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Psalm 90
Der ewige Gott - der vergängliche Mensch
1 [Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes.] Herr, du warst unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht.
2 Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
3 Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub und sprichst: «Kommt wieder, ihr Menschen!»
4 Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.
5 Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras.
6 Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt.
7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, werden vernichtet durch deinen Grimm.
8 Du hast unsre Sünden vor dich hingestellt, unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts.
9 Denn all unsre Tage gehn hin unter deinem Zorn, wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer.
10 Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.
11 Wer kennt die Gewalt deines Zornes und fürchtet sich vor deinem Grimm?3
12 Unsre Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.
13 Herr, wende dich uns doch endlich zu! Hab Mitleid mit deinen Knechten!
14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten.
16 Zeig deinen Knechten deine Taten und ihren Kindern deine erhabene Macht!
17 Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!
Psalm 91
Unter dem Schutz des Höchsten
1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen,
2 der sagt zum Herrn: «Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue.»
3 Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers und aus allem Verderben.
4 Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist dir seine Treue.
5 Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt,
6 nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag.
7 Fallen auch tausend zu deiner Seite, dir zur Rechten zehnmal tausend, so wird es doch dich nicht treffen.
8 Ja, du wirst es sehen mit eigenen Augen, wirst zuschauen, wie den Frevlern vergolten wird.
9 Denn der Herr ist deine Zuflucht, du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt.
10 Dir begegnet kein Unheil, kein Unglück naht deinem Zelt.
11 Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen.
12 Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;
13 du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen.
14 «Weil er an mir hängt, will ich ihn retten; ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.
15 Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören. Ich bin bei ihm in der Not, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.
16 Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn schauen mein Heil.»
Psalm 92
Ein Loblied auf die Treue Gottes
1 [Ein Psalm. Ein Lied für den Sabbattag.]
2 Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, deinem Namen, du Höchster, zu singen,
3 am Morgen deine Huld zu verkünden und in den Nächten deine Treue
4 zur zehnsaitigen Laute, zur Harfe, zum Klang der Zither.
5 Denn du hast mich durch deine Taten froh gemacht; Herr, ich will jubeln über die Werke deiner Hände.
6 Wie groß sind deine Werke, o Herr, wie tief deine Gedanken!
7 Ein Mensch ohne Einsicht erkennt das nicht, ein Tor kann es nicht verstehen.
8 Wenn auch die Frevler gedeihen und alle, die Unrecht tun, wachsen, so nur, damit du sie für immer vernichtest.
9 Herr, du bist der Höchste, du bleibst auf ewig.
10 Doch deine Feinde, Herr, wahrhaftig, deine Feinde vergehen; auseinander getrieben werden alle, die Unrecht tun.
11 Du machtest mich stark wie einen Stier, du salbtest mich mit frischem Öl.
12 Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, auf alle, die sich gegen mich erheben; mein Ohr hört vom Geschick der Bösen.
13 Der Gerechte gedeiht wie die Palme, er wächst wie die Zedern des Libanon.
14 Gepflanzt im Haus des Herrn, gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.
15 Sie tragen Frucht noch im Alter und bleiben voll Saft und Frische;
16 sie verkünden: Gerecht ist der Herr; mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.
Psalm 93
Das Königtum Gottes
1 Der Herr ist König, bekleidet mit Hoheit; der Herr hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken.
2 Dein Thron steht fest von Anbeginn, du bist seit Ewigkeit.
3 Fluten erheben sich, Herr, Fluten erheben ihr Brausen, Fluten erheben ihr Tosen.
4 Gewaltiger als das Tosen vieler Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe.
5 Deine Gesetze sind fest und verlässlich; Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit für alle Zeiten.
Psalm 94
Gott, der Anwalt der Gerechten
1 Gott der Vergeltung, o Herr, du Gott der Vergeltung, erscheine!
2 Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen ihr Tun!
