1. Lebe sorgsam vor Gott, und hüte dich vor Rückfällen in die alten Sünden. Denn je öfter eine Sünde verziehen wurde, um so unverzeihlicher wird sie. Je mehr sie an Anzahl zunimmt, um so mehr auch nimmt sie an Bosheit zu, und wird gleich einer alten Wunde unheilbar. Sünden, die einmal zur Gewohnheit wurden, wandeln sich bald in Notwendigkeit, weil der Wille immer schwächer, der Geist immer blinder, die Leidenschaften immer unbändiger, die Heilmittel dagegen immer unwirksamer werden. Und so gerät der Mensch, der mit so großer Erkenntnis und so schnödem Undank von Gott sich abwendet, abermals in die Schlinge des unsichtbaren Feindes, der ihn nun um so fester hält.
2. Dürfen wir uns wundern, dass so viele durch ihre beständigen Rückfälle ein Raub der Verdammnis wurden? Durch dies beständige Fortsündigen treibt der Mensch seinen Spott mit dem Allerhöchsten, er verachtet seine Geduld, trotzt seiner Gerechtigkeit, sündigt vermessen auf Gottes Barmherzigkeit, tritt das Blut der Erlösung mit Füßen, und reizt Gottes Langmut zum Zorn. Auf die sündige Lust folgt dann die Bitterkeit, auf die Vermessenheit die Verzweiflung, auf die Barmherzigkeit die Rache, wie die Schrift bezeugt, die spricht in Jesus Sirach 5,4-7: "Sag nicht: Ich habe gesündigt, doch was ist mir geschehen? Denn der Herr hat viel Geduld. Verlass dich nicht auf die Vergebung, füge nicht Sünde an Sünde, indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, er wird mir viele Sünden verzeihen. Denn Erbarmen ist bei ihm, aber auch Zorn, auf den Frevlern ruht sein Grimm. Zögere nicht, dich zu ihm zu bekehren, verschiebe es nicht Tag um Tag. Denn sein Zorn bricht plötzlich aus, zur Zeit der Vergeltung wirst du dahingerafft."
3. O ewige Güte, nicht würdig bin ich, nach so vielfältigem Undank und Meineid, die Augen zu dir zu erheben, denn nicht Schwäche und Gebrechlichkeit, sondern Bosheit, Verachtung, Unbußfertigkeit muss ich meine Sünden nennen, die nicht zu entschuldigen sind, und keine Verzeihung verdienen. Dennoch, mein Gott, verzweifle ich nicht an deiner Barmherzigkeit, der du kein reuiges und zerknirschtes Herz verwirfst. Und da du mir befiehlst Buße zu tun, so will ich heute noch beginnen, sie aufrichtig und ernsthaft zu wirken, will im Sakrament der Gnade mich reinigen, und von nun an dir getreu und unablässig dienen. "Gott will nicht, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren." (2. Petrus 3,9b)
1. Viele glauben an den Herrn Jesus, doch nur wenige glauben ihm. Erwäge aber, ob du zu dieser geringen Anzahl gehörst. Zwar sagst du, du glaubst an Jesus als an den wahren Sohn Gottes, und notwendig ist dieses Bekenntnis zur Seligkeit. Prüfe dich jedoch, ob du ihm auch glaubst. Glaubst du Jesus wirklich, wenn er spricht: "Wachet und betet, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde." Würdest du dann so sorglos in den Tag leben, und so vielen Gefahren zur Sünde dich aussetzen? Glaubst du seiner Versicherung: "Gebt, und es wird euch gegeben werden." Würdest du dann so ängstlich fürchten, Not zu leiden, wenn du Bedürftigen kräftigen Beistand leisten sollst? Heißt dies Jesus glauben?
2. Woher aber dieser Halbglaube? Aus unserer Sinnlichkeit! Es ist eben nicht schwer, an Jesus zu glauben. Auch tut es nicht weh, ihn am Kreuz leidend und sterbend zu betrachten. Aber ihm glauben, wenn er befiehlt, sich selbst zu verleugnen, sein eigenes Fleisch samt seinen bösen Gelüsten zu kreuzigen, wenn wir in den Himmel eingehen wollen: dies allerdings ist schwer, und tut der Natur weh. Warum glaubt der Gottlose und Unzüchtige nicht, was Jesus von der Unzucht und vom ewigen Feuer spricht? Weil sie auf ihre Laster verzichten müssten. Da sie aber dies nicht wollen, darum glauben sie lieber gar nicht an ihn. Siehe, wohin dieser sündhafte Halbglaube führt.
3. Es genügt also nicht, dass du an Jesus glaubst, du musst auch Jesus glauben. "Denn die Schrift sagt: Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet." (Römer 4,3) Nicht dadurch wurde er gerechtfertigt, dass er an Gott glaubte, sondern dass er Gottes Worten glaubte. Viele Heiden glaubten, ja auch die bösen Geister glauben an ihn, ohne deshalb gerechtfertigt zu werden. Der Glaube an Christus ist allen Christen gemeinsam, sowohl Sündern als Gerechten. Dennoch ist die Hölle voll von solchen, die einst an Christus glaubten. Aber die ihm glaubten, richteten ihr Leben nach diesem Glauben aus, und freuen sich nun in der himmlischen Seligkeit. "Herr, lehre mich Güte, Zucht und Erkenntnis, denn ich habe deinen Geboten geglaubt." (Psalm 119,66)
1. Höre den Ausspruch des Heiligen Geistes über das fluchwürdige Laster des Stolzes, und lerne es aus ganzem Herzen verabscheuen. "Der Stolz ist der Anfang aller Sünde, und wer damit behaftet ist, der wird mit Fluch erfüllt werden, und sie wird ihn zuletzt stürzen." (Jesus Sirach 10) Durch ihn begann die Sünde im Himmel, sie erfüllte den stolzen Cherub mit Fluch, und stürzte ihn in die ewige Verdammnis. Und was ist auch jede Sünde anderes als Stolz, der gegen Gottes heiliges Gebot sich empört? Nimm den Stolz aus der Welt, und es schwinden die meisten Laster mit ihm. Denn aus ihm gehen Herrschsucht, Vermessenheit, Heuchelei, Starrsinn, Rachsucht, Ungerechtigkeit, Unbarmherzigkeit und noch viele andere Laster gleich ebenso vielen Missgeburten hervor.
2. So abscheulich ist dieses Laster, dass der Stolze, der Hochmütige es vor sich selbst verbirgt. Zeigt aber dies nicht allein schon, dass etwas sehr Niedriges und Schändliches darin verborgen liegt, das den Menschen herabwürdigt? Indessen nagt dieser giftige Wurm sogar an dem Herzen nicht weniger, sonst gottesfürchtiger Menschen. Und so subtil ist dieses Gift, dass es ihre innerlichen Augen verblendet, so dass sie es nicht einmal in sich erkennen. Und hier greife in dein eigenes Gewissen, und findest du dieses Laster in dir, so ertöte es vor dem Kreuz deines demütigen Herrn.
3. Kein Laster ist auch so sehr gegen die Natur des Menschen. Denn was ist dieser Leib der Sünde, wenn nicht ein Raub und eine baldige Speise der Würmer? Blicken wir aber in unser Inneres: was anders sehen wir dann als Blindheit, Elend und Sünden, bei deren Anblick wir fürwahr in den Abgrund unseres Nichts versinken sollten. Und dennoch strebt dieses Laster mit aller Macht sich zu erheben. Darum auch widersteht Gott dem Stolzen, ja ihn zu demütigen und zu beschämen, überlässt seine Gerechtigkeit ihn den abscheulichsten Begierden seines Herzens und den schändlichsten Ausschweifungen. Demütigen wir uns vor Gott und den Menschen, wenn wir seine Gnade erlangen und bewahren wollen. Jakobus 4,10: "Demütigt euch vor dem Herrn; dann wird er euch erhöhen."
Selten ist ein Mensch gänzlich frei von Leidenschaften.
Gib mir, Herr, der Liebe Licht, Meines Heiles Feind zu finden; Und ihn, der mit Arglist fischt, Stark im geistigen-Kampf zu überwinden.
1. Ja meistens haben wir alle gegen mehrere Leidenschaften zu kämpfen, unter denen eine hervorragt, die über alle anderen herrscht und sie in Bewegung setzt. Diese Hauptleidenschaft ist, je nach den verschiedenen Gemütern, verschieden. Bei dem einen ist es der Stolz, und der drängt ihn Tag und Nacht, sich hervorzutun, und alle anderen zu verachten. Bei anderen ist es der Zorn, der immer Feuer und Flammen spuckt, und wegen eines unbedeutenden Wortes in Wut gerät. Bei anderen der Neid, der sie verzehrt, wenn es anderen gut ergeht. Bei noch anderen die Verleumdungssucht, die alles mit ihrem Gift begeifert. Nur diese sollen erwähnt sein, um nicht von den vielen anderen schändlichen Leidenschaften zu sprechen.
