Gelobt sei Jesus Christus !
Folgende Worte von Bischof von Regensburg Johann Michael von Sailer aus einem Hirtenbrief aus dem Jahre 1832 warnten schon früh vor dem Aufkommen eines
"zeitgemässen Unglaubens" im Mäntelchen der "aufgeklärten Selbstbestimmung", diesem Gift, welches die Verderbtheit ganzer Gesellschaften vorangetrieben hat und welches heute ungehindert in der "Freiheit" hedonistischer Auslebementalität versprüht wird.
Heute sammelt sich dieses Seelen-Gift u.a. im Becken des Kultes des Todes.
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"Zwar ist es die Bestimmung der Kirche Christi auf Erden, daß sie kämpfe mit dem Bösen, und sie hat gekämpft vom Anbeginn an, und wird kämpfen bis ans Ende der Zeiten.
Aber darin stimmen doch alle besonnenen Beobachter überein,
daß der Kampf in unseren Tagen eine drohendere Gestalt angenommen, daß die feindlichen Angriffe heftiger, allgemeiner geworden, als je zuvor seit dem Sturze des alten Heidentums.
Denn der Unglaube, der in früheren Zeiten, einem Geächteten gleich, sich scheu verbarg,
hat nun gleichsam Bürgerrecht und Ehrenrang in der Gesellschaft erhalten, und ist, unter dem Namen Zeitgeist, eine öffentliche Macht geworden.
Er ist die Ausgeburt jener falschen Aufklärung, jener, im biblischen Sinne treffend bezeichneten Weltweisheit, welche, nachdem sie alle überlieferten Lehren, die bis dahin das Kleinod der Menschheit ausmachten, ohne Unterschied von sich geworfen und so die Quelle der lebendigen Wahrheit verlassen hatte, keine andere Wahrheit mehr gelten ließ, als die sie in den zerbrochenen Zisternen der sich selbst gelassenen Vernunft zu finden wähnte.
So ist es denn der erste und fruchtbar fortzeugende Grundirrtum dieser Weltweisheit,
daß sie, den Abfall der Menschheit von Gott und die dadurch gewordene Zerrüttung aller Dinge verkennend und ableugnend, den gegenwärtigen natürlichen (in Wahrheit aber unnatürlichen, weil gottlosen) Zustand des Menschen für den normalen hält, die unbändige Selbstsucht als das höchste Rechtsprinzip, und die Befriedigung aller Triebe des verdorbenen menschlichen Herzens
als unveräußerliches Menschenrecht aufstellt, und das unaustilgbare Gefühl des Unwohlseins,
welches der kranken menschlichen Natur innewohnt, zu beschwichtigen, und die mangelnde Glückseligkeit zu erreichen strebt durch gewaltsame Hinwegräumung aller vermeintlichen äußeren Hindernisse,
d. h. jener heilsamen Schranken, welche unter der Leitung der göttlichen Vorsehung in Staat und Kirche zur Rettung der Menschheit angeordnet sind;
während doch die Geschichte bis auf unsere Tage herab beweist, daß ein Volk ohne Gesetz und Religion, also ein Volk mit derjenigen Freiheit, welche das eigentliche Ziel so vieler Wortführer des Zeitgeistes ist, in eine Herde wilder, sich selbst zerfleischender Raubtiere ausartet.
Indes konnte es nicht fehlen:
es mußte eine Lehre, die sich den Gelüsten des Herzens so sehr empfahl, bald zahllose Anhänger gewinnen, um so mehr, da sie, von den höheren Ständen ausgehend, mit jener Macht der Autorität, die sie der Wahrheit abgesprochen hatte, den niederen Ständen sich aufdrang.
Gegenwärtig ist sie nun auch in die untersten Klassen eingedrungen; wie ein Gift wühlt sie in den innersten Eingeweiden der Menschheit, zerrüttet das einzelne häusliche Leben, und veranlaßt in dem Gesamtleben alle jene Zuckungen, welche Europa krampfhaft bewegen.
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Ein großer Teil derer, welche zu den Gebildeten gehören oder gehören wollen, sind,
verlockt durch die Lehren, welche sie aus Büchern, im Umgange, selbst zum Teil auf den Hochschulen empfingen, dem Unglauben anheim gefallen.
Eine positive, geoffenbarte Religion, eine Religion mit Geheimnissen, gegründet auf das Geheimnis aller Geheimnisse:
Gott ein Mensch geworden, der Gott-Mensch am Kreuze gestorben für das Heil der verlorenen Welt;
eine Religion, die vor allem Glauben, Demut, Selbstverleugnung, Gebet fordert;
eine Religion, als deren Bewahrerin sich eine sichtbare Kirche, mit Lehramt, Priestertum, Sakramenten ankündigt: das ist ihrem stolzen Sinne eine Torheit, ihrem Gelüste ein Ärgernis.
Wollt Ihr ihr Glaubensbekenntnis hören?
«Religion! nun ja, die gehört so mit zur Bildung; aber ein Gebildeter macht sie sich selbst nach seinem Bedürfnis;
Verehrung der Gottheit in der Natur und im frohen Genusse des Lebens;
in einer schlaflosen Nacht ein Blick zu den Sternen hinauf, und der Wunsch, dort einmal ungetrübt glücklich zu sein: das ist die Summe der Religion eines gebildeten Mannes.
— Christus: ein weiser Mann, ein Menschenfreund, der sein Volk vom Priesterjoche befreien und zur reinen Vernunft zurückführen wollte;
aber ein Tor, daß er sich darum kreuzigen ließ;
— Gebet: die kindische Anmaßung des Eingreifen-Wollens in das eiserne Rad des Schicksals;
— Kirche, Priestertum, Sakramente: eine spätere Erfindung schlauer, hab- und herrschsüchtiger Pfaffen, begünstigt und benutzt von noch schlaueren Despoten als Kappzaum des Volkes,
aber unverträglich mit dem Geiste unseres aufgeklärten Zeitalters;
ein Sklavenjoch (setzen manche hinzu), das endlich auf den Schädeln der Pfaffen und Tyrannen zerschellt werden muß.»
Das ist die Sprache des Unglaubens, die auch unter uns, so oder anders, nicht mehr bloß heimlich geflüstert, sondern laut genug gesprochen wird;
die in zahllosen Erzeugnissen der Presse, in Geschichtsbüchern, Romanen, Zeitschriften und Tagesblättern widerhallt, und die vorzüglichste Würze der sogenannten Geistesbildung ausmacht, die täglich dem lesegierigen Publikum geschäftig gespendet wird.
Auch den unteren Volksklassen hat sich diese Lehre, durch Wort und Beispiel gepredigt, bereits mitgeteilt, und wenn auch nicht so sehr auf die Köpfe, so hat sie in praktischer Anwendung um so mehr auf die Gesinnung, auf die Sitten des Volkes gewirkt;
und hier, wo alles sogleich unmittelbar derb und kräftig ins Leben tritt, zeigt sich ihre zerstörende Wirkung am handgreiflichsten."
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