1. Gewaltig ist die Liebe guter Eltern für ihre Kinder. Sie scheuen keine Sorgen, keine Anstrengungen, ihr Glück zu fördern. Erkranken aber diese geliebten Kinder, dann ist die ganze Familie ängstlich beschäftigt. Kein Geld wird gespart, keine Nachtwache, kein Opfer gescheut. Also sandte auch jener Fürst, dessen Sohn erkrankt war, nicht seine Leute: er selbst kam zu Jesus, um ihn um die Heilung seines Sohnes zu bitten. Aber liebe Eltern, warum diese Angst? Warum diese Sorgen? Was verliert ihr denn, wenn dieses Kind stirbt? Oder was gewinnt ihr, wenn es am Leben bleibt? Ach, du kennst die Liebe nicht, würden sie dem so Fragenden antworten, uns selbst lieben wir in unserem Kind, und wir selbst sterben gleichsam mit ihm.
2. Erkennst du hier das Bild des himmlischen Vaters? Nur einen Funken seiner Liebe legte er in das Herz der Eltern, und wie unüberwindlich wirkt er in ihnen. Was ist aber dieser geringe Funke gegen die unermessliche Liebe des göttlichen Vaterherzens. Denn der Herr selbst spricht in Jesaja 49,15: "Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde, ich vergesse dich nicht." Nichts zwar verliert er, wenn wir verloren gehen, und nichts gewinnt er, wenn wir selig werden, aber sein Wesen ist die Liebe, er liebt uns als seine Geschöpfe, er liebt sein eigenes Bild in uns.
3. Gute Eltern versuchen ihre Kinder durch Güte und Strenge zu bessern, sie verstoßen sie nicht, auch nach vielen Fehlern. Nur wenn sie nach allen Ermahnungen, Wohltaten und Strafen sich also gegen die Eltern empören, dass sie ihnen nach dem Leben stellen, schließen sie sie mit Schmerz vom Vaterhaus aus. So tut es auch unser himmlischer Vater, der seine unendliche Güte gleichsam erschöpft, und schließt nur jene Verstockten vom Himmel aus, die da wünschten, dass kein Gott wäre, und bis an ihr Ende in dem hartnäckigen Trotz gegen ihn verharren. "Sag zu ihnen: So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt." (Ezechiel 33,11a)
1. Es besteht zwischen der triumphierenden und der streitenden Kirche eine wahre, lebendige und innige Gemeinschaft, denn alle Glieder der einen heiligen Kirche sind durch das Erlösungsblut Jesu Christi miteinander verschwistert. Wir zwar leben noch im Glauben, sie aber in der Anschauung. Doch sind alle, die hienieden in Gottes Gnade leben, "Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes". (Epheser 2,19) Versichert uns aber die ewige Wahrheit, dass mehr Freude im Himmel ist über einen Sünder, der da Buße tut, als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen (Lukas 15,7), so sehen wir daraus klar, dass die glückseligen Himmelsbürger die Gerechten genau von den Sündern unterscheiden.
2. Diese Freude der Heiligen an der Bekehrung der Sünder entspringt ihrer feurigen Liebe und der lebendigen Sehnsucht, dass die unendlich liebevolle Majestät Gottes von einer immer größeren Anzahl Anbeter verherrlicht wird. Daher auch nehmen sie den innigsten Anteil an ihren Brüdern und Schwestern, die noch in diesem Tal des Kampfes sind. Sie kennen unsere Schwächen und die Versuchungen, denen wir beständig ausgesetzt sind, und bringen die Bitten, die wir an sie richten, vor Gottes Thron. Wie auch sollten sie, die im irdischen Leben sogar für ihre Feinde beteten, nun, wo ihre Nächstenliebe vollkommen ist, nicht für diejenigen bitten, die sie verehren und anrufen?
3. Gott aber erhört die Fürbitten seiner Heiligen für uns. Psalm 145,18-19: "Der Herr ist allen, die ihn anrufen, nahe, allen, die zu ihm aufrichtig rufen. Die Wünsche derer, die ihn fürchten, erfüllt er, er hört ihr Schreien und rettet sie." Auch spricht der Sohn Gottes: "Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren" (Johannes 12,26b), diese Ehre aber besteht darin, dass er ihre Bitten erhört. So rufen wir denn diese glorreichen Himmelsfürsten oftmals an, und sprechen wir: Selige Bewohner des himmlischen Jerusalems, bittet für uns beim Thron des Allmächtigen, der euch als seine Kinder liebt, damit wir, wie ihr, die Welt und uns selbst überwinden, im Glauben leben und sterben, und einst Gefährten eurer Seligkeit werden. So heißt es in Davids Psalm: "Deine Freunde, mein Gott, sind mir überaus hoch geehrt; ihre Herrschaft wurde überaus mächtig gekräftigt."
1. Willst du Gottes Gnade erlangen und bewahren, so liebe das Gebet und lass es deine beständige Übung sein. Gott gab es uns als das allgemeine Mittel gegen alle unsere Übel, und es fordert weder einen erhabenen Geist, noch große Wissenschaft. Ein ehrerbietiges und eifriges Gebet findet immer eine liebevolle Aufnahme. Auch steht der Zutritt zum himmlischen König dir frei zu jeder Zeit. Er ist keine stolze und unzugängliche Majestät. Keine Wache verwehrt dir den Eintritt in seinen Palast. Er ist bereit, uns anzuhören, so oft wir wollen, und niemand, der mit andächtigem und zerknirschtem Herzen zu ihm kommt, geht leer von dem Thron seiner Barmherzigkeit aus.