2. Diese herrschende Leidenschaft ist der Hauptquell unserer Sünden, denn sie fließt in unsere Gedanken, Begierden, in all unsere Werke, in unser ganzes Leben ein. Und arbeiten wir ihr nicht mit Gewalt entgegen, so verfinstert sie unseren Verstand, und schlägt uns mit so furchtbarer Blindheit, dass wir im Laster uns beruhigen. Wird aber das Gewissen dennoch aufgeschreckt, und fühlt eine Seele die Notwendigkeit, Widerstand zu leisten, so ist doch ihr Kampf nur schwach. Und da es ihr nie recht ernst ist, wird sie beinahe immer überwunden. So geschieht es, dass diese Lieblings-Leidenschaft immer tiefere Wurzeln greift, und selbst im Tod nicht mehr weicht.
3. Erforsche dich selbst, und lerne diese Hauptfeindin deines Heils kennen. Es ist hier fürwahr kein Scherz, denn viele stürzte sie in die ewige Verdammnis. Fasse daher den festen Entschluss, sie männlich zu bekämpfen, und verschiebe diesen Kampf nicht auf die Zukunft. Denn je länger du wartest, um so heftiger wird sie, um so schwächer dein Mut, um so gleichgültiger dein Wille, und um so mehr entfernt sich die Gnade. Täusche dich also nicht selbst, sondern rufe den Beistand Gottes an, und du wirst mit seiner Hilfe siegen und zu großer Freiheit des Geistes gelangen. "Durch dich, mein Gott, werde ich von der Anfechtung errettet werden; und in dir werde ich alle Mauern und Hindernisse übersteigen." (Psalm 18,30)
Der heilige Wilhelm, zu Paris um das Jahr 1105 geboren, stammte von einer vornehmen Familie ab und wurde seinem Onkel, dem Abt von St. Germain des Prés, zur Erziehung übergeben. Nachdem er sich in allen Wissenschaften wohl ausgebildet, entschloss er sich zum Weltpriesterstand, in der reinen Absicht, Gott und dem Nächsten zu dienen. Zum Subdiakon geweiht, verschaffte ihm sein Onkel eine Chorherrenstelle an der Kirche der heiligen Genovefa zu Paris.
Gebet am 6. April
Heilige Mutter Gottes, meine liebe Mutter Maria. Du hast so großen Anteil an meiner Seligkeit genommen, dass du sogar den geliebtesten Gegenstand deines Herzens, deinen geliebten Jesus zum Opfer am Kreuz hast darbringen wollen. Wenn du also so sehr mein Heil wünschst, so geziemt es sich auch, dass ich nach Gott alle meine Hoffnung auf dich setze. Siehe, hochgebenedeite Jungfrau Maria, auf dich setze ich all mein Vertrauen. Um der Verdienste willen, die du heute durch das große Opfer deines Sohnes, das du Gott darbrachtest, erworben hast, bitte ich dich, erbarme dich meiner armen Seele, für die dies unschuldige Lamm, dein Jesus, am Kreuz hat sterben wollen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Wilhelm
Wir bitten Dich, o Gott, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Wilhelm, dass wir uns weder durch die bösen Beispiele, noch durch das Gespött und die Verfolgungen von der Treue in Deinem Dienst abwendig machen lassen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Jesus Christus
Schenke uns, o Herr, dass wir uns allezeit vor dem Eigensinn, besonders in Religionssachen, in Acht nehmen, und uns stets Deiner Worte erinnern: Wenn ihr nicht werdet wie die Kleinen, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Gott
Allmächtiger Gott, bewahre uns vor jener Eitelkeit, die, um das Lob eines toleranten Sinnes zu haben, die geheiligten Rechte der Wahrheit und Tugend ihren Feinden und Lästerern preis gibt, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Dem Eifer des heiligen Papstes Cölestin ist größtenteils zuzuschreiben, dass die Lästerungen des Nestorius gegen die seligste Jungfrau als Mutter Gottes sowohl in dem Konzil zu Rom als in dem allgemeinen zu Ephesus feierlich verdammt, und die seligste Jungfrau als eine wahre Mutter Gottes von der ganzen katholischen Kirche mit neuer Andacht erkannt und gepriesen worden ist.
1. Bereite dich mit Andacht und heiligem Ernst zu dem großen Werk deiner Rechtfertigung. Und gehe in dein Inneres ein, alle Falten deines Herzens zu durchforschen. Sei jedoch nicht so mit deinen Fehlern beschäftigt, dass du darüber die wahre Reue und Zerknirschung vergisst. Denn manche suchen ihre Sünden mit Ängstlichkeit auf, gedenken aber der Reue darüber nur oberflächlich, beherzigen auch weder Gottes unendliche Güte, noch ihren Undank und ihre Untreue, noch die Ursache ihrer Sünden, noch auch die Mittel sich zu bessern. Sie bedenken nur was sie zu sagen, nicht was sie zu tun haben, daher die geringe Frucht so vieler Beichten.
2. Rufe den Heiligen Geist andächtig um seine Erleuchtung an, und tue dann was an dir ist, mehr verlangt der Vater des Erbarmens nicht. Hast du eine genügende Zeit auf die Erforschung deines Gewissens verwendet, so ängstige dich nicht weiter, denn gern verzeiht Gott dir die Sünden, die deine Gebrechlichkeit vergaß. Mehr liebt er es, dass du dein Herz, als dass du deinen Verstand anstrengst, mehr, dass du deine Sünden verabscheust, als ihrer dich erinnerst, mehr, dass du deinen Willen beugst, als dein Gedächtnis peinigst. Er will, dass du dich vor ihm demütigst, deinen Willen ihm zum Opfer bringst, und auf seine Barmherzigkeit vertraust.
3. Erwecke wahre Reue und tiefsinnige Zerknirschung über deine Fehler, und verabscheue sie in Gottes heiliger Gegenwart. Indessen ist die Tiefe der Empfindung nicht das Maß des Schmerzes und der Reue. Wahrhaft zerknirscht ist, wer keine falsche Beicht ablegen will, wer fest entschlossen ist, nicht mehr zu sündigen. Manche bilden sich ein, sie hätten keine wahre Reue, werden darüber kleinmütig, und es wird das heilsame Sakrament der Buße ihnen zuwider. Dies ist eine Arglist des unsichtbaren Feindes, der sie in seinen Fesseln zurückhalten will. Gehe du einfach mit Gott, der die Einfalt des Herzens liebt. Und ersetze durch tiefe Demut und Vertrauen auf seine göttliche Barmherzigkeit, was dir an Tiefe der Empfindung fehlt. 1. Johannes 1,8-10: "Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns."
Dieser Heilige war zweiter Sohn Richards und der Alix von Wiche. Er kam zur Welt im Schloss Wiche, einem durch seine Salzfabriken bekannten Ort, vier englische Meilen von Worchester. Von seiner Kindheit an zeigte er einen großen Hang zur Tugend. Er war ein Feind der Scherze und aller Vergnügungen, für die man in der Jugend so leidenschaftlich eingenommen ist. Seine ganze Zeit war verteilt unter die Übungen der Religion und die Erlernung der Wissenschaften. Nie hatte er eine größere Freude, als wenn er anderen einen Dienst leisten konnte.
Als seines Bruders Vermögen durch besondere Umstände zerfallen war, nahm er es auf sich, seine Güter zu verbürgen, half ihm wieder durch Sorgfalt und Gewerbefleiß auf, und setzte ihn in den Stand, ehrbar leben zu können. Hierauf begab er sich nach Paris, um da seine Studien, die er zu Oxford begonnen hatte, zu vollenden. In Frankreich führte er mit zwei auserlesenen Freunden ein sehr strenges Leben. Schwarzbrot und Wasser waren seine gewöhnliche Nahrung, ausgenommen an den Sonntagen und Hauptfesten, wo er aus Rücksicht für diejenigen, die ihn besuchten, etwas Fleisch und Fisch aß.
Nach seiner Rückkehr nach England nahm er zu Oxford den Magistergrad in den freien Künsten, ging dann nach Bologna in Italien, um daselbst das kanonische Recht zu studieren. Er machte in dieser Wissenschaft solche Fortschritte, dass er als öffentlicher Lehrer derselben auftreten musste. Er bekleidete aber nicht lange die Professorenstelle, sondern kam nach Oxford zurück, wo sein Verdienst ihm die Achtung und Liebe der ganzen Universität erwarb und er sogar den Ruf als Kanzler derselben erlangte.