3 Wie lange noch dürfen die Frevler, o Herr, wie lange noch dürfen die Frevler frohlocken?
4 Sie führen freche Reden, alle, die Unrecht tun, brüsten sich.
5 Herr, sie zertreten dein Volk, sie unterdrücken dein Erbteil.
6 Sie bringen die Witwen und Waisen um und morden die Fremden.
7 Sie denken: Der Herr sieht es ja nicht, der Gott Jakobs merkt es nicht.
8 Begreift doch, ihr Toren im Volk! Ihr Unvernünftigen, wann werdet ihr klug?
9 Sollte der nicht hören, der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht sehen, der das Auge geformt hat?
10 Sollte der nicht strafen, der die Völker erzieht, er, der die Menschen Erkenntnis lehrt?
11 Der Herr kennt die Gedanken der Menschen: Sie sind nichts als ein Hauch.
12 Wohl dem Mann, den du, Herr, erziehst, den du mit deiner Weisung belehrst.
13 Du bewahrst ihn vor bösen Tagen, bis man dem Frevler die Grube gräbt.
14 Ja, der Herr wird sein Volk nicht verstoßen und niemals sein Erbe verlassen.
15 Nun spricht man wieder Recht nach Gerechtigkeit; ihr folgen alle Menschen mit redlichem Herzen.
16 Wer wird sich für mich gegen die Frevler erheben, wer steht für mich ein gegen den, der Unrecht tut?
17 Wäre nicht der Herr meine Hilfe, bald würde ich im Land des Schweigens wohnen.
18 Wenn ich sage: «Mein Fuß gleitet aus», dann stützt mich, Herr, deine Huld.
19 Mehren sich die Sorgen des Herzens, so erquickt dein Trost meine Seele.
20 Kann sich mit dir der bestechliche Richter verbünden, der willkürlich straft, gegen das Gesetz?1
21 Sie wollen das Leben des Gerechten vernichten und verurteilen schuldlose Menschen.
22 Doch meine Burg ist der Herr, mein Gott ist der Fels meiner Zuflucht.
23 Er wird ihnen ihr Unrecht vergelten und sie wegen ihrer Bosheit vernichten; vernichten wird sie der Herr, unser Gott.
Psalm 95
Aufruf zur Treue gegen Gott
1 Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unsres Heiles!
2 Lasst uns mit Lob seinem Angesicht nahen, vor ihm jauchzen mit Liedern!
3 Denn der Herr ist ein großer Gott, ein großer König über allen Göttern.
4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, sein sind die Gipfel der Berge.
5 Sein ist das Meer, das er gemacht hat, das trockene Land, das seine Hände gebildet.
6 Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!
7 Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören!
8 «Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, wie in der Wüste am Tag von Massa!
9 Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen.
10 Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zuwider und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht; denn meine Wege kennen sie nicht.1
11 Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht kommen in das Land meiner Ruhe.»
Psalm 96
Der Herr, König und Richter aller Welt
1 Singt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Länder der Erde!
2 Singt dem Herrn und preist seinen Namen, verkündet sein Heil von Tag zu Tag!
3 Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit, bei allen Nationen von seinen Wundern!
4 Denn groß ist der Herr und hoch zu preisen, mehr zu fürchten als alle Götter.
5 Alle Götter der Heiden sind nichtig, der Herr aber hat den Himmel geschaffen.
6 Hoheit und Pracht sind vor seinem Angesicht, Macht und Glanz in seinem Heiligtum.
7 Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker, bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!
8 Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, spendet Opfergaben und tretet ein in sein Heiligtum!1
9 In heiligem Schmuck werft euch nieder vor dem Herrn, erbebt vor ihm, alle Länder der Erde!
10 Verkündet bei den Völkern: Der Herr ist König. Den Erdkreis hat er gegründet, sodass er nicht wankt. Er richtet die Nationen so, wie es recht ist.2
11 Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, es brause das Meer und alles, was es erfüllt.
12 Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. Jubeln sollen alle Bäume des Waldes
13 vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht und die Nationen nach seiner Treue.
Psalm 97
Aufruf zur Freude über den Herrscher der Welt
1 Der Herr ist König. Die Erde frohlocke. Freuen sollen sich die vielen Inseln.
2 Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Throns.