2. Wie oft nimmst du, statt zu dem Vater des Erbarmens zu beten, deine Zuflucht zu Menschen und klagst ihnen deine Not! Darfst du dich aber wundern, wenn du ohne Hilfe, ja oft mit bitteren Worten abgewiesen wirst? Gott hat die Herzen der Menschen in seiner Hand, und sie werden dir auch nur insofern helfen, als er sie dazu anregt. Warum also nimmst du deine Zuflucht nicht sogleich zu ihm? Hast du nicht seine untrügliche Verheißung, dass du erhalten wirst, um was du im Glauben bittest? Glaubst du etwa dieser Verheißung nicht? Oder achtest du Gottes Wohltaten so gering, dass du nicht einmal darum bittest?
3. Betrachte den Fürsten, der zu Jesus kam, ihn zu bitten, dass er seinen Sohn gesund macht. Statt ihn zu erhören, gab der Herr ihm einen Verweis. Aber der betrübte Vater wurde dadurch nicht irre an der Güte Jesu. Er bat noch dringender, und erhielt endlich zu seiner großen Freude die Frucht seines Gebetes. Also prüft Gott zuweilen den Glauben und die Beharrlichkeit seiner Diener, immer aber erhört er ihr andächtiges, dringendes und beharrliches Gebet, und zögert zuweilen nur darum mit der Erhörung, damit sie dann seine Gaben umso höher achten. Denn ausdrücklich ist die Verheißung unseres Herrn: "Ich sage euch: Alles, um was ihr bettet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr es empfangen werdet, dann wird es euch zuteil." (Markus 11,24)
1. Die christliche Vollkommenheit ist gleich einem hohen Berg, auf dessen Gipfel die heilige Stadt erbaut ist, wohin alle zielen, die diesen Berg besteigen, um daselbst zur Vereinigung mit ihrem Gott zu gelangen. Unter diesen Wanderern nun werden Anfänger diejenigen genannt, die noch unten am Fuß des Berges sind; - Fortschreitende die, die bereits die Mitte des Berges erreicht haben; - Vollkommene endlich die Glückseligen, die bis an seinen Gipfel gelangt sind. Die ersten haben noch vollauf zu tun, vor Sünden sich zu hüten. Die zweiten ringen nicht mehr, Sünden zu meiden, sondern wahre Tugenden zu erlangen. Die dritten, die bereits in Tugenden geübt sind, streben nach der Vereinigung mit Gott. Erwäge nun, zu welchen aus diesen dreien du gehörst.
2. Es müssen zwar auch die Fortschreitenden, ja sogar die Vollkommenen vor Sünden sich hüten, und auch die Anfänger müssen Fleiß anwenden, Tugenden zu erlangen und zur Vereinigung mit Gott zu gelangen. Indessen ist doch jeder dieser Stände vorzüglich mit der Arbeit beschäftigt, die ihm eigen ist, und niemand soll plötzlich von dem einen zu den andern übergehen wollen. Denn viele möchten gerne auf einmal vollkommen sein. Dies aber ist so wenig möglich, als dass der Körper eines kleinen Jungen plötzlich zu einem vollkommenen Mann erwachse. Das Kind mag weder die Speisen, noch die Arbeiten eines Mannes zu ertragen.
3. Darum ermahnt der heilige Apostel Petrus uns sehr weise, gleich neugeborenen Kindern nach vernünftiger Milch zu verlangen, damit wir dadurch allmählich zum Heil erwachsen (1. Petrus 2), und spricht auch an einer anderen Stelle: "Wachst in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus." (2. Petrus 3) Meist ist es nur die Eigenliebe, die so gerne sich vollkommen sehen möchte, und die nicht sowohl auf ihre Schwäche, als auf ihr Verlangen sieht, weshalb sie auch gewöhnlich auf dem Weg erliegt. Darum schreite mit Gottes Gnade, demütig und behutsam, bis dir gesagt wird: "Freund, rücke weiter hinauf!" Psalm 84,8: "Die Gerechten werden von Tugend zu Tugend schreiten, bis sie den Gott der Götter schauen."
Mutter der Gnade, du bist diejenige, die nach dem Wort der Schrift, "wie eine Palme zu Cades, wie eine Ceder auf dem Libanon dasteht, wie ein schöner Ölbaum auf dem Feld prangt". Ja du bist reich an Tugenden und Verdiensten, an Früchten für das ewige Leben gewesen, als du auf Erden warst. Und wir - ich? Unsere Werke sind Spreu, unser Tun eitel Rauch! Hilf uns Maria, dass all unser Tun und Lassen das Wohlgefallen Gottes erlangt. Leite du unsere Schritte, dass wir nicht ausgleiten auf dem Weg zum ewigen Heil, dass wir feststehen wie eine Ceder, zu Gott, zum Himmel emporgerichtet wie eine Palme, fruchtbar wie ein Ölbaum und so dir ähnlich, auch an deiner ewigen Freude einst Anteil nehmen dürfen. Amen.
Zu Jesus Christus
Ewiger Dank sei Dir, göttlicher Heiland, dass Du mich im Schoß Deiner Kirche birgst. Ich gehöre dadurch unzweifelhaft zu Deinen Kindern. Lass nicht zu, dass ich die mir zuteil gewordene Gnade durch Abweichung von der wahren Lehre, oder durch Vernachlässigung der Heilsmittel, oder durch ein verkehrtes Leben missbrauche. Bestärke mich immer mehr im tätigen Glauben, bis ich würdig werde, in der Ewigkeit Dich zu schauen von Angesicht zu Angesicht. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Der an diesem Tag im Jahr 1439 verstorbene Kaiser Albert II. aus dem Haus Österreich hatte die Gewohnheit, das Lob und die Tagzeiten der seligsten Mutter Gottes öffentlich ohne Rücksicht der Personen im Chor mit den Geistlichen abzusingen.