Als der heilige Edmund, Erzbischof von Canterbury, ihn in seine Diözese zu ziehen suchte, wurde ihm endlich, nach vielen Bitte, sein Gesuch gewährt. Er stellte ihn an seiner Kirche an, wählte ihn zum Kanzler, und übertrug ihm die wichtigsten Geschäfte seiner Diözese. Richard entsprach vollkommen der Meinung, die der Erzbischof von ihm gewonnen hatte. Er lebte immer sehr einfach, und verwendete sein Vermögen zu Liebeswerken. Seine Uneigennützigkeit trotzte allen Versuchungen, und man konnte ihn nie dazu bringen, Geschenke anzunehmen, die man zuweilen Personen, die dergleichen Ämter bekleiden, darreicht. Als der heilige Edmund nach Frankreich verbannt wurde, begleitete ihn Richard dahin, und blieb bei ihm bis zu dessen Tod. Er begab sich dann zu den Dominikanern in Orleans, wo er sich der Theologie widmete, und die Priesterweihe empfing. Darauf kehrte er nach England zurück, um da eine Pfarrei, im Bistum Canterbury, zu versehen. Bonifacius, Nachfolger des heiligen Edmund, nötigte ihn, die Kanzlerstelle wieder anzunehmen, und der Diözese seine Dienste fortzuleisten.
Nachdem Rudolph Nevil, Bischof zu Chichester, 1244 gestorben war, wurde Robert Passelew, des Königs Heinrich III. Günstling, an dessen Stelle ernannt, obgleich er nicht eine einzige der Eigenschaften, die zur Leitung eines Bistums notwendig sind, besaß. Als ihn der Metropolitan und dessen Suffragane geprüft hatten, fanden sie ihn für das Episkopat schlechterdings untauglich, und erklärten, die Vorstellung des Königs sei nichtig, und wählten an dessen Stelle Richard von Wiche, der im Jahr 1245 konsekriert wurde. Heinrich, durch diese Wahl erbittert, zog die Güter des Bischofs von Chichester ein, der viel zu leiden hatte sowohl von dem Fürsten als dessen Dienern. Die Sache kam vor Papst Innocenz IV., der die Wahl des heiligen Richard bestätigte. Endlich bekam der seine Güter wiederum zurück, fand aber seine Einkünfte in sehr schlechtem Zustand.
Aller übrigen Sorgen entledigt, verwandte er nun seine ganze Aufmerksamkeit auf die Regierung seiner Diözese: er besuchte die Kranken, begrub die Verstorbenen, suchte die Armen auf, und linderte ihr Elend. Als sein Hausverwalter sich eines Tages bei ihm beschwerte, dass sein Almosen seine Einkünfte überstiegen, erwiderte er ihm, er könne ja sein Tafelgeschirr und sein Pferd verkaufen. Als ihm ein Brand außerordentlichen Schaden verursacht hatte, wurde er darum nicht sparsamer gegenüber den Armen. „Wer weiß,“ sagte er bei dieser Gelegenheit, „ob nicht Gott diesen Fall zugelassen habe, weil wir zu sehr an den Gütern dieser Erde hangen?“ Seine Frömmigkeit war ebenso zärtlich als erleuchtet. Man hätte glauben sollen, er wäre in beständiger Beschauung der himmlischen Dinge vertieft. Er predigte mit solcher Salbung und Rührung, dass man daraus schließen muss, er habe den Geist des Gebetes in einem hohen Grad besessen. Er ertrug die Unbilden mit Geduld, und erwiderte nur mit Wohltaten die Beleidigungen, die ihm seine Feinde zufügten. Sein Eifer in Erhaltung der Kirchenzucht war unerschütterlich, besonders wenn er unordentliche Geistliche bestrafen musste. Der König, der Erzbischof von Canterbury und mehrere andere Prälaten hielten umsonst an für einen Priester, der sich ein Vergehen wider die Heiligkeit seines Standes hatte zu Schulden kommen lassen. Obgleich sie nur um Milderung der über ihn ausgesprochenen Strafe ersuchten, konnten sie dieses doch nie von ihm erhalten: diese Unerbittlichkeit erstreckte sich jedoch nicht auf die reumütigen Sünder; Richard behandelte sie mit Liebe, und nahm sie mit unglaublicher Zärtlichkeit auf.
Er wurde beauftragt, Kreuzpredigten wider die Sarazenen zu halten, allein ein Fieber befiel ihn, während er auf seiner Sendung begriffen war. Da er seine letzte Stunde herankommen fühlte, verkündete er dies den Umstehenden und bereitete sich mit großem Eifer vor Gott zu erscheinen. Er starb im Krankenhospital zu Dover am 3. April 1253, im 19. Jahr seines Episkopats und dem 56. seines Alters. Er wurde nach Chichester gebracht und im Dom vor dem Altar, den er selbst zum Andenken des heiligen Edmunds geweiht hatte, versenkt. Am 16. Juni 1276 erhob man seinen Körper an einen ehrenvollen Platz. Der Ruf der auf dessen Fürbitte gewirkten Wunderheilungen und der Auferweckung von drei Toten, veranlasste den Papst, eine Kommission zu ernennen, um die Wahrheit dieser Tatsachen zu untersuchen, wovon denn wirklich mehrere auf die unbezweifelbarste Weise bestätigt wurden. Der heilige Richard wurde von Papst Urban IV. im Jahr 1262 feierlich kanonisiert.
O Mutter der Barmherzigkeit, weil du so gütig bist und so sehr wünschst, uns Elenden Gutes zu tun und unsere Bitten zu erhören, so nehme ich, der elendste von allen, heute zu dir meine Zuflucht, und bitte dich, dass du meine Bitte erhörst. Du bist so demütig. Erlange mir also eine große Demut, und den innigen Wunsch, von anderen verachtet zu werden. Du warst so geduldig in den Leiden dieses Lebens. Erlange auch mir die Geduld in allen Schwierigkeiten des Lebens. Du warst so erfüllt von Liebe zu Gott. Erlange auch mir die große Gabe der heiligen und reinen Liebe Gottes. Dein Herz war von Liebe zum Nächsten beseelt. Mach, dass auch ich alle Menschen liebe, und besonders die, gegen die ich die meiste Abneigung verspüre. Dein Wille war ganz mit dem Willen deines Gottes vereinigt. Erlange auch mir eine vollkommene Ergebung bei allem, was Gott über mich verhängt. Du, o Maria, du warst das heiligste unter allen Geschöpfen. Mach, dass auch ich heilig werde. O Maria, meine Mutter, meine Hoffnung, meine Liebe, mein Leben, meine Zuflucht, mein Beistand und mein Trost, stehe mir bei. Amen.
Zum Heiligen Geist
Erleuchte uns, o Geist des Lichtes und der Wahrheit, damit wir, Gottes heiligsten Willen und unsere Bestimmung in den Worten der Offenbarung immer besser erkennend, in allen unseren Handlungen den Lehren der ewigen Weisheit entsprechen. Amen.
Zu den heiligen Märtyrern
Ihr heiligen Märtyrer, ermuntert doch meinen elenden und saumseligen Körper, damit er für Gott gerne und willig alles leide, und dann nach einem glückseligen Tod für ein augenblickliches Leiden mit dem Gewand ewiger Herrlichkeit bekleidet werde. Amen.
Zu Gott
Rette uns, liebevollster Vater, aus den Gefahren, die so oft der Seele den Untergang drohen, und lasse keines Deiner durch Jesu Blut erlösten Kinder verloren gehen, sondern nimm sie alle auf in Dein Reich, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zum heiligen Richard
Heiliger Richard, bitte für mich Jesus den Gekreuzigten und Maria, seine liebste Mutter, auf dass ich jetzt nach deinem Beispiel ebenso lebe, damit ich hernach einst unter dem Beistand Jesu und Mariä auch gottselig sterbe, und samt dir mit ihnen auf ewig im Himmel möge vereinigt werden. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Der heilige Richard, dessen Leben heute erzählt wird, hat in seinem ganzen Leben eine große Andacht zur heiligsten Mutter Gottes getragen, und auf dem Totenbett die Worte: O Maria, Mutter der Gnade, Mutter der Barmherzigkeit, oft mit Vertrauen, so lange er reden konnte, wiederholt, und, als er dies nicht mehr konnte, von den Umstehenden hat wiederholen lassen.
