1. Siehe, die Zeit ist nahe! Jesus will in deinem Herzen geboren werden. So bereite dich denn und tilge deine Sünden daraus durch eine reumütige Beicht, denn nimmer können Licht und Finsternis, Heiligkeit und Laster in einem Haus zusammen wohnen. Niemals wird Jesus in eine Seele einkehren, die durch eine schwere Sünde verunreinigt, durch eine böse Gewohnheit gefesselt, oder von Hoffart aufgedunsen ist. Er wollte von der reinsten und demütigsten Jungfrau empfangen und geboren werden. Und rein und demütig muss auch das Herz sein, das ihn empfangen und geistig gebären will. Darum ruft sein heiliger Vorläufer: "Bereitet die Wege des Herrn, und richtet seine Pfade . . . alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden."
2. Der göttliche Erlöser wird in der Schrift der Fürst des Friedens genannt, und eben dieselbe Schrift sagt im Psalm Davids auch: "Im Frieden ist seine Stätte!" Er wurde geboren, als die Welt im tiefsten Frieden war, und auch die Engel, die seine Geburt friedlichen Hirten verkündigten, sangen Gesänge des Friedens. Willst du ihn also empfangen, so besänftige deine Leidenschaften, bändige deinen Zorn, deine Heftigkeit, und habe Frieden mit Gott, mit dem Nächsten und mit dir selbst. "Was krumm ist, muss gerade, was ungleich ist, zu ebenen Wegen werden." Nur das Herz, das also gereinigt und zu einer Stätte des Friedens geordnet ist, wird das Heil Gottes schauen.
3. O Jesus, Erlöser meiner Seele, sende deine heilige Gnade mir entgegen, dass ich durch ihre Kraft mein Herz von allem reinige, was dir missfällt, dass sie meine Hoffart, meinen Zorn, meine Ungeduld, diese Quellen meines Unfriedens, mir ertöten helfe, und den Winden und Stürmen meiner Leidenschaften Stillschweigen gebiete, auf dass Friede werde in meiner Seele. Bereite dir selbst mein Herz zu einer Wohnstätte bei deiner heiligen Ankunft, und entferne daraus alle Hindernisse, damit ich den Kuss des Friedens von dir empfange, und koste und schaue, wie lieblich du, mein Gott und Heiland, bist. "Die Zeit seiner Ankunft ist nahe, und der Herr wird über Jakob sich erbarmen." (Jesaja 13,22 und 14,1)
Schaue, gnädigste Jungfrau, von deinem Himmelsthron herab und sieh ein einziges Mal voll Liebe uns an. Besänftige doch deinen göttlichen Sohn, der wider uns zürnt, und erringe uns Verzeihung. Es ziemt uns freilich nicht mehr, dass wir uns deine Kinder nennen, aber du fährst doch fort unsere Mutter zu sein. Darum breite deinen Mantel aus, uns zu umfangen. Erhöre unsere Stimmen und hilf uns, die wir gläubig vertrauen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Viktoria
O Gott, verleihe uns auf die Fürbitte Deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Viktoria die Gnade, dem Leib und der Seele nach heilig zu leben, und Dir, selbst durch die Vergießung des Blutes, unsere Liebe zu zeigen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Servulus
O Gott, der Du den heiligen Servulus auf dem Weg der Armut und des Leidens zur herrlichen Wohnung der ewigen Glückseligkeit geführt hast, verleihe uns bei allen unseren Leiden Geduld, damit wir dadurch eben dieser Herrlichkeit würdig werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An vielen Orten der Christenheit, besonders an denen, wo die Kirchen und Bildnisse der seligsten Jungfrau in großer Verehrung stehen, wurden die sieben Tage vor Weihnachten unter dem Titel der Erwartung der Geburt mit großer und vielfältiger Andacht begangen. Je näher das hohe Fest der Weihnachten heranrückt, desto mehr nahm die Andacht bei gottseligen Menschen in solchen Orten zu. -
Die heilige Viktoria, Jungfrau und Martyrin von Rom,
+ 23.12.250 – Fest: 23. Dezember
Die heilige Viktoria wurde von ihren Eltern in der christlichen Religion erzogen und fasste den Entschluss, sich in unversehrter Keuschheit allein dem Herrn zu widmen und nie einen anderen Bräutigam als Jesus zu wählen. Gott hatte großes Wohlgefallen an ihrem frommen Lebenswandel und begnadete sie mit der Gabe der Wunder, infolgedessen sich viele Jungfrauen um sie sammelten, um von ihr die Wege des Heils kennen zu lernen. Da geschah es, dass ein Heide mit Namen Eugenius, angezogen von ihrer blühenden Schönheit, um ihre Hand warb. Als er aber nicht zum Ziel gelangen konnte, klagte er voll der Rachgier sie bei dem Richter des christlichen Glaubens an. Der versuchte umsonst alle Mittel, um sie dahin zu bringen, dass sie den Götzen opfere und Eugenius heirate. Fortwährend standhaft abgewiesen ließ er ihr schließlich mit einem Schwert das Herz durchbohren. Viktorias Martertod fällt in das Jahr 250, da der berüchtigte Christenschlächter Kaiser Decius regierte.
Aus anderer Quelle:
Viktoria, eine edle Tochter Roms, zart und schön an Leibesgestalt, aber zugleich auch ebenso edel und gottesfürchtig in Gesinnung und Wandel, wurde von ihren Eltern einem edlen Jüngling derselben Vaterstadt und gleichen Ranges, Eugen mit Namen, versprochen, der zwar noch ein Heide, jedoch rechtschaffener Aufführung war; weshalb Viktoria um so weniger ein Bedenken trug, dem Willen der Eltern zu folgen, weil die schöne Hoffnung vorhanden war, den Gespons für Christus zu gewinnen. Um diese Zeit bewarb sich auch Aurelius, ein edler Römer, in derselben Absicht um Anatolia, einer Jungfrau gleichen Adels, die aber wegen des Gelübdes der Jungfrauschaft dessen Hand geradezu ausschlug. Anatolia war eine Freundin der Viktoria. Diese wurde nun ersucht, bei Anatolia für Aurelius das Wort zu sprechen. Sie tat solches, weil sie glaubte, ein Werk der Freundschaft und Liebe auszuüben. Anatolia, fest entschlossen, eine Jungfrau zu bleiben, weil sie, durch Erleuchtung von oben, die Vorzüge der Jungfrauschaft wie auch die ihr verheißene Gnade erkannte, tat ihr Herz weit auf, und sprach in begeisternder Lobrede von der Würde und Vortrefflichkeit derselben zu einer innigeren Liebe Gottes, und setzte diese Worte bei: Nimmer soll das Wort der Schrift: "Wachset und mehrt euch; und erfüllt den Erdkreis," bei der Bevölkerung der Welt so streng genommen werden; wohl aber dagegen die Worte des Herrn: "Wachset im Glauben, mehret die Werke der Liebe Gottes und des Nächsten, und füllet den Himmel an." Rede, Beispiel und Gottes Gnade trafen das Herz der Viktoria, sie schloss sich als Jungfrau an Anatolia an, legte allen Schmuck ab, gab reichliches Almosen, und verzichtete auf den Ehestand. Eugenius, im Geist entrüstet, klagte die ihm Verlobte beim Stadtvogt über Untreue, Verschwendung und über ihr christliches Bekenntnis an. Alsbald wurde Viktoria gerufen, dem Brautwerber übergeben, und dann auf sein Landgut verbannt, wo sie hart und schmählich gehalten, mit Hunger gepeinigt wurde, und endlich, weil sie auf ihrem Vorsatz unerschütterlich beharrte, durch einen Dolchstich unter des Decius Verfolgung im Jahr 253 ihren Geist aufgab. Ihr Andenken wird am 23. Dezember gefeiert. -
Der heilige Servulus, Bettler und Bekenner von Rom,
+ 23.12.590 - Fest: 23. Dezember
Servulus war ein Zeitgenosse des Papstes Gregor des Großen. Von Kindheit an gelähmt, und zwar in dem Grad, dass er sich weder aufrecht halten, noch eine Hand zum Mund hin bewegen, noch auf seinem Lager ohne Hilfe von einer Seite zur anderen sich wenden konnte, lebte er von den milden Spenden der Barmherzigkeit. Die Seinigen trugen ihn täglich in den Vorhof der Kirche zum heiligen Clemens in Rom, wo er die Almosen der Vorübergehenden empfing. Von diesen Gaben ernährte er sich und seine ebenso arme Mutter, und was von dem notdürftigsten Unterhalt übrig blieb, teilte er an noch ärmere aus. Nicht selten sogar öffnete sich die Hütte des großherzigen Bettlers gastlich Pilgern und Fremden, die an den Türen der Reichen vergebens um ein Obdach gefleht hatten. Seine Leiden und Demütigungen wurden für ihn eine Quelle reicher Verdienste durch den guten Gebrauch, den er davon machte. Er zeigte sich als ein Muster der Geduld, der Ergebung und der Sanftmut. Ungeachtet seines elenden Zustandes hörte man aus seinem Mund nie einen Laut der Klage, geschweige denn des Zorns; vielmehr pries er Gottes Anordnungen dankbar bei Tag und Nacht. Er konnte nicht lesen, kaufte sich aber dennoch die heiligen Schriften und bat, so oft sich eine Gelegenheit ergab, gottesfürchtige Menschen zu sich, dass sie ihm daraus vorlesen möchten. Auf diese Weise lernte er den Inhalt der göttlichen Bücher vollkommen kennen und richtete sein Leben danach ein. Als seine Krankheit von den äußeren Gliedern sich auf die edleren Teile des Körpers warf und er das Herannahen seines Endes fühlte, rief er mitten in der Nacht die Pilger, welche eben damals als Gäste im Haus waren, an sein Lager und bat sie, die Psalmen anzustimmen. Sie taten es; nach einiger Zeit aber unterbrach er plötzlich den Gesang und rief aus: „Stille – Haltet ein! – hört ihr nicht den süßen Klang, der aus den Himmeln tönt?“ Vertieft in die Lieder der Engel, die sein innerer Sinn vernahm, gab er den Geist auf. Im selben Augenblick entquoll der Leiche ein unbeschreiblich süßer Wohlgeruch, der die Umstehenden mit Entzücken erfüllte und bis zur Beerdigung andauerte.
Man setzt den Tod des Heiligen in das Jahr 590. Gregor der Große, der in seinen Homilien dessen Geschichte erzählt, fügt die Bemerkung bei, dass sein ganzes Leben ein Verdammungsurteil für jene sei, die im Genuss einer festen Gesundheit und eines namhaften Vermögens keine Werke der Barmherzigkeit tun und das geringste Kreuz zu tragen nicht imstande sind.
Alt ist der Mann, der da im abgetragenen, zerfransten Priesterrock und in Schuhen, aus denen die Zehen vorwitzig hervorschauen, über die Berge der Alpen wandert auf Pilgerfahrt nach Rom. Mühsam zieht er Schritt für Schritt die Füße nach, als wären es Holzklötze. Es ist gut, dass der Pilger ins Träumen gerät, denn wenn er denkt und nachsinnt, merkt er nicht bei jedem Schritt, wie todmüde er ist.
Von weit her kommt er schon. Sechs Monate bereits dauert die Wanderung von Kenty bei Krakau in Polen, und weil er von Kenty kommt, nennen ihn die Lateiner Cantius, Johannes Cantius also. Sieben Paar Schuhe hat er bisher auf der Wallfahrt verbraucht, und für das achte Paar ist es längst an der Zeit. Aber wenn einer eine Pilgerreise macht, soll er, so meint der Alte, nicht allzu viel nach solchen Dingen fragen. Und bald ist er ja am Ziel, im Mittelpunkt der Welt, an Sankt Peters ruhmreichem und gnadenvollem Grab. Hell jubelt bei diesem Gedanken das Herz des Wallfahrers auf.
Es ist nicht das erste Mal, dass Johannes von Kenty nach Rom pilgert. Dreimal war er schon dort und einmal im Heiligen Land. Viel ist er gewallfahrtet in Hunger und Durst, in Kälte und Hitze, unter mancherlei Mühen und Beschwerden, aber gerne hat er es immer getan und alle Härten der weiten Fußwanderungen auf sich genommen zur Sühne für seine Schuld und weiß dabei nicht – was übrigens alle Heiligen nicht wissen –, dass er ein Heiliger ist.
Zur Sühne für seine Schuld! Welche Schuld? Oh, die Heiligen haben scharfe Augen und bemerken das Stäubchen auf der Waage, wo andere in ihrer Blindheit schwere Steine übersehen. War er, Johannes von Kenty, nicht Pfarrer in der großen Gemeinde Ilkusi gewesen mit der schweren Verantwortung für tausend unsterbliche Seelen? Weit mehr jedoch bedrückten den ehrwürdigen Priestergreis die langen Jahre seiner Lehrtätigkeit am Seminar zu Krakau, wo er Hunderte und Hunderte von Seelsorgern herangebildet hat. Ob er da wohl voll und ganz seine Pflicht erfüllt hat? Wie gesagt, Heilige sehen das Stäubchen auf der Waage, und deshalb wollte der Alte für seine Pflichtverletzungen durch die neue und wohl letzte Pilgerfahrt seines Lebens büßen. So denken die Heiligen, und diese Gedanken sind durchaus ehrlich bei ihnen.
