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#1

Msgr. Athanasius Schneider: „Piusbruderschaft sollte anerkannt werden, so wie sie ist“

in Diskussionsplattform Pius-Bruderschaft 10.08.2015 21:58
von Kristina (gelöscht)
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http://www.katholisches.info/2015/08/10/...so-wie-sie-ist/

Msgr. Athanasius Schneider: „Piusbruderschaft sollte anerkannt werden, so wie sie ist“

(Rom) Msgr. Athanasius Schneider, Weihbischof von Astana, legt in einem Interview mit der katholischen spanischen Seite Adelante la fe dem Heiligen Stuhl nahe, die Priesterbruderschaft St. Pius X. kanonisch anzuerkennen. Wörtlich sagte Bischof Schneider: Es gebe „keine Gründe, um den Priestern und Gläubigen der Priesterbruderschaft eine offizielle kanonische Anerkennung zu verweigern“.

Der Weihbischof besuchte im Frühjahr die Priesterseminare der Piusbruderschaft in den USA und Frankreich. Adelante la fe befragte ihn, ob es „Aussichten für eine baldige Versöhnung“ gibt und was das Haupthindernis für eine solche ist.

Schneider sagte: „Der Heilige Stuhl bat mich, die beiden Priesterseminare der FSSPX zu besuchen, um mit einer Gruppe von Theologen der Bruderschaft und Seiner Exzellenz, Bischof Fellay eine Debatte über ein bestimmtes theologisches Problem zu führen. Das zeigte mir, daß die Piusbruderschaft für den Heiligen Stuhl keine unbedeutende kirchliche Realität ist, sondern ernst zu nehmen ist. Ich habe bei meinen Besuchen einen sehr guten Eindruck gewonnen. Ich konnte in beiden Seminaren eine gesunde theologische, spirituelle und menschliche Realität beobachten. Der Geist des sentire cum ecclesia der Piusbruderschaft war offensichtlich, als sie mich als Gesandten des Heiligen Stuhls mit wirklichem Respekt und großer Herzlichkeit empfangen haben. In beiden Seminaren freute es mich, am Eingang das Bild von Franziskus, dem derzeit regierenden Papst, zu sehen.“

Weiter sagte der Weihbischof: „Der Gesang des traditionellen Gebets für den Papst („Oremus pro pontifice nostro Francisco…) während der feierlichen Aussetzung des Allerheiligsten Altarsakraments bewegte mich. Meines Wissens gibt es keine Gründe, den Priestern und Gläubigen der Priesterbruderschaft die offizielle kanonische Anerkennung zu verweigern, daher sollten sie akzeptiert werden, so wie sie sind.“

„Zweites Vatikanisches Konzil auf beiden Seiten überbewertet und überschätzt“

In seiner Antwort ging Msgr. Schneider auch auf das Zweite Vatikanische Konzil ein: „Ich meine, daß die Frage des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht als conditio sine qua non betrachtet werden sollte, da es sich um eine Versammlung handelte, deren Zweck und Charakter vor allem pastoral war. Teile der Konzilserklärungen spiegeln die Zeitumstände wider und haben daher nur zeitlich begrenzte Geltung, wie das eben für disziplinarische und pastorale Dokumente üblich ist. Wenn wir die Sache aus der Sicht der zweitausendjährigen Kirchengeschichte betrachten, können wir feststellen, daß auf beiden Seiten (des Heiligen Stuhls und der Piusbruderschaft) eine Überbewertung und Überschätzung einer pastoralen Realität der Kirche wie dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorliegt.
Die Piusbruderschaft glaubt, zelebriert und lebt ein moralisches Leben wie es das höchste Lehramt fordert und anerkennt und wie es die Kirche weltweit jahrhundertelang getan hat, und sie erkennen die Legitimität des Papstes und der Diözesanbischöfe an und beten öffentlich für sie, sie erkennen die Gültigkeit der Sakramente nach der Editio typica der neuen liturgischen Bücher an, das sollte für eine kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft durch den Heiligen Stuhl reichen. Andernfalls würde die oft wiederholte pastorale und ökumenische Offenheit der heutigen Kirche objektiv an Glaubwürdigkeit verlieren, und die Geschichte eines Tages Vorwürfe gegen die kirchlichen Autoritäten unserer Tage erheben, weil sie den Brüdern mehr Last als notwendig (Apg 15.28) auferlegt haben, was das Gegenteil der pastoralen Methode der Apostel ist.

