Gott offenbart seinen „gnädigen Ratschluß“
Liebe Leserinnen und Leser,
Hl. Gregor von Nyssa (um 335-395), Mönch und Bischof
Das Leben der hl. Makrina, 23-25; SC 178; Phos hilaron
Das Eintreten ins Licht am Abend des Lebens
Die Sonne war dabei unterzugehen. Aber das Feuer meiner Schwester Makrina verlosch nicht. Je näher sie dem Aufbruch kam, umso hastiger eilte sie ihrem Geliebten entgegen […] Sie wandte sich nicht uns, die wir doch da waren, zu, sondern dem, auf den sie unaufhörlich ihre Blicke richtete […]:
Du, Herr, bist es, der uns der Angst vor dem Tod enthoben hat. Du hast für uns das Lebensende hienieden zum Beginn des wahren Lebens gemacht. Eine Zeitlang lässt du unseren Leib im Schlafe ruhen und erweckst ihn neu, wenn die Posaune erschallt. Du übergibst der Erde unseren Lehm zur Aufbewahrung, den du eigenhändig geformt hast, und erweckst zu neuen Leben, was du ihm geschenkt hast, indem du unsterblich und schön gestaltest, was in uns sterblich und missgebildet ist […]“
„Ewiger Gott, vom Mutterleib an bin ich geworfen auf dich! Du bist es, den meine Seele mit all ihrer Kraft geliebt hat, dem ich meinen Leib und meine Seele von Jugend auf geweiht habe: stell mir zur Seite einen leuchtenden Engel, der mich an seiner Hand zum Ort der Erquickung führt, zum Ruheplatz am Wasser, in den Schoß der heiligen Patriarchen. Du hast den Gekreuzigten zu dir ins Paradies geholt, ihn, der sich deiner Barmherzigkeit anheim gegeben hat: denk auch an mich in deinem Reich, denn auch ich bin mit dir gekreuzigt worden. Lass mich vor dir erscheinen ohne Flecken und Falten! Meine Seele sei in deinen Armen willkommen, wie ein Rauchopfer vor deinem Angesicht“ […]
Als hier bei uns der Abend gekommen war, brachte jemand eine Lampe herbei; da öffnete Makrina die Augen, richtete ihren Blick auf das Lampenlicht und gab ihren Wunsch kund, ein Dankgebet für die Lampe zu sprechen. Aber es versagte ihr die Stimme […] Sie tat einen tiefen Seufzer, und ihr Gebet und ihr Leben war mit einem Male zu Ende.
* * *
„Seliges Licht der heiligen Glorie des himmlischen Vaters, unsterblicher, heiliger und seliger Jesus Christus. Angekommen beim Untergang der Sonne, besingen wir beim Anblick des heiteren Abendlichts den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist Gottes. Du bist würdig, stets von geheiligten Stimmen besungen zu werden, Sohn Gottes, der du das Leben schenkst. Die ganze Schöpfung erweist dir die Ehre!“ (Dankeshymnus für die Lampe bei der byzantinischen Vesper)
(Bibelstellen: 1 Kor 15,52; Jak 2,7; Ps 22,11; 23,2; Lk 16,22; 23,42; Eph 5,27; Ps 141,2)
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Liebe Grüße, Blasius