Gottgesandter, Zeuge, Stimme in der Wüste und Vorläufer
Die Titel des Johannes
Im vergangenen Jahr haben wir miterlebt, wie wichtig für bestimmte Menschen Titel / Namen sind, nicht zuletzt für Politiker. Dabei scheinen auch unlautere Mittel recht, um sie führen zu können. Wichtig ist, dass einem andere, z.B. eine Universität, diesen Titel verleiht. Doch im Grunde läuft es auf eine Selbsternennung hinaus.
Im Johannesevangelium fällt auf, wie Johannes der Täufer über Titel den Hörern und Lesern nahe gebracht wird. Bemerkenswert ist, wie er mit diesen Zuerkennungen umgeht, wie er sie selbst benutzt, stehen lässt und ablehnt.
Im Prolog des Johannesevangeliums wird Johannes eingeführt als "ein Mensch, der von Gott gesandt war", also als ein Gottgesandter. Damit wird er in eine Reihe gestellt mit den Menschen des Alten Bundes, die Gottes Geist und Gottes Wort empfangen haben, um es weiter zu sagen, sei es gelegen oder ungelegen. Nicht wenige von ihnen haben sich vergeblich gegen diesen Auftrag Gottes gewehrt.
"Er kam als Zeuge." Damit kam er nicht im eigenen Namen, sondern ließ sich in Dienst nehmen für einen anderen, den er Licht nennt, der nach ihm kommt, der größer ist als er, dem er nicht die Schuhe aufzuschnüren wert ist.
Entsprechend weist er alle Titel zurück, die andere ihm anbieten: Ich bin nicht der Messias, ich bin nicht Elia, ich bin nicht der Prophet. Verständlich, dass die Priester und Leviten, die von Jerusalem zu ihm gesandt waren ungehalten weiter fragen: "Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?" Sie setzen ihm gleichsam die Pistole auf die Brust.
Bescheidenes Selbstzeugnis
Sein Selbstzeugnis fällt bescheiden aus: "Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!", also Stimme in der Wüste. Das lässt die kritischen Pharisäer an seiner Kompetenz zweifeln: Wenn er nicht Messias, Elija oder der Prophet ist, dann ist er nicht berechtigt zu taufen. Doch Johannes lässt sich nicht beirren. Er bleibt sich und seiner Linie treu und betont die Vorläufigkeit seiner Taufe mit Wasser. Jeder Gottesdienstbesucher erinnert sich, dass das Markusevangelium schreibt: "Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen." (Mk 1,8). Auf diesen noch Unbekannten weist Johannes hin: "Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mit kommt". Vorläufer wird Johannes deshalb auch genannt.
So bleiben diese vier Titel. Zunächst Gottgesandter und Zeuge. Sie stehen im feierlichen Prolog des Johannesevangeliums. Sie sind Titel, die der Verfasser des Evangeliums ihm gibt. Stimme in der Wüste und Vorläufer sind seine Selbstbezeichnungen. Gemeinsam ist allen Titeln, dass sie - typisch für den Advent - auf einen Größeren hinweisen, auf Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes. Auf ihn weist der Täufer mit göttlicher Autorität hin wie schon vor ihm der Prophet Jesaja. Sein Zeugnis beschränkt sich nicht auf seine Botschaft, sein Auftreten und die Wassertaufe zur Vergebung der Sünden. Sie schließt sein Lebens- und Blutzeugnis mit ein, als er der Wahrheit Zeugnis gibt und den Lebenswandel des Königs Herodes anprangert.
Die Stimme in der Wüste mahnt bis in unsere Zeit mit Worten des Propheten Jesaja: "Ebnet den Weg für den Herrn!" Als Vorläufer ist er diesen Weg selbst voraus gegangen. Deshalb sagt Jesus über ihn im Matthäusevangelium: "Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer" (Mt 11,11). Jesus schränkt dann allerdings ein: "doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er" (ebd.). Damit betont auch Jesus die Vorläufigkeit des Johannes und bringt uns, seine Jünger, ins Spiel.
Johannes der Täufer, die Adventsgestalt, bleibt an der Schwelle von Altem zum Neuen Bund.
Dank an Ulrich Behlau
Liebe Grüße Blasius