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Die Pharisäer in der Bibel - Predigt
Pharisäer in der Bibel und im Leben
Lesungen: Sir 35, 15b-17.20-22a; Lk 18, 9-14
Wer kennt sie nicht, die Pharisäer aus der Bibel und die Pharisäer in unserem Leben? Sie gelten als selbstgerecht und hinterhältig, sie sind einfach unsympathische Zeitgenossen. Als Pharisäer bezeichnet zu werden, ist ein schlimmes, verheerendes Urteil für jeden Menschen.
Das war nicht immer so und das war nicht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Pharisäer. Schauen wir uns einmal einen echten Pharisäer aus der Nähe an:
Pharisäer - das ist die stolze Selbstbezeichnung besonders frommer Juden zur Zeit Jesu.
Pharisäer - das sind die "Abgesonderten"; abgesondert vom übrigen Volk durch die genaue Einhaltung der Vorschriften des mosaischen Gesetzes. Gesetzestreue war für sie kein Selbstzweck. Sie stand ganz im Dienst der Heilsgeschichte: wer das Gesetz Gottes minutiös befolgte, leistete einen unverzichtbaren Beitrag zur Erlösung der Welt.
Pharisäer - sie galten zu Recht als die wachsamen Hüter der Tradition, und in der Art, wie sie die Gesetze auslegten, machten sie deutlich: Gott redet auch heute zu uns. Seine Schrift gewordenen Wort sind nicht toter Buchstabe, sondern seine Stimme unter uns - lebendig, verheißend, fordernd.
Das müssen wir im Hinterkopf haben, wenn wir die Erzählung vom Pharisäer und Zöllner lesen.
Der Pharisäer des Gleichnisses ist ein Muster-Exemplar: er leistet weit mehr als vom Gesetz an Fasten und Abgaben an den Tempel vorgeschrieben ist. Mit Fug und Recht darf er von sich behaupten: Ich bin fromm! Ich stehe im Einklang und in rechter Ordnung mit meinem Gott!
Er ist wirklich ein "Abgesonderter", durch und durch. Er ist Einer, zu dem man als normaler Mensch nur bewundernd aufschauen kann. Ein Vorzeige-Frommer!
Vielleicht kann ein Mensch wirklich nur so werden, indem er sich absondert und möglichst wenig an sich herankommen lässt von dem, was es im gewöhnlichen, bodenständigen Menschenleben an Gelegenheiten gibt, sich die Hände schmutzig zu machen und die Zunge zu verbrennen.
Aber das ist genau unser, oft leidvoll erfahrener Lebensraum: das Parterre - mitten im Gewühl der täglichen Eifersüchteleien und Kleinkariertheiten, der heruntergespielten Lügen und faulen Kompromisse.
Ich lebe un-gerade, un-fromm und versuche, auf dem Zick-Zack-Kurs meines Alltags wenigstens nicht aus jeder Kurve geworfen zu werden. Vielleicht haben Sie ähnliche Erfahrungen. Ein abgesondertes, ein im bestes Sinn des Wortes "pharisäisches" Leben will mir nicht gelingen.
Aber was bleibt, bei mir und bei vielen anderen Menschen. das ist die Sehnsucht nach mehr Geradlinigkeit und Ehrlichkeit, nach entschiedenerem Handeln und einer größeren Weite im Denken und Fühlen.
Es scheint fast, als wolle Jesus die Not zur Tugend machen - aber das ist ungemein tröstlich! -, wenn er auf die Gefahr hinweist, die ein "pharisäisch-abgesondertes" Leben in sich birgt. Wer sein Leben unter diesen Leitgedanken stellt: nur nichts an mich herankommen lassen! Mich bewahren vor der Möglichkeit, Fehler zu begehen und damit auch schuldig zu werden - wer sein Leben so ausrichtet, wird irgendwann nicht nur die anderen Menschen aus dem Blick verlieren, sondern auch für Gott unerreichbar.
Unser Muster-Pharisäer demonstriert es: Sein Beten ist zur frommen Nabelschau, zu einem in die Geste und in die Worte verkleideten Selbstgespräch verkommen.
Wo soll Gott da noch einen Durchschlupf finden bei einem Menschen, der keine Verzeihung mehr nötig hat, der eigenhändig für sein ewiges Heil gesorgt hat und sich bei Gott eigentlich bloß noch die Belohnung abzuholen braucht?!
Gott, wie Jesus ihn durch dieses Gleichnis hindurch aufscheinen lässt, ist keiner, der uns Menschen am Gängelband einer einwandfreien Moral herumführen möchte; keiner, der uns nur dann wohlgesonnen ist, wenn wir in die Rolle des "lieben Kindes" schlüpfen.
Denn all das - die hochanständige Moral und der kindlich-fromme Lebenswandel - birgt die Gefahr in sich, dass wir Gott im Spiel des Lebens auf die Zuschauerbank verbannen, wo seine Aufgabe hauptsächlich darin besteht, uns zu applaudieren.
Um dies deutlich zu machen, erzählt uns Jesus das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. Eine gefährliche Geschichte, weil sie so missverstanden werden könnte, als ob Jesus der Sünde Vorschub leisten und sie fast in den Rang einer Tugend erheben wollte.