Text: Giuseppe Nardi


2.Tim 3,16: die gesamte Bibel kommt von Gott!
2.Petr 1,20-21: Gott gebrauchte menschliche Schreiber!
1.Kor 2,13: Gott wachte über jedem einzelnen Wort der Bibel!
2.Petr 1,21 Der Empfang und die Weitergabe, bzw. Niederschrift des Wortes Gottes geschah unter der Führung des Heiligen Geistes!
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#2

RE: Msgr. Athanasius Schneider: „Piusbruderschaft sollte anerkannt werden, so wie sie ist“

in Diskussionsplattform Pius-Bruderschaft 17.07.2016 21:39
von Aquila • 7.070 Beiträge

Gelobt sei Jesus Christus !


Liebe Mitglieder, liebe Mitleser

Der von Weihbischof Athanasius Schneider im Eingangsbeitrag geäusserte Wunsch der Anerkennung der Pius-Bruderschaft so wie sie sei, scheint womöglich nach und nach näher zu rücken.

Auf der Seite "Summorum.pontificum",
die sich ganz der weiteren Bekanntmachung und Förderung der Alten Messe verschrieben hat,
ist bez. vorig genannter Thematik ein Artikel über eine aufschlussreiche
Predigt von Bischof Fellay von der Pius-Bruderschaft zu finden:

-

"Extra ecclesiam nulla salus
08. Mai 2016

Bei der Einweihung einer neuen Kirche der Bruderschaft im französischen Montréal-de-l‘Aude am 1. Mai hat Bischof Fellay eine Predigt gehalten, in der er auch auf die aktuelle Entwicklung der Kirche und den Status der Bruderschaft eingegangen ist.
Zum Stand der Gespräche der SSPX mit Rom hat er eindeutig erklärt, daß die Gesprächspartner
nicht länger „die Anerkennung des Konzils“ zur Vorbedingung einer regulären Status in der Kirche machen
.
Auch die Anerkennung, daß die Liturgiereform ein positives Ergebnis erbracht habe,
wird nicht länger verlangt.

Begrifflich wird dieser Kurswechsel damit begründet, daß es um pastorale und nicht um doktrinäre Fragen gehe.
Dazu Fellay: „Das ist das, was wir immer gesagt haben: Das Konzil hat pastorale Zielsetzung und wollte keine verbindlichen Lehraussagen treffen.“

Der Bischof räumte ein, daß wohl nicht alle in Rom das so sehen, ist auch nicht nicht sicher hinsichtlich der Nachhaltigkeit der damit eingetretenen Veränderung.
Dennoch spricht er von einem „Wendepunkt in der Kirchengeschichte“ und zeigt sich zuversichtlich, daß eine Bestätigung der vollen Gemeinschaft erfolgen kann, ohne daß die Bruderschaft ihre bisherigen Positionen der Kritik an wesentlichen Konzilsdokumenten und der Liturgiereform aufgeben muß.

Fast noch wichtiger als diese kirchenpolitische Ansage erscheint uns die
geistliche Wegweisung, die der Bischof den Mitgliedern der Bruderschaft und allen Katholiken, die angesichts der chaotischen Entwicklung der letzten Jahre zu verzweifeln beginnen, mitgibt. Hier unsere Übersetzung der entsprechenden Passage seiner Predigt.

