Mittwoch der 4. Fastenwoche
Kommentar zum heutigen Evangelium
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
Predigt „Christ Manifested in Remembrance“, PPS Bd. 4, Nr. 17
„Mein Vater ist noch immer am Werk und auch ich bin am Werk“
Wenn wir unser Augenmerk darauf richten, wie sich der Retter während seines irdischen Lebens verhalten hat, sehen wir, dass er seine Identität als Sohn Gottes absichtlich verschleiert und trotzdem gleichzeitig preisgegeben hat. Er wollte offensichtlich, dass man sie als Besitz habe, jedoch nicht sofort: Als ob seine Worte zwar ihre Gültigkeit behalten sollten, man aber auch eine Weile warten müsste, bis man sie in ihrer Bedeutung voll erfassen würde; als ob man seine Ankunft abwarten müsste, die sowohl Christus als auch seine Worte ins volle Licht setzen würde…
Unter seinen Jüngern war er „wie der, der bedient“ (Lk 22,27).
Die Apostel begriffen offensichtlich erst nach seiner Auferstehung – und vor allem nach seiner Himmelfahrt, als der Heilige Geist herabkam – wer bei ihnen gewesen war…
Zu wiederholten Malen, und das in der Heiligen Schrift wie im Leben, nehmen wir die aktuelle Gegenwart Gottes nicht wahr, sondern erst dann, wenn wir zurückblicken und dabei feststellen, was damals geschehen ist…
Wie wunderbar doch die Vorsehung ist, so leise und doch so wirksam, so beständig und vor allem so unfehlbar! Und das macht den Satan völlig hilflos; er kann beim Ablauf der Geschehnisse die wirkende Hand Gottes nicht erkennen…; vor der majestätischen, gelassenen Stille, der unerschütterlichen, heiligen Ruhe, die in der Vorsehung Gottes walten, sind seine vielfältigen Möglichkeiten wirkungslos…
Die Hand Gottes wacht immer über die Seinen, und Gott führt sie auf einem Weg, den sie nicht kennen. Glauben ist alles, was sie tun können. Später werden sie sehen, was sie jetzt nicht sehen. Durch diesen Glauben sind sie aktiv an den Vorhaben Gottes beteiligt.
Evangelium nach Johannes 5,17-30.
In jener Zeit entgegnete Jesus den Juden: Mein Vater ist noch immer am Werk, und auch ich bin am Werk.
Darum waren die Juden noch mehr darauf aus, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte.
Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn.
Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut, und noch größere Werke wird er ihm zeigen, so dass ihr staunen werdet.
Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will.
Auch richtet der Vater niemand, sondern er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen,
damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.
Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben.
Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben.
Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.
Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören
und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht.
Von mir selbst aus kann ich nichts tun; ich richte, wie ich es vom Vater höre, und mein Gericht ist gerecht, weil es mir nicht um meinen Willen geht, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat.
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