Einmal mehr eine mehr als fragwürdige
"Würdigung" !?
Ökumenisches Heiligenlexikon
Jan Hus
auch: Johannes
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
Reformator, Märtyrer
* um 1372 in Husinec in Südböhmen in Tschechien
† 6. Juli 1415 in Konstanz in Baden-Württemberg
Gemälde eines Unbekannten aus dem 16. Jahrhundert
Gemälde eines Unbekannten aus dem 16. Jahrhundert
Jan Hus studierte an der Prager Universität. Im Jahre 1396 erhielt er den Titel eines Magister Artium, 1400 wurde er zum Priester geweiht. Er hielt Vorlesungen in Theologie an der Prager Universität, wurde 1401 zum Dekan der philosophischen Fakultät und dann zum Rektor der Universität ernannt. Daneben übernahm er Priestertätigkeiten an der Bethlehem-Kapelle, an der er in tschechischer Sprache anstatt dem traditionellen Latein predigte. Wie später Martin Luther wandte er sich der Sprache seines Volkes, dem Tschechischen, zu und wirkte ähnlich sprachbildend wie Luther für das Deutsche; und wie Luther wollte auch Hus, dass das Volk die Bibel in seiner Sprache lesen konnte. Tausende hörten ihm zu; seine Anhänger rekrutierten sich vor allem aus der tschechischen Bevölkerung, während die deutsche Oberschicht sich weiter an die traditionelle katholische Kirche hielt.
Die tschechische nationalistische und reformistische Bewegung, die von Jan Milíc, dem böhmischen Volksprediger des 15. Jahrhunderts, eingeleitet worden war, erweckte bald auch Hus' Interesse. Hus bekannte sich auch zu vielen Ideen des englischen Reformators John Wyclif. Beide übten heftige Kritik am weltlichen Besitz der Kirche, an Korruption und Ablasshandel, traten für die Autorität des Gewissens ein und versuchten, durch ihre Predigten die Kirche dem Volk näherzubringen. Beide vertraten die Lehre von der Prädestination, betrachteten allein die Bibel als letzte religiöse Autorität und sahen allein in Christus das wahre Oberhaupt der Kirche.
1408 gingen beim Bischof Beschwerden über Hus' Predigten ein. Darauf wurde ihm die Ausübung seiner priesterlichen Funktionen untersagt. Im folgenden Jahr erließ Alexander V., einer der drei Gegenpäpste, eine Bulle, die Wyclifs Schriften verurteilte, woraufhin dessen Bücher verbrannt wurden. Hus wurde 1410 verbannt, daraufhin brachen in Prag Unruhen aus. Die Demonstrationen des Volkes ermöglichten es Hus trotz des 1412 ausgesprochenen Verbots, seine Predigten fortzusetzen. Da jedoch bald schon viele seiner einflussreichen Unterstützer ihre Stellungen verloren, flüchtete Hus aus Prag und wurde auf einem Schloss von einigen adligen Freunden aufgenommen. Im Jahre 1413 schrieb er sein Hauptwerk De Ecclesia, Über die Kirche.
