Der hl. Kirchenvater Athanasius (295-373)
in seiner Schrift:
"Über die Menschwerdung des Logos und dessen leibliche Erscheinung unter uns
(De incarnatione Verbi)"
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"Deshalb also kommt der körperlose, unverwesliche und immaterielle Logos Gottes in unsere Heimat, obschon er auch vorher uns nicht ferne stand.
Denn kein Teil der Schöpfung ist von ihm leer gelassen;
vielmehr hat er alles in allem erfüllt, indes er selbst bei seinem Vater blieb.
Aber jetzt erscheint er und läßt sich zu uns herab aus Liebe zu uns Menschen,
und zwar in sichtbarer Gestalt.
Er sah
das vernünftige Geschlecht zugrunde gehen und den Tod mit seiner Verwesung herrschen über die Menschen;
....wie auch die Strafandrohung für die Sünde uns im Banne des Verderbens festhalte
und eine Befreiung daraus vor der Erfüllung des Gesetzes unangebracht wäre;
....auch das Unziemliche, das im Falle des Unterganges der Wesen,
deren Schöpfer er selber war, gelegen wäre;
....auch die überflutende Bosheit der Menschen
und wie sie diese nachgerade bis zur Unerträglichkeit zu ihrem eigenen Verderben steigerten;
....endlich alle Menschen als die Beute des Todes.
[blau]Deshalb erbarmte er sich unseres Geschlechtes,
hatte Mitleid mit unserer Schwachheit,
ließ sich herab zu unserer Vergänglichkeit,
duldete die Herrschaft des Todes nicht,
und um die Schöpfung gegen den Tod zu schützen
und das Werk seines Vaters an den Menschen nicht vergeblich sein zu lassen,
nahm er einen Leib an,
und zwar keinen anderen als den unsrigen.
Denn er wollte nicht einfach in einem Leibe Wohnung nehmen, und er wollte nicht bloß äußerlich erscheinen.
Hätte er nur das wollen,
so hätte er in einem anderen besseren Leibe als Gott erscheinen können.
Aber nein!
Er nimmt unseren Leib an, und zwar nicht auf einem beliebigen Wege,
sondern
von einer unbefleckten, makellosen und mit keinem Mann bekannten Jungfrau
einen reinen, vom Verkehr mit Männern wahrhaft unberührten Leib.
In seiner Macht und als Schöpfer aller Dinge
bereitet er sich in der Jungfrau den Leib zum Tempel und eignet sich ihn als Werkzeug an,
gibt sich in ihm zu erkennen und wohnt darin.[/b]
Und so nahm er einen Leib an, dem unsrigen gleich,
überantwortete ihn, da alle unter der Macht des Todes standen,
anstatt aller dem Tode und brachte ihn dem Vater dar.
Und das tat er aus Liebe zu den Menschen,
damit alle in ihm sterben und so das Gesetz von der Verwesung der Menschen aufgehoben würde,
da ja seine Macht am Leibe des Herrn sich erschöpft hat
und bei den gleichartigen Menschen keinen Zugang mehr finden kann.
Auch wollte er die Menschen,
die in die Verweslichkeit zurückgefallen waren,
wieder zur Unverweslichkeit erheben und sie vom Tode zu neuem Leben erwecken,
indem er
durch die Aneignung des Leibes und die Gnade der Auferstehung
den Tod in ihnen wie eine Stoppel im Feuer vernichtet."
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Der hl. Zeno von Verona ( gest. um 370)
hat im Traktat IX. seines zweiten Buches eine
wunderschöne Abhandlung
Von der Geburt und Majestät des Herrn
geschrieben.
Es ist auch gleichzeitig ein Lobgesang
auf die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria:
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[....]
1. Nach der Verheißung, die Gott und seine Propheten gegeben,
daß er zur rechten Zeit dem Menschengeschlecht seinen Sohn als Erlöser senden werde,
legte derselbe, als die Zeit erfüllt war, auf eine Weile seine Herrlichkeit,
doch nicht seine Macht ab,
verließ den Himmel und trat unbemerkt als keuscher Gast
in das Heiligtum des jungfräulichen Tempels (Schoßes),
das als seine Wohnstätte schon vorausgesagt war;
dort gestaltete er sich so, wie er sein wollte.
Ja, in der Verborgenheit schreitet er zur Ausführung des Werkes,
über das er schon lange seine Bestimmungen getroffen.
Freiwillig ruht er in dem gesegneten Heim der Keuschheit;
und im Schoß der heiligen Jungfrau bereitet er sich einen Leib,
um nach seinem Ratschluß geboren zu werden.
Dem Menschen völlig angeglichen, birgt sich Gott in der Hülle des Fleisches;
er, der die Zeiten in Ewigkeit wandelt, entleiht sein menschliches Leben von der Zeit,
Was für ein Wunder!
Maria empfängt von dem, den sie gebiert.
Ihr Mutterschoß füllt sich durch die (göttliche) Majestät,
nicht durch (menschlichen) Samen;
eine Jungfrau umschließt ihn,
den die Welt und ihre Fülle nicht faßt.
Während dieser Zeit bringen ihre (menschlichen) Organe ihren eigenen Schöpfer zur Entwicklung,
und das geschaffene Werk (Maria) bekleidet seinen eigenen Bildner
mit menschlicher Gestalt.
Maria gebiert nicht in Schmerz, sondern in Freude.
Es wird ein Sohn geboren ohne Vater und doch auch nicht ganz Sohn der Mutter;
denn er verdankt es sich selbst, daß er empfangen ward;
und es ist sein Geschenk an die Mutter, daß er geboren ward.
Sie selbst staunt am meisten, daß aus ihr ein solcher Sohn hervorgegangen;
man würde nicht glauben,
daß er von ihr geboren wäre,
wenn sie nicht ebenso,
wie sie Jungfrau war nach der Empfängnis, es ebenso geblieben wäre nach der Geburt.
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