3 Verzehrendes Feuer läuft vor ihm her und frisst seine Gegner ringsum.
4 Seine Blitze erhellen den Erdkreis; die Erde sieht es und bebt.
5 Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Antlitz des Herrschers aller Welt.
6 Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, seine Herrlichkeit schauen alle Völker.
7 Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, alle, die sich der Götzen rühmen. Vor ihm werfen sich alle Götter nieder.
8 Zion hört es und freut sich, Judas Töchter jubeln, Herr, über deine Gerichte.
9 Denn du, Herr, bist der Höchste über der ganzen Erde, hoch erhaben über alle Götter.
10 Ihr, die ihr den Herrn liebt, hasst das Böse! Er behütet das Leben seiner Frommen, er entreißt sie der Hand der Frevler.
11 Ein Licht erstrahlt den Gerechten und Freude den Menschen mit redlichem Herzen.1
12 Ihr Gerechten, freut euch am Herrn und lobt seinen heiligen Namen!
Psalm 98
Ein neues Lied auf den Richter und Retter
1 [Ein Psalm.] Singt dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht. Er hat mit seiner Rechten geholfen und mit seinem heiligen Arm.
2 Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
3 Er dachte an seine Huld und an seine Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes.
4 Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde, freut euch, jubelt und singt!
5 Spielt dem Herrn auf der Harfe, auf der Harfe zu lautem Gesang!
6 Zum Schall der Trompeten und Hörner jauchzt vor dem Herrn, dem König!
7 Es brause das Meer und alles, was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.
8 In die Hände klatschen sollen die Ströme, die Berge sollen jubeln im Chor
9 vor dem Herrn, wenn er kommt, um die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht, die Nationen so, wie es recht ist.
Psalm 99
Der heilige Gott auf dem Zion
1 Der Herr ist König: Es zittern die Völker. Er thront auf den Kerubim: Es wankt die Erde.
2 Groß ist der Herr auf Zion, über alle Völker erhaben.
3 Preisen sollen sie deinen großen, majestätischen Namen. Denn er ist heilig.
4 Stark ist der König, er liebt das Recht. Du hast die Weltordnung fest begründet, hast Recht und Gerechtigkeit in Jakob geschaffen.1
5 Rühmt den Herrn, unseren Gott; werft euch am Schemel seiner Füße nieder! Denn er ist heilig.
6 Mose und Aaron sind unter seinen Priestern, Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen; sie riefen zum Herrn und er hat sie erhört.2
7 Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen; seine Gebote hielten sie, die Satzung, die er ihnen gab.
8 Herr, unser Gott, du hast sie erhört; du warst ihnen ein verzeihender Gott, aber du hast ihre Frevel vergolten.
9 Rühmt den Herrn, unsern Gott, werft euch nieder an seinem heiligen Berge! Denn heilig ist der Herr, unser Gott.
Psalm 100
Lobgesang des Volkes beim Einzug ins Heiligtum
1 [Ein Psalm zum Dankopfer.] Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde!
2 Dient dem Herrn mit Freude! Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!
3 Erkennt: Der Herr allein ist Gott. Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, sein Volk und die Herde seiner Weide.1
4 Tretet mit Dank durch seine Tore ein! Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! Dankt ihm, preist seinen Namen!
5 Denn der Herr ist gütig, ewig währt seine Huld, von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.
Psalm 101
Die Vorsätze eines Königs
1 [Ein Psalm Davids.] Von Gnade und Recht will ich singen; dir, o Herr, will ich spielen.
2 Ich will auf den Weg der Bewährten achten. Wann kommst du zu mir? Ich lebe in der Stille meines Hauses mit lauterem Herzen.1
3 Ich richte mein Auge nicht auf Schändliches; ich hasse es, Unrecht zu tun, es soll nicht an mir haften.
4 Falschheit sei meinem Herzen fern; ich will das Böse nicht kennen.
5 Wer den Nächsten heimlich verleumdet, den bring ich zum Schweigen. Stolze Augen und hochmütige Herzen kann ich nicht ertragen.
