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08
März
2014

Geschichte des Kommunionempfanges

Hw Pater Leo Kuchar SSS über die Geschichte des Kommunionempfanges
-

Geschichte des Kommunionempfanges

Wie alles in der Kirche hat auch der sakramentale Kommunionempfang eine interessante und bewegte Geschichte.
Sie ist für uns heutige Christen aufschlussreich und lehrreich.

Die ersten Christen trennten nie Eucharistiefeier und Eucharistieempfang.
Sie sprachen vom „Brotbrechen“ und vom „Herrenmahl“.
Ihr Ziel war, würdig zu kommunizieren, um würdig zu leben,
und würdig zu leben, um würdig zu kommunizieren
.
An der Stelle, wo heute der Priester die Worte ausspricht:
„Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt…“
rief früher der Diakon: „Sancta sanctis! Das Heilige den Heiligen!“
Es wurde die Mahnung angefügt: „Wer würdig ist, trete hinzu! Wer nicht, tue Buße!“

Im Mittelalter kam es dann – zumindest nach unserem Urteil –
zu einer bedauerlichen Entwicklung.
Der Kommunionempfang wurde immer seltener.
Die Kirche sah sich gezwungen, ein Gebot zu erlassen,
wonach jeder Katholik wenigstens einmal im Jahr,
zur österlichen Zeit, die hl. Kommunion empfangen muss.

Ohne dieses Kirchengebot hätten vermutlich viele Christen
die erste hl. Kommunion bis zur Sterbestunde aufgeschoben.
Als Ersatz und Gegengewicht entwickelte sich damals die so genannte
„Augenkommunion“.
Die Gläubigen wollten die hl. Hostie sehen und anbeten.
In der Messfeier wurden die hl. Gestalten nach der Wandlung erhoben,
die Eucharistie wurde in der Monstranz ausgesetzt und in Prozessionen
durch die Stadt getragen.
In diese Zeit fällt auch die Einführung der Fronleichnamsprozession.

Das Konzil von Trient hat die tägliche Kommunion gut geheißen und empfohlen, aber der Aufruf verhallte ohne Echo. Im Gegenteil:
eine von der Kirche
verworfene Irrlehre machte sich breit: der Jansenismus.

Die Heiligkeit der Eucharistie und die Unwürdigkeit des Empfängers
wurden so übermäßig betont, dass man im häufigen Kommunionempfang
einen schweren Verstoß gegen die Ehrfurcht zum Altarsakrament erblickte.
In den Heiligengeschichten, die damals verfasst wurden,
wurde auch immer betont, dass der betreffende Heilige
oder die Heilige aus Demut dem Tisch des Herrn fernblieb.
Auch fromme Ordensfrauen kommunizierten damals nicht öfter als dreimal im Jahr.
Einen besonderen Platz nimmt das 17. Jahrhundert ein.
Es war die Zeit der Hochblüte des Jansenismus.
Sein Geist spukte in den Köpfen der meisten Geistlichen und der Professoren,
die den jungen Klerus heranbildeten.
Es gab aber auch in diesem Jahrhundert Heilige, die die Gläubigen
zur öfteren hl. Kommunion einluden und diese zu begründen suchten.
Sie mussten in Kauf nehmen, dass man sie als Irrlehrer und Abweichler verdächtigte.

Einen Durchbruch erreichten die bekannten Herz-Jesu-Erscheinungen.
An die Seherin, die hl. Margarethe Alacoque,
richtete der Heiland den Wunsch, sie möge die Sühnekommunion
an den ersten Freitagen von neun Monaten propagieren,
eine Idee, die Anklang fand, da das 17. Jahrhundert Sühnebruderschaften und Sühneandachten sehr liebte und bevorzugte.
Durch die Einführung der Herz-Jesu-Freitage wurde indirekt die
öftere hl. Kommunion gefördert.
Neun zusätzliche Kommunionen im Jahre, das war praktisch schon der Durchbruch zur monatlichen Kommunion.
Hätte die hl. Maria Margarethe die monatliche oder gar tägliche Kommunion verlangt,
hätte man ihre Erscheinungen als Teufelswerk qualifiziert und die Seherin
womöglich als Hexe verurteilt.
In den Herz-Jesu Erscheinungen zeigt sich nicht nur die überfließende Liebe des Erlösers, sondern auch die bewunderungswürdige Strategie des Hl. Geistes.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte der
heilige Papst Pius X.
Er wird als eucharistischer Papst bezeichnet.
Er erließ zwei Eucharistiedekrete.
Mit dem Dekret „Sacra Tridentina Synodus“
öffnete er sperrangelweit die Türen des Tabernakels für die
tägliche Kommunion.
Wer heute täglich zur hl. Kommunion gehen will, muss mit keinerlei Behinderung von Seiten der Seelsorger oder der Kirchengemeinde rechnen.
Nach dem neuesten Kirchengesetzbuch kann jeder Katholik sogar zweimal täglich kommunizieren, wenn er auch zweimal am Tag die hl. Messe mitfeiert.
Es ist uns heute fast unerklärlich, dass es überhaupt notwendig war, dass ein Papst ein Dekret herausgeben musste, um die tägliche Kommunion zu erlauben.
Papst Pius X. hat allerdings vor achtzig Jahren ein anderes Eucharistiedekret veröffentlicht,
das – ähnlich wie die Empfehlungen des Konzils von Trient –
keine allgemeine Reaktion hervorgerufen hat und weithin unbekannt
und unbeachtet geblieben ist. Es geht um das
Dekret "Quam singulan" über die
Frühkommunion der Kleinkinder.

