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RE: Thomas von Kempen, von der Nachfolge Christi
in Zitate von Heiligen 15.02.2016 00:40von Aquila • 7.243 Beiträge
Liebe Kristina
Zu vorgerückter Stunde hier nur einige kurze Anmerkungen....
ich denke, dass es uns heute immer schwerer gemacht wird,
uns in eine physische Zurückgezogenheit zu begeben......
daher dürfen und müssen wir uns vermehrt üben in der
inneren Zurückgezogenheit....des Herzens....der Seele
Diese Herzensruhe im Frieden Christi vermag denn auch im gesellschaftlichen Miteinander
der Herrschaft des Geistes zur Oberhand verhelfen,
indem es dem leidenschaftlichen Aufbegehren der Zunge zuvorkommt.
Es ist dies denn auch ein Gebet des Geistes und des Herzens...
der hl. Franz v. Sales dazu:
-
Vor allem aber empfehle ich dir
das Gebet des Geistes und des Herzens,
ganz besonders jenes, das zum Gegenstand das Leben und Leiden des Heilands hat.
Wenn du ihn oft betrachtest,
wird deine Seele von ihm erfüllt,
du lernst seine Art und Weise kennen und deine Handlungen nach den seinen formen."
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Freundliche Grüsse und Gottes Segen
RE: Thomas von Kempen, von der Nachfolge Christi
in Zitate von Heiligen 17.02.2016 09:23von Blasius • 3.929 Beiträge
Erstes Buch
Anleitung zum geistlichen Leben
Von der Nachfolge Christi
KAPITEL 12
Der Nutzen von Widrigkeiten
1. Widrigkeiten erziehen dich zur Demut.
2. Das Leid führt dich zu Gott.
1. Es ist gut für uns, daß wir bisweilen Dingen begegnen, die uns unangenehm und zuwider sind; denn sie rufen den Menschen oft zu sich selber zurück. Er erkennt, daß er in der Verbannung lebt und daß er seine Hoffnung nicht auf irgend etwas in der Welt setzen soll. Es ist gut, daß wir zuweilen Widerspruch erfahren und daß schlecht und abfällig über uns gedacht wird, selbst wenn wir recht handeln und es gut meinen. Das fördert oft die Demut und schützt uns vor eitlem Ruhm. Wenn nämlich die Menschen in der Welt uns gering achten und uns nichts Gutes zutrauen, dann suchen wir noch mehr den inneren Zeugen: Gott.
2. Deshalb sollte der Mensch so fest in Gott gründen, daß er nicht nötig hätte, viel um menschlichen Trost zu betteln. Wenn ein Mensch, der guten Willens ist, in Bedrängnis oder Versuchung gerät oder von bösen Gedanken geplagt wird, dann sieht er besser ein, daß er Gott doch recht nötig hat und daß er ohne ihn nichts Gutes vermag. Er wird traurig, klagt und betet wegen der Not, die er leidet. Dann mag er 10 nicht länger mehr leben, sehnt den Tod herbei und möchte "aufgelöst werden und mit Christus sein" (PhilI, 23). Es geht ihm die Erkenntnis auf, daß es eine letzte Sicherheit und einen vollen Frieden in der Welt nicht geben kann.
KAPITEL 13
Anfechtungen zurückdrängen
1. Wir alle werden versucht.
2. Versuchungen und Anfechtungen sind Segen und Klippe.
3. Quellen der Versuchungen und deren Abwehr.
3. An Häufigkeit und Heftigkeit verschieden sind sie:
Prüfstein, Erziehungsmittel und Verdienstquelle.
1. Solange wir auf Erden leben, können wir nicht ohne Trübsal und Versuchung sein. Bei Hiob heißt es: "Angefochten sein, das ist des Menschen Leben auf Erden" (7, 1). Daher sollte jeder sein Augenmerk auf das richten, was ihn zu Falle bringen kann. Er sollte wachen und beten, damit der Teufel keine Gelegenheit finde, ihn zu überlisten. Denn der Teufel schläft nie, sondern "geht umher, suchend, wen er verschlinge" (1 Petr 5, 8). Niemand ist so vollkommen und heilig, daß er nicht zuweilen Versuchungen hätte, und ganz frei von ihnen bleiben ist uns gar nicht möglich.
