Der hl. Basilius von Cäsarea (gest. 379)
hat in seinen
"55 ausführliche Regeln in Frage und Antworten (Regulae fusius tractatae)[i]"
sehr eindrücklich über die
- durch mit und in Jesus Christus, dem Mensch gewordenen eingeborenen Sohn Gottes -Selbstaufopferung Gottes zur Sühne der Sünden der Welt geschrieben:
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Schweigen wir also von dem Ausgange der Sonne, den Wandelungen des Mondes,
den Veränderungen der Luft, den Wechseln der Jahreszeiten, dem Wasser der Wolken
und dem andern der Erde, selbst dem Meere und der ganzen Erde,
den Geschöpfen der Erde und der Gewässer, sowie der Lust,
von den tausend verschiedenen Thieren und Allem,
was zum Gebrauche unsers Lebens bestimmt ist.
Allein Folgendes können wir, auch wenn wir wollen, nicht übergehen,
und überhaupt kann Niemand, dessen Verstand und Vernunft gesund sind,
diese Wohlthat verschweigen; noch unmöglicher ist es aber,
sie nach Verdienst zu schildern, die Wohlthat nämlich,
daß Gott den Menschen nach seinem Bilde und seiner Ähnlichkeit erschaffen,
ihn seiner Erkenntniß gewürdigt,
ihn vor allen lebenden Wesen mit Vernunft ausgestattet hat,
ihn sich der unaussprechlichen Schönheiten des Paradieses erfreuen ließ
und ihn zum Herrn aller irdischen Dinge einsetzte;
dann aber, als er von der Schlange verführt in die Sünde gefallen war
und durch die Sünde in den Tod und das seiner würdige Elend
, ihn doch nicht verließ,
sondern ihm sofort ein Gebot zu seiner Hilfe gab,
Engel zu seiner Bewachung und Beschützung ausstellte,
Propheten zur Widerlegung der Bosheit und zur Lehre der Tugend sandte,
die Angriffe der Bosheit durch Drohungen niederhielt,
das Verlangen nach dem Guten durch Verheissungen anregte,
das Ende von Beidem oft an verschiedenen Personen
zur Warnung der übrigen vorherzeigte und trotzdem,
daß wir bei Diesem allen im Ungehorsame verharrten,
sich dennoch nicht ab wendete.
Denn wir sind von der Güte des Herrn nicht verlassen
und haben seine Liebe nicht auslöschen können,
obgleich wir durch Gefühllosigkeit gegen seine Wohlthaten den Wohlthäter hart kränkten,
vielmehr sind wir vom Tode
zurückgerufen und dem Leben wiedergegeben durch unsern Herrn Jesus Christus.
Dabei ist die Art der Wohlthat noch bewunderungswürdiger:
„Denn da er in Gottes Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub,
Gott gleich zu sein, sondern er entäusserte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an.“
Auch hat er unsere Schwachheiten auf sich genommen,
unsere Krankheiten getragen und ist für uns verwundet worden,
damit wir durch seine Striemen geheilt würden;
auch hat er uns von dem Fluche erlöst, indem er für uns zum Fluche, wurde,
und den schmachvollsten Tod erduldet,
um uns zu dem herrlichen Leben zurückzuführen.
Und es genügte ihm nicht allein, uns, die wir todt waren, wieder zum Leben zu erwecken,
sondern er verlieh uns auch die Würde seiner Gottheit
und bereitete uns die ewige Ruhe,
welche an Größe der Freude alle menschlichen Gedanken übersteigt.
Was nun wollen wir dem Herrn vergelten für Alles, was er uns gethan hat?
Er ist sogar so gütig, daß er nicht einmal eine Vergeltung fordert,
sondern er ist zu frieden, wenn er für Das, was er gegeben hat, nur geliebt wird.
Wenn ich alles Dieses überdenke, so gerathe ich
— um mein Gefühl auszusprechen —
in Schrecken und furchtbare Unruhe,
ich möchte einmal aus Unachtsamkeit oder durch die Beschäftigung
mit eiteln Dingen die Liebe Gottes verlieren und Christo zur Schmach werden.
Denn Derjenige, welcher uns jetzt verführt und alle List aufbietet,
uns durch die weltlichen Lockungen zu bewegen,
unsers Wohlthäters zu vergessen,
zum Verderben unserer Seele auf uns losstürmt und uns angreift,
wird einst unsere Verachtung als eine Schmach für den Herrn darstellen und sich unsers Ungehorsams und Abfalls rühmen;
er, der uns weder geschaffen hat noch für uns gestorben ist,
aber uns dennoch zu seinen Genossen im Ungehorsame
und in der Vernachlässigung der Gebote Gottes gehabt hat.
Diese Schmach gegen den Herrn und dieses Rühmen des Feindes
scheint mir härter zu sein als selbst die Höllenstrafen,
weil wir dem Feinde Christi Veranlassung geben, sich zu brüsten,
und eine Handhabe, sich gegen Den zu erheben, der für uns gestorben ist,
und dem wir auch deßhalb größeren Dank schuldig sind, wie geschrieben steht.
Doch soviel von der Liebe Gottes.
Denn wie ich sagte, war es meine Absicht nicht, Alles zu erwähnen.
Das ist ohnehin unmöglich, sondern ich wollte nur die Hauptsachen kurz erwähnen,
um dadurch eueren Seelen ein stetes Verlangen nach Gott einzuflößen.
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