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Muss es Leid geben?
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 21.07.2015 16:45von Simeon • 459 Beiträge
Hallo an alle Mitglieder.
Mich beschäftigt seit einer Zeit eine Sache, die ich nicht wirklich formulieren kann und auch nicht ganz begreife: Aber ich versuche es mal trotzdem:
Undzwar geht es darum, dass ja ohne Leid und Opfer keine Seelen gerettet werden können. Richtig? Und soweit ich richtig informiert bin, weiß ich, dass wir als noch auf der Erde lebende Christen unsere Leiden mit den Leiden unseres Herrn Jesus Christus "vereinen" können, so ähnlich wie es auch Schwester Faustina in Ihren Tagebüchern beschreibt.
Jetzt stellt sich für mich die Frage, was denn mit "uns" Europäern ist, die ihr ganzes Lebens als normale, mittelständische Menschen - ich sage mal weder reich noch arm - in Sicherheit, Wohlstand und Frieden leben - und dann sterben. Wir, bzw. diese Menschen können kein Leid vorweisen, (vielleicht Krankheit, oder Familiäre Streitigkeiten..).. Aber ansonsten keine Armut, kein Hunger, keine Obdachlosigkeit - Keine Verfolgungen usw..
Sind diese Menschen - die vielleicht dann also in den Augen Gottes zu den Reichen gehören - unwürdig? Oder Gott weniger gefällig?... Es heißt ja auch - Wohl denen, die um meinen Namen verfolgt werden .. Usw..
Fazit: Was ist mit den Menschen, die also Zeit Ihres Lebens in Wohlstand , Reichtum , Sicherheit, Gesundheit gelebt haben - wie oben beschrieben keinerlei Leid ausgesetzt waren. Aber dennoch bestrebt gut gläubig zu leben, Sonntagsmesse besucht, gebeichtet usw..
Ich Frage auch unteranderem deswegen, weil ich das Gefühl habe, dass Jesus eher die bevorzugt, die Leiden. Oder zumindest sind es seine auserwählten.. Ich weiß ja, dass er uns alle liebt.. Aber kann es sein, dass er die mehr liebt, die besonders viel für Ihn leiden?
Aber wenn wir nicht die Möglichkeit haben zu leiden, wie können wir ihm dann wohlgefällig(er) werden? Wer verlässt schon seine Wohnung oder Haus und wird obdachlos? Oder wer will denn freiwillig krank werden? Wer will freiwillig in ein Kriegsgebiet ausreisen, damit er dort leiden und verfolgt werden kann, um Jesu willen? Wie können wir also - als wohlständiger Europäer - nach den Willen des Herrn leiden, wenn es garkein Leid gibt?
Vielleicht hat ja Lust jemand was dazu zu schreiben? Ich hoffe doch auch Aquila :D
Ich hoffe ich konnte ganz grob vermitteln, was mir am Herzen lag.
VIele liebe Grüße
RE: Muss es Leid geben?
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 21.07.2015 17:28von Mariamante • 391 Beiträge
Pax sel.
Die Frage nach dem Leid und Kreuz ist deswegen schwierig, weil wir als Menschen weder die übernatürlichen Zusammenhänge alle sehen, verstehen noch ausmessen können, wie sehr andere Menschen unter Umständen leiden, die für uns "Bagatellen" wären.
Wenn die armen Menschen in dieser Welt unter größen Nöten wie Hunger leiden- so wissen wir, dass auch der Reichtum oder Wohlstand Menschen nicht wirklich vom Leid befreit. Es gibt innere Leiden, welche diese nach außen hin wohlhabenden Menschen tragen, die in mancher Hinsicht schmerzlicher sein können als die physischen Leiden von Armen.
Du kannst ziemlich sicher sein, dass es wohl KEINEN Menschen gibt, der nicht sein Kreuz zu tragen hat. Eines der schlimmsten Leiden gar nicht so weniger ist, nicht geliebt zu werden.
Was die Liebe Gottes betrifft hat mal ein Priester gesagt: Gott liebt Pater Pio genau gleich wie Saddam Hussein. Aber wie der einzelne Mensch jene Liebe annimmt und darauf reagiert- das hängt von der persönlichen Ent- scheidung und Antwort der Liebe ab.
Die Meinung, Jesus "bevorzuge" diese oder jene ist eine sehr menschliche und m.E. irrtumsanfällige Aussage.
In der Annahme von Leid, Kreuz, Opfer kann der Mensch zwar seine selbstlose Liebe zeigen und sie darin auch anschaulich verwirklichen- aber bei der Größe der menschlichen Seele ist das nicht die einzige Art und Weise, Gott zu lieben. Und ich glaube nicht, dass man sich die besondere Liebe Gottes durch besonderes Leiden "erkaufen" kann.
Gelobt sei JESUS CHRISTUS
RE: Muss es Leid geben?
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 21.07.2015 23:49von Aquila • 7.220 Beiträge
Gelobt sei Jesus Christus !
Lieber Sel
Einmal mehr stellst Du eine sicherlich auch für Mitleser interessante Frage....☺
Wenn wir als treugläubige Katholiken (noch !?) von physischer Verfolgung bewahrt geblieben sind und auch äusserlich keine Not leiden müssen,
so ist das Streben nach Vollkommenheit in säkular laizistischem Umfeld mit besonders grossen Opfern verbunden.