He! Johannes von Kenty, weißt du denn nicht, dass du als Seelsorger mehr als nur deine Pflicht getan hast? Übersiehst du, dass du den Schülern im Seminar nicht nur umfangreiches Wissen, sondern in Wort und Beispiel auch, echte, tiefe, hingebende Frömmigkeit lehrtest? Denkst du nicht mehr daran, dass du oft nicht einmal das Nötigste zum Leben hattest, weil du alles verschenkt hast? Sogar die Schuhe von den Füßen und die Hose unter dem langen Priesterrock hast du weggegeben, wenn dich ein Armer auf der Straße anbettelte. Nicht einmal, zehnmal, zwanzigmal hast du solche außergewöhnlichen Werke der Nächstenliebe vollbracht, du alter Mann im Lumpenrock, du hochedler Ritter im Heer des Christkönigs!
Nein, an all das denkt der Träumende nicht, sondern er liegt plötzlich der längelang auf dem Weg. Das waren sicher Kinder, die ihn ärgern wollten und das Seil über den Weg gezogen hatten, das er übersah! Doch wenn es nur übermütige Kinder gewesen wären! Etwas ganz anderes war es, denn da ertönt ein Pfiff, und aus dem Gebüsch rechts und links treten Räuber. Sie umzingeln den Pilgersmann und rauben ihm den letzten Pfennig aus der Tasche. Und bevor sie sich wieder verziehen, brüllt der Räuberhauptmann den Ausgeplünderten an, ob das auch wirklich alles sei, was er bei sich hat. „Ja, alles, alles, alles“, entgegnet verstört der Gefragte und denkt im Augenblick nicht daran, dass ihm seine Schwester in ihrer vorsorglich klugen Art fünf Goldstücke in den Kleidersaum eingenäht hatte. Und nun ist es für Johannes von Kenty wirklich ein wahres Glück, dass ihm dies wenige Augenblicke später einfällt, denn da konnte er noch die Räuber zurückrufen und sich entschuldigen, und sie sollten doch nicht meinen, dass er sie angelogen habe, er habe wirklich nicht an die Goldstücke gedacht. Mit diesen Worten öffnet der Heilige den Kleidersaum und übergibt den Banditen auch die fünf Goldstücke.
Da solltest du die Gesichter gesehen haben! Der Räuberhauptmann sagte tief beeindruckt zu Johannes von Kenty:
„ Nun weiß ich wieder, dass es noch Gutes auf der Erde und einen Gott im Himmel gibt. Behalte dein Geld, und hier ist alles, was dir gehört, und bete für mich und für uns alle.“
Auf diese Worte musste natürlich Johannes von Kenty antworten, und so schmiedete er gleich das Eisen im Feuer, und zum Schluss der Rede folgten die Räuber dem Heiligen in die nächste Kirche, und da setzte sich der Mann Gottes in den Beichtstuhl, und die wilden Gesellen traten einer nach dem anderen hinzu. Was sie da in den Beichtstuhl brachten, das hatte wirklich Gewicht. Als Johannes von Kenty dann den letzten absolviert hatte und aufstand, sagte er leise, befriedigt und anerkennend vor sich hin:
„Wahrhaftig, das war eine Pilgerfahrt wert!“
Am 24. Dezember 1473 holte das Christkind seinen treuen Diener durch einen seligen Tod zur ewigen Belohnung heim, gerade recht zur Weihnachtsfeier im Himmel.
1. Ein Jünger Jesu Christi ohne gute Werke ist eine Lampe ohne Öl, die im Begriff ist zu erlöschen, - ein unfruchtbares Erdreich, das vom Fluch des Ackermanns getroffen, ein Baum ohne Frucht, der verurteilt ist, ausgehauen und ins Feuer geworfen zu werden. Wer da glaubt, und diesem Glauben nicht gemäß lebt, spricht sich selbst das Verdammungsurteil. Wurde nicht das Talent dem trägen Knecht hinweggenommen, der es vergraben hatte, und nicht damit wirkte? Wer nicht Gutes tut, tut dadurch selbst Böses, denn Unfruchtbarkeit ist im Christentum Ungerechtigkeit, und darum auch fluchte Jesus dem unfruchtbaren Feigenbaum, der nur Blätter, aber keine Früchte hatte, denn nichts bringt der Schmuck des Glaubens ohne die Frucht der Werke.
2. Man erkennt das Leben an der Bewegung. Ein Körper, der nicht mehr lebt, bewegt sich nicht mehr, also ist auch tot die Liebe, wenn sie ohne Tätigkeit ist. Ist aber einmal die Liebe erloschen, dann wird der Glaube sie nicht lange überleben. Denn das Herz verführt den Geist, die Eigenliebe besticht das Urteil, die Leidenschaft verblendet die Erkenntniskraft, und so verliert der Mensch, der nichts Gutes wirkt, die Liebe und den Glauben, versinkt in Gleichgültigkeit, und zuletzt in gänzlichem Unglauben, was vielen aus gerechter Strafe widerfuhr.
3. Ergeben wir uns guten Werken, und tun wir sie in reichlichem Maß. Tun wir sie im Stand der Gnade, mit Eifer und in der Absicht, Gott zu gefallen. Tun wir so viel Gutes, als wir früher Böses getan haben, die verlorene Zeit zurück zu erkaufen und Gottes Gerechtigkeit genug zu tun. Wofür soll der ewige Richter uns belohnen, wenn wir mit leeren Händen vor ihm erscheinen, da er so ausdrücklich spricht, "er werde jedem nach seinen Werken vergelten?" Eilen wir also, so lange uns noch Zeit dazu gestattet ist, denn schon ist die Nacht im Anzug, wo niemand mehr wirken kann. "Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Der Glaube ohne Werke ist nutzlos." (Jakobus 2,14+20)
Allerseligste Jungfrau Maria, du lichtes und wolkenloses Vorbild aller Tugenden, unterweise uns doch, dass auch wir unser Leben mit all den Blumen himmlischer Tugenden ausschmücken, wodurch dein Leben selbst zu einem anmutigen Garten Gottes sich gestaltete. Dann werden wir auch vom Wohlgefallen deines Sohnes begleitet sein. Und wir werden, milde Mutter unseres Erlösers, als deine getreuen Pflegekinder, gewürdigt, seine getreuen Nachfolger und die Miterben seines Reiches zu werden. Amen.
Zu Gott
In stätem Blick auf Dich, o mein Gott, will ich dieses Leben durchwandern. Zwar mit Trübsal und manchem Kummer müssen meine Tage für das bessere Vaterland gewonnen werden. Wie oft fühle ich meine Schwäche und Sündhaftigkeit, wie oft die Gefahren, denen ich in diesem Ort der Verbannung ausgesetzt bin. Nur Deine schirmende Nähe kann mich aufrecht erhalten und bewahren vor dem ewigen Verderben. Aber entzünde Du in mir die himmlische Liebe, damit ich, wenn auch dem Leibe nach, auf Erden wohnend, stets im Geist mit Dir vereinigt bin. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag wurde im Jahr 1216 vom Papst Honorius III. der Predigerorden bestätigt. Sie wurden anfangs "Brüder von der Jungfrau Maria", danach "Brüder von dem Habit der Jungfrau Maria" genannt. Schließlich ist ihnen von der beständigen Ausübung des Predigtamtes der Name der "Prediger" geblieben. Dieser Orden war der Verehrung der seligsten Jungfrau besonders zugetan. Man hat bemerkt, dass die geistlichen Orden, die sich durch eine wahre Andacht zur seligsten Jungfrau Maria ausgezeichnet haben, in der katholischen Welt sehr weit ausgebreitet wurden. Gott wollte sie in dieser Andacht und im heiligen Religionseifer erhalten.
in Frankreich, Äbtissin der von ihr 660 gegründeten Abtei Avenay-Val-d’Or bei Épernay und Martyrin um 690
(Das Kloster wurde während der Revolution vollständig abgerissen)
Gumpert, Mönch und Martyrer
Bertha wurde in Avenay bestattet, Gumpert, der als Mönch am Meer starb, wurde im Jahr 950 dorthin überführt. Das Paar ruhte lange in einem gemeinsamen Sarkophag (der im 18. Jahrhundert noch vorhanden war), bis es in zwei silberne Särge umgebettet wurde.
Gumpert war ein Neffe (oder Schwager) Childerichs II. (+ um 675), merowingischer Frankenkönig. Bertha gehörte demselben edlen Geschlecht an, und beide hatten unter Anrufung Mariens gleich ihr in der Stille ihres Herzens dem Herrn ihre Jungfräulichkeit angelobt. Allein der Wille ihrer Familien und über allem der ausdrückliche Wille des Himmels, der sich in besonderen Erscheinungen diesen beiden gottesfürchtigen Seelen geoffenbart hatte, vereinigte sie im Bund der Ehe. Auch hierin war Maria ihr Vorbild, und ihre Herzen verschmolzen sich ineinander, um mit wechselseitiger Unterstützung in höherem Grad die Jungfräulichkeit des Leibes zu bewahren. Mitten im Taumel der Herrlichkeiten, den Genüssen des Reichtums, den Ausschweifungen eines entarteten Hofes, wussten sie die heldenmütigste aller Tugenden zu üben: schöne und liebenswürdige Hofleute in den Augen der Welt, blieben sie zugleich Engel vor Gott.
Nachdem die politischen Ereignisse den Thron Childerichs gestürzt hatten, entschlossen sich unter Pipin die beiden Gatten, die nun frei ihrem Drang folgen konnten, sich zu trennen, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, und sich hier ausschließlich den Werken der Frömmigkeit zu widmen. Beide gründeten in Reims Klöster, Gumpert für Mönche, Bertha für christliche Jungfrauen, und Maria war die besondere Beschützerin in dieser letzteren Anstalt.
Eines Tages wurde Bertha von der Königin der Jungfrauen bei einer der vertraulichen Unterredungen, die sie mit ihr pflog, darauf aufmerksam gemacht, dass es mitten in einer volkreichen Stadt sehr schwierig sei, den Frieden der Einsamkeit zu finden, der doch unerlässlich ist für den süßen Verkehr mit Gott, der bei Lärm und Getümmel nicht zu finden ist. Sie bezeichnete ihr das Valdor (goldene Tal) von Avenay als eine Einsamkeit, wo ihr die reichlichsten Segnungen zu Teil werden sollten. Bertha machte sich sogleich auf, um den Ort zu suchen, den ihr Maria gezeigt hatte. Die Engel selbst führten sie dahin und übergaben ihr den von ihrer Königin genehmigten Plan des künftigen Klosters. Die Dienerin Mariens zögerte nicht mehr. Wie durch Zauber erhob sich der heilige Bau und die fromme Bertha sah, wie die Engel selbst mit Hand anlegten und die Werkleute unterstützten. Bald zog sie mit den gottesfürchtigsten ihrer Jungfrauen von Reims nach dem neuen Kloster hinaus, und das Tal wird fortan mit Recht den Namen Valdor tragen, denn es trägt auch in seinem Schoß das reinste Gold der christlichen Liebe.
Am Tag der Einweihung der neuen Anstalt erwählten Bertha und ihre Töchter, die sich nicht auf die übliche Weihe unter Anrufung Mariä beschränken wollten, die seligste Jungfrau feierlich zur Äbtissin des Klosters, und Maria verschmähte nicht, dieses Amt anzunehmen. In der darauffolgenden Nacht sah sich Bertha in den Entzückungen ihrer heiligen Liebe versenkt, allmählich von einem blendenden aber milden Licht umflossen. Dienstbare Engel stiegen in das Betzimmer herab, wo sie ihrer Andacht oblag, und errichteten hier einen Thron, den Maria mit allem Glanz ihrer Herrlichkeit in Besitz nahm. Sie war von dem strahlenden Hof der gottseligen Jungfrauen umgeben, deren weiße Lilienkränze einen lieblichen Wohlgeruch verbreiteten und in einem Glanz leuchteten, der noch lebhafter war als der himmlische Glorienschein der Engel. Mit dem Stab, dem Sinnbild ihrer neuen Würde, in der Hand, sprach Maria folgende liebreiche Worte zu Bertha:
„Liebe Tochter, ich nehme das Amt an, das du mir angeboten hast, und werde alle seine Pflichten erfüllen. Von dieser Stunde an bin ich auf eine ganz besondere Weise Mutter und Gebieterin meiner Töchter von Avenay. Ich selbst werde ihre Herzen bilden und sie bei jedem Vorkommnis beschützen. Mein Sohn ist zufrieden mit dir und wird seine Gnade mit meinem Beistand verbinden. Mit so kostbarer Hilfe werden meine Töchter rasch auf der Bahn der Vollkommenheit hinan schreiten. Mut! Tut was ihr vermögt und wir werden das Übrige tun.“
Nach diesen Worten schwebte die Königin der Jungfrauen wieder zum Himmel empor, und ließ die fromme Bertha in einem Strom der süßesten Tröstungen zurück, wofür sie ihren Dank durch reichliche Freudentränen bezeigte. Alsdann wusste sie durch ihre innigen Worte den Seelen ihrer Schwestern alles, was sie selbst empfand, mitzuteilen, und alle zusammen wandelten mut- und vertrauensvoll der höchsten Stufe der Heiligkeit entgegen.
