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#16

RE: Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Augenblick der Empfängnis

in Leben und Sterben 01.10.2013 23:24
von blasius (gelöscht)
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Lieber Aquila,

die Seele wird nicht bei der Zeugung erzeugt, sondern:

Katechismus der Katholischen Kirche

1997
IntraText - Text

ERSTER TEIL DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
ZWEITER ABSCHNITT DAS CHRISTLICHE GLAUBENSBEKENNTNIS
ERSTES KAPITEL ,,ICH GLAUBE AN GOTT DEN VATER"
ARTIKEL 1 ,,ICH GLAUBE AN GOTT, DEN VATER, DEN ALLMÄCHTIGEN, DEN SCHÖPFER DES HIMMELS UND DER ERDE"
Absatz 6 DER MENSCH


Absatz 6 DER MENSCH



355 ,,Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde; nach dem Bilde Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie" (Gen 1,27). Der Mensch nimmt in der Schöpfung eine einzigartige Stellung ein: er ist ,,nach Gottes Bild" geschaffen [Vgl. GS 12,1; 24‘2; 39,1.]; in seiner Natur vereint er die geistige mit der materiellen Welt (II); er ist ,,als Mann und Frau" geschaffen (III); Gott hat ihn zu seinem Freund gemacht (IV).





I ,,Nach dem Bilde Gottes"



356 Von allen sichtbaren Geschöpfen ist einzig der Mensch ,,fähig, seinen Schöpfer zu erkennen und zu lieben" (GS 12,3); er ist ,,auf Erden das einzige Geschöpf ... das Gott um seiner selbst willen gewollt hat" (GS 24,3); er allein ist berufen, in Erkenntnis und Liebe am Leben Gottes teilzuhaben. Auf dieses Ziel hin ist er geschaffen worden, und das ist der Hauptgrund für seine Würde:



,,Was war der Grund, weshalb du den Menschen zu einer so großen Würde erhoben hast? Die unschätzbare Liebe, mit der du dein Geschöpf in dir selbst angeblickt und dich in es verliebt hast, denn du hast es aus Liebe erschaffen, aus Liebe hast du ihm eine Natur gegeben, die an dir, dem ewigen Gut Freude zu empfinden vermag" (Katharina v. Siena, dial. 4,13).



357 Weil er nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat der Mensch die Würde, Person zu sein; er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, über sich Herr zu sein, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit anderen Personen zu treten, und er ist aus Gnade zu einem Bund mit seinem Schöpfer berufen, um diesem eine Antwort des Glaubens und der Liebe zu geben, die niemand anderer an seiner Stelle geben kann.



358 Gott hat alles für den Menschen erschaffen‘, aber der Mensch selbst ist erschaffen worden, um Gott zu dienen, ihn zu lieben und ihm die ganze Schöpfung darzubringen:



,,Welches ist das Wesen, das in solchem Ansehen geschaffen ist? Es ist der Mensch, die große, bewundernswerte lebendige Gestalt, die in den AugenGottes wertvoller ist als alle Geschöpfe. Es ist der Mensch; für ihn sind der Himmel und die Erde und das Meer und die gesamte Schöpfung da. Auf sein Heil legt Gott sosehr Wert, daß er sogar seinen eingeborenen Sohn für ihn nicht verschont hat. Gott zögerte ja nicht, alles ins Werk zu setzen, um den Menschen zu ihm aufsteigen und zu seiner Rechten sitzen zu lassen" (Johannes Chrysostomus, serm. in Gen. 2,1).



359 ,,Tatsächlich klärt sich nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf" (GS 22, 1).