Wir wollen Gott bitten, daß er uns dabei hilft, dieses Geheimnis etwas besser zu verstehen und trotz allen menschlichen Elends zu begreifen, daß dieser Papstobwohl er unglaubliche Dinge hinsichtlich der Morallehre sagt und uns erklären will, daß Sünde und Stand der Gnade das gleiche wären, das ist wirklich unglaublich und unerhört – daß dieser Papst dennoch Dinge bewirken kann, die heiligen und retten.
Gott hat ihm nicht seine Macht genommen, zu binden und zu lösen (Mt. 16,9).
Er kann Gutes tun und er tut es noch. Mit den Bischöfen ist es das Gleiche.
Das sind große Geheimnisse.
Das bedeutet nicht, daß wird dem Schlechten, das geschieht, zustimmen – bei weitem nicht.
Wir lehnen es ab und sind davor auf der Hut.
Aber gleichzeitig nehmen wir wahr, daß es in der Kirche etwas gibt, das stärker und größer ist als das, was wir sehen:
Das ist Gott, der unendliche Gott, unendlich heilig, unendlich gut.
Es gibt nur einen Weg, der uns für ünsere Rettung gegeben ist, einen anderen gibt es nicht.
Wenn wir in den Himmel kommen wollen, müssen wir durch die Kirche gehen, die römisch katholische Kirche, einen anderen Weg gibt es nicht.
Wir können versuchen, zu erfinden, was wir wollen – das nutzt alles nichts.
Das ist der einzige Weg. Deshalb dürfen wir die Kirche nicht verlassen.


In der Kirche geschehen derzeit skandalöse Dinge, das ist wohl wahr.
Wir beobachten eine zunehmende Verwirrung, eine immer chaotischer werdende Situation. Man fragt den einen Bischof nach seiner Meinung, und dann einen anderen – und sie geben widersprüchliche Antworten, selbst in den Grundfragen:
Zum Glauben und darüber, was wir tun müssen, um gerettet zu werden.
Das ist äußerst besorgniserregend, und je länger es dauert, desto mehr breitet sich das aus.

Gleichzeitig sehen wir jedoch, wie Gott in seiner Kirche wirkt. Gleichzeitig sehen wir, daß insbesondere in allerjüngster Zeit eine Gegenreaktion einzusetzen beginnt – bis hinauf in den höchsten Rängen der Hierarchie.
Es gibt Kardinäle und Bischöfe, die zu sagen beginnen:
Das geht zu weit!
Sie beginnen, sich zu Wort zu melden.
Ich möchte sagen, daß wir nicht mehr die einzigen sind, die protestieren und reagieren.
Es werden mehr – und das ist neu.“

-

http://www.summorum-pontificum.de/themen...ulla-salus.html
-


zuletzt bearbeitet 17.07.2016 21:45 | nach oben springen

#3

RE: Msgr. Athanasius Schneider: „Piusbruderschaft sollte anerkannt werden, so wie sie ist“

in Diskussionsplattform Pius-Bruderschaft 29.07.2016 22:49
von Aquila • 7.070 Beiträge

Liebe Mitglieder, liebe Mitleser


Wer hätte noch vor Kurzem gedacht,
dass die wieder volle Gemeinschaft der Pius-Bruderschaft in greifbare Nähe gerückt ist !
Und dies unter völlig anderen Vorzeichen als bisher !


Offenbar ist von Seiten des Vatikan (endlich) die Einsicht gereift, dass eine derart fest im katholischen Glauben verwurzelte Gemeinschaft wie die Pius-Bruderschaft nicht mehr länger "geschnitten" werden darf.
Weiter - und dies ist in der Tat eine gleichsam Kehrtwendung - pocht der Vatikan nicht mehr auf unabdingbare Anerkennung von "nostra aetate" ( über den "interreligiösen Dialog"), "Unitatis redintegratio" (über den Ökumenismus ) und "Dignitatis humanae" ( über die Religionsfreiheit).

Erzbischof Guido Pozzo: in einem Interview mit "Christ&Welt" ( gefunden bei gloriatv)
-
"Die Bruderschaft tut sich schwer mit einigen Aspekten der Erklärung Nostra aetate über den interreligiösen Dialog, des Dekrets Unitatis redintegratio über den Ökumenismus und der Erklärung Dignitatis humanae über die Religionsfreiheit oder mit Fragen im Hinblick auf das Verhältnis des Christentums zur Moderne.
Dabei handelt es sich aber nicht um Glaubenslehren oder definitive Aussagen, sondern um Anweisungen oder Orientierungshilfen für die pastorale Praxis. Über diese pastoralen Aspekte kann auch nach der kanonischen Anerkennung weiterdiskutiert werden, um sie einer Klärung zuzuführen.

-

Das sich die möglicherweise in Bälde vollziehende wieder volle Gemeinschaft der Pius-Bruderschaft gerade unter Papst Franziskus
- dessen teils befremdliches Handeln / Reden das Mass der Erträglichkeit oft überstrapaziert -
zeigt das unerforschliche Mysterium des Wirkens des Heiligen Geistes.....
offenbar bedarf es eines solchen - betont "unkonventionellen" - Papstes, um dies überhaupt verwirklichen zu können.


