in Frankreich, Äbtissin der von ihr 660 gegründeten Abtei Avenay-Val-d’Or bei Épernay und Martyrin um 690
(Das Kloster wurde während der Revolution vollständig abgerissen)
Gumpert, Mönch und Martyrer
Bertha wurde in Avenay bestattet, Gumpert, der als Mönch am Meer starb, wurde im Jahr 950 dorthin überführt. Das Paar ruhte lange in einem gemeinsamen Sarkophag (der im 18. Jahrhundert noch vorhanden war), bis es in zwei silberne Särge umgebettet wurde.
Gumpert war ein Neffe (oder Schwager) Childerichs II. (+ um 675), merowingischer Frankenkönig. Bertha gehörte demselben edlen Geschlecht an, und beide hatten unter Anrufung Mariens gleich ihr in der Stille ihres Herzens dem Herrn ihre Jungfräulichkeit angelobt. Allein der Wille ihrer Familien und über allem der ausdrückliche Wille des Himmels, der sich in besonderen Erscheinungen diesen beiden gottesfürchtigen Seelen geoffenbart hatte, vereinigte sie im Bund der Ehe. Auch hierin war Maria ihr Vorbild, und ihre Herzen verschmolzen sich ineinander, um mit wechselseitiger Unterstützung in höherem Grad die Jungfräulichkeit des Leibes zu bewahren. Mitten im Taumel der Herrlichkeiten, den Genüssen des Reichtums, den Ausschweifungen eines entarteten Hofes, wussten sie die heldenmütigste aller Tugenden zu üben: schöne und liebenswürdige Hofleute in den Augen der Welt, blieben sie zugleich Engel vor Gott.
Nachdem die politischen Ereignisse den Thron Childerichs gestürzt hatten, entschlossen sich unter Pipin die beiden Gatten, die nun frei ihrem Drang folgen konnten, sich zu trennen, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, und sich hier ausschließlich den Werken der Frömmigkeit zu widmen. Beide gründeten in Reims Klöster, Gumpert für Mönche, Bertha für christliche Jungfrauen, und Maria war die besondere Beschützerin in dieser letzteren Anstalt.
Eines Tages wurde Bertha von der Königin der Jungfrauen bei einer der vertraulichen Unterredungen, die sie mit ihr pflog, darauf aufmerksam gemacht, dass es mitten in einer volkreichen Stadt sehr schwierig sei, den Frieden der Einsamkeit zu finden, der doch unerlässlich ist für den süßen Verkehr mit Gott, der bei Lärm und Getümmel nicht zu finden ist. Sie bezeichnete ihr das Valdor (goldene Tal) von Avenay als eine Einsamkeit, wo ihr die reichlichsten Segnungen zu Teil werden sollten. Bertha machte sich sogleich auf, um den Ort zu suchen, den ihr Maria gezeigt hatte. Die Engel selbst führten sie dahin und übergaben ihr den von ihrer Königin genehmigten Plan des künftigen Klosters. Die Dienerin Mariens zögerte nicht mehr. Wie durch Zauber erhob sich der heilige Bau und die fromme Bertha sah, wie die Engel selbst mit Hand anlegten und die Werkleute unterstützten. Bald zog sie mit den gottesfürchtigsten ihrer Jungfrauen von Reims nach dem neuen Kloster hinaus, und das Tal wird fortan mit Recht den Namen Valdor tragen, denn es trägt auch in seinem Schoß das reinste Gold der christlichen Liebe.
Am Tag der Einweihung der neuen Anstalt erwählten Bertha und ihre Töchter, die sich nicht auf die übliche Weihe unter Anrufung Mariä beschränken wollten, die seligste Jungfrau feierlich zur Äbtissin des Klosters, und Maria verschmähte nicht, dieses Amt anzunehmen. In der darauffolgenden Nacht sah sich Bertha in den Entzückungen ihrer heiligen Liebe versenkt, allmählich von einem blendenden aber milden Licht umflossen. Dienstbare Engel stiegen in das Betzimmer herab, wo sie ihrer Andacht oblag, und errichteten hier einen Thron, den Maria mit allem Glanz ihrer Herrlichkeit in Besitz nahm. Sie war von dem strahlenden Hof der gottseligen Jungfrauen umgeben, deren weiße Lilienkränze einen lieblichen Wohlgeruch verbreiteten und in einem Glanz leuchteten, der noch lebhafter war als der himmlische Glorienschein der Engel. Mit dem Stab, dem Sinnbild ihrer neuen Würde, in der Hand, sprach Maria folgende liebreiche Worte zu Bertha:
„Liebe Tochter, ich nehme das Amt an, das du mir angeboten hast, und werde alle seine Pflichten erfüllen. Von dieser Stunde an bin ich auf eine ganz besondere Weise Mutter und Gebieterin meiner Töchter von Avenay. Ich selbst werde ihre Herzen bilden und sie bei jedem Vorkommnis beschützen. Mein Sohn ist zufrieden mit dir und wird seine Gnade mit meinem Beistand verbinden. Mit so kostbarer Hilfe werden meine Töchter rasch auf der Bahn der Vollkommenheit hinan schreiten. Mut! Tut was ihr vermögt und wir werden das Übrige tun.“
Nach diesen Worten schwebte die Königin der Jungfrauen wieder zum Himmel empor, und ließ die fromme Bertha in einem Strom der süßesten Tröstungen zurück, wofür sie ihren Dank durch reichliche Freudentränen bezeigte. Alsdann wusste sie durch ihre innigen Worte den Seelen ihrer Schwestern alles, was sie selbst empfand, mitzuteilen, und alle zusammen wandelten mut- und vertrauensvoll der höchsten Stufe der Heiligkeit entgegen.
Indessen fehlte dem Kloster noch ein wesentliches Erfordernis: das goldene Tal hatte kein Wasser, und Bertha setzte mit der rührenden Einfalt ihres vertrauensvollen Glaubens ihre himmlische Äbtissin in Kenntnis davon. „Suche eine Quelle“, ließ Maria ihr sagen, „und ich werde sie in mein Haus leiten.“ Bertha suchte längere Zeit und entdeckte endlich eine Quelle von großer Ergiebigkeit im Garten eines Privatmannes in Vertuelle, in beträchtlicher Entfernung von dem Haus. Da sie die Verheißung Mariens nicht anzweifelte, suchte sie den Eigentümer zu bewegen, seine Rechte auf diese Quelle an sie zu verkaufen. Und über einen solchen Antrag ganz erstaunt, fügt er sich am Ende in ihr dringliches Ansuchen, und tritt sie um den Preis von einem Pfund Silber an sie ab.
In ihrer Demut fürchtete Bertha, das Wunder, das sie von Maria erwartete, möchte ihr zugeschrieben werden, und vermochte deshalb einen bereits im Ruf der Heiligkeit stehenden Mönch, mit ihr an der Quelle zu beten. In der Tat knieten beide hier an der Quelle nieder, und als sie wieder aufstand, sprach die fromme Jungfrau: „Zeige uns dein Erbarmen, o Herr!“ Alsdann zog sie mit einem Stab eine leichte Furche von da bis Baldor. Sogleich beginnt das Wasser in dem Becken, wo es bis dahin geschlummert hatte, zu wallen, ergießt sich in die von Bertha gezogene Furche und grub sich bis Avenay ein Bett, das es seit dem nicht mehr verlassen hat. Bertha nannte das Bächlein Livre (Pfund).
1. Wenn du dem Dienst Gottes dich ergeben hast, so verzage nicht beim Anblick der Fehler deines verflossenen Lebens. Denn es wird nicht selten geschehen, dass alte Sünden und lasterhafte Gewohnheiten, Unrecht und Grausamkeiten, Unbesonnenheiten und Torheiten in deiner Erinnerung aufsteigen und dich nicht nur tief beschämen, sondern auch zur Verzweiflung reizen werden, als wäre es unmöglich, dass du Gott gefallen kannst, und als sei alles verloren. Dies kommt teils aus dem Schmerz der Eigenliebe, die Großes auf sich hielt, und nun genötigt ist, ihre Armseligkeit in ihrer ganzen Blöße zu schauen. Teils kommt es auch vom alten Widersacher, der den Menschen in Kleinmut zu stürzen sucht, um ihn in seine vorigen Laster zurückzustürzen.
2. Darum, wenn derlei Versuchungen dich bedrängen, so preise die ewige Güte, die ungeachtet so schwerer Unreinheiten, durch die du dein Leben befleckt hast, dennoch so sehr dich liebte, dass sie durch Einflößungen ihrer Gnade dich berief und auf den Weg des Lebens versetzte. Bedenke mit dankbarem Gemüt, wie lange und wie geduldig diese ewige Güte in Fehlern dich ertrug, bei deren Anblick du dir selbst unausstehlich bist. Und da die göttliche Langmut, die noch gar vieles andere in dir sieht, das dir verborgen ist, dich mit so großer Geduld ertrug, so lerne denn auch du selbst mit Geduld dich ertragen.
3. Bitter zwar und beschämend ist ein solcher Anblick, aber der Schmerz dieser Wunden ist ein Anzeichen baldiger Gesundheit. So lange der Mensch außerhalb seiner selbst umherschweift, sieht er den Schaden nicht, der unterdessen in seinem inneren Haus geschieht. Kehrt er aber in sich ein, und sieht sein Haus in dieser schmählichen Zerrüttung, dann sucht er alles auf die beste Weise wieder zu ordnen. Notwendig auch ist diese bittere Arznei, weil ohne sie der Mensch niemals zur wahren Demut gelangte. Wer aber auf solche Weise sich selbst wahrhaft erkennt, den wird das Lob der ganzen Welt nicht zu eitlem Wohlgefallen an sich verleiten. "Herr, deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet. Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg." Psalm 139,16+24)
Allerseligste Jungfrau Maria, wir bitten dich durch alle deine Verdienste, dass du unserer armen Seele doch nur einen kleinen Teil von ihnen schenken willst, auf dass sie, nach ihrer Fassungskraft mit ihnen gesegnet würde. O du Mutter der Barmherzigkeit, bewirke doch, durch den Beistand deiner Fürbitte, dass in unserem Innersten nur ein Bächlein fließe von dem Überfluss der von Gott dir verliehenen Gnaden, damit die große Leere unseres Herzens mit ihnen ausgefüllt, und unsere Seele gereinigt, und unsere Werke fortan vor dem lieben Gott als einigermaßen vollkommen erfunden werden. Amen.
Kirchengebet
O Gott, der Du zum Schutz des katholischen Glaubens den heiligen Petrus mit Tugend und Wissenschaft ausgerüstet hast, verleihe gnädig, dass durch seine Beispiele und Ermahnungen, die Irrenden zum Heiland zurückkehren und die Rechtgläubigen im Bekenntnis der Wahrheit verharren, durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag im Jahr 1157 hat Papst Adrian IV. dem Abt des Klosters des heiligen Lambertus in Österreich die Erlaubnis gegeben, einem frommen Ordensmann seines Klosters an dem wilden Ort, wo nun die berühmte Wallfahrt zu Mariä Zell ist, die Besorgung der verlassenen Einwohner zu übertragen. Der nahm sein eine Elle großes hölzernes Mutter-Gottes-Bild mit sich, baute sich eine Zelle und eine kleine Kapelle, wo dieses Bildnis nach und nach verehrt wurde. Da aber im Jahr 1284 Heinrich, Markgraf von Mähren, mit seiner Gemahlin die ihnen beiden hergestellte Gesundheit, und der ungarische König Ludovicus im Jahr 1363 den wunderbaren Sieg gegen das unzählbare Heer der Barbaren der Fürbitte der seligsten Jungfrau an diesem Ort zu verdanken hatten, der Ruf seiner Wunderwerke auch sich täglich vermehrte, wurde die herrliche Kirche, die nun dasteht, gebaut, und dieses von der Zelle genannte Mariä-Bild zum Zufluchtsort der österreichischen Kaiser und Fürsten, wie auch des ganzen Landes bestimmt.
Als der wilde Strom der sogenannten Reformation sich verheerend über die deutschen und die angrenzenden Länder ergoss und das sonst so einige Deutschland spaltete und zertrümmerte, als der alte Glaube verspottet, die göttlichen und kirchlichen Gebote mit Füßen getreten, das hochheilige Opfer verworfen, von den heiligen Sakramenten nur ein Bruchteil beibehalten und alle Autorität missachtet wurde, trat ein Mann auf, der als Bollwerk des Glaubens dem verwüstenden Strom des Unglaubens und Irrglaubens sich entgegenstemmte und überall als rettender Engel die Sinkenden stützte, die Gefallenen aufhob und die Schwankenden zur Ausdauer ermunterte. Dieser hochverdiente Beschützer und Erhalter des katholischen Glaubens in vielen Ländern Deutschlands war Petrus Kanisius.
In demselben Jahr, in dem Luther durch seine offene Erklärung in Worms seine neue Lehre besiegelte, wurde Petrus Canisius am 8. Mai 1521 zu Nimwegen im damaligen zu Niederdeutschland gehörenden Herzogtum Geldern aus der Familie de Hondt geboren. Er studierte auf der Hochschule zu Köln Philosophie, Rechtsgelehrsamkeit und Theologie mit dem glänzendsten Erfolg. Frühzeitig weihte er sich Gott durch das Gelübde der ewigen Keuschheit und wurde am 8. Mai 1543 von Peter Faber zu Mainz in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, die erst vor drei Jahren (27. September 1540) von Papst Paul III. als neuer Orden bestätigt worden war. Als Novize nach Köln zurückgekehrt, vollendete er mit Auszeichnung seine Studien, und verteilte das bedeutende Vermögen, das er von seinem verstorbenen Vater erbte, bis auf den letzten Pfennig unter die Armen und zu kirchlichen Zwecken.
Nach abgelegten Ordensgelübden und empfangener Priesterweihe widmete sich Kanisius mit großem Eifer der Predigt, der Christenlehre und Seelsorge und seine Leistungen setzten alle in Erstaunen. Damals war selbst der Kurfürst und Erzbischof von Köln, Hermann von Wied, von der neuen Lehre angesteckt und suchte Köln zum Protestantismus zu verleiten. Die Stadt, die Universität und Geistlichkeit sandten den noch jungen, aber höchst angesehenen Kanisius an Kaiser Karl V. nach Worms und bewirkte im Jahr 1547 die Absetzung des abtrünnigen Erzbischofs, wofür ihm die Bürger Kölns noch heute danken.
