Aus „Maria heute“ Oktober 2013
„Sofort machte ich die Erfahrung des Heraustretens aus meinem Körper…
Hier geben wir das Zeugnis von Pater Jean Derobert (+ 24. Mai 2013) über den offensichtlichen Schutz wieder, der ihm dank der Fürbitte des heiligen Pio von Seiten des Himmels zuteil wurde.
Lieber Herr Pater!
Sie haben mich um eine schriftliche Zusammenfassung in Bezug auf den offensichtlichen Schutz gebeten, der mir im August 1958 während des Algerienkrieges zuteil wurde.
Ich war damals im Sanitätsdienst der Armee tätig.
Ich hatte bemerkt, dass Padre Pio, der mich 1955 als geistlichen Sohn angenommen hatte, mir in jedem wichtigen Moment meines Lebens eine Karte zukommen ließ, die mich seines Gebetes und seiner Unterstützung versicherte. Das war der Fall vor meinem Examen an der Universität Gregoriana in Rom, das war der Fall bei meinem Einzug als Soldat, das war der Fall, als ich mich den Kämpfern in Algerien anschließen musste.
Eines Abends griff ein Kommando der F.L.N. (Nationale Befreiungsfront Algeriens) unser Dorf an. Wir wurden schon bald überwältigt und mit fünf anderen Soldaten vor eine Tür gestellt, um erschossen zu werden.
Ich erinnere mich, dass ich weder an meinen Vater noch an meine Mutter dachte, obwohl ich doch deren einziger Sohn bin, sondern nur eine große Freude empfand, weil „ich sehen würde, wie es auf der anderen Seite aussieht“.
Ich hatte am selben Morgen eine Karte von Padre Pio mit folgendem handgeschriebenen Satz erhalten: „Das Leben ist ein Kampf, aber es führt zum Licht“ (zwei oder drei Mal unterstrichen).
Sofort machte ich die Erfahrung, dass ich aus meinem Körper heraustrat. Ich sah meinen Leib blutüberströmt inmitten meiner ebenfalls ermordeten Kameraden neben mir liegen. Dann begann ich einen seltsamen Aufstieg in einer Art Tunnel. Aus der Wolke, die mich umgab, tauchten bekannte und unbekannte Gesichter auf. Am Anfang waren diese Gesichter dunkel; es handelte sich um wenig empfehlenswerte Leute, wenig tugendhafte Sünder. In dem Maß wie ich weiter aufstieg, wurden die Gesichter, denen ich begegnete, heller.
Ich wunderte mich darüber, dass ich gehen konnte…und sagte mir, dass ich außerhalb der Zeit, also bereits auferstanden war…Ich wunderte mich, dass ich alles um meinen Kopf herum sehen konnte, ohne mich umzudrehen.
Ich wunderte mich, dass ich nichts von den Wunden gespürt hatte, die die Gewehrkugeln verursacht hatten…und begriff, dass sie derart schnell in meinen Körper eingedrungen waren, dass ich sie nicht hatte fühlen können.
Plötzlich flogen meine Gedanken zu meinen Eltern. Sofort befand ich mich zu Hause in Annecy im Zimmer meiner Eltern; Sie schliefen. Ich versuchte, sie anzusprechen – ohne Erfolg. Ich ging durch die Wohnung und mir fiel auf, dass sie ein Möbelstück an einen anderen Platz gestellt hatten.
Als ich meiner Mutter mehrere Tage später schrieb und sie fragte, warum sie dieses Möbelstück an einen anderen Platz gestellt hatten, antwortete sie mir: „Woher weißt Du das?“
Ich dachte an Papst Pius XII., den ich gut kannte (ich hatte in Rom studiert), und sofort befand ich mich in seinem Zimmer. Er hatte sich gerade ins Bett gelegt. Wir haben über Gedankenaustausch kommuniziert, denn er war ein tief geistlicher Mensch.
Ich setzte meinen Aufstieg fort bis zu dem Moment, an dem ich mich in einer wunderbaren Landschaft befand, die in ein sanftes, blaues Licht getaucht war…Es gab jedoch keine Sonne, „denn der Herr ist ihr Licht“, wie die Geheime Offenbarung sagt.
