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#276

RE: Religion und Wahrheit

in Das grosse Glaubensbekenntnis 22.01.2024 21:41
von Aquila • 7.068 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !


Gerade angesichts der aktuell vermehrt auftauchenden Versuche von "zeitgemässen Relativierungen" der immerwährenden Lehre der Kirche, ist es notwendig, grundlegende Wahrheiten immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Eine zentrale davon ist die Tatsache, dass nicht alle Menschen gerettet werden.....oder genauer ausgedrückt nicht gerettet werden wollen.
Das heute gleichsam einem Jeden "Nachwerfenwollen" des ewigen Seelenheiles unabhängig des Lebenswandels ist mit ein Grund für das nahezu verlorengegangene Sündenbewusstsein und für den seelenheilsnotwendigen Willen zur Umkehr.
Unser Herr und Gott Jesus Christus hat sein kostbarstes Blut für alle Menschen vergossen.....
doch nicht alle wollen aus diesem Kelch trinken; es ist der freie Willensakt des Verweigerns der Mitarbeit an den Gnaden des Heiligen Geistes.
daher heisst es auch bei der hl. Wandlung richtigerweise "mein Blut, das für viele vergossen wird".


Die Kirche lehrt die Vorherbestimmung (Prädestination) zur ewigen Seligkeit ! (selbstredend nicht die Häresie eines Calvin )
vielmehr den Ewigen Göttlichen Willensratschluss im Hinblick auf die himmlische Seligkeit.
Konkret:
Das Konzil von Trient hält fest, dass die allerheiligste Dreifaltigkeit,
Gott.....durch Seinen Ewigen Willensratschluss vorherbestimmt hat, wer die ewige Seligkeit erreichen wird und wer nicht.

Wobei anzumerken ist,dass die gesamt Schöpfung ein einziger Gedanke (!) Gottes ist.Gott kennt keine "Zeitenreihenfolge"....Er ist Ewige Gegenwart....
Allmächtiger und Allwissender ..
...

Er weiss also um jene, die die ewige Seligkeit erlangen.

Der hl. Paulus:
-

Röm 8,29
denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt,
an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei.


-

Und der hl. Paulus im Brief an die Epheser:
-

Eph 1,11
Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt
nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht wie er es in seinem Willen beschließt
;


-


"Wenn der Kelche des menschlichen Heiles nicht getrunken wird, kann er nicht heilen"
Diese Lehrwahrheit wurde bereits im Jahre 853 wurde auf der Synode von Quierzy festgeschrieben im Dekret "Über den freien Willen des Menschen und über die Vorherbestimmung".
Der Wortlaut:
-

Gott der Allmächtige hat den Menschen ohne Sünde, rechtschaffen und mit freiem Willen ausgestattet erschaffen und ins Paradies gestellt;
er wollte, daß dieser in der Heiligkeit der Gerechtigkeit bleibe.
Weil der Mensch von dem freien Willen übel Gebrauch machte, sündigte er und ist gefallen und ward zur »Masse der Verdammnis« des ganzen menschlichen Geschlechts.
Der gute und gerechte Gott aber hat aus eben dieser Masse der Verdammnis gemäß seinem Vorherwissen erwählt, welche er durch die Gnade vorherbestimmt hat zum Leben, und hat ihnen das ewige Leben vorherbestimmt;
von den übrigen jedoch, die er durch gerechtes Urteil in der Masse der Verdammnis beließ, wußte er vorher, daß sie ins Verderben gehen würden, aber er hat ihnen nicht vorherbestimmt, ins Verderben zu gehen; doch er hat ihnen, weil er gerecht ist, ewige Strafe vorherbestimmt.
Und darum sagen wir, daß es nur eine einzige Vorherbestimmung gibt,
die entweder auf das Geschenk der Gnade abzielt oder auf gerechte Vergeltung.


Die Freiheit des Willens haben wir im ersten Menschen verloren, und wir haben sie durch Christus unsern Herrn empfangen;
wir haben sowohl den freien Willen zum Guten, unter Vorausgang und Hilfe der Gnade, als auch den freien Willen zum Bösen in Ermangelung der Gnade.
Den freien Willen aber haben wir, weil er durch die Gnade befreit und durch die Gnade von der Verdorbenheit geheilt ist.

Gott der Allmächtige "will, daß alle Menschen" ohne Ausnahme "gerettet werden", (1 Tim 2,4)
wiewohl nicht alle gerettet werden.
Daß aber manche gerettet werden, ist Geschenk dessen, der rettet;
daß hingegen manche ins Verderben gehen, ist das Verdienst derer, die ins Verderben gehen.