Während seines Aufenthaltes beim Kaiser lernte ihn der Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg kennen und sandte den kenntnisreichen und seeleneifrigen Jesuiten zum allgemeinen Konzil nach Trient. Von dort zog er mit den Vätern nach Bologna, begab sich dann zum ersten Mal nach Rom, blieb fünf Monate lang bei dem Stifter seines Ordens, dem heiligen Ignatius von Loyola, um sich unter dessen Leitung im Ordensgeist zu vervollkommnen, und übernahm dann die Erziehung der Jugend zu Messina in Sizilien.
Der gute Herzog Wilhelm von Bayern erbat sich vom heiligen Ignatius einige Lehrer seines Ordens, um die Universität Ingolstadt im wahren Glauben zu erhalten. Kanisius wurde aus Messina abberufen und mit zwei anderen Jesuiten nach Ingolstadt geschickt. Auf der Rückreise wurde er zu Bologna zum Doktor der Theologie promoviert, und widmete sich als Professor der Dogmatik zu Ingolstadt mit solcher Auszeichnung, dass er bald zum höchsten Ehrenamt, zum Rektor der Universität befördert wurde (1549).
Im Jahr 1551 folgte Kanisius dem Ruf des Kaisers Ferdinand I. nach Wien, damit er dem Umsichgreifen der neuen Lehre in der Hauptstadt des Reiches steuere. Mehrere Klöster standen dort leer, die Priester wurden verhöhnt und verfolgt, seit 20 Jahren war kein Priester mehr geweiht worden, mehr als 300 Pfarren hatten keine Priester. Kanisius ging mit Gottvertrauen an das Riesenwerk. Als Lehrer der Theologie, als Hofprediger und Rektor des Kollegiums entwickelte er solche gesegnete Tätigkeit, dass er von Tag zu Tag an Zutrauen gewann, die Schwankenden im Glauben befestigte und viele Abgefallene wieder zur Kirche zurückführte. Die rührende Aufopferung, die er bei der ausgebrochenen Pest zeigte, während die protestantischen Prediger entflohen, erwarben ihm die Herzen des Volkes. Unter den Studenten führte er bessere Sitten ein, aus den Volksschulen verbannte er die ketzerischen Bücher, hielt eifrig Christenlehre für die Kinder, besuchte die Spitäler und Gefängnisse und wirkte durch Wort und Tat unsäglich viel Gutes.
Kaiser Ferdinand schätzte den frommen und gelehrten Jesuiten sehr hoch, zog ihn in den schwierigen Religionsangelegenheiten stets zu Rate, übertrug ihm die Abfassung eines größeren und kleineren Katechismus, den man den beiden von Luther verfassten entgegensetzen könnte, und bot ihm dankbar die bischöfliche Würde an. Kanisius schlug diese Würde entschieden aus, übernahm indes vier Jahre lang (1554-1558) die Verwaltung des Wiener Bistums. In kurzer Zeit war die Ordnung wiederhergestellt.
Vom heiligen Ignatius zum ersten Provinzial seines Ordens in Deutschland ernannt (1556), erwarb er sich um die Ausbreitung der Gesellschaft Jesu in Deutschland unsterbliche Verdienste. Als er nach Prag kam, um dort ein Kolleg zu gründen, wurde er von den Glaubensgegnern mit Kot und Steinen beworfen. Aber durch seine Geduld und Sanftmut entwaffnete er seine Gegner und gelangte bei ihnen zu solchem Ansehen, dass sie ihm ihre Söhne zur Erziehung anvertrauten.
Von Prag reiste Kanisius nach Bayern, um in mehreren Städten Kollegien zu gründen. In Augsburg warf sich ihm der Kardinalbischof Otto zu Füßen und wollte trotz des entschiedenen Widerspruchs sich nicht eher erheben, bis er dem Heiligen die Füße gewaschen hatte. Von den Protestanten wurde er vielfach begeifert und verleumdet, aber der Glanz seiner Tugenden, die Macht seiner Rede, die Liebe seines Herzens triumphierte über alle Angriffe. Predigend und segnend kam er nach Worms, Schletstadt, Breisach, Freiburg, ermunterte in Polen den schwachen König und die höhere Geistlichkeit zur Treue im Glauben und zur Abwehr der bereits stark um sich greifenden Irrlehre. Ihm ist es nächst Gott vorzugsweise zu danken, dass Polen bis heute katholisch geblieben ist.
Abermals wurde Kanisius zum Konzil nach Trient berufen und von ihm beauftragt, die Beschlüsse den deutschen Reichsfürsten zu überbringen. Als das geschehen war, reiste er wieder in verschiedene Städte, um den Glauben wiederherzustellen und es gelang seinen Mühen, Würzburg und Erlangen wieder im Glauben zu befestigen. Sieben Jahre lang versah er das Amt eines Hofpredigers zu Innsbruck und wünschte als alter Mann von 60 Jahren sich in die Verborgenheit zurückzuziehen, aber der päpstliche Nuntius in Luzern bat ihn dringend, in die Schweiz zu kommen, um dem verheerenden Umsichgreifen des Protestantismus zu wehren und ein Jesuitenkollegium in Freiburg zu gründen. Die betörten Bewohner der Stadt wollten nichts davon wissen, aber die Geduld und Festigkeit des gelehrten und heiligen Kanisius brachte das Werk zustande. Noch 17 Jahre arbeitete, betete, lehrte und litt er und hatte bei seinem Tod am 21. Dezember 1597 die Freude, dass kein Irrlehrer mehr im ganzen Kanton Freiburg wohnte. Bei seinem Tod entstand in der Stadt ein solches Weinen und Wehklagen, wie über ein allgemeines Unglück. Aus großer Verehrung küssten die Leute dem Leichnam Hände und Füße, berührten ihn mit ihren Rosenkränzen und schätzten sich glücklich, einige Haare oder ein Stückchen von seinem Kleid zu erhalten. Sein Leib wurde in der Jesuitenkirche zu Freiburg bestattet und durch viele Wunder verherrlicht. Am 20. November hat ihn Papst Pius IX. selig gesprochen, und am 21. Mai 1925 erfolgte durch Papst Pius XI. die Heiligsprechung und die Ernennung zum Kirchenlehrer. Unter den Schriften des heiligen Petrus Kanisius haben besonders seine beiden Katechismen jahrhundertelang die gesegnetsten Früchte getragen.
1. Die Zunge, die aufhört, einen Unschuldigen zu beschimpfen, gibt durch dieses Aufhören ihm keinen Ersatz für die zugefügte Schmach. Und die Hand, die aufhört zu schreiben, löscht dadurch das Geschriebene nicht aus. Also büßt auch die begangenen Sünden nicht ab, wer bloß aufhört zu sündigen. Schadete die Sünde dir allein, so lässt sie sich durch Reue, Tränen und geistige und körperliche Bußwerke tilgen. Schadet sie aber dem Nächsten, so muss der Schaden ersetzt werden. Wer dies zu tun unterlässt, der tut nicht, sondern er heuchelt Buße, denn nicht erlassen wird die Sünde, bis nicht der Schaden ersetzt ist, der dadurch angerichtet wurde.
2. Hast du den Nächsten um seine Ehre oder hast du fremdes Gut an dich gebracht, so bist du verpflichtet, beides zu erstatten. Eine Ungerechtigkeit wird nicht durch Almosen gut gemacht, eine Verleumdung nicht durch Gebet ersetzt, ein Raub nicht durch Fasten erstattet. Ersatz leisten musst du, und tun, was du wolltest, dass dir selbst geschähe. Dies, und nicht die Abneigung deiner Eigenliebe, ist hier die Richtschnur der Buße. Zurückführen musst du diejenigen, die du irre geführt, erbaue die, denen du Ärgernis gegeben hast, wenn du Verzeihung von Gott erlangen willst. Täusche dich nicht, denn die Sache ist wesentlich. Ahme lieber dem frommen Zöllner Zachäus nach, der seinen Wucher vierfach ersetzte.
3. Auch musst du die Gelegenheit zur Sünde meiden. Wer nicht fest entschlossen ist, sie zu meiden, dem ist es nicht ernst, die Sünde zu verlassen, und er belügt nicht nur sich selbst, sondern auch den Heiligen Geist. Ja, um wahre Buße zu tun, müssen wir auch die Sünde an uns selbst bestrafen, und durch Schmerz die Lust büßen, durch die wir Gott beleidigten. Gott hat an die Buße sein Recht übertragen, den Sünder zu bestrafen. Schont die Buße ihn, dann wird die Gerechtigkeit Gottes ihn nicht schonen. Bestraft ihn aber die Buße, dann wird seine Gerechtigkeit ihn nicht bestrafen. Doch muss dies alles unter der Leitung eines erleuchteten Führers geschehen, der die Stelle Gottes bei dir vertrete. Matthäus 3,8: "Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt."
Heiligste Jungfrau Maria, zu dir, der Fürsprecherin und Hoffnung der Sünder, nehme ich meine Zuflucht. Ich wende mich an dich, o große Königin, und danke dir für so viele mir erwiesenen Gnaden. Bewahre mich auch in Zukunft unter deinem Schutzmantel, o Mutter der Barmherzigkeit. Und weil du so mächtig bei Gott bist, so befreie mich von allen Versuchungen, oder erhalte mir wenigstens die Kraft, sie bis zu meinem Tod zu besiegen. Von dir erbitte ich die wahre Liebe zu Jesus, von dir hoffe ich einen seligen Tod. Verlass mich nicht, bis du mich selig im Himmel siehst, wo ich dir danken und deine Barmherzigkeit die ganze Ewigkeit hindurch verkündigen werde. Amen.
Zu Jesus Christus
Wir bitten Dich, o Jesus, bewahre uns vor der Sünde, wenn wir auch mitten unter Sündern leben, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Zu Paris wurde im Jahr 1656 an diesem Tag die Bruderschaft von den sieben Schmerzen der seligsten Mutter Gottes durch offene Briefe des Königs eingeführt und bestätigt.
Auch ist am heutigen Tag in Italien im Jahr 1060 heilig verschieden, der berühmte Büßer Dominicus, mit dem Zunamen Loricatus, oder der Gepanzerte, weil er stets einen eisernen Panzer am Leibe trug, und ihn des Tages nur sieben Mal wegen einer scharfen Geißelung ablegte, unter der er den ganzen Psalter betete. Er war der Verehrung der seligsten Mutter Gottes ganz besonders zugetan.
Dominikus war der Sohn armer, aber sehr gottesfürchtiger Landleute aus dem spanischen Dörfchen Cannas und hütete in seiner Jugend die Schafe. Dieses Geschäft war freilich nicht geeignet, ihm eine höhere Bildung zu geben, aber mit dem frommen, sanften und unschuldigen Jungen war die Gnade Gottes, und wenn er auch in der Weisheit der Welt zurückblieb, nahm er umso mehr zu in der Wissenschaft des Heils. Allem Mutwillen sich enthaltend, der unter den jungen Hirten gang und gäbe ist, verwendete er seine Freizeit zum Gebet und zur Betrachtung der himmlischen Dinge. So entbrannte in ihm das Verlangen, dem Herrn mit Zurücksetzung aller zeitlichen Sorge in der Abgeschiedenheit zu dienen. Er beriet sich mit seinen Eltern, die meinten, es könne wohl der Geist Gottes dies ihrem Sohn eingegeben haben, und baute sich dann mit ihrer Zustimmung eine Klause im Wald. Dort brachte er mehrere Jahre in strenger Abtötung zu, und es wurde ihm, dem Ungelehrten, im beständigen Umgang mit Gott gar manches Geheimnis erschlossen, was den Doktoren der Weltweisheit ewig verborgen bleibt. Indes war es nicht seine Bestimmung, als Einsiedler zu sterben, denn der Herr wollte die Talente seines Dieners zum Besten der Menschheit benutzen. Deshalb gab er ihm ein, es sei ersprießlicher für ihn, auf dem Weg der Vollkommenheit in Gemeinschaft mit anderen und unter der Leitung eines weisen Oberen zu leben, als für sich nach eigenem Gefallen. Da verließ Dominikus seine Einöde und wallte zu dem benachbarten Kloster St. Ämilian, wo er auf sein Bitten unter die Jünger des heiligen Benedikt aufgenommen wurde. Dem scharfen Blick des Vorstehers entging nicht lange, dass der neue Bruder neben einer gereiften Tugend herrliche Geistesgaben besitze, denen aber noch die wissenschaftliche Ausbildung fehle, und er trug nun Sorge, dass diese Lücke ergänzt werde. In überraschend kurzer Zeit holte Dominikus die mangelnden Kenntnisse nach und wurde nun der Priesterweihe für würdig erachtet. In der Folge trat er sogar als Abt an die Spitze der Genossenschaft, und diese war unter seiner weisen und eifrigen Führung nahe daran, ihre höchste Blüte zu erreichen, als die Habsucht eines Großen der Welt mit roher Faust störend eingriff.
Den König Garcia von Navarra, in dessen Gebiet das Kloster lag, gelüstete es seit langem schon nach den Schätzen, die die Frömmigkeit der Gläubigen in der Kirche des heiligen Ämilian niedergelegt hatte. Ihrer habhaft zu werden, bestellte er den Abt zu sich und versuchte ihn anfänglich mit guten Worten zur Herausgabe zu bringen. Als aber Dominikus festen Sinnes erklärte, er wolle eher das Leben opfern, als auch nur einen Heller von dem Eigentum Gottes zu nehmen, schritt der verblendete Fürst zur Gewalt und sandte seine Kriegsknechte aus, das Kloster zu besetzen und die Mönche zu vertreiben. Diese suchten Zuflucht bei Ferdinand I., dem König von Kastilien und Leon, der sie bereitwillig aufnahm und ihnen das ehedem berühmte, damals aber in Verfall geratene Kloster Silos einräumte. Im Namen des Herrn bezog Dominikus mit seinen Gefährten die neue Wohnstätte und richtete sie bald wieder auf das Beste ein. Sein über ganz Spanien sich verbreitender Ruf zog viele heilsbegierige junge und selbst gereifte Männer herbei, um unter seiner Anleitung den Weg der Vollkommenheit zu betreten. Je reicher die Mönche von Silos an Tugenden wurden, desto mehr segnete sie der Herr auch im Zeitlichen, und das Einkommen des Klosters wurde in den 23 Jahren, während der Dominikus hier als Abt waltete, weit bedeutender, als es je gewesen war. Den Überschuss wendete der Heilige den Notleidenden aller Art, besonders den in der Gefangenschaft der Mauren schmachtenden Christen zu. Diese zu erlösen gab er nicht nur von dem Eigenen große Summen hin, sondern bettelte auch bei den Großen und Reichen ansehnliche Beisteuern zusammen. Daneben opferte er für sie Gott viele Gebete, heilige Messen und Bußwerke auf, und es war weniger das leibliche Elend, das auf den unglücklichen Sklaven lastete, als vielmehr die Gefahr, in der ihr Seelenheil unter den Ungläubigen schwebte, was ihn zu diesen Werken der Barmherzigkeit drängte. Bald erfuhren die Gefangenen, welch gütigen und besorgten Vater sie an Dominikus hätten, und viele setzten ein solches Vertrauen auf ihn, dass sie ihn, obwohl er noch lebte, wie einen schon verklärten Himmelsbürger um seine Fürbitte bei Gott anriefen. Die Chroniken des Benediktinerordens berichten, dass auf diese Weise mehrere wunderbarlich ihre Freiheit erhielten und dann zum Zeichen des Dankes ihre Ketten im Kloster des Heiligen niederlegten.