Indessen fehlte dem Kloster noch ein wesentliches Erfordernis: das goldene Tal hatte kein Wasser, und Bertha setzte mit der rührenden Einfalt ihres vertrauensvollen Glaubens ihre himmlische Äbtissin in Kenntnis davon. „Suche eine Quelle“, ließ Maria ihr sagen, „und ich werde sie in mein Haus leiten.“ Bertha suchte längere Zeit und entdeckte endlich eine Quelle von großer Ergiebigkeit im Garten eines Privatmannes in Vertuelle, in beträchtlicher Entfernung von dem Haus. Da sie die Verheißung Mariens nicht anzweifelte, suchte sie den Eigentümer zu bewegen, seine Rechte auf diese Quelle an sie zu verkaufen. Und über einen solchen Antrag ganz erstaunt, fügt er sich am Ende in ihr dringliches Ansuchen, und tritt sie um den Preis von einem Pfund Silber an sie ab.
In ihrer Demut fürchtete Bertha, das Wunder, das sie von Maria erwartete, möchte ihr zugeschrieben werden, und vermochte deshalb einen bereits im Ruf der Heiligkeit stehenden Mönch, mit ihr an der Quelle zu beten. In der Tat knieten beide hier an der Quelle nieder, und als sie wieder aufstand, sprach die fromme Jungfrau: „Zeige uns dein Erbarmen, o Herr!“ Alsdann zog sie mit einem Stab eine leichte Furche von da bis Baldor. Sogleich beginnt das Wasser in dem Becken, wo es bis dahin geschlummert hatte, zu wallen, ergießt sich in die von Bertha gezogene Furche und grub sich bis Avenay ein Bett, das es seit dem nicht mehr verlassen hat. Bertha nannte das Bächlein Livre (Pfund).
1. Wenn du dem Dienst Gottes dich ergeben hast, so verzage nicht beim Anblick der Fehler deines verflossenen Lebens. Denn es wird nicht selten geschehen, dass alte Sünden und lasterhafte Gewohnheiten, Unrecht und Grausamkeiten, Unbesonnenheiten und Torheiten in deiner Erinnerung aufsteigen und dich nicht nur tief beschämen, sondern auch zur Verzweiflung reizen werden, als wäre es unmöglich, dass du Gott gefallen kannst, und als sei alles verloren. Dies kommt teils aus dem Schmerz der Eigenliebe, die Großes auf sich hielt, und nun genötigt ist, ihre Armseligkeit in ihrer ganzen Blöße zu schauen. Teils kommt es auch vom alten Widersacher, der den Menschen in Kleinmut zu stürzen sucht, um ihn in seine vorigen Laster zurückzustürzen.
2. Darum, wenn derlei Versuchungen dich bedrängen, so preise die ewige Güte, die ungeachtet so schwerer Unreinheiten, durch die du dein Leben befleckt hast, dennoch so sehr dich liebte, dass sie durch Einflößungen ihrer Gnade dich berief und auf den Weg des Lebens versetzte. Bedenke mit dankbarem Gemüt, wie lange und wie geduldig diese ewige Güte in Fehlern dich ertrug, bei deren Anblick du dir selbst unausstehlich bist. Und da die göttliche Langmut, die noch gar vieles andere in dir sieht, das dir verborgen ist, dich mit so großer Geduld ertrug, so lerne denn auch du selbst mit Geduld dich ertragen.
3. Bitter zwar und beschämend ist ein solcher Anblick, aber der Schmerz dieser Wunden ist ein Anzeichen baldiger Gesundheit. So lange der Mensch außerhalb seiner selbst umherschweift, sieht er den Schaden nicht, der unterdessen in seinem inneren Haus geschieht. Kehrt er aber in sich ein, und sieht sein Haus in dieser schmählichen Zerrüttung, dann sucht er alles auf die beste Weise wieder zu ordnen. Notwendig auch ist diese bittere Arznei, weil ohne sie der Mensch niemals zur wahren Demut gelangte. Wer aber auf solche Weise sich selbst wahrhaft erkennt, den wird das Lob der ganzen Welt nicht zu eitlem Wohlgefallen an sich verleiten. "Herr, deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet. Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg." Psalm 139,16+24)
Allerseligste Jungfrau Maria, wir bitten dich durch alle deine Verdienste, dass du unserer armen Seele doch nur einen kleinen Teil von ihnen schenken willst, auf dass sie, nach ihrer Fassungskraft mit ihnen gesegnet würde. O du Mutter der Barmherzigkeit, bewirke doch, durch den Beistand deiner Fürbitte, dass in unserem Innersten nur ein Bächlein fließe von dem Überfluss der von Gott dir verliehenen Gnaden, damit die große Leere unseres Herzens mit ihnen ausgefüllt, und unsere Seele gereinigt, und unsere Werke fortan vor dem lieben Gott als einigermaßen vollkommen erfunden werden. Amen.
Kirchengebet
O Gott, der Du zum Schutz des katholischen Glaubens den heiligen Petrus mit Tugend und Wissenschaft ausgerüstet hast, verleihe gnädig, dass durch seine Beispiele und Ermahnungen, die Irrenden zum Heiland zurückkehren und die Rechtgläubigen im Bekenntnis der Wahrheit verharren, durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag im Jahr 1157 hat Papst Adrian IV. dem Abt des Klosters des heiligen Lambertus in Österreich die Erlaubnis gegeben, einem frommen Ordensmann seines Klosters an dem wilden Ort, wo nun die berühmte Wallfahrt zu Mariä Zell ist, die Besorgung der verlassenen Einwohner zu übertragen. Der nahm sein eine Elle großes hölzernes Mutter-Gottes-Bild mit sich, baute sich eine Zelle und eine kleine Kapelle, wo dieses Bildnis nach und nach verehrt wurde. Da aber im Jahr 1284 Heinrich, Markgraf von Mähren, mit seiner Gemahlin die ihnen beiden hergestellte Gesundheit, und der ungarische König Ludovicus im Jahr 1363 den wunderbaren Sieg gegen das unzählbare Heer der Barbaren der Fürbitte der seligsten Jungfrau an diesem Ort zu verdanken hatten, der Ruf seiner Wunderwerke auch sich täglich vermehrte, wurde die herrliche Kirche, die nun dasteht, gebaut, und dieses von der Zelle genannte Mariä-Bild zum Zufluchtsort der österreichischen Kaiser und Fürsten, wie auch des ganzen Landes bestimmt.
Als der wilde Strom der sogenannten Reformation sich verheerend über die deutschen und die angrenzenden Länder ergoss und das sonst so einige Deutschland spaltete und zertrümmerte, als der alte Glaube verspottet, die göttlichen und kirchlichen Gebote mit Füßen getreten, das hochheilige Opfer verworfen, von den heiligen Sakramenten nur ein Bruchteil beibehalten und alle Autorität missachtet wurde, trat ein Mann auf, der als Bollwerk des Glaubens dem verwüstenden Strom des Unglaubens und Irrglaubens sich entgegenstemmte und überall als rettender Engel die Sinkenden stützte, die Gefallenen aufhob und die Schwankenden zur Ausdauer ermunterte. Dieser hochverdiente Beschützer und Erhalter des katholischen Glaubens in vielen Ländern Deutschlands war Petrus Kanisius.
In demselben Jahr, in dem Luther durch seine offene Erklärung in Worms seine neue Lehre besiegelte, wurde Petrus Canisius am 8. Mai 1521 zu Nimwegen im damaligen zu Niederdeutschland gehörenden Herzogtum Geldern aus der Familie de Hondt geboren. Er studierte auf der Hochschule zu Köln Philosophie, Rechtsgelehrsamkeit und Theologie mit dem glänzendsten Erfolg. Frühzeitig weihte er sich Gott durch das Gelübde der ewigen Keuschheit und wurde am 8. Mai 1543 von Peter Faber zu Mainz in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, die erst vor drei Jahren (27. September 1540) von Papst Paul III. als neuer Orden bestätigt worden war. Als Novize nach Köln zurückgekehrt, vollendete er mit Auszeichnung seine Studien, und verteilte das bedeutende Vermögen, das er von seinem verstorbenen Vater erbte, bis auf den letzten Pfennig unter die Armen und zu kirchlichen Zwecken.
Nach abgelegten Ordensgelübden und empfangener Priesterweihe widmete sich Kanisius mit großem Eifer der Predigt, der Christenlehre und Seelsorge und seine Leistungen setzten alle in Erstaunen. Damals war selbst der Kurfürst und Erzbischof von Köln, Hermann von Wied, von der neuen Lehre angesteckt und suchte Köln zum Protestantismus zu verleiten. Die Stadt, die Universität und Geistlichkeit sandten den noch jungen, aber höchst angesehenen Kanisius an Kaiser Karl V. nach Worms und bewirkte im Jahr 1547 die Absetzung des abtrünnigen Erzbischofs, wofür ihm die Bürger Kölns noch heute danken.
Während seines Aufenthaltes beim Kaiser lernte ihn der Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg kennen und sandte den kenntnisreichen und seeleneifrigen Jesuiten zum allgemeinen Konzil nach Trient. Von dort zog er mit den Vätern nach Bologna, begab sich dann zum ersten Mal nach Rom, blieb fünf Monate lang bei dem Stifter seines Ordens, dem heiligen Ignatius von Loyola, um sich unter dessen Leitung im Ordensgeist zu vervollkommnen, und übernahm dann die Erziehung der Jugend zu Messina in Sizilien.
Der gute Herzog Wilhelm von Bayern erbat sich vom heiligen Ignatius einige Lehrer seines Ordens, um die Universität Ingolstadt im wahren Glauben zu erhalten. Kanisius wurde aus Messina abberufen und mit zwei anderen Jesuiten nach Ingolstadt geschickt. Auf der Rückreise wurde er zu Bologna zum Doktor der Theologie promoviert, und widmete sich als Professor der Dogmatik zu Ingolstadt mit solcher Auszeichnung, dass er bald zum höchsten Ehrenamt, zum Rektor der Universität befördert wurde (1549).
Im Jahr 1551 folgte Kanisius dem Ruf des Kaisers Ferdinand I. nach Wien, damit er dem Umsichgreifen der neuen Lehre in der Hauptstadt des Reiches steuere. Mehrere Klöster standen dort leer, die Priester wurden verhöhnt und verfolgt, seit 20 Jahren war kein Priester mehr geweiht worden, mehr als 300 Pfarren hatten keine Priester. Kanisius ging mit Gottvertrauen an das Riesenwerk. Als Lehrer der Theologie, als Hofprediger und Rektor des Kollegiums entwickelte er solche gesegnete Tätigkeit, dass er von Tag zu Tag an Zutrauen gewann, die Schwankenden im Glauben befestigte und viele Abgefallene wieder zur Kirche zurückführte. Die rührende Aufopferung, die er bei der ausgebrochenen Pest zeigte, während die protestantischen Prediger entflohen, erwarben ihm die Herzen des Volkes. Unter den Studenten führte er bessere Sitten ein, aus den Volksschulen verbannte er die ketzerischen Bücher, hielt eifrig Christenlehre für die Kinder, besuchte die Spitäler und Gefängnisse und wirkte durch Wort und Tat unsäglich viel Gutes.
Kaiser Ferdinand schätzte den frommen und gelehrten Jesuiten sehr hoch, zog ihn in den schwierigen Religionsangelegenheiten stets zu Rate, übertrug ihm die Abfassung eines größeren und kleineren Katechismus, den man den beiden von Luther verfassten entgegensetzen könnte, und bot ihm dankbar die bischöfliche Würde an. Kanisius schlug diese Würde entschieden aus, übernahm indes vier Jahre lang (1554-1558) die Verwaltung des Wiener Bistums. In kurzer Zeit war die Ordnung wiederhergestellt.
Vom heiligen Ignatius zum ersten Provinzial seines Ordens in Deutschland ernannt (1556), erwarb er sich um die Ausbreitung der Gesellschaft Jesu in Deutschland unsterbliche Verdienste. Als er nach Prag kam, um dort ein Kolleg zu gründen, wurde er von den Glaubensgegnern mit Kot und Steinen beworfen. Aber durch seine Geduld und Sanftmut entwaffnete er seine Gegner und gelangte bei ihnen zu solchem Ansehen, dass sie ihm ihre Söhne zur Erziehung anvertrauten.
Von Prag reiste Kanisius nach Bayern, um in mehreren Städten Kollegien zu gründen. In Augsburg warf sich ihm der Kardinalbischof Otto zu Füßen und wollte trotz des entschiedenen Widerspruchs sich nicht eher erheben, bis er dem Heiligen die Füße gewaschen hatte. Von den Protestanten wurde er vielfach begeifert und verleumdet, aber der Glanz seiner Tugenden, die Macht seiner Rede, die Liebe seines Herzens triumphierte über alle Angriffe. Predigend und segnend kam er nach Worms, Schletstadt, Breisach, Freiburg, ermunterte in Polen den schwachen König und die höhere Geistlichkeit zur Treue im Glauben und zur Abwehr der bereits stark um sich greifenden Irrlehre. Ihm ist es nächst Gott vorzugsweise zu danken, dass Polen bis heute katholisch geblieben ist.