1. Die Gerichte Gottes sind ein tiefer Abgrund. Er allein kennt diejenigen, die mit seiner Gnade zum Heil gelangen werden. Wir aber sollen, nach der Ermahnung des Apostels, unser Heil mit Furcht und Zittern wirken, da wir nicht wissen, ob wir zur Anzahl seiner Auserwählten gehören. Gottes unendliche Weisheit aber wollte dies so, damit wir in der Demut und in beständiger Wachsamkeit bleiben, ohne Unterlass zu seiner göttlichen Barmherzigkeit beten, uns rein bewahren und guten Werken mit Eifer nachgehen, die allein unsere Auserwählung sichern, auch wenn wir wüssten, dass wir zur glückseligen Anzahl der Auserwählten gehörten.
2. Bete also die göttlichen Ratschlüsse in Demut deines Herzens an, und fürchte die göttlichen Gerichte. Aber mäßige diese Furcht durch Liebe und Vertrauen. Ist nicht dein ganzes Leben eine beständige Verkettung von Gnaden und Erbarmungen von deinem himmlischen Vater? Früh schon erleuchtete dich sein heiliges Licht und zog dich zu seiner Erkenntnis und Liebe an. Und sieh, als du später hin dich verirrt und seinen Weg verlassen hast, ging seine Gnade dir nach, bewahrte dich vor den Schrecknissen eines jähen Todes und vor gänzlicher Verstocktheit des Herzens, und ruhte nicht, bist du zu ihm zurückgekehrt bist. Wie also fürchtest du, er werde nun das Schäflein verlassen, dass er mit so großer Mühe aufsuchte, und über dessen Wiederfinden er ein Fest mit seinen Engeln feierte?
3. Aber, sprichst du, wer weiß, ob ich aushalten werde! Denn wie viele, die Gott lange Zeit dienten, fielen am Ende ab und gingen ewig verloren. Sage mir, hast du in dir selbst die Kraft gefunden, deine sündhaften Fesseln zu brechen, oder hast du sie von Gott bekommen? Sind also diese großen Gnaden des Heils, die Gott dir verlieh, nicht ein sicheres Unterpfand, dass er auch die übrigen dir verleihen werde, selig zu vollenden? Rufe täglich mit ganzem Herzen um seine Gnade zu ihm, und er wird sie dir täglich verleihen. Nicht durch kleinmütiges Zagen, sondern durch kräftige Hoffnung und getreue Liebe wirst du zur Seligkeit gelangen. Psalm 31,2: "Herr, ich suche Zuflucht bei dir. Lass mich doch niemals scheitern; rette mich in deiner Gerechtigkeit."
1. "Gott will," spricht der Apostel, "dass alle Menschen selig werden, und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen!" Der eingeborene Sohn Gottes aber versichert feierlich, "viele sind berufen, und nur wenige auserwählt". Woher dies? Erstens aus dem menschlichen Widerstand, der Gottes liebevolle Absichten vereitelt. Wenn ganze Nationen der Verkündigung der Apostel sich widersetzten, und ihren Nachfolgern noch immer sich widersetzen; - wenn ganze Völker von der Einheit der Kirche sich losrissen, und noch zur Stunde die Augen der Wahrheit verschließen; - wenn so viele Kinder selbst der katholischen Kirche das Irrgerede der Gottlosen anhören, und gegen ihre Mutter sich empören: ist dies nicht ihre eigene Schuld? Und ist Gottes Vorsehung nicht vollkommen gerechtfertigt?
2. Die zweite Ursache ist "die Weisheit dieser Welt, die Torheit vor Gott ist". Denn was anderes rät diese törichte Weisheit, als Schädliches suchen, Vergängliches lieben, Heilsames vernachlässigen und Ewiges als nichts achten? Also verschmähten jene vom himmlischen König eingeladenen Gäste diese glänzende Auszeichnung, und gingen ihren Geschäften, ihren Unterhaltungen nach, ja sie misshandelten sogar seine Boten. Ahmen wir aber nicht ihrer Verkehrtheit nach? Ziehen wir unsere zeitlichen Vorteile nicht dem Heil unserer Seele vor? Widerstehen wir Gottes Einladungen nicht beständig, und zürnen denjenigen, die uns ermahnen, seiner Stimme Gehör zu geben, und seinen glorreichen Verheißungen durch treue Befolgung seines heiligen Gesetzes uns würdig zu machen?
3. Die dritte Ursache ist unser toter Glaube. Wären wir von Gottes Güte und Gerechtigkeit, von der Würde unserer Seele, von der Ewigkeit der himmlischen Belohnungen durchdrungen, wahrlich, wir würden den vergänglichen Gütern dieser Zeit nimmermehr mit so großer Gier nachstreben. Denn welcher Hungernde greift je nach einem Stein, wenn er durch Brot sich erquicken kann? Oder nach einer Schlange, wenn treffliche Fische ihm vorgesetzt werden? Welcher Mensch auch würde je der Hölle zueilen, wenn er tief von dem Gedanken an den Himmel durchdrungen wäre? Irren wir nicht, und treffen wir eine gute Wahl, dann werden auch wir von Gott auserwählt werden. "Vor dem Menschen ist Leben und Tod, das Gute und das Böse; welches ihm gefällt, das wird ihm gegeben werden."
Thema von Blasius im Forum Zitate von Heiligen (g...
O glorreiche Himmelskrone,
Nach dir seufzet mein Verlangen.
Gern will ich das Kreuz umfangen,
Gib, mein Gott, dich mir zum Lohne.
1. Gott will, dass alle Menschen selig werden. Alle lädt er zu seinem himmlischen Gastmahl ein. Vieles, ja Unfassbares tat er in dieser Absicht. Doch verlangt er, um dir Anteil an der glorreichen Seligkeit seiner Heiligen zu geben, dass du gleich ihnen sein Gesetz beobachtest, sanftmütig und demütig dich verhältst, und dein Kreuz mit Geduld erträgst. Erhebe dich im Geist in den Himmel, und sieh, ob du darin auch nur einen Heiligen findest, der nichts gelitten hätte. Nimmst du ihre Leiden ihnen hinweg, so nimmst du ihre Krone hinweg. Um diesen Preis also steht auch dir der Himmel offen; tue dir Gewalt an, und du reißt ihn an dich.