,,Der heilige Apostel Paulus spricht von zwei Menschen, von denen das Menschengeschlecht abstamme: von Adam und von Christus ... Paulus sagt: ,Adam, der erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der letzte Adam wurde lebendigmachender Geist‘. Jener Erste ist von diesem Letzten geschaffen worden und hat auch von ihm die Seele erhalten, damit er lebendig wurde ... Dieser letzte Adam ist es, der bei der Formung dem ersten sein Bild aufprägte. Daher kam es, daß er seine Gestalt annahm und seinen Namen empfing, damit ihm nicht verlorenging, was er nach seinem Bild gemacht hatte. Der erste Adam, der letzte Adam: Der Erste hat einen Anfang, der Letzte hat kein Ende, weil dieser Letzte in Wirklichkeit der Erste ist. Sagt er doch: ,Ich bin das Alpha und das Omega"‘ (Petrus Chrysologus, sermo 117).



360 Das Menschengeschlecht bildet aufgrund des gemeinsamen Ursprungs eine Einheit. Denn Gott ,,hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen" (Apg 17,26) [Vgl. Tob 8,6.].



,,Wunderbare Schau, die uns das Menschengeschlecht sehen läßt in der Einheit eines gemeinsamen Ursprungs in Gott ... in der Einheit der Natur, bei allen gleich gefügt aus stofflichem Leib und geistiger, unsterblicher Seele; in der Einheit des unmittelbaren Ziels und seiner Aufgabe in der Welt; in der Einheit der Siedlung auf dem Erdboden, dessen Güter zu nutzen alle Menschen naturrechtlich befugt sind, um so ihr Leben zu erhalten und zu entwickeln; in der Einheit des übernatürlichen Endziels, Gottes selbst, nach dem zu streben alle verpflichtet sind; in der Einheit der Mittel, um dieses Ziel zu erreichen; ... in der Einheit des Loskaufs, den Christus für alle gewirkt hat" (Pius XII., Enz. ,,Summi Pontificatus") [Vgl. NA 1.].



361 Dieses ,,Gesetz der Solidarität und Liebe" (ebd.) versichert uns, daß bei aller reichen Vielfalt der Personen, Kulturen und Völker alle Menschen wahrhaft Brüder und Schwestern sind.





II ,,In Leib und Seele einer"



362 Die nach dem Bilde Gottes erschaffene menschliche Person ist ein zugleich körperliches und geistiges Wesen. Der biblische Bericht bringt das in einer sinnbildlichen Sprache zum Ausdruck, wenn er sagt: ,,Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen" (Gen 2,7). Der ganze Mensch ist von Gott gewollt.



363 In der Heiligen Schrift bedeutet der Ausdruck Seele oft das Leben des

Menschen [Vgl. Mt 16,25-26- Job 15,13.]oder die ganze menschliche Person [Vgl. Apg 2,41.]. Er bezeichnet aber auch das Innerste im Menschen [Vgl. Mt 26,38; Job 12,27.], das Wertvollste an ihm [Vgl. Mt 10,28; 2 Makk 6,30.], das, wodurch er am meisten nach dem Bild Gottes ist: ,,Seele" benennt das geistige Lebensprinzip im Menschen.



364 Der Leib des Menschen hat an der Würde des Seins ,,nach dem Bilde Gottes" teil: er ist eben deswegen menschlicher Leib, weil er durch die geistige Seele beseelt wird. Die menschliche Person ist als ganze dazu bestimmt, im Leibe Christi zum Tempel des Geistes zu werden [Vgl. 1 Kor 6,19-20; 15,44-45.].



,,In Leib und Seele einer, vereint der Mensch durch seine leibliche Verfaßtheit die Elemente der stofflichen Welt in sich, so daß sie durch ihn ihren Höhepunkt erreichen und ihre Stimme zum freien Lob des Schöpfers erheben. Das leibliche Leben darf also der Mensch nicht geringachten; er muß im Gegenteil seinen Leib als von Gott geschaffen und zur Auferweckung am Jüngsten Tag bestimmt für gut und der Ehre würdig halten" (GS 14,1).



365 Die Einheit von Seele und Leib ist so tief, daß man die Seele als die ,,Form" des Leibes [Vgl. K. v. Vienne 1312: DS 902.]zu betrachten hat, das heißt die Geistseele bewirkt, daß der aus Materie gebildete Leib ein lebendiger menschlicher Leib ist. Im Menschen sind Geist und Materie nicht zwei vereinte Naturen, sondern ihre Einheit bildet eine einzige Natur.