Abermals wurde Kanisius zum Konzil nach Trient berufen und von ihm beauftragt, die Beschlüsse den deutschen Reichsfürsten zu überbringen. Als das geschehen war, reiste er wieder in verschiedene Städte, um den Glauben wiederherzustellen und es gelang seinen Mühen, Würzburg und Erlangen wieder im Glauben zu befestigen. Sieben Jahre lang versah er das Amt eines Hofpredigers zu Innsbruck und wünschte als alter Mann von 60 Jahren sich in die Verborgenheit zurückzuziehen, aber der päpstliche Nuntius in Luzern bat ihn dringend, in die Schweiz zu kommen, um dem verheerenden Umsichgreifen des Protestantismus zu wehren und ein Jesuitenkollegium in Freiburg zu gründen. Die betörten Bewohner der Stadt wollten nichts davon wissen, aber die Geduld und Festigkeit des gelehrten und heiligen Kanisius brachte das Werk zustande. Noch 17 Jahre arbeitete, betete, lehrte und litt er und hatte bei seinem Tod am 21. Dezember 1597 die Freude, dass kein Irrlehrer mehr im ganzen Kanton Freiburg wohnte. Bei seinem Tod entstand in der Stadt ein solches Weinen und Wehklagen, wie über ein allgemeines Unglück. Aus großer Verehrung küssten die Leute dem Leichnam Hände und Füße, berührten ihn mit ihren Rosenkränzen und schätzten sich glücklich, einige Haare oder ein Stückchen von seinem Kleid zu erhalten. Sein Leib wurde in der Jesuitenkirche zu Freiburg bestattet und durch viele Wunder verherrlicht. Am 20. November hat ihn Papst Pius IX. selig gesprochen, und am 21. Mai 1925 erfolgte durch Papst Pius XI. die Heiligsprechung und die Ernennung zum Kirchenlehrer. Unter den Schriften des heiligen Petrus Kanisius haben besonders seine beiden Katechismen jahrhundertelang die gesegnetsten Früchte getragen.
1. Die Zunge, die aufhört, einen Unschuldigen zu beschimpfen, gibt durch dieses Aufhören ihm keinen Ersatz für die zugefügte Schmach. Und die Hand, die aufhört zu schreiben, löscht dadurch das Geschriebene nicht aus. Also büßt auch die begangenen Sünden nicht ab, wer bloß aufhört zu sündigen. Schadete die Sünde dir allein, so lässt sie sich durch Reue, Tränen und geistige und körperliche Bußwerke tilgen. Schadet sie aber dem Nächsten, so muss der Schaden ersetzt werden. Wer dies zu tun unterlässt, der tut nicht, sondern er heuchelt Buße, denn nicht erlassen wird die Sünde, bis nicht der Schaden ersetzt ist, der dadurch angerichtet wurde.
2. Hast du den Nächsten um seine Ehre oder hast du fremdes Gut an dich gebracht, so bist du verpflichtet, beides zu erstatten. Eine Ungerechtigkeit wird nicht durch Almosen gut gemacht, eine Verleumdung nicht durch Gebet ersetzt, ein Raub nicht durch Fasten erstattet. Ersatz leisten musst du, und tun, was du wolltest, dass dir selbst geschähe. Dies, und nicht die Abneigung deiner Eigenliebe, ist hier die Richtschnur der Buße. Zurückführen musst du diejenigen, die du irre geführt, erbaue die, denen du Ärgernis gegeben hast, wenn du Verzeihung von Gott erlangen willst. Täusche dich nicht, denn die Sache ist wesentlich. Ahme lieber dem frommen Zöllner Zachäus nach, der seinen Wucher vierfach ersetzte.
3. Auch musst du die Gelegenheit zur Sünde meiden. Wer nicht fest entschlossen ist, sie zu meiden, dem ist es nicht ernst, die Sünde zu verlassen, und er belügt nicht nur sich selbst, sondern auch den Heiligen Geist. Ja, um wahre Buße zu tun, müssen wir auch die Sünde an uns selbst bestrafen, und durch Schmerz die Lust büßen, durch die wir Gott beleidigten. Gott hat an die Buße sein Recht übertragen, den Sünder zu bestrafen. Schont die Buße ihn, dann wird die Gerechtigkeit Gottes ihn nicht schonen. Bestraft ihn aber die Buße, dann wird seine Gerechtigkeit ihn nicht bestrafen. Doch muss dies alles unter der Leitung eines erleuchteten Führers geschehen, der die Stelle Gottes bei dir vertrete. Matthäus 3,8: "Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt."
Heiligste Jungfrau Maria, zu dir, der Fürsprecherin und Hoffnung der Sünder, nehme ich meine Zuflucht. Ich wende mich an dich, o große Königin, und danke dir für so viele mir erwiesenen Gnaden. Bewahre mich auch in Zukunft unter deinem Schutzmantel, o Mutter der Barmherzigkeit. Und weil du so mächtig bei Gott bist, so befreie mich von allen Versuchungen, oder erhalte mir wenigstens die Kraft, sie bis zu meinem Tod zu besiegen. Von dir erbitte ich die wahre Liebe zu Jesus, von dir hoffe ich einen seligen Tod. Verlass mich nicht, bis du mich selig im Himmel siehst, wo ich dir danken und deine Barmherzigkeit die ganze Ewigkeit hindurch verkündigen werde. Amen.
Zu Jesus Christus
Wir bitten Dich, o Jesus, bewahre uns vor der Sünde, wenn wir auch mitten unter Sündern leben, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Zu Paris wurde im Jahr 1656 an diesem Tag die Bruderschaft von den sieben Schmerzen der seligsten Mutter Gottes durch offene Briefe des Königs eingeführt und bestätigt.
Auch ist am heutigen Tag in Italien im Jahr 1060 heilig verschieden, der berühmte Büßer Dominicus, mit dem Zunamen Loricatus, oder der Gepanzerte, weil er stets einen eisernen Panzer am Leibe trug, und ihn des Tages nur sieben Mal wegen einer scharfen Geißelung ablegte, unter der er den ganzen Psalter betete. Er war der Verehrung der seligsten Mutter Gottes ganz besonders zugetan.
Dominikus war der Sohn armer, aber sehr gottesfürchtiger Landleute aus dem spanischen Dörfchen Cannas und hütete in seiner Jugend die Schafe. Dieses Geschäft war freilich nicht geeignet, ihm eine höhere Bildung zu geben, aber mit dem frommen, sanften und unschuldigen Jungen war die Gnade Gottes, und wenn er auch in der Weisheit der Welt zurückblieb, nahm er umso mehr zu in der Wissenschaft des Heils. Allem Mutwillen sich enthaltend, der unter den jungen Hirten gang und gäbe ist, verwendete er seine Freizeit zum Gebet und zur Betrachtung der himmlischen Dinge. So entbrannte in ihm das Verlangen, dem Herrn mit Zurücksetzung aller zeitlichen Sorge in der Abgeschiedenheit zu dienen. Er beriet sich mit seinen Eltern, die meinten, es könne wohl der Geist Gottes dies ihrem Sohn eingegeben haben, und baute sich dann mit ihrer Zustimmung eine Klause im Wald. Dort brachte er mehrere Jahre in strenger Abtötung zu, und es wurde ihm, dem Ungelehrten, im beständigen Umgang mit Gott gar manches Geheimnis erschlossen, was den Doktoren der Weltweisheit ewig verborgen bleibt. Indes war es nicht seine Bestimmung, als Einsiedler zu sterben, denn der Herr wollte die Talente seines Dieners zum Besten der Menschheit benutzen. Deshalb gab er ihm ein, es sei ersprießlicher für ihn, auf dem Weg der Vollkommenheit in Gemeinschaft mit anderen und unter der Leitung eines weisen Oberen zu leben, als für sich nach eigenem Gefallen. Da verließ Dominikus seine Einöde und wallte zu dem benachbarten Kloster St. Ämilian, wo er auf sein Bitten unter die Jünger des heiligen Benedikt aufgenommen wurde. Dem scharfen Blick des Vorstehers entging nicht lange, dass der neue Bruder neben einer gereiften Tugend herrliche Geistesgaben besitze, denen aber noch die wissenschaftliche Ausbildung fehle, und er trug nun Sorge, dass diese Lücke ergänzt werde. In überraschend kurzer Zeit holte Dominikus die mangelnden Kenntnisse nach und wurde nun der Priesterweihe für würdig erachtet. In der Folge trat er sogar als Abt an die Spitze der Genossenschaft, und diese war unter seiner weisen und eifrigen Führung nahe daran, ihre höchste Blüte zu erreichen, als die Habsucht eines Großen der Welt mit roher Faust störend eingriff.
Den König Garcia von Navarra, in dessen Gebiet das Kloster lag, gelüstete es seit langem schon nach den Schätzen, die die Frömmigkeit der Gläubigen in der Kirche des heiligen Ämilian niedergelegt hatte. Ihrer habhaft zu werden, bestellte er den Abt zu sich und versuchte ihn anfänglich mit guten Worten zur Herausgabe zu bringen. Als aber Dominikus festen Sinnes erklärte, er wolle eher das Leben opfern, als auch nur einen Heller von dem Eigentum Gottes zu nehmen, schritt der verblendete Fürst zur Gewalt und sandte seine Kriegsknechte aus, das Kloster zu besetzen und die Mönche zu vertreiben. Diese suchten Zuflucht bei Ferdinand I., dem König von Kastilien und Leon, der sie bereitwillig aufnahm und ihnen das ehedem berühmte, damals aber in Verfall geratene Kloster Silos einräumte. Im Namen des Herrn bezog Dominikus mit seinen Gefährten die neue Wohnstätte und richtete sie bald wieder auf das Beste ein. Sein über ganz Spanien sich verbreitender Ruf zog viele heilsbegierige junge und selbst gereifte Männer herbei, um unter seiner Anleitung den Weg der Vollkommenheit zu betreten. Je reicher die Mönche von Silos an Tugenden wurden, desto mehr segnete sie der Herr auch im Zeitlichen, und das Einkommen des Klosters wurde in den 23 Jahren, während der Dominikus hier als Abt waltete, weit bedeutender, als es je gewesen war. Den Überschuss wendete der Heilige den Notleidenden aller Art, besonders den in der Gefangenschaft der Mauren schmachtenden Christen zu. Diese zu erlösen gab er nicht nur von dem Eigenen große Summen hin, sondern bettelte auch bei den Großen und Reichen ansehnliche Beisteuern zusammen. Daneben opferte er für sie Gott viele Gebete, heilige Messen und Bußwerke auf, und es war weniger das leibliche Elend, das auf den unglücklichen Sklaven lastete, als vielmehr die Gefahr, in der ihr Seelenheil unter den Ungläubigen schwebte, was ihn zu diesen Werken der Barmherzigkeit drängte. Bald erfuhren die Gefangenen, welch gütigen und besorgten Vater sie an Dominikus hätten, und viele setzten ein solches Vertrauen auf ihn, dass sie ihn, obwohl er noch lebte, wie einen schon verklärten Himmelsbürger um seine Fürbitte bei Gott anriefen. Die Chroniken des Benediktinerordens berichten, dass auf diese Weise mehrere wunderbarlich ihre Freiheit erhielten und dann zum Zeichen des Dankes ihre Ketten im Kloster des Heiligen niederlegten.
Wie im Leben, so war auch im Sterben der ruhmwürdige Abt den Seinigen ein Vorbild. Während seiner letzten Krankheit ließ er das Kruzifix fast nie aus den Händen, küsste es vielmals auf das Andächtigste und gab in Umarmung desselben den Geist auf – am 20. Dezember 1073.
1. Mit lauter Stimme ruft Johannes: "Tut Buße! Tut würdige Früchte der Buße!" Laut auch tönt die Stimme des Herrn: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe." (Matthäus 3) Abermals naht sich nun dieses himmlische Reich, die heilige Geburtsfeier unseres Erlösers, und darum ermahnt uns auch die Kirche zur Buße, damit wir das Heil Gottes in einem von Sünden gereinigten Herzen empfangen. Ganz besonders den Sündern gilt die Ankunft Jesu Christi, wie er selbst bezeugt: "Ich bin nicht gekommen, die Gerechten, sondern die Sünder zur Buße zu berufen." Ja seine Gnade lässt auch nicht nach, an ihren Herzen zu pochen, sie zu erschüttern und so lange zu drängen, bis sie, wofern sie nicht gänzlich erhärtet sind, seiner liebreichen Ermahnung sich ergeben.
2. Wie lange also werden wir dieser Stimme unseres Herrn noch widerstehen? Schrecklich sind seine Gerichte über die Unbußfertigen. Er droht, sie auf ewig von seinem Angesicht, in die feurigen Kerker seiner Gerechtigkeit, in die Gesellschaft der höllischen Geister zu verstoßen, und verlängert auch nur darum aus unbeschreiblicher Barmherzigkeit ihr Leben, damit sie sich endlich bekehren. Denn nicht den Untergang des Sünders will er, sondern sein Heil. Und hegt der Sünder, von Zerknirschung bewegt, ernsthaften Willen zur Besserung, so kommt er mit freundlichem Trost ihm entgegen, kräftigt seinen Vorsatz, und hilft ihm selbst seine Buße vollbringen. Denn unendlich ist die Güte seines liebreichen Vaterherzens.
