienieden durch die Geschöpfe gleichsam aufgehalten. Sie hat eine natürliche Idee von der unendlichen Schönheit und Herrlichkeit Gottes; doch wird diese Idee durch die Schwere ihres Körpers und das Verderbnis der Sinne verdunkelt und geschwächt. Ist sie aber einmal vom Körper gelöst und fern von diesen Dingen, dann fühlt sie einen unermesslichen Hunger nach ihrer wahren Glückseligkeit, die keine andere als Gott selbst ist.
2. Nun ist der Zauber der Geschöpfe verschwunden, die ihr Herz gefesselt hielt. Gelöst ist die Binde, die sie abhielt, Gott zu erkennen. Sie erkennt ihn als die unendliche Schönheit, Lieblichkeit, als den Urquell aller Seligkeit, der allein ihr unendliches Verlangen sättigen kann, und eilt schneller, denn jeder Pfeil, nach ihm, ihrem ewigen Ziel, ihn zu umfangen und unzertrennlich mit ihm sich zu vereinigen. Doch eine unsichtbare und allmächtige Hand stößt sie zurück, und nun beginnt ihr namenloser Schmerz, ihre unendliche Verzweiflung. Sie will Gott lieben und kann es nicht. Sie erkennt ihn als ihre einzige Glückseligkeit, und kann ihn nicht besitzen. Sie fühlt sich gewaltsam zu ihm angezogen, und wird ewig gewaltsam zurückgestoßen. Diese verschmähte Liebe wandelt sich in den grimmigsten Hass, sie wütet gegen sich und gegen Gott, sucht sich selbst zu vernichten und vermaledeit ewig Gott, der sie erschuf und auf ewig verwarf.
3. Was für eine schreckliche Pein, ewig nach Gott, der unendlichen Glückseligkeit, zu ringen, die sie niemals besitzen wird, ewig zu hassen, wonach sie ewig vergeblich sich sehnt. Dieser folternde Schmerz ist die unglückselige Beschäftigung der Verdammten in alle Ewigkeit. Ich habe Gott, die unendliche Glückseligkeit, verloren, auf ewig verloren, durch meine eigene Schuld verloren; habe ihn wegen der Lust eines Augenblicks verloren, und mich selbst in den Abgrund der unglückseligen Ewigkeit gestürzt. Jeremia 6,29-30: "Der Blasebalg schnaubt, doch das Blei bleibt unberührt vom Feuer. Umsonst versucht der Schmelzer zu schmelzen; die Bösen lassen sich nicht ausscheiden. Verworfenes Silber nennt man sie; denn verworfen hat sie der Herr."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 03.12.2022 06:32von Blasius • 3.922 Beiträge
Vom Übel der erblichen Schuld
Höre, Herr, mein heißes Flehen,
Sende Licht in meine Nacht.
Sieh, mein Herz vergeht vor Wehen,
Rette mich durch deine Macht.
1. Herr, mein Gott, zitternd bete ich den Abgrund deiner Gerichte an. Mein Elend, Herr, bekenne ich dir. Sieh, mehr liebe ich meine Wunden, als die Gesundheit, mehr die vorübergehende Täuschung, als die ständige, ewige Wahrheit. Ich erkenne das Gute, und - tue, ach, das Böse. Wie aber ich, so alle, die aus Adam geboren sind. Woher, mein Schöpfer, diese tiefen Wunden der menschlichen Natur? Kam diese edle Natur also verkehrt aus deiner Hand? Niemals!. Zum Flug ist der Vogel, zu schnellem Lauf der Hirsch erschaffen, und krank ist der Vogel, der zu keinem Flug, krank der Hirsch, der nicht zum Lauf sich erheben kann. Und nicht krank, nicht bis ins Innerste verwundet wäre die Seele, die du geschaffen hast, dich, unendliche Majestät, zu erkennen und zu lieben, und die zu schwach zu aufopfernder Liebe ist?
2. Woher diese Krankheit, dies tiefe Elend, das nicht von dir, der ewigen Liebe, kam? Angeboren sind mir und allen Sterblichen diese schweren Übel, über die ich vor dir seufze. Denn also sehe ich den Menschen, soweit die Geschichte reicht. Vor ihrer Pforte aber zeigt mir der Cherub mit dem Flammenschwert ein Menschenpaar, aus dessen Brust sie hervorgingen, und ihnen folgte der Anfang des Todes: Tränen, Wehen, Verbrechen und zweifacher Tod, als ein schreckliches Geleit, das auf alle ihre Nachkommen sich vererbte.
3. Unendliche Majestät, kein Schatten der Ungerechtigkeit ist in dir. Nur zu deiner eigenen ewigen Verherrlichung konntest du, aller Wesen Ursprung und Ziel, erschaffen. Und voll wurde die Summe deiner Verherrlichung, ob der Mensch stand oder fiel, denn was deiner Rechten entfloh, das fiel in deine Linke. Erleuchtet hattest du den Menschen mit dem Licht deines Antlitzes, bewaffnet mit ursprünglicher Gerechtigkeit. Aber nicht reichen konntest du die Siegeskrone dem Untreuen, der im notwendigen Prüfungskampf nicht bestand. Zur Seite hast du ihm gestanden, ihn zu krönen, wenn er siegt, zu heilen, wenn er fällt. Und deine unermessliche Barmherzigkeit bereitete dem Gefallenen einen überreichlichen Quell des Heils und der Erlösung. Rufen wir mit dem Psalmisten: "Herr, erbarme dich meiner und heile meine Seele, denn gesündigt habe ich vor dir."
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RE: Vom Reich Gottes
in Wort- und Begrifferklärungen 05.12.2022 07:55von Blasius • 3.922 Beiträge
Vom Jüngsten Gericht
Erscheinest, Herr, mit Macht du zum Gericht,
Dann kommt auch das Verborgenste ans Licht.
Laut jubeln deine Schafe, dich zu sehen,
Indes die Böcke in Verzweiflung stehen.
1. Der Schall einer furchtbaren Posaune dröhnt heute in der ganzen Kirche Gottes und verkündet uns das Jüngste Gericht des Herrn. Wer auf den Schall dieser Posaune nicht erwacht, der schläft nicht, er ist tot. Was wird uns je erwecken, wenn nicht die Schrecknisse dieses Gerichts, nach dem die Gerechten jubelnd in die ewigen Freuden des Himmels einziehen, die Verworfenen aber mit Satan und seinen Engeln in das ewige Feuer verstoßen werden? Ist aber vielleicht diese Erschütterung des ganzen Himmels, die Verfinsterung der Sonne und der Fall der Sterne noch fern, so ist dagegen die Erschütterung unseres Körpers, die Verfinsterung der Sterne unserer Augen, die gewaltsame Trennung unserer Seele von unserem Leib uns sehr nahe, worauf das Gericht erfolgt, das über unsere Ewigkeit entscheidet.
2. Dies ist jener große Tag des Herrn, der nun nicht mehr in der Demut des Stalles, sondern mit großer Glorie und Majestät auf den Wolken des Himmels und von allen seinen Engeln umgeben erscheint, alle Völker der Erde zu richten. Es ist der Tag der großen Wiedergeburt der Welt, wo der Schall der Posaune in die Gräber dringt und alle Toten zur Auferstehung erweckt. Aber was für ein Unterschied zwischen den Erstandenen! Glänzen werden die Gerechten gleich Sonnen und in großer Sicherheit stehen, indes die Verworfenen gleich schauderhaften Nachtgespenstern in Angst erbeben, und den Bergen rufen, über sie zu fallen, und den Hügeln, sie zu verbergen vor des Richters Angesicht. Zu welchen werden wir dann gehören?
3. Erscheinen wird dann das Kreuz, die königliche Siegesfahne Jesu Christi, und die Gottlosen überzeugen, was Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit für sie getan hat, und wie sie dagegen seine Erbarmungen mit Füßen traten und sich selbst mutwillig in die ewige Verdammnis stürzten. Lass dir nur kein Kreuz schwer fallen, denn mit einem Gewicht unendlicher Glorie werden dann alle deine Leiden aufgewogen werden. Freudig wirst du dann dein Haupt erheben, weil deine Erlösung, dein Einzug in den glorreichen Himmel nahe ist. "Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war." (Offenbarung 20,12b)
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