2. Frage die glorreichen Himmelsbürger, ob es sie nun gereut hat, dass sie das Kreuz umfingen, dass sie in Armut, in Leiden und Trübsalen lebten? Bereit wären sie, wenn Gott es zuließe, abermals auf die Erde zu kommen, und ohne Vergleich größere Schmerzen zu ertragen, ihre Glorie dadurch zu vermehren. Frohlockend preisen sie nun ihre Bußwerke, ihre Leiden, die in diese unermessliche Glorie sie führten, wo sie Gott von Angesicht zu Angesicht schauen, und ewig aus dem Strom seiner Wonnen getränkt werden. Soll ihre glorreiche Seligkeit uns nicht zur Nacheiferung erwecken? Was also hält uns ab? Wo ist unser Glaube? Erheben wir doch unseren Blick zum Himmel, und jede Arbeit wird uns leicht werden.
3. Hatten etwa die Heiligen ein anderes Evangelium, andere Sakramente? Oder hatten sie weniger Hindernisse? Sie alle hatten böse Neigungen zu bekämpfen, Gelegenheiten zu meiden, Versuchungen zu überwinden. Was also kann dich entschuldigen? Deine Jugend? Bist du jünger als ein Stanislaus? Deine Kränklichkeit? Sind deine Krankheiten schwerer und länger, als die einer Theresia, einer Liduwina? Deine Geschäfte? Hättest du mehr Geschäfte, als so viele heilige Könige und Fürsten? Oder hättest du schwerere Versuchungen zu überwinden, als Joseph, eine Susanna? Kein Hindernis also steht dir im Wege, als deine Trägheit, und wahrlich nicht sehr teuer erkaufst du den Himmel durch ihre Überwindung. "Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, so dass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen." (Johannes 4,36)
Mich huldreich durch des Glaubens Licht entrissen.
Es führe dieses Lichtes heller Schein
Zum ewigen Vermählungsfest mich ein.
1. Wenn ich, mein Gott, betrachte, wie tief die Welt im Argen liegt, wie viele Völker auf dem Erdkreis noch bis zur Stunde in den Finsternissen des Heidentums irren, ja wie viele selbst derjenigen, die deine Barmherzigkeit in das Licht deines Evangeliums berief, die Augen diesem göttlichen Licht vorsätzlich verschließen, um ihre höchste Glückseligkeit in den Schatten und vergänglichen Lüsten der Zeit zu suchen: dann wird mein Herz von innigster Dankbarkeit für die so große und so unverdiente Gnade des heiligen Glaubens durchdrungen, der die künftigen Güter der ewigen Glorie mir zeigt, und mich kräftigt und ermutigt, sie durch Werke der Gerechtigkeit und Geduld in den Trübsalen dieses Lebens zu verdienen.
2. Groß fürwahr und würdig deiner göttlichen Freigebigkeit ist diese Berufung zum Glauben deines göttlichen Evangeliums, mein Gott. Welches Herz auch würde sie verschmähen, ja welches würde sie nicht in seligem Jubel annehmen, wenn es ihren unendlichen Wert betrachtet. Denn dieser Beruf ist die Einladung zu jenem himmlischen Vermählungsfest, das du, der allerhöchste König des Himmels, deinem eingeborenen Sohn, dem Bräutigam seiner Kirche, hältst, und dessen Freuden alles unendlich übersteigen, was die menschliche Einbildungskraft erreichen kann, weil alles darin himmlisch, alles göttlich, alles glorreich und ewig ist. Selig diejenigen, die indessen in diesem heiligen Beruf so wandeln, dass sie "nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes sind!" (Epheser 2,19)
3. Preise die Erbarmungen deines Gottes, der vor so vielen Tausenden zu diesem göttlichen Vermählungsfest dich berief, und bereite dich dazu vor durch ein frommes und gerechtes Leben. Sieh, eingeladen wurdest du durch die Boten des himmlischen Königs, durch seine Kirche. So halte dich denn jederzeit bereit, denn bald werden die Pforten der Ewigkeit aufgetan werden, die in das Gemach des himmlischen Bräutigams dich einführen. Bewahre dich also in heiliger Treue, dass du mit dem Propheten sprechen kannst: "Mein Herz ist bereit, o Gott, mein Herz ist bereit." - "Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! . . . und die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen." (Matthäus 25,6+10)
1. Die Abtötung ist eine Art des Todes, wie man es am Namen sieht, eines Todes jedoch, der ein Leben erteilt, das uns anregt, der Sünde und der Begierlichkeit zu ersterben, um der Liebe und der Gnade zu leben. Sie geht darauf aus, die Eigenliebe, die Trägheit, die Lust am sinnlichen Vergnügen in uns zu tilgen, damit die heilige Gottesliebe, das wahre Leben der Seele, in uns herrsche. Willst du also zum wahren Leben des Geistes, zum Leben der Gnade und der Glorie gelangen, so musst du dir selbst ersterben durch diese heilige Abtötung, ohne die keine Seele zur glückseligen Umwandlung eines geistigen Lebens gelangen kann.
2. Diese Abtötung ist ein Entzug, eine Trennung der Seele vom fleischlichen Leben. Durch sie wird der Geist Gott, der Körper dem Geist unterworfen. Sie beschränkt sich nicht darauf, zu verwerfen was das heilige Gesetz verbietet, sie versagt sich Gott zu Liebe auch erlaubtes Vergnügen, seiner heiligsten Gerechtigkeit für die Schulden ihres vergangenen Lebens genug zu tun. Sie bewacht die Sinne, die Fenster, durch die der Tod in die Seele steigt, und scheidet die Hoffart, die Eigenliebe, die Verachtung des Nächsten, den Vorwitz und alle ungeregelten Anhänglichkeiten an Geschöpfe aus dem Herzen. Das Ziel aber, wohin alle ihre Arbeiten streben, ist, Gott in allen Dingen uns gnädig zu erhalten.