3. So unterwerfen wir uns denn der Majestät unseres Gottes und erfüllen wir in demütigem Gehorsam seinen Willen, den er durch seine heilige Kirche uns offenbart. Reinigen wir unser Herz von fleischlichen und weltlichen Begierden, und schmücken wir es durch Unschuld und Enthaltsamkeit, durch Sanftmut und Barmherzigkeit, damit er, durch den Wohlgeruch dieser Tugenden angezogen, bei seiner Ankunft in das Herz einkehre, die neuen Gnaden, die er mitbringt, hinein ergieße, und zu seiner zweiten Ankunft zum Gericht uns erneuere. Denn wer nun mit seiner Gnade sich dazu vorbereitet, wird dann nicht zittern, sondern er wird im Jubel in die Freude seines Herrn eingehen. "Ja, ich komme bald. - Amen. Komm, Herr Jesus!" (Offenbarung 22,20)
Wir loben und preisen den Herrn, dass er dich, o Gebenedeite, uns zur Mutter gegeben und dein heiliges Herz mit so vollkommener Liebe ausgeschmückt hat. Wir schenken dir unseren Leib und unsere Seele und übergeben dir alles, was wir an Freud und Leid, an Hoffnung und Bedrängnis haben. Unsere Gebete und Lobgesänge vereinigen wir mit denjenigen, die in diesen Tagen von allen frommen Christen verrichtet werden, und mit den Lobgesängen der heiligen Engel. Wir erbitten uns nur die eine Gnade, dass wir dir und deinem Sohn bis zum Tod treu verbleiben und dann das unaussprechliche Glück haben, mit allen Engeln und Heiligen im Himmel dir zu danken, dich zu loben und zu lieben und mit dir Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Als Papst Urban V. wegen besonderer Angelegenheiten von Rom wieder nach Avignon zurückkehren wollte, wurde er unter anderem auch von der heiligen Brigitta abgemahnt, mit dem Hinweis, die seligste Jungfrau habe ihr geoffenbart, er würde zu Avignon gleich sterben. Da aber ungeachtet dessen der Papst um diese Zeit im Jahr 1370 seine Reise dorthin antrat, hat er bald nach seiner Ankunft am 24. Dezember des nämlichen Jahres zu Avignon wirklich sein Leben beschlossen.
Timotheus, zu Deutsch „Fürchtegott“, wurde im Flecken Perape in der ägyptischen Thebais geboren. Mit Recht trug er den schönen Namen Fürchtegott, denn die heilige Gottesfurcht, die seine frommen Eltern ihm frühzeitig ins Herz gepflanzt hatten, war die Richtschnur seines Lebens. Unter der Obhut dieser schönen Tugend brachte er seine Kindheit in lauterer Unschuld zu. Der Glaube an Jesus und die Liebe zu ihm, so er mit der Muttermilch eingesogen hatte, war sein größter Schatz, die heiligen Schriften zu lesen und zu betrachten seine Freude. Vom Bischof deshalb zum Lektor gewählt, erbaute er alle seine Glaubensgenossen durch sein tugendhaftes Leben, und seinen heiligen Eifer für die Ausbreitung des heiligen Glaubens machte ihn auch den Heiden bekannt. Erst drei Wochen mit einer 17jährigen frommen Jungfrau, Maura mit Namen, vermählt, wurde er vor den Statthalter der Provinz gerufen. Kaiser Diokletian hatte seine grausame Christenverfolgung begonnen. Im ganzen Römerreich sollte der christliche Name vertilgt werden. Timotheus wurde als eifriger Christ angegeben und vom Statthalter aufgefordert, den Herrn Jesus zu verleugnen.
Festen Mutes entgegnete ihm Timotheus, dass er dies nie tun werde. Da gebot ihm der Statthalter, die heiligen Bücher auszuliefern. Timotheus gab ihm die schöne Antwort: „Die christlichen Bücher sind meine lieben Kinder. Wäre ich nicht ein Unmensch, wenn ich meine Kinder den Mördern in die Hände liefern würde?“ (Den Lektoren waren die heiligen Bücher zur Aufbewahrung anvertraut.) Voll Zorn über diese Antwort befahl der Tyrann, dem heiligen Bekenner glühende Eisen in die Ohren zu stecken. Furchtbar war der Schmerz, aber Timotheus wankte nicht. Mit lauter Stimme hob er an, Gott den Herrn zu loben. Wütend hierüber, ließ ihn nun der Statthalter an eine Säule hängen, ihm einen Stein an den Hals binden und einen Knebel in den Mund stecken, damit er den Gott der Christen nicht mehr lobpreisen könne.
Während der heilige Märtyrer solche unmenschliche Pein litt, hinterbrachte man dem Statthalter, dass Timotheus erst seit drei Wochen mit einer jungen Frau, die er sehr liebe, verehelicht sei. Alsbald kam der Tyrann auf den Einfall, diese junge Gattin rufen zu lassen, um durch sie ihren Gatten zum Verrat zu bewegen. Maura kam. Der Statthalter nahm sie beiseite und drang bald schmeichelnd, bald drohend in sie, ihren Gatten dahinzubringen, dass er wenigstens zum Schein den Göttern opfere. Würde sie ihn dazu bewegen, so erhielte er die Freiheit, sonst müsse er des grausamsten Todes sterben. Maura, zitternd und bebend über das, was sie gehört hatte, vom tiefsten Schmerz ergriffen über die Leiden ihres lieben Gatten, den sie überaus liebte, und von Angst und Furcht, ihn durch den Tod zu verlieren, ganz betäubt, ließ sich überreden. Timotheus wurde von der Säule losgebunden und ihm der Knebel aus dem Mund genommen, damit er mit seiner Gattin reden konnte. Und sie versuchte ihn wirklich zu bewegen, dem Statthalter zu gehorchen. Wie sehr erschrak Timotheus über das Verhalten seiner Frau! Er liebte Maura zwar aufrichtig und herzlich, aber mehr noch als sie und alles Jesus Christus, seinen Heiland. Voll heiliger Entrüstung sprach er daher zu ihr: „Wie, Maura! Bist du eine Christin und eine christliche Frau oder eine Heidin? Ist das die Sprache eines Menschen, der im christlichen Glauben erzogen wurde? Du solltest mir vielmehr zureden, dass ich mutig leide und ausharre bis ans Ende, und nun willst du mich zum Verrat an Jesus bewegen? Soll ich wegen einer kurzen Glückseligkeit auf der Welt die ewige Seligkeit im Himmel verscherzen? Oder um einer bald vorübergehenden Marter zu entgehen, mich leichtfertigerweise in die ewige Pein der Hölle stürzen?“
Von der Kraft dieser im heiligen Ernst gesprochenen Worte im Innersten erschüttert, fiel Maura ihrem Gatten zu Füßen und sprach voll Reue über ihre Untreue dem Heiland gegenüber: „O mein Timotheus! Was soll ich tun, um meinen begangenen Fehler zu büßen?" "Gehe zum Statthalter“, sprach Timotheus, „und sage ihm, dass du, anstatt deinen Gemahl zur Verleugnung des Glaubens zu bringen, selbst bereit bist, mit ihm deshalb alle Marter zu leiden“. Maura wankte. Noch hatte die Liebe Christi nicht über die Liebe zu ihrem Gatten gesiegt. Entsetzt über das Verlangen ihres Mannes, sprach sie: „Ach, ich bin noch jung, erst 17 Jahre alt, schwach von Natur aus. Ich wage es nicht, dem Tyrannen unter die Augen zu treten, viel weniger die harte Marter zu erdulden!“ Doch Timotheus, bereit, dem Heiland alles zum Opfer zu bringen, sprach zu ihr: „Maura! Erinnere dich an Felizitas und ihre sieben Söhne, von der du gehört hast, gedenke der zarten Jungfrauen Agnes und Cäcilia, von denen du gelesen hast! Waren sie stärker als du? Und doch haben sie ihr Blut für Jesus hingegeben, und du fürchtest dich, ein Gleiches zu tun? Wird Christus dich nicht stärken im Kampf? Siehe, die Krone winkt. Bald sind wir bei Jesus ewig vereint!“ Bei diesen Worten fiel er auf die Knie und betete, und während des Gebets fühlte Maura jede Furcht schwinden. Ja, es erwachte in ihrem Herzen sogar ein heftiges Verlangen, für Christus mit ihrem Gatten zu sterben.
Ohne Verzug begab sie sich zum Statthalter und erklärte ihm festen Mutes, dass sie ihren Gemahl nicht zum Verräter machen wolle, und auch sie bereit sei, für ihren heiligen Glauben Blut und Leben hinzugeben. Der Statthalter sah sich in seinem Plan getäuscht. Von Wut wie außer sich, ließ er der jungen Frau den Schleier vom Haupt ziehen und ihr alle Haare aus dem Kopf reißen. Damit noch nicht zufrieden, befahl er, ihr die Finger abzuschneiden und sie in einen mit siedendem Wasser gefüllten Kessel zu werfen. Doch Gott erhielt sie wunderbar am Leben. Nun ließ er sie mit brennendem Pech und Schwefel peinigen, ohne ihr jedoch einen Klagelaut zu entlocken. Endlich gab der Tyrann den Befehl, beide Ehegatten an das Kreuz zu schlagen, und zwar so, dass beide am Kreuz hängend, einander zu ihrer größten Qual anschauen sollten. Doch gerade dieser Umstand gereichte ihnen zum größten Trost. Das Urteil wurde vollzogen, die beiden Märtyrer hingen am Kreuz. Entsetzlich war ihre Pein. Aber beide munterten sich zuerst mit Worten, und als sie vor Schmerz und Schwäche nicht mehr reden konnten, mit Blicken zum standhaften Ausharren und zum Vertrauen zu Jesus auf. Und so blieben sie am Kreuz hängen, bis sie wie Jesus ihr Haupt neigten und starben. Es war am 19. Dezember des Jahres 305, als Timotheus und Maura in ewiger Liebe vereint eingingen zur himmlischen Hochzeit des Lammes Jesus.
Beide Märtyrer werden abgebildet Arm in Arm, ein Kreuz umschlingend.
1. "Wer bist du?" So fragten die Abgeordneten der Juden den heiligen Täufer Johannes. Was aber antwortete dieser demütige Vorläufer des Messias? Füglich konnte er sich Elias, einen Propheten, und mehr als einen Propheten, er konnte den Engel sich nennen, von dem die Schrift geweissagt hatte, er würde vor dem Herrn hergehen. Er aber nannte sich eine Stimme. Was ist aber eine Stimme? Ein Schall, der tönt und verklingt. Wie tief beschämt doch die Demut der Heiligen unseren Hochmut, die wir immer mehr scheinen wollen, uns immer für besser ausgeben, als wir sind, und über diejenigen uns erbittern, die eine eingebildete Ehre uns versagen, die uns oft nicht einmal nach menschlichen Verhältnissen gebührt.
2. "Wer bist du?" Ach, mein Gott, soll ich die Wahrheit bekennen, sagen muss ich dann: Nichts bin ich durch mich. Ein Sünder bin ich, der, wenn deine unendliche Barmherzigkeit seiner nicht geschont hätte, längst im ewigen Feuer, ein Raub der endlosen Verzweiflung, ein Gefährte der schrecklichen Gespenster der Hölle wäre. Ein elendes, ohne Unterlass zum Bösen geneigtes Geschöpf bin ich, das nichts Gutes aus sich vermag, ein wankendes Rohr, das vom Wind jeder Leidenschaft hin und her bewegt wird, ein unreiner Mensch, der vor Schande sich verbergen müsste, wenn die Werke seiner Finsternisse bekannt würden. Und dabei bin ich von Eitelkeit aufgedunsen, und fordere Ehre von den Menschen.
3. Herr, erbarme dich meiner. Siehe, barmherziger Arzt, ich habe meine Wunden dir offen bekannt. Heile sie, und lass das Opfer meiner Demütigung dir gefallen. Verleihe mir bei deiner heiligen Ankunft die Kraft, "den alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen, der nach Gott erschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit." (Epheser 4,22-24) Verleihe mir den Geist der Buße, dass ich die Verachtung der Menschen ohne Murren ertrage, auf den Spuren deiner heiligen Demut gehe, mein Kreuz täglich auf mich nehme und dir nachfolge, damit ich durch deine Barmherzigkeit die Verzeihung meiner Sünden erlange und deinen Auserwählten beigezählt werde. "Überschätze dich nicht vor dem Volk; bedenke, dass der Zorn nicht ausbleibt. Demütige deinen Stolz ganz tief, denn was den Menschen erwartet, ist die Verwesung." (Jesus Sirach 7,16-17)
Liebreichste Jungfrau, wie könnte ich jetzt, nachdem mein Herz in Liebe zu dir sich entzündet hat, wieder von dir lassen? Wie könnte ich dich jemals vergessen? O Mutter, überlasse mich nicht meinen eigenen Händen und sieh, wie beharrlich ich dir mich anempfehle. Hilf mir selbst, dass ich immer und jederzeit zu dir meine Zuflucht nehme. Bewahre mich vor der Hölle, und vorerst vor der Sünde, die allein mir die Hölle - die ewige Verderbnis zubringen kann. Amen.