1. Betrachte deinen lieben liebevollen Heiland, wie er von der Hitze des Tages und der langen Reise ermüdet, dürstend beim Brunnen Jakobs sitzt. O guter Hirt, unter wie großen Mühsalen suchst du deine Schäflein. Unter Hunger und Durst, Hitze und Kälte durchziehst du weite Landschaften, deine verirrten und verlorenen Schafe auf Bergen, in Tälern und Wüsten zu suchen. Ja selbst deine Ruhe ist Arbeit, denn dürstend nach dem Heil einer Seele, wartest du sitzend an diesem Brunnen, und erbittest einen Trunk Wasser, um dafür mit dem Quell des ewigen Lebens zu vergelten.
2. O komm, du glückselige Frau. Bist du auch eine Sünderin, so zögere deshalb nicht. Folge der Gnade, die dich anzieht und dich sucht, ohne dass du sie suchtest. Und sie hört die Worte des Lebens, staunt und fühlt ihr Herz wundersam durchglüht. O sieh wie das Wasser des Lebens in ihr zu wirken beginnt. Sie fragt nicht mehr nach irdischen Dingen, sie erkundigt sich nach der Weise, Gott vollkommen zu dienen, und kaum hat sie erkannt, dass der Messias zu ihr spricht, so fühlt sie sich umgewandelt in eine Apostelin, und eilt, ihrer Stadt das Evangelium, die frohe Botschaft von der Ankunft des Welterlösers, zu verkündigen.
3. Wunderbare Macht der göttlichen Erleuchtung. Eine verachtete Samaritin glaubt, ohne ein Wunder zu sehen, und die Pharisäer erblinden im Licht der größten Wunder selbst. Doch sieh, was nun geschieht. Noch verweilt Jesus bei dem Brunnen, da erscheinen seine Jünger, mit Speise ihn zu stärken. Aber so wunderbar hat die Bekehrung ihrer Seele ihn bereits genährt, dass er zu den geliebten Jüngern sagt: "Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt." Denn das Heil der Seelen ist seine Speise, seine Ernährung, sein Gastmahl. So erfreuen denn auch wir unseren Erlöser durch unsere wahre Bekehrung, nach der ihn noch am Kreuz dürstete, und die er als den einzigen Lohn seiner vielen Arbeiten und Leiden verlangt. Jeremia 3,14: "Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne, denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch und bringe euch nach Zion."
Es führen viele Wege in den Himmel. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, auf dem er die ewige Heimat erreichen muss. Auch heute, wo alles „genormt“ wird, von den Maschinen, über die Wohnungen, bis zu den Zeitungsinseraten und Gurken, gibt es keine allgemein verbindliche Norm für das Streben nach Heiligkeit. Ein jeder von uns trägt seine ihm eigentümlichen Anlagen in sich und es ist ihm von Gott die Aufgabe gestellt, gerade mit diesen seinen besonderen Anlagen sein Lebensziel zu erreichen. Soviel Menschen, soviel Arten der Vollkommenheit, soviel Wege zu Gott. Was für ein bunter Gottesgarten ist doch das Heiligenbuch unserer Kirche! Da ist nichts Eintöniges, nichts Einförmiges. Ein unabsehbares Meer von wogenden Blüten in den verschiedensten Farben, mit den mannigfaltigsten Formen, mit den abwechslungsreichsten Düften. Die Gnade zerstört die Menschennatur nicht, sondern baut auf ihr auf und veredelt sie. Auch der Heilige behält seine persönliche Eigenart. Ein heiliger Franz von Sales ist anders als Hieronymus, ein Bruder Konrad ist kein Augustinus und ein Kaiser Heinrich hat wenig Gemeinsames mit einem Säulensteher Simeon. Es gibt keinen allgemein gültigen Heiligentyp. Jeder Mensch wird das Heiligkeitsideal in anderer Weise zum Ausdruck bringen, und jede Zeit gestaltet dieses Ideal wieder auf ihre Art. Uns Heutigen schwebt ein anderes Bild der Vollkommenheit vor als den Christen des 3. Oder 13. Jahrhunderts. Liegt nicht gerade in dieser Vielfalt ein besonderer Reiz?
Eine uns heute seltsam vorkommende Art des Strebens nach Heiligkeit und Gottverbundenheit ist der in alter Zeit herrschende Brauch des Inklusentums. Um der Welt im höchsten Grad zu entsagen, ließen sich Männer und Frauen auf Lebenszeit in eine enge Zelle einschließen oder einmauern. Man nannte solche Klausner und Klausnerinnen, die zuerst im 3. Jahrhundert in Ägypten auftraten und dann im 6. – 7. Jahrhundert immer zahlreicher wurden, Inklusen oder Reklusen (Eingeschlossene). Auch in Deutschland fand der Brauch der Einmauerung Eingang und erreichte im 10. – 12. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Die Reklusen lebten meist als Oblaten nach der Ordensregel des heiligen Benedikt. Nach vorausgegangener Probezeit und mehreren Prüfungen wurden sie mit dem feierlichen Segen des Bischofs in die Zelle geführt und dann die Tür hinter ihnen versiegelt oder vermauert. Nur bei Erkrankung wurde die Tür wieder geöffnet. Die Beschäftigung dieser Eingeschlossenen war fleißiges Lesen der Heiligen Schrift, Psalmengebete und Handarbeit. Die Zellen waren an Brücken, Stadttoren, meist aber an Kirchen angebaut, so dass die Inklusen durch ein Fensterchen in der Mauer den Gottesdienst verfolgen konnten. Zu den bekanntesten Reklusen unseres Heimatlandes gehört die heilige(selige) Diemut von Wessobrunn.
Es ist nicht viel, was uns von dieser Seligen bekannt ist. Wir wissen weder den genauen Tag ihrer Geburt noch den ihres Todes. Die Gelehrten spannen auf Grund verschiedener Nachrichten in zeitgenössischen Büchern die Lebenszeit der Seligen in die Jahre 1057-1130. Demütig, wie es schon ihr Name sagt, ging Diemut durchs Leben. Dass man noch nach 950 Jahren von ihr sprechen, ja dass ihr Name in das goldene Buch der Seligen aufgenommen würde, ein solcher Gedanke wäre der stillen, bescheidenen Klausnerin wohl mehr als vermessen erschienen. Schon in frühen Mädchenjahren muss Diemut nach Wessobrunn gekommen sein, um dort als Oblatin des Benediktinerordens zu leben. Es kam damals nicht allzu selten vor, dass fromme Frauen sich in der Nähe von Klöstern niederließen, die Regel der Ordensleute befolgten, und zum Dank für den geistlichen Trost, den das Kloster ihnen spendete, den Mönchen mancherlei Arbeiten abnahmen, für die Frauenhände geeigneter sind, wie das Anfertigen von kirchlichen Gewändern, das Ziehen von Wachskerzen, das Backen der Hostien. Diemut fand in einem solchen Leben keine volle Befriedigung, es drängte sie, auch die letzten Bande zu zerreißen, die sie noch an die Welt anknüpften, um ganz losgeschält von allem Irdischen, ungeteilt und ungestört Gott zu dienen. So ließ sie sich neben der Klosterkirche eine winzige Zelle bauen, die durch ein Fensterlein den Ausblick auf den Hochaltar gestattete. In dieser engen Zelle verblieb Diemut jahrzehntelang bis zu ihrem Ende und verharrte in völliger Trennung von der Welt. Menschen von heute tun solch ein Opferleben gern mit einem hochmütigen Achselzucken ab! „Mittelalterliche Übertreibung! Falschgeleitete Frömmigkeit! Entarteter Welthass!“ Es wird uns, die wir so unlösbar mit der Welt verkettet sind und ohne gesellschaftlichen Verkehr und ohne Ausflüge und Reisen nicht glauben leben zu können, sehr schwer, das Leben einer solchen Klausnerin, die sich aus freien Stücken zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurteilt, zu verstehen oder es gar als ein nachahmenswertes Ideal anzusehen. Doch wenn die selige Diemut noch reden könnte, würde sie wohl zu uns sagen: „Bleibt nur in der Welt und tragt als begeisterte Apostel eure Gottesliebe und eure Glaubensbegeisterung in sie hinein! Niemand verlangt, dass ihr mein Beispiel nachahmen sollt – obwohl es ganz gewiss nichts schaden könnte, dass ihr wenigstens dann und wann euch in die Abgeschiedenheit einer Zelle zurückziehen würdet, um auf die Stimme Gottes in euch zu lauschen. Aber tut auch mein Klausnerleben nicht mit einer leichten Handbewegung ab! Habt Achtung vor der Heldenkraft, die es braucht, um ein ganzes Leben lang dem ersten Entschluss treu zu bleiben! Habt Achtung vor der Gottesliebe, die ein solches Opfer ersann und ertrug!“