2. Doch bringen die Versuchungen dem Menschen oft große Vorteile, ob sie ihm auch lästig und beschwerlich sind: sie demütigen, läutern und erziehen ihn. Alle Heiligen sind durch viele Drangsale und Anfechtungen gegangen, und sie sind an ihnen gewachsen. Die aber nicht fähig waren, in den Versuchungen durchzuhalten, wurden abtrünnig und gingen verloren. Kein Stand ist so heilig, kein Ort so abgelegen, daß sie den Versuchungen und Trübsalen nicht zugänglich wären.
3. Niemand ist zeitlebens vor Versuchungen ganz sicher, weil der Keim zur Versuchung in uns selber schlummert. Wir sind in der Situation des Begehrens geboren. Ist eine Versuchung oder Bedrängnis überstanden, kommt schon eine zweite. Immer werden wir etwas zu leiden haben; denn wir haben das Gut unserer Glückseligkeit verloren. Viele suchen den Versuchungen zu entfliehen und verstricken sich noch mehr in sie. Die Flucht allein führt uns nicht zum Siege, aber Geduld und wahre Demut machen uns stärker als alle Feinde. Wer nur äußerlich ausweicht und die Axt nicht an die Wurzel legt, richtet wenig aus. Ja, die Versuchungen werden schneller wiederkehren und ihn um so schlimmer plagen. Nur nach und nach, durch Geduld und Langmut wirst du mit Gottes Hilfe die Oberhand gewinnen, nicht durch eine schroffe, ungestüme Art. Hole dir öfters Rat, wenn du versucht wirst, und verfahre nicht hart mit dem, der versucht wird. Sprich ihm vielmehr Trost zu, wie du es selbst für dich wünschest.
Die Quelle aller bösen Versuchungen sind das unbeständige Herz und das geringe Vertrauen zu Gott; denn wie ein steuerloses Schiff von den Fluten hin und her geworfen wird, so gerät ein lauer, seinem Vorsatz ungetreuer Mensch in die Wogenwucht der Versuchungen. "Das Feuer erprobt das Eisen, die Versuchung den Gerechten" (Sir 2, 5). Oft wissen wir nicht, was wir können, aber was wir sind, zeigt die Versuchung. Wir müssen wachen, besonders, wenn die Versuchung einsetzt. Man wird den Feind leichter 11 überwinden, wenn man ihm entschlossen den Zugang zum Inneren sperrt und ihn, sobald er Einlaß begehrt, vor der Schwelle noch, zum Kampfe stellt. Deshalb hat jemand gesagt: "Den Anfängen biete die Stirn, zu spät wird sonst der Heiltrank bereitet, wenn das Übel durch die lange Dauer sich verfestigt hat." Zuerst naht dir ein einfacher Gedanke, dann eine lebhafte Vorstellung, schließlich die Lust, dann die sündhafte Regung und Einwilligung.
Und so nimmt der böse Feind allmählich ganz Besitz von dir, wenn du ihm nicht gleich anfangs widerstehst. Und je länger du säumst, Widerstand zu leisten, um so schwächer wirst du von einem Tage zum andern, während der Feind um so stärker wird. 4. Einige haben zu Beginn ihrer Umkehr größere Versuchungen zu bestehen, andere am Ende, wieder andere haben sozusagen ihr ganzes Leben hindurch zu leiden, während einige nur ganz gelinde versucht werden, je nach der Weisheit und Gerechtigkeit der göttlichen Vorsehung, die Stand und Verdienst der Menschen abwägt und alles zum Heile ihrer Auserwählten vorherbestimmt. Wir dürfen deshalb nicht verzweifeln, wenn wir versucht werden, müssen vielmehr Gott um so inbrünstiger anflehen, daß er uns in aller Drangsal gnädig zu Hilfe komme. Er wird nach dem Worte des hl. Paulus "zugleich mit der Versuchung eine solche Hilfe schicken, daß wir ihr gewachsen sind" (1 Kor 10, 13). "Beugen wir uns also demütig unter Gottes Hand" (1 Petr 5, 6) in jeder Versuchung und Trübsal; denn die demütig sind im Geiste, wird er erretten und erhöhen. Versuchungen und Drangsale sind der Prüfstein, der den Fortschritt
http://www.gottliebtuns.com/doc/Thomas%2...e%20Christi.pdf
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RE: Thomas von Kempen, von der Nachfolge Christi
in Zitate von Heiligen 18.02.2016 14:01von Blasius • 3.929 Beiträge
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Anleitung zum geistlichen Leben
Von der Nachfolge Christi
KAPITEL 10 Sei nicht redselig
Eine Antwort zur Frage von Kristina:
Und was bedeutet Kapitel 10?