6 Meine Augen suchen die Treuen im Land; sie sollen bei mir wohnen. Wer auf rechten Wegen geht, der darf mir dienen.
7 In meinem Haus soll kein Betrüger wohnen; kein Lügner kann vor meinen Augen bestehen.
8 Morgen für Morgen spreche ich das Urteil über die Frevler im Land, um in der Stadt des Herrn alle auszurotten, die Unrecht tun.
Psalm 102
Das Gebet eines Unglücklichen
1 [Gebet eines Unglücklichen, wenn er in Verzweiflung ist und vor dem Herrn seine Sorge ausschüttet.]
2 Herr, höre mein Gebet! Mein Schreien dringe zu dir.
3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr mir zu! Wenn ich dich anrufe, erhöre mich bald!
4 Meine Tage sind wie Rauch geschwunden, meine Glieder wie von Feuer verbrannt.
5 Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, sodass ich vergessen habe, mein Brot zu essen.
6 Vor lauter Stöhnen und Schreien bin ich nur noch Haut und Knochen.1
7 Ich bin wie eine Dohle in der Wüste, wie eine Eule in öden Ruinen.
8 Ich liege wach und ich klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.2
9 Den ganzen Tag schmähen mich die Feinde; die mich verhöhnen, nennen meinen Namen beim Fluchen.
10 Staub muss ich essen wie Brot, mit Tränen mische ich meinen Trank;
11 denn auf mir lasten dein Zorn und dein Grimm. Du hast mich hochgerissen und zu Boden geschleudert.
12 Meine Tage schwinden dahin wie Schatten, ich verdorre wie Gras.3
13 Du aber, Herr, du thronst für immer und ewig, dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht.
14 Du wirst dich erheben, dich über Zion erbarmen; denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, die Stunde ist da.
15 An Zions Steinen hängt das Herz deiner Knechte, um seine Trümmer tragen sie Leid.
16 Dann fürchten die Völker den Namen des Herrn und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.
17 Denn der Herr baut Zion wieder auf und erscheint in all seiner Herrlichkeit.
18 Er wendet sich dem Gebet der Verlassenen zu, ihre Bitten verschmäht er nicht.
19 Dies sei aufgeschrieben für das kommende Geschlecht, damit das Volk, das noch erschaffen wird, den Herrn lobpreise.
20 Denn der Herr schaut herab aus heiliger Höhe, vom Himmel blickt er auf die Erde nieder;
21 er will auf das Seufzen der Gefangenen hören und alle befreien, die dem Tod geweiht sind,
22 damit sie den Namen des Herrn auf dem Zion verkünden und sein Lob in Jerusalem,
23 wenn sich dort Königreiche und Völker versammeln, um den Herrn zu verehren.
24 Er hat meine Kraft auf dem Weg gebrochen, er hat meine Tage verkürzt.
25 Darum sage ich: Raff mich nicht weg in der Mitte des Lebens, mein Gott, dessen Jahre Geschlecht um Geschlecht überdauern!
26 Vorzeiten hast du der Erde Grund gelegt, die Himmel sind das Werk deiner Hände.
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand; du wechselst sie wie ein Kleid und sie schwinden dahin.
28 Du aber bleibst, der du bist, und deine Jahre enden nie.
29 Die Kinder deiner Knechte werden (in Sicherheit) wohnen, ihre Nachkommen vor deinem Antlitz bestehen.
Psalm 103
Ein Loblied auf den gütigen und verzeihenden Gott
1 [Von David.] Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!
2 Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
3 der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt,
4 der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt,
5 der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt; wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert.1
6 Der Herr vollbringt Taten des Heiles, Recht verschafft er allen Bedrängten.
7 Er hat Mose seine Wege kundgetan, den Kindern Israels seine Werke.
8 Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte.
9 Er wird nicht immer zürnen, nicht ewig im Groll verharren.
10 Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld.
11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch ist seine Huld über denen, die ihn fürchten.2
12 So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, so weit entfernt er die Schuld von uns.
13 Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten.
14 Denn er weiß, was wir für Gebilde sind; er denkt daran: Wir sind nur Staub.
15 Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes.
16 Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr.
