Hw Herenäus Haid hat im Jahre 1841 in:
"Die gesammte katholische Lehre in ihrem Zusammenhange:"
über die Notwendigkeit des
an den Wurzeln Ausreissens der ungeordneten Begierlichkeit
geschrieben:
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Lernen wir von den Beyspielen der Heiligen und Religiösen,
wie wir die Begierden aus der Wurzel reissen müssen und sollen.
Ein größere Geist der Kirche, St. Augustin, macht von sich das Geständnis:
"Zuerst hat uns die Begierlichkeit des Fleisches,
da wir ihr folgten, geführt;
nachher, als wir uns widersetzten,
hat sie uns gezogen;
hierauf, nachdem wir Gnade erlangt hatten,
ging sie an uns weder zu führen,
noch zu ziehen, sondern mit uns zu kämpfen,
nach dem Kampfe wird auch der Sieg folgen...."
Solcher Weise gilt dann von dir,
was die Geschichte einem Religiösen aus dem Orden des heiligen Dominikus erzählt:
Ein böser Dämon stürzte ihn die heftigsten Begierden des Fleisches;
er aber widersetzte diesen aus tapferste.
Der Teufel ward besiegt, und rief: Du hast gesiegt, du hast gesiegt,
weil du im Feuer gewesen und nicht verbrannt bist."
Die Begierde ruht nie.
Bald wird ihr Feuer von dem bösen Geiste angefacht,
bald weckt sie die Welt, daß sie uns bestürmt.
Solches kann täglich und taglich öfter geschehen.
Was ist zu thun?
Hierüber belehrt uns eine kleine Geschichte,
welche wir im Leben der Altväter lesen, welche guten Rath gibt.
Ein gewisser Ordensbruder klagte seinem Abte,
daß er von verschiedenen Gedanken und Begierden ungemein angefochten werde.
Der Abt führte ihn ins Freie hinaus,
und befahl ihm die Winde in den offenen Schooß zu fassen,
und da ihm der Bruder erwiederte, solches zu thun sey ihm unmöglich,
sagte der Abt zu ihm:
Wie du dieses
nicht
kannst,
so wirst du auch deine Gedanken und Begierden
nicht
aufhalten und
nicht
machen können, daß jene dir nicht einfallen, und diese dich nicht anfechten.
Deine Sache ist es aber,
daß du ihnen mit feuerigem und mächtigem Geiste widerstrebest.
Der Lohn aber für den Widerstand wird groß seyn,
denn nach vielmaligem Widerstände magst du es endlich dahin bringen,
der Begierde ledig zu werden.
Wer aber der Begierde ledig wird, der wird des göttlichen Wesens theilhaftig,
wie uns jener Bettler, von dem ich euch schon früher einmal erzählt habe, lehrt.
Er zeigte einem gewissen Gottesgelehrten
den Weg zur wahren Ruhe und und Vollkommenheit.
Eben diesen Bettler fragte nun der Gottesgelehrte: wo er Gott gefunden habe?
Und er antwortete: „Wo ich alle Begierde nach den Creaturen verlassen habe."
Anders verhalt es sich mit den Kindern dieser Welt,
Kinder deren Herz von der Begierde eingenommen.
Nach dem Lehrmeister Karl's des Große ist ein solches Herz
dem stürmischen Meer zu vergleichen, das immer und allezeit fluthet,
in welches alle Flüsse sich ergießen,
und in welchem das süße Wasser in bitteres verwandelt wird,
weil die Freude in Eckel sich verwandelt, und alle Lust des Fleisches in Bitterleit endet;
auch ruhen die Flüsse im Meere nicht, sondern sie kehren wieder,
daß sie abermal fließen.
Die nämliche Unruhe erfahren die Kinder der Welt,
welche von der Begierlichkeit umhergetrieben werden.
Ein anderer Alte giebt uns von der ungezügelten Begierde ein anderes Gleichniß;
er sagt:
„Es bestieg einmal ein Jüngling ein unbändiges Pferd,
und weil er es nicht mehr im Zaume halten konnte,
ging es über Stock und Staude mit ihm durch;
zufällig ging ei' m seiner Freunde vorüber, und fragte, wohin er gebracht werde,
und derselbe antwortete, wohin es dem Pferde beliebt.
Gleicher Weise verhält es sich mit der Begierde,
wenn sie einen Menschen findet, welcher schwach ist, und unerfahren sie zu regieren."
Der Abt Achilles nennt die Begierde eine Handhabe des Teufels,
weil er ohne sie nichts auszurichten vermag, durch sie aber allen Schaden zufügt
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Dazu auch der hl. Franz v. Sales:
"Wollen wir aber erkennen, wie es wirklich um sie steht,
dann legen wir ihr die Hand aufs Herz, prüfen, ob Herz und Wille noch ihre geistliche Bewegungsfreiheit besitzen,
d. h. ob sie noch ihre Aufgabe erfüllen und der Versuchung wie der Lust
ihre Zustimmung verweigern.
Solange sich noch diese Weigerung regt,
haben wir die Gewissheit, dass die Liebe noch in der Seele lebendig ist,
dass Jesus unser Heiland sich noch in unserer Seele aufhält,
wenn auch unsichtbar verborgen;
durch
inständiges Beten,
häufigen Empfang der heiligen Sakramente und Gottvertrauen
wird unsere Kraft sich wieder erneuern und volles, freudiges Leben uns wieder beseelen.
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Was Heilige bez. dieses Kampfes weiter empfehlen siehe bitte hier:
Verführungen der Welt / Versuchungen
Siehe bitte auch:
Die Ursünde / Erbsünde
Die sieben Hauptsünden
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