Treu der Ordensregel des heiligen Benedikt lebte Diemut nach dem Wahlspruch des Heiligen: „Bete und arbeite!“ Die Nächte widmete sie dem Gebet und Psalmengesang, die Tage wurden mit Arbeit gefüllt, und zwar mit Schreibarbeit. Die Feder war das Werkzeug, mit dem sich Diemut ihr irdisches Brot und den ewigen Lohn des Himmels verdiente. Sie füllte ihre Zeit aus mit dem Abschreiben von frommen und gelehrten Büchern. Das war eine Arbeit, die vor der Erfindung der Buchdruckerkunst zu den verdienstvollsten Beschäftigungen zählte. Wir, die wir alle Schränke voller Bücher haben und für wenig Geld unsere literarischen Wünsche stillen können, vermögen uns kaum mehr in die Zeit hineinzudenken, wo noch keine Buchdruckmaschinen ratterten, denen Tausende und Millionen von Büchern in wenigen Tagen entfallen. Welche Umständlichkeit, welche Anstrengung, alle Bücher mühsam mit der Hand schreiben zu müssen! Wir Computermenschen von heute können uns nur schwer ein Bild von der großen körperlichen Anstrengung der Buchabschreiber von einst machen. Mit Recht klagt ein Mönch des 11. Jahrhunderts: „Das glaubt und achtet niemand, was für eine Pein das Schreiben ist. Es schreiben zwar nur drei Finger, aber am Ende des Tages ist der ganze Leib abgearbeitet.“ Mancher Stoßseufzer am Rande oder am Ende alter Handschriften zeugt davon, wie beschwerlich das Schreiben war. „Ach got, wie fro ich was (war), do des Buches ein ende was!“ Die mittelalterlichen Bücher konnten nicht in leichtem, lässigem Zug dahingeschrieben werden, wie etwa heute das Protokollbuch eines Vereins. Jeder einzelne Buchstabe musste mühsam hingemalt werden. Die Anfangsbuchstaben der Kapitel wurden vielfach kunstvoll in verschiedenen Farben gemalt und zu ganzen Bilddarstellungen ausgestattet. Es kann nicht verwundern, dass man die Arbeit des Bücherabschreibens für besonders wichtig und von Gott gesegnet ansah. In frommen Legenden kommt dieser Glaube wiederholt schön zum Ausdruck. So wird von dem Schottenmönch Marian, einem rastlosen und überaus geschickten Schönschreiber erzählt, dass ihm eines Abends der Bruder die Kerze zu bringen versäumt hatte. Da leuchteten drei Finger der linken Hand gleich ebenso vielen Kerzen, so dass der Mönch ohne Unterbrechung seine Arbeit fortsetzen konnte. Von der Schwester Gertrud von Rheinfelden wird berichtet, dass ihre Hand beim Schreiben von einem wunderbaren Licht umflossen war. Als das Grab des Prämonstratenser-Mönches Richard in Wedinghausen 20 Jahre nach seinem Tod geöffnet wurde, stellte es sich heraus, dass die rechte Hand noch so unversehrt war, als ob sie von einem lebenden Körper losgelöst worden wäre. Mögen das vielleicht auch nur sinnige Dichtungen sein, so spricht doch aus ihnen die hohe Achtung, die das Mittelalter vor dem Abschreiben der kirchlichen und gelehrten Bücher hatte. Die selige Diemut verbrachte ihr ganzes Leben im Dienst der Schreibkunst. Die Münchner Stadtbibliothek bewahrt 15 große Handschriften, die unzweifelhaft aus ihrer Feder stammen. Im ganzen dürften 45 Bücher unter der fleißigen Hand der frommen Klausnerin entstanden sein – eine Leistung, die ungeheuren Fleiß voraussetzt und umso mehr in Staunen versetzt, als Diemut zeitlebens schwächlich und kränklich war. Ihre Schrift weist eine zierliche, doch bei aller Feinheit kraftvolle Linienführung auf. Niemals zeigt sich ein Erschlaffen. Die letzte Seite verrät die gleiche peinliche Sorgfalt wie die erste. Man hat den Eindruck: hier war ein Mensch am Werk, der in seiner Arbeit einen heiligen Gottesdienst sah, den es nicht mehr verlangt, zurückzuschauen, nachdem er einmal die Hand an der Pflug gelegt hat. In treuester Erfüllung ihrer Aufgabe bis ins Kleinste hinein erkannte Diemut den Willen Gottes, und durch die lebenslange, selbstlose Hingabe an diesen Willen errang sie sich die Seligkeit und wurde ihr der Lohn zu eigen, den ein mittelalterlicher Mönch am Schluss eines mühsam geschriebenen Buches sich wünschte: „Möge dem Schreiber für die Feder das himmlische Reich beschert sein!“
Nicht durch Wunderwerke und Großtaten erwirbt man sich den Strahlenkranz der Heiligen, sondern durch nimmer ermüdende Verrichtung der alltäglichen, gottgewollten Berufspflicht. Diemut, die deutsche Klausnerin, mag uns darin Vorbild und Leuchte sein.
Ewiges Wort, das Du vom Himmel auf die Erde herabgekommen, Mensch geworden und gestorben bist um der Menschen willen, und damit sie Dich lieben, wie ist es möglich, dass es unter den Menschen so wenige gibt, die Dich lieben? Unendliche Schönheit, liebenswürdiger, unendlicher Gott, der Du eine unendliche Liebe verdienst, siehe, auch ich bin einer von diesen Undankbaren, die Du so sehr geliebt hast, und die Deine Liebe nicht einmal gekannt haben. Ach, statt Dich zu lieben, habe ich Dich so oft beleidigt. Aber Du, mein Gott, Du bist Mensch geworden, Du bist gestorben, um den Sündern, die ihre Sünden verabscheuen und Dich lieben wollen, zu verzeihen. Siehe, mein Gott, es ist freilich war, dass ich ein Sünder bin, aber ich bereue die Beleidigungen, die ich Dir zugefügt habe. Ich will Dich lieben, erbarme Dich meiner. Amen.
Zu Gott
Um den kräftigen Sinn der Tugend bitten wir zu Dir, ewiger Vater, der in uns alles Irdische verzehrend, den stäten Aufschwung zu Dir uns erleichtert, damit wir immer weiter auf der Tugendbahn auch mitten in der Welt voranschreiten, und einst Deiner Anschauung würdig werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Jahr 1128 wurden am heutigen Tag zu Soissons in der Abtei-Kirche der heiligen Maria, wovon am 22. März berichtet wurde, über hundert Personen von dem zu jenen Zeiten so gefährlichen Antonius-Feuer durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau befreit. Dergleichen Wunderkuren sind in dieser Kirche ganz gewöhnlich.
P. Pius IX. verlieh am 8. August 1851 einen vollkommenen Ablaß unter der Bedingung: Empfang der hl. Sakramente und Gebet für den Heiligen Vater.
Rosenkranz zu den 9 Chören der heiligen Engel:
Heiliger Erzengel Michael! Ich empfehle Dir die Stunde meines Todes; halte in derselben den bösen Feind gefangen, dass er mich nicht anfechten und meiner Seele schaden kann. Vater Unser . . .
Heiliger Erzengel Gabriel! Erlange mir von Gott lebendigen Glauben, starke Hoffnung, inbrünstige Liebe und große Andacht zum Heiligsten Altarsakrament. Vater Unser . . .
Heiliger Erzengel Raphael! Führe mich stets den Weg der Tugend und Vollkommenheit. Vater Unser . . .
Heiliger Schutzengel! Erlange mir göttliche Einsprechungen und die Gnade, sie treu zu befolgen. Vater Unser . . .