Wenn man unter Menschen ist, wird über alles mögliche geredet.
Nach Kapitel 10 müsste sich ein katholischer Mensch zurückziehen, um nicht
in die Gefahr des sinnlosen Schwätzens zu geraten - so verstehe ich das.
Zitat:
Reichtum, Ehre, adelige Geburt und all das, dem so viele Andere nachjagen.
Der Herr hat auch erklärt, dass es unmöglich ist, sich einer Sache entsprechend anzunehmen, wenn der Geist von unterschiedlichsten Dingen beansprucht wird:
„Niemand kann zwei Herren dienen“, sagte er (Mt 6,24). Deshalb ist „der Schatz im Himmel“ der einzige, an dem wir unser Herz festmachen können:
Auszug aus: Gott offenbart seinen ,,gnädigen Ratschluß" (112)
Hl. Basilius (um 330-379), Mönchsregel,
§ 8„Er verkaufte alles, was er besaß“
Liebe Grüße, Blasius
RE: Thomas von Kempen, von der Nachfolge Christi
in Zitate von Heiligen 23.02.2016 09:26von Blasius • 3.929 Beiträge
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Anleitung zum geistlichen Leben
Von der Nachfolge Christi
KAPITEL 14
Leichtfertiges Urteilen meiden
1. Dein Urteil wird zu leicht von der Eigenliebe, den Sinnen und von Gefühlsmomenten diktiert.
2. Soviel Köpfe, soviel Ansichten; die Sicht von Christus her führt zur Einsicht im Denken.
1. Richte dein Auge auf dich selbst und hüte dich, über das Tun anderer zu Gericht zu sitzen. Das Urteilen über andere ist vergebliche Mühe, der Mensch urteilt öfters falsch und fällt dabei leicht in Sünde. Wenn er sich aber selber kritisch beurteilt, bringt ihm diese Mühe allezeit Segen. Wie uns eine Sache am Herzen liegt, so urteilen wir gewöhnlich darüber; denn wegen der Eigenliebe verlieren wir leicht den Blick für das rechte Urteil. Wäre Gott stets das reine Ziel unseres Verlangens, wir würden durch den Widerstand unserer Denkart nicht so leicht aus der Fassung 2 geraten. Aber oft bleibt uns von innen her etwas verborgen oder kommt von außen auf uns zu, was uns sofort mitreißt. Viele suchen im geheimen bei ihrem Tun und Lassen sich selbst und wissen es nicht. Dem Anschein nach leben sie, solange die Dinge nach ihrem Wunsch und Willen gehen, in tiefem Frieden. Kommt es aber anders, als sie wünschen, sind sie gleich erregt und traurig.
3. Wegen der Verschiedenheit im Fühlen und Denken entstehen häufig Zwistigkeiten unter Freunden und Mitbürgern, unter Ordensleuten und Gottesfreunden. Eine alte Gewohnheit gibt man schwerlich auf, und niemand läßt sich gern über seine eigene Anschauung hinausführen. Wenn du dich mehr auf deine Vernunft und auf deinen Fleiß verläßt als auf die bezwingende Kraft Jesu Christi, wirst du nur selten und erst spät ein Mensch der Erleuchtung; denn Gott will, daß wir uns ihm vollkommen unterwerfen und uns mit flammender Liebe über alles natürliche Denken erheben.
http://www.gottliebtuns.com/doc/Thomas%2...e%20Christi.pdf
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RE: Thomas von Kempen, von der Nachfolge Christi
in Zitate von Heiligen 24.02.2016 18:25von Blasius • 3.929 Beiträge
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Anleitung zum geistlichen Leben
Von der Nachfolge Christi
KAPITEL 15
Handeln aus der Liebe
1. Alles geschehe aus Liebe.
2. Die Liebe sei ganz rein.
1. Um kein Ding in der Welt und niemandem zuliebe darf man Böses tun. Wohl aber soll man, um einem Bedürftigen zu helfen, bisweilen ein gutes Werk aus freien Stücken unterlassen oder in ein besseres ändern. Denn dadurch wird das gute Werk nicht aufgehoben, sondern in ein höheres verwandelt. Ohne Liebe hat das äußere Werk keinen Wert. Alles aber, was aus Liebe geschieht, mag es auch klein und unansehnlich sein, bringt ganz reiche Frucht. Denn Gott sieht mehr auf die Gesinnung, die dein Tun beseelt, als auf deine Leistung. Vieles vollbringt, wer viel Liebe hat. Vieles vollbringt, wer eine Sache recht tut. Gut handelt, wer mehr der Gemeinschaft als seinem Eigenwillen dient.