17 Doch die Huld des Herrn währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten und ehren; sein Heil erfahren noch Kinder und Enkel;
18 alle, die seinen Bund bewahren, an seine Gebote denken und danach handeln.
19 Der Herr hat seinen Thron errichtet im Himmel, seine königliche Macht beherrscht das All.
20 Lobt den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die seine Befehle vollstrecken, seinen Worten gehorsam!
21 Lobt den Herrn, all seine Scharen, seine Diener, die seinen Willen vollziehen!
22 Lobt den Herrn, all seine Werke, an jedem Ort seiner Herrschaft! Lobe den Herrn, meine Seele!
Psalm 104
Ein Loblied auf den Schöpfer
1 Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
2 Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.
3 Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. Du nimmst dir die Wolken zum Wagen, du fährst einher auf den Flügeln des Sturmes.
4 Du machst dir die Winde zu Boten und lodernde Feuer zu deinen Dienern.
5 Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet; in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.
6 Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Kleid, die Wasser standen über den Bergen.
7 Sie wichen vor deinem Drohen zurück, sie flohen vor der Stimme deines Donners.
8 Da erhoben sich Berge und senkten sich Täler an den Ort, den du für sie bestimmt hast.
9 Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten; nie wieder sollen sie die Erde bedecken.
10 Du lässt die Quellen hervorsprudeln in den Tälern, sie eilen zwischen den Bergen dahin.
11 Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, die Wildesel stillen ihren Durst daraus.
12 An den Ufern wohnen die Vögel des Himmels, aus den Zweigen erklingt ihr Gesang.
13 Du tränkst die Berge aus deinen Kammern, aus deinen Wolken wird die Erde satt.1
14 Du lässt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde
15 und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt und Brot das Menschenherz stärkt.
16 Die Bäume des Herrn trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.
17 In ihnen bauen die Vögel ihr Nest, auf den Zypressen nistet der Storch.
18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, dem Klippdachs bieten die Felsen Zuflucht.
19 Du hast den Mond gemacht als Maß für die Zeiten, die Sonne weiß, wann sie untergeht.
20 Du sendest Finsternis und es wird Nacht, dann regen sich alle Tiere des Waldes.
21 Die jungen Löwen brüllen nach Beute, sie verlangen von Gott ihre Nahrung.
22 Strahlt die Sonne dann auf, so schleichen sie heim und lagern sich in ihren Verstecken.
23 Nun geht der Mensch hinaus an sein Tagwerk, an seine Arbeit bis zum Abend.
24 Herr, wie zahlreich sind deine Werke! Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
25 Da ist das Meer, so groß und weit, darin ein Gewimmel ohne Zahl: kleine und große Tiere.
26 Dort ziehen die Schiffe dahin, auch der Leviátan, den du geformt hast, um mit ihm zu spielen.
27 Sie alle warten auf dich, dass du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit.
28 Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein; öffnest du deine Hand, werden sie satt an Gutem.
29 Verbirgst du dein Gesicht, sind sie verstört; nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin und kehren zurück zum Staub der Erde.
30 Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen und du erneuerst das Antlitz der Erde.
31 Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn; der Herr freue sich seiner Werke.
32 Er blickt auf die Erde und sie erbebt; er rührt die Berge an und sie rauchen.
33 Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe, will meinem Gott spielen, solange ich da bin.
34 Möge ihm mein Dichten gefallen. Ich will mich freuen am Herrn.
35 Doch die Sünder sollen von der Erde verschwinden und es sollen keine Frevler mehr da sein. Lobe den Herrn, meine Seele! Halleluja!
Psalm 105
Ein Loblied auf den Herrn der Geschichte
1 Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! Macht unter den Völkern seine Taten bekannt!
2 Singt ihm und spielt ihm, sinnt nach über all seine Wunder!
3 Rühmt euch seines heiligen Namens! Alle, die den Herrn suchen, sollen sich von Herzen freuen.
4 Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; sucht sein Antlitz allezeit!
