ARBEITSLOS
Sie haben mir die Arbeit aus der Hand geschlagen, Herr.
Gebrochen fühle ich mich, schwankend zwischen Zorn
und Ohnmacht. Am frühen Morgen starre ich durchs Fen-
ster hinaus auf die Straße. Mürrische Gesichter hinter den
Windschutzscheiben. Die Menschen ahnen gar nicht, wie
glücklich sie sind, denn sie haben Arbeit. Sie war auch Teil
meines Lebens. Nun bin ich ausgeschlossen. Meine Kennt-
nisse, meine Fähigkeiten, mein Fleiß sind nicht mehr ge-
fragt. Ich falle der Gesellschaft eigentlich nur noch zur Last.
Ich bin eine Zumutung für alle um mich herum. Ich spüre,
wie die Angst in mir hoch kriecht - jeden Morgen.
Daher bitte ich dich, Herr, lass mich nicht in Mutlosigkeit ver-
sinken. Hilf mir, das zu tun, was heute zu tun ist - für die Mei-
nen und für mich. Lass mich spüren, dass du zu mir stehst
in dieser Not, dass ich von dir geliebt bin auch ohne Erwerbs-
arbeit, dass dieses Leben einmalig, schön und kostbar ist.
(Paul Schobel, 1939)