I. Ihr flammenden Seraphim! Erlangt mir brennende Liebe zu Gott. Vater Unser, 3 Ave Maria
2. Ihr hocherleuchteten Cherubim! Erlangt mir wahre Erkenntnis Gottes und die Wissenschaft der Heiligen. Vater Unser, 3 Ave Maria
3. Ihr vortrefflichen Throne! Erlangt mir Frieden und Ruhe des Herzens. Vater Unser, 3 Ave Maria
4. Ihr hohen Herrschaften! Erlangt mir Sieg über alle bösen Neigungen und Begierden. Vater Unser, 3 Ave Maria
5. Ihr unüberwindlichen Gewalten! Erlangt mir Stärke wider alle bösen Geister. Vater Unser, 3 Ave Maria
6. Ihr wundertägigen Kräfte! Erlangt mir die Fülle aller Tugenden und Vollkommenheit. Vater Unser, 3 Ave Maria
7. Ihr durchlauchtesten Fürstentümer! Erlangt mir vollkommenen Gehorsam und Gerechtigkeit. Vater Unser, 3 Ave Maria
8. Ihr heiligen Erzengel! Erlangt mir Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes. Vater Unser, 3 Ave Maria
9. Ihr heiligen Engel, treue Schutzgeister! Erlangt mir wahre Demut und großes Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit! Vater Unser, 3 Ave Maria
Aufopferung:
Liebster Jesus! Dieses Rosenkränzlein übergebe ich Deinem göttlichen Herzen, damit Du es vervollkommnen und so Deinen heiligen Engeln Freude machen wollest, auf dass sie mich in ihrem Schutz erhalten, besonders in meiner Sterbestunde, zu der ich sie alle von Herzen einlade, damit ich, durch ihre Gegenwart gestärkt, den Tod mit Freuden erwarte und vor den höllischen Nachstellungen beschützt werde.
Ich bitte auch inständig, ihr lieben, heiligen Engel, besucht die Armen Seelen, namentlich meine Eltern, Freunde und Wohltäter. Helft ihnen zur baldigen Erlösung. Vergesst auch meiner nicht nach dem Tode! Darum bitte ich herzinniglich durch die heiligsten Herzen Jesu und Mariä. Amen
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VERSPRECHEN des hl. Erzengels Michael:
Wer dieses Rosenkränzlein vor der heiligen Kommunion andächtig betet, wird von 9 heiligen Engeln, aus jedem Chor einem, zur hl. Kommunion begleitet; auch seine Seele soll mit dem kostbaren Blute Jesu abgewaschen und geziert werden, um würdig zu kommunizieren.
Wer dieses Rosenkränzlein täglich betet, wird in seiner Sterbestunde von genannter Anzahl heiliger Engel besucht, getröstet und gestärkt und vor den höllischen Feinden und Peinen befreit und beschützt werden. Auch werden dessen Verwandte, wenn sie sich noch im Fegefeuer befinden, neunmal des Tages besucht und getröstet.
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Pius IX. verlieh am 8. August 1851 folgende Ablässe:
1. Einen Ablass von 7 Jahren und 7 Quadragenen jedes Mal, so oft man dieses Rosenkränzlein betet.
2. Einen Ablass von 100 Tagen an jedem Tag, an dem man diesen Rosenkranz bei sich trägt oder die ihm angehängte Medaille der heiligen Engel küßt.
3. Bei täglicher Verrichtung derselben einmal im Monat einen vollkommenen Ablass, wenn man an einem beliebigen Tag die heiligen Sakramente empfängt und nach der Meinung des Heiligen Vaters betet.
4. Einen vollkommenen Ablass unter den soeben angeführten Bedingungen:
a) am Fest der Erscheinung des hl. Erzengels Michael, 8. Mai, b) am Fest des hl. Erzengels Michael, 29. September, c) am Fest des hl. Erzengels Gabriel, 24. März, d) am Fest des hl. Erzengels Raphael, 24. Oktober, e) am Gedächtnis der hl. Schutzengel, 2. Oktober.
(Entnommen aus dem Buch: Durch Maria zu Jesus von Otto Zischkin)
Heiliger Benedikt von Nursia, Abt und Ordensstifter von Monte-Cassino, Italien, + 21.3.547 - Fest: 21. März / 11. Juli
Der heilige Benedikt wurde im Jahr 480 in Nursia geboren, in einem kleinen Städtchen in der Nähe von Rom. Weil die Eltern es sich leisten konnten, schickten sie den Sohn nach Rom, wo er an den hohen Schulen studieren sollte, damit er ein berühmter Mann werde. Berühmt ist er dann auch geworden, sogar einer der berühmtesten Männer, die es gegeben hat, aber seine Berühmtheit war von anderer Art, als die Eltern es sich träumten.
Gleich von Anfang an gefiel es Benedikt nicht in Rom. Er konnte sich im weichen und gedankenlosen Wohlleben der leichtsinnigen Großstadt nicht zurechtfinden. Albern und läppisch kamen ihm die Mitschüler vor, er jedenfalls war aus härterem Holz geschnitzt. Schnell auch durchschaute der kluge Bauernsohn aus den Bergen das Leben und Treiben in der verlotterten Römerstadt. Alles schien ihm hohl und leer zu sein. Da erfasste ihn der Ekel, er brach das Studium ab, verzichtete darauf, ein berühmter Mann im Sinn der Welt zu werden und zog von den Büchern weg in die Einöde, um in strenger Einsamkeit und weltferner Abgeschiedenheit betend sein Leben einzig Gott zu weihen.
Die nächsten drei Jahre lebte Benedikt verborgen in einer unzugänglichen Felsenhöhle. Niemand kannte seinen Aufenthaltsort außer einem Einsiedler, der ihm die Reste der eigenen kärglichen Mahlzeit an einem Seil hinabließ. Für die Welt war Benedikt spurlos untergegangen, in ihm selbst aber wurde in jenen begnadeten Jahren der Heilige geboren. Nicht ohne Kampf geschah es, denn kein Mensch bleibt von Versuchungen verschont, auch der heiligste nicht. Heilig wird man nur dadurch, dass man die Versuchungen überwindet. Und weil Sankt Benedikt die Welt und sich selbst überwand, ist er ein Heiliger und ein berühmter Lehrer der Heiligkeit geworden.
Eines Tages wurde durch Gottes Zulassung der Schleier des Geheimnisses gelüftet, der über Benedikt lag. Wie ein Rosenduft verbreitete sich da der Ruf von seinem heiligen Leben, und wie ein Magnet mit Gewalt Eisenspäne anzieht, so sammelten sich um Sankt Benedikt gleichgesinnte Männer, die unter seiner Leitung nach einem sehr hohen Ziel strebten, nämlich nach der Heiligkeit in der strengen Zucht des katholischen Klosterlebens.
Im Jahr 529 gründete der heilige Benedikt das weltberühmte Kloster auf dem Monte Cassino in Mittelitalien, von dem aus im Lauf der Zeit an die hunderttausend Tochterklöster entstanden, und groß ist die Zahl der Menschen, die im Orden des heiligen Benedikt und unter seiner weisen Regel heilig geworden sind.
Weltweit ist dazu der Segen, der von den Benediktinerklöstern ausging; denn die schwarzen Mönche haben sich bis auf den heutigen Tag nicht damit begnügt, nur sich selbst zu heiligen, sondern sie haben auch andere Menschen zum Himmel geführt. Überall und immer sind sie eingesprungen, wo Not groß und Dienst und Hilfe gebraucht wurden. Sie haben Wege und Straßen gebaut und Wälder und Ödland gerodet, Balken gezimmert und Häuser errichtet, Ackerbau und Viehzucht vorbildlich gepflegt und haben vor allem Schulen gegründet und dadurch der Welt und den Menschen gedient wie sonst wohl niemand. Dieses große Verdienst darf niemand den Klöstern vom schwarzen Orden nehmen. Die Quelle aber, von der aus sich der gewaltige Segen über die Welt ergoss, war Sankt Benedikt, der Vater aller abendländischen Mönche.
Was doch aus einem Menschen nicht alles werden kann, wenn er das Herz auf dem rechten Fleck hat und danach strebt, ein wirklicher Mensch, ein Heiliger zu werden!
1. Was soll dies Wort: "Gern möchte ich, allein ich kann nicht?" Meinst du etwa, dieser Ausspruch gereicht dir zur Entschuldigung? O wie wenig kennst du dein eigenes Herz! Du sagst: Gern möchte ich mich bessern, gern diese sündhafte Gewohnheit ablegen, gern mich überwinden, allein ich kann nicht. Das heißt, gern möchte ich dies alles tun, wenn es keinen Kampf kosten würde, wenn ich mir nicht Gewalt antun, mich nicht überwinden müsste. Ich kann nicht, heißt also mit anderen Worten gesagt: "Ich will nicht!" Führst du etwa diese Sprache auch bei deinen zeitlichen Angelegenheiten? Also nur wo es deinem ewigen Heil gilt, da möchtest du, und kannst nicht.