Wie es keinen Menschen gibt, gab oder geben wird, dessen Natur in Christus Jesus unserm Herrn nicht angenommen wäre, so gibt, gab und wird es keinen Menschen geben, für den er nicht gelitten hätte, wiewohl nicht alle durch das Mysterium seines Leidens erlöst werden.
Daß nun aber nicht alle durch das Mysterium seines Leidens erlöst werden,
liegt nicht an der Größe und Fülle des Lösepreises,
sondern ist denen anzulasten, die untreu sind und nicht glauben mit dem Glauben, "der durch die Liebe wirkt".
Denn der Kelch des menschlichen Heils, welcher bereitet ist aus unserer Schwäche und göttlicher Kraft, hat es zwar an sich, allen zu nützen; doch wenn er nicht getrunken wird, heilt er nicht
.

-


Und als Bestätigung aus "Grundriss der Dogmatik" von Ludwig Ott:
-

114.
Gott gibt allen Gerechten hinreichende Gnade (gratia proxime vel remote sufficiens) zur Beobachtung der göttlichen Gebote.
115.
Gott hat durch seinen ewigen Willensratschluss bestimmte Menschen zur ewigen Seligkeit vorherbestimmt.
116.
Gott hat durch seinen ewigen Willensratschluss bestimmte Menschen wegen ihrer vorhergesehenen Sünden zur ewigen Verwerfung vorherbestimmt.

-

Zu 116 sind noch noch einige klärende Anmerkungen unabdingbar.
Diese sind entnommen aus "kathpedia":
-

Unter Reprobation versteht man den ewigen göttlichen Willensratschluss, dass bestimmte Menschen von der ewigen Seligkeit ausgeschlossen sind.
Der Begriff steht im Gegensatz zur Prädestination.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Feststellung, dass Gott bei der Prädestination mit seiner Gnade positiv wirkt,
bei der Reprobation hingegen er die Sünde, die der Grund für die Verdammnis ist, nur zuläßt.

Nach der Lehre der Kirche gibt es eine bedingte positive Reprobation.
Dabei nimmt der göttliche Willensratschluss auf die vorausgesehenen zukünftigen Mißverdienste Rücksicht.
Damit wird gesagt, dass Gott nicht von vorherein die Verdammnis bestimmter Menschen möchte.
Der heilige Augustinus sagt dazu:
"Gott ist gut, Gott ist gerecht.
Er kann niemand ohne gute Verdienste retten, weil er gut ist;
aber er kann niemand ohne schlechte Verdienste verdammen, weil er gerecht ist." (Contra Jul. III 18, 35)

-


So wie unser Herr und Gott Jesus Christus auf Erden den Nutzen Seiner Reden bei den Ihm Zuhörenden unterschied, so tat Er es auch voraussehend bez. den Zuhörenden nach Seiner Himmelfahrt:

Dazu der hl. Augustinus:
-
"Sowohl Jünger wie nichtgläubige Juden hörten dem Herrn beim Reden zu;
sowohl Wahrheitsliebende wie Lügner lauschten der Wahrheit;
sowohl Freund wie Feind hörte die Liebe reden;
sowohl Gut wie Böse lauschte dem Guten.

Jene hörten,
Er aber unterschied sie voneinander:
Wem seine Rede nützte und nützen würde, sah Er und sah Er voraus.
In jenen nämlich, die damals lebten, sah Er es;
in uns hingegen, die wir später kommen sollten, sah Er es voraus.
"

-

Für uns bleibt diese Vorherbestimmung ein Geheimnis.
Umsomehr als dieses Voraussehen Gottes auch das Mitwirken der Glieder Seines mystischen Leibes, - der Heiligen Mutter Kirche - beinhaltet.
Unser Erlöser will denn die Mitwirkung der Glieder Seines mystischen Leibes bei der Ausführung des
Erlösungswerkes.

Papst Pius XII. in seiner Enzyklika "Mystici Corporis" aus dem Jahre 1943:
-
"Es ist ein wahrhaft schauererregendes Mysterium, das man niemals genug betrachten kann: daß nämlich das Heil vieler abhängig ist von den Gebeten und freiwilligen Bußübungen der Glieder des geheimnisvollen Leibes Jesu Christi, die sie zu diesem Zweck auf sich nehmen".
-


zuletzt bearbeitet 23.01.2024 08:01 | nach oben springen

#277

RE: Religion und Wahrheit

in Das grosse Glaubensbekenntnis 24.01.2024 21:30
von Aquila • 7.068 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus!



