Pax, Sel. Man könnte genau so argumentieren dass manche der Meinung sind, weil etwas früher in der Kirche so gehandhabt wurde (z.B. Selbstmördern das Begräbnis verweigern, ungetaufte Kinder als nicht himmelsfähig einstufen) sei es automatisch richtig und gut.
Die Vater- unser-- Fürbitte in der Übersetzung: "Führe uns nicht in Versuchung" an Gott gerichtet ist schlichtweg falsch. Die hl. Schrift- z.B. Jakobus- sagt doch eindeutig, dass es nicht Gott ist, der in Versuchung führt. Diese Übersetzung aber unterstellt, dass Gott uns in Versuchung führt- und macht Gott damit schlecht. Mag der Papst in anderer Hinsicht so agieren, dass sich manchen die Haare aufstellen und meinen, die Kirche und der heilige, katholische Glaube würde durch diesen Papst zugrunde gerichtet- so hat er in dieser Hinsicht vollkommen recht.
Es geht Papst Franziskus nach meiner Einschätzung nicht darum, alles zu modernisieren- andernfalls würde er nicht so oft über den Teufel und dessen Existenz und Wirken sprechen. Es geht Papst Franziskus um eine Frömmigkeit die nicht am Buchstaben hängt- sondern an GOTT und die den Menschen mit Barmherzigkeit entgegen kommt. Mögen andere Päpste und Hirten der Kirche ihre Aufgabe vor allem darin sehen, das Glaubensgut hochzuhalten. Papst Franziskus wird von jener Sorge um die Armen gedrängt, die JESUS selbst zu den Sündern und Benachteiligten gehen ließ.
Es mag ja sein, dass Papst Franziskus in der Betonung dieser Liebe zu allen bedrängten Menschen über das Ziel hinaus schießt. Und für jene, die selbst keine Nöte erlitten haben- weder als Emigranten noch als gescheitert in einer Ehe- mag das sehr ärgerniserregend sein. Aber dem Papst zu unterstellen, er setze sich nicht so sehr für die Armen, Benachteiligten, Bedrängten und Schwachen ein- sondern es gehe ihm darum alles zu "erneuern" und die Kirche zu modernisieren halte ich für eine Fehleinschätzung.
Es geht in dieser Änderung der Fürbitte nicht um "Modernisierung" sondern darum, dass wir auch mit Verstand und Weisheit beten sollen. Wenn wir im Gebet Gott unterstellen, ER führe uns in Versuchung, fehlt es an diesem Verstand, an der Weisheit und an einem bewußten Beten das nicht nur plappert- sondern sich auch dessen tief bewußt ist, was wir im Gebet aussprechen.
Da wir vom Gebet JESU an die Apostel keine Tonbandaufnahme haben sind die Streitigkeiten um eine "wortwörtliche" und jesustreue Gebetsformulierung nicht so einfach. Wenn wir allerdings die Evangelien (eben den erwähnten Jakobusbrief z.B.) in einer Gesamtschau berücksichtigen werden wir sagen können:
Es ist gut und richtig, wenn Papst Franziskus eine evangelientreue Formulierung des Gebetes fordert.