
Der Heilsplan Gottes für den Menschen
Gott offenbart seinen „gnädigen Ratschluss
Vom Gebot der heiligen Gottesliebe
Die Liebe ist, mein Schöpfer, dein Gebot,
Die Liebe ist das Leben meiner Seele;
Und du, Herr, drängest noch mich durch Befehle.
Bin ich denn ohne Liebe nicht im Tod?
1. Betrachte die wunderbare Gnade und Zuneigung unseres Gottes, dass er uns befiehlt, ihn zu lieben. Wäre es nicht schon überaus große Gnade gewesen, wenn die unendliche Majestät uns schnöden Geschöpfen auch nur erlaubt hätte, sie zu lieben. Ist es aber andererseits nicht eine Schmach für uns, ja in gewisser Hinsicht sogar für Gott selbst, dass er uns befehlen musste, ihn zu lieben? Durch ein Gebot musste er uns verpflichten, ja zwingen musste er gleichsam uns undankbare Geschöpfe, die wir, ungeachtet zahlloser Ursachen, welche zu seiner Liebe uns drängen, dennoch gleichgültig in den Tag lebten, ohne seiner zu gedenken, geschweige denn, dass wir ihn liebten.
2. Gott befiehlt dem Menschen, ihn zu lieben. Ja es ist dies das erste und größte aller Gebote, das er ihm erteilt. Worüber muss man hier mehr staunen: dass Gott, der in seiner unendlichen Glückseligkeit sich selbst genügt, alles aufbietet, den Menschen zu seiner Liebe zu verpflichten, so als ob er ohne diese Liebe nicht vollkommen glückselig wäre, oder darüber, dass alle seine Geschenke und Gebote beinahe fruchtlos sind? Es liegt wahrhaftig etwas ganz Unbegreifliches sowohl in dem dringenden Verlangen Gottes nach der Liebe des Menschen, als in der Härte des menschlichen Herzens, dass sich diesem Verlangen widersetzt. Offenbar sehen wir hier die tiefe Wunde, die die Sünde unserem Herzen schlug, da wir diesem ersten aller Triebe widerstreben, in dessen Erfüllung unsere einzige und allerhöchste Glückseligkeit besteht.
3. Herr, ruft der große Heilige Augustinus aus, du befiehlst mir, dich zu lieben, und bedrohst mich mit ewigem Elend, wofern ich dich nicht liebe, als ob ein größeres Elend möglich wäre, als dich nicht zu lieben. Trostlos fürwahr wäre jede edle Seele, wenn sie Gott nicht lieben dürfte, ja es wäre ihr auch nicht möglich, ihm zu gehorchen, wenn er es ihr verwehrte, ihn zu lieben. Was aber sollen wir sagen? Herr, der du mir befiehlst, dich zu lieben, gib mir auch die Gnade dazu: denn ohne dich kann ich wohl dich beleidigen und dir missfallen, nie aber auf würdige Weise dich lieben. Römer 13,10b: "Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes."
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