Eine weitere zentrale Glaubenswahrheit:
Wahren Frieden auf Erden erfahren nicht alle Menschen;
sondern:
"Frieden auf Erden den Menschen guten Willens".
Eine kurze prägnante Definition dieser Wahrheit von
Ludolf von Sachsen (1300-1377) in "Das Leben Jesu Christi":
-

"Und Friede auf Erden den Menschen,
nicht irgendwelchen Menschen, sondern jenen, die guten Willens sind. (Lk. 2,14),
jenen also, die den menschgewordenen Christus guten Willens aufnehmen und nicht verfolgen."

-
Das heisst selbstredend auch die Heilige Mutter Kirche als die Braut Christi anzunehmen und nicht zu verfolgen!

Die den Hirten erschienene Engelschar preiste Gott mit den Worten:
Lk 2,14 Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

-

Diese Glaubenswahrheit finden wir auch im "Gloria":

Gloria in excelsis deo.
Et in terra pax hominibus bonae voluntatis.

Laudamus te.
Benedicimus te.
Adoramus te.
Glorificamus te. Gratias agimus tibi
propter magnam gloriam tuam.
Dominus Deo, Rex caelestis,
Deus Pater omnipotens.
Domine Fili unigenite, Jesu Christe.

Dominus Deus, Agnus Dei, Filius Patris,
qui tollis peccata mundi,
miserere nobis.
Qui tollis peccata mundi
suscipe deprecationem nostram.
Qui sedes ad dexteram Patris,
miserere nobis.

Quoniam tu solus sanctus.
Tu solus Dominus.
Tu solus Altissimus:
Jesu Christe.
Cum Sancto Spiritu,
in gloria Dei Patris.

Ehre sei Gott in der Höhe
und Frieden auf Erden den Menschen guten Willens.

Wir loben dich,
wir preisen dich,
wir beten dich an,
wir rühmen dich und danken dir,
denn groß ist deine Herrlichkeit:
Herr und Gott, König des Himmels,
Gott und Vater, Herrscher über das All,
Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus,

Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters,
du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
erbarme dich unser;
du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
nimm an unser Gebet;
du sitzest zur Rechten des Vaters:
erbarme dich unser.

Denn Du allein bist der Heilige,
du allein der Herr,
du allein der Höchste:
Jesus Christus,
mit dem Heiligen Geist,
zur Ehre Gottes, des Vaters.

-

Msgr. Michael Schmitz, Generalvikar des Instituts Christus König und Hoherpriester über die Verkündigung des wahren Friedens:
-

[....]
"Der Friede der Welt, das Geheimnis des Elendes und Ähnliches mehr, werden auf einen Platz gehoben, den sie in der Verkündigung der Kirche niemals gehabt haben und auch nicht haben dürfen.

Wenn uns aber all dies aus dem Glauben geschenkt wird, sind sie vielmehr Folgen des einen wahren Glaubens.
Sie sind dann die Konsequenzen davon, daß die Menschen sich in ihren Herzen der Gnade öffnen,
sich auf Gott konzentrieren, und Ihm die geschuldete Ehre erweisen.
Nur dann kann der Friede kommen, nur dann können die Menschen besser miteinander leben, nur dann wird denen geholfen, die sonst unterdrückt würden.
Gott muß immer im Zentrum stehen.
Das haben verschiedene Päpste in ihrem Kampf gegen diesen Säkularismus bis heute immer wieder unterstrichen.
Wir dürfen nicht zulassen, daß durch die Reduzierung der katholischen Religion auf das innerweltlich Nützliche die Notwendigkeit der Erlösung, das Wesen der Menschwerdung und seine Folgen, die Gottheit Christi und schließlich die Heilsnotwendigkeit unserer Religion und Kirche in Frage gestellt werden."

-


zuletzt bearbeitet 24.01.2024 21:43 | nach oben springen

#278

RE: Religion und Wahrheit

in Das grosse Glaubensbekenntnis 18.04.2024 15:03
von Aquila • 7.068 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !



Wir stehen bis zum Pfingstfest immer noch in der österlichen Zeit.
Unser Glaube selbst denn ist ein österlicher Glaube !


So wie die Irrlehre, der Glaubensabfall oder der schuldhafte Glaubenszweifel steht auch der Aberglaube in Feindschaft zu unserem Glauben.

Pater Stefan Reiner von der Petrus-Bruderschaft hat diese Thematik in einem Ostergruss auseinandergefaltet; nachfolgend seine lehr- und segensreiche Grussbotschaft:

-
"Schwestern und Brüdern im Herrn !