Wie im Leben, so war auch im Sterben der ruhmwürdige Abt den Seinigen ein Vorbild. Während seiner letzten Krankheit ließ er das Kruzifix fast nie aus den Händen, küsste es vielmals auf das Andächtigste und gab in Umarmung desselben den Geist auf – am 20. Dezember 1073.
1. Mit lauter Stimme ruft Johannes: "Tut Buße! Tut würdige Früchte der Buße!" Laut auch tönt die Stimme des Herrn: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe." (Matthäus 3) Abermals naht sich nun dieses himmlische Reich, die heilige Geburtsfeier unseres Erlösers, und darum ermahnt uns auch die Kirche zur Buße, damit wir das Heil Gottes in einem von Sünden gereinigten Herzen empfangen. Ganz besonders den Sündern gilt die Ankunft Jesu Christi, wie er selbst bezeugt: "Ich bin nicht gekommen, die Gerechten, sondern die Sünder zur Buße zu berufen." Ja seine Gnade lässt auch nicht nach, an ihren Herzen zu pochen, sie zu erschüttern und so lange zu drängen, bis sie, wofern sie nicht gänzlich erhärtet sind, seiner liebreichen Ermahnung sich ergeben.
2. Wie lange also werden wir dieser Stimme unseres Herrn noch widerstehen? Schrecklich sind seine Gerichte über die Unbußfertigen. Er droht, sie auf ewig von seinem Angesicht, in die feurigen Kerker seiner Gerechtigkeit, in die Gesellschaft der höllischen Geister zu verstoßen, und verlängert auch nur darum aus unbeschreiblicher Barmherzigkeit ihr Leben, damit sie sich endlich bekehren. Denn nicht den Untergang des Sünders will er, sondern sein Heil. Und hegt der Sünder, von Zerknirschung bewegt, ernsthaften Willen zur Besserung, so kommt er mit freundlichem Trost ihm entgegen, kräftigt seinen Vorsatz, und hilft ihm selbst seine Buße vollbringen. Denn unendlich ist die Güte seines liebreichen Vaterherzens.
3. So unterwerfen wir uns denn der Majestät unseres Gottes und erfüllen wir in demütigem Gehorsam seinen Willen, den er durch seine heilige Kirche uns offenbart. Reinigen wir unser Herz von fleischlichen und weltlichen Begierden, und schmücken wir es durch Unschuld und Enthaltsamkeit, durch Sanftmut und Barmherzigkeit, damit er, durch den Wohlgeruch dieser Tugenden angezogen, bei seiner Ankunft in das Herz einkehre, die neuen Gnaden, die er mitbringt, hinein ergieße, und zu seiner zweiten Ankunft zum Gericht uns erneuere. Denn wer nun mit seiner Gnade sich dazu vorbereitet, wird dann nicht zittern, sondern er wird im Jubel in die Freude seines Herrn eingehen. "Ja, ich komme bald. - Amen. Komm, Herr Jesus!" (Offenbarung 22,20)
Wir loben und preisen den Herrn, dass er dich, o Gebenedeite, uns zur Mutter gegeben und dein heiliges Herz mit so vollkommener Liebe ausgeschmückt hat. Wir schenken dir unseren Leib und unsere Seele und übergeben dir alles, was wir an Freud und Leid, an Hoffnung und Bedrängnis haben. Unsere Gebete und Lobgesänge vereinigen wir mit denjenigen, die in diesen Tagen von allen frommen Christen verrichtet werden, und mit den Lobgesängen der heiligen Engel. Wir erbitten uns nur die eine Gnade, dass wir dir und deinem Sohn bis zum Tod treu verbleiben und dann das unaussprechliche Glück haben, mit allen Engeln und Heiligen im Himmel dir zu danken, dich zu loben und zu lieben und mit dir Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Als Papst Urban V. wegen besonderer Angelegenheiten von Rom wieder nach Avignon zurückkehren wollte, wurde er unter anderem auch von der heiligen Brigitta abgemahnt, mit dem Hinweis, die seligste Jungfrau habe ihr geoffenbart, er würde zu Avignon gleich sterben. Da aber ungeachtet dessen der Papst um diese Zeit im Jahr 1370 seine Reise dorthin antrat, hat er bald nach seiner Ankunft am 24. Dezember des nämlichen Jahres zu Avignon wirklich sein Leben beschlossen.
Timotheus, zu Deutsch „Fürchtegott“, wurde im Flecken Perape in der ägyptischen Thebais geboren. Mit Recht trug er den schönen Namen Fürchtegott, denn die heilige Gottesfurcht, die seine frommen Eltern ihm frühzeitig ins Herz gepflanzt hatten, war die Richtschnur seines Lebens. Unter der Obhut dieser schönen Tugend brachte er seine Kindheit in lauterer Unschuld zu. Der Glaube an Jesus und die Liebe zu ihm, so er mit der Muttermilch eingesogen hatte, war sein größter Schatz, die heiligen Schriften zu lesen und zu betrachten seine Freude. Vom Bischof deshalb zum Lektor gewählt, erbaute er alle seine Glaubensgenossen durch sein tugendhaftes Leben, und seinen heiligen Eifer für die Ausbreitung des heiligen Glaubens machte ihn auch den Heiden bekannt. Erst drei Wochen mit einer 17jährigen frommen Jungfrau, Maura mit Namen, vermählt, wurde er vor den Statthalter der Provinz gerufen. Kaiser Diokletian hatte seine grausame Christenverfolgung begonnen. Im ganzen Römerreich sollte der christliche Name vertilgt werden. Timotheus wurde als eifriger Christ angegeben und vom Statthalter aufgefordert, den Herrn Jesus zu verleugnen.
Festen Mutes entgegnete ihm Timotheus, dass er dies nie tun werde. Da gebot ihm der Statthalter, die heiligen Bücher auszuliefern. Timotheus gab ihm die schöne Antwort: „Die christlichen Bücher sind meine lieben Kinder. Wäre ich nicht ein Unmensch, wenn ich meine Kinder den Mördern in die Hände liefern würde?“ (Den Lektoren waren die heiligen Bücher zur Aufbewahrung anvertraut.) Voll Zorn über diese Antwort befahl der Tyrann, dem heiligen Bekenner glühende Eisen in die Ohren zu stecken. Furchtbar war der Schmerz, aber Timotheus wankte nicht. Mit lauter Stimme hob er an, Gott den Herrn zu loben. Wütend hierüber, ließ ihn nun der Statthalter an eine Säule hängen, ihm einen Stein an den Hals binden und einen Knebel in den Mund stecken, damit er den Gott der Christen nicht mehr lobpreisen könne.
Während der heilige Märtyrer solche unmenschliche Pein litt, hinterbrachte man dem Statthalter, dass Timotheus erst seit drei Wochen mit einer jungen Frau, die er sehr liebe, verehelicht sei. Alsbald kam der Tyrann auf den Einfall, diese junge Gattin rufen zu lassen, um durch sie ihren Gatten zum Verrat zu bewegen. Maura kam. Der Statthalter nahm sie beiseite und drang bald schmeichelnd, bald drohend in sie, ihren Gatten dahinzubringen, dass er wenigstens zum Schein den Göttern opfere. Würde sie ihn dazu bewegen, so erhielte er die Freiheit, sonst müsse er des grausamsten Todes sterben. Maura, zitternd und bebend über das, was sie gehört hatte, vom tiefsten Schmerz ergriffen über die Leiden ihres lieben Gatten, den sie überaus liebte, und von Angst und Furcht, ihn durch den Tod zu verlieren, ganz betäubt, ließ sich überreden. Timotheus wurde von der Säule losgebunden und ihm der Knebel aus dem Mund genommen, damit er mit seiner Gattin reden konnte. Und sie versuchte ihn wirklich zu bewegen, dem Statthalter zu gehorchen. Wie sehr erschrak Timotheus über das Verhalten seiner Frau! Er liebte Maura zwar aufrichtig und herzlich, aber mehr noch als sie und alles Jesus Christus, seinen Heiland. Voll heiliger Entrüstung sprach er daher zu ihr: „Wie, Maura! Bist du eine Christin und eine christliche Frau oder eine Heidin? Ist das die Sprache eines Menschen, der im christlichen Glauben erzogen wurde? Du solltest mir vielmehr zureden, dass ich mutig leide und ausharre bis ans Ende, und nun willst du mich zum Verrat an Jesus bewegen? Soll ich wegen einer kurzen Glückseligkeit auf der Welt die ewige Seligkeit im Himmel verscherzen? Oder um einer bald vorübergehenden Marter zu entgehen, mich leichtfertigerweise in die ewige Pein der Hölle stürzen?“
Von der Kraft dieser im heiligen Ernst gesprochenen Worte im Innersten erschüttert, fiel Maura ihrem Gatten zu Füßen und sprach voll Reue über ihre Untreue dem Heiland gegenüber: „O mein Timotheus! Was soll ich tun, um meinen begangenen Fehler zu büßen?" "Gehe zum Statthalter“, sprach Timotheus, „und sage ihm, dass du, anstatt deinen Gemahl zur Verleugnung des Glaubens zu bringen, selbst bereit bist, mit ihm deshalb alle Marter zu leiden“. Maura wankte. Noch hatte die Liebe Christi nicht über die Liebe zu ihrem Gatten gesiegt. Entsetzt über das Verlangen ihres Mannes, sprach sie: „Ach, ich bin noch jung, erst 17 Jahre alt, schwach von Natur aus. Ich wage es nicht, dem Tyrannen unter die Augen zu treten, viel weniger die harte Marter zu erdulden!“ Doch Timotheus, bereit, dem Heiland alles zum Opfer zu bringen, sprach zu ihr: „Maura! Erinnere dich an Felizitas und ihre sieben Söhne, von der du gehört hast, gedenke der zarten Jungfrauen Agnes und Cäcilia, von denen du gelesen hast! Waren sie stärker als du? Und doch haben sie ihr Blut für Jesus hingegeben, und du fürchtest dich, ein Gleiches zu tun? Wird Christus dich nicht stärken im Kampf? Siehe, die Krone winkt. Bald sind wir bei Jesus ewig vereint!“ Bei diesen Worten fiel er auf die Knie und betete, und während des Gebets fühlte Maura jede Furcht schwinden. Ja, es erwachte in ihrem Herzen sogar ein heftiges Verlangen, für Christus mit ihrem Gatten zu sterben.
Ohne Verzug begab sie sich zum Statthalter und erklärte ihm festen Mutes, dass sie ihren Gemahl nicht zum Verräter machen wolle, und auch sie bereit sei, für ihren heiligen Glauben Blut und Leben hinzugeben. Der Statthalter sah sich in seinem Plan getäuscht. Von Wut wie außer sich, ließ er der jungen Frau den Schleier vom Haupt ziehen und ihr alle Haare aus dem Kopf reißen. Damit noch nicht zufrieden, befahl er, ihr die Finger abzuschneiden und sie in einen mit siedendem Wasser gefüllten Kessel zu werfen. Doch Gott erhielt sie wunderbar am Leben. Nun ließ er sie mit brennendem Pech und Schwefel peinigen, ohne ihr jedoch einen Klagelaut zu entlocken. Endlich gab der Tyrann den Befehl, beide Ehegatten an das Kreuz zu schlagen, und zwar so, dass beide am Kreuz hängend, einander zu ihrer größten Qual anschauen sollten. Doch gerade dieser Umstand gereichte ihnen zum größten Trost. Das Urteil wurde vollzogen, die beiden Märtyrer hingen am Kreuz. Entsetzlich war ihre Pein. Aber beide munterten sich zuerst mit Worten, und als sie vor Schmerz und Schwäche nicht mehr reden konnten, mit Blicken zum standhaften Ausharren und zum Vertrauen zu Jesus auf. Und so blieben sie am Kreuz hängen, bis sie wie Jesus ihr Haupt neigten und starben. Es war am 19. Dezember des Jahres 305, als Timotheus und Maura in ewiger Liebe vereint eingingen zur himmlischen Hochzeit des Lammes Jesus.
Beide Märtyrer werden abgebildet Arm in Arm, ein Kreuz umschlingend.
1. "Wer bist du?" So fragten die Abgeordneten der Juden den heiligen Täufer Johannes. Was aber antwortete dieser demütige Vorläufer des Messias? Füglich konnte er sich Elias, einen Propheten, und mehr als einen Propheten, er konnte den Engel sich nennen, von dem die Schrift geweissagt hatte, er würde vor dem Herrn hergehen. Er aber nannte sich eine Stimme. Was ist aber eine Stimme? Ein Schall, der tönt und verklingt. Wie tief beschämt doch die Demut der Heiligen unseren Hochmut, die wir immer mehr scheinen wollen, uns immer für besser ausgeben, als wir sind, und über diejenigen uns erbittern, die eine eingebildete Ehre uns versagen, die uns oft nicht einmal nach menschlichen Verhältnissen gebührt.
2. "Wer bist du?" Ach, mein Gott, soll ich die Wahrheit bekennen, sagen muss ich dann: Nichts bin ich durch mich. Ein Sünder bin ich, der, wenn deine unendliche Barmherzigkeit seiner nicht geschont hätte, längst im ewigen Feuer, ein Raub der endlosen Verzweiflung, ein Gefährte der schrecklichen Gespenster der Hölle wäre. Ein elendes, ohne Unterlass zum Bösen geneigtes Geschöpf bin ich, das nichts Gutes aus sich vermag, ein wankendes Rohr, das vom Wind jeder Leidenschaft hin und her bewegt wird, ein unreiner Mensch, der vor Schande sich verbergen müsste, wenn die Werke seiner Finsternisse bekannt würden. Und dabei bin ich von Eitelkeit aufgedunsen, und fordere Ehre von den Menschen.