3. Diese Abtötung ist die beständige Übung des wahren Christen, und jeden Tag ergeben sich ihm Gelegenheiten dazu. Denn haben wir auch eine Untugend überwunden, so ergibt sich dennoch bald wieder die Notwendigkeit, gegen eine andere zu kämpfen. Denn unser Herz ist ein Acker, auf dem die Natur fortwährend Unkraut hervorbringt, weshalb wir immer wachsam sein müssen, dass es nicht überhandnehme und die wenige gute Frucht ersticke, die wir durch Gottes Gnade nach mühsamer Arbeit gewonnen haben. Unsere Leidenschaften aber sind gleich einer übel gelöschten Fackel, die sogleich sich wieder entzündet, wenn sie in die Nähe des Feuers gebracht wird. Römer 8,13: "Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben."
1. Du klagst über Dürre und Mangel an Trost bei deinem innerlichen Gebet. Kommt dies nicht vielleicht daher, weil du lau bist und zu sehr liebst, was die Sinne erfreulich anspricht? Das Feuer des innerlichen Gebets wird nur durch das Holz des Kreuzes und der Abtötung angefacht und ernährt. Vielleicht auch verlangst du mit allzu großer Gier nach diesem Trost. Gott aber versagt dir ihn, dich in der Demut zu erhalten, vor geistiger Hoffart zu bewahren, zur Erkenntnis deiner selbst dich zu führen und deine Armut und Schwäche dir zu zeigen. Auch entzieht er dir seinen Trost, deine Geduld zu üben und deine Verdienste zu vermehren.
2. Gott will, dass du im Geist leben lernst. Er will, dass du im Glauben und in der Hoffnung stark wirst, und dass deine Liebe gereinigt werde. Er will, dass du die Gnade seiner innerlichen Heimsuchung durch ihre Entbehrung hoch achten lernst, dass du sie sorgsam bewahrst, wenn sie dir verliehen wird, und sie eifrig suchst, wenn du sie verloren hast. Er will schließlich deine Treue bewähren, und dich dahin führen, dass du ihn auch dann liebst, wenn das liebliche Licht der Gnade verschwindet, und die Finsternis des Geistes eintritt. So verzage denn nicht, und hoffe in der Nacht, dass der innerliche Tag abermals aufgehen und mit großem Trost dich erfreuen wird.
3. Herr, ich bekenne meine Schuld vor dir. Träge, lau und zerstreut, verdiente ich den Entzug der Gnade deines Trostes. Vergib mir, Herr, meine Untreue und Nachlässigkeit in deinem heiligen Dienst. Ich erkenne, mein Gott, dass ich arm, schwach und elend bin, wenn dein Licht mich verlässt. Aber demütigen will ich mich vor dir, und die verdiente Trockenheit meines Herzens in Geduld ertragen, bis du meiner dich wieder erbarmst, und dir in fester Treue dienen, um deiner selbst willen, und nur suchen, was dir gefällt, nicht aber, was mir erfreulich ist. Psalm 51,13+14: "Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! Mach mich wieder froh mit deinem Heil; mit einem willigen Geist rüste mich aus!"
1. "Mein Gerechter aber wird durch den Glauben leben." spricht der Herr. (Hebräer 10,38a) Es gibt zwar nicht wenige, die sich selbst für gerecht halten, die aber nicht aus dem Glauben, sondern aus der Hoffart, aus dem Eigendünkel leben, "da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten und ihre eigene aufrichten wollten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen". (Römer 10,3) Aber nicht diese sind es, die der Herr seine Gerechten nennt. Der Glaube des wahren Gerechten ist ein lebendiger Glaube, der die Offenbarungen des Allerhöchsten in ihrem ganzen Zusammenhang dankbar umfängt; "ein Glaube, der durch die Liebe wirkt". (Galater 5,6b) Ist der Glaube nicht so beschaffen, so ist er tot. Nimmermehr aber wird ein Glaube, der selbst kein Leben in sich hat, den Gerechten so nähren, dass er davon leben kann.
2. Ein lebendiger Glaube ist stark und siegreich. "Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube." (1. Johannes 5,4b) Er siegt "mit den Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und in der Linken." (2. Korinther 6,7b) Weder achtet er der irdischen Wohlfahrt zur Rechten, noch der Widerwärtigkeiten zur Linken, denn sein heller Blick erkennt, dass nichts zu achten sei, außer was ewig ist. Woher der Anfang der Schwäche und des Untergangs einer Seele? Aus der Schwäche ihres Glaubens. Ihr toter Glaube nährt sie nicht, er ist wie ein Brot ohne Kraft, das keine Nahrung gibt; daher die fortwährende Abnahme ihrer Kräfte. Ist nicht dieser tote Glaube die Ursache deiner Schwäche?
3. Der Glaube ist nicht nur die gewöhnliche, er ist auch oft die einzige Speise des Gerechten. Es kommen Zeiten, wo seine Seele keine andere Nahrung, keinen Trost vom Himmel empfängt, Zeiten der Trockenheit und der Prüfung. Es ergeben sich oft Ereignisse, Siege der Gottlosen, Unterdrückung der Gerechten und Drangsale, wo die göttliche Vorsehung so gänzlich sich verbirgt, dass selbst der Gerechteste erschüttert würde, wenn er nicht vom Glauben an Gottes unendliche Weisheit und Vorsehung durchdrungen wäre. Hochwichtig also ist es, dass wir durch Betrachtung der ewigen Wahrheiten reich im Glauben werden, damit wir zur Zeit des Hungers davon leben können. Psalm 46,3: "Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, wenn Berge stürzen in die Tiefen des Meeres."
