Lieber Aquila:
Da ich mir auf Grund der Vorgänge vorstellen kann, wie die Erzdiözese auf eine solche Eingabe hin reagieren wird, habe ich von einer Blamage geschrieben. Wenn es einen ernsthaften Grund zur Kritik gäbe wie z.B. den, dass ein Priester das Beichtgeheimnis bricht- DAS wäre wirklich ein berechtigter Grund.
Die Not der Seelen die einen Beichtvater aufsuchen ( von schwer depressiven Menschen bis zu Skrupulanten, die hinter dem kleinsten Fehler eine Todsünde sehen und sich als ewig verdammt einschätzen) ist oft wirklich schwerwiegend. Es gibt Menschen, die durch Umstände, Gewalt die ihnen angetan wurde - boshafte Menschen seelisch derart tief verletzt sind, dass ein Priester für die Not der Menschen schon etwas mehr braucht als das genaue Befolgen äußerer Vorschriften. Jesus Christus hat sich- wie aus den Evangelien bekannt- über solche Gebote und Regeln souverän hinweg gesetzt, weil es um das Heil der Seele, um den Menschen ging- nicht um das Befolgen von Regeln. Und wenn ich daher nach dem Wesentlichen suche, dann schaue ich auf das Verhalten von JESUS- und orientiere mich daran.
Nach meinen Glaubenserfahrungen verlieren die Menschen den Glauben an Gott, die Kirche und das Vertrauen in einen Priester nicht dadurch, dass kein Beichtgitter vorhanden ist- sondern wenn der Priester ein Verhalten an den Tag legt, das mit der Barmherzigkeit Gottes nicht in Einklang zu bringen ist- oder bei der Beichte von Frauen sich sogar durch das Ausfratscheln bezüglich sexueller Sünden aufgeilt. Und wenn es auch ein unangenehmes Thema ist. Mehr Menschen kehren dem Glauben und der Kirche so wie den Priestern den Rücken, weil jene z.B. ihnen anvertraute Menschen (sexuell) missbrauchten und nicht deswegen, weil sie sich nicht an alle äußeren Vorschriften gehalten haben wie z.B. das Beichtgitter, die Stola, den Talar etc.