3. Herr, erbarme dich meiner. Siehe, barmherziger Arzt, ich habe meine Wunden dir offen bekannt. Heile sie, und lass das Opfer meiner Demütigung dir gefallen. Verleihe mir bei deiner heiligen Ankunft die Kraft, "den alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen, der nach Gott erschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit." (Epheser 4,22-24) Verleihe mir den Geist der Buße, dass ich die Verachtung der Menschen ohne Murren ertrage, auf den Spuren deiner heiligen Demut gehe, mein Kreuz täglich auf mich nehme und dir nachfolge, damit ich durch deine Barmherzigkeit die Verzeihung meiner Sünden erlange und deinen Auserwählten beigezählt werde. "Überschätze dich nicht vor dem Volk; bedenke, dass der Zorn nicht ausbleibt. Demütige deinen Stolz ganz tief, denn was den Menschen erwartet, ist die Verwesung." (Jesus Sirach 7,16-17)
Liebreichste Jungfrau, wie könnte ich jetzt, nachdem mein Herz in Liebe zu dir sich entzündet hat, wieder von dir lassen? Wie könnte ich dich jemals vergessen? O Mutter, überlasse mich nicht meinen eigenen Händen und sieh, wie beharrlich ich dir mich anempfehle. Hilf mir selbst, dass ich immer und jederzeit zu dir meine Zuflucht nehme. Bewahre mich vor der Hölle, und vorerst vor der Sünde, die allein mir die Hölle - die ewige Verderbnis zubringen kann. Amen.
Gebet am Fest der Erwartung der Geburt unseres Herrn
Sei gegrüßt, o gebenedeite Jungfrau, die du vor allen Töchtern Evas gewürdigt wurdest, den Sohn des Allerhöchsten durch die Mitwirkung des Heiligen Geistes in deinem reinsten Schoß zu empfangen. O Mutter meines Herrn, durch die unaussprechliche Gnade dieses göttlichen Geheimnisses bitte ich dich, erbitte mir kraft deiner mächtigen Fürsprache bei deinem eingeborenen Sohn, dass mein Herz mit deiner tiefsten Demut, deiner unbefleckten Reinheit, deinem heiligen Gehorsam und deiner seraphischen Liebe geschmückt, ein reines Lilienbettlein werde, wo bei seiner Geburt dein ewig Geliebter ruhe, damit ich durch ihn gesegnet alle Werke der Finsternis auf immer ablege, in einem neuen Leben wandle, und auf deinen heiligen Fußstapfen von Tugend zu Tugend bis nach Sion schreite, wo er, der Gott der Götter, ohne Schleier gesehen wird, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
Zu Gott
Ich erkenne die Kostbarkeit der Zeit, o Ewiger! Von der Verwendung ihrer flüchtigen Augenblicke hängt eine endlose Seligkeit ab. Warum habe ich doch bisher so wenig diese Augenblicke benützt, warum sie sogar oft zu meinem Verderben verwendet? Ich unbedachtsamer und treuloser Verschwender dieses kostbaren, mir anvertrauten Gutes. Jetzt will ich, aber da es noch Zeit ist, auf die rechte Bahn einlenken, und die Zukunft zu verdoppeln suchen, um die Vergangenheit einzuholen. Ich weiß nicht, wie nahe meine letzte Stunde schon herangerückt ist. Stärke, bekräftige mich in diesem Vorsatz, o mein Gott, und hilf mir ihn auszuführen zu Deiner Ehre und zu meinem Heil. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag, als den achten vor Weihnachten, wurde in der Kirche das Fest der Erwartung, oder der erwarteten Entbindung der seligsten Jungfrau gehalten. An diesem Tag hat die spanische Kirche nach dem zehnten toletanischen Konzil im Jahr 656 das Fest der Verkündigung Mariä gehalten. Bald darauf hat sie es auf den 25. März mit der allgemeinen Kirche angesetzt, den 18. Dezember aber nach Verordnung des heiligen Ildephons die Erwartung der Entbindung Mariä mit großer Feierlichkeit begangen. Papst Gregor XIII. hat danach dieses Fest bestätigt und in der katholischen Kirche ausgebreitet, damit die Christen diese acht Tage hindurch ihre Bitten und Seufzer nach der heiligen Entbindung der seligsten Jungfrau verdoppelten. In Spanien wurde alle Tage eine hohes Amt morgens um vier Uhr gehalten, wobei sich alle schwangere Frauen, zu welchem Stand sie auch gehören mögen, fleißig einfanden. Man nennt auch dieses Fest das Fest vor dem O, weil die Kirche durch besondere Antiphonen, die mit dem O anfangen, nach der Geburt des Weltheilands die acht Tage hindurch seufzt.
Von inniger Sehnsucht getrieben, die Hauptstadt der christlichen Welt und die heiligen Stätten im Gelobten Land zu sehen, begab sich der hochangesehene, hochadelige Richard im Sommer des Jahres 720 mit seinen beiden Söhnen Willibald und Wunibald von England aus auf die Reise, erkrankte aber unterwegs, starb inmitten seiner tiefbetrübten Söhne zu Lucca und wurde im Kloster zum heiligen Frigdian begraben und als Heiliger verehrt. Nachdem Willibald und Wunibald ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hatten, reisten sie nach Rom und beteten am Grab der Apostel. Willibald zog dann nach Jerusalem, Wunibald aber blieb wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch fünf Jahre in Rom und kehrte dann nach England zurück, um sich zum Missionar vorzubereiten und noch andere Landsleute für dieses gottgefällige Werk zu gewinnen.
Groß war die Freude seiner Mutter Wunna und seiner Schwester Walburga, ihn wiederzusehen. Aber nicht lange verweilte er in seiner Heimat. Zum zweiten Mal pilgerte er nach Rom, um sich ganz dem Klosterleben zu widmen. Mehrere seiner Verwandten und Freunde begleiteten ihn. Dort fand ihn im Jahr 738 sein Oheim, der heilige Bonifatius, und bewog ihn, mit nach Thüringen zu gehen, um ihn in seinem Missionswerk zu unterstützen. Wunibald folgte der Einladung seines Oheims, ließ sich von ihm zum Priester weihen und wurde sieben neuen Christengemeinden in Thüringen vorgesetzt. Sein glühendes Wort und sein heiliges Leben erweckten in den Gemeinden einen lebendigen Glauben und religiösen Eifer.
Wunibalds Sorge für die Rettung der Seelen dehnte sich auch auf Bayern aus, wo er, vom Herzog Odilo bestens aufgenommen und unterstützt, gegen blutschänderische Ehen und heidnischen Aberglauben kämpfte und den Ort Nordfiluse und andere Besitzungen vom dankbaren Herzog zum Geschenk empfing. Als sein Bruder Willibald im Jahr 741 vom Bischof Bonifatius nach Thüringen berufen und zum Bischof von Eichstätt geweiht wurde, sahen sich die beiden Brüder nach langer Trennung zum ersten Mal wieder. Einige Zeit hielt sich Wunibald noch beim heiligen Bonifatius in Mainz auf und genoss als Lehrer der Franken große Ehre. Dann begab er sich zu seinem Bruder nach Eichstätt und gründete auf dessen Rat in einem unkultivierten Waldbezirk das Kloster Heidenheim. Mehrere fromme Männer gesellten sich ihm zu, hieben die Bäume nieder und bauten sich kleine Zellen und ein Kirchlein. Dann rotteten sie die Dornen und Disteln aus, hackten den Boden um und besäten ihn mit Getreide, um das nötige Brot zu gewinnen. Bald entstand ein Kloster und das Beispiel dieser gottbegeisterten Männer übte einen segensreichen und nachhaltigen Einfluss auf die Umwohner. Viele entsagten dem heidnischen Glauben und wurden eifrige Christen. In diesem seinem Kloster Heidenheim hielt Wunibald seine Mönche in eifriger Zucht, Gebet, Psalmengesang und Lesen der Heiligen Schrift. Anfangs litten sie oft große Not, später erhielten sie manche Schenkungen, die die stets offene, mildreiche Hand Wunibalds zumeist für Arme verwendete.
Nach dem Tod seiner Mutter berief Willibald seine Schwester Walburga zu sich, damit sie ihm in der Verbreitung des Glaubens unterstütze. Mit dreißig Frauen kam Walburga glücklich zu ihrem Bruder Willibald, suchte dann ihren Bruder Wunibald in Thüringen auf, der ihr dort ein Kloster baute. Als sich Wunibald aber in Heidenheim ansiedelte, zog ihm Walburga nach. Wunibald baute hier ein zweites Kloster, das er der Leitung seiner Schwester anvertraute. Beide Klöster waren Pflanzschulen des christlichen Glaubens, Werkstätten der Wissenschaften und Künste, Zufluchtsorte der Unschuld und Tugend, Wohnungen der Barmherzigkeit für Arme und Kranke, ein Licht in die Finsternis des Heidentums, eine Schule echter Kultur für weite Kreise.
Den Charakter und die segensreiche Wirksamkeit Wunibalds zeichnet eine Nonne aus dem Kloster der heiligen Walburga mit den Worten: „Der Mann Gottes ließ sich weder durch die Drohungen der Bösen, noch durch die heuchlerischen Worte der Schmeichler täuschen und von seinem Weg ableiten. Immer unerschütterlich im Glauben an den Herrn, hörte er nicht auf, durch seine Predigten das Volk von der Torheit des Götzendienstes abzuwenden. Weit und breit säte er die heiligen Lehren unter die Völkerschaften und führte eine große Zahl von ihnen dem Dienst Gottes zu. Er verband mit Schlangenklugheit Taubeneinfalt, züchtigte mit kräftigen Strafreden die Verführer, und vergaß die Sanftmut nicht in seinen Verweisen. Gegen die grimmigen Anfälle des bösen Feindes bewaffnete er sich nach den Worten des Apostels mit dem Schild des Glaubens, mit dem Panzer der Gerechtigkeit, mit der Lanze des göttlichen Wortes, mit dem Schwert der Abtötung, und gegen die Künste des Satans kämpfte er Tag und Nacht mit den Pfeilen der christlichen Tugenden. Die Heilige Schrift betrachtete er Tag und Nacht und wusste seine Vorträge nach der Fassungskraft seiner Zuhörer einzurichten. Er wurde allen alles, mitleidig gegenüber den Bedrängten, voll herzlichen Erbarmens gegenüber den Armen und voll Milde und Sanftmut zu allen, die seiner Stimme folgten. Durch seine Liebe zog er die Herzen an sich, denn es steht geschrieben, dass nur derjenige, der liebt, geneigtes Ohr und willige Herzen finde.“
Die vielen Missionsreisen und strengen Bußübungen rieben die ohnehin schwächliche Gesundheit Wunibalds mehr und mehr auf. Drei Jahre vor seinem Tod besuchte er den Bischof Megingoz von Würzburg und das Kloster Fulda, um sich dort des Umgangs mit dem heiligen Bonifatius zu erfreuen. Dort erkrankte er schwer, genas indes unter liebevoller Pflege so weit, dass zu seinem Kloster zurückkehren konnte. Sein einziger Wunsch war, dass er am Grab seines heiligen Ordensstifters zu Monte Cassino seine Tage beschließen dürfe, und bereits hatte er die Erlaubnis erhalten, aber seine Ordensbrüder ließen mit Tränen und Bitten nicht nach, bis er einwilligte, bei ihnen zu bleiben. Er ließ nun in seiner Zelle einen Altar errichten und brachte hier, wenn es sein Gesundheitszustand gestattete, das heilige Messopfer dar.
Kurz vor seinem Ende berief er seinen Bruder Willibald und unterhielt sich mit ihm in Gebet und frommen Gesprächen. Seine Ordensbrüder umstanden schluchzend sein Sterbebett. Er nahm von ihnen Abschied mit den Worten: „Meine Söhne und Brüder, richtet doch euren Wandel und euer ganzes Tun immer nach dem Willen Gottes. Bewahrt stets unter euch die Liebe und den echten katholischen Glauben. Beobachtet unverbrüchlich die Zucht des Klosterlebens, so wie wir sie euch vorgezeichnet und gelehrt haben und ihr es Gott angelobtet. Jede menschliche Schwachheit erlasse ich euch. Was ich in Worten und Werken oder sonst in etwas gegen euch geirrt habe, das verzeiht mir. Lasst mich mit Gott versöhnt den mir bestimmten Weg aus dieser Welt antreten. Es naht der Tag meines Hinscheidens, wo meine Seele den Kerker dieses Leibes verlassen wird, um hinzueilen zum Lohn des Kampfes und zur Ruhe nach den Mühsalen durch den gütigen Beistand des himmlischen Vaters nach dem Wort seiner Verheißung.“ Hierauf erhob der Heilige seine Augen zum Himmel und mit dem Ausruf: „In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.“ entschlief er in den Armen seines heiligen Bruders Willibald selig am 18. Dezember 761, in einem Alter von 60 Jahren. Seine trauernden Ordensbrüder begruben ihn in der Klosterkirche in dem steinernen Sarg, den er sich lange vor seinem Tod hatte aushauen lassen. Sechzehn Jahre später ließ Willibald den noch völlig unversehrten Leichnam seines Bruders, den bereits viele Wunder verherrlichten, unter dem Jubel des Volkes und der Mönche in der neuerbauten größeren Kirche zu Heidenheim feierlich in einen reich geschmückten Sarg legen. Das Volk küsste die heilige Leiche und viele wunderbare Heilungen fanden statt.
Heiliger Wunibald, Prinz von England und Abt in Heidenheim, + 18.12.761 - Fest: 18. Dezember
Von inniger Sehnsucht getrieben, die Hauptstadt der christlichen Welt und die heiligen Stätten im Gelobten Land zu sehen, begab sich der hochangesehene, hochadelige Richard im Sommer des Jahres 720 mit seinen beiden Söhnen Willibald und Wunibald von England aus auf die Reise, erkrankte aber unterwegs, starb inmitten seiner tiefbetrübten Söhne zu Lucca und wurde im Kloster zum heiligen Frigdian begraben und als Heiliger verehrt. Nachdem Willibald und Wunibald ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hatten, reisten sie nach Rom und beteten am Grab der Apostel. Willibald zog dann nach Jerusalem, Wunibald aber blieb wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch fünf Jahre in Rom und kehrte dann nach England zurück, um sich zum Missionar vorzubereiten und noch andere Landsleute für dieses gottgefällige Werk zu gewinnen.