Gebet am Fest der Erwartung der Geburt unseres Herrn
Sei gegrüßt, o gebenedeite Jungfrau, die du vor allen Töchtern Evas gewürdigt wurdest, den Sohn des Allerhöchsten durch die Mitwirkung des Heiligen Geistes in deinem reinsten Schoß zu empfangen. O Mutter meines Herrn, durch die unaussprechliche Gnade dieses göttlichen Geheimnisses bitte ich dich, erbitte mir kraft deiner mächtigen Fürsprache bei deinem eingeborenen Sohn, dass mein Herz mit deiner tiefsten Demut, deiner unbefleckten Reinheit, deinem heiligen Gehorsam und deiner seraphischen Liebe geschmückt, ein reines Lilienbettlein werde, wo bei seiner Geburt dein ewig Geliebter ruhe, damit ich durch ihn gesegnet alle Werke der Finsternis auf immer ablege, in einem neuen Leben wandle, und auf deinen heiligen Fußstapfen von Tugend zu Tugend bis nach Sion schreite, wo er, der Gott der Götter, ohne Schleier gesehen wird, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
Zu Gott
Ich erkenne die Kostbarkeit der Zeit, o Ewiger! Von der Verwendung ihrer flüchtigen Augenblicke hängt eine endlose Seligkeit ab. Warum habe ich doch bisher so wenig diese Augenblicke benützt, warum sie sogar oft zu meinem Verderben verwendet? Ich unbedachtsamer und treuloser Verschwender dieses kostbaren, mir anvertrauten Gutes. Jetzt will ich, aber da es noch Zeit ist, auf die rechte Bahn einlenken, und die Zukunft zu verdoppeln suchen, um die Vergangenheit einzuholen. Ich weiß nicht, wie nahe meine letzte Stunde schon herangerückt ist. Stärke, bekräftige mich in diesem Vorsatz, o mein Gott, und hilf mir ihn auszuführen zu Deiner Ehre und zu meinem Heil. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag, als den achten vor Weihnachten, wurde in der Kirche das Fest der Erwartung, oder der erwarteten Entbindung der seligsten Jungfrau gehalten. An diesem Tag hat die spanische Kirche nach dem zehnten toletanischen Konzil im Jahr 656 das Fest der Verkündigung Mariä gehalten. Bald darauf hat sie es auf den 25. März mit der allgemeinen Kirche angesetzt, den 18. Dezember aber nach Verordnung des heiligen Ildephons die Erwartung der Entbindung Mariä mit großer Feierlichkeit begangen. Papst Gregor XIII. hat danach dieses Fest bestätigt und in der katholischen Kirche ausgebreitet, damit die Christen diese acht Tage hindurch ihre Bitten und Seufzer nach der heiligen Entbindung der seligsten Jungfrau verdoppelten. In Spanien wurde alle Tage eine hohes Amt morgens um vier Uhr gehalten, wobei sich alle schwangere Frauen, zu welchem Stand sie auch gehören mögen, fleißig einfanden. Man nennt auch dieses Fest das Fest vor dem O, weil die Kirche durch besondere Antiphonen, die mit dem O anfangen, nach der Geburt des Weltheilands die acht Tage hindurch seufzt.
Von inniger Sehnsucht getrieben, die Hauptstadt der christlichen Welt und die heiligen Stätten im Gelobten Land zu sehen, begab sich der hochangesehene, hochadelige Richard im Sommer des Jahres 720 mit seinen beiden Söhnen Willibald und Wunibald von England aus auf die Reise, erkrankte aber unterwegs, starb inmitten seiner tiefbetrübten Söhne zu Lucca und wurde im Kloster zum heiligen Frigdian begraben und als Heiliger verehrt. Nachdem Willibald und Wunibald ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hatten, reisten sie nach Rom und beteten am Grab der Apostel. Willibald zog dann nach Jerusalem, Wunibald aber blieb wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch fünf Jahre in Rom und kehrte dann nach England zurück, um sich zum Missionar vorzubereiten und noch andere Landsleute für dieses gottgefällige Werk zu gewinnen.
Groß war die Freude seiner Mutter Wunna und seiner Schwester Walburga, ihn wiederzusehen. Aber nicht lange verweilte er in seiner Heimat. Zum zweiten Mal pilgerte er nach Rom, um sich ganz dem Klosterleben zu widmen. Mehrere seiner Verwandten und Freunde begleiteten ihn. Dort fand ihn im Jahr 738 sein Oheim, der heilige Bonifatius, und bewog ihn, mit nach Thüringen zu gehen, um ihn in seinem Missionswerk zu unterstützen. Wunibald folgte der Einladung seines Oheims, ließ sich von ihm zum Priester weihen und wurde sieben neuen Christengemeinden in Thüringen vorgesetzt. Sein glühendes Wort und sein heiliges Leben erweckten in den Gemeinden einen lebendigen Glauben und religiösen Eifer.
Wunibalds Sorge für die Rettung der Seelen dehnte sich auch auf Bayern aus, wo er, vom Herzog Odilo bestens aufgenommen und unterstützt, gegen blutschänderische Ehen und heidnischen Aberglauben kämpfte und den Ort Nordfiluse und andere Besitzungen vom dankbaren Herzog zum Geschenk empfing. Als sein Bruder Willibald im Jahr 741 vom Bischof Bonifatius nach Thüringen berufen und zum Bischof von Eichstätt geweiht wurde, sahen sich die beiden Brüder nach langer Trennung zum ersten Mal wieder. Einige Zeit hielt sich Wunibald noch beim heiligen Bonifatius in Mainz auf und genoss als Lehrer der Franken große Ehre. Dann begab er sich zu seinem Bruder nach Eichstätt und gründete auf dessen Rat in einem unkultivierten Waldbezirk das Kloster Heidenheim. Mehrere fromme Männer gesellten sich ihm zu, hieben die Bäume nieder und bauten sich kleine Zellen und ein Kirchlein. Dann rotteten sie die Dornen und Disteln aus, hackten den Boden um und besäten ihn mit Getreide, um das nötige Brot zu gewinnen. Bald entstand ein Kloster und das Beispiel dieser gottbegeisterten Männer übte einen segensreichen und nachhaltigen Einfluss auf die Umwohner. Viele entsagten dem heidnischen Glauben und wurden eifrige Christen. In diesem seinem Kloster Heidenheim hielt Wunibald seine Mönche in eifriger Zucht, Gebet, Psalmengesang und Lesen der Heiligen Schrift. Anfangs litten sie oft große Not, später erhielten sie manche Schenkungen, die die stets offene, mildreiche Hand Wunibalds zumeist für Arme verwendete.
Nach dem Tod seiner Mutter berief Willibald seine Schwester Walburga zu sich, damit sie ihm in der Verbreitung des Glaubens unterstütze. Mit dreißig Frauen kam Walburga glücklich zu ihrem Bruder Willibald, suchte dann ihren Bruder Wunibald in Thüringen auf, der ihr dort ein Kloster baute. Als sich Wunibald aber in Heidenheim ansiedelte, zog ihm Walburga nach. Wunibald baute hier ein zweites Kloster, das er der Leitung seiner Schwester anvertraute. Beide Klöster waren Pflanzschulen des christlichen Glaubens, Werkstätten der Wissenschaften und Künste, Zufluchtsorte der Unschuld und Tugend, Wohnungen der Barmherzigkeit für Arme und Kranke, ein Licht in die Finsternis des Heidentums, eine Schule echter Kultur für weite Kreise.
Den Charakter und die segensreiche Wirksamkeit Wunibalds zeichnet eine Nonne aus dem Kloster der heiligen Walburga mit den Worten: „Der Mann Gottes ließ sich weder durch die Drohungen der Bösen, noch durch die heuchlerischen Worte der Schmeichler täuschen und von seinem Weg ableiten. Immer unerschütterlich im Glauben an den Herrn, hörte er nicht auf, durch seine Predigten das Volk von der Torheit des Götzendienstes abzuwenden. Weit und breit säte er die heiligen Lehren unter die Völkerschaften und führte eine große Zahl von ihnen dem Dienst Gottes zu. Er verband mit Schlangenklugheit Taubeneinfalt, züchtigte mit kräftigen Strafreden die Verführer, und vergaß die Sanftmut nicht in seinen Verweisen. Gegen die grimmigen Anfälle des bösen Feindes bewaffnete er sich nach den Worten des Apostels mit dem Schild des Glaubens, mit dem Panzer der Gerechtigkeit, mit der Lanze des göttlichen Wortes, mit dem Schwert der Abtötung, und gegen die Künste des Satans kämpfte er Tag und Nacht mit den Pfeilen der christlichen Tugenden. Die Heilige Schrift betrachtete er Tag und Nacht und wusste seine Vorträge nach der Fassungskraft seiner Zuhörer einzurichten. Er wurde allen alles, mitleidig gegenüber den Bedrängten, voll herzlichen Erbarmens gegenüber den Armen und voll Milde und Sanftmut zu allen, die seiner Stimme folgten. Durch seine Liebe zog er die Herzen an sich, denn es steht geschrieben, dass nur derjenige, der liebt, geneigtes Ohr und willige Herzen finde.“
Die vielen Missionsreisen und strengen Bußübungen rieben die ohnehin schwächliche Gesundheit Wunibalds mehr und mehr auf. Drei Jahre vor seinem Tod besuchte er den Bischof Megingoz von Würzburg und das Kloster Fulda, um sich dort des Umgangs mit dem heiligen Bonifatius zu erfreuen. Dort erkrankte er schwer, genas indes unter liebevoller Pflege so weit, dass zu seinem Kloster zurückkehren konnte. Sein einziger Wunsch war, dass er am Grab seines heiligen Ordensstifters zu Monte Cassino seine Tage beschließen dürfe, und bereits hatte er die Erlaubnis erhalten, aber seine Ordensbrüder ließen mit Tränen und Bitten nicht nach, bis er einwilligte, bei ihnen zu bleiben. Er ließ nun in seiner Zelle einen Altar errichten und brachte hier, wenn es sein Gesundheitszustand gestattete, das heilige Messopfer dar.
Kurz vor seinem Ende berief er seinen Bruder Willibald und unterhielt sich mit ihm in Gebet und frommen Gesprächen. Seine Ordensbrüder umstanden schluchzend sein Sterbebett. Er nahm von ihnen Abschied mit den Worten: „Meine Söhne und Brüder, richtet doch euren Wandel und euer ganzes Tun immer nach dem Willen Gottes. Bewahrt stets unter euch die Liebe und den echten katholischen Glauben. Beobachtet unverbrüchlich die Zucht des Klosterlebens, so wie wir sie euch vorgezeichnet und gelehrt haben und ihr es Gott angelobtet. Jede menschliche Schwachheit erlasse ich euch. Was ich in Worten und Werken oder sonst in etwas gegen euch geirrt habe, das verzeiht mir. Lasst mich mit Gott versöhnt den mir bestimmten Weg aus dieser Welt antreten. Es naht der Tag meines Hinscheidens, wo meine Seele den Kerker dieses Leibes verlassen wird, um hinzueilen zum Lohn des Kampfes und zur Ruhe nach den Mühsalen durch den gütigen Beistand des himmlischen Vaters nach dem Wort seiner Verheißung.“ Hierauf erhob der Heilige seine Augen zum Himmel und mit dem Ausruf: „In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.“ entschlief er in den Armen seines heiligen Bruders Willibald selig am 18. Dezember 761, in einem Alter von 60 Jahren. Seine trauernden Ordensbrüder begruben ihn in der Klosterkirche in dem steinernen Sarg, den er sich lange vor seinem Tod hatte aushauen lassen. Sechzehn Jahre später ließ Willibald den noch völlig unversehrten Leichnam seines Bruders, den bereits viele Wunder verherrlichten, unter dem Jubel des Volkes und der Mönche in der neuerbauten größeren Kirche zu Heidenheim feierlich in einen reich geschmückten Sarg legen. Das Volk küsste die heilige Leiche und viele wunderbare Heilungen fanden statt.
Heiliger Wunibald, Prinz von England und Abt in Heidenheim, + 18.12.761 - Fest: 18. Dezember
Von inniger Sehnsucht getrieben, die Hauptstadt der christlichen Welt und die heiligen Stätten im Gelobten Land zu sehen, begab sich der hochangesehene, hochadelige Richard im Sommer des Jahres 720 mit seinen beiden Söhnen Willibald und Wunibald von England aus auf die Reise, erkrankte aber unterwegs, starb inmitten seiner tiefbetrübten Söhne zu Lucca und wurde im Kloster zum heiligen Frigdian begraben und als Heiliger verehrt. Nachdem Willibald und Wunibald ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hatten, reisten sie nach Rom und beteten am Grab der Apostel. Willibald zog dann nach Jerusalem, Wunibald aber blieb wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch fünf Jahre in Rom und kehrte dann nach England zurück, um sich zum Missionar vorzubereiten und noch andere Landsleute für dieses gottgefällige Werk zu gewinnen.
Groß war die Freude seiner Mutter Wunna und seiner Schwester Walburga, ihn wiederzusehen. Aber nicht lange verweilte er in seiner Heimat. Zum zweiten Mal pilgerte er nach Rom, um sich ganz dem Klosterleben zu widmen. Mehrere seiner Verwandten und Freunde begleiteten ihn. Dort fand ihn im Jahr 738 sein Oheim, der heilige Bonifatius, und bewog ihn, mit nach Thüringen zu gehen, um ihn in seinem Missionswerk zu unterstützen. Wunibald folgte der Einladung seines Oheims, ließ sich von ihm zum Priester weihen und wurde sieben neuen Christengemeinden in Thüringen vorgesetzt. Sein glühendes Wort und sein heiliges Leben erweckten in den Gemeinden einen lebendigen Glauben und religiösen Eifer.