5 Denkt an die Wunder, die er getan hat, an seine Zeichen und die Beschlüsse aus seinem Mund.
6 Bedenkt es, ihr Nachkommen seines Knechtes Abraham, ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat.
7 Er, der Herr, ist unser Gott. Seine Herrschaft umgreift die Erde.
8 Ewig denkt er an seinen Bund, an das Wort, das er gegeben hat für tausend Geschlechter,
9 an den Bund, den er mit Abraham geschlossen, an den Eid, den er Isaak geschworen hat.
10 Er bestimmte ihn als Satzung für Jakob, als ewigen Bund für Israel.
11 Er sprach: Dir will ich Kanaan geben, das Land, das dir als Erbe bestimmt ist.
12 Als sie noch gering waren an Zahl, nur wenige und fremd im Land,
13 und noch zogen von Volk zu Volk, von einem Reich zum andern,
14 da ließ er sie von niemand bedrücken, wies ihretwegen Könige zurecht:
15 «Tastet meine Gesalbten nicht an, tut meinen Propheten nichts zuleide!»
16 Dann aber rief er den Hunger ins Land, entzog ihnen allen Vorrat an Brot.
17 Doch hatte er ihnen einen Mann vorausgesandt: Josef wurde als Sklave verkauft.
18 Man spannte seine Füße in Fesseln und zwängte seinen Hals ins Eisen
19 bis zu der Zeit, als sein Wort sich erfüllte und der Spruch des Herrn ihm Recht gab.
20 Da sandte der König einen Boten und ließ ihn frei, der Herrscher der Völker ließ ihn heraus.
21 Er bestellte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Gebieter über seinen ganzen Besitz.
22 Er sollte die Fürsten lenken nach seinem Sinn und die Ältesten Weisheit lehren.1
23 Und Israel kam nach Ägypten, Jakob wurde Gast im Lande Hams.
24 Da mehrte Gott sein Volk gewaltig, machte es stärker als das Volk der Bedrücker.
25 Er wandelte ihren Sinn zum Hass gegen sein Volk, sodass sie an seinen Knechten tückisch handelten.
26 Dann sandte er Mose, seinen Knecht, und Aaron, den Gott sich erwählte.
27 Sie wirkten unter ihnen seine Zeichen, im Lande Hams seine Wunder.2
28 Er sandte Finsternis, da wurde es dunkel; doch achteten sie nicht auf sein Wort.3
29 Er verwandelte ihre Gewässer in Blut und ließ ihre Fische sterben.
30 Ihr Land wimmelte von Fröschen bis hinein in den Palast des Königs.
31 Er gebot, da kamen Schwärme von Fliegen und von Stechmücken über das ganze Gebiet.
32 Er schickte ihnen Hagel statt Regen, flammendes Feuer auf ihr Land.
33 Er zerschlug ihnen Weinstock und Feigenbaum und knickte in ihrem Gebiet die Bäume um.
34 Er gebot, da kamen Schwärme von Grillen und Wanderheuschrecken in gewaltiger Zahl.
35 Sie fraßen alles Grün in ihrem Land, sie fraßen die Frucht ihrer Felder.
36 Er erschlug im Land jede Erstgeburt, die ganze Blüte der Jugend.4
37 Er führte sein Volk heraus mit Silber und Gold; in seinen Stämmen fand sich kein Schwächling.
38 Bei ihrem Auszug waren die Ägypter froh; denn Schrecken vor ihnen hatte sie alle befallen.
39 Eine Wolke breitete er aus, um sie zu decken, und Feuer, um die Nacht zu erleuchten.
40 Als sie ihn baten, schickte er Wachteln und sättigte sie mit Brot vom Himmel.5
41 Er öffnete den Felsen und Wasser entquoll ihm, wie ein Strom floss es dahin in der Wüste.
42 Denn er dachte an sein heiliges Wort und an Abraham, seinen Knecht.
43 Er führte sein Volk heraus in Freude, seine Erwählten in Jubel.
44 Er gab ihnen die Länder der Völker und ließ sie den Besitz der Nationen gewinnen,
45 damit sie seine Satzungen hielten und seine Gebote befolgten. Halleluja!
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