Das Gegenbild zum immun gewordenen Pharisäer aber ist nicht ein ebenso selbstgerechter Sünder. Den gibt es sicherlich auch. Und jeder von uns schlüpft einmal in diese Rolle. Das Gegenbild ist ein verwundbar gebliebener und nur deshalb auch zur Heilung fähiger Zöllner:
bullet ein Zöllner: für den der Gang hinauf zum Tempel kein Triumphzug, sondern eher ein Gang nach Canossa ist;
bullet ein Zöllner: der den unendlichen Abstand zwischen sich und Gott spürt und daher "ganz hinten" stehen bleibt;
bullet ein Zöllner: dessen Gebet nur noch ein einziger Ruf nach Hilfe ist;
bullet ein Zöllner: der genau weiß: Ich werde niemals in der Lage sein, mich abzusondern, wie dieser beneidenswerte Pharisäer da vorn, weil ich viel zu tief in Schuld und Versagen verstrickt bin;
bullet ein Zöllner: der nicht einmal mehr den Mut aufbringt, gute Vorsätze zu fassen und zu versprechen: Ich werde mich ändern.
Wenn dieser Mensch "gerecht gemacht" wieder nach Hause gehen darf, dann haben Sie und ich eine Chance, als "nicht-abgesonderte" Fromme vor Gott bestehen zu können - auch wenn ich mir morgen wieder die Hände dreckig mache und mir die Zunge verbrenne; auch wenn ich morgen wieder in denselben Fehler verfalle, an dem ich erst heute gelitten habe.
Beten Sie mit mir zusammen als Fürbittgebet ein Lied, das zu meinen Lieblingsliedern im "Gotteslob" gehört. Es ist das Gebet eines Zöllner-Menschen, der das Zweifeln und das Vertrauen nicht verlernt hat. Amen.
Stellen wir uns und beten wir gemeinsam: GL 621, 1-3
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RE: Die Pharisäer in der Bibel - Predigt
in Predigten 23.03.2015 21:11von Das Fragezeichen (gelöscht)
Liebe @Maresa,
ich erlaube mir hier in diesem Forum zuzugeben, dass ich mich, ja..., überfordert fühle von einigen Artikeln, die wahr sind und zum guten katholischen Leben aufrufen. Wie man sein soll, wie man beten soll etc. Mir wird dann nur bewußt, was ich alles NICHT tue. Soll ja auch so sein: Wir sind Sünder.
Gerade in so einer Stunde der Entmutigung tat mir dein Artikel gut und auch jetzt tut er mir gut. Ich fühle mich erst einmal angenommen, so wie ich bin. Und DANN kommt das andere.
Manchmal denke ich, gewisse Leute haben gut reden, wenn sie eben nicht an "der Front" stehen, sie sozusagen abgesondert leben dürfen von der Welt, geachtet werden, was bedeuten. gesund sind....
Doch in gerade diesen Bereichen, wo Benno Kuppler arbeitet, kommt er mit Menschen zusammen, die eben direkt drin sind und mit ihren eigenen und den Abgründen der anderen konfrontiert sind. Er redet anders. Ja, wie Jesus es tun würde, also ich es glaube, dass Er so sprechen würde. Gerade durch diese Art, fühle ich mich nicht ent-mutigt, sondern Er-mutigt.
Das kann ich gut gebrauchen, denn in solchen Zuständen der Überforderung denke ich, dass ich nicht prädestiniert bin für einen christlchen Weg, was natürlich Unsinn ist. Überforderung ist deshalb für mein geistiges Leben Gift. Klar liegt es an einem selber, aber der von dir eingestellte Artikel ist mir, die sich wegen der Erkenntnis all ihrer Mängel eben leicht mal überfordert fühlt, eine Labsal.
Vergelt`s Gott,
Das Fragezeichen
Man kann nicht um des Friedens willen die Wahrheit aufgeben, denn dann wird der Unfriede zum Dauerzustand, weil alles in Unordnung gerät.
Liebes Fragezeichen,
du brauchst dich von manchen Artikeln nicht überfordert zu fühlen.
Sieh es nur als Weg an, den man beschreiten kann.
Solange du im Gebet bleibst und die Sakramente nicht vernachlässigst ist alles in Ordnung.
LG
Kristina
„Außerhalb der Kirche kein Heil"
(Katechismus der Katholischen Kirche Absatz 3, 845)
RE: Die Pharisäer in der Bibel - Predigt
in Predigten 23.03.2015 21:32von Das Fragezeichen (gelöscht)
"Kann" hm... , I woas net. Wäre schön.
Wenn man nicht hier Vollkommen wird, dann geht`s im Fegefeuer weiter. Denn nichts Unvollkommenes kann in den Himmel zum Vater. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Also doch "muss" statt "kann"?
Verzeih, dass das Fragezeichen noch mal fragt.
Bin Dir dankbar, dass Du mir hilfst, auch wenn ich noch mal was dazu fragend schreibe.
Auf die Gnade des Herrn hoffend,
Das Fragezeichen
Man kann nicht um des Friedens willen die Wahrheit aufgeben, denn dann wird der Unfriede zum Dauerzustand, weil alles in Unordnung gerät.
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