Groß war die Freude seiner Mutter Wunna und seiner Schwester Walburga, ihn wiederzusehen. Aber nicht lange verweilte er in seiner Heimat. Zum zweiten Mal pilgerte er nach Rom, um sich ganz dem Klosterleben zu widmen. Mehrere seiner Verwandten und Freunde begleiteten ihn. Dort fand ihn im Jahr 738 sein Oheim, der heilige Bonifatius, und bewog ihn, mit nach Thüringen zu gehen, um ihn in seinem Missionswerk zu unterstützen. Wunibald folgte der Einladung seines Oheims, ließ sich von ihm zum Priester weihen und wurde sieben neuen Christengemeinden in Thüringen vorgesetzt. Sein glühendes Wort und sein heiliges Leben erweckten in den Gemeinden einen lebendigen Glauben und religiösen Eifer.
Wunibalds Sorge für die Rettung der Seelen dehnte sich auch auf Bayern aus, wo er, vom Herzog Odilo bestens aufgenommen und unterstützt, gegen blutschänderische Ehen und heidnischen Aberglauben kämpfte und den Ort Nordfiluse und andere Besitzungen vom dankbaren Herzog zum Geschenk empfing. Als sein Bruder Willibald im Jahr 741 vom Bischof Bonifatius nach Thüringen berufen und zum Bischof von Eichstätt geweiht wurde, sahen sich die beiden Brüder nach langer Trennung zum ersten Mal wieder. Einige Zeit hielt sich Wunibald noch beim heiligen Bonifatius in Mainz auf und genoss als Lehrer der Franken große Ehre. Dann begab er sich zu seinem Bruder nach Eichstätt und gründete auf dessen Rat in einem unkultivierten Waldbezirk das Kloster Heidenheim. Mehrere fromme Männer gesellten sich ihm zu, hieben die Bäume nieder und bauten sich kleine Zellen und ein Kirchlein. Dann rotteten sie die Dornen und Disteln aus, hackten den Boden um und besäten ihn mit Getreide, um das nötige Brot zu gewinnen. Bald entstand ein Kloster und das Beispiel dieser gottbegeisterten Männer übte einen segensreichen und nachhaltigen Einfluss auf die Umwohner. Viele entsagten dem heidnischen Glauben und wurden eifrige Christen. In diesem seinem Kloster Heidenheim hielt Wunibald seine Mönche in eifriger Zucht, Gebet, Psalmengesang und Lesen der Heiligen Schrift. Anfangs litten sie oft große Not, später erhielten sie manche Schenkungen, die die stets offene, mildreiche Hand Wunibalds zumeist für Arme verwendete.
Nach dem Tod seiner Mutter berief Willibald seine Schwester Walburga zu sich, damit sie ihm in der Verbreitung des Glaubens unterstütze. Mit dreißig Frauen kam Walburga glücklich zu ihrem Bruder Willibald, suchte dann ihren Bruder Wunibald in Thüringen auf, der ihr dort ein Kloster baute. Als sich Wunibald aber in Heidenheim ansiedelte, zog ihm Walburga nach. Wunibald baute hier ein zweites Kloster, das er der Leitung seiner Schwester anvertraute. Beide Klöster waren Pflanzschulen des christlichen Glaubens, Werkstätten der Wissenschaften und Künste, Zufluchtsorte der Unschuld und Tugend, Wohnungen der Barmherzigkeit für Arme und Kranke, ein Licht in die Finsternis des Heidentums, eine Schule echter Kultur für weite Kreise.
Den Charakter und die segensreiche Wirksamkeit Wunibalds zeichnet eine Nonne aus dem Kloster der heiligen Walburga mit den Worten: „Der Mann Gottes ließ sich weder durch die Drohungen der Bösen, noch durch die heuchlerischen Worte der Schmeichler täuschen und von seinem Weg ableiten. Immer unerschütterlich im Glauben an den Herrn, hörte er nicht auf, durch seine Predigten das Volk von der Torheit des Götzendienstes abzuwenden. Weit und breit säte er die heiligen Lehren unter die Völkerschaften und führte eine große Zahl von ihnen dem Dienst Gottes zu. Er verband mit Schlangenklugheit Taubeneinfalt, züchtigte mit kräftigen Strafreden die Verführer, und vergaß die Sanftmut nicht in seinen Verweisen. Gegen die grimmigen Anfälle des bösen Feindes bewaffnete er sich nach den Worten des Apostels mit dem Schild des Glaubens, mit dem Panzer der Gerechtigkeit, mit der Lanze des göttlichen Wortes, mit dem Schwert der Abtötung, und gegen die Künste des Satans kämpfte er Tag und Nacht mit den Pfeilen der christlichen Tugenden. Die Heilige Schrift betrachtete er Tag und Nacht und wusste seine Vorträge nach der Fassungskraft seiner Zuhörer einzurichten. Er wurde allen alles, mitleidig gegenüber den Bedrängten, voll herzlichen Erbarmens gegenüber den Armen und voll Milde und Sanftmut zu allen, die seiner Stimme folgten. Durch seine Liebe zog er die Herzen an sich, denn es steht geschrieben, dass nur derjenige, der liebt, geneigtes Ohr und willige Herzen finde.“
Die vielen Missionsreisen und strengen Bußübungen rieben die ohnehin schwächliche Gesundheit Wunibalds mehr und mehr auf. Drei Jahre vor seinem Tod besuchte er den Bischof Megingoz von Würzburg und das Kloster Fulda, um sich dort des Umgangs mit dem heiligen Bonifatius zu erfreuen. Dort erkrankte er schwer, genas indes unter liebevoller Pflege so weit, dass zu seinem Kloster zurückkehren konnte. Sein einziger Wunsch war, dass er am Grab seines heiligen Ordensstifters zu Monte Cassino seine Tage beschließen dürfe, und bereits hatte er die Erlaubnis erhalten, aber seine Ordensbrüder ließen mit Tränen und Bitten nicht nach, bis er einwilligte, bei ihnen zu bleiben. Er ließ nun in seiner Zelle einen Altar errichten und brachte hier, wenn es sein Gesundheitszustand gestattete, das heilige Messopfer dar.
Kurz vor seinem Ende berief er seinen Bruder Willibald und unterhielt sich mit ihm in Gebet und frommen Gesprächen. Seine Ordensbrüder umstanden schluchzend sein Sterbebett. Er nahm von ihnen Abschied mit den Worten: „Meine Söhne und Brüder, richtet doch euren Wandel und euer ganzes Tun immer nach dem Willen Gottes. Bewahrt stets unter euch die Liebe und den echten katholischen Glauben. Beobachtet unverbrüchlich die Zucht des Klosterlebens, so wie wir sie euch vorgezeichnet und gelehrt haben und ihr es Gott angelobtet. Jede menschliche Schwachheit erlasse ich euch. Was ich in Worten und Werken oder sonst in etwas gegen euch geirrt habe, das verzeiht mir. Lasst mich mit Gott versöhnt den mir bestimmten Weg aus dieser Welt antreten. Es naht der Tag meines Hinscheidens, wo meine Seele den Kerker dieses Leibes verlassen wird, um hinzueilen zum Lohn des Kampfes und zur Ruhe nach den Mühsalen durch den gütigen Beistand des himmlischen Vaters nach dem Wort seiner Verheißung.“ Hierauf erhob der Heilige seine Augen zum Himmel und mit dem Ausruf: „In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.“ entschlief er in den Armen seines heiligen Bruders Willibald selig am 18. Dezember 761, in einem Alter von 60 Jahren. Seine trauernden Ordensbrüder begruben ihn in der Klosterkirche in dem steinernen Sarg, den er sich lange vor seinem Tod hatte aushauen lassen. Sechzehn Jahre später ließ Willibald den noch völlig unversehrten Leichnam seines Bruders, den bereits viele Wunder verherrlichten, unter dem Jubel des Volkes und der Mönche in der neuerbauten größeren Kirche zu Heidenheim feierlich in einen reich geschmückten Sarg legen. Das Volk küsste die heilige Leiche und viele wunderbare Heilungen fanden statt.
Die Tagzeiten der heiligen Jungfrau enthalten die schönsten Stellen der Heiligen Schrift, deren die Kirche sich bedient, um Maria zu ehren und zu preisen. Die Gelehrten sind über den Ursprung und den Verfasser dieser Tagzeiten nicht einig, obgleich mehrere sie dem Kardinal Petrus Damiani, Bischof von Ostia zuschreiben. Indessen finden wir, dass der heilige Johannes Damascenus, als er noch ein angehender Mönch war, schon die fromme Gewohnheit hatte, zur Ehre der heiligen Jungfrau die Horen zu beten. Hundert Jahre vor Johannes Damascenus hatte der heilige Ildephons, Erzbischof von Toledo ein Officium aus neun Lesungen bestehend verfasst, das an den Samstagen gebetet werden sollte. Man erzählt, die heilige Jungfrau habe ihm für diese von ihm verfassten Tagzeiten und für seine Abhandlung über ihre Jungfräulichkeit gedankt. Andere schreiben die Tagzeiten der allerseligsten Jungfrau dem heiligen Augustin zu.
Beim Konzil von Clermont in der Auvergne, wo man alles mögliche tat, um Maria zu bewegen, der bedrängten Kirche zu Hilfe zu kommen und die Kreuzfahrer unter ihre besondere Obhut zu nehmen, befahl Papst Urban II. der Geistlichkeit alle Tage die Tagzeiten der seligsten Jungfrau zu beten. Von der Geistlichkeit ging dieser Gebrauch auf den Orden des heiligen Bruno, und später auf die Laien über. Mehrere Kathedralkirchen und mehrere religiöse Körperschaften beten die Tagzeiten der heiligen Jungfrau mit dem Brevier des Tages. Im Orden von Cluny betete man alle Samstage, wenn kein Festtag einfiel, die großen Tagzeiten der heiligen Jungfrau.
Es wäre zu weitläufig hier alle Heiligen und frommen Kinder Mariens aufzuzählen, die ihrer erhabenen Mutter diesen Zoll der Lobpreisung und der Liebe beharrlich dargebracht haben. Der heilige Ludwig, König von Frankreich, wusste es inmitten seiner Heere und der unzähligen Geschäfte seines königlichen Amtes möglich zu machen, täglich die Tagzeiten der heiligen Jungfrau zu beten. Der heilige Karl Borromäus betete sie kniend, ohne ein einziges Mal auszusetzen. Als der heilige Vincenz Ferrer noch jung war, nahm er diese fromme Übung an, und behielt sie bis zu seinem Tod bei. Wir könnten auch noch das Beispiel der heiligen Elisabeth, der heiligen Brigitta, der heiligen Katharina von Schweden und so vieler anderer anführen.
Kinder Mariens, bringt eurer Mutter fleißig diesen kindlichen Tribut eurer Liebe dar, so weit eure Aufgaben es erlauben. Es können dadurch auch verschiedene Ablässe gewonnen werden.
Die Tagzeiten der glorreichen Mutter Gottes und der Rosenkranz bildeten jeden Tag die Hauptfreude des heiligen Einsiedlers Bohumil. Täglich betete er dreiundsechzigmal den englischen Gruß zum Andenken an die Jahre, die die heilige Jungfrau auf Erden zubrachte. Diese Andacht ist in Polen allgemein, und Bohumil hatte sie mit der Muttermilch eingesogen. Jedes Mal, wenn er den Namen Mariens aussprach, verneigte er sich ehrfurchtsvoll. Also verdiente er, dass die Mutter Gottes in Begleitung ihres göttlichen Sohnes in der Todesstunde zu ihm kam, um ihm beizustehen und ihn in die himmlische Glorie einzuladen. Er verließ das zeitliche Leben, um in die ewige Herrlichkeit einzugehen, indem er die Worte sprach: "O Jesus, du Sohn Gottes, und der heiligen Jungfrau Maria, nimm meine Seele auf." Dies Beispiel soll uns in der Andacht der Tagzeiten der heiligen Jungfrau bestärken, die dem heiligen Bohumil so lieb war, und zu allen Zeiten Wunder gewirkt hat. (+ 12. Juni 1282)
Wie angenehm Maria das Beten der Tagzeiten ist
Zwei durch ihre Frömmigkeit und Gelehrsamkeit berühmte Kardinäle, der heilige Petrus Damiani und Baronius erzählen uns, dass die Mönche eines Klosters in Italien von Alters her die Gewohnheit hatten, die Tagzeiten der allerseligsten Jungfrau zu beten. Einige laue und nachlässige Ordensleute ließen diesen frommen Gebrauch außer Übung kommen, indem sie als Grund anführten, es sei schon genug, wenn sie alle Tage ihr Brevier beteten, das sie im Gewissen verbinde, ohne auch noch ein anderes Gebet aus purem Überandachtseifer beizufügen. Aber kaum hatte man aufgehört, Maria diese ihrem Herzen so liebe Huldigung darzubringen, als alle möglichen Unglücksfälle über diese sonst so blühende Abtei hereinbrachen. Es meldeten sich keine Novizen mehr, Zwietracht entstand unter den Brüdern, häufige Fälle von Ungehorsam betrübten die Vorgesetzten, mehrere Prozesse und viele andere Widerwärtigkeiten brachten das Kloster an den Rand des Verderbens, und trieben alle Mönche beinahe zur Verzweiflung. Der heilige Petrus Damiani, der dieses Haus besuchte, vernahm ihren Kummer, und erfuhr aus ihrem eigenen Mund die Vernachlässigung, die sie sich gegen Maria hatten zu Schulden kommen lassen. Er riet ihnen dringend an, die Tagzeiten der heiligen Jungfrau von neuem und ohne Verzug zu beten, indem er sie versicherte, Maria habe sie nur deshalb hilflos gelassen, weil sie sie zuerst aufgegeben hätten. Die Mönche wurden durch das Wort des frommen Kardinals gerührt, und kehrten wieder zu der heiligen Übung zur Ehre der Mutter Gottes zurück. Und alsbald sah man den Frieden, die Frömmigkeit und alle Tugenden in der berühmten Abtei wieder aufblühen, die mit dem köstlichsten Segen von der Mutter der göttlichen Gnade überschüttet wurde, die die ihr erwiesenen Huldigungen niemals unbelohnt lässt.