2. Oft scheint etwas wie Liebe auszusehen, und es ist mehr natürliches Begehren; denn die Neigung der Natur, der Eigenwille, die Hoffnung auf ein Entgelt und der Hang zur Bequemlichkeit verlangen immer ihr Recht. Wer wahre, vollkommene Liebe hat, sucht in keiner Sache sich selbst, hat vielmehr in allem nur Gottes Ehre im Auge. Er beneidet niemanden, verlangt für seine Person nach keiner Freude und sucht sie auch nicht in sich selbst. Nur in Gott, über alle Erdengüter hinaus, möchte er sich erfreuen. Er schreibt keinem etwas Gutes zu, sondern bezieht es ganz auf Gott, den Urquell alles Guten und das Ziel, in dem alle Heiligen ihre selige Ruhe finden. Wer nur einen Funken wahrer Liebe hätte, fürwahr, er würde spüren, daß alles Irdische voller Eitelkeit ist. 3
KAPITEL 16
Ertrage die Unzulänglichkeiten der anderen
1. Ertrage, ohne zu streiten, und bitte um Kraft.
2. Beurteile dich und die Welt nicht nach zweierlei Maß.
3. Das Ertragen ist gottgewollte Ordnung.
1. Was der Mensch an sich oder anderen nicht bessern kann, muß er geduldig tragen, bis Gott es anders fügt. Denke: Es ist so vielleicht besser für deine Bewährung in der Geduld, ohne die unsere guten Werke ja kein Gewicht haben. Du mußt jedoch bei solchen Schwierigkeiten zu Gott flehen, daß er dir gnädig zu Hilfe komme und dir die Kraft gebe, sie ruhig hinzunehmen. Sollte sich jemand nach ein oder zweimaliger Ermahnung nicht fügen, streite nicht mit ihm, sondern stelle alles Gott anheim, daß sein Wille geschehe und daß alle seine Diener ihm Ehre erweisen. Es ist ihm ja ein leichtes, das Böse zum Guten zu wenden.
2. Lerne Geduld zu haben mit anderer Menschen Fehlern und Schwächen, welcher Art sie auch sein mögen. Auch du hast vieles an dir, was andere ertragen müssen. Wenn es dir nicht gelingt, ein Charakter zu werden, wie er dir vorschwebt, wie kannst du den anderen nach deinem Wunschbild formen? Andere haben wir gern vollkommen, die eigenen Fehler aber bessern wir nicht. Andere sollen streng zurechtgewiesen werden, wir selbst aber wollen uns nichts sagen lassen. Die weitgehenden Freiheiten, die anderen gegeben werden, erregen unser Mißfallen, die eigenen Wünsche aber wollen wir erfüllt sehen. Andere sollen durch Verordnungen eingeengt werden, und selbst dulden wir keine weitere Einschränkung. So ist es also offenbar: Wir messen den Nächsten nur selten mit dem Maße, mit dem wir uns messen.
3. Wenn alle vollkommen wären, was hätten wir dann von den anderen um Gottes willen zu leiden? Nun aber hat Gott die Ordnung getroffen, daß wir lernen, "der eine die Last des andern zu tragen" (Gal 6,2). Denn keiner ist ohne Fehler, keiner ohne Last, keiner sich selbst genug, keiner hinreichend weise. Vielmehr müssen wir uns gegenseitig ertragen und trösten, ebenso uns stützen, belehren und ermahnen. Wie weit es aber jeder in der Tugend gebracht hat, zeigt sich am deutlichsten bei Gelegenheit einer Anfechtung. Denn solche Anlässe machen den Menschen nicht erst schwach, sondern sie zeigen nur, wie es um ihn steht.
http://www.gottliebtuns.com/doc/Thomas%2...e%20Christi.pdf
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