Das Osterfest ist der klare Höhepunkt des Kirchenjahresdas Geheimnis der Auferstehung ist das zentrale Ereignis unseres ganzen christlichen Lebens und unseres Glaubens. Man kann unseren Glauben daher auch zurecht als österlichen Glauben bezeichnen, weil das Ostergeheimnis unserem Glauben die entscheidende Tiefe und Perspektive vermittelt. Deshalb lohnt es sich anlässlich des Osterfestes etwas genauer auf die Tugend des Glaubens zu schauen, bzw. wo sind die Grenzen des Glaubens, an welchen Stellen biegt der gesunde Glaube auf irrtümliche Wege ab?

Der antike Philosoph Aristoteles (+322 v. Chr.) ruft seinen Hörern in Erinnerung, dass die Tugend die Mitte zwischen zwei Extremen bildet: In medio stat virtus – In der Mitte steht die Tugend. „Mitte“ bedeutet hier nicht schlaffe Mittelmäßigkeit, vielmehr intensive Konzentration, kraftvolle Balance. Bei einigen Tugenden leuchtet uns diese Mittelstellung unmittelbar ein. So hält ein wahrhaft mutiger Mensch die Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit, und die Tugend der Hoffnung umschifft die drohenden Klippen der Verzweiflung auf der einen, der Vermessenheit auf der anderen Seite.

Welche sind aber die Extreme im Bereich der Tugend des Glaubens?
Bei Glaubensabfall (Apostasie), Irrglauben (Häresie) und schuldhaften Glaubenszweifeln ist offensichtlich ein zu wenig an Glauben vorhanden.
Aber gibt es auch das andere Extrem, also das „Zu-Viel-Glauben“oder das „Zu-Wenig-Glauben“, sodass man auch hier sagen könnte, die Tugend des Glaubens bildet die Mitte zwischen diesen Extremen?
Sagt nicht Paulus von der Liebe, der höchsten Tugend des Christen: „Sie glaubt alles“ (1 Kor 13,7)? Mehr als „alles“ kann man nicht glauben. Folglich scheint ein Übermaß an Glaube unmöglich.

Welches ist also das Extrem, das im Bereich des Glaubens den Mangelformen von Apostasie, Häresie und Zweifel gegenübersteht?
Es ist der Aberglaube. Die Neigung nämlich, nicht nur jenen Wahrheiten vertrauende Zustimmung zu schenken, die das authentische Siegel der göttlichen Offenbarung und der kirchlichen Verkündigung tragen, sondern auch solche Kunde gläubig anzunehmen, die anderswoher, aus trüben Quellen stammt. Niemand, der wachen Auges unsere Zeit betrachtet, wird verneinen können, dass es an entsprechenden Lehren und Praktiken nur so wimmelt. Es mag sich um krausen Volksglauben oder um spiritistische Rituale und bizarre Engellehren, um zwielichtige Erscheinungen und obskure Wundergurus, um Handleserei, Kartenlegen und Horoskop, um Furcht vor „Freitag dem 13.“ und vor schwarzen Katzen handeln: Wer immer sich mit dergleichen abgibt und es bejaht, der vollzieht eine Art Glaubensakt, der sich zwar auf vielerlei stützen mag, nicht aber auf die Autorität Gottes Die Inhalte des Aberglaubens gehören eben nicht zum sicher hinterlegten Glaubensgut der Kirche. Sie fallen stattdessen nur allzu oft in die Kategorie „Fabelei, Wahn und Hirngespinst“.
Und dennoch scheint ein christlich verbrämter Aberglaube viele fromme Gemüter in Verwirrung zu bringen. Diese Spielart des „Zu-viel-Glaubens“ gibt sich ja gerne besonders übernatürlich. Und weil sich die betreffenden Lehren nicht mit dem Verstand ergründen lassen, sehen sie den wirklichen Glaubensgeheimnissen zuweilen zum Verwechseln ähnlich, ja überbieten sie gerne an wunderbaren Elementen.
Das Konzil von Trient nannte deshalb im Jahr 1562 die superstitio (den Aberglauben) veræ pietatis falsa imitatrix – „falsche Nachahmerin wahrer Frömmigkeit“.