1. Mit väterlicher Liebe sorgt Gott für seine Auserwählten, und er reinigt und prüft sie durch Trübsale, wie das Gold im Feuer. Darum murre nicht, wenn eine Trübsal dir widerfährt, wenn dein guter Ruf verletzt wird, wenn irgend ein bitterer Verlust oder Schaden dich trifft, wenn du mit Schmach zurückgesetzt wirst, oder wenn eine Krankheit dich darnieder wirft, sondern folge der Ermahnung des Apostels, der uns zuruft: "Beugt euch also in Demut unter die mächtige Hand Gottes." (1. Petrus 5,6a) Führst du dir dein verflossenes Leben wohl zu Gemüte, so wirst du bald zur Überzeugung kommen und sprechen: "Gesündigt hatte ich und das Recht verkehrt; doch hat er mir nicht mit Gleichem vergolten." (Ijob 33,27)
2. Lass dich also von deinen Trübsalen niemals verwirren, dass du an Gottes Vorsehung irre wirst, gleich als ob alles, was dir widerfährt, zufällig oder durch die Bosheit der Menschen geschehe, und als ob Gott nicht mehr an dich denkt. Er selbst hat alle Tropfen des Kelches gezählt, den er dir vorsetzte. Er sendet dir, gleich einem Kranken, nicht wonach dich gelüstet, sondern was dir heilsam ist. Er war es, der dein schädliches Vorhaben vereitelte, der die Schmach, die bittere Kränkung über dich verhängte, und so vieles zulässt, das dir widerfährt. Und zwar tut er dies aus wahrer väterlicher Liebe, dich zu heilen und zur Vollkommenheit zu führen.
3. Ist nicht der Kranke albern zu nennen, der die Hand des heilenden Arztes von sich stößt, und über seine Anordnungen schimpft? Oder wird es dadurch besser mit ihm? Zieht er sich durch seine Ungeduld und seinen Widerstand nicht noch größere Übel zu, und setzt sich der Gefahr aus, das Leben zu verlieren? Du also ahme diese Torheit nicht nach, sondern ergib dich Gott, wie ein gutes Kind, das auf die Liebe seines Vaters vertraut, weil es weiß, dass sein Wohl ihm am Herzen liegt. Je größer dein Vertrauen, umso mehr wird der himmlische Vater bewogen, dir zu helfen, wie er durch seinen Propheten spricht: "Ja, ich werde dich heil entrinnen lassen; du wirst nicht unter dem Schwert fallen, sondern dein Leben wie ein Beutestück gewinnen, weil du auf mich vertraut hast." (Jeremia 39,18)
Bild: Trösterin der Betrübten ist die deutsche Übersetzung des Titels Consolatrix afflictorum, der Maria als Mutter Jesu neben vielen anderen in der Lauretanischen Litanei (genannt nach dem italienischen Wallfahrtsort Loreto) zugedacht wird.
Maria, meine große Fürsprecherin, erbarme dich meiner! In deine Hände lege ich mein Heil und dir übergebe ich meine Seele. Lege deine Fürsprache für mich bei deinem Sohn ein. Er gewährt dir alles, was du von ihm begehrst. Nimm mich unter deinen Schutz und Schirm. Erlange mir die Verzeihung meiner Sünden, die Liebe zu Jesus, die heilige Beharrlichkeit, einen guten Tod und endlich die ewige Seligkeit. Auf dich, Maria, hoffe und vertraue ich und in dieser Hoffnung will ich ruhen, mit ihr will ich leben, mit ihr will ich sterben. Amen.
Kirchengebet
O Gott, der Du die Erstlinge des Glaubens in den weitesten Gegenden des nördlichen Amerika durch die Predigt und das Blut Deiner seligen Märtyrer Johannes, Isaak und ihrer Gefährten geweiht hast, gewähre gnädig, dass durch ihre Fürbitte die blühende christliche Saat überall von Tag zu Tag sich mehre; durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Leben des heiligen Petrus von Alkantara wird auch gelesen, dass ihm die seligste Jungfrau mit dem heiligen Johannes dem Evangelisten erschienen ist und ihm die glückselige Botschaft von der ewigen Seligkeit, die ihm bevorsteht, gebracht hat.
1. "Was denkt ihr Arges in euren Herzen?" So fragt der Herr die Pharisäer. Er hatte nämlich einem Gichtbrüchigen, bevor er ihn körperlich heilte, die Gesundheit der Seele durch die Worte erteilt: "Deine Sünden sind dir vergeben!" Sie aber sprachen alsbald untereinander: "Dieser lästert Gott!" Wie der Baum, so die Frucht. Weil sie selbst Gotteslästerer waren, hielten sie auch den göttlichen Heiland für einen Gotteslästerer. Also hält ein unkeuscher Mensch alle anderen für unkeusch, ein Lügner, alle anderen für Lügner. Voll sind die Herzen der meisten Menschen von argwöhnischen Gedanken, weil, wie der Apostel Johannes spricht, die ganze Welt im Argen liegt.
2. Ijobs Freunde gaben diesem heiligen Dulder zu verstehen, er müsse mit heimlichen Lastern behaftet sein, die Gott so streng an ihm bestrafe. Er aber antwortete ihnen: "Warum verfolgt ihr mich wie Gott?" (Ijob 22) Ein tiefer Sinn liegt in diesen Worte. Er sagt ihnen nämlich dadurch: Was denkt ihr Arges in euren Herzen? Seid ihr vielleicht rein von Fehlern wie Gott, dass auch ihr das Recht habt, mich zu verfolgen? Greift doch in eure Brust, vielleicht findet ihr darin die Laster, deren ihr mich beschuldigt, wenn nicht noch schwerere. Also sollen wir selbst antworten, wenn argwöhnische Gedanken gegen unseren Nächsten in unseren Herzen sich erheben.