Hier das besagte Interview mit Erzbischof Pozzo:


Christ&Welt: Weshalb ist eine Wiedervereinigung mit der Piusbruderschaft für die katholische Kirche so wichtig?

Guido Pozzo: Die Kirche leidet unter jedem Mangel an Einheit. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. besteht aus rund 600 Priestern, 200 Seminaristen und weiteren Angehörigen und ist in 70 Ländern präsent. Vor so einer großen Realität kann man nicht einfach die Augen verschließen.

C&W: Zuletzt gab es eine Beschleunigung der Beziehungen, warum?

Pozzo: Ich würde nicht von einer Beschleunigung sprechen, sondern von einem geduldigen Annäherungsprozess. Der Vatikan stellt kein Ultimatum mehr, stattdessen haben wir gemeinsam einige Schritte geplant, um zur vollen Aussöhnung zu gelangen. Seit die Etappen festgesetzt wurden, ist der Weg leichter zu beschreiten. Es geht immer noch darum, einige lehrmäßige sowie kirchenrechtliche Fragen zu klären. Ganz wichtig ist, das Klima des gegenseitigen Kennenlernens und des Verständnisses zu fördern. In dieser Hinsicht wurden große Fortschritte gemacht.

C&W: Was hat sich seit Beginn des Pontifikats in der Haltung des Vatikans verändert?

Pozzo: Es wurden neue Sichtweisen integriert. Von 2009 bis 2012 stand vor allem eine theologische Auseinandersetzung im Vordergrund. Es waren lehrmäßige Schwierigkeiten, die die kirchenrechtliche Anerkennung der Bruderschaft behinderten.
Man weiß allerdings, dass das Leben mehr ist als Doktrin. Zur theologischen Diskussion ist in den vergangenen drei Jahren der Wunsch hinzugekommen, die Wirklichkeit der Bruderschaft ganz konkret kennenzulernen und zu verstehen.

C&W: Wie ist das gelungen?

Pozzo: Wenn man so will, fanden die Beratungen früher in einem Vorlesungssaal statt, jetzt in einer gemütlichen brüderlichen Atmosphäre, obwohl das Gespräch dasselbe ist.
Im Auftrag des Vatikans besuchten ein Kardinal sowie vier Bischöfe die Seminare und Häuser der Priesterbruderschaft und machten sich ein authentisches Bild. So etwas gab es vorher nicht, aber das hat bei der Annäherung geholfen.

C&W: Die Bruderschaft hatte lange auch extremistische Mitglieder in ihren Reihen, etwa Bischof Richard Williamson, der den Holocaust leugnete. Behinderte das die Verhandlungen?

Pozzo: Monsignor Richard Williamson und andere extremistische und antirömische Elemente wurden aus der Bruderschaft ausgeschlossen oder haben sich von ihr getrennt. Das hat die Annäherung sehr begünstigt.

C&W: Welche Anweisungen hat Papst Franziskus Ihnen für die Verhandlungen gegeben?

Pozzo: Als mich der Papst im August 2013 erneut als Sekretär der Kommission Ecclesia Dei eingesetzt hat, hielt er mich dazu an, den Dialog mit Geduld, Entschiedenheit und ohne jegliche Eile wieder aufzunehmen. Er legte insbesondere Gewicht auf die Pflege der persönlichen Beziehungen, um ein Klima des Vertrauens zu schaffen.

C&W: Bergoglio kannte die Bruderschaft aus Argentinien. Wie ausschlaggebend ist dieser persönliche Kontakt für den Papst?

Pozzo: Das ist gewiss ein wichtiges Element. Als er noch Erzbischof in Buenos Aires war, hatte Papst Franziskus Kontakte zur Bruderschaft. Er sah, wie sehr sie sich in der Evangelisierung und in der karitativen Arbeit einsetzten. Die Bruderschaft legt nicht, wie oft behauptet wird, nur Wert auf eine traditionelle Liturgie, sondern hat auch Substanz.

C&W: Franziskus betont stets den pastoralen Aspekt. Ist dies auch der Schlüssel für die Verständigung mit den Piusbrüdern?