Wunibalds Sorge für die Rettung der Seelen dehnte sich auch auf Bayern aus, wo er, vom Herzog Odilo bestens aufgenommen und unterstützt, gegen blutschänderische Ehen und heidnischen Aberglauben kämpfte und den Ort Nordfiluse und andere Besitzungen vom dankbaren Herzog zum Geschenk empfing. Als sein Bruder Willibald im Jahr 741 vom Bischof Bonifatius nach Thüringen berufen und zum Bischof von Eichstätt geweiht wurde, sahen sich die beiden Brüder nach langer Trennung zum ersten Mal wieder. Einige Zeit hielt sich Wunibald noch beim heiligen Bonifatius in Mainz auf und genoss als Lehrer der Franken große Ehre. Dann begab er sich zu seinem Bruder nach Eichstätt und gründete auf dessen Rat in einem unkultivierten Waldbezirk das Kloster Heidenheim. Mehrere fromme Männer gesellten sich ihm zu, hieben die Bäume nieder und bauten sich kleine Zellen und ein Kirchlein. Dann rotteten sie die Dornen und Disteln aus, hackten den Boden um und besäten ihn mit Getreide, um das nötige Brot zu gewinnen. Bald entstand ein Kloster und das Beispiel dieser gottbegeisterten Männer übte einen segensreichen und nachhaltigen Einfluss auf die Umwohner. Viele entsagten dem heidnischen Glauben und wurden eifrige Christen. In diesem seinem Kloster Heidenheim hielt Wunibald seine Mönche in eifriger Zucht, Gebet, Psalmengesang und Lesen der Heiligen Schrift. Anfangs litten sie oft große Not, später erhielten sie manche Schenkungen, die die stets offene, mildreiche Hand Wunibalds zumeist für Arme verwendete.
Nach dem Tod seiner Mutter berief Willibald seine Schwester Walburga zu sich, damit sie ihm in der Verbreitung des Glaubens unterstütze. Mit dreißig Frauen kam Walburga glücklich zu ihrem Bruder Willibald, suchte dann ihren Bruder Wunibald in Thüringen auf, der ihr dort ein Kloster baute. Als sich Wunibald aber in Heidenheim ansiedelte, zog ihm Walburga nach. Wunibald baute hier ein zweites Kloster, das er der Leitung seiner Schwester anvertraute. Beide Klöster waren Pflanzschulen des christlichen Glaubens, Werkstätten der Wissenschaften und Künste, Zufluchtsorte der Unschuld und Tugend, Wohnungen der Barmherzigkeit für Arme und Kranke, ein Licht in die Finsternis des Heidentums, eine Schule echter Kultur für weite Kreise.
Den Charakter und die segensreiche Wirksamkeit Wunibalds zeichnet eine Nonne aus dem Kloster der heiligen Walburga mit den Worten: „Der Mann Gottes ließ sich weder durch die Drohungen der Bösen, noch durch die heuchlerischen Worte der Schmeichler täuschen und von seinem Weg ableiten. Immer unerschütterlich im Glauben an den Herrn, hörte er nicht auf, durch seine Predigten das Volk von der Torheit des Götzendienstes abzuwenden. Weit und breit säte er die heiligen Lehren unter die Völkerschaften und führte eine große Zahl von ihnen dem Dienst Gottes zu. Er verband mit Schlangenklugheit Taubeneinfalt, züchtigte mit kräftigen Strafreden die Verführer, und vergaß die Sanftmut nicht in seinen Verweisen. Gegen die grimmigen Anfälle des bösen Feindes bewaffnete er sich nach den Worten des Apostels mit dem Schild des Glaubens, mit dem Panzer der Gerechtigkeit, mit der Lanze des göttlichen Wortes, mit dem Schwert der Abtötung, und gegen die Künste des Satans kämpfte er Tag und Nacht mit den Pfeilen der christlichen Tugenden. Die Heilige Schrift betrachtete er Tag und Nacht und wusste seine Vorträge nach der Fassungskraft seiner Zuhörer einzurichten. Er wurde allen alles, mitleidig gegenüber den Bedrängten, voll herzlichen Erbarmens gegenüber den Armen und voll Milde und Sanftmut zu allen, die seiner Stimme folgten. Durch seine Liebe zog er die Herzen an sich, denn es steht geschrieben, dass nur derjenige, der liebt, geneigtes Ohr und willige Herzen finde.“
Die vielen Missionsreisen und strengen Bußübungen rieben die ohnehin schwächliche Gesundheit Wunibalds mehr und mehr auf. Drei Jahre vor seinem Tod besuchte er den Bischof Megingoz von Würzburg und das Kloster Fulda, um sich dort des Umgangs mit dem heiligen Bonifatius zu erfreuen. Dort erkrankte er schwer, genas indes unter liebevoller Pflege so weit, dass zu seinem Kloster zurückkehren konnte. Sein einziger Wunsch war, dass er am Grab seines heiligen Ordensstifters zu Monte Cassino seine Tage beschließen dürfe, und bereits hatte er die Erlaubnis erhalten, aber seine Ordensbrüder ließen mit Tränen und Bitten nicht nach, bis er einwilligte, bei ihnen zu bleiben. Er ließ nun in seiner Zelle einen Altar errichten und brachte hier, wenn es sein Gesundheitszustand gestattete, das heilige Messopfer dar.
Kurz vor seinem Ende berief er seinen Bruder Willibald und unterhielt sich mit ihm in Gebet und frommen Gesprächen. Seine Ordensbrüder umstanden schluchzend sein Sterbebett. Er nahm von ihnen Abschied mit den Worten: „Meine Söhne und Brüder, richtet doch euren Wandel und euer ganzes Tun immer nach dem Willen Gottes. Bewahrt stets unter euch die Liebe und den echten katholischen Glauben. Beobachtet unverbrüchlich die Zucht des Klosterlebens, so wie wir sie euch vorgezeichnet und gelehrt haben und ihr es Gott angelobtet. Jede menschliche Schwachheit erlasse ich euch. Was ich in Worten und Werken oder sonst in etwas gegen euch geirrt habe, das verzeiht mir. Lasst mich mit Gott versöhnt den mir bestimmten Weg aus dieser Welt antreten. Es naht der Tag meines Hinscheidens, wo meine Seele den Kerker dieses Leibes verlassen wird, um hinzueilen zum Lohn des Kampfes und zur Ruhe nach den Mühsalen durch den gütigen Beistand des himmlischen Vaters nach dem Wort seiner Verheißung.“ Hierauf erhob der Heilige seine Augen zum Himmel und mit dem Ausruf: „In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.“ entschlief er in den Armen seines heiligen Bruders Willibald selig am 18. Dezember 761, in einem Alter von 60 Jahren. Seine trauernden Ordensbrüder begruben ihn in der Klosterkirche in dem steinernen Sarg, den er sich lange vor seinem Tod hatte aushauen lassen. Sechzehn Jahre später ließ Willibald den noch völlig unversehrten Leichnam seines Bruders, den bereits viele Wunder verherrlichten, unter dem Jubel des Volkes und der Mönche in der neuerbauten größeren Kirche zu Heidenheim feierlich in einen reich geschmückten Sarg legen. Das Volk küsste die heilige Leiche und viele wunderbare Heilungen fanden statt.
Die Tagzeiten der heiligen Jungfrau enthalten die schönsten Stellen der Heiligen Schrift, deren die Kirche sich bedient, um Maria zu ehren und zu preisen. Die Gelehrten sind über den Ursprung und den Verfasser dieser Tagzeiten nicht einig, obgleich mehrere sie dem Kardinal Petrus Damiani, Bischof von Ostia zuschreiben. Indessen finden wir, dass der heilige Johannes Damascenus, als er noch ein angehender Mönch war, schon die fromme Gewohnheit hatte, zur Ehre der heiligen Jungfrau die Horen zu beten. Hundert Jahre vor Johannes Damascenus hatte der heilige Ildephons, Erzbischof von Toledo ein Officium aus neun Lesungen bestehend verfasst, das an den Samstagen gebetet werden sollte. Man erzählt, die heilige Jungfrau habe ihm für diese von ihm verfassten Tagzeiten und für seine Abhandlung über ihre Jungfräulichkeit gedankt. Andere schreiben die Tagzeiten der allerseligsten Jungfrau dem heiligen Augustin zu.
Beim Konzil von Clermont in der Auvergne, wo man alles mögliche tat, um Maria zu bewegen, der bedrängten Kirche zu Hilfe zu kommen und die Kreuzfahrer unter ihre besondere Obhut zu nehmen, befahl Papst Urban II. der Geistlichkeit alle Tage die Tagzeiten der seligsten Jungfrau zu beten. Von der Geistlichkeit ging dieser Gebrauch auf den Orden des heiligen Bruno, und später auf die Laien über. Mehrere Kathedralkirchen und mehrere religiöse Körperschaften beten die Tagzeiten der heiligen Jungfrau mit dem Brevier des Tages. Im Orden von Cluny betete man alle Samstage, wenn kein Festtag einfiel, die großen Tagzeiten der heiligen Jungfrau.
Es wäre zu weitläufig hier alle Heiligen und frommen Kinder Mariens aufzuzählen, die ihrer erhabenen Mutter diesen Zoll der Lobpreisung und der Liebe beharrlich dargebracht haben. Der heilige Ludwig, König von Frankreich, wusste es inmitten seiner Heere und der unzähligen Geschäfte seines königlichen Amtes möglich zu machen, täglich die Tagzeiten der heiligen Jungfrau zu beten. Der heilige Karl Borromäus betete sie kniend, ohne ein einziges Mal auszusetzen. Als der heilige Vincenz Ferrer noch jung war, nahm er diese fromme Übung an, und behielt sie bis zu seinem Tod bei. Wir könnten auch noch das Beispiel der heiligen Elisabeth, der heiligen Brigitta, der heiligen Katharina von Schweden und so vieler anderer anführen.
Kinder Mariens, bringt eurer Mutter fleißig diesen kindlichen Tribut eurer Liebe dar, so weit eure Aufgaben es erlauben. Es können dadurch auch verschiedene Ablässe gewonnen werden.
Die Tagzeiten der glorreichen Mutter Gottes und der Rosenkranz bildeten jeden Tag die Hauptfreude des heiligen Einsiedlers Bohumil. Täglich betete er dreiundsechzigmal den englischen Gruß zum Andenken an die Jahre, die die heilige Jungfrau auf Erden zubrachte. Diese Andacht ist in Polen allgemein, und Bohumil hatte sie mit der Muttermilch eingesogen. Jedes Mal, wenn er den Namen Mariens aussprach, verneigte er sich ehrfurchtsvoll. Also verdiente er, dass die Mutter Gottes in Begleitung ihres göttlichen Sohnes in der Todesstunde zu ihm kam, um ihm beizustehen und ihn in die himmlische Glorie einzuladen. Er verließ das zeitliche Leben, um in die ewige Herrlichkeit einzugehen, indem er die Worte sprach: "O Jesus, du Sohn Gottes, und der heiligen Jungfrau Maria, nimm meine Seele auf." Dies Beispiel soll uns in der Andacht der Tagzeiten der heiligen Jungfrau bestärken, die dem heiligen Bohumil so lieb war, und zu allen Zeiten Wunder gewirkt hat. (+ 12. Juni 1282)
Wie angenehm Maria das Beten der Tagzeiten ist
Zwei durch ihre Frömmigkeit und Gelehrsamkeit berühmte Kardinäle, der heilige Petrus Damiani und Baronius erzählen uns, dass die Mönche eines Klosters in Italien von Alters her die Gewohnheit hatten, die Tagzeiten der allerseligsten Jungfrau zu beten. Einige laue und nachlässige Ordensleute ließen diesen frommen Gebrauch außer Übung kommen, indem sie als Grund anführten, es sei schon genug, wenn sie alle Tage ihr Brevier beteten, das sie im Gewissen verbinde, ohne auch noch ein anderes Gebet aus purem Überandachtseifer beizufügen. Aber kaum hatte man aufgehört, Maria diese ihrem Herzen so liebe Huldigung darzubringen, als alle möglichen Unglücksfälle über diese sonst so blühende Abtei hereinbrachen. Es meldeten sich keine Novizen mehr, Zwietracht entstand unter den Brüdern, häufige Fälle von Ungehorsam betrübten die Vorgesetzten, mehrere Prozesse und viele andere Widerwärtigkeiten brachten das Kloster an den Rand des Verderbens, und trieben alle Mönche beinahe zur Verzweiflung. Der heilige Petrus Damiani, der dieses Haus besuchte, vernahm ihren Kummer, und erfuhr aus ihrem eigenen Mund die Vernachlässigung, die sie sich gegen Maria hatten zu Schulden kommen lassen. Er riet ihnen dringend an, die Tagzeiten der heiligen Jungfrau von neuem und ohne Verzug zu beten, indem er sie versicherte, Maria habe sie nur deshalb hilflos gelassen, weil sie sie zuerst aufgegeben hätten. Die Mönche wurden durch das Wort des frommen Kardinals gerührt, und kehrten wieder zu der heiligen Übung zur Ehre der Mutter Gottes zurück. Und alsbald sah man den Frieden, die Frömmigkeit und alle Tugenden in der berühmten Abtei wieder aufblühen, die mit dem köstlichsten Segen von der Mutter der göttlichen Gnade überschüttet wurde, die die ihr erwiesenen Huldigungen niemals unbelohnt lässt.