366 Die Kirche lehrt, daß jede Geistseele unmittelbar von Gott geschaffen ist [Vgl. Pius XII., Enz. ,,Humani generis" 1950: DS 3896; SPF 8.]- sie wird nicht von den Eltern ,,hervorgebracht" - und daß sie unsterblich ist [Vgl. 5. K. im Lateran 1513: DS 1440.]: sie geht nicht zugrunde, wenn sie sich im Tod vom Leibe trennt, und sie wird sich bei der Auferstehung von neuem mit dem Leib vereinen.



367 Manchmal wird die Seele vom Geist unterschieden. So betet der hl. Paulus: ,,Gott ... heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid" bei der Wiederkunft des Herrn (1 Thess 5,23). Die Kirche lehrt, daß diese Unterscheidung die Seele nicht zweiteilt [Vgl. 4. K. v. Konstantinopel 870: DS 657]. Mit ,,Geist" ist gemeint, daß der Mensch von seiner Erschaffung an auf sein übernatürliches Ziel hingeordnet ist [Vgl. 1. Vatikanisches K.: DS 3005; GS 22,5]und daß seine Seele aus Gnade zur Gemeinschaft mit Gott erhoben werden kann [Vgl. Pius XII., Enz. ,,Humani generis", 1950: DS 3891.].



368 Die geistliche Tradition der Kirche legt auch Wert auf das Herz im biblischen Sinn des ,,Wesensgrundes" oder ,,Inneren" (Jer 31,33), worin sich die Person für oder gegen Gott entscheidet [Vgl. Dtn 6,5; 29,3; Jes 29,13;Ez 36,26; Mt 6,21; Lk 8,15; Röm 5,5.].


Weil die Seele der Menschen eine Geistseele ist, und in der Gefallenen Schöpfung ist, kann sie unter vielem anderem- die Erbschuld oder Erbsünde mitbringen und damit belastet sein.

Wäre sie jedes mal bei einer Zeugung neu erschaffen, wäre sie frei von Sünde und Schuld.

Bei der "Neuerschaffungs Theorie" kann der Mensch Gott, den Schöpfer zwingen, eine Seele zu erschaffen,

das kann nicht sein.

Liebe Grüße, blasius


zuletzt bearbeitet 01.10.2013 23:26 | nach oben springen

#17

RE: Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Augenblick der Empfängnis

in Leben und Sterben 02.10.2013 00:29
von Aquila • 7.242 Beiträge

Lieber blasius

Versuchst Du hier etwa weiterhin verbissen die
fernöstlichen Irrlehren über eine vorgegaukelte
"präexistende Seele"

feilzubieten ?

Letzere Irrlehre
- der Vorgaukelung einer "vor der Empfängnis existierenden Seele" -
wurde von der Heiligen Mutter Kirche stets
verurteilt.
Daran hat sich auch bis heute nichts geändert.

Auch esoterisch untermalte Eigeninterpretationen werden daran
kein Jota ändern.



Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 02.10.2013 00:35 | nach oben springen

#18

RE: Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Augenblick der Empfängnis

in Leben und Sterben 03.10.2013 23:52
von blasius (gelöscht)
avatar

Lieber Aquila,

dass die Seele schon vor der Zeugung eines Menschlichen Wesens
pressent, vorhanden ist hat nichts mit fernöstichem zu tun.

Ein Kaiser namens Justinian schaffte das Wissen um die präexistenx der Seelen ab,
vorher war es Glaubensgut der kath.Kirche.

Liebe Grüße, blasius

Info, aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Justinian_I.

Justinian ließ im Januar 543 einen Erlass gegen Origenes (185–254) veröffentlichen, der auch neun doktrinale Anathematismen beinhaltete, welche die Lehre des Origenes zum Inhalt hatten; ein zehnter Anathematismus zielte auf die Person des Origenes, dessen Lehren bereits seit Jahrhunderten umstritten waren. Von der ständigen Synode wurde der Erlass kurz darauf bestätigt.