Burg des Kostanzer Bischofs in Gottlieben heute, erbaut 1251 von Bischof Eberhard II. als doppeltürmige Wasserburg, um der aufständischen Konstanzer Bevölkerung auszuweichen
Burg des Kostanzer Bischofs in Gottlieben heute, erbaut 1251 von Bischof Eberhard II. als doppeltürmige Wasserburg, um der aufständischen Konstanzer Bevölkerung auszuweichen; während des Konstanzer Konzils Gefängnis für Jan Hus und Hieronymus von Prag bis zu ihrer Verbrennung; heute in Privatbesitz
1414 wurde Hus aufgefordert, sich dem Konstanzer Konzil zu stellen, welches zur Beendigung des Kirchenschismas und zur Unterdrückung von als Häresie betrachteten Lehren einberufen worden war. Mit dem Versprechen des Königs Siegmund auf freies Geleit hoffte Hus, seine Lehren erfolgreich verteidigen zu können, wurde jedoch gleich bei seiner Ankunft festgenommen und in der Burg des Kostanzer Bischofs, dem Schloss in Gottlieben, inhaftiert. Er lehnte es ab, die Lehrautorität des Konzils anzuerkennen, da es in seinen Aussagen nicht mit der Bibel übereinstimmte, und verweigerte den Widerruf seiner Schrift De Ecclesia und seiner Überzeugung, dass die Kirche die nicht hierachisch zu gliedernde Versammlung der durch Prädestination Erwählten sei, deren Haupt allein Christus darstellt. Da er die Aufforderung zum Widerruf seiner Lehren und zur Unterlassung der Predigertätigkeiten kategorisch ablehnte, wurde er schließlich verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt, der Überlieferung zufolge an der Stelle des heutigen Denkmals Hussenstein; mit ihm wurden seine Bücher verbrannt, die Asche des Scheiterhaufens wurde in den Rhein geschüttet. Die Hinrichtung leitete Friedrich VI., der spätere Kurfürst von Brandenburg, der Stammvater der preußischen Könige und deutschen Kaiser aus dem Hause Hohenzollern.
Anton Sorg: Jan Hus wird verbrannt und seine Asche in den Rhein gestreut, 1483; Blatt 34, aus der Chronik des Ulrich Richenthal über „Das Concilium so zu Constantz gehalten ist worden, des jars 1413”, Augsburg, 1536
Anton Sorg: Jan Hus wird verbrannt und seine Asche in den Rhein gestreut, 1483; Blatt 34 aus der Chronik des Ulrich Richenthal über Das Concilium so zu Constantz gehalten ist worden, des jars 1413, Augsburg, 1536
„Hussenstein” in Konstanz
Hussenstein in Konstanz
Vor seiner Verbrennung soll Hus gesagt haben: Heute bratet Ihr eine Gans - Hus heißt auf Deutsch Gans - aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen - was später oft auf Luther gedeutet wurde, der deshalb mit einem Schwan dargestellt wurde. Hus' Hinrichtung verhinderte nicht die Organisation seiner Anhänger, der Hussiten, und führte schließlich zu den verheerenden Hussitenkriegen, wo die Habsburger und Rom 20 Jahre lang gemeinsam gegen die tschechischen Protestanten zogen.
Jan Hus wurde gleichsam zum tschechischen Nationalheiligen, seine Verbrennung förderte entscheidend das Nationalbewusstsein. Kurz nach Gründung der modernen tschechisch (-slowakischen) Republik 1918 wurde 1920 die sich bewusst hussitisch nennende protestantische Nationalkirche gegründet, die auch nach dem 2. Weltkrieg im Kommunismus überleben konnte. 1925 wurde der 6. Juli zum Staatsfeiertag, worauf der Vatikan für drei Jahre seine diplomatischen Beziehungen mit dem Ketzerstaat unterbrach. 1990 erteilte Papst Johannes Paul II. der katholischen Kirche in Tschechien den Auftrag, sich neu mit Hus zu befassen; Ende 1999 tagte im Vatikan eine Konferenz aus Bischöfen, Theologen und Historikern verschiedener Konfessionen, die für den Papst eine Neubewertung Hus' ermöglichen sollte. Ziel war nicht die Rehabilitation von Hus, aber es wurde ein Bedauern des Papstes für Fehlentwicklungen in der Geschichte ausgesprochen. Zum Auftakt des Heiligen Jahres 2000 würdigte Johannes Paul II. den sittlichen Mut von Jan Hus und bat um Vergebung für die Leiden, die der Reformator und seine Anhänger erlitten. Papst Franziskus würdigte Hus 2015 im Vorfeld des 600. Todestages als renommierten Prediger, drückte sein tiefes Bedauern über den grausamen Tod von Jan Hus aus und würdigte ihn als Kirchenreformer.
Catholic Encyclopedia