Lieber Andreas
Das gleichsam "Kapitulierenwollen" angesichts der in den Beichtspiegeln
aufgeführten Gewissenserforschungen ist sicherlich dann verständlich,
wenn dies alles in eine einzige hl. Beichte Platz finden soll oder muss.
Dies geschieht denn auch wie von Kristina angesprochen bei "Lebensbeichten"
nach entweder Erstbeichte nach einer Konversion oder nach Jahrzehnten
nicht empfangenen Beichtsakrament.
Hierfür sollte man sich denn auch genügend Zeit nehmen...
vielleicht an einem gesonderten Beichttermin.
Dass hier denn bei sorgsamster Gewissensforschung nicht
alle begangenen Sünden lückenlos bekannt werden können,
liegt aufgrund der angesammelten Menge auf der Hand.
Es gilt denn auch immer zunächst mit den
erkannten schweren Sünden
- die meist auch besonders schwer fallen zu bekennen -
zu beginnen, zumal diese die Räuber der heiligmachenden Gnade und somit
auch die Seelen-Töter sind.
Sollte unverschuldeterweise eine solche Weise unbeabsichtigt ausgelassen worden sein, so kann sie in einer nächsten Beichte nachträglich bekannt werden.
Im Übrigen gilt denn auch nur für diese die Bekenntnispflicht in der hl. Beichte,
was nicht heissen soll,
dass die lässlichen Sünden einfach beiseite gelassen werden dürfen,
denn gerade der Kampf gegen Letztere ist von grosser Bedeutung,
um im Streben nach Heiligkeit voranzuschreiten.
Damit habe ich denn auch schon den Schlüssel für eine segens- und gnadenreiche
Beichtpraxis angedeutet.
Die öftere regelmässige hl. Beichte !
( nach Möglichkeit zunächst mindestens einmal im Monat,
später vielleicht noch kürzere Intervalle )
Gerade nach einer aufrichtigen "Lebensbeichte" mit dem Willen zur Umkehr
erfährt du Seele gleichsam einen wahren Gnadenstrom.
Dieser soll der Seele dazu verhelfen,
im Streben nach Heiligkeit nicht nachzulassen sondern voranzuschreiten.
Dazu gehört nun auch die Erkenntnis einer regelmässig zu tätigen den
Gewissensforschung mit anschliessender hl. Beichte.
Mit jeder hl. Beichte erfährt die Seele ein Mehr an
Reinigung, Heilung und Stärkung.....
wird der Empfang des hl. Sakramentes der Busse gleichsam zur
regelmässigen Seelen-Arznei,
so wird der zunächst als "unabbaubar" gesehene Sündenberg
kleiner und kleiner und somit auch das Bekenntnis
in der hl. Beichte aufgrund kürzerer Intervalle übersichtlicher und
somit auch leichter.
Noch etwas bewirkt die regelmässige hl. Beichte;
sie umhüllt die Seele gleichsam mit einem heiligmachenden Gnaden-Schutzwall
und bewahrt zusammen mit dem regelmässigen Empfang
der hl. Kommunion im Stande der Gnade die Seele vor dem Fall in die Todsünde.
Weiter schärft sie das Gewissen und öffnet das Herz für ein
ungehindert(er)es Wirken des Heiligen Geistes.
Denn so der hl. Franz v. Sales:
-
Haben Sie Geduld mit allen,
hauptsächlich aber mit sich selbst.
Und:
"Wollen wir nicht zu schnell Engel sein;
seien wir kleine Küken
unter dem Flügel der Mutter,
denn wir können noch nicht fliegen.
Üben wir die kleinen Tugenden,
die uns angemessen sind und nicht so glänzen."
-
Der zu einem der sanftmütigsten Hirten gewordene
hl. Franz v. Sales wurde übrigens zuvor während 27 Jahren vom Jähzorn geplagt....!
Schliesslich noch einige - aufmunternde - Worte des heiligen Franz von Sales
bezüglich der an uns immer wieder herantretenden Versuchungen:
-
"Mit einem Wort:
diese
kleinen Versuchungen zu Zorn, Argwohn, Eifersucht, Neid, Liebeleien, Narreteien, Eitelkeit, Doppelzüngigkeit und Geziertheit, unanständigen Gedanken,
das sind die ständigen Plagen auch solcher Menschen,
die am meisten zum frommen Leben entschlossen sind.
Die kleinen Versuchungen zu Eitelkeit, Argwohn und Ärger, zu Eifersucht, Liebeleien
und ähnlichen Torheiten tanzen wie Mücken und Fliegen vor unseren Augen herum,
stechen uns bald auf die Wange, bald auf die Nase; es ist unmöglich,
von dieser Belästigung ganz verschont zu bleiben.
Wenn eine Versuchung, zu welcher Sünde auch immer,
unser ganzes Leben andauern sollte,
so missfallen wir dadurch der göttlichen Majestät keineswegs,
solange
sie uns nicht gefällt und wir ihr
nicht zustimmen.
Denn bei der Versuchung handeln nicht wir,
sondern wir erleiden sie.
Welche Versuchungen auch immer über dich kommen,
welche Lust immer du dabei empfindest:
beunruhige dich keineswegs,
solang dein Wille die Zustimmung nicht nur zur Versuchung,
sondern auch zur Lust verweigert;
du hast Gott nicht beleidigt.
-
Stufen zur Vollkommenheit
So viel fürs Erste......
bei Gelegenheit werde ich noch einige weitere Aspekte anfügen.
Freundliche Grüsse und Gottes Segen