Margareta lebte noch in der Welt, als sie beinahe gezwungen wurde, sich mit einem mächtigen Edelmann ihres Standes zu vermählen. Da sie aber der heiligen Jungfrau gelobt hatte, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, so nahm sie zu dieser guten Mutter ihre Zuflucht, dass sie ihr ihren Schutz verleihe und ihr die Hindernisse besiegen helfe, die sie in ihrer Familie fand. Eines Nachts, da sie mit ihren Gedanken beschäftigt, nicht schlafen konnte, erschien ihr die Mutter Gottes und gab ihr die Versicherung, dass die beabsichtigte Vermählung nicht stattfinden werde. Durch dieses Versprechen beruhigt, stand Margareta sogleich auf, und lief in die Kapelle, um da zur Danksagung die Tagzeiten zur heiligen Jungfrau zu beten. Seit diesem Gesicht empfand sie einen großen Abscheu gegen die Eitelkeiten der Welt. Jede Nacht brachte sie im Gebet zu, und schlief nicht eher ein, als bis die Mutter Gottes sich ihr gezeigt hatte. Maria selbst nahm es auf sich, ihr die Mittel anzugeben, die sie anwenden sollte, um die Welt zu verlassen. Und geleitet von dieser himmlischen Führerin, trat sie in den Orden des heiligen Franziskus ein. Als sie bei der Einkleidung, auf der Erde liegend das "Sei gegrüßt du Meeresstern" mit der größten Andacht betete, und zu den Worten kam: "Zeige dich als Mutter" schnitt sie, von heiliger Inbrunst erfasst, ihr Haar ab, und warf es verächtlich von sich. Im Augenblick ihres Todes hatte sie noch den Trost, Maria zu sehen, und sie vermachte den Schwestern ihres Klosters als eine kostbare Erbschaft die Andacht der Tagzeiten, deren heilsame Wirkungen sie während ihrer Lebenszeit erfahren hatte.
Der selige Jakob, Dominikaner, wurde in seiner Jugend der Obsorge einer seiner Basen, namens Johanna, einer sehr frommen und klugen Frau, anvertraut, die sich bemühte, seinem jungen Herzen eine innige Andacht zu Maria einzupflanzen. Sie lehrte ihn die Tagzeiten der heiligen Jungfrau lesen, und versprach ihm eine Belohnung, wenn er sie hundert Tage hintereinander bete. Jakob tat es halb aus Andacht halb aus Eigennutz. Aber als die hundert Tage verflossen waren, weigerte sich die Tante, ihr Versprechen zu erfüllen. Anstatt darüber böse zu werden, beteuerte Jakob, er wolle von nun an alle Tage diese heilige Andacht verrichten und er hielt Wort. Maria belohnte ihn dafür dadurch, dass sie ihn zum geistlichen Stand im Orden des heiligen Dominikus berief. Der fromme junge Mann, der in einem noch so zarten Alter mehr von der Liebe, als von dem Eigennutz sich hatte leiten lassen, fühlte nun seine Andacht zur heiligen Jungfrau mehr und mehr zunehmen.
Maria ist die Morgenröte unseres Heils, der Heilige Frühling, der Immerwährende Mai in Kirche und Menschheit, unsere mächtige Helferin bei dem Bemühen um eine bessere Welt. Alles, was Pius XII. bislang zur Verherrlichung Mariens getan hat: die Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter, die Dogmatisierung ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel, die Proklamation des Marianischen Jahres und die Einsetzung des Festes vom Königtum Mariens, das wir in diesem Jahr erstmals feiern, will der Verwirklichung seines Herzensanliegens diesen: der „besseren Welt“ der Kinder Gottes unter der milden Königsherrschaft Christi. In dieses Strombett münden die Linien der Geschichte und die Führungen der göttlichen Vorsehung, und der gläubige Christ steht ergriffen vor diesem immer deutlicher erkennbaren Sinn unserer bis in die Fundamente erschütterten Gegenwart. Ihr tiefer Sinn ist: das Zeitalter Jesu anzubahnen, die Große Heimkehr zu Ihm – durch die so offensichtliche und gnadenreiche Heimsuchung Unserer Lieben Frau!
Öffnen wir in Ehrfurcht das Buch der göttlichen Ratschlüsse, soweit der Herr uns Einblick schenken will – Er, der allein die sieben Siegel der Geschichte zu lösen vermag!
Auf der ersten Seite stehen die beiden heiligen Namen: Jesus und Maria! Geschrieben mit absoluter göttlicher Festigkeit! Beschlossen, gewollt und geliebt vor aller Zeit! In unzertrennlicher Zweieinheit einander zubestimmt und von Gott an den Anfang aller Dinge und an die Spitze des Menschengeschlechtes gestellt! Ihnen gebührt die Königsherrschaft über das Universum, über die Engel- und Menschenwelt: Ihm, Christus dem Herrn, der das Haupt des Menschengeschlechtes ist, der Anfang und das Ende, der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und Maria, seiner jungfräulichen Mutter und Gefährtin, die durch ihr mütterliches Fiat Ihm die Herzen öffnet, damit Mensch um Mensch, Generation um Generation sich in Glaube, Liebe und Treue einfüge in die Gliedschaft seines geheimnisvollen Leibes, durch Ihn Anteil gewinne an der Gnade der Gotteskindschaft und hingeführt werde vor das Angesicht des himmlischen Vaters.
Und nun folgt Seite um Seite die Geschichte der Welt: geschrieben von göttlicher Allmacht und Weisheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit – und von menschlicher Mitwirkung, menschlichem Versagen, menschlichem Trotz und menschlicher Reue – und von den hass- und neiderfüllten Machenschaften des Widersachers, der nur auf die Zerstörung des göttlichen Heilsplanes und das ewige Verderben des Menschengeschlechtes sinnt. Wir lesen Seite um Seite. Vertraute Namen begegnen uns: Adam und Eva, Noah, Abraham, Mose, David, Menschen der Sehnsucht, Zeiten auf Christus hin! Und dann jene unendlich kostbaren Blätter mit dem Bericht über das Leben, Leiden und Sterben des Herrn und die Teilnahme seiner Mutter. Alsdann jene, auf denen die Geschichte des neuen Gottesvolkes steht: die Heldengeschichte der Frühzeit, die glorreiche Geschichte des gläubigen Mittelalters, dessen Dome bis zum Himmel strebten. Und jene, die von der Entchristlichung der letzten Jahrhunderte berichten, vom Substanzverlust an Glaube und Liebe, vom wachsenden Egoismus, von dem beängstigenden Massenabfall, von der Generalmobilmachung der infernalen Geister, von der tödlichen Bedrohung durch den kämpferischen Atheismus, der seine Hand nach der Weltherrschaft ausstreckt – aber auch von dem Elend des verlorenen Sohnes fern vom Haus des Vaters. Und schließlich jenes Blatt, auf dem unsere Generation – und ein jeder von uns – die Geschichte unserer Tage schreibt.
Es ist die Zeit eines atemberaubenden Wettlaufes. Vordergründig: in Forschung und Industrie, in dem unaufhaltsamen Wettrüsten aus Angst vor dem Gegner und der allgemeinen Vernichtung. Aber auch hintergründig. Darauf hat Pius XI. hingewiesen: das Gute und Böse liege in einem gewaltigen Wettkampf: deswegen habe niemand das Recht, heute mittelmäßig zu sein: aber man müsse stolz sein, heute leben zu dürfen und Mitspieler zu sein in dem gewaltigen Drama unserer Tage. Es geht darum, wer das Weltimperium gewinnt: Christus oder der Widersacher. Die Gesamtmenschheit ist zum Bewusstsein ihrer Einheit und Zusammengehörigkeit erwacht. Die asiatischen und afrikanischen Völker drängen ungestüm an ihren Platz in der Gemeinschaft der Welt. Die Religionen und Kulte ihrer Vorfahren brechen zusammen. Sie alle stehen vor der Notwendigkeit einer religiösen Umorientierung. Die Entscheidung wird in unserer Generation vollzogen werden. Wie wird sie ausfallen? Für Christus? – Oder die entsetzliche Fehlentscheidung wider Christus für den materialistischen kämpferischen Atheismus?
Das ist unsere Stunde: groß, herrlich, entscheidungsreich! Jede Epoche muss im Lauf der Menschheitsgeschichte ihre menschliche Zustimmung geben zu jenem ewigen Ratschluss Gottes, der Jesus und Maria an die Spitze der Menschheit gesetzt hat. Welche Entscheidung wird unsere Generation treffen? Für Jesus und Maria? Dann kommt die bessere Welt! Oder für den Widersacher und die Gewaltherrschaft der Finsternis? Es ist in der Tat ein atemberaubender Wettlauf. Wer wird ihn gewinnen?
Trotz allem steht unsere in die Entscheidung gerufene, von den Dämonen gejagte Zeit unter dem Zeichen Mariens, und das bestärkt unsere Hoffnung, dass ein besseres Zeitalter, das Zeitalter Jesu, sich anbahnt. Wie viele marianische Tatbestände haben die Päpste der letzten hundert Jahre in die Geschichte unserer Tage eingetragen? Pius IX. verkündete 1854 das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis; vier Jahre später antwortet die Immaculata in Lourdes, und auf dem Vatikanischen Konzil wird das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes verkündet. Leo XIII., der Rosenkranzpapst, weiht das neue Jahrhundert dem heiligsten Herzen Jesu. Pius X. erklärt, die Verehrung Mariens sei das beste Mittel zur Verwirklichung seines Regierungsprogrammes: der allgemeinen Erneuerung in Christus, damit alle durch Christus Kinder des Vaters werden! Zwar seien die Zeiten verhängnisvoll, aber vor unseren Augen leuchte der Regenbogen, die mildherzige Jungfrau; ihr Anblick versöhnte Gott; die mächtige Jungfrau werde bei uns sein selbst in den verzweifeltsten Lagen und den Kampf gegen den Widersacher siegreich vollenden! Pius XI., der die Laien zum Apostolat ruft, der die Schäden der entchristlichten Gesellschaftsordnung klar mit Namen nennt: Gottlosigkeit, Materialismus, Egoismus und Ungerechtigkeit; der durch das Christkönigsfest die wahren Fundamente einer gottes- und menschenwürdigen Gesellschaftsordnung aufzeigt; derselbe Papst hat uns das Fest von der Mutterschaft Mariens geschenkt und erneut zum Rosenkranzgebet aufgefordert. Und schließlich der gegenwärtige Papst! Er vollendet die Selbstbesinnung der Kirche auf ihr eigentliches Wesen: sie ist der „Geheimnisvolle Leib Jesu Christi“, der in unerschöpflicher Fruchtbarkeit für jede neue Aufgabe neue Glieder ausbildet: Orden, Bewegungen, Vereine, die alle ihre besondere Art und Sendung haben, aber dennoch unter einer letzten gemeinsamen Leitung stehen und einander gliedhaft dienen. Christus ist das Haupt, der Heilige Geist das Lebensprinzip, Maria die Herzmitte und Mutter wie schon im Pfingstsaal. Wie sehr haben wir gerade unter Pius XII. die katholische Weite und Fülle erlebt! Wie sehr bleibt gerade bei diesem „marianischen Papst“ die Gestalt und Verehrung Mariens „in Ordnung“: immer im Gefüge des Ganzen, im Dienst Jesu und seines Reiches! Das gilt von den eingangs erwähnten marianischen Taten dieses Papstes und ebenso von seinen Bemühungen um die „bessere Welt“. Nie wird Maria vergessen, immer „steht sie im Dienst“ und in der Ordnung des Ganzen! Es sind oft Kleinigkeiten, aber sie sind bezeichnend. Am Vorabend des Marienfestes (10. Februar 1952) richtet Pius seinen „Weckruf“ an die Stadt Rom. War nicht schon Fatima im Jahr 1917, als Pius die Bischofsweihe empfing, die himmlische „Vorankündigung“ einer besseren Welt? In Erfüllung des Auftrags von Fatima weiht Pius am 7. Juli 1952 die Völker Russlands der Gottesmutter. Russland wird sich bekehren! Die Ausdehnung des Weckrufes auf alle Diözesen Italiens geschieht am 12. Oktober 1952, wo zur selben Zeit in Fatima unübersehbare Scharen das Gedächtnis der Erscheinungen begehen. Kleinigkeiten, die zeigen, dass Maria „dabei ist“. Das „Marianische Jahr“ sollte die „Große Heimkehr“ ins Vaterhaus beschleunigen und den Widersacher aus der Welt verjagen: „Wo Maria herbeinaht, flieht der Teufel, wie die Finsternis sinkt, wenn die Sonne aufstrahlt“, erklärt der Papst am 8. Dezember 1953.
Und nun das Fest vom Königtum Mariens! Es ist die Aufforderung an uns alle, dem Wettlauf des Bösen zuvorzukommen, den rechten Menschheitsentscheid anzubahnen und in die Geschichte unserer Tage unser Amen einzutragen als Zustimmung zu jenem göttlichen Ratschluss, der Jesus und Maria an die Spitze der Welt gestellt hat. Das ist die bessere Welt der Kinder Gottes unter der milden Herrschaft Jesu und Mariens!
Maria im Glaubenskampf der koreanischen Katholiken
Douglas Hyde, dessen Bekehrung vor einem Marienbild, von ihm selbst in seinem Buch „Anders als ich glaubte“ beschrieben wird, gibt in seinem weiteren Werk „Wem werden sie glauben?“ eine meisterhafte Darstellung über die Lage und das Schicksal der Kirche in Korea. Aus dem nüchtern und doch spannend geschriebenen Werk des gewandten Journalisten geht eines mit völliger Klarheit hervor: nur der Glaube kann den Irrglauben überwinden. Die Kommunisten wissen das viel besser als die westliche Welt es wahrhaben will und betrachten die Katholiken darum überall als ihre ärgsten Feinde. Voll Bewunderung neigt man sich nach der Lektüre dieses Buches vor den koreanischen Christen und ihren Missionaren, aber voll Beschämung muss man daran denken, wie wenig wir selber tun, um ihnen zu helfen – und damit letztlich auch uns vor der furchtbaren Bedrohung zu retten, die ihre Schatten je über die Christenheit warf.
Hier ein Abschnitt aus dem Buch, der von dem Vertrauen der koreanischen Katholiken auf Maria, die Hilfe der Christen, Zeugnis ablegt.
