Papst Franziskus \ Begegnungen
Franziskus bemängelt Vaterunser-Übersetzung

Papst Franziskus im Gebet - ein Archivbild
06/12/2017
Die Vaterunser-Bitte „und führe uns nicht in Versuchung“ ist in dieser Formulierung „keine gute Übersetzung". Das hat Papst Franziskus beanstandet. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um dann zuzusehen, wie er falle, sagte der Papst. „Ein Vater tut so etwas nicht: ein Vater hilft, sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan", so Franziskus. Er äußerte sich in einem Interview des italienischen Fernsehkanals TV2000, das am Mittwochabend auf Sendung geht.
Der Papst verwies auf einen Beschluss der französischen Bischöfe, die offizielle Übersetzung des Vaterunsers zu ändern. In katholischen Gottesdiensten in Frankreich lautet die betreffende Bitte seit dem ersten Adventssonntag: „Lass uns nicht in Versuchung geraten“. Der Papst äußerte sich in einer Kurzserie zu den Vaterunser-Bitten.
Im Zusammenhang mit der französischen Initiative hatten auch Theologen im deutschen Sprachraum eine Anpassung verlangt. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer warnte hingegen vergangene Woche vor einer „Verfälschung der Worte Jesu“. Die Vaterunser-Bitte „führe uns nicht in Versuchung" sei in dieser Formulierung bei den Evangelisten Matthäus und Lukas überliefert. Es gehe nicht an, Jesus diesbezüglich zu korrigieren, so der frühere Dogmatikprofessor. Gleichwohl müssten und könnten diese Worte so erklärt werden, „dass das Gottesbild nicht verdunkelt wird“.
(kna 06.12.2017 gs)
http://de.radiovaticana.va/news/2017/12/...setzung/1353215
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Kirche \ Die deutschsprachige Kirchen
D: „Führe uns nicht in Versuchung“ ist präzise Übersetzung
Professor Thomas Söding
08/12/2017
Nach Papst Franziskus Einlassung zur Vaterunser-Übersetzung kocht die Diskussion um den Passus „Und führe uns nicht in Versuchung“ wieder hoch:
Wird Gott hier missverstanden? In Frankreich haben die Bischöfe beschlossen, diese Stelle in
„Und lass uns nicht in Versuchung geraten“ zu übersetzen.
Der Bibelforscher und Professor an der Ruhr Universität Bochum, Thomas Söding, sagt im Gespräch mit dem Kölner Domradio, dass die Diskussion eines aufzeige:
das Gebet dürfe nicht einfach „heruntergeleiert werden“. „Die Übersetzung ist älter als nur 50 Jahre und es ist die richtige Übersetzung des griechischen Wortlauts, der für uns die älteste Traditionsgestalt ist – das heißt, wenn man daran etwas ändern will, muss man im Grunde an der gesamten Jesus-Tradition des Neuen Testaments etwas ändern“, so Söding.
Die Übersetzung aus dem Griechischen sei „sehr genau im Deutschen“. Man könne leichte Varianten überlegen, aber „Führe uns nicht in Versuchung“ sei präzise.
„Es ist auch der lateinischen Bibelübersetzung entsprechend, die an dieser Stelle ebenfalls sehr genau ist. Das heißt, sie ist provokativ, sie ist herausfordernd und genau deswegen reden wir darüber“, fügt Söding an.
Nun hatte Franziskus selber auf einen Beschluss der französischen Bischöfe verwiesen, die offizielle Übersetzung zu ändern. In französischen Gottesdiensten heißt es seit dem ersten Adventssonntag eben: „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“ Söding:
„Das ist meines Erachtens keine Übersetzung, sondern eine Paraphrase. Man muss dazu sagen, dass es in den französischen Kirchen früher hieß: ,Unterwerfe uns nicht der Versuchung´ – und das wäre in der Tat ein brutales Gottesbild. Das war nötig, es zu verändern. Aber meines Erachtens hat man da des Guten zu viel getan und das Gottesbild ein wenig weichgezeichnet. Die Sache ist ja sehr ernst. Wenn ich an Gott eine Bitte richte, so wie Jesus mich zu beten gelehrt hat, dann versuche ich Gott nicht zu etwas zu bewegen, was er nicht von sich aus auch täte.
So wie Jesus das in Gethsemane gebetet hat: Nicht mein Wille geschehe, sondern deiner. Das ist die Grundhaltung des Gebets. Das heißt, wenn gebetet wird ,Führe uns nicht in Versuchung´, ist nicht Gott als Monster gezeichnet, sondern es wird zum Ausdruck gebracht: Würdest du mich in Versuchung führen, ich würde nicht bestehen. Aber danke, dass du es nicht tust, und das bringe ich dir gegenüber zum Ausdruck.“
(domradio 08.12.2017 mg)
http://de.radiovaticana.va/news/2017/12/08/d_„führe_uns_nicht_in_versuchung“_ist_präzise_übersetzung/1353652
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Im Aramäischen heißt es: „Lass retten uns aus unserer Versuchung“
Liebe Grüße, Blasius