2. Bedenkst du auch, was du sprichst, wenn du sagst: Ich kann nicht! Eine Gotteslästerung sprichst du aus, denn dadurch nennst du Gott einen tyrannischen Herrn, der unmögliche Dinge von dir fordert, und beschuldigst ihn als den Urheber deiner Sünden und Fehler. Willst du der Wahrheit die Ehre geben: musst du dann nicht sagen, dass er selbst dich drängt, dass seine Gnade dich zur Besserung ermahnt, und dass sie selbst den Ausruf dir abnötigt: "Gern möchte ich!" Du hingegen willst dich nicht entschließen, deinem Vergnügen zu entsagen, willst dich nicht überwinden, und darum sprichst du: "Ich kann nicht!" Ja würdest du dich nicht vor deinem eigenen Gewissen fürchten, du würdest ganz deutlich sprechen: "Ich will nicht!"
3. Ach, mein Gott, du prüfst Herzen und Nieren. Vergib meine Trägheit, meine Bosheit, die mich bis jetzt davon abhielt, deinen innerlichen Einsprechungen zu folgen. Ernsthaft will ich dir angehören und die himmlische Seligkeit erlangen. Ich kann es, weil du, der du es mir befiehlst, mir auch die Gnade dazu verleihst. Mit dieser Gnade will ich im Vertrauen auf deine große Barmherzigkeit heute noch beginnen. Ach, allzu lange schon zögerte ich und missbrauchte deine göttliche Langmut. Durch deine Kraft will ich mich männlich überwinden, und die Siegeskrone verdienen, die du allen reichst, die rechtmäßig gestritten haben. Psalm 77,11: "Da sagte ich mir: Das ist mein Schmerz, dass die Rechte des Höchsten so anders handelt."
1. Du lebst hier nur kurze Zeit, und welchen Gewinn bringt es dir, wenn du den größten Teil dieser kostbaren Zeit auf irdische Dinge verwendest, ja wenn du sogar für andere lebst, wofern du nicht auch dir selbst lebst? Was findest du in der Welt anderes, als Zerstreuungen, die dich nicht zu dir selbst kommen lassen? Notwendig also ist es dir, dass du wenigstens zuweilen von der Welt dich absonderst, dein Gemüt ordnest und der künftigen Dinge gedenkst. Denn dies ist die Weisheit der Kinder des Lichtes: fortzuziehen aus den Finsternissen Ägyptens.
2. Darum auch spricht der Herr von der getreuen Seele. Hosea 2,16: "Ich will sie in die Wüste hinausführen und zu ihrem Herzen sprechen." Denn nicht möglich ist es, dass im Gewirr der Welt und unter dem Getöse der Leidenschaften eine Seele die zarte Stimme der Gnade vernimmt. Die Ansprache Gottes aber ist das Licht des Heiligen Geistes, das ihr Innerstes erleuchtet, und ihr zeigt, wie gering und vergänglich alles ist, was die Welt geben und nehmen kann, wenn es gegen die künftigen Güter verglichen wird, die in der Hand des Herrn liegen. Dort erhebt er das Herz über sich selbst, löst es von der Begierlichkeit, zieht es zur Liebe himmlischer Dinge an, sättigt es durch lieblichen Trost, und erteilt ihm sogar das Licht der Klugheit, fruchtbringend nach außen zu wirken.
3. Ist es dir nicht möglich, in die wirkliche Einsamkeit dich zu entfernen, so errichte eine Einöde in deinem Herzen, wohin niemand eindringen kann, als Gott und du. Die Ruhe einer solchen Seele ist unerschütterlich gleich dem Gipfel eines hohen Berges, wo beständige Heiterkeit herrscht. Wie sehr es auch in den niedrigen Regionen donnert und stürmt. Aber selig, wem es vergönnt ist, die heilige Einsamkeit selbst zu bewohnen, denn sie ist die Mutter himmlischer Gedanken, die Hüterin des reinen Gewissens, die Quelle der Zerknirschung und heiliger Tränen, die Leiter zum Himmel. "Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen." (Psalm 85,9)
1. Die Absicht des kirchlichen Fastens ist, durch Buße das Fleisch zu züchtigen, und durch heilige Enthaltsamkeit seine Begierlichkeit zu schwächen. Denn gewiss ist es, dass, wer das Fleisch nicht bändigt, und in die Knechtschaft zwingt, es dem Geist nimmermehr unterwerfen wird. Darum folgen wir der Ermahnung des heiligen Apostels, der uns bei der Barmherzigkeit Gottes beschwört, unsere Leiber zu einem lebendigen, heiligen und Gott wohlgefälligen Opfer zu ergeben (Römer 12,1). Zumal in dieser heiligen Zeit, die der Buße besonders vorbehalten ist, weil darin die Geheimnisse des bittersten Leidens und Todes unseres göttlichen Heilandes gefeiert werden. Wie auch könnten je liebende Kinder der Freude zur Zeit sich überlassen, wo die Leichenfeier ihres Vaters begangen wird.
2. Das Fasten ist alt wie die Welt. Schon Mose fand es vor. Der Sohn Gottes heiligte es. Seine Kirche schreibt es vor nach seiner Anordnung. Und alle ihre wahren Kinder beobachteten es in allen Jahrhunderten. Das Fasten ist eine heilsame Arznei für Leib und Seele. Gott verleiht die Kraft, es zu vollbringen, und nimmt die Kraft denjenigen hinweg, die es nicht beobachten. Wer also sein Leben und seine Gesundheit durch die Übertretung des heiligen Gesetzes erhalten will, der wird sie verlieren. Sind wir streng gegen uns, dann wird Gott sanft uns gegenüber sein. Bestrafen wir uns, dann wird er uns nicht bestrafen. Verzeihen wir uns nichts, dann wird er uns alles verzeihen.
3. Fasten, Buße und Abtötung der Sinne sind eine Fortsetzung des Opfers Jesu Christi, und sie erfüllen an uns, was uns noch mangelt an seinem Leiden. (Kolosser 1,24) Denn dadurch nehmen wir wirksamen Anteil an seinen Schmerzen, und es werden unsere Leiber Glieder seines Körpers, von seinem Geist beseelt und zur künftigen Glorie vorbereitet. Darum greifen wir nun zu den Waffen der Buße, und reihen wir uns an unseren göttlichen Feldherrn, mit ihm über die Sünde zu siegen. Nichts ist dem Glauben, nichts der Liebe unmöglich. "Wenn wir mit Christus leiden, werden wir auch mit ihm verherrlicht werden." (Römer 8,17)
1. Galater 6,7a: "Täuscht euch nicht: Gott lässt keinen Spott mit sich treiben." Unnachsichtig bestraft er die Missetat. Viele sprechen: Wenn Gott alle verwerfen wollte, die keine Buße tun, wer würde dann selig werden? Schonte Gott etwa der sündigenden Engel, deren Menge beinahe zahllos war? Vertilgte er, wegen ihrer abscheulichen Laster, nicht das ganze menschliche Geschlecht bis auf eine einzige gerechte Familie durch eine allgemeine Sündflut? Ja er bestrafte sogar in seinem eingeborenen und unendlich geliebten Sohn auf wunderschreckliche Weise die Sünden der Menschen, die er auf sich genommen hatte.
2. Kein Sterblicher kann auf seine Gesundheit, auf seine Stärke pochen. Wie viele, die allem Anschein nach auf ein langes Leben hoffen durften, wurden durch eine schnelle Krankheit, durch einen jähen Tod hinweggerafft? Ja wie viele, selbst deiner Bekannten, wurden auf diese Weise aus dem Leben abgerufen? Wer aber versicherte dich, dass nicht auch dir dies widerfahren wird? Wie also kannst du je deine glückselige Ewigkeit wegen eines Vielleicht aufs Spiel setzen? Ach, wie viele, die nun in der Hölle sind, rechneten einst wie du auf ein langes Leben; und wüten nun ewig gegen sich selbst, dass sie, wie du, ihre Bekehrung von einem Tag zum andern verschoben haben, bis sie zuletzt unbußfertig starben?
3. Wüsstest du aber auch gewiss, du würdest an einer Krankheit sterben: würde es dir dann leichter sein, Buße zu tun? Wie viele wurden durch diese Hoffnung getäuscht, und gingen ewig zu Grunde. Je länger du säumst, um so unzerbrechlicher wird die Kette deiner Laster, und einer um so größeren Gnade Gottes bedarfst du zu deiner Bekehrung. Meinst du aber, Gott, dem du fortwährend trotzt, werde dir dann die starken Gnaden geben, die er seinen getreuen Dienern nur nach täglichem und inbrünstigem Gebet verleiht? Römer 2,5: "Weil du aber starrsinnig bist und dein Herz nicht umkehrt, sammelst du Zorn gegen dich für den "Tag des Zornes", den Tag der Offenbarung von Gottes gerechtem Gericht." 1. Petrus 4,18: "Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird man dann die Frevler und Sünder finden?"