In Mokpo wie in jeder anderen größeren Stadt hatten die einheimischen Kommunisten des langen schon als Vorbereitung auf den Tag, da ihre Genossen aus dem Norden kommen und die Stadt „befreien“ würden, Listen mit den Namen und Anschriften aller Katholiken angelegt. Ein Teil des Befreiungsvorganges bestand in der Hinrichtung jedes einzelnen Katholiken.
Als die Nordkoreaner eintrafen, bekamen sie von der örtlichen Fünften Kolonne die Namenslisten und fingen an, ihr Vorhaben, die ganze katholische Gemeinde auszurotten, in die Tat umzusetzen. In den ersten Tagen nach dem Einmarsch der Kommunisten wurde zwar manche persönliche Rechnung aus früheren Tagen beglichen: die Hinrichtung der Katholiken aber sollte ganz planmäßig erfolgen.
Msgr. Brennan, der Columbanerpater, der das Amt des Apostolischen Präfekten ausübte, sowie P. Cusack und P. O`Brian, zwei seiner Geistlichen, wurden verhaftet und von den Kommunisten mitgeschleppt, als sie nach Norden zurückwichen. Es besteht der dringende Verdacht, dass sie zu den Opfern einer Massenhinrichtung in Taijon gehört haben, wo die Kommunisten kaltblütig Tausende von Gefangenen umbrachten und in Massengräbern verscharrten, bevor sie die Stadt räumten.
Als die Kommunisten die drei westlichen Geistlichen aus dem Weg geräumt hatten, machten sie sich in aller Stille daran, auch die führenden Laien zu beseitigen. Die Katechisten sowie der koreanische Hausboy und der Koch des Pfarrhauses wurden festgenommen und viele einfache Katholiken ebenfalls. Sie wurden alle in Reih und Glied aufgestellt, verhört und bekamen dann gesagt, sie würden, wenn sie ihren Glauben an Gott nicht aufgäben, hingerichtet. Nicht einer wurde wankend.
Zwei Tage darauf wurde der Alte Paul allein verhört, während die Kommunisten das Pfarrhaus ausplünderten. Aber der alte Mann war nicht kleinzukriegen und schalt mit ihnen, obwohl er ihr Gefangener war.
„Ihr dürft das nicht nehmen. Es gehört den Missionaren und der Kirche“, sagte er zu ihnen, als er sah, wie sie Anstalten machten, alles aus dem Haus fortzuschleppen.
„Das kann dir doch egal sein, Großväterchen. Du gehst ja sowieso in den Himmel.“
„Kann sein, und es ist mir auch einerlei. Aber mir gefällt es nicht, wie ihr dieses Land an die Russen ausliefert. Und mir gefällt auch nicht, wie ihr die Kirche behandelt.“
„Halt den Mund und mach dich für deinen wunderschönen Himmel fertig. Wir werden hier schon einen richtigen Himmel schaffen, wenn der Krieg vorbei ist.“
Doch bald erhielten die Nordkoreaner den Befehl, die Stadt zu räumen. Offenbar hatten sie aber beschlossen, die Katholiken dennoch zu beseitigen, bevor sie abzogen.
Ein Mann wurde beauftragt, den Alten Paul umzubringen. Einige übergossen das Haus mit Benzin und wollten es niederbrennen. Andere sperrten alle verhafteten Katholiken in eine Garage ein und übergossen auch die mit Benzin. John, der Koch, wurde gezwungen, sein eigenes Grab zu schaufeln, und stand, auf die tödliche Kugel wartend, daneben.
Aber weder der Alte Paul noch John kamen ums Leben: weder ging das Haus des Bischofs noch die Garage voll Christen in Flammen auf. Denn in eben diesem Augenblick erschienen südkoreanische Truppen, unterstützt von amerikanischen Luftstreitkräften, in der Stadt. Der Mann, der im Begriff stand, den Alten Paul umzubringen, wurde selbst, als er davonlief, durch eine amerikanische Bombe getötet, der Kommunist, der Vorbereitungen traf, John, den Koch, in das Grab hineinzuschießen, starb auf dem kurzen Weg zwischen Haus und Kirche mit einem südkoreanischen Messer im Rücken.
Die Kommunisten zogen ab, und die Frauen, die sich auf dem Land in der Umgebung der Stadt versteckt gehalten hatten, kehrten zurück. Die kleine katholische Gemeinde war, ihrer drei Seelsorger beraubt, wieder beisammen.
Dann geschah das Unerwartete. Die nordkoreanischen Kommunisten waren zurückgeschlagen und die Vereinten Nationen nach Norden vorgedrungen: jetzt aber traten die Chinesen in den Krieg ein. Sie standen Gerüchten zufolge bereits in dem Ruf, mit den Katholiken noch grausamer zu verfahren. Und sie stießen geradewegs nach Mokpo vor.
Die Nachricht klang wie Totengeläut für die Einwohner von Mokpo im Allgemeinen und für die Katholiken im Besonderen. Diesmal waren keine Columbanerpatres da, an die sie sich um Rat und Hilfe wenden konnten. Aber die katholischen Gemeindemitglieder begaben sich ganz aus eigenem Antrieb auf den Weg zur Kirche die Anhöhe hinauf, und einige der Heiden schlossen sich ihnen an.
Die Kirche, die bald bis an die Türen gefüllt war, vermochte nicht alle zu fassen, und bald war auch der weite Hof draußen gedrängt voll von Menschen, Heiden wie Christen. Angeführt von ihren Laienkatechisten, begannen sie den Rosenkranz zu beten und flehten zur Gottesmutter, sie möge Mokpo vor den Kommunisten erretten oder, wenn es nicht sein sollte, Gott möge ihnen die Kraft und die Gnade verleihen, als gute Christen zu sterben.
Während die chinesischen Roten weiter und weiter nach Süden vordrangen, verharrte diese vielköpfige bunt zusammengewürfelte Gemeinde die ganze Nacht hindurch im Gebet und bestürmte den Himmel mit ihrem Flehen. Der Feind rückte auf die Stadt zu, aber die große, pausenlose Gebetskanonade ging weiter. Dann, im letzten Augenblick, als es den Anschein hatte, als sei der baldige Fall der Stadt unvermeidlich, trafen die Truppen der Vereinten Nationen ein, trieben die Kommunisten zurück, fort von Mokpo und immer weiter weg, durch das ganze Land bis zum 38. Breitengrad hinauf. Obwohl der Krieg noch jahrelang andauerte, kamen die Kommunisten nicht wieder in die Nähe von Mokpo.
Man kann, wie ich es tat, den Leuten in Mokpo sagen: „Die Streitkräfte der Vereinten Nationen kamen gerade rechtzeitig, um eure Stadt zu retten, nicht wahr?“ Aber selbst die Heiden antworteten: „Die Mutter Gottes war es, die Mokpo gerettet hat.“
Es soll Katholiken geben, die bei der heiligen Kommunion ängstlich bemüht sind, nur an Jesus und nicht etwa an seine Mutter zu denken. Und es soll Priester, ja sogar Bischöfe geben, die nur widerstrebend vor dem in der Monstranz ausgesetzten Allerheiligsten eine Muttergottesandacht halten oder es als „unmöglich“ ansehen, dass ein Marienbild über dem Tabernakel angebracht wird. Sie meinen offenbar, Maria habe mit der Eucharistie nicht viel zu tun, zum mindesten müsse die „Ordnung“ eingehalten werden. Ein Gedanke an sie in dem Augenblick, da man sich mit Jesus vereinigt, ein Gebet zu ihr, wenn der Herr in der Hostie hoch auf dem Altar vor der Gemeinde thront, sei unangemessen, wenn nicht gar ungehörig.
Dabei gehören Jesus in der Eucharistie und Maria auf das engste zusammen! Sehen wir nur genauer hin:
Ist die Eucharistie nicht jene heilige Handlung, in der das Kreuzesopfer von Golgatha in unserer Mitte gegenwärtig wird? Kann man aber dieses Opfer, die Heilige Messe, feiern, ohne der Mutter Jesu zu gedenken? Die Opfergabe, die Priester und auch die Gemeinde dem himmlischen Vater in der Messe darbringen, ist doch der Leib Jesu Christi, „uns gegeben, uns geboren aus der Jungfrau keusch und rein“ (Hymnus „Pange lingua“ vom heiligen Thomas von Aquin). Und ist die Eucharistie nicht das Fleisch Christi, das wir beim Opfermahl der Messe als Speise unserer Seele empfangen? Dieses Fleisch aber hat der Herr unter der Überschattung des Heiligen Geistes „angenommen aus Maria, der Jungfrau“ (Credo der Heiligen Messe). Maria hat die Opferspeise wesentlich mitbereitet. Nicht nur das. Sie nahm in besonders enger Weise teil an der Opferhandlung von Golgatha, die auf dem Altar erneuert wird. Als Jesus den Kreuzweg ging, war Maria an seiner Seite, und als er sein Opfer am Kreuz vollbrachte, da stand sie zum Zeichen der Einheit mit ihm, unter dem Kreuz. Von Marias Anteil am Opfer ihres Sohnes sagt Papst Benedikt XV.: „Um unserer Erlösung willen gab sie ihre mütterlichen Ansprüche auf Jesus preis und opferte ihn, soweit es auf sie ankam, der göttlichen Gerechtigkeit hin, so dass man mit gutem Grund sagen kann, sie habe zusammen mit Christus die Menschheit erlöst.“
Maria war also nicht nur durch die natürlichen Bande des Blutes einzigartig mit Christus verbunden. Zwischen ihnen herrschte „die Einheit des Leidens und Willens“, so dass Maria, wegen ihres Zusammenhanges mit dem Opfer Jesu, die „Wiederherstellerin der verlorenen Welt“ und „die Mittlerin aller Gnaden“ wurde (Pius XI.).
Ist es also, da Maria und die Eucharistie dermaßen innig miteinander verbunden sind, ungebührlich, während der Heiligen Messe und bei der heiligen Kommunion auch an sie zu denken? Ihr zu danken, dass sie sich in selbstloser Weise zu unserer Erlösung in den Dienst Christi gestellt hat?
Wir sollten aber auch aus einem anderen Grund an Maria denken, wenn wir das eucharistische Opfer feiern und zum Tisch des Herrn gehen: dann wie von ihr die rechte Haltung lernen.
Müssen wir nicht gestehen, dass wir bei der Heiligen Messe oft oberflächlich sind? Können wir behaupten, dass wir immer mit der gebührenden Haltung kommunizieren? Eine schöne landläufige Redeweise besagt, der Katholik nehme bei der heiligen Kommunion Christus in sein Herz auf. Trifft das in Wirklichkeit zu? Schließen wir tatsächlich unser Herz für Christus auf? Lassen wir ihn in die Mitte unseres Wesens ein? So dass die Kraft der Eucharistie unser Inneres bis in die tiefsten Gründe durchströmen kann? Wir Katholiken leiden vielfach an einer Krankheit, die heute weit verbreitet ist: an der Spaltung unserer Person. Wir haben uns selbst gespalten! Wir verstehen es, die verschiedenen Schichten unseres Seins voneinander zu trennen, etwa so wie ein Autofahrer mit Hilfe der Kupplung den Motor seines Wagens vom Getriebe trennt. Vor allem die innerste Kammer unseres Ich, in der wir die geheimsten Gedanken denken, die entscheidenden Taten beschließen, schirmen wir wie mit einem Eisernen Vorhang gegen jede Macht, die von außen eindringen will, fugendicht ab. Auch gegen die Macht, die uns in der Brotsgestalt ergreifen und erfüllen will. Selbstsüchtig, wie wir sind, geben wir Jesus nicht unser Herz preis. Kann es, da wir uns so verhalten, Wunder nehmen, wenn unser Kommunionempfang nicht genug Früchte bringt? Die Fruchtbarkeit eines Samenkorns wird entscheidend mitbestimmt von den Bedingungen des Bodens, in den es fällt. Der Same des eucharistischen Brotes muss, um sechzig- und hundertfältige Frucht bringen zu können, in das Erdreich des menschlichen Herzens fallen, sonst verdorrt oder erstickt die keimende Saat wie jene, die auf felsigen Boden und unter die Dornen fiel.
Aber wir Christen spalten nicht nur unsere Person, wir spalten auch unsere Zeit. Und wie wir von unserer Person für Christus statt des Kernes nur die Schale übrighaben, so schenken wir ihm von unserer Zeit nur ein paar dürftige Stunden am Rand. Gerade die Zeit, in der wir arbeiten, die Welt mitgestalten, Menschen beeinflussen, diese entscheidende Zeit enthalten wir Christus vor. Wen wundert es, dass die Zeit, in der wir leben, unser Jahrhundert, nicht von Christus geprägt ist, da wir Katholiken unsere Zeit nicht von Christus prägen lassen?
So ist es höchst notwendig, dass wir heutigen Katholiken an Maria denken, auf ihr Beispiel schauen, um zu lernen, wie wir unsere Halbheit überwinden können und in der rechten Weise die Heilige Messe mitfeiern, die heilige Kommunion empfangen.
Was wir bei uns beklagen müssen: die Gespaltenheit unseres Wesens, die Verschlossenheit, die kalte Unentzündbarkeit unseres Herzens Christus gegenüber, fehlte bei ihr ganz und gar.
Sie war, so kann man sagen, unter allen Menschen die erste, die die heilige Kommunion empfing. In der Verkündigungsstunde von Nazareth kehrte der Sohn Gottes in sie ein, nicht wie bei uns unter den sakramentalen Gestalten, sondern „leibhaftig“. Wie aber hatte sie sich für dieses Kommen Christi bereitet! Vom ersten Augenblick ihres Daseins an gehörte sie ganz ihm. Sie war Jungfrau und wollte Jungfrau bleiben. Das heißt: sie wollte als Braut einzig dem Herrn zu eigen sein. Als sie „Ich bin die Magd des Herrn!“ sprach, öffnete sie Christus ihre ganze Person bis hinab in den mütterlichen Grund. Alle Kräfte und Säfte ihrer Natur, das Sinnen und Sorgen ihres Herzens trat in den Dienst ihres göttlichen Kindes.
Auch die unselige Spaltung der Zeit, des Lebens in ein Sonntagschristentum und Werktagsheidentum, war ihr völlig fremd. In den Monaten zwischen Verkündigung und Geburt lebte sie in mütterlicher Hingabe ausschließlich für das Kind in ihrem Schoß. Arbeit für Christus war der Inhalt ihres Daseins in den dreißig Jahren des verborgenen Heilandslebens zu Nazareth. „Alles meinem Gott zu Ehren, in der Arbeit, in der Ruh!“ das blieb bei Maria nicht nur ein schöner Vorsatz, das machte sie Tag für Tag im Leben wahr.