Pozzo: Pastoral und Dogmatik sind untrennbar miteinander verbunden. Der Stil und die ganz konkrete Hilfsbereitschaft von Papst Franziskus helfen, die Einheit zwischen den Personen nicht nur zu denken, sondern auch zu erfahren. Natürlich sind auch einige Gesten von Bedeutung. Er hat den Priestern der Bruderschaft erlaubt, den Gläubigen die Beichte abzunehmen, er hat den Generaloberen der Bruderschaft, Monsignor Bernard Fellay, in einer Privataudienz empfangen. Die Wiederannäherung ist aber ohne die Rücknahme der Exkommunikation durch Benedikt XVI. im Jahr 2009 und die Wiederaufnahme der Gespräche nicht zu denken.

C&W: Warum wird der Bruderschaft die Einrichtung einer sogenannten Personalprälatur in Aussicht gestellt?

Pozzo: Das scheint die geeignete kirchenrechtliche Form zu sein. Monsignor Fellay hat diesen Vorschlag akzeptiert, auch wenn in den kommenden Monaten noch Details zu klären sind. Nur das Opus Dei hat diese kirchenrechtliche Struktur, das ist ein großer Vertrauensbeweis für die Piusbruderschaft. Klar ist, dass die Lösung der kirchenrechtlichen Form die Lösung der lehrmäßigen Fragen voraussetzt.

C&W: Um welche lehrmäßigen Fragen geht es?

Pozzo: Wie Papst Benedikt XVI. im Interview-Buch »Licht der Welt« erklärt hat, zogen sich die Bischöfe der Piusbruderschaft die Exkommunikation deshalb zu, weil Monsignor Marcel Lefebvre die Bischöfe 1988 ohne päpstliche Genehmigung geweiht hatte. Nachdem Monsignor Fellay 2009 im Namen der anderen Bischöfe den Primat anerkannte, wurde die Exkommunikation aufgehoben. Papst Benedikt XVI. hat ausdrücklich gesagt, dass die Exkommunikation nichts mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu tun hatte, sondern mit einem Verstoß gegen den Primat.

C&W: Warum ist die Bruderschaft immer noch in einer kirchenrechtlich irregulären Situation?

Pozzo: Die Aufhebung der Exkommunikation ist nicht mit einer kanonischen Anerkennung gleichzusetzen. Diese kann erst mit der Lösung lehrmäßiger Probleme erfolgen. Solange das nicht geschehen ist, können die Priester der Bruderschaft ihr Amt nicht legitim ausüben.

C&W: Was fehlt also noch?

Pozzo: Kern der Diskussionen ist die Frage, bis zu welchem Grad einige Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils in Kontinuität mit dem ständigen Lehramt der Kirche sind.
Wir stimmen mit der Bruderschaft in dem Prinzip völlig überein, dass das Konzil zutreffend nur im Zusammenhang mit der gesamten Tradition und dem ständigen Lehramt verstanden werden kann. Das Konzil ist kein pastorales Superdogma, sondern Teil der Gesamtheit der Tradition und des ständigen Lehramts.

C&W: Was bedeutet das?

Pozzo: Das bedeutet, dass die kirchliche Tradition sich zwar weiterentwickelt, aber niemals im Sinne einer Neuerung, die einen Kontrast zum Bisherigen darstellt, sondern als tieferes Verständnis des Depositum fidei, des authentischen Glaubensguts. In diesem Sinn müssen alle kirchlichen Dokumente verstanden werden, auch diejenigen des Konzils. Diese Voraussetzungen zusammen mit der Verpflichtung zum Glaubensbekenntnis, der Anerkennung der Sakramente und des päpstlichen Primats sind die Basis für die lehrmäßige Erklärung, die der Bruderschaft zur Unterschrift unterbreitet wird.
Das sind die Voraussetzungen für einen Katholiken, um in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche zu sein.

C&W: Von der Piusbruderschaft wird nicht mehr erwartet, dass sie sämtliche Konzilserklärungen, also auch die Texte zur Ökumene oder zum interreligiösen Dialog anerkennt?