1. Gleichwie die Erde aus sich selbst nur Dornen und Disteln trägt, also bringt leider auch unsere Seele aus sich selbst nur Dornen der Sünde und Disteln böser Begierlichkeit hervor. Selten lassen das Gewirr der Welt und die Verhältnisse des Lebens gute Gedanken in unserem Herzen aufkommen. Daher auch sind die meisten Menschen zur Erde gebeugt, und wühlen nur in der Erde. Indessen sind wir hier nur im Vorübergehen, und werden in sehr kurzer Zeit in unsere ewige Heimat eingehen. Ist es daher nicht die größte aller Torheiten, wenn wir unser Herz an diese Erde heften, nur Vergängliches suchen und lieben, und niemals über unsere erhabene Bestimmung nachdenken, noch unserer ewigen Zukunft uns versehen?
2. Willst du dein glorreiches Ziel nicht verfehlen, so musst du notwendig der Betrachtung der Dinge dich hingeben, die allein dich dahin führen. Diese Betrachtung war die tägliche Nahrung aller auserwählten Seelen, und zwar sogar schon im Alten Bund. Der Patriarch Isaak hielt seine Betrachtung im freien Feld (Genesis 24). Oftmals spricht David von seinen Betrachtungen. Ein anderer König aber spricht: "Betrachten werde ich gleich der Taube. Meine Augen wurden durch oftmaligen Aufblick zum Himmel geschwächt." (Jesaja 38,14) Dies taten Könige, die mit der Regierung eines großen Reiches beschäftigt waren. Und du findest keine Zeit, über das einzig Notwendige, über das Leben deines Herrn, über ewige Wahrheiten nachzudenken?
3. Unterlass daher an keinem Tag, wenigstens eine Viertelstunde frommer Betrachtung zu weihen. Ganz wunderbar sind die Früchte dieser Betrachtung. Sie führen zur Erkenntnis Gottes und deiner selbst, entfesseln das Herz allmählich von der Erde, zeigen die Torheiten und die Vergänglichkeit der Welt, erwecken Verlangen nach Tugenden, machen mit den heiligen Geheimnissen unseres Heils uns vertraut, und entzünden eine lebendige Sehnsucht nach dem himmlischen Vaterland. Woher so vieles Elend auf dieser Welt? Höre den Propheten: "Das ganze Land ist verödet, doch keiner nimmt sich das zu Herzen." (Jeremia 12,11) "Herr, ich denke an dich auf nächtlichem Lager und sinne über dich nach, wenn ich wache." (Psalm 63,7) "Wäre nicht dein Gesetz meine Freude, ich wäre zugrunde gegangen in meinem Elend. Nie will ich deine Befehle vergessen; denn durch sie schenkst du mir Leben." (Psalm 119,92-93)
1. Lebe vor dem Herrn in heiliger Furcht, und überlasse dich nicht törichter Sicherheit. Dazu ermahnen dich sowohl die Seher des alten, als die Apostel des neuen Bundes mit eindringlicher Stimme: "Dient dem Herrn in Furcht", ruft der heilige Psalmensänger. Der Weltapostel aber: "Er ist euch von Herzen zugetan, wenn er daran denkt, wie ihr euch alle gehorsam gezeigt und ihn mit Furcht und Zittern aufgenommen habt." (2. Korinther 7,15) Auch sehen wir, dass alle großen Heiligen, in je größerer Unschuld und Heiligkeit sie lebten, um so sorgsamer alle ihre Wege hüteten. Diese Furcht entsprang bei ihnen nicht etwa aus einem Mangel an Liebe. Wahrlich, sie liebten Gott über allen Ausdruck. Aber ihre Liebe war von der tiefsten Ehrfurcht begleitet, die aus dem Anblick seiner unendlichen Heiligkeit kam.
2. Diese erleuchteten Seelen fürchteten sich auch nicht sowohl wegen der Sünden ihres verflossenen Lebens, von der Gottes Gnade sie befreit hatte, als wegen der Gaben, die sie von seiner Freigebigkeit empfangen hatten, da der Ausspruch ihnen vor Augen schwebte: "Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen." Lukas 12,48b) Sie zitterten, dass sie die Gnaden Gottes vergeblich empfangen, und die Talente ihres Herrn nicht als getreue Knechte zu seiner Ehre verwendet hätten. Diese Furcht regte den großen Apostel, ungeachtet seiner feurigen Gottesliebe, an, seinen Leib zu züchtigen und in die Knechtschaft zu zwingen, damit er nicht, wenn er anderen gepredigt hätte, selbst verworfen würde.
3. Zitterten aber diese starken Säulen des Hauses Gottes: was sollen wir elende Sünder tun? Wahrlich, ohne Vergleich mehr Ursache haben wir zu zittern, als sie. Der große heilige Bernhard, dessen ganzes Leben beinahe ein beständiger Akt der Liebe Gottes war, sprach dennoch: Ich erbebe, wenn ich den Ausspruch lese: "Der Mensch weiß nicht, ob er des Hasses oder der Liebe würdig ist." (Kohelet 9,1) Ein Abgrund sind die göttlichen Gerichte. Wie viele, die lobwürdig anfingen, fielen ab und nahmen ein böses Ende. Und wir fürchten nicht, und zittern nicht, sondern schmeicheln uns, mit unserer sehr geringen, sehr unvollkommenen und werklosen Liebe Gott wohlgefällig zu sein. "O durchstich, Herr, mein Fleisch mit deiner Furcht, denn ich habe deine Gerichte gefürchtet." (Psalm 119,120)
Heilige Walburga, Äbtissin von Heidenheim, + 25.2.779 - Fest: 25. Februar
Walburga stammt aus einer Familie, die viele Heilige hervorgebracht hat. Der Vater, ein englischer Fürst, war der heilige Richard. Willibald, später Bischof von Eichstätt in Bayern, und Wunibald, der erste Abt des Klosters Heidenheim, waren Brüder Walburgas. Und zu Sankt Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, sagte Walburga Onkel. Das war eine große Heiligkeit in dieser gottgesegneten Familie.
Weil alle Heiligen in der Nachfolge unseres Herrn Jesus Christus Kreuzträger sind, kam auch Walburga früh in diese Leidensschule. Mit jungen Jahren verlor sie Vater und Mutter durch den Tod. Die beiden Brüder halfen dem großen Onkel Bonifatius als Missionare bei der Bekehrung unserer Vorfahren, und Walburga blieb vereinsamt daheim, wo sie in einem Kloster erzogen wurde.
Darüber verging die Zeit, bis eines Tages ein Brief von den Ufern des Mains Walburga erreichte. Der heilige Bonifatius hatte den Brief geschrieben und darin stand, die Verhältnisse in der deutschen Mission seien nun soweit geordnet, dass auch Missionsschwestern eingesetzt werden könnten, welche die Predigt des Glaubensboten durch die christliche Caritas unterstützen müssten. Deshalb solle Walburga zu ihm und ihren Brüdern nach Deutschland kommen und auch noch andere Missionsschwestern mitbringen.
Walburga las den Brief mit großer Freude, und wenige Wochen später bestieg sie mit dreißig gleichgesinnten Frauen das Schiff und gelangte nach stürmischer Meerfahrt an die Mündung des Rheins und fuhr den Rhein hinauf bis Mainz, wo sie die beiden Brüder und den Onkel nach langen Jahren wiedersah. Es war ein frohes Wiedersehen, und nachdem sich die vier Heiligen erst einmal gründlich ausgesprochen hatten, ging Walburga mit den Gefährtinnen rüstig und fleißig an die Missionsarbeit. Zu Heidenheim wurde neben Wunibalds Männerkloster auch eine Frauenabtei gebaut, der Walburga als Äbtissin vorstand, dreißig Jahre lang. Die Schwestern pflegten die Kranken, nahmen sich der Waisenkinder an und gründeten Schulen, in denen sie die Mädchen unterrichteten und durch Wort und Beispiel zu christlichen Menschen erzogen. Es war eine segensreiche Arbeit.
Im Jahr 779 starb die heilige Walburga. Ihre Überreste gelangten später nach Eichstätt in die Walburgakirche, wo sie sich heute noch befinden. Eigentümlich ist es, dass aus ihrem Grabmal ständig eine geringe wasserklare Flüssigkeit fließt, das sogenannte Walburgisöl, das, im gläubigen Vertrauen gebraucht, schon in vielen Krankheiten geholfen hat. So ist es auch zu verstehen, dass Sankt Walburgas Grab ein vielbesuchter Wallfahrtsort war und es heute noch ist.
Walburga war also die erste Missionsschwester in Deutschland. Ehre sei ihr daher für alle Zeit und bis in Ewigkeit.