Margareta lebte noch in der Welt, als sie beinahe gezwungen wurde, sich mit einem mächtigen Edelmann ihres Standes zu vermählen. Da sie aber der heiligen Jungfrau gelobt hatte, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, so nahm sie zu dieser guten Mutter ihre Zuflucht, dass sie ihr ihren Schutz verleihe und ihr die Hindernisse besiegen helfe, die sie in ihrer Familie fand. Eines Nachts, da sie mit ihren Gedanken beschäftigt, nicht schlafen konnte, erschien ihr die Mutter Gottes und gab ihr die Versicherung, dass die beabsichtigte Vermählung nicht stattfinden werde. Durch dieses Versprechen beruhigt, stand Margareta sogleich auf, und lief in die Kapelle, um da zur Danksagung die Tagzeiten zur heiligen Jungfrau zu beten. Seit diesem Gesicht empfand sie einen großen Abscheu gegen die Eitelkeiten der Welt. Jede Nacht brachte sie im Gebet zu, und schlief nicht eher ein, als bis die Mutter Gottes sich ihr gezeigt hatte. Maria selbst nahm es auf sich, ihr die Mittel anzugeben, die sie anwenden sollte, um die Welt zu verlassen. Und geleitet von dieser himmlischen Führerin, trat sie in den Orden des heiligen Franziskus ein. Als sie bei der Einkleidung, auf der Erde liegend das "Sei gegrüßt du Meeresstern" mit der größten Andacht betete, und zu den Worten kam: "Zeige dich als Mutter" schnitt sie, von heiliger Inbrunst erfasst, ihr Haar ab, und warf es verächtlich von sich. Im Augenblick ihres Todes hatte sie noch den Trost, Maria zu sehen, und sie vermachte den Schwestern ihres Klosters als eine kostbare Erbschaft die Andacht der Tagzeiten, deren heilsame Wirkungen sie während ihrer Lebenszeit erfahren hatte.
Der selige Jakob, Dominikaner, wurde in seiner Jugend der Obsorge einer seiner Basen, namens Johanna, einer sehr frommen und klugen Frau, anvertraut, die sich bemühte, seinem jungen Herzen eine innige Andacht zu Maria einzupflanzen. Sie lehrte ihn die Tagzeiten der heiligen Jungfrau lesen, und versprach ihm eine Belohnung, wenn er sie hundert Tage hintereinander bete. Jakob tat es halb aus Andacht halb aus Eigennutz. Aber als die hundert Tage verflossen waren, weigerte sich die Tante, ihr Versprechen zu erfüllen. Anstatt darüber böse zu werden, beteuerte Jakob, er wolle von nun an alle Tage diese heilige Andacht verrichten und er hielt Wort. Maria belohnte ihn dafür dadurch, dass sie ihn zum geistlichen Stand im Orden des heiligen Dominikus berief. Der fromme junge Mann, der in einem noch so zarten Alter mehr von der Liebe, als von dem Eigennutz sich hatte leiten lassen, fühlte nun seine Andacht zur heiligen Jungfrau mehr und mehr zunehmen.
Maria ist die Morgenröte unseres Heils, der Heilige Frühling, der Immerwährende Mai in Kirche und Menschheit, unsere mächtige Helferin bei dem Bemühen um eine bessere Welt. Alles, was Pius XII. bislang zur Verherrlichung Mariens getan hat: die Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter, die Dogmatisierung ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel, die Proklamation des Marianischen Jahres und die Einsetzung des Festes vom Königtum Mariens, das wir in diesem Jahr erstmals feiern, will der Verwirklichung seines Herzensanliegens diesen: der „besseren Welt“ der Kinder Gottes unter der milden Königsherrschaft Christi. In dieses Strombett münden die Linien der Geschichte und die Führungen der göttlichen Vorsehung, und der gläubige Christ steht ergriffen vor diesem immer deutlicher erkennbaren Sinn unserer bis in die Fundamente erschütterten Gegenwart. Ihr tiefer Sinn ist: das Zeitalter Jesu anzubahnen, die Große Heimkehr zu Ihm – durch die so offensichtliche und gnadenreiche Heimsuchung Unserer Lieben Frau!
Öffnen wir in Ehrfurcht das Buch der göttlichen Ratschlüsse, soweit der Herr uns Einblick schenken will – Er, der allein die sieben Siegel der Geschichte zu lösen vermag!
Auf der ersten Seite stehen die beiden heiligen Namen: Jesus und Maria! Geschrieben mit absoluter göttlicher Festigkeit! Beschlossen, gewollt und geliebt vor aller Zeit! In unzertrennlicher Zweieinheit einander zubestimmt und von Gott an den Anfang aller Dinge und an die Spitze des Menschengeschlechtes gestellt! Ihnen gebührt die Königsherrschaft über das Universum, über die Engel- und Menschenwelt: Ihm, Christus dem Herrn, der das Haupt des Menschengeschlechtes ist, der Anfang und das Ende, der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und Maria, seiner jungfräulichen Mutter und Gefährtin, die durch ihr mütterliches Fiat Ihm die Herzen öffnet, damit Mensch um Mensch, Generation um Generation sich in Glaube, Liebe und Treue einfüge in die Gliedschaft seines geheimnisvollen Leibes, durch Ihn Anteil gewinne an der Gnade der Gotteskindschaft und hingeführt werde vor das Angesicht des himmlischen Vaters.
Und nun folgt Seite um Seite die Geschichte der Welt: geschrieben von göttlicher Allmacht und Weisheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit – und von menschlicher Mitwirkung, menschlichem Versagen, menschlichem Trotz und menschlicher Reue – und von den hass- und neiderfüllten Machenschaften des Widersachers, der nur auf die Zerstörung des göttlichen Heilsplanes und das ewige Verderben des Menschengeschlechtes sinnt. Wir lesen Seite um Seite. Vertraute Namen begegnen uns: Adam und Eva, Noah, Abraham, Mose, David, Menschen der Sehnsucht, Zeiten auf Christus hin! Und dann jene unendlich kostbaren Blätter mit dem Bericht über das Leben, Leiden und Sterben des Herrn und die Teilnahme seiner Mutter. Alsdann jene, auf denen die Geschichte des neuen Gottesvolkes steht: die Heldengeschichte der Frühzeit, die glorreiche Geschichte des gläubigen Mittelalters, dessen Dome bis zum Himmel strebten. Und jene, die von der Entchristlichung der letzten Jahrhunderte berichten, vom Substanzverlust an Glaube und Liebe, vom wachsenden Egoismus, von dem beängstigenden Massenabfall, von der Generalmobilmachung der infernalen Geister, von der tödlichen Bedrohung durch den kämpferischen Atheismus, der seine Hand nach der Weltherrschaft ausstreckt – aber auch von dem Elend des verlorenen Sohnes fern vom Haus des Vaters. Und schließlich jenes Blatt, auf dem unsere Generation – und ein jeder von uns – die Geschichte unserer Tage schreibt.
Es ist die Zeit eines atemberaubenden Wettlaufes. Vordergründig: in Forschung und Industrie, in dem unaufhaltsamen Wettrüsten aus Angst vor dem Gegner und der allgemeinen Vernichtung. Aber auch hintergründig. Darauf hat Pius XI. hingewiesen: das Gute und Böse liege in einem gewaltigen Wettkampf: deswegen habe niemand das Recht, heute mittelmäßig zu sein: aber man müsse stolz sein, heute leben zu dürfen und Mitspieler zu sein in dem gewaltigen Drama unserer Tage. Es geht darum, wer das Weltimperium gewinnt: Christus oder der Widersacher. Die Gesamtmenschheit ist zum Bewusstsein ihrer Einheit und Zusammengehörigkeit erwacht. Die asiatischen und afrikanischen Völker drängen ungestüm an ihren Platz in der Gemeinschaft der Welt. Die Religionen und Kulte ihrer Vorfahren brechen zusammen. Sie alle stehen vor der Notwendigkeit einer religiösen Umorientierung. Die Entscheidung wird in unserer Generation vollzogen werden. Wie wird sie ausfallen? Für Christus? – Oder die entsetzliche Fehlentscheidung wider Christus für den materialistischen kämpferischen Atheismus?
Das ist unsere Stunde: groß, herrlich, entscheidungsreich! Jede Epoche muss im Lauf der Menschheitsgeschichte ihre menschliche Zustimmung geben zu jenem ewigen Ratschluss Gottes, der Jesus und Maria an die Spitze der Menschheit gesetzt hat. Welche Entscheidung wird unsere Generation treffen? Für Jesus und Maria? Dann kommt die bessere Welt! Oder für den Widersacher und die Gewaltherrschaft der Finsternis? Es ist in der Tat ein atemberaubender Wettlauf. Wer wird ihn gewinnen?
Trotz allem steht unsere in die Entscheidung gerufene, von den Dämonen gejagte Zeit unter dem Zeichen Mariens, und das bestärkt unsere Hoffnung, dass ein besseres Zeitalter, das Zeitalter Jesu, sich anbahnt. Wie viele marianische Tatbestände haben die Päpste der letzten hundert Jahre in die Geschichte unserer Tage eingetragen? Pius IX. verkündete 1854 das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis; vier Jahre später antwortet die Immaculata in Lourdes, und auf dem Vatikanischen Konzil wird das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes verkündet. Leo XIII., der Rosenkranzpapst, weiht das neue Jahrhundert dem heiligsten Herzen Jesu. Pius X. erklärt, die Verehrung Mariens sei das beste Mittel zur Verwirklichung seines Regierungsprogrammes: der allgemeinen Erneuerung in Christus, damit alle durch Christus Kinder des Vaters werden! Zwar seien die Zeiten verhängnisvoll, aber vor unseren Augen leuchte der Regenbogen, die mildherzige Jungfrau; ihr Anblick versöhnte Gott; die mächtige Jungfrau werde bei uns sein selbst in den verzweifeltsten Lagen und den Kampf gegen den Widersacher siegreich vollenden! Pius XI., der die Laien zum Apostolat ruft, der die Schäden der entchristlichten Gesellschaftsordnung klar mit Namen nennt: Gottlosigkeit, Materialismus, Egoismus und Ungerechtigkeit; der durch das Christkönigsfest die wahren Fundamente einer gottes- und menschenwürdigen Gesellschaftsordnung aufzeigt; derselbe Papst hat uns das Fest von der Mutterschaft Mariens geschenkt und erneut zum Rosenkranzgebet aufgefordert. Und schließlich der gegenwärtige Papst! Er vollendet die Selbstbesinnung der Kirche auf ihr eigentliches Wesen: sie ist der „Geheimnisvolle Leib Jesu Christi“, der in unerschöpflicher Fruchtbarkeit für jede neue Aufgabe neue Glieder ausbildet: Orden, Bewegungen, Vereine, die alle ihre besondere Art und Sendung haben, aber dennoch unter einer letzten gemeinsamen Leitung stehen und einander gliedhaft dienen. Christus ist das Haupt, der Heilige Geist das Lebensprinzip, Maria die Herzmitte und Mutter wie schon im Pfingstsaal. Wie sehr haben wir gerade unter Pius XII. die katholische Weite und Fülle erlebt! Wie sehr bleibt gerade bei diesem „marianischen Papst“ die Gestalt und Verehrung Mariens „in Ordnung“: immer im Gefüge des Ganzen, im Dienst Jesu und seines Reiches! Das gilt von den eingangs erwähnten marianischen Taten dieses Papstes und ebenso von seinen Bemühungen um die „bessere Welt“. Nie wird Maria vergessen, immer „steht sie im Dienst“ und in der Ordnung des Ganzen! Es sind oft Kleinigkeiten, aber sie sind bezeichnend. Am Vorabend des Marienfestes (10. Februar 1952) richtet Pius seinen „Weckruf“ an die Stadt Rom. War nicht schon Fatima im Jahr 1917, als Pius die Bischofsweihe empfing, die himmlische „Vorankündigung“ einer besseren Welt? In Erfüllung des Auftrags von Fatima weiht Pius am 7. Juli 1952 die Völker Russlands der Gottesmutter. Russland wird sich bekehren! Die Ausdehnung des Weckrufes auf alle Diözesen Italiens geschieht am 12. Oktober 1952, wo zur selben Zeit in Fatima unübersehbare Scharen das Gedächtnis der Erscheinungen begehen. Kleinigkeiten, die zeigen, dass Maria „dabei ist“. Das „Marianische Jahr“ sollte die „Große Heimkehr“ ins Vaterhaus beschleunigen und den Widersacher aus der Welt verjagen: „Wo Maria herbeinaht, flieht der Teufel, wie die Finsternis sinkt, wenn die Sonne aufstrahlt“, erklärt der Papst am 8. Dezember 1953.
Und nun das Fest vom Königtum Mariens! Es ist die Aufforderung an uns alle, dem Wettlauf des Bösen zuvorzukommen, den rechten Menschheitsentscheid anzubahnen und in die Geschichte unserer Tage unser Amen einzutragen als Zustimmung zu jenem göttlichen Ratschluss, der Jesus und Maria an die Spitze der Welt gestellt hat. Das ist die bessere Welt der Kinder Gottes unter der milden Herrschaft Jesu und Mariens!