Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Weihnachten in den ersten Nachkriegsjahren.
Schon Wochen vorher hatte ich meinen Wunschzettel an das Christkind auf die Fensterbank
gelegt. Er war auch schon nicht mehr da.
Nun freute ich mich auf das, was das Christkind mir wohl bringen würde -
Meine Wünsche? Ja, da war der Chemiekasten für die eigenen Experimente zu Hause in der
warmen Stube. Da war das Luftgewehr und natürlich der Laubsägekasten und die Schlittschuhe.
Ich freute mich mit jedem neuen Tag immer mehr, und machte voller Freude und innerer Spannung
jeden Tag ein neues Fenster am Adventskalender auf.
Man kannte keinen Luxus in den Jahren 1945-1949, aber wir waren zufrieden und konnten schon
wieder hoffen und träumen. Vor allen Dingen, konnten wir uns wieder freuen auf das was war, und
das was kommen sollte - Dazu gehörte auch die Adventszeit, die Weihnachtszeit -
Es war ein klirrend kalter Winter. Die Eiszapfen hingen wie glitzernde Orgelpfeifen an der Dachrinne.
Der Wind fegte gnadenlos den hohen Schnee gegen die Haustüre. Ja, es war ein grimmiger aber
schöner Winter -. Ein Winter, mit der Sehnsucht auf eine schöne Advent- und Weihnachtszeit.
Ein Winter mit der großen Freude auf all die schönen Sachen, die das Christkindlein wohl bringen möge.
Heilig Abend. Das Glöcklein sagte mir, daß Christkind war nun da, und übergroß war meine Freude und meine Erwartung. Der Weihnachtsbaum, wie schön, wie prachtvoll stand er da mit all seinen bunten Kugeln, mit seinem glitzernden Lametta, und seinen roten duftenden Kerzen.
Ich war wie berauscht und mein Blick ging unter den Weihnachtsbaum. Der Chemiekasten und der Laubsägekasten erfreuten mein Herz. Ich war über glücklich und fing sofort an, mit meinem Chemiekasten
Gold herzustellen, was natürlich nicht funktionierte und mit einem lauten Knall endete.
Im Überschwang meiner Gefühle und der großen Freude über die Geschenke, die das Christkind mir ge-
bracht hatte, setzte ich mich spontan an das Klavier und spielte: "Stille Nacht, heilige Nach".
In diesem Moment spürten meine Eltern und ich, daß unser größtes Geschenk das Kripplein unter dem Baum war. Mit Maria und Josef, mit den Hirten und Schafen, sowie den Engeln und Königen, und dem Christkind, unserem Heiland und Erlöser. Mein Herz war froh und glücklich und pries den Herrn.
Ich öffnete das verschneite Wohnzimmerfenster und rief mit fröhlicher und lauter Stimme:"FROHE WEIHNACHTEN".