Fast gleichzeitig brach der erbittert geführte Dreikapitelstreit aus; beide Konflikte wurden teils zeitgleich geführt, inhaltlich hatten sie jedoch keine Gemeinsamkeit. Im Dreikapitelstreit ging es um die Schriften dreier christlicher Autoren aus dem 5. Jahrhundert, die im Verdacht standen, dem bereits 431 verworfenen Nestorianismus anzuhängen. Namentlich waren dies Ibas von Edessa, Theodor von Mopsuestia und der Kirchenhistoriker Theodoret. Auch gegen sie ließ Justinian 544/45 eine Schrift verfassen, wogegen sich auch in den Reihen der Patriarchen erheblicher Widerstand formierte; selbst der römische Bischof Vigilius, welcher der Schrift zuerst zögernd zugestimmt hatte, musste seine Zustimmung auf Druck mehrerer westlicher Kirchen (unter anderem der von Africa) wieder zurückziehen. 546 ließ ihn Justinian in Rom festnehmen und nach Konstantinopel bringen. 548 stimmte Vigilius in der Schrift Iudicatum nochmals der kaiserlichen Position zu, nur um angesichts des massiven Widerstands der nordafrikanischen Christen erneut umzuschwenken.

Der Kaiser berief daher 553 das zweite Konzil von Konstantinopel ein, das als das Fünfte Ökumenische Konzil (das letzte der Spätantike) in die Geschichte einging. Auch hier kam die Kontroverse um Origenes und um den Dreikapitelstreit noch einmal zur Sprache; Justinian ließ keinen Zweifel daran, dass er eine Verurteilung der drei Autoren wünschte, und setzte zu diesem Zweck auch Vigilius massiv unter Druck. Dieser stimmte den Beschlüssen des Konzils schließlich zu, womit sie ökumenischen Rang erhielten. Ein Ausgleich mit den Monophysiten konnte aber nicht erreicht werden, und trotz der Anerkennung der Konzilsbeschlüsse durch Vigilius, der auf dem Rückweg nach Rom verstarb, stießen sie im Westen noch lange auf Widerstand. Kurz vor seinem Tod entfernte sich der Kaiser dann durch die Propagierung des Aphthartodoketismus selbst wieder von der Orthodoxie.

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#19

RE: Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Augenblick der Empfängnis

in Leben und Sterben 04.10.2013 00:45
von Aquila • 7.242 Beiträge

Lieber blasius

Die Irrlehre einer ang. "präexistenden Seele" war
niemals
"Glaubensgut" der Kirche
sondern
schlechte Frucht von häretischem Gedankengut wie des
Origenes
über den und alle seine geistigen Mitläufer
im Edikt, "contra Origenem"
der Bann ausgesprochen worden ist.

Hier die ausgesprochenen 9 Anathematismen von 543;
rot untermalt die zu dieser Thematik relevanten....
doch auch die restlichen
- so etwa die schlimme Irrlehre der ang. "Erlösung" auch der Dämonen -
sind nicht minder gefährlich falsche Lehren:

-

Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen seien präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien;
es habe sie aber Überdruß ergriffen an der Schau Gottes und sie hätten sich zum Schlechteren gewendet; darum seien sie abgekühlt von der Liebe zu Gott, hätten davon den Namen "Seelen" bekommen und seien zur Strafe in Körper hinabgeschickt worden – so sei er im Banne.


Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seele des Herrn sei präexistent gewesen und geeint mit dem Gott-Logos vor der Fleischwerdung und Geburt aus der Jungfrau – so sei er im Banne.

Wenn einer sagt oder dafürhält, daß zuerst der Leib unseres Herrn Jesus Christus im Schoße der heiligen Jungfrau gebildet wurde, und danach der Gott-Logos und die Seele als präexistente mit ihm vereinigt wurden – so sei er im Banne.

