Gelobt sei Jesus Christus !
Im Eingangsbeitrag haben wir die
- in der heutigen irrigen
"alle kommen in den Himmel" Mentalität
so gut wie nicht mehr bekannte
bzw. überhaupt nicht mehr verkündete -
Lehre der Kirche über die
Vorherbestimmung zur ewigen Seligkeit
näher dargelegt.
Dazu nun ergänzend ein Auszug aus
Die Kunst, das Herz auf der Kanzel zu rühren, (1785)
Hier wird einfach und doch prägnant diese Kirchenlehre verdeutlicht:
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Von der kleinen Anzahl der Auserwählten.
Gewißheit dieser Wahrheit
Es ist keine Wahrheit so schrecklich und zugleich so gut in der heiligen Schrift gegründet, als die Wahrheit von der geringen Anzahl der Auserwählten.
Alle Vorbilder, die man in den Propheten siehst, die Vergleichungen, die Gleichniße, Reden, die man in dem Evangelium hierüberliest, berechtigen uns,
die Anzahl derer, welche selig werden sollen, als ausserordentlich klein vorzustellen.
Und bildet euch nicht ein, daß diese Vorbilder und Gleichnißreden Allegorien von einem willkührlichen Sinne seyen: die Apostel, als Werkzeuge des heiligen Geistes,
haben selbst die Anwendung davon gemacht. Der heilige Apostel Petrus giebt uns ziemlich deutlich zu verstehen, daß, gleichwie an dem Tage des Noe eine große Menge böser Menschen von den Wassern der Sündflut verschlungen, und nur die aus acht Personen bestehende Familie dieses Patriarchen errettet worden sey;
also auch in der Kirche nur wenig Personen selig werden würden,
wenn man sie mit der großen Anzahl derer vergleicht, die ausserhalb und so gar innerhalb derselben verloren gehen.
Der heilige Apostel Paulus gebraucht eine sehr starke Vergleichung, nemlich die
von den Kämpfern, von welchen nur ein einziger den Preis davontrug: er giebt damit zu verstehen, daß es eben die Bewandniß mit den Christen haben werde,
und daß nur allein diejenigen gekrönt werden würden, welche die Gesche des Streites beobacht hatten.
[Anmerkung: das Streben nach Vollkommenheit]
Alle Propheten beweinen die allgemeine Vergessenheit Gottes, worinnen die Menschen leben, und die öffentliche Vernichtung seiner Gesetze, welche eine Folge von derselben ist.
Jesus Christus selbst, der göttliche Mund der Wahrheit, nennet seine
Auserwahlten nur die kleine Herde, die Gleichnisse, denen er sich zum Unterricht des Volks bedienet, geben ziemlich deutlich zu erkennen, auf was für eine geringe Anzahl sie sich belaufen.
In dem Gleichniß von dem Saamen gehen von den vier Theilen desselben drey verloren und bringen keine Frucht, und nur der vierte Theil falltauf ein gutes Land.
Aber, ohne Gleichnisse zu suchen, deren Sinn der menschliche Verstand verdrehen könnte, sagt er uns nicht an verschiedenen Stellen, daß
viele berufen und wenig auserwählt seyen? Mtth.20. u. 22.
Was bedeuten diese Worte anders,
als daß unter der unendlichen Menge Menschen, welche durch die Predigt der Apostel und ihrer Nachfolger zu der Gnade des Evangeliums berufen werden,
nur sehr wenige seyn werden, die sie annehmen, noch weit wenigere, die derselben getreu bleiben, und bis ans Ende beharren ?
Er ruft an einem andern Orte aus:
wie schmal ist Herrweg, der zum Leben führet;
und wie wenig sind ihrer, die ihn finden!
Man müßte also sehr verwegen seyn, wenn man behaupten wollte, der Weg zum Himmel sey breit und die Pforte weit.
Die Menschen, die nur andern ihres gleichen zu schmeicheln und ihnen einen falschen Frieden zu verschaffen suchen, mögen immerhin die Ausübung der Religion leicht machen, und den Weg breit vorstellen, sie mögen immerhin die Menschen übereden wollen, daß sie ungehindert mit ihren Reichthümern und allen Gegenständen ihrer lasterhaften Anhänglichkeiten auf demselben wandeln würden,
das Zeugniß des Sohnes Gottes straft sie ausdrücklich lügen:
es ist nichts das mehr Glauben verdiene, als was der Urheber des Glaubens hier lehret,
daß man durch die enge Pforte eingehen muß, weil die Pforte des Verderbens weit sey, und ihrer viele durch dieselbe gingen;
die Pforte des Lebens hingegen klein, und der dahin führende Weg
schmal wäre, und ihrer wenige ihn fänden.
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