3. Wollen wir Gott nicht missfallen, so denken wir immer Gutes von unserem Nächsten. Also waren die drei heiligen Weisen so fern, Arges von Herodes zu denken, dass sie zu ihm zurückgekehrt wären, wofern nicht ein Engel sie davon abgemahnt hätte. Ebenso hielt auch der heilige Joseph, ob er auch Maria, seine Jungfräuliche Braut, schwanger sah, es eher für möglich, dass eine Frau ohne Zutun eines Mannes empfangen, als dass Maria sündigen könne. Desgleichen waren auch die Apostel so fern, einen Argwohn auf Judas zu werfen, dass vielmehr jeder selbst zitterte, der Verräter des Herrn zu sein. Denn nimmer denkt, wer selbst gut ist, Böses vom Nächsten. "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und nimmst den Balken in deinem Auge nicht wahr?" (Lukas 6,41)
Maria, du Frömmste von allen Menschen. Du bist, wie die Schrift sagt, "diejenige, die aus der Wüste heraufsteigt, wie eine Rauchsäule von Spezereien aus Myrrhen und Weihrauch, und allerlei Pulver des Salbenkrämers. Du gibst einen lieblichen Geruch wie die auserlesenste Myrrhe." Ja in Wahrheit, deine glühenden Gebete stiegen wie süße Rauchwolken zu Gott empor. Dein ganzes Ich war ein lauteres Gebet, ein Wohlgeruch vor dem Herrn. Erbitte uns die Gnade eines recht innigen Gebetes, einer warmen Andacht, damit auch von unseren Bitten der Herr sich nicht abwende, sondern es gnädig erhöre jetzt und immer. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Petrus von Alkantara
O Gott, der Du Deinem heiligen Bekenner Petrus die Gnade einer bewunderungswürdigen Buße und der höchsten Beschauung verliehen hast, gib uns in Hinsicht auf seine Verdienste und auf seine Fürbitte hin, dass wir unser Fleisch mit seinen bösen Neigungen und Lüsten an das Kreuz heften, und entzünde unser Herz mit dem Verlangen nach dem Himmlischen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Lukas
Wir bitten Dich, o Herr, verleihe, dass der heilige Evangelist Lukas für uns fürspreche, der die Abtötung des Kreuzes stets an seinem Leib herumgetragen hat, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Es sollen noch verschiedene Gemälde vom heiligen Lukas vorhanden sein, besonders Bildnisse der seligsten Mutter Gottes. Theodorus der Leser, ein Schriftsteller des 6. Jahrhunderts, redet schon von einem durch den heiligen Lukas gemalten Bildnis Mariä, das der heiligen Kaiserin Pulcheria von Jerusalem nach Konstantinopel geschickt, und von dieser in einer Kirche zu Konstantinopel sei aufgerichtet worden.
1. Zahllose Mittel wendet Gottes Weisheit an, die Menschen zu sich zu führen, und oft sendet sie körperliche Krankheiten als Arzneien, kranke Seelen zu heilen. Wäre der königliche Beamte im Evangelium durch die Krankheit seines Sohnes nicht in so schwere Bedrängnis gekommen, so hätte er vielleicht den Herrn niemals gesucht, und wäre nie zur Gnade des Glaubens gelangt. (Johannes 4,46-54) Es gereichte also diese Krankheit nicht nur seinem Sohn, sondern auch ihm selbst zum größten Heil. Darum sollen wir die Geißel des Herrn nicht als ein Unheil betrachten, denn sie zieht die Irrenden oft mit Gewalt zu Gott, weckt die Trägen und Schläfrigen, reinigt die Gerechten, und tilgt oft durch kurze Schmerzen in der Zeit die Strafen der Ewigkeit.
2. Nicht feindlich also erzeigt sich Gott gegen uns, wenn er uns, die wir mit so vielen Seelenkrankheiten behaftet sind, die Arznei einer körperlichen Krankheit zusendet; vielmehr sollen wir sie als einen Beweis seiner väterlichen Vorsehung und Liebe betrachten. Denn die Krankheit ist ein Licht. Sie zeigt dem Menschen den Unwert und das Nichts aller weltlichen Eitelkeit ganz nahe. Sie führt ihn in sein Inneres ein und weckt ihn zum Nachdenken. Sie lehrt den Sünder, dessen Herz noch nicht gänzlich erhärtet ist, aus der Not eine Tugend machen, die allmählich durch Gottes Gnade sich vervollkommnet, und löst die Gott ergebene Seele vollends von der Anhänglichkeit an dieses vorübergehende Leben.
3. Hören wir den Geist Gottes, der uns also ermahnt, Sprichwörter 3,11+12: "Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn, widersetz dich nicht, wenn er dich zurechtweist. Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat." Der Apostel, der diese Worte wiederholt, folgert daraus den Schluss, dass also diejenigen, die in diesem Leben nicht von Gott gezüchtigt werden, keine rechtmäßigen Kinder (Hebräer 12), und folglich von der Anzahl der Auserwählten ausgeschlossen sind. Zum größten Trost muss uns dies gereichen, wenn wir von Trübsalen und Krankheiten heimgesucht werden, und uns zum Lob Gottes anregen. Römer 8,28a: "Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt."
1. Wenn unser barmherziger Erlöser körperlich Kranken die Gesundheit verlieh, begleitete er sie gewöhnlich mit Worten, die eine Arznei für unsere Seelen sind. So zeigte er durch die Verzeihung der Sünden, die er dem Gichtbrüchigen verlieh, dass die menschlichen Krankheiten ihren Ursprung in der Sünde haben, und dass wir vor allen Dingen um die Befreiung von unseren Sünden bitten sollen. Eben darum auch sprach er zu dem anderen Gichtbrüchigen, den er beim Schwemmteich heilte: "Sieh, du bist nun gesund geworden, sündige hinfort nicht mehr, damit dir nichts Schlimmeres widerfährt!" Deutlich sehen wir hier, dass diese Krankheit seiner Sünden wegen ihm widerfahren war. Darum sollen wir die Krankheiten, die Gott uns zusendet, im Geist der Buße annehmen und zur Versöhnung der göttlichen Gerechtigkeit mit Geduld und Ergebung ertragen.