Wenn einer sagt oder dafürhält, der Gott-Logos sei allen himmlischen Ordnungen gleich geworden, indem er für die Cherubim ein Cherubim und für die Seraphim ein Seraphim wurde und schlechthin allen Mächten in der Höhe gleich wurde – so sei er im Banne.

Wenn einer sagt oder dafürhält, daß bei der Auferstehung die Leiber der Menschen kugelförmig erweckt werden, und wenn er nicht bekennt, daß wir aufrecht erweckt werden – so sei er im Banne.

Wenn einer sagt oder dafürhält, der Himmel, die Sonne, der Mond, die Sterne und die Wasser über den Himmeln seien beseelt (mit) vernünftigen Mächten – so sei er im Banne.

Wenn einer sagt oder dafürhält, der Herr Jesus Christus werde in der kommenden Weltzeit für die Dämonen gekreuzigt werden, so wie (er) auch für die Menschen (gekreuzigt wurde) – so sei er im Banne.

Wenn einer sagt, Gottes Macht sei begrenzt, und er habe (nur) so viel geschaffen, wie er umfassen und denken konnte; oder die Geschöpfe seien gleich ewig mit Gott – so sei er im Banne.

Wenn einer sagt oder dafürhält, die Bestrafung der Dämonen und der gottlosen Menschen sei zeitlich und werde zu irgendeiner Zeit ein Ende haben; oder es werde eine Wiederbringung von Dämonen oder gottlosen Menschen geben – so sei er im Banne.
Der Bann sei gesprochen über Origenes und jede Person, die dies denkt oder verteidigt oder in irgendeinem Punkt überhaupt zu irgendeiner Zeit dies zu vertreten wagt.

-

Freundliche Grüsse und Gottes Segen

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#20

RE: Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Augenblick der Empfängnis

in Leben und Sterben 19.10.2013 17:24
von Aquila • 7.242 Beiträge

Bereits die Kirchenväter haben bez.des
Eintrittes der Seele ins Dasein
jene Lehren verkündet, die heute verbindliches Glaubensgut der hl. Tradition sind.

So etwa der hl. Gregor v. Nyssa ( gest. 394) -
in seiner Abhandlung
"Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (Dialogus de anima et resurrectione)".
Als Ergänzung zum vorigen Beitrag diese Auszüge:
-


Der Eintritt der Seelen in das Dasein.

„Die Hauptfrage aber lautete:
Wenn die Seelen nicht schon vor den Leibern existieren, wann und wie entstehen sie dann?
Und deshalb ist unsere Darlegung auf die Frage nach dem Wie nicht näher eingegangen, weil das Ergebnis unsicher ist;
doch der andere Punkt, nämlich wann die Seelen ihre Existenz gewinnen, harrt noch der Untersuchung, weil er in engem Zusammenhang mit dem früher Besprochenen steht.
Würde [S. 313] nämlich eingeräumt, die Seele lebe bereits vor dem Körper in irgendeinem Zustande, so müßten wir notwendig auch die Phantasterei jener annehmen, welche die Seelen der Sünde wegen in Körper einkerkern.
Daß aber auf der anderen Seite die Entstehung der Seele etwa später erfolge und jünger sei als die Bildung der Körper, wird wohl auch kein Verständiger sich einfallen lassen,
da doch allen klar sein dürfte, daß Seelenloses weder Kraft zum Wachstum noch Beweglichkeit besitzen kann
,
während es keinem Zweifel und keiner Frage unterliegt,
daß das Kind im Mutterleib sowohl örtlicher Bewegung als auch des Wachstums fähig ist, wie es auch Nahrung zu sich nimmt.
Daraus folgt, daß wir nur eine gleichzeitige Entstehung für Seele und Leib annehmen.