Der Papst verlangt von den Eltern, Erziehern und Seelsorgern,
dass die Kinder zur Erstkommunion vorbereitet und zugelassen werden, wenn sie den Gebrauch der Vernunft erlangen und gewöhnliches und eucharistisches Brot unterscheiden können. Pius X. hat selber vierjährigen Kindern die hl. Kommunion gereicht.
Wo die Frühkommunion regional praktiziert wurde,
hat sie erstaunliche Früchte des religiösen Lebens hervorgebracht: gesunde christliche Ehen, gläubige Familien mit vielen Kindern und
– was sich daraus ergibt – zahlreiche Priester- und Ordensberufe.

Was können wir uns aus der Geschichte des Kommunionempfanges hervorholen?


Von den ersten Christen benötigen wir die Praxis,
dass die hl. Kommunion unverzichtbarer Bestandteil der Messfeier ist.

Allerdings müssen wir von ihnen auch den Grundsatz übernehmen,
dass man würdig kommunizieren muss,
um würdig zu leben, und dass man würdig leben muss, um würdig zu kommunizieren.


Vom Mittelalter können wir uns die Beichtfreudigkeit ausleihen.
Damals wurde viel gebeichtet und wenig kommuniziert.

Unser Ideal sollte lauten:
Öfters beichten und öfters kommunizieren!


Wer damals nur dreimal im Jahr zum Tisch des Herrn ging,
bereitete sich durch eine gute hl. Beichte vor –
und diese dreimalige Beichte war vermutlich auch mehr als notwendig.
Wenn damals – und das gilt da und dort bis in unsere Zeit – die hl. Beichte der Weg zur Kommunion war, so könnte es heute einen umgekehrten Weg geben:
die hl. Kommunion sollte uns den Wert der häufigen Beichte erschließen und zur Wiederentdeckung des Bußsakramentes führen.
Jesus wartet auf uns nicht nur auf dem Altar, sondern auch im Beichtstuhl.


Außerdem sollte die Verehrung und Anbetung der Eucharistie
ihren Platz behalten und auch noch weiter ausgebaut werden.
Was im Mittelalter als Ersatz für die fehlende sakramentale Kommunion
das christliche Leben über Wasser hielt, sollte heute zu den Schätzen der fortschreitenden Glaubenserkenntnis gerechnet werden.

Jesus ist in der Eucharistie gegenwärtig.
Er ist das Brot des Lebens.
Eben deshalb verdient er, dass man sein Altarsakrament verehrt und anbetet
.
Die Herz-Jesu-Erscheinungen bringen auch einen neuen Aspekt ins Spiel.

Im Herzen Jesu lodert eine Liebessehnsucht nach uns.
Nicht nur wir sehnen uns nach der Vereinigung mit ihm in der hl. Kommunion,
sondern auch er will sakramental mit uns kommunizieren, sooft es möglich ist.
Wir sollen daher bei der Entscheidung, wie oft wir kommunizieren wollen,
nicht nur unsere eigenen Wünsche berücksichtigen,
sondern auch seine Sehnsucht.

Diesen Umstand hat vermutliche Papst Pius X. vor Augen gehabt, als er die Frühkommunion der Kinder gefordert hat.
Jesus sehnt sich nach dieser Kommunion und die Erwachsenen haben kein Recht gegenüber dem Herrn ein Veto einzulegen.

Auch unsere Zeit kennt eine fehlgeleitete Kommunionpraxis.
Es gibt viele Kommunionen, aber wenig Beichten.
„Wer würdig ist, trete hinzu, wer nicht, tue Buße!“
Geben wir den Weg, der zum Tisch des Herrn führt, nicht auf,
aber haben wir den Mut, den Umweg über den Beichtstuhl zu wählen,
wenn uns das Gewissen anklagt;

und falls uns das Gewissen nie anklagt, dann haben wir wahrscheinlich den Beichtstuhl noch notwendiger.
Schöpfen wir doch aus allen Quellen des Heiles!

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