Gelobt sei Jesus Christus !
Die vom Heiligen Geist geschenkten Gnaden haben ihre Zeit.....
die von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, Gott mit freiem Willen erschaffene Seele kann sie
annehmen und an ihnen - oft noch gerade rechtzeitig - mitwirken.....
oder sie bis zuletzt bewusst und gewollt zurückweisen.
Der Jesuitenpater Peter Lippert in "Die Gnaden Gottes" aus dem Jahre 1921:
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"So bleibt denn die Freiheit auch bestehen gegenüber der Gnade, und damit sind wir vor den Toren eines erschreckendes Geheimnisses angekommen:
die Seele kann die Gnade Gottes bereitwillig aufnehmen, kann sie aber auch zurückstoßen.
Wenn eine Gnade zu der ihr bestimmten Wirksamkeit gelangt und die Seele hinaufträgt auf die Höhe einer heiligen Tat, dann ist es der günstigen Entscheidung der Seele selbst zu danken,
dass die Gnade nicht um ihre Wirksamkeit gebracht wurde.
Darum das Warten, Mahnen, Drängen Gottes, der die Seele zur Entscheidung aufruft:
„Sei eifrig und tue Buße! Siehe, ich stehe vor der Türe und klopfe an.
Wenn jemand meine Stimme hört und mir die Türe auftut, werde ich eingehen zu ihm und mit ihm Abendmahl halten und er mit mir“ (Offb. 3,19 f).
Die Seele kann die Türe aber auch verschlossen halten.
Eine Gnade, die der Seele volle Möglichkeit und Bereitschaft zum Guten gäbe,
kann ungenützt und unwirksam bleiben, nicht aus einem Ungenügen der Gnade, nicht durch irgendein äußeres Verhängnis, sondern aus eigenster unseliger Entscheidung des Menschen, dem die Gnade sich darbietet. Erschütternd klingen die Klagen Gottes in den heiligen Schriften über verschmähte und missbrauchte Gnade, über das furchtbare „Vergebens“, zu dem Menschen und Völker das Rufen und Wandern und Suchen der göttlichen Liebe verurteilt haben. „Ein Weinberg gehörte meinem Geliebten auf einer fetten Höhe. Und er umzäunte ihn und las die Steine aus ihm und bepflanzte ihn mit erlesener Rebe und baute einen Turm in seiner Mitte und errichtete eine Kelter und erwartete nun Trauben und er brachte – nur Herlinge.... Was hätte ich meinem Weinberge noch tun sollen, das ich ihm nicht getan? ... Der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist Israel, und die Mannschaft Juda ist sein Wonnegarten.
Und ich habe erwartet, dass sie üben Rechtshut, aber siehe da – Blutschuld;
ich habe erwartet ein Schlichtwort, aber siehe da – Schlachtruf!“ (Is. 5, 1.2.4.7)
Sieben Jahrhunderte später, in der entscheidenden Gnadenstunde dieses Volkes, erhob Gott abermals – zum letzten Mal – seine Klage, um all die verlorene Gnade:
„Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten mordest und sie steinigest, die zu dir gesandt werden, wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, du aber hast nicht gewollt!“ (Matth. 23,37)
Und „Jesus weinte, als der die Stadt sah“ (Luk. 19,41).
Die Tränen vergeblicher Liebe aber werden zu einer furchtbaren Anklage, zu einem Weheruf wider den Schuldigen: „Wehe dir, Korazin, wehe dir, Bethsaida! Wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die in dir geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Aber ich sage euch, Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichtes als euch“ (Matth. 11,21 f).
So wäre denn die gleiche Gnade, die in den begünstigten Städten Galiläas wirkungslos verhallte, in den Heidenstädten zur Wirksamkeit gelangt.
Der Same, der im Erdreich der einen Seele zertreten wurde oder langsam verkümmerte, hätte in einem anderen Erdreich hundertfältige Frucht getragen.
So wird Christus dem einen zum Fall, dem anderen zur Auferstehung.
Zwei Verbrecher hingen sterbend am Galgen und in ihrer Mitte war das Heil der Welt aufgerichtet,
und doch ward es nur dem einen von ihnen zur Verheißung des Paradieses.
Ja auch der gleichen Seele kann die gleiche Gnade
heute zur Schuld an missbrauchter Gottesliebe werden,
und morgen den Segen seligen Lebens bedeuten
– beides durch den rollenden Würfel ihrer eigenen Entscheidung
Das kirchliche Lehramt hat niemals geschwankt in der Verkündigung,
dass die
sittliche Freiheit des Willens bestehen bleibt auch unter dem Einfluss der Gnade,
sowohl der wirksam und fruchtbar gewordenen als der nutzlos vergeudeten Gnade".
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Entnommen aus einem längeren Auszug hier:
http://www.kath-info.de/freiheitgnade.html
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