Und wie die Erde den Wurzelschößling, den sie von den Landleuten empfängt, zum Baume gestaltet, nicht als ob sie in den Schößling die Kraft zum Wachstum legen würde, sondern weil sie ihm die Wachstumsmittel bietet, so sagen wir auch, das vom Menschen zur Pflanzung eines Menschen Abgetrennte sei ein Lebewesen, ein Beseeltes vom Beseelten, ein Nahrung Empfangendes von einem, der Nahrung empfangen hat.
Freilich, wenn die Winzigkeit des Ablegers nicht sofort alle Tätigkeiten und Bewegungen der Seele zuläßt, so können wir uns hierüber nicht wundern.
Denn der Weizen, der schon im Samen vorhanden ist, erscheint nicht sogleich als Ähre ― wie könnte so Großes in so Kleines gehen? ― sondern indem die Erde ihn durch entsprechende Zufuhr nährt, wird der Weizen zur Ähre, nicht als ob er in der Scholle seine Natur vertauschte, sondern weil er durch die Nahrung sich selbst entfaltet und vollendet.
Gleichwie also bei dem Pflanzensamen der Keim allmählich bis zur Vollendung fortschreitet, auf dieselbe Weise kommt auch bei dem Werden des Menschen die Seele nach Maßgabe der körperlichen Größe zur Geltung, indem sie zuerst dem Kinde, das sich im Mutterleib befindet, der Nähr- und Wachskraft nach innewohnt, dann aber, wenn es das Tageslicht erblickt, ihm auch das Empfindungsvermögen verleiht, hierauf endlich, wenn es schon größer geworden, in ihm die Denkkraft einigermaßen hervortreten läßt, jedoch nicht auf einmal in ihrer ganzen Fülle, sondern [S. 314] fortschreitend in Übereinstimmung mit der Zunahme des Schößlings.
Da nun der aus beseelten Wesen zur Bildung eines beseelten Wesens abgelöste Keim nicht tot sein kann (denn der Zustand des Todes tritt durch Beraubung der Seele ein, und keineswegs geht die Beraubung dem Besitze voraus),
so erkennen wir hieraus,
daß das aus beiden d. i. aus Seele und Leib bestehende Gebilde
einen gleichzeitigen Eintritt ins Dasein hat
,
so daß weder jene (d. i. die Seele) vorausgeht, noch dieser (d. i. der Leib) nachfolgt.“

Einen Stillstand in der Vermehrung der Seelen aber erkennt die Vernunft als notwendig im voraus, damit das Menschengeschlecht nicht fortwährend im Flusse sei,
indem es durch Zunahme immer weiter sich ergießen und niemals in der Bewegung nachlassen würde.
Dieser Stillstand, der nach unserer Ansicht für unsere Natur dereinst notwendig eintreten wird, wird durch die Erwägung begründet, daß, wenn die übrige gesamte geistige Natur in ihrer Vollzahl dasteht, füglich auch unsere Menschennatur einmal zum Abschluß gelangen muß ― denn sie ist auch hierin der göttlichen verwandt ― damit sie nicht immer den Eindruck der Unvollständigkeit mache;
denn der fortwährende Zuwachs gibt Anlaß zu solcher Anschuldigung.
Wenn also die Menschheit ihre volle Zahl erreicht hat, wird die flußartige Bewegung der Natur stillstehen, weil sie zu dem ihr gesetzten Ziel gelangte; dann wird ein anderer Zustand auf das Leben folgen, ganz verschieden von dem jetzigen, der in beständigem Entstehen und Vergehen verläuft.
Denn wenn keine Menschen mehr entstehen, können auch keine mehr vergehen,
wenn nämlich die Verbindung von Seele und Leib ―
wir verstehen darunter den Lebensanfang durch die Zeugung
― der Auflösung vorausgeht, so folgt daraus, daß, wenn keine Verbindung vorausgeht, auch keine Auflösung nachfolgen kann
.
Demnach führt uns die logische Betrachtung unseres Glaubenssatzes zur Annahme eines stillstehenden und ewigen Lebens nach dem Tode, in welchem nicht Werden und Vergehen miteinander abwechseln.“


-


zuletzt bearbeitet 19.10.2013 17:26 | nach oben springen


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