Ich sah dort tausende von Menschen, die alle etwa 30 Jahre alt waren. Doch ich traf auch einige, die ich zu ihren Lebzeiten gekannt hatte… Der eine war mit 80 Jahren gestorben… und schien mir 30 Jahre alt zu sein… Ein anderer war im Alter von 2 Jahren gestorben… und beide hatten dasselbe Alter…
Ich verließ dieses „Paradies“, das voller außergewöhnlicher Blumen war, die man hier auf Erden nicht kennt, und stieg noch höher hinauf… Dort verlor ich meine Menschennatur und wurde ein „Lichttropfen“.
Ich sah viele andere „Lichttropfen“ und wusste, dass der eine der heilige Petrus, der andere Paulus oder Johannes oder ein Apostel oder ein bestimmter Heiliger war…
Dann sah ich Maria, die in ihrem Mantel aus Licht unsagbar schön war und mich mit einem unbeschreiblichen Lächeln empfing… Hinter ihr stand Jesus – auch er unbeschreiblich schön – und noch weiter hinten sah ich eine Lichtzone, von der ich wusste, dass es der Ewige Vater war, und in die ich eintauchte.
Ich fühlte da eine restlose Befriedigung aller nur erdenklichen Wünsche… Ich machte die Erfahrung des vollkommenen Glücks…
Und dann befand ich mich plötzlich wieder auf der Erde; mein Gesicht lag im Staub, inmitten der blutüberströmten Körper meiner Kameraden.
Ich bemerkte, dass die Tür, vor der ich lag, völlig von Kugeln durchlöchert war, die durch meinen Körper gedrungen waren, ich sah, dass meine Kleidung durchlöchert und voller Blut war, dass meine Brust und mein Rücken von haltrockenem, etwas zähflüssigem But befleckt waren… aber dass ich unversehrt war.
Ich ging in diesem Aufzug zum Kommandanten. Er kam zu mir und rief aus, dass das ein Wunder sei. Es war der heute verstorbene Kommandant Cazelle.
Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt, wie man sich denken kann. Und als ich nach dem Ende meines Militäreinsatzes zu Padre Pio ging, sah dieser mich bereits von weitem im Saal St. Franziskus. Er machte mir ein Zeichen näher zu kommen und gab mir wie gewöhnlich ein kleines Zeichen der Zuneigung. Dann sagte er mir folgende einfache Worte: „Oh, was ich für dich nicht alles unternehmen musste! Aber was du gesehen hast, war sehr schön!“ Weiter ging seine Erklärung nicht.
So wird verständlich, warum ich keine Angst mehr vor dem Tod habe… da ich weiß, wie es auf der anderen Seite ist.
Pater Jean Derobert
Dieses Dokument gehört zu den Originalurkunden des Heiligsprechungsprozesses von Padre Pio. Dieser Brief wurde uns unter der Bedingung überlassen, ihn nicht vor seiner Heiligsprechung bekannt zu machen.
Sr. Benjamine
Kurze Biographie
Pater Jean Derobert wurde am 25.OIktober 1934 in Annecy geboren und am 30. Juni in Notre- Dame de Paris zum Priester geweiht. Er studierte im Französischen Seminar von Rom. Nachdem er sein Vikariat in der Gemeinde St. Louise de Marillac in Dranca (Departement Seine-Saint-Denis) gemacht hatte, war er Studienleiter am Kolleg Albert de Mun in Mogent-sur-Marne (Departement Val-de-Marne), dann Seelsorger in der Basilika Sacre-Coeur von Montmarte und Verantwortlicher für die Wallfahrten ins Heilige Land. Nachdem Pater Derobert 1996 nach Marseille gekommen war, übte er seinen Dienst im Altersheim der Ordensfrauen vom Guten Hirten aus. Seit 2011 wohnte er bei den Kleinen Schwestern der Armen der Kartäuser, wo er am Freitag, den 24. Mai 2013 ins Haus des Vaters heimgekehrt ist.
Literatur:
„Heiliger Pio aus Pietrelcina, durchsichtig auf Gott hin“,
geistliches Bildnis, gewonnen aus den Briefen Pater Pios, Pater Jean Derobert, Parvis Verlag, 800 S, 64 S. Illustr. Euro 40.-, CHF 49.-