2. Gott sendet zwar seinen Auserwählten zuweilen Krankheiten zu, wie er ihnen andere Trübsale zusendet, nicht um sie zu strafen, als sie dadurch wie das Gold im Feuer zu läutern und die Verdienste ihrer Geduld zu vermehren. Meist aber sucht er die Menschen ihrer Sünden wegen mit Krankheiten heim. Dies bezeugt die Schrift, die spricht: "Wer da sündigt vor dem Angesicht seines Schöpfers, der wird dem Arzt in die Hände fallen!" und an anderer Stelle: "Gott redet, um dem Menschen seine Seele vor dem Grab zu retten, sein Leben davor, in den Todesschacht hinabzusteigen. Er wird gemahnt durch Schmerz auf seinem Lager, und ständig ist Kampf in seinen Gliedern." (Ijob 33,18+19)
3. Sprechen wir also, wenn eine Krankheit über uns kommt, und Schmerzen uns bedrängen: Herr, ein Sünder bin ich, ein großer Schuldner deiner göttlichen Gerechtigkeit. Nichts auch ist billiger, als dass du die Sünde bestrafst. Doch dank dir, denn du bestrafst mich als ein milder Vater durch Trübsale dieses Lebens, und schlägst, damit du heilst. So nimm denn meine Schmerzen barmherzig als ein Sühnopfer auf, und verleihe mir deine Gnade, damit sie durch meine Geduld verdienstlich und dir wohlgefällig werden. Ijob 6,10: "Das wäre noch ein Trost für mich; ich hüpfte auf im Leid, mit dem er mich nicht schont. Denn ich habe die Worte des Heiligen nicht verleugnet."
Die Himmlische Herrin definierte einst die Reinheit als das Ausmaβ, in dem eine Seele ein Spiegel ohne Flecken und daher in der Lage ist, das Licht Gottes ungehindert und unverzerrt um sich herum auszustrahlen. Spritzer und Flecken auf dem Spiegel der Seele entstehen aus jeder Abweichung vom Göttlichen Gesetz, also aus jeder Sünde oder jeder Untugend, mit anderen Worten aus jedem Mangel an selbstloser Liebe jeglichem Mitgeschöpf gegenüber. Mit jeder Lieblosigkeit verfinstert sich die Seele weiter. Aufgrund Ihres vollkommen sündenfreien Lebens war die Heilige Jungfrau die reinste geschaffene Seele, die jemals auf Erden gelebt hat.
Besondere Empfehlungen für den Tag Die Gebetsblumen 495, 925, 1237 und 1645. Kapitel 58 in Schleier aus Gold. Anrufung für diesen Tag "Sei gepriesen, o Maria, Du Reinste aller Seelen, die jemals auf Erden gelebt haben. Richte doch mein Herz ganz auf Dich aus, damit auch in mir nichts zustande kommen kann, das keine makellose Liebe in sich trägt und dadurch den Spiegel meiner Seele beflecken kann".
1. Die heilige Theresia brannte von heiliger Liebe zu ihrem göttlichen Geliebten. Ihre Liebe aber war tätig gleich dem Feuer, das niemals spricht: Es ist genug! Schon in ihrer Kindheit trieb diese heilige Flamme sie an, die Marter zu suchen, in späteren Jahren aber das Gelübde abzulegen, alle ihre Werke mit möglichster Vollkommenheit zu tun. Diese feurige Liebe nahm bis an das Ende ihres Lebens fortwährend an Stärke und Innigkeit zu. Sie erweckte in ihr ein unersättliches Verlangen nach Leiden. Ohne Unterlass krank, peinigte sie ihren unschuldigen Körper noch mit schweren Bußwerken, ja ihr Wahlspruch war: "Entweder leiden oder sterben." - Wann wirst du einmal anfangen, Gott wahrhaft, standhaft und eifrig zu lieben?
2. Großes tat die heilige Theresia für Gott. Großes auch litt sie für ihn. Gott, die Menschen und die bösen Geister prüften ihre Liebe und übten ihre Geduld, Gott durch innerliche Trostlosigkeit, die Menschen durch Verfolgungen, die bösen Geister durch wütende Versuchungen. Zwar erhob Gott, nachdem sie durch ihre standhafte Treue seiner sich würdig bewiesen hatte, sie zu den höchsten Entzückungen, und offenbarte ihr viele verborgene Geheimnisse seiner Weisheit, aber wie viele Leiden erweckten ihr diese Offenbarungen, wie schwere Widersprüche ertrug sie von ihren geistigen Führern. Dennoch aber unterwarf sie sich ihrem Urteil, denn mit Recht hielt sie alle Heiligkeit für falsch, die ihrem eigenen Sinn nicht entsagt.
3. Endlich war diese seraphische Jungfrau eine glückselige Mutter zahlloser Kinder. Sie stiftete einen Orden für Klostermänner und für Klosterfrauen. Aber wie überaus schwer war ihr die Geburt so vieler Kinder Gottes. Große und strenge Verfolgungen musste sie deshalb, und zwar sogar von solchen erdulden, die ihre heilige Absicht hätten fördern sollen. - Lerne die innerlichen Trockenheiten des Herzens ertragen, da Gott immer großmütig die Seelen belohnt, die in diesen strengen Prüfungen ihm getreu sind. Lerne Gott zuliebe vieles leiden, wenn du Großes für ihn tun willst, da das Samenkorn, wenn es nicht erstirbt, keine Frucht bringt. Hohelied 2,2: "Wie eine Lilie unter Dornen, also ist meine Freundin unter den Töchtern!"