Zugegeben, die Abirrung abergläubischer Lehren ist nicht immer und ohne weiteres durchschaubar. Manche sensationelle Botschaft des Himmels, manche aufsehenerregende Marienerscheinung widerspricht auf den ersten und zweiten Blick nicht in derart krasser Weise dem christlichen Hausverstand und der gesunden Theologie, dass man sich sogleich kopfschüttelnd von ihr abwenden müsste.
Und doch überkommt den katholischen Spürsinn zuweilen schon lange vor einer genaueren Prüfung ein gewisses Unwohlsein. Er merkt, dass die betreffenden Vorgänge und Lehren, mögen sie sich noch so fromm geben, nicht in Gott ihren Ursprung haben, sondern eher in menschlichem Wunschdenken oder Geltungsbedürfnis oder schlimmer noch in raffinierter Irreführung
oder sogar in teuflischer Verführung.
Bei vielen Katholiken herrscht die Meinung vor, man solle Privatoffenbarungen, Sonderbotschaften und außerordentlichen Phänomenen zunächst einmal eine wohlwollende Offenheit entgegenbringen, anstatt ihnen grundsätzlich mit skeptischer Distanz zu begegnen. Diese Haltung scheint glaubenswilliger zu sein als die des nüchtern Prüfenden, scheint zudem eine größere Aufgeschlossenheit für das Übernatürliche, eine lebhaftere Frömmigkeit zu bekunden. Und angesichts des Verschwindens der Dimension des Heiligen und des Mysteriums im durchschnittlichen kirchlichen Leben und Gottesdienst versteht man nur zu gut, weshalb sich Menschen heute umso mehr dorthin gezogen fühlen, wo ihnen das Göttliche und Himmlische geradezu handgreiflich geboten zu werden scheint.
Dennoch hat solche Leichtgläubigkeit mit echter Gläubigkeit und Frömmigkeit wenig gemeinsam. Zwar ist der Glaube „ein Überzeugtsein von dem, was man nicht sieht“ (Hebr 11,1). Aber er lässt sich auf dieses Unsichtbare nur dort ein, wo es ihm auch glaubhaft von vertrauenswürdigen Zeugen verkündet wird.
Bürgin für die Echtheit ist dabei stets die von Christus gegründete Kirche, die „Säule und Grundfeste der Wahrheit“ (1 Tim 3,15). Katholische Frömmigkeit macht sich an ihr fest, während abergläubische Frömmigkeit sich zumeist auf den schwankenden Boden des Gefühls, nicht selten der ausgesprochenen Schwärmerei begibt. So führt sie nach und nach vom übervernünftigen Glaubensgeheimnis ins Un- und Widervernünftige.

Mit dem Aberglauben geht vor allem der heilige Apostel Paulus hart ins Gericht. Beschwörenden Tons warnt er vor „Zeiten, in denen man die gesunde Lehre nicht mehr erträgt, sondern sich nach eigenem Gelüste Lehrer beschafft, um die Ohren zu kitzeln“; dann werde man sich von der Wahrheit ab- und Fabeleien zuwenden (2 Tim 4,3f.). Ein „guter Diener Christi“ aber nähre sich „von den Worten des Glaubens und der rechten Lehre“, anstatt sich mit „albernen Altweiberfabeln“ zu befassen (1 Tim 4,6f.).
Der heute verbreiteten Schonung lehrmäßiger Abirrungen stellt sich der Völkerapostel entgegen, wenn er Titus auffordert: „Weise sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund bleiben!“ (Tit 1,13)
Deshalb also muss wie der Irr-, so auch der Aberglaube bekämpft werden: weil er die Glaubensgesundheit untergräbt.
Wir, die „wir nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt sind“ (1 Petr 1,16), sondern dem klar beglaubigten, völlig glaubwürdigen Zeugnis des fleischgewordenen Wortes, dürfen uns nicht herabziehen lassen in die Niederungen von Wahn und Täuschung, Fabelei und Hirngespinst.

Unser österlicher Glaube ist zwar wunderbaren Ursprungs, weil er sich auf das Wunder der Menschwerdung Jesu und auf das Wunder seiner Auferstehung bezieht, aber er ist letztlich ein nüchtern begründbarer Glaube, der im konkreten Alltag eines jeden Gläubigen gelebt und bekannt werden soll. Und dies alles genährt durch eine klare und eindeutige Verkündigung und Erklärung des Glaubens in Predigten, Katechesen und Glaubenskursen.

Mit meinem priesterlichen Segen für eine freudige und gnadenreiche Osterzeit Ihr P. Stefan Reiner FSSP"

-


Siehe dazu bitte auch:
Esoterik: Einfallstor der Dämonen
-


zuletzt bearbeitet 18.04.2024 17:28 | nach oben springen


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