Pozzo: Die Bruderschaft bekennt sich zu den definierten Glaubenslehren und zu den katholischen Wahrheiten, die in den Konzilsdokumenten bekräftigt wurden. Diese müssen jedoch nach dem Grad der erforderlichen Zustimmung angenommen werden. Lehren der katholischen Kirche, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil vorgelegt wurden und von den Gläubigen mit Entschiedenheit innerlich angenommen werden müssen, sind zum Beispiel die Lehre über die Sakramentalität des Bischofsamtes als Fülle des Weihesakramentes oder die Lehre über den Primat des Papstes und des Bischofskollegiums zusammen mit seinem Haupt, wie sie von der dogmatischen Konstitution Lumen gentium dargelegt und von der durch die höchste Autorität gewollte Nota explicativa praevia interpretiert wurde.

Die Bruderschaft tut sich schwer mit einigen Aspekten des Dekrets Nostra aetate über den interreligiösen Dialog, des Dekrets Unitatis redintegratio über den Ökumenismus und der Erklärung Dignitatis humanae über die Religionsfreiheit oder mit Fragen im Hinblick auf das Verhältnis des Christentums zur Moderne.
Dabei handelt es sich aber nicht um Glaubenslehren oder definitive Aussagen, sondern um Anweisungen oder Orientierungshilfen für die pastorale Praxis. Über diese pastoralen Aspekte kann auch nach der kanonischen Anerkennung weiterdiskutiert werden, um sie einer Klärung zuzuführen.

C&W: Der Vatikan hat also die Messlatte tiefer gelegt?

Pozzo: Nein. Wir haben in den vergangenen Jahren geklärt, welche Fragen essenziell sind und welche Themen man auch später diskutieren kann. Früher wurde versucht, in allen Fragen sofort Konsens zu erzielen, leider ohne Erfolg.
Jetzt haben wir uns gefragt: Was sind die wirklich essenziellen Voraussetzungen, um katholisch zu sein? In Absprache mit dem Papst sind diese bereits genannten Anforderungen in der lehrmäßigen Erklärung festgehalten, die der Bruderschaft vorgelegt wird.

C&W: Wie ist man im Vatikan auf die Idee gekommen, dass die Konzils-Dokumente unterschiedliches dogmatisches Gewicht haben sollen?

Pozzo: Das ist ganz gewiss keine Schlussfolgerung unsererseits, sondern war schon zur Zeit des Konzils eindeutig. Der Generalsekretär des Konzils, Kardinal Pericle Felici, erklärte am 16.November 1964: »Diese heilige Synode definiert als für die Kirche verbindlich nur das, was sie im Hinblick auf Glauben und Moral ausdrücklich als solches erklärt.
« Nur explizit von den Konzilsvätern als verbindlich eingestufte Texte sind auch als solche anzunehmen.
Das hat sich nicht »der Vatikan« ausgedacht, sondern steht in den Akten.

C&W: Was entgegnen Sie auf die Kritik, Wert und Verbindlichkeit einer bedeutenden Konzilserklärung wie Nostra aetate würden so geleugnet?

Pozzo: Der Sekretär für die Einheit der Christen sagte am 18. November 1964 in der Konzilsaula über Nostra aetate: »Was den Charakter der Erklärung angeht, will das Sekretariat keinerlei dogmatische Erklärung über nicht-christliche Religionen verfassen,
sondern praktische und pastorale Normen.
« Nostra aetate hat keine dogmatische Verbindlichkeit, also kann man auch von niemandem verlangen, diese Erklärung als dogmatisch verbindlich anzuerkennen. Die Erklärung ist vollständig nur im Licht der Tradition und des ständigen Lehramts zu verstehen. Beispielsweise steht die heutzutage leider weit verbreitete Ansicht dem katholischen Glauben entgegen, dass es einen von Christus und seiner Kirche unabhängigen Heilsweg gäbe. Das hat die Glaubenskongregation zuletzt in der Erklärung Dominus Iesus festgehalten. Jede Interpretation von Nostra Aetate in dieser Richtung ist völlig unbegründet und muss zurückgewiesen werden.

C&W: Viele werden die Zugeständnisse des Vatikans im Hinblick auf die Vorbehalte der Piusbrüder dennoch als Kapitulation bewerten?...

Pozzo: Über Ökumene, interreligiösen Dialog, das Verhältnis von Staat und Kirche, die Religionsfreiheit zu diskutieren, bedeutet nicht, den Wert der entsprechenden Dokumente zu leugnen. Sehr interessant ist, was Monsignor Fellay in einem Gespräch sagte: »Es gibt in diesem Konzil zweideutige Punkte, und nicht wir müssen sie klären. Wir können das Problem darlegen, aber die Autorität, sie zu klären, diese Autorität liegt nun einmal in Rom.« Es geht darum, die Hermeneutik der Dokumente vor dem maßgeblichen Hintergrund der fortwährenden Tradition zu diskutieren. Die Tradition ist gewiss kein lebloses Fossil, aber bedeutet sicher auch keine Anpassung an irgendeine Kultur der Gegenwart.

C&W: Wer garantiert, dass die strittigen Fragen nach der kirchenrechtlichen Anerkennung nicht einfach beiseitegeschoben werden?

Pozzo: Die Bruderschaft hat sich zur Diskussion verpflichtet. Die Fortführung der Diskussion muss auch niemandem Angst machen und kann nur bereichernd für die gesamte Kirche sein. Bei meinen Gesprächen mit Vertretern der Bruderschaft bin ich in dieser Hinsicht auf viele offene Ohren gestoßen, auch wenn es gleichzeitig rigidere und skeptischere Positionen gibt.

C&W: Die Verhandlungen mit den Piusbrüdern sind ein Ringen um das korrekte Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils. Warum gibt es in der katholischen Kirche auch 50 Jahre später noch keine Einigkeit?

Pozzo: Oft ist vom sogenannten Geist des Konzils die Rede. Dieser hat bis heute die eigentliche Lehre des Konzils überdeckt, er hat Verwirrung und Unsicherheit in der Kirche verursacht. Die zahlreichen Stellungnahmen der Glaubenskongregation in den vergangenen 40 Jahren zeigen, wie wichtig es ist, die Bedeutung des Konzils und seine authentischen Lehrabsichten klarzustellen, um Missverständnisse und verbreitete theologische Fehler zu vermeiden. Benedikt XVI. sagte einmal im Hinblick auf die unterschiedlichen Interpretationen, dass es auch nach dem Konzil von Nicea lange keine Versöhnung oder Einheit gab, »sondern eine wirklich chaotische Situation, in der jeder gegen jeden gestritten hat«. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auch heute gestritten wird.

C&W: Aus dem Vatikan gibt es Kritik an der unklaren dogmatischen Linie in diesem Pontifikat. Gleichzeitig steht die Anerkennung einer traditionalistischen Bruderschaft kurz bevor. Ist das nicht ein Widerspruch?

Pozzo: Auch heute gibt es ideologische Gruppen aller Couleur, die die Äußerungen des Papstes instrumentalisieren. Oft verformen oder verkürzen die Medien gezielt die Botschaften der Kirche. Im Zusammenhang mit der Bruderschaft ist die Rede davon, Streitpunkt sei die Anerkennung des Konzils. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass eine sogenannte vorkonziliare oder nachkonziliare Kirche nie existiert hat. Das sind durch den Zeitgeist erfolgte Verformungen, die mit der kirchlichen Tradition nichts zu tun haben.
In einem so schwierigen Moment der Verwirrung und Orientierungslosigkeit wie heute ist es die Aufgabe derjenigen, die der Tradition der Kirche treu bleiben wollen, das Wiedererstarken des christlichen Glaubens und der Mission zu fördern. Ich hoffe, dass auch die Priesterbruderschaft St. Pius X., wenn sie ganz in der Kirche integriert ist, ihren Beitrag zu diesem missionarischen Apostolat und zur Stärkung des katholischen Glaubens in unserer Gesellschaft und in unserer Welt leisten kann.
+
Der italienische Erzbischof Guido Pozzo (64) ist Sekretär der für den Dialog mit der Piusbruderschaft zuständigen Vatikan-Kommission Ecclesia Dei, die in der Glaubenskongregation angesiedelt ist.



Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 10.08.2016 23:57 | nach oben springen

#4

RE: Msgr. Athanasius Schneider: „Piusbruderschaft sollte anerkannt werden, so wie sie ist“

in Diskussionsplattform Pius-Bruderschaft 30.07.2016 00:39
von Andi • 1.077 Beiträge

Lieber Aquila,

die Piusbruderschaft hätte Bischof Williamson nicht rausschmeißen dürfen.

Hatte er nicht recht als er sagte:

In ihrer 2000 Jahre währenden Geschichte habe die Katholische Kirche noch nie eine so "vollständige Finsternis" wie gegenwärtig durchlaufen, betonte Williamson und fügte hinzu: "Die Feinde Christi haben durch den Rücktritt von Benedikt XVI. und durch das anschließende Konklave mit Sicherheit alles von ihrer Seite unternommen, um das Papstamt auszuschalten."

Insofern auch eine indirekte Kritik am neuen Papst Franziskus, zu dem Williamson sich sonst nicht weiter äußerte.
http://www.t-online.de/nachrichten/panor...edikt-xvi-.html

oder als er sagte:
"Ich glaube, dass die historischen Beweise gewaltig dagegen sprechen, dass sechs Millionen Juden vorsätzlich in Gaskammern vergast wurden als vorsätzliche Strategie Adolf Hitlers. (...) Ich glaube, es gab keine Gaskammern."
http://www.t-online.de/nachrichten/deuts...williamson.html

Ist ihm das wiederlegt worden ? Er sagte noch an anderer Stelle das wenn man jemand vergasen will hohe Schornsteine haben müßte damit das Gas nach oben steigen kann aber als die Aliierten über die KZ flogen haben sie keine entdeckt. Außerdem müßten die Türen Luftdicht sein denn das ist unabdingbar bei Blausäure aber diese Türen waren nicht luftdicht. Wurden ihm diese Tatsachen wiederlegt ?

Außerdem sagte er noch richtigerweise das Pilatus niemals Christus kreuzigen ließe wenn der jüdische Mob das nicht vehemennt gefordert hätte. Damit hat er wohl auch Recht.

Aber um zum eigentlichen Thema zurückzukommen wegen der vollständigen Anerkennung der Piusbruderschaft so traue ich Franziskus nicht über den Weg.


Philipper 2,10
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt:,Jesus Christus ist der Herr, - zur Ehre Gottes, des Vaters.
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#5

RE: Msgr. Athanasius Schneider: „Piusbruderschaft sollte anerkannt werden, so wie sie ist“

in Diskussionsplattform Pius-Bruderschaft 30.07.2016 22:35
von Aquila • 7.070 Beiträge

Lieber Andi

Die Nazi-Diktatur fusste auf Vernichtung "unwerten Lebens".
Diesbezüglich senkte sie die Hemmschwelle auf die niedersten entmenschlichten Instikte.
In den Konzentrationslagern ( und nicht nur dort ) wurden systematisch Menschen ermordet.
Darunter auch zahlreiche Priester.
Die völlig hemmungslosen Tötungsmethoden waren vielfältig.
zu Tode arbeiten lassen, erschlagen, erschiessen, verhungern und verdursten lassen, durch medizinische Experimente, Vergasung etc.

Ich denke, dass sich Bischof Williamson diesbezüglich sehr unbedacht geäussert hat.
Seine Aussage hat den bitteren Beigeschmack der "Anwaltschaft" für Hitler.

Über die "Religion" der Nazi-Diktatur:
Islam und Islamisierung - Wer schweigt macht sich mitschuldig


Bez. der eigentlichen Thematik der wieder möglichen vollen Gemeinschaft der Pius-Bruderschaft;
in der Tat bleibt ein Fragezeichen hinter dem Ansinnen von Papst Franziskus, zumal er sich bislang eher wenig traditionsfreundlich gegeben hat.
Allerdings dürfte er angesichts der doch mittlerweile stark angewachsenen Pius-Bruderschaft kaum mehr mit dem "Holzhammer" vorgehen können.
Zudem ist er von der Bruderschaft offenbar insofern beeindruckt, als dass er sie
bereits in Argentinien als unerschrockene Verkünder und Missionare gerade auch im pastoralen Kontext kennengelernt hat.

Diese Erlebnisse dürften sicherlich derart nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben, um heute offener auf die Pius-Bruderschaft zugehen zu können.




Freundliche Grüsse und Gottes Segen


zuletzt bearbeitet 30.07.2016 22:47 | nach oben springen


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