Gibt es eine bessere Schule, die rechte Art der Mitfeier der Heiligen Messe, die rechte Haltung für den Empfang der heiligen Kommunion zu erlernen, als das lebendige Vorbild Marias?
Noch ein dritter Grund muss uns bewegen, die Mutter des Herrn im Zusammenhang mit der heiligen Eucharistie nicht zu übersehen. Maria gibt nicht nur das beste Beispiel, wie wir die Heilige Messe mitfeiern und uns für das Kommen des Heilandes rüsten sollen: Maria kann uns für Christus bereiten!
Weil die Kraft Christi ungehemmt, wie in ein offenes Gefäß, in sie einströmen konnte, und sie nun randvoll füllt, darum stellt auch sie eine Kraft dar, eine Kraft, die uns oberflächliche, geteilte Katholiken aus unserer Ichversponnenheit und Halbheit ganz auf die Seite Christi zu ziehen vermag. Der Herr hat sie vom Kreuz herab uns zur Mutter gegeben. Mit der Mutteraufgabe erhielt sie auch Muttermacht. Was der Mensch aus eigenem nur schwer fertigbringt, gelingt dem mütterlichen Einfluss Marias leicht: ein Herz für den Herrn aufzuschließen. Tiefer als sie, die am innigsten mit Christus litt, kann uns niemand das lebendige Verständnis des eucharistischen Opfers vermitteln. Besser als sie, die ihn neun Monate unter dem Herzen trug, vermag kein Mensch sonst uns in das Geheimnis der heiligen Kommunion einzuführen. Unter ihren linden Mutterhänden heilt die unser Wesen spaltende Wunde der Ichsucht zusammen. In der Sonne ihrer Mutterliebe blüht unser Herz Christus entgegen. Sie kann den Samen des göttlichen Lebens, der bei der heiligen Kommunion in unser Herz gesenkt wird, am besten betreuen und pflegen, bis Christus geheimnisvoll in unserer Seele neugeboren wird, und wir zum vollen Mannesalter Christi heranwachsen.
Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, die neun Monate lang denjenigen in ihrem keuschen Schoß getragen hat, der die Nächstenliebe selbst ist, flößt ihren frommen Kindern ein zärtliches Mitleid für alle Unglücklichen ein, die in Dürftigkeit und Krankheit schmachten.
Und wie sollte Maria nicht in Wirklichkeit eine Vorliebe für die Unglücklichen haben, die die leidenden Glieder ihres göttlichen Sohnes sind?
Nach dem Tabernakel, wo er wohnt, ist Jesus Christus nirgends mehr, als bei denjenigen, die leiden. Er selbst versichert uns im Evangelium, dass er alles, was wir für sie tun, so ansehe, als ob wir es ihm getan hätten.
Die schwache Stimme, die euch bittet, ist die Stimme eures Heilands. Die Hand, die an eure Tür klopft, wenn draußen der Sturm heult und der Regen in Strömen herabfällt, ist die Hand, die am Kreuz für euch mit Nägeln durchbohrt wurde. Den Armen abweisen, heißt den göttlichen Sohn Mariens abweisen, heißt im Herzen dieser zärtlichen Mutter den Schmerz erneuern, den sie empfand, als man ihr zu Bethlehem die Gastfreundschaft verweigerte, Dies ist das große Geheimnis der christlichen Liebe, ein Geheimnis, das uns eine neue Eucharistie bietet, worin wir Gott in den Armen speisen, wie unser Gott uns mit sich selbst speist unter den sakramentalen Gestalten. Durchdrungen von dieser rührenden Wahrheit schätzen sich nach dem Beispiel ihrer zärtlichen Mutter alle frommen Kinder Mariens glücklich, den göttlichen Heiland in der Person der Notleidenden unterstützen und trösten zu können.
Der heilige Gregor erzählt uns im Leben des seligen Deodatus, eines Schusters von Profession, dass dieser fromme Handwerksmann alle Samstage in die Peterskirche zu Rom ging, wo er zur Ehre Mariens an die Armen alles verteilte, was er die Woche über verdient hatte. Diese Wohltätigkeit war Maria so angenehm, dass sie einem ihrer andächtigen Diener in einem Gesicht zeigte, wie Baumeister für Deodatus einen goldenen Palast bauten.
Der heilige Ludwig, König von Frankreich, hatte eine bewunderungswürdige Andacht zur Mutter Gottes. Um seiner erhabenen Patronin zu gefallen, ließ er an jedem Samstag, dem Maria geweihten Tag, eine Menge armer Leute in seinem Palast zusammenkommen, wusch ihnen nach dem Beispiel seines göttlichen Meisters die Füße in einem Becken, trocknete sie mit seinen königlichen Händen ab, und küsste sie mit einer Ehrfurcht, die deutlich zeigte, dass er in ihnen die Glieder Jesu Christi erkenne. Um die Mildtätigkeit mit der Demut zu vereinigen, ließ er sie speisen, und bediente sie bei Tisch eigenhändig, tausend Mal glücklicher, auf solche Weise Jesus Christus und seine heilige Mutter zu verherrlichen, als über alle Ehrenbezeugungen, die er von seinem Hof erhielt. Schließlich beendete er diese rührende Handlung damit, dass er an jeden dieser dürftigen Leute zur Ehre Mariens ein reichliches Almosen verteilte. Dieser heilige König hatte gewünscht, am Samstag zu sterben, als wollte er durch das Opfer seines Lebens den Huldigungen, die er an diesem Tag der erhabenen Himmelskönigin erwiesen hatte, die Krone aufsetzen. Maria erhörte seine Bitte, und der heilige Ludwig entschlief an diesem Tag sanft in der Umarmung seiner göttlichen Mutter.
Die heilige Elisabeth von Ungarn hatte von der zartesten Kindheit an eine so große Neigung zum Dienst Gottes, dass sie, obgleich erst fünf Jahre alt, gerne in die Kirche ging, wo sie mit so viel Inbrunst und Liebe betete, dass man Mühe hatte, sie daraus zu entfernen. Unter ihren Andachten war eine der hauptsächlichsten die zur allerseligsten Jungfrau, und da sie gerne Almosen gab, so teilte sie an die Armen alles Geld aus, das sie auftreiben konnte, unter der Bedingung jedoch, dass sie das Ave Maria beten sollten. Es war dies eine sinnreiche Art, den Marien-Kult zu verbreiten. Wer dies nicht durch Almosen zu erzielen vermag, wird es gewiss durch seinen Rat vermögen, und er wird bei seinem Tod dafür belohnt werden.
Mehrere Heilige führten den Namen Elisabeth. So auch die Tochter des Königs Peter von Aragonien, der im Ruf der Heiligkeit starb.
Von Jugend auf fromm erzogen und von Natur aus zur Tugend geneigt, versprach sie für die Zukunft das Beste. In ihrem dreizehnten Lebensjahr wurde sie an König Dionys von Portugal vermählt. Auch auf dem Thron setzte sie ihre Übungen, besonders die Verehrung der seligsten Jungfrau fort.
Nach dem Tod ihres Gemahls, um dessen Bekehrung sie gebetet hatte, trat Elisabeth in das Kloster der Klarissinnen und tat sich hier durch Demut, Enthaltsamkeit und Gehorsam hervor. Worin sie aber besonders sich auszeichnete, war das Fasten, das sie an allen Vorabenden der Marienfeste, besonders in den vierzig Tagen vor Ostern übte.
Als die heilige Königin Elisabeth dem Tod nahe war, stand an ihrem Bett die Königin Beatrix, ihre Schwiegertochter, die ihr immer zusprach und sich bemühte, durch die anstrengendste Sorgfalt ihre Leiden zu lindern. Plötzlich wendete sich Elisabeth an Beatrix und sagte zu ihr: "Meine Tochter, mach doch der Dame Platz, die hier kommt." "Ich sehe niemand", antwortete Beatrix. "Wie," versetzte Elisabeth, "du siehst die weißgekleidete Frau nicht, die auf uns zukommt?" Beatrix sah niemanden, aber sie dachte sich, die Frau, von der die Sterbende sprach, müsste die Königin der Engel sein, die kommt, um eine ihrer ergebensten Dienerinnen in der Sterbestunde zu stärken. Elisabeth, die fühlte, dass der Tod ihr nahe war, wiederholte mehrere Male unter Liebesseufzern: "Maria, Mutter der Gnade, Mutter der Barmherzigkeit, beschütze mich gegen die Angriffe des Feindes und nimm mich auf in der Stunde des Todes." Gleich darauf schlossen sich ihre Augen sanft, sie hatte aufgehört zu leben.
Es ist nicht überraschend, dass die Mutter Gottes eine Heilige, die ihr ganzes Leben lang ihr mit einem solchen Eifer gedient hatte, mit einer so ganz besonderen Gnade beglückte. Elisabeth bereitete sich auf das Fest Mariä Himmelfahrt immer mit einem vierzigtägigen Fasten vor, währenddessen sie keine anderen Nahrungsmittel zu sich nahm, als solche, die während der Fastenzeit erlaubt waren. An den Tagen vor den übrigen Festen fastete sie bei Wasser und Brot. So lebte eine Königin, die von Jugend auf an die Leckerbissen einer königlichen Tafel gewöhnt war, denn sie erinnerte sich der Mäßigkeit, die Maria beobachtet hatte, obgleich sie aus der erlauchten Familie des Königs David abstammte.
Noch ein anderes Beispiel zu Ehren Mariens:
Der heilige Papst Peter Cölestin, war ein sehr eifriger Diener Mariens. Da ihm im Alter von drei Jahren in Folge eines Sturzes auf einen spitzen Gegenstand das Auge ausgelaufen war, so heilte die heilige Jungfrau dieses Organ gründlich und machte es wieder schön und gesund, wie es vorher gewesen war. Als er später die Schulen besuchte, wurde er von der heiligen Jungfrau und dem heiligen Evangelisten Johannes oft besucht und unterrichtet. Im Mannesalter pflegte er jährlich vier strenge Fasten zu halten, wovon das dritte immer der Verehrung der Mutter Gottes geweiht war. Er begann es am Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, und beendete es mit Mariä Himmelfahrt. Er unterließ niemals, die zahlreichen Gläubigen, die ihn besuchten, zur Andacht und Liebe zu Maria aufzumuntern. Und in den Jahren, die er auf dem Stuhl des heiligen Petrus zubrachte, vernachlässigte er nichts, um den Kult derjenigen zu verbreiten, die der Schild der streitenden Kirche ist.
Das Magnificat ist das erste geistliche Lied des Neuen Testaments, der herrlichste Gesang der heiligen Schriften, der, der zugleich am meisten Schwung in den Gefühlen, und am meisten Erhabenheit in den Worten enthält. Es ist dies das bewunderungswürdigste Gedicht, das den höchsten Begriff von Gottes Größe gibt. Es ist der schönste Psalm unter den heiligen Gesängen, der Gesang, den die Priester nur aufrecht stehend singen, indem sie dabei vor dem Bildnis Mariens das Rauchfass schwingen.
Das Magnificat ist das erhabenste Lied, das die Poesie der Engel der Erde gegeben hat, die fließendste, bündigste und glänzendste Erzählung der umfassendsten Tat, die je geschah.
Das Magnificat ist ein Gesang der Lobpreisung, ein Gesang der Bewunderung, der Dankbarkeit und der Liebe. Es ist der höchste Ausdruck der glühendsten Begeisterung, die göttlichste Bezeichnung der himmlischsten Verzückung, die jemals eine unsterbliche Seele berauscht hat.
Das Magnificat ist der Gesang der göttlichen Mutterschaft in ihrem ersten Aufjauchzen, das Hochzeitslied des Heiligen Geistes, der Hymnus des Wortes bei seiner Einkehr in Maria. Der Herr selbst lobpreist seine Mutter durch ihren eigenen Mund, der bloß das äußerliche Werkzeug ist, um die bewunderungswürdige Hymne ausströmen zu lassen, die das Wort ihrem Herzen einflößte.
Seit ich Priester bin, sagt darüber Pater Gerambe, habe ich niemals dem kirchlichen Gottesdienst, besonders an den der Verehrung der heiligen Jungfrau geweihten Tagen beigewohnt, ohne dass das Magnificat meine Seele entzückt, ohne dass es die schönsten Gedanken, die zartesten Empfindungen in mir erweckt hätte. Wie oft ist es mir nicht begegnet, mich selbst zu fragen, wie von den Lippen einer demütigen, von armen Eltern geborenen Tochter, ohne Wissenschaft und Kunst, so große, so erhabene Worte haben ausgehen können? Wie diese in Verborgenheit lebende Jungfrau, die niemals die Welt kannte, und der Welt immer unbekannt war, wissen und vorhersagen konnte, dass die ganze Welt, dass alle Geschöpfe sie nicht nur kennen, sondern sie von nun an und in alle Ewigkeit selig preisen würden? Und in dem Entzücken, in das mich ein solches Wunder versetzte, konnte ich Gott nicht genug dafür danken, dass die Menschen, die da guten Willens sind, im Magnificat einen der schönsten prophetischen Beweise für die Göttlichkeit der Religion, die Jesus Christus auf die Erde brachte, finden sollten.
"Überblickt, ich bitte euch," sagte der heilige Ildefons, "alle Länder, die die Sonne bescheint, und seht, dass es beinahe keine Nation, kein Volk gibt, das nicht an Christus glaubt, und dass überall da, wo Christus bekannt ist und angebetet wird, auch die ehrwürdige Maria Mutter Gottes selig gepriesen wird. Auf dem ganzen Erdenrund, in jeder Sprache wird die Jungfrau Maria selig gesprochen; so viele Menschen es gibt, ebenso viele Zungen gibt es hierfür! Was sie allein vorausgesagt hat, das bringen alle in Erfüllung."
Um Gott für die Gnaden zu danken, die er der allerseligsten Jungfrau erwiesen hat, werden alle Kinder Mariens nach dem Beispiel der seligen Maria von Oignies und vieler anderer Heiligen recht oft das Magnificat sprechen. Dies ist das einzige Gebet und das einzige Werk, das Maria verfasst hat. In diesem Gesang gibt es Geheimnisse, die über den Verstand der Engel hinausgehen.