„Wenn ich fortgehe, werde ich den Paraklet, den Beistand zu euch senden“
Christus ist jetzt wirklich bei uns, auf welche Weise auch immer. Er sagt es selber: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20)…
Ihr könntet euch das so erklären: „Christus ist wiedergekommen, aber im Geist; an seiner Stelle ist sein Geist gekommen. Und wenn man sagt, dass Christus bei uns ist, so bedeutet das lediglich, dass sein Geist bei uns ist.“ Es kann gewiss niemand leugnen… dass der Heilige Geist herabgekommen ist. Aber wozu ist er gekommen? Etwa um den abwesenden Christus zu ersetzen oder um dessen Anwesenheit zu vervollständigen? Mit Sicherheit: um ihn gegenwärtig zu setzen. Halten wir auch nicht einen Augenblick an der Vorstellung fest, Gott Heiliger Geist könnte in einer Weise kommen, dass Gott Sohn fern bleibt! Nein, der Heilige Geist ist nicht gekommen, damit Christus nicht kommt, vielmehr: damit Christus im Kommen des Geistes kommen kann. Durch den Heiligen Geist treten wir in Verbindung mit dem Vater und dem Sohn…
Der hl. Paulus schreibt: „In Christus werden wir in den Bau eingefügt, um im Geiste zu einer Wohnung Gottes erbaut zu werden“… und „er möge euch gewähren, dass ihr in eurem Inneren durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt, damit Christus durch den Glauben in euerem Herzen wohne“ (Eph 2,22; 3,16f).
Der Heilige Geist bewirkt, dass Christus im Herzen Wohnung nimmt, und der Glaube heißt den Gast willkommen. So nimmt der Heilige Geist nicht den Platz Christi in der Seele ein, sondern er sichert Christus diesen Platz…
Der Heilige Geist also kommt in seiner Güte zu uns, damit Christus zu uns kommen kann, nicht materiell oder sichtbar, vielmehr geht er in uns ein. Und auf diese Weise ist er zugleich gegenwärtig und abwesend: abwesend dadurch, dass er die Erde verlassen hat, gegenwärtig dadurch, dass er die gläubige Seele nicht verlassen hat. Er sagt ja selber: „Die Welt sieht mich nicht mehr, ihr aber seht mich“ (Joh 14,19).
Predigt: „Die geistige Gegenwart Christi in der Kirche“, PPS, Bd. 6, Nr. 10
aus: Kommentar zum heutigen Evangelium
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