Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
An diesem Sonntag feiern wir das Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Das heißt, wir beten den einen und einzigen Gott an, der in drei Personen lebt: den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Nun würden wir Menschen überhaupt nie von diesem innersten Geheimnis Gottes erfahren haben, wenn Gott selber sich uns nicht in Liebe mitgeteilt hätte. Gott hat sich kundgemacht in seiner Schöpfung, im Werk der Erlösung und der Heiligung der Menschen.
Im Laufe der Heilsgeschichte ist es immer klarer offenbar geworden, wer Gott wirklich ist.
Denken wir zuerst an den Alten Bund: Dort wurde den Menschen in göttlicher Pädagogik allmählich bewusst gemacht, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Dieser hat sein Volk Israel in besonderer Weise erwählt, und er möchte sein Heil schließlich auch allen übrigen Völkern zukommen lassen. Nicht mehr die Vielzahl heidnischer Götter oder die Kräfte der Natur sollten die Menschen verehren, sondern dem einen und einzigen Gott gebührt Anbetung und Lobpreis, Dank und Bitte!
Mit dem Kommen Jesu Christi in diese Welt hat sich Gott uns Menschen noch ausdrücklicher gezeigt: Gott sendet seinen Sohn in diese Welt; der ewige Gott tritt in ein Naheverhältnis zu uns Menschen; er wird selber einer von uns. Der Sohn Gottes, Jesus Christus, wird geboren aus der Jungfrau Maria als Menschenkind.
Und als dann unser Herr Jesus Christus sein Heilswerk auf Erden vollendet hatte und nach seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren war, da sandte er vom Vater her den Heiligen Geist, damit alle, die glauben, von seiner Liebe erfüllt werden. Der Heilige Geist führt uns ein in die ganze Wahrheit.
Im Heiligen Geist erkennen wir den einen und dreifaltigen Gott und beten ihn an.
Wir erkennen, dass Gott ein Geheimnis der Liebe ist. Liebe aber ist nicht Einsamkeit, sondern Gemeinschaft. So ist Gott in sich selbst die höchste und seligste Gemeinschaft, die es gibt.
Gott will auch uns Menschen teilhaben lassen an seiner Freude, und so lädt er uns ein zu glauben und schenkt uns in der Taufe das göttliche Leben.
Der ewige, dreifaltige Gott wohnt in unserem Herzen; wenn wir die Brüder und Schwestern lieben, dann haben wir Gemeinschaft mit Gott, der „die Liebe“ ist (1 Joh 4,8.16). „Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Heiligste Dreifaltigkeit“, so formuliert es der heilige Augustinus.[1]
Daher können wir wohl sagen: Gott vermag niemand zu begreifen, und doch ist er uns nahe. Wir sind in lebendiger Einheit mit ihm, wenn wir den Glauben, die Hoffnung und die Liebe im Herzen bewahren und unser Leben auf Gott hin ausrichten. Maria, die Jungfrau und Gottesmutter, hat uns das auf einzigartige Weise vorgelebt.
Dann empfangen wir alles, was wir für unser Leben brauchen und was uns zum Heile dient. Denn das Glück findet der Mensch auf Dauer nur bei Gott, der uns aus Liebe ins Dasein gerufen hat und zur Liebe Gottes und der Menschen berufen hat. Amen.
Predigt v. Prof. Josef Spindelböck
am Dreifaltigkeitssonntag 2011
http://stjosef.at/predigten/