Überall lauert die Versuchung und Gefahr des Mitläufertums im "Mehrheits-Humanismus" und dessen hedonistische Verlockungsangebote.
Diesen Anfechtungen kraft des wahren Glaubens
- gegen eine erdrückende und diskriminierend verächtliche - wahrheitsfeindliche "Mehrheitsmeinung" zu widerstehen, erfordert oft ungeahnte innere Kämpfe und kommt angesichts der medial gesteuerten Ausgrenzungs- und Diffarmierungsmethode gegen den wahren Glauben gleichsam einem Kreuzweg gleich.
Das gleichzeitige Mitansehenmüssen der weiter voranschreitenden Schleifung des wahren Glaubens in Richtung "brüderliche Bedeutungslosigkeit", versetzt Herz und Seele in Trauer und Leid.
Dieses dem Leiden mag vor der Welt verborgen bleiben,
kann aber in seiner Tiefe und Intensität grösser sein als so manch andere äusserlich sichtbare Leid.
Erinnern wir uns auch daran,
dass das unermessliche Leiden unseres Herrn und Gottes Jesus Christus ein nicht nur äusserlich physisches war
sondern auch ein innerliches !
Weiter sollten wir auch bedenken,
dass physisch materielle Armut nicht immer gleichbedeutend ist mit geistiger Armut - der Demut - sondern im Gegenteil Grund für exzessiven Neid, Habgier und Rachsucht sein kann
und
dass andererseits materieller Reichtum nicht immer gleichbedeutend ist mit Geiz, Raffgier und Unbarmherzigkeit sondern, wenn auch wohl seltener, mit wirklicher geistiger Armut im Sinne von Demut.
Unser Herr sagt denn auch nicht, dass kein Reicher in den Himmel komme..
sondern dass es schwieriger sei für denselben - aufgrund dem die Seele verfinsternden Hangen am und Streben nach Vergänglichen - dorthin zu gelangen.
Also nicht jeder Arme ist automatisch "gut" ebensowenig
wie jeder Reiche automatisch "böse" ist.
Freundliche Grüsse und Gottes Segen
RE: Muss es Leid geben?
in Wenn etwas der Klärung bedarf (2) 12.11.2018 23:00von Aquila • 7.220 Beiträge
Gelobt sei Jesus Christus !
Liebe Mitglieder, liebe Mitleser
Alleine die Frage nach dem "Warum? " des Leidens findet keine sinngebende Antwort.
Erst die Frage "Für wen ?"
öffnet die Türe zum Sinn des Leidens und des Lebens (!).
Dazu Auszüge aus einem Artikel von Pater Korbiniam Brandmaier vom Kreuzorden:
-
"Die meisten von uns - wenn wir leiden - fragen:
'Warum gerade ich? Warum muss gerade ich leiden ?'
Der Sinn des Leidens wird uns jedoch klarer werden, wenn wir den Sinn des Lebens finden und wenn wir anstatt 'Warum?' die Frage stellen:
'Für wen? Für wen leide ich?'
Das Leiden beginnt nämlich ein menschliches Gesicht zu bekommen.
Wir müssen auf Jesus Christus, unseren gekreuzigten Herrn und Heiland schauen.
Dort werden wir den Sinn unserer Existenz und die Antwort auf all unser Suchen und Sehnen finden.
In unserem Leid verlangen wir Antworten.
[....]
Das Leiden, vor allem chronische körperliche Krankheiten, tiefer emotionaler Schmerz und schliesslich der Tod selbst, führen in eine persönliche Krise.
Wir werden förmlich gezwungen, tief in uns zu gehen und Fragen an unsere menschliche Existenz zu stellen.
Gerade der Schmelztiegel des schweren Leidens ist es, der uns entweder in die Nähe zu Gott bringt, in seine liebende Gegenwart, oder zu Rebellen macht.
[....]
Viele Menschen heute suchen ein einfaches Leben ohne Leiden, ohne Opfer, ohne Verzicht, ohne Demütigungen.
Die heutige Gesellschaft will nicht leiden,
und darum müssen wir die Worte des hl. Paulus beherzigen:
'Gleicht euch nicht der Welt an!' (Römer 12,2)
Wir müssen davon überzeugt sein, dass es nur einen Jesus gibt,
und das ist der gekreuzigte Jesus,
der von den Toten auferstand.
Christentum ohne Kreuz ist kein wirkliches Christentum.
Nur durch das Kreuz Jesu haben wir die Erlösung.
Wenn wir darum leiden,
sollten wir unser Leiden nicht als eine Last ansehen, sondern wir müssen im Kreuz ein grosses Geschenk der Liebe Gottes erkennen wollen.
Die hl. Mutter Teresa hat einmal gesagt:
'Das Leiden ist ein Zeichen dafür, dass wir Jesus am Kreuz so nahe gekommen sind, dass er uns küssen kann und dass er in seiner Liebe zu uns die Möglichkeit schenkt, seine Passion mit ihm zu teilen.' "
-
Freundliche Grüsse und Gottes Segen
« Der Zugang zur Heiligen Schrift muß für die an Christus Glaubenden weit offenstehen. | Glaubensverständnis alleine aus der Seele / dem Herzen ? » |
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