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#131

RE: Vom Reich Gottes

in Wort- und Begrifferklärungen 05.06.2024 15:04
von Blasius • 3.922 Beiträge





Dankbarkeit für Gottes Wohltaten



Herr, es preise dich mein Leben;

Denn, o Urquell alles Lichts,

Du entriefest mich dem Nichts,

Und hast mich mir selbst gegeben.



1. Die Dankbarkeit ist eine Schuld, die wir in demselben Augenblick eingehen, wo wir eine Wohltat empfangen. Und es ist eine Ungerechtigkeit, diese Schuld nicht zu bezahlen. Eine noch schreiendere aber, sie nicht zu erkennen. Erkennst du diese Schuld? Was bist du aus dir selbst? Nichts, und abermals nichts! Wer hat Dasein, Leben, Gesundheit, Fähigkeiten, wer alle Gaben dieses, alle Verheißungen des künftigen Lebens dir gegeben? Kam dir nicht alles aus der Hand der göttlichen Freigebigkeit? Wie aber bezahlst du diese Schuld? Bezahlst du sie nicht jeden Tag, so bist du undankbar und ungerecht, da kein Tag, keine Stunde, ja kein Augenblick vergeht, wo Gott dich nicht erhält und dir Gutes erzeigt.



2. Die Dankbarkeit ist eine Tugend, durch die wir erkennen, dass alles Gute uns von Gott zukommt, und die uns drängt, ihn als unseren allerhöchsten Wohltäter zu verehren, zu lieben, und alles, was wir sind und haben, ihm als seine Gaben anzueignen. Wie übst du diese Tugend? Gedenkst du der göttlichen Wohltaten? Ist dein Herz davon durchdrungen? Rechnest du Gottes Gaben nicht deiner Betriebsamkeit, deinem Fleiß an? Ach, mein Gott, zu meiner Beschämung bekenne ich vor dir, dass ich das undankbarste und ungerechteste deiner Geschöpfe bin. Alles, Herr, verdanke ich dir, mein Undank aber verdiente fürwahr, dass du alle deine Wohltaten mir entziehst.



3. Die Dankbarkeit ist schließlich ein Lobopfer, das Gott von uns erwartet, und zu dem seine Schrift uns ermahnt, die spricht: "Bring Gott als Opfer dein Lob, und erfülle dem Höchsten deine Gelübde." (Psalm 50,14) Wann und wie bringst du Gott dieses Lobopfer? Mit jedem Atemzug sollten wir Gott loben und ihm danken, denn jeder Augenblick ist eine Wohltat seiner Hand, die er uns nicht schuldig ist. Sind wir also dankbar Gott gegenüber. Auf unendliche Weise hat er dies um uns verdient. Undank verschließt sich selbst die Pforte der göttlichen Wohltaten, aber gern verleiht Gott seine Gaben einem Herzen, das seine Barmherzigkeit lobpreist. "Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört." (1. Thessalonicher 5,18)

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zuletzt bearbeitet 05.06.2024 15:04 | nach oben springen

#132

RE: Vom Reich Gottes

in Wort- und Begrifferklärungen 06.06.2024 08:30
von Blasius • 3.922 Beiträge





Vom Trost der Hoffnung der Auserwählten



Süße Hoffnung, Himmelsfriede,

Du erhebst des Pilgers Herz,

Heilst mit Balsam seinen Schmerz,

Und entzückest das Gemüt,

Das für Ewiges erglüht.



1. In allen deinen Trübsalen erhebe deinen Blick mit fester Hoffnung zum Himmel, und alles wird dir erleichtert und versüßt werden. Eine wunderbare Tugend ist diese heilige Hoffnung, die auf dem Glauben an Gottes Verheißungen ruht, und Belohnung hat sie selbst in diesem Leben. Denn gleichwie der Glaube, der festen Schrittes auf dem Weg der Gebote fortschreitet, immer an Licht zunimmt, so dass er bei vollkommenen Seelen der Anschauung nahe kommt: also gewinnt auch auf demselben Weg die Hoffnung eine solche Stärke, dass sie die künftigen Güter gleichsam schon zu besitzen glauben, weil sie die Verschreibung des himmlischen Königs in Händen haben.



2. O wie wunderbar ist die Sicherheit, die Freude, die diese heilige Hoffnung in getreue Seelen ergießt. Mächtig kräftigt sie die Seelen, vorübergehende Dinge zu verachten, himmlische zu lindern, und um ihrer willen alles zu tun und zu leiden. Gleichwie bei Gefahren die Vögel in die Lüfte sich aufschwingen, so erheben heilige Seelen, wenn die Welt sie bedrängt, die Traurigkeit sie peinigt, der Feind ihnen nachstellt, mit den Flügeln dieses Glaubens und dieser Hoffnung sich in die himmlischen Höhen, schauen dort im Geist die ewigen Belohnungen, und ertragen, um sie zu erlangen, Trübsale, Verfolgungen und Schmerzen. Diese Anschauung erfüllte die Apostel und alle heiligen Märtyrer mit unbeschreiblichem Trost in ihren Trübsalen und Peinen.



3. Aber wie wunderkräftig zeigt sich diese Hoffnung heiliger Seelen bei ihrem Tod. Denn wodurch wird der Tod so bitter, so schrecklich? Durch die Anhänglichkeit an dieses Leben und die Angst vor der Rechenschaft und der unglückseligen Ewigkeit. Eine solche Seele aber ist längst von der Erde gelöst, und fern von dieser schrecklichen Angst des Sünders. Ihr Herz glüht vor Verlangen, mit ihrem Gott vereint zu werden. Er war ihr Ziel im Leben, er ist ihre Sehnsucht im Tod. Auf diesen Anker also gestützt, und durch die Trübsale des Lebens gereinigt, erwartet sie voll des feurigsten Verlangens ihr Sterben. Jesus Sirach 1,13: "Dem Gottesfürchtigen geht es am Ende gut, am Tag seines Todes wird er gepriesen."

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#133

RE: Vom Reich Gottes

in Wort- und Begrifferklärungen 07.06.2024 19:47
von Blasius • 3.922 Beiträge



Prüfest, Herr, du die Vergehen:

Wer kann je vor dir bestehen.

Es erzittert mein Gebein,

Denke ich an dein Gericht.

Selbst die Himmel sind nicht rein,

Herr, vor deinem Angesicht.


1. Wenn ich, Herr, deine Gerichte betrachte, dann erzittert mein Gebein in mir, und es vergeht mein Geist bei dem Gedanken, dass ich bald vor deinem Richterstuhl erscheinen muss. "Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!" ruft dein Apostel aus. (Hebräer 10,31) Selbst deine Heiligen, die ihr ganzes Leben in Unschuld und Buße verlebt hatten, erbebten in ihrer letzten Sunde, ob sie auch nichts Böses sich bewusst waren. Denn sie wussten, dass deine Augen bis ins Innerste der Gedanken dringen, und dass deine Urteile unendlich verschieden von dem Urteil der Menschen sind.



2. Zittert aber die Zeder auf dem Libanon, was soll dann das Rohr in der Wüste. Erbebt die Unschuld und Heiligkeit, nicht rein befunden zu werden vor deinen Augen: wie soll die tägliche und veraltete Bosheit nicht erbeben? "Und" - spricht dein Apostel - "wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird man dann die Frevler und Sünder finden?" (1. Petrus 4,18) Wenn Jeremias, der noch im Mutterleib geheiligt worden war, deinen Zorn so sehr fürchtete, dass er nicht wusste, wohin er fliehen kann: was soll ich tun, der ich in Sünden empfangen wurde, und unaufhörlich in Sünden lebte? Ach, was wird es sein, wenn das Buch unseres Lebens aufgeschlagen wird, wenn die verborgenen Missetaten ans Licht treten, wenn du die Gnaden schauen wirst, die zu deinem Heil dir gegeben waren, und die du in den Wind geschlagen hast?



3. Psalm 143,2: "Herr, geh mit deinem Knecht nicht ins Gericht; denn keiner, der lebt, ist gerecht vor dir." Durchforschst du mein Leben und meine Sitten ohne Barmherzigkeit, dann verschwindet alle meine Hoffnung. Denn nichts finde ich, mich zu rechtfertigen. Auf tausend Fragen finde ich keine Antwort, keine Entschuldigung. Verstummen muss ich, wenn du die Ärgernisse mir vor Augen stellst, die ich gegeben habe. Still werden muss ich angesichts der Beispiele deiner getreuen Diener, die zur Besserung meines Lebens mich ermahnten. Herr, mein Gott, in Zerknirschung meines Herzens falle ich zu den Füßen deiner Barmherzigkeit nieder und bitte in Demut: "Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm!" (Psalm 6,2)

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zuletzt bearbeitet 07.06.2024 19:51 | nach oben springen

#134

RE: Vom Reich Gottes

in Wort- und Begrifferklärungen 09.06.2024 08:41
von Blasius • 3.922 Beiträge





Ergebung in Leiden



Herr, aus tiefbetrübtem Herzen

Tönt mein traurig Lied zu dir.

Doch mein Trost sind Kreuz und Schmerzen,

Denn du sandtest selbst sie mir;

Und nur dadurch kann ich rein,

Und dir, Jesus, ähnlich sein.



1. Gepriesen, mein Gott, sei dein heiliger Name in dieser Stunde. Denn deine Hand ist es, die diese bitteren Trübsale mir sendet. Immer aber wird deine Hand von deinem Herzen, und dein Herz von deiner Liebe geleitet. Darum auch, mein Gott, ist deine Züchtigung mir nicht sowohl ein Zeichen deines Zornes, als ein Beweis deiner Liebe. Willkommen also sei mir deine Zuchtrute, denn du strafst als Vater, und weniger schwer als die Hand der Menschen ist deine Hand, weil deine Barmherzigkeit sie führt. Fällt auch die Pein des Augenblicks der Natur schmerzlich, so ist doch deine milde Strafe eine heilsame Arznei, die meine Seele reinigt, heilt und erleuchtet.



2. Unendlich mehr, mein Gott, - dies erkennt meine Seele, - haben meine Sünden und meine Nachlässigkeit verdient. Denn, fürwahr, ein böser Knecht bin ich, der ich den Willen meines Herrn erkannt, und nicht getan habe. Und gut tut es mir, dass du in dieser Zeit mich gelinde bestrafst, um mich nicht auf ewig zu verwerfen. Auch ist es mir ein großer Trost, dass du, wenn du mich bestrafst, und nichts Gutes in mir findest, das deiner Belohnungen würdig ist, wenigstens Schmerz und Elend findest, die deiner Erbarmungen würdig sind. Darum, o mein Gott, bitte ich dich: Sende mit dem Kreuz mir zugleich Geduld, damit ich es zu deiner Ehre trage, deine Gerechtigkeit besänftige, und deine Gnade verdiene.



3. Was auch, o Jesus, mein Gott und Erlöser, sind alle meine Leiden, wenn ich sie mit den unsagbaren Schmerzen vergleiche, die du in unendlicher Liebe am heiligen Kreuz erlitten hast, von ewigen Schmerzen mich zu befreien. O gib mir einen Funken dieser feurigen Liebe, dass mein ganzes Herz für dich erglüht, und ich im Leiden mich dir gleichförmig bilde. Nimm, Herr, dieses geringe Leiden als ein Opfer auf, das ich dir, meinem gekreuzigten Heiland, bringe, und vereinige es mit deinem unermesslichen Opfer, damit es dadurch geheiligt, und deinem himmlischen Vater wohlgefällig werde. Mit dir, meinem göttlichen Heiland, spreche ich: "Vater, nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen!" (Lukas 22,42b)

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#135

RE: Vom Reich Gottes

in Wort- und Begrifferklärungen 14.06.2024 06:20
von Blasius • 3.922 Beiträge




Entzünde, heil`ger Geist, mit einem Blitz

Der heil`gen Liebe meine kalte Seele,

Und nimm darin dann deinen Wonnesitz:

Dass sie durch dich die göttlichen Befehle

In Schmerz und Freude gleich getreu vollbringe,

Und deiner Gnade Lobgesänge singe.



1. Betrachte die wunderbaren Wirkungen des göttlichen Geistes. Den Tröster und den Geist der Wahrheit nennt Jesus ihn, der Zeugnis von ihm geben wird: damit auch wir von Jesus Zeugnis geben. Nimmermehr hätten, ohne die übernatürliche Kraft seines himmlischen Trostes, die Apostel den Tod und alle Leiden besiegt, die sie bei der Verkündigung des Evangeliums erlitten. Und nicht nur bei ihnen, sondern fortwährend wirkt dieser göttliche Geist, seit seiner Sendung, in den Herzen aller wahren Gläubigen. Er kräftigt uns durch den starken Trost seiner Liebe, uns selbst Gewalt anzutun, alle Feinde unseres Heils zu besiegen, und die Gottheit, die Erlösung und das Mittleramt Jesu Christi standhaft gegen alle seine Widersacher zu verteidigen, damit die heilige Kirche bis ans Ende der Zeiten siegreich fortbestehe.



2. Dieser Heilige Geist ist auch der Geist der Wahrheit, der irreligiöse Irrsale besiegt und zerstreut, über die Wahrheiten des Glaubens uns innerlich erleuchtet, den Geist des Evangeliums unseren Herzen einprägt, das Nichts vergänglicher Dinge, die Wege des Heils, die unsterblichen Belohnungen der Ewigkeit durch sein innerliches Licht uns zeigt, und unseren Glauben dergestalt kräftigt, dass wir lieber das Leben, als diesen göttlichen Glauben opfern. Sehr viele solcher tapferen Streiter zählte die Kirche zu allen Zeiten. Reihen auch wir uns an sie an, und entsprechen wir den Eingebungen des Heiligen Geistes getreu, denn nur in seiner Schule werden Himmelsbürger erzogen.



3. Der Heilige Geist ist wesentlich der Geist der Heiligung in allen Seelen, die zur Heiligkeit gelangen. Prüfen wir aber uns selbst, in wie fern wir seinen göttlichen Anregungen folgten. Sind unsere Gedanken und Absichten geheiligt? Zielen sie nach Gottes Liebe und Verherrlichung? Ist unser Herz von der Welt gelöst? Hassen wir die Sünde über alles? Haben wir unsere Leidenschaften unterjocht? O welche große Arbeit bleibt uns noch, bis wir hierin zur Vollkommenheit gelangen? Doch werden wir nicht mutlos, sondern rufen wir diesen Geist der Wahrheit, des Trostes und der Heiligung inbrünstig an, und seine Gnade wird uns erleuchten und stärken. "Wir wollen Gott so dienen, wie es ihm gefällt, in ehrfürchtiger Scheu." (Hebräer 12,28b)


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zuletzt bearbeitet